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Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 115/11. 30.11.2019. Jeden Tag eine Seite schreiben. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. November 2019. Kopien: Angela, Beatrice, Micha, Sissi, Line, Vroni s. 19.11., Alex.

Bis Sonntag 19. November 2019 in meiner Webseite: klausbuchholz.homepage.t-online.de.  Da komme ich nicht mehr zum Bearbeiten rein, weil der Design Assistent abgestellt ist. Ich war total deprimiert. Da fand meine kluge Tochter Beatrice das Angebot der Telekom zu dieser neuen homepage für 6,95 € im Monat, die ersten drei Monate frei, 14,95 € einmalig für die Einrichtung, 12 Monate Mindestlaufzeit: klausbuchholzdokugegendasvergessen.de. Heute am 22.11.2019 mit Hilfe der netten Technikerinnen der Telekom geöffnet. Nur Schwierigkeiten mit Browser 7. Der soll veraltet sein. Deshalb mit Mozilla Firefox geöffnet. Mal sehen, ob das morgen funktioniert? Ja, funktioniert.

Montag 18. November 2019 10h25. Elektro-Autos sind zur Zeit der große Run in den Industrieländern. Als ob das etwas Neues ist. In meiner Kindheit verfügte die Post in Berlin über viele Paketautos mit Elektromotoren. Sie summten leise durch die Straßen. Und in meinem Betrieb Elektrokohle gab es auch Batterie angetriebene Zugfahrzeuge. Unsere Blöcke aus Stampfmasse fuhren wir mit den sogenannten Moppels aus der Halle zum Lagerplatz. Dabei durften nur die Anhänger beladen werden. Unter der Ladefläche der E-Karren waren die Batterien. Es kam selten vor, dass sie im Schichtbetrieb schwach wurden und der E-Karren zur Ladestation neben der kleinen Brennerei gefahren wurde. Meistens wurden sie wohl vom Schichtführer nach der Schicht geprüft und gegebenenfalls zur Ladestation gefahren. Einmal fuhr ich quer durch das Werk vom Nordgelände, wo unsere Produktionshalle stand bis zum Werktor an der Herzbergstrasse. Da hatte sich jemand an der Wache mit meinem Personalausweis gemeldet. Die riefen an und ich fuhr zur Wache, wo ein junger Bursche auf eine dicke Belohnung wartete. Aber ich hatte in meinen Arbeitssachen kein Geld. Außerdem nützte mir der Ausweis nichts. Ich hatte schon einen neuen. Vor Monaten war mir das Portemonnaie bei einer Dienstfahrt zum Stahlwerk Hennigsdorf in der S-Bahn aus der Hosentasche gefallen. Das Portemonnaie hatte ich ohne Geld nach ein paar Monaten zurück. Nur den Personalausweis nicht. Aber es tut mir bis heute leid, dass ich den Überbringer nicht belohnen konnte. Ich muss auch einen teuflischen Eindruck auf ihn gemacht haben, wie ich mit dem Moppel da zur Wache anbrauste, Dreck verschmiert vom Kohlenstaub und mit weiß gepudertem Gesicht und einen verwegenen Hut auf dem Kopf. Wir bekamen Babypuder gegen die Pechblende. Damit verhinderten wir Verbrennungen im Gesicht. Aber der Schweiß lief über das Gesicht und tropfte mit dem Puder runter. Einige rote Stellen hatten wir immer im Gesicht. Es war der Vorhof zur Hölle. Das war die Seite 312 10h50.

Dienstag 19. November 2019 10h42.  Heute wird die neue Waschmaschine geliefert. Für 500 € der Toplader von Zanussi  mit dem niedrigsten Preis bei Euronics am Datheplatz, 449 €. Dazu kommen noch 50 € für den Transport und den Abtransport der alten Waschmaschine und das Anschließen und ein Testlauf, wie der Verkäufer sagte. Deshalb ein Abgesang auf die Alte. Vor fast 30 Jahren, Anfang der 1990er Jahre kaufte sie Vroni. Eine schmale Ausführung mit 40 cm Breite, passend für die kleine Küche im Plattenbau in Hellersdorf. Vorher im Tierpark stand eine breite Waschmaschine aus DDR-Produktion im Waschkeller unserer geräumigen Wohnung. Das war im Neubau in Hellersdorf nicht möglich. Da musste die Waschmaschine in die Küche, denn auch das Bad war eng. Jedenfalls schenkte Vroni mir die Maschine zum Abschied, als sie mit Micha zu ihrer Mutter nach Karl-Marx-Stadt - heute Chemnitz - zog. Da hatte eine große Waschmaschine wieder Platz im geräumigen Waschkeller der hübschen Villa am Amselsteig. Eine Ecke im Waschkeller war noch ausgefüllt mit einem gemauerten Ofen und riesigem eingelassenem Waschkessel mit Holzdeckel. Da wurde noch mit Kohle gefeuert. Nun kommt die Energie aus der Steckdose. Fast 30 Jahre leistete mir die Bauknecht gute Dienste. Etwa alle 10 Tage wurde sie voll gepackt und arbeitete zuverlässig ihr Programm ab. Aber immer nur mit 60 Grad C. Bei 100 Grad Celsius ist die Abnutzung von Textil und Maschine zu groß und nicht notwendig. Etwa vor 10 Jahren bildete sich einmal eine Wasserpfütze unter der Maschine. Die Pumpe war undicht. Für 30 € gab es eine neue und ich baute die defekte aus und die neue ein. Der Defekt war, wie es sich bei näherer Betrachtung herausstellte nur, dass sich ein dünner Grashalm um die Welle des Antriebs durch die Gummidichtung gedreht hatte. Ein paar Jahre vorher ließ sich der Deckel der Waschmaschine  nur schwierig  öffnen. Ich baute die Kindersicherung aus und das Übel war beseitigt. Der dritte Mangel war, dass das Waschmittel nicht aus den vorgesehenen Behältern eingespült wurde. Aber das ist nicht schlimm. Waschmittel, Weichspüler und Calgon Power Tabs kommen direkt in die Wäsche. Nun auf ein Neues! Welche Probleme wird es nun geben? Zwei Jahre Garantie. Das war die Seite 313 11h13.

Mittwoch 20. November 2019 14h45.  Eine ernüchternde Auskunft gestern von einem Techniker der Telekom. Der Design Assistent zur Bearbeitung der Webseite www.homepage.klausbuchholz.t-online.de wird nicht mehr unterstützt. Seit Wochen dauerte das Öffnen immer länger bis es gestern völlig versagte. Es gibt nur noch den Homepage Designer. Meine Webseite kann ich nicht mehr bearbeiten, keinen Text, kein Foto hinzufügen. Seit dem 13. Oktober 2007 ging alles gut, mehr oder weniger. Nun nicht mehr. Die Begründung des Techniker ist einfach: Die Technik geht weiter. Das ist richtig. Aber doch nicht auf Kosten des Kunden. Sie machen es sich einfach. Beim drucken ist es auch so. Vor Jahren war die Software einfacher zu nutzen und ich konnte mehr machen. Es wird nichts anderes übrig bleiben, als eine neue Webseite einzurichten. Das bringt Geld ohne Aufwand für die Telekom. Ist das der Sinn der Weiterentwicklung der Technik? Das ist Kapitalismus. Sie haben das Monopol und können alles machen, um ihre Gewinne zu steigern. Und der Kunde muss sich alles gefallen lassen. Dabei war ich meistens zufrieden mit der Telekom. Ich bin enttäuscht. Natürlich kann man den Anbieter wechseln. Ob das was bringt? Der Druck, Gewinn zu machen, Kosten zu sparen ist überall. Aber vielleicht bringt ein neuer Designer auch Vorteile. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Da ist vieles, was einfacher und besser zur Bearbeitung einer Webseite sein kann. Es dauert insgesamt zu lange, um Text und Fotos einzufügen. Und ist umständlicher, als es sein muss. Das war die Seite 314 15h10.

Donnerstag 21. November 2019 12h21.  Heute wird Rolly 80 Jahre alt. Rosalyn B. ist die zweite Frau meines Cousins John Arthur B. in Greene NY USA. Sie wohnten bis zum vorigen Jahr zusammen in einem schönen Blockhaus am Echo Lake. Rolly konnte gut kochen und servierte John so manche köstliche Speise. Auch bei den reunions mit Verwandten und Freunden war sie eine angenehme Gastgeberin. Nun ist sie in Betreuung. Sie hat Alsheimer. John konnte die Pflege nicht mehr gewährleisten. War es das gute Essen? Wer weiß das schon. Eine der vielen Krankheiten, deren Ursache noch immer unklar ist. John muss nun allein klar kommen. Es war seine zweite Frau. Mit seiner ersten Frau hat John vier Söhne: Larry - Lawrence genauer -, John, Mark und Steven. Alle haben ihre Familie, Kinder und ein glückliches Leben, soweit ich das von hier aus beurteilen kann. Sie treffen sich regelmäßig zum vergnüglichen Beisammensein.  Nur Rolly ist nun nicht mehr dabei und John Arthur muss in seinem geräumigen Haus am See allein klar kommen. Er hat viele Verwandte und Freunde. Die helfen sicher. Einer ist der Künstler Barry M., der auch ein Wochenendhaus am Echo Lake hat. Und ein Malstudio im Wald. Der ganze See ist mit Wald umgeben. Wie auch Johns Schwester Chris, die mit John B. dem Eigentümer einer Sägemühle in der Nähe verheiratet ist. Seine jüngste Schwester Lanie lebt dagegen weit weg in Salida Colorado mit ihrem Mann Phil S. Ihr Sohn Andy wohnt nicht weit weg in Boulder. John Arthur spielt mit einer Gruppe Musiker Gitarre und schreibt Familiengeschichte. Die Geschwister forschten über ihre Vorfahren und so entdeckten sie meine Webseite. Sie fragten an, ob wir verwandt sind und nach einem DNA-Test wurde das bestätigt. Auch dadurch, dass wir beide unsere Vorfahren auf einen gemeinsamen Vorfahren, den Peter Buchholz im Netzegau bei Posen - heute wieder zu Polen - Ende des 18. Jahrhunderts zurück führen konnten. Das war die Seite 315 13h12.


Freitag 22. November 2019 12h27.  Heute vor 56 Jahren, 1963, wurde Kennedy, Präsident der USA, in Dallas/Texas erschossen. Kennedy soll darauf bestanden haben, im offenen Wagen durch die Stadt zu fahren, obwohl Anschläge angekündigt waren. Beschuldigt wurde Lee Harvey Oswald, der kurz nach dem Mord festgenommen wurde. Er soll aus dem Fenster eines Hochhauses geschossen haben. Dort fand man ein Gewehr. Jemand soll gesehen haben, dass die Schüsse von dort kamen. Oswald beteuerte seine Unschuld. Er wäre nur der Sündenbock. Zwei Tage nach dem Mord erschoss ihn ein Barbesitzer aus Dallas. Der beging dann in Haft angeblich Selbstmord. Andere hatten gesehen, dass die Schüsse von einem nahen Zaun zum Bahngelände kamen. Ein Eisenbahner hatte Personen gesehen. Diese Spur wurde nicht verfolgt. Oswald gilt nach der staatlichen Untersuchung als der alleinige Mörder. Das wird angezweifelt. Besonders wegen der krummen Flugbahn einer der Kugeln. Kennedy hatte Feinde besonders im Süden der USA, weil er eine liberalere Politik vertrat. Er hatte drei Jahre vorher die Mondlandung noch in den 1960er Jahren angekündigt. Die kam 1969. Aber auch mit Verdächtigungen, dass das alles in Hollywood gedreht worden sei. Genauso der Mord an der Schauspielerin Marilyn Monroe, der man ein Verhältnis mit Kennedy und seinem Bruder, dem Justizminister, nachsagt. Kennedy verhängte eine Seeblockade gegen Cuba, weil dort sowjetische Raketen entdeckt wurden als Reaktion auf die Bedrohung der US-Raketen in der Türkei an der Grenze zur Sowjetunion. Schließlich zogen beide ihre Raketen zurück und der dritte Weltkrieg wurde verhindert. Kennedy entstammte einer reichen Familie, die großen Einfluss in den USA hat. Seine Frau heiratete später einen reichen Griechen, der mit Öltanker sein Geld gemacht hatte. Das war die Seite 316 13h04.

Sonnabend 23. November 2019 11h31. Gestern vor 14 Jahren wurde Angela Merkel Bundeskanzlerin. Ich kann mich noch gut an den vorigen Bundeskanzler Schröder von der SPD erinnern, wie er Merkel nicht für fähig hielt. Sie hat bewiesen, dass eine Frau auch in der Lage ist, diese stressige Arbeit zu machen. Sogar viele Jahre. Und sie wurde wieder von ihrer CDU Fraktion vorgeschlagen und vom Bundesrat zusammen mit dem Bundestag gewählt. Auch von den Abgeordneten der SPD. Nun aber legte sie den Vorsitz der CDU nieder und kündigte an, nicht noch einmal als Bundeskanzlerin kandidieren zu wollen. SPD, CDU und CSU verloren einen großen Teil ihrer Wähler. AfD und Grüne wurden gewählt. Eine allgemeine Unzufriedenheit mit den bisherigen Volksparteien macht sich breit. Nicht nur in Deutschland. Was machten sie falsch. Sie standen zu weit an der Seite der großen Konzerne, der Autoindustrie und überhaupt der Reichen. Das Volk fühlt sich betrogen und geht auf den Leim der Populisten. Die gaukeln einfache Lösungen an. Aber das Leben ist nun mal nicht einfach und die Demokratie nicht einfach zu händeln. Demokratie bedeutet Kompromisse machen. Dazu ist ein Egoist nicht in der Lage. Die Menschlichkeit bleibt auf der Strecke. Kriege und Kriminalität sind einfach nicht unter Kontrolle zu kriegen. Dabei bemühen sich internationale Organisationen, wie die Vereinten Nationen um Frieden. Aber der Nationalismus, der Egoismus sind oft leider stärker als die Menschlichkeit. Als Merkel noch nicht Bundeskanzlerin war, wollte sie deutsche Soldaten mit den USA in den Irak-Krieg schicken und kritisierte den Bundskanzler der SPD Schröder und die Grünen, die das ablehnten. Wie es sich herausstellte hatte der Irak nicht die Waffen, die die US-Geheimdienste als Gefahr für die westliche Welt entdeckt haben wollten. Dafür mussten 100 000 Iraker sterben, Männer, Frauen, Kinder, aus den unterdrückten wurde der IS, der Islamische Staat und terrorisierte die angeblich Ungläubigen. Das war die Seite 317 11h59.

Sonntag 24. November 2019 12h32.  Heute ist Totensonntag, steht auf dem Kalender. Ein Tag, den meine Eltern als ich Kind war, mit einem Gang zum Friedhof verbanden. Da lag Richard Buchholz, der Vater meines Vaters. Seine Söhne, mein Vater Kurt, Paul und Herbert trafen sich auf dem Friedhof an der heutigen Konrad Wolf Strasse in Berlin-Weißensee. Vor Jahren war ich dort. Der große Stein mit den Inschriften und einer Mulde für Blumen war weg. Jedenfalls der meines Opas. Andere gleiche Steine standen noch. Das ist ja nun auch schon rund 90 Jahre her, dass er an den Folgen einer Kriegsverletzung starb. Seine Söhne Kurt, Paul und Herbert  leben auch nicht mehr und auch die Enkel sind nicht komplett. Herberts Sohn Günter und seine Schwester Rita aus Tempelhof, Pauls Tochter Inge und mein Bruder Kurt, der in Hausen AG Schweiz lebte, sind schon gestorben. Jürgen lebt in Bad Hersfeld und ich in Berlin. Richards Urenkel erfreuen sich ihres Lebens: Heike in der Schweiz, Tochter meines Bruders Kurt, Nachkommen von Inge in Berlin-Rudow und Margitta von Günter, mit denen ich leider keinen Kontakt habe - meine Bemühungen waren erfolglos -, Gary, Janina und Jessica von Herbert Buchholz. Da sind auch viele Kinder, die zum Teil erwachsen sind: Jürgen, Andrea, Alexander, Lisa-Annemarie, Angela, Beatrice, Michael, Franziska, Celina, Jason, Lennard, Charleen, Robin, Justin, Emilia, Caroline, Tamara und Jeanni. Erstaunlich ist der fehlende Zusammenhalt. Zum Teil verursacht durch die räumliche Entfernung Schweiz, Hannover, Bad Hersfeld, Berlin, aber auch durch weniger Interesse an der Verwandtschaft. Jeder hat mit sich und seiner Familie, seinen Freunden zu tun und die Zeit ist voll ausgelastet. Obwohl früher länger gearbeitet wurde und das Leben insgesamt schwieriger war, gab es mehr Zusammenhalt. Wir hatten damals auch noch nicht so viel Zerstreuung wie heute: Fernsehen, Hobbys, Veranstaltungen usw. Und es war wohl auch die sozial und kriegsbedingte Not, die dazu führte, dass man sich mehr um einander kümmerte. Das war die Seite 318 13h13.

Montag 25. November 2019 11h44.  Mog de dor tau, fiel mir ein als ich heute die Balkontür schloss. Mach die Tür zu, heißt das. Ein Spruch von den Eltern meiner Mutter, Martha und Ludwig Reddig. Ludwig kam aus Ostpreußen und heiratete die Berlinerin Martha. Aber der Dialekt weist auf Plattdeutsch hin. Also irgendwo an der Ost- oder Nordsee. Entweder haben sie den Spruch irgendwo aufgeschnappt oder sie lebten dort. Nicht einmal der Geburtsname von Martha ist mir bekannt. Die Herkunft zu ergründen, würde nicht so einfach sein. Alte Kirchenbücher zu wälzen ist nicht jedermanns Sache. Letztendlich auch wenig nützlich. Trotzdem. Es wäre schon wissenswert, aus was wir zusammengesetzt sind. Irgendetwas von den Vorfahren ist immer drin in uns. Und damit kann man auf Verhalten und Ansichten schließen. Was sich dann auch behandeln ließe, unterdrücken, bekämpfen oder unterstützen. Ein Stück zusätzliche Gesundheit. Vom Vater sind wir Buchholzer von der Landwirtschaft geprägt. Der Uropa Friedrich Wilhelm Buchholz hatte einen Hof in Nadolnik Mühle. Wie das heut auf polnisch heißt, weiß ich nicht. Obwohl ich vor Jahren dort war. Einmal mit meiner Mutter und Tante Mariechen im Trabi und einmal mit Beckers Auto. Erwin Becker stammte auch von dieser Gegend im Netzegau, Regierungsbezirk Schneidemühl in der Nähe von Posen. Sie müssen aus Mecklenburg eingewandert sein. Denn auf der Flucht nach dem zweiten Weltkrieg wanderten sie zu Verwandten in Prenzlau oder Pasewalk. Weihnachten 1945 starben dort meine Urgroßeltern und die Kinder wanderten weiter in Richtung Westen, weil es bei den Verwandten zu beengt war. In Pinneberg und Cloppenburg blieben sie. Und da fand ich sie auch. Das war die Seite 319 12h08.

Dienstag 26. November 2019 14h01.  Olaf aus der Rewe-Familie am Datheplatz hätte seine Frau nie zum zelten bewegen können. Dabei erinnerte ich mich an unseren Dauerzeltplatz in Boek an der Müritz jeden Sommer bis 1990. Ein geräumiges Zelt mit zwei Schlafkabinen, Küche und davor das Wohnzimmer mit Klappstühlen, Tisch und Teppich auf der Erde. Also nicht direkt auf der Erde. Dazwischen war noch eine dicke Zeltplane. So waren dort etwa alle eingerichtet. Die Initiative kam von meinem Betrieb Elektrokohle. Da gab es den rührigen Direktor und Sport-Organisator Werner Prescha, der auch die Brettsegelsektion ins Leben rief. Der Chef war mein Freund Jürgen R. Dreher in der Kleinkohle. Der konnte am besten surfen. Wir bauten unsere Bretter selbst. Aus einer Polystyrolschaum-Firma im Harz kauften wir zwei zwei Meter lange Blöcke und bearbeiteten sie mit glühendem Draht, Raspel und Sandpapier. Das war aber dann ein sehr schwankendes Gerät. Und so kaufte ich für 2000 Mark noch ein komplettes Segelbrett von einem Freund von Jürgen, welches dieser baute. Das ließ sich stabil segeln. Damit waren wir auf dem Campingplatz am Stechlinsee bei Michael F. und auf Usedom an der Ostsee bei Verwandten von Norbert T., der auch einen Windsurfer hatte. Mit dem Zelt waren wir auch ein paar Tage in Prag. Vroni, Sabine, Loli und ich mit Schlafsäcken in einem Minizelt für ein paar Tage. Wir wollten die Möglichkeit nutzen, eine Flugreise von Schönefeld zu machen. Mit Sack und Pack kamen wir auf dem Flugplatz bei Prag an, nahmen eine Taxe zum nächsten Campingplatz und bauten unser Zelt auf. Mit dem Zelt fuhren wir im Trabant auch über die Alpen nach Italien bis zum Gardasee. Auf dem Klausenpass wurde es dunkel und wir campten dort oben am Pass. Umgeben von Felsentürmen. Sehr romantisch. Ohne Zelt, nur mit einer Decke radelte ich 1955 über die Alpen, am Lago Maggiore entlang, durch Milano und Genua am Mittelmeer bis Nizza und zurück über Genf, Baden Nürnberg nach Berlin. Soviel Verkehr wie heute war damals noch nicht. Heute ist das wohl unvorstellbar. Das war die Seite 320 14h30.

Mittwoch 27. November 2019 13h52.  Das Handy zeigt heute Donnerstag 28. November 2019 an. Das ist total verwirrend, weil das Handy immer richtig lag. Bisher jedenfalls. Die Stimme vom Assistenten im Handy sagte dagegen, es ist Mittwoch der 27. November 2019. Das erste Mal, dass ich diesen Assistenten fragte. Obwohl er mich dauernd auffordert: Frage mich etwas. Der PC zeigt auch das Datum 27., also wird es wohl stimmen. Bleibt die Frage, warum die Anzeige im Handy falsch ist, einen Tag weiter. Und wie soll das korrigiert werden? Hoffentlich automatisch. Oder treibt da ein Virus sein Unwesen. Das wäre einmalig. Oder ist mir ein Tag durch die Lappen gegangen? Es ist wirklich frustrierend. Bin gespannt, wie das weitergeht. Am besten, ich frage im T-Punkt im Ring-Center nach und lege ihnen das Handy vor. Ist ja auch weit über die Laufzeit zwei Jahre nach dem Kauf hinaus. Das war im April. Aber der T-Punkt meinte im April, ein neues Handy ist noch nicht nötig, bzw. es ist noch kein Besseres da. Vielleicht ein halbes Jahr später. Das ist ja nun auch vorbei. Also bleibt nichts übrig. Eine Kurzfahrt mit der U-Bahn von Friedrichsfelde bis zur Frankfurter Allee zum Allee-Center lässt sich nicht vermeiden. Da kann ich auch gut Mittag essen. Montag ist das Mittag essen ausgefallen, weil Hildchen nach ihrem Sturz vor Schmerzen keine Fahrt machen konnte. Eben rief sie an. Es geht ihr wohl schon besser. Sie will jedenfalls am kommenden Montag wieder fit sein. Bis dahin wird sie von ihrer Tochter Karin, vom Sohn Uwe und vom Enkel Maik umsorgt. Es ist angenehm, alle um sich zu haben. Karin kommt mit dem Fahrrad, Uwe wohnt gleich nebenan und Maik hat sich das bisherige Computerzimmer eingerichtet. Das war die Seite 321 14h18.

Donnerstag 28. November 2019 14h17.  Morgen vor 30 Jahren, 1989, wurde die Brigade Bruno Leuschner aufgelöst. Die Mauer war gerade gefallen, da begann auch schon der Abbau der sozialen Errungenschaften der DDR. Unser Brigade- und Planungsleiter Bernd H. gefiel die Brigade schon lange nicht mehr. Aber das wurde von oben erwartet. Alle Struktureinheiten im VEB Elektrokohle Lichtenberg pflegten eine aktive Brigadearbeit. Wir hatten ein Brigadebuch, wo alle Aktivitäten eingetragen wurden. In jedem Jahr gab es eine Auswertung und Ehrung und Geldzuwendung. Wir fuhren mit unseren Familien nach Warschau, in das tschechische Elbsandsteingebirge, in Ferienheimen in der Mecklenburger Seenplatte und trafen uns in Berliner Gaststätten zum Ferkelessen und im Chinarestaurant. So brachten wir das Geld unter die Leute. Auch Geburtstage mit Geschenken wurden gefeiert. Am Nachmittag gab es einen frühen Feierabend und wir saßen um den langen Beratungstisch, aßen und tranken und schwatzten, was das Zeug hielt. Die Organisation der Aktivitäten übernahmen rundherum die beteiligten Struktureinheiten. Ich hatte eine Reise über das Wochenende zu organisieren mit Kauf der Bahnkarten und Sicherung der Unterkunft. An diesem Tag starb mein Vater. Ich hatte ihn noch vor Abfahrt im Oskar-Ziethen-Krankenhaus besucht. Nach der Rückkehr teilte mir Vroni mit, dass mein Vater  am Sonntag gestorben war. Es war der 14. Oktober 1988, mein 53. Geburtstag. Bernd H. war gegen die Brigadetätigkeit, weil sie auch Arbeitszeit erforderte und uns von den wichtigen Aufgaben unserer Arbeit abhielt. Er hatte auch die Idee, Arbeitslosigkeit zu organisieren mit dem Ziel die Arbeitsdisziplin zu verbessern und für sich stellte er sich vor, einen Bahnhof zu kaufen und als Einkaufszentrum zu gestalten. Er hatte die DDR-Zeit schon überwunden bevor die Mauer fiel und wurde dann auch in der Elektrokohle AG als Vorstandsvorsitzender eingesetzt. Mich wählte die Belegschaft in den Aufsichts- und in den Personalrat. Das war die Seite 321 14h47. 

Freitag 29. November 2019 13h35. Heute hat Loli Geburtstag. Wir feierten mit Skype rein. Kurz nach Mitternacht kam Line nach Hause und das Hallo war groß. 52 Jahre ist auch schon ein ordentlich weiter Weg. Er begann 1967 in der Moldaustr. 32 in Berlin-Friedrichsfelde. Wir hatten die Wohnung im Vier-Etagen-Neubau erst seit zwei Jahren von der Wohnungsbaugenossenschaft des VEB Elektrokohle Lichtenberg erhalten. Wir waren Erstbezieher. Nun holten wir auch Angela von den Großeltern in Fredersdorf. Es war eine geräumige Vier-Zimmer-Wohnung, so dass die Kinder jeder ein eigenes Zimmer erhielten. Fernheizung, Bad mit Wanne und Waschmaschine, breiter Balkon nach Süden, alles im dritten Stock mit guter Aussicht über den Tränkegraben und die Laubenpiepersiedlung. 300 Meter bis zur U-Bahnstation Friedrichsfelde und 500 Meter bis zur Straßenbahn auf der Allee am Tierpark, heute Treskow-Allee. Heute ist die Siedlung grün mit vielen Bäumen. Damals wehte der feine Sand durch das Neubaugebiet und vom vielleicht fünf Kilometer entferntem Kraftwerk Klingenberg kam feiner Russstaub aus den vier Schornsteinen und setzte sich auf die Fensterbretter und die Wäsche auf den Trockenplätzen zwischen den Häusern. Heute ist alles grün und die kleinen Vorgärten sind voll Blumen und Sträucher. In der Nähe waren Kindergarten, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten in der Passage. Angelas Schule an der Rummelsburger Strasse existiert noch. Lolis Schule wurde bald nach der Wende abgerissen. Da steht heute das Altersheim mit dem munteren Namen Abendsonne. Das war die Seite 322 14h02.

Sonnabend 30. November 2019 14h35. Heute wird Lisa Annemarie B. sechs Jahre alt. Ob sie schon in der Schule ist? Ich habe leider wenig Verbindung nach Hannover zu Alex, dem Sohn meines Cousins Jürgen. In der DDR-Zeit verstanden wir uns gut. Er kam mit seinen neuen Autos zu Besuch und ich durfte eine Runde mit einem Westwagen fahren. Im Verhältnis zum Trabant waren Westwagen viel leiser, was das Schalten nach Gehör erschwerte. Heute hat man sich daran gewöhnt. Sie zogen von Berlin-Steglitz nach Bad Hersfeld mit den Kindern Andrea und Alexander, weil es da ruhiger als in Berlin war. Jürgen und seine Frau Christiane wohnen da immer noch. Allerdings gaben sie ihr feines Haus mit Garten auf und leben in einer Stadtwohnung. Ich besuchte sie auf dem Weg zu Anneliese in der Schweiz und blieb eine Nacht dort. Bad Hersfeld ist eine gemütliche Kleinstadt mit Theatertradition, alter Stadtmauer und Erinnerungen. Es ist da nun nicht mehr so ruhig wie vor Jahren. Es war kaum ein Parkplatz zu finden. Alex wohnt mit seiner Fran Mandy und ihrer Tochter Lisa nicht weit weg in Hannover. Durch seine Eltern hat er seit der Kindheit Verbindung nach Schweden und sie fahren im Urlaub dorthin. Da kann er seiner Leidenschaft, das Angeln, nachkommen. Im Winter genießen sie die Wärme in Lanzarote. Lisa Annemarie hat ihren zweiten Namen nach Christianes Mutter, die ihre letzten Lebensjahre in einer eigenen Wohnung in Christianes und Jürgens Haus verbrachte. Auf dem Wege nach Miami Beach besuchte ich sie dort mit Micha. Es war eine angenehme Zwischenstation. Im Garten hatten sie einen Teich mit einer kleinen Brücke. Zum Frühstück konnte man neben dem Gartenhaus sehr schön im Freien sitzen. Ich erinnere mich auch gern an das Schwimmbad in der unteren Etage. Das war für die Familie und besonders für die Kinder ein tolles Haus. Das war die Seite 323 15h14.




Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 115/12. 31.12.2019. Jeden Tag eine Seite schreiben. Dezember 2019. Kopien: Angela, Beatrice, Micha, Sissi, Line, Alex.

Sonntag 1. Dezember 2019 13h07. Heute vor 70 Jahren, 1949, erhielt meine Mutter Charlotte Buchholz die staatliche Anerkennung als Gesundheitsfürsorgerin. Dafür hatte sie ein halbes Jahr ein Direktstudium in Potsdam und ich musste in der Zeit in das Schulheim in Waldsieversdorf bei Buckow, was mir überhaupt nicht gefiel. Da gab es nur wenig Freizeit und alles war durchorganisiert vom Aufstehen bis zum Schlafen gehen. Die wenige Freizeit nutzte ich mit Erkundungen im dichten Wald um den Däbernsee. Da schwammen Ringelnattern auf dem See und es gab Eidechsen und Blindschleichen, die sich auf den Sandwegen sonnten und Schützengräben und Unterstände vom Krieg, die ich mit meinen Freund Klaus F. besichtigte. Im Däbernsee machte ich den Freischwimmer, belegte einen Kursus Stenographie, trat in die FDJ -Freie Deutsche Jugend- ein und zeichnete die Gebäude des Heimes. Meine Mutter wurde anschließend Mitarbeiterin des Kreisarztes. Dazu mussten wir zur Verwaltung des Kreises Niederbarnim nach Bernau umziehen. Zu unserem Grundstück fuhren wir am Wochenende mit dem Fahrrad sogar auf der Autobahn von Blumberg bis Fredersdorf. Da war damals kaum Verkehr auf der Autobahn.  Unser Hund Putzi lief anfangs fleißig neben uns her. Aber später war es zu anstrengend für ihn und er kam in den Babykorb am Fahrradlenker.  Nach der neuen Aufteilung der Landkreise 1952 wurde Strausberg zur Kreisstadt und wir zogen zurück nach Fredersdorf. Meine Mutter betreute die Gemeindeschwestern in den Dörfern des Kreises Strausberg. Dahin fuhr sie überwiegend mit dem Fahrrad. Sie beantragte einen Trabant und machte die Fahrerlaubnis. Aber der wurde erst nach sieben Jahren ausgeliefert. Da waren wir schon nach Berlin umgezogen und wohnten  zusammen mit meiner Frau Vera in der Normannenstrasse 3a in Berlin-Lichtenberg und meine Mutter arbeitete in der Onkologischen Zentralstation in der Frankfurter Allee. Das war die Seite 324 13h48.

Montag 2. Dezember 2019 11h17.  Hildchen hat immer noch starke Schmerzen. Wir können keine Einkaufsfahrt machen. Außerdem ist die Autobatterie leer. Aber das ist nicht so schlimm. Der ADAC hilft da schnell. Der VW sprang auch nicht an, als vor etwa einem Jahr über Nacht das Scheinwerfer-Licht brannte. Es war noch hell gewesen beim Parken und es wird nicht deutlich an der Armatur angezeigt. Jedenfalls verband der Gelbe Engel seine mit der Polo-Batterie und nach einer längeren Fahrt war alles Ok. Das wird mit Hildchens Opel auch so werden. Der ADAC war vor einem Jahr schon einmal in Hildchens Garten. Da waren die Kohlebürsten an der Lichtmaschine des Polo so weit abgenutzt, dass sie keinen Kontakt zum Kommutator hatten, was dazu führte, dass die Batterie nicht mehr geladen wurde. Das Radio ging bei der Fahrt aus. Dann mussten wir vor zwei Monaten den ADAC holen, weil das linke Vorderrad bei der Fahrt in Vogelsdorf platt war. Der beigelegte Radschlüssel verborg sich, aber die Radmuttern saßen fest. Der ADAC-Monteur setzte seinen Akkuschrauber an und die Muttern waren lose. Also der ADAC ist schon eine gute Einrichtung. Aber Hildchens Sturz auf den Rücken ist eine schlimmere Sache. Das geht nun schon in die zweite Woche. Dr. Drope sprach etwas von 7 Wochen. Seine Schmerztabletten helfen nicht. Aber eine Spritze verweigert er. Er wird schon seinen Grund dafür haben. So muss Hildchen die Schmerzen aushalten. Die sind auch nur, wenn sie aufsteht. Im Bett liegen kann man aber auch nicht lange ertragen. Karin, Uwe und Maik sind in der Nähe und helfen, kochen Mittagessen und machen, was nötig ist. Es ist ein Vorteil, wenn die Kinder in der Nähe sind. Uwe wohnt nebenan und Karin hat ihr Grundstück gleich anschließend. Ein Glück, dass sie nun auch Rentnerin und zu Hause ist. Das war die Seite 325 11h40.

Dienstag 3. Dezember 2019 13h29. Heute vor neun Jahren starb Henning G. Zufällig rief ich ihn gerade zu der Zeit an, als sie ihn zum Krankenhaus aus der Wohnung brachten. Er sagte, es ginge ihm sehr schlecht. Was er hatte, weiß ich nicht. Er war 82 Jahre alt und war eigentlich noch in Ordnung. Soweit ich das aus der Ferne erkennen konnte. Er wohnte am Schwarzen Meer, in Amasra Bartin, eine Kleinstadt in der Türkei. Da hatte er viele Freunde. Sie feierten am Strand und ließen es sich gut gehen. Frau und Kinder blieben wohl zu Hause. Das ist dort wohl so üblich. Allerdings sahen wir auch einmal eine ganze Familie von Türken zum Strand wandern. Alle schwarz gekleidet. Das war in unserem Urlaubsort am Mittelmeer. Gebadet hat da keiner. Außer uns bis wir merkten, dass die Fäkalien vom Hotel über lange Rohre ins Meer geleitet wurden. Da verstanden wir, warum alle Urlauber immer am Swimming Pool vor dem Hotel blieben. Henning G. war ich nur einmal begegnet. Er besuchte uns in Vronis Dienstwohnung im Tierpark Berlin. Dann hatten wir nur Telefon- und Briefkontakt. EMails gab es damals in den 1980er Jahren noch nicht. Seine Briefe waren immer lustig und freundlich und offen. Es machte Spaß, mit Henning zu kommunizieren. Er fühlte sich sehr wohl in der Türkei. Hatte auch in Istanbul eine Türkin geheiratet. Er hatte sie in München beim Studium kennen gelernt. Ursprünglich stammt Henning aus Dresden, wo seine Eltern bis zuletzt wohnten. Seine Mutter war die Schwester von Vronis Mutter Ria. Der Vater hatte eine Zahnarztpraxis. Henning hatte Kartographie in München studiert und mehrere Bücher in dieser Richtung publiziert. Einige habe ich noch. Als Karl May Anhänger verfolgte er die Reisen des großen Erzählers durch Amerika, Asien und Afrika. Sein Buch erschien in dem üblichen dunkelgrünen Einband der Karl May Bücher mit den Stationen und Karten seiner ausgedehnten und spannenden Reiseerlebnisse. Ich war als Jugendlicher auch fasziniert von seinen Berichten, die, wie es sich später herausstellte, alle nur Fantasieprodukte waren. Das war die Seite 326 13h52.

Mittwoch 4. Dezember 2019 13h14.  Heute vor 140 Jahren, 1879, wurde mein Großvater Richard Buchholz in Ratchin im Netzegau, Kreis Schneidemühl, Bezirk Posen geboren. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Gegend, die seit der Polnischen Teilung Ende des 18. Jahrhundersts zu Preußen gehörte, wieder an Polen zurück gegeben. So wie vorher die Polen vertrieben wurden, wurden nun die Deutschen ausgewiesen. Richard Buchholz starb 1924 an einer Kriegsverwundung. Er hatte sehr gelitten, weil die Wunde an der Brust nicht zuheilte und eiterte. Seine Frau Martha musste nun die Familie mit den drei Söhnen Kurt -mein Vater-, Paul und Herbert versorgen. In seinem Beruf als Maurer konnte Richard nicht arbeiten und lag die meiste Zeit im Bett. Dabei trösteten ihn vielleicht etwas die Tiere, die seine Söhne in vielen Terrarien und Aquarien in der Wohnung hielten. Die kauften sie am Alexanderplatz bei der Tierhandlung von Scholz & Pötschke. Die lernte ich noch kennen nach Ende des zweiten Weltkrieges, als mein Vater mit mir dort einkaufen war. Er hielt sich einige Nutria auf seiner Neubauernstelle in der Vogelsdorfer Straße. Die wertvollen Felle verkaufte er der Gerberei in der Karl-Lade-Straße in Lichtenberg. Meine Eltern gaben mir als Zweitnamen Richard in Erinnerung an Richard Buchholz, der ein herzensguter Mensch gewesen war. Er wurde nur 45 Jahre alt und auf dem Friedhof an der Konrad-Wolf-Straße begraben. Ich erinnere mich noch an die jährlichen Besuche der Söhne mit ihren Familien auf dem Friedhof. Die Familie Richard Buchholz wohnte in der Andreastraße, in der Nähe des Ostbahnhofs. Der hieß damals Schlesischer Bahnhof. In der DDR-Zeit wurde er umbenannt. Ich kann mich noch deutlich an den riesigen Hochbunker erinnern, der nördlich des Bahnhofs zum Schutz gegen die mörderischen Bombenangriffe der Engländer und der USA errichtet worden war. Berlin erlebte das Gleiche, was zu Beginn des Krieges die Bevölkerung von London und Coventry durch deutsche Bomben durchmachen musste. Das war die Seite 327 13h51.

Donnerstag 5. Dezember 2019 16h14.  Heute in sechs Jahren, 1925, soll eine Sonde auf dem Merkur landen. Sie war im vorigen Jahr gestartet worden. Der Merkur ist immer noch ein rätselhafter Planet. Er ist der kleinste Planet unseres Sonnensystems und am dichtesten an der Sonne. Nur rund 50 Millionen Kilometer entfernt. Die Erde ist 150 Millionen Kilometer von unserer Sonne entfernt. Weil der Merkur so dicht an der Sonne ist schwankt die Temperatur auf seiner Oberfläche zwischen Minus 170 und Plus 400 Grad Celsius. Mit Loli 2 Stunden telefoniert. Über Blutkrebs, Kernspaltung, Energieversorgung aus erneuerbaren Möglichkeiten, AKW und Energie aus Braunkohle und Erdwärme, viel Verdienst um die Wendezeit und vieles andere mehr. Bis zum Paketboten mit zwei von fünf zerbrochenen Glaslampen und bis Mutter sie anscypte. Wir kommen bei unseren Gesprächen stets von einem zum anderen interessanten Thema. Es macht viel Spaß. Loli googelt dabei und kann die Dinge auf den richtigen Punkt bringen. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Deutschland schon mehr Energie aus Erneuerbaren herstellt und dass wir Energie exportieren. Mehr als Import. Energie ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Leider sind wir noch nicht in der Lage, die Erdwärme im großen Maßstab zu nutzen. Wir hatten in der DDR das Pilotprojekt in Waren an der Müritz, wo ein ganzer neuer Stadtteil mit Erdwärme beheizt wurde. Ob das die Wende überlebt hat, ist kaum zu glauben, denn dabei wird für die Pumpen viel Strom verbraucht. Energie aus der Erde wird einmal die wichtigste Energie sein. Aber bis die Technik so weit ist, werden wohl noch einige Jahrzehnte vergehen. Das war die Seite 328 18h26.

Freitag 6. Dezember 2019 14h20.  Heute ist Nikolaus. Obwohl wir nichts mit Religion und Kirche im Sinne hatten, stellten die Kinder ihre Schuhe raus und freuten sich am Morgen über die Süßigkeiten. Wir feierten Weihnachten und Ostern ohne zu wissen welche religiösen Dinge dahinter standen. Es war Tradition. Es war Spannung, Vorbereitung und Freude. Höhepunkte der Familie wie die Geburtstage. Wie oft suchte ich zusammen mit den Kindern den richtigen Weihnachtsbaum aus und versteckte die Ostereier? Sicher nahm das mit den Geschenken überhand. Aber uns fiel nichts Besseres ein. Auch das Singen und Gedichte aufsagen gehörte dazu. Das war in der Familie mit Vera, Angela und Loli so und genauso mit Vroni, Sabine und Michael. Es gehörte einfach dazu. Das war auch bei den Eltern so gewesen und den Verwandten. Ob auch die Kinder diese Tradition fortführen? Es hat sich vieles geändert in der Auffassung wie man sein Leben gestalten soll. Ist de Zusammenhalt zwischen den Verwandten, zwischen Eltern und Kinder und Großeltern noch so stark wie früher?  Wenn nicht, ist das keine positive Entwicklung. Aber wenn man sich auch sonst nicht respektiert werden Familienfeiern auch nichts kitten. Dabei sind die Familienbande stärker als die mit Freunden. Aber auch hier gehen wohl die Meinungen auseinander. Mein Bruder Kurt zum Beispiel konnte auf seine Eltern und Geschwister gut verzichten. Er ging in den Westen, zuerst nach Westdeutschland und dann in die Schweiz und baute sich unter hohem Einsatz ein gutes Leben auf. Offensichtlich brauchte er seine Verwandtschaft nicht. Er hatte neben Frau, Tochter, Haus und Garten durch seine vielfältigen Interessen viele Freunde. Aktiv im Schützenverein, beim Campen, Angeln, Briefmarken und Münzen sammeln, Fotografieren, Computern und anderen Hobbys hatte er wohl genug Gesellschaft. Für mich hat der Zusammenhalt jedoch viel Wert. Das war die Seite 329 14h51.

Sonnabend 7. Dezember 2019 14h37.  Heute vor 78 Jahren, 1941 im zweiten Weltkrieg, bombardierte Japan Pearl Harbor auf Hawai. Das ist der Hafen der Pazifikflotte der USA. 2000 Menschen, darunter 28 Zivilisten starben und viele Schiffe sanken. Unzählige Flugzeuge waren von Flugzeugträgern in mehreren Wellen gestartet. Am nächsten Tag erklärte der Präsident der USA Japan den Krieg. Die USA traten in den zweiten Weltkrieg ein. Aber nicht mit der Sowjetunion. Erst zum Ende des Krieges, als Deutschland besiegt war, befreiten sowjetische Truppen die von den Japanern besetzten Gebieten Chinas und Koreas. Der Kaiser der Japaner fürchtete um seinen Thron, wenn die sowjetischen Truppen Japan besetzen und deshalb bat er um Frieden bei den USA, die dann auch das Land besetzten. Jetzt wird immer so getan als ob die beiden Atombomben der USA auf Hiroshima und Nagasaki den Kaiser zur Kapitulation zwangen. Aber das ist nicht der Fall gewesen. Tokio hatten die US-Bomber schon schlimmer zugerichtet. Aber das kümmerte den Kaiser nicht. Nur seine Monarchie war ihm wichtig. Die USA benutzten ihn, um Japan leichter beherrschen zu können. Er wurde auch nicht wegen der Kriegsverbrechen angeklagt, wie seine Generale, sondern durfte weiter Kaiser bleiben. Alles Kriegsgerät der Japaner wurde vernichtet. Sogar die den Japanern heiligen Samurai-Schwerter. Von Japan sollte nie mehr ein Krieg ausgehen. Ganz im Gegenteil zu Westdeutschland. Der westdeutsche Kanzler Adenauer stellte sich mit Soldaten und Rüstung in den Dienst des nordatlantischen Militärbündnisses. Erst danach musste der Osten nachziehen. Dabei sollte auch Deutschland entmilitarisiert werden. Deutschland war eindeutig Schuld am zweiten Weltkrieg. Ein neutrales Deutschland ohne Waffen hätte dem Frieden in der Welt gedient. Mit der Angst vor dem Kommunismus wurden die Völker im Westen manipuliert und für einen neuen Krieg vorbereitet. Frieden gefährdet die Herrschaft der Monopole und Banken. Das war die Seite 330 15h09.

Sonntag 8. Dezember 2019 11h46.  Heute vor 35 Jahren wurde Renata Klimova geboren. Ruzena und Jan Klima, meine Freunde aus Prag sind die Eltern. Als ich Jan in Berlin-Baumschulenweg kennenlernte war er ein Schuljunge, der seine Ferien bei den Großeltern in Berlin verlebte und mit meinem Cousin im nahen Park an der Spree spielte. Heute haben seine beiden Töchter schon selbst Kinder. So schnell vergeht die Zeit. Das letzte Mal sah ich sie beim Ski fahren im Sumava. Das ist das Gebirge auf der anderen Seite der Grenze des Böhmerwaldes bei Eisenstein. Da haben Jan und Ruzena eine Datsche und sie hatten mich zum Ski fahren am Dorflift eingeladen. Da gab es noch viel Schnee. Das ist in den letzten Jahren immer weniger geworden. Der neu gebaute Schlepplift wird sich so nicht amortisieren können. Einmal war ich mit Micha dort. Da gibt es einige Felsen zum klettern. Jan war aber zum klettern nicht zu begeistern. Er brachte uns zu dem Felsental und verschwand dann schnell wieder. Wir befestigten ein Seil an einem Baum und kletterten mit dieser Sicherung herab. Viel ist das aber nicht. Da sind die Felsen bei Chemnitz schon besser. Da waren wir mit der ganzen Familie. Jan hatte sich eine Firma zur Landvermessung aufgebaut. Seine Eltern sind auch durch die Tschechoslowakei gezogen, um überall das Land zu vermessen. Auch Städte, Kirchen und Landhäuser. In einem neu gebauten Landhaus, das Jan vermessen hatte, konnten wir, Vera, Angela und Loli unseren Urlaub verbringen. Es war auf einer Anhöhe am Rand zwischen Wald und Feld. Vom nahen Bauernhof holten wir Kartoffeln, Brot und Eier. Am Wochenende kam Jan mit seiner Familie und wir machten ein riesiges Lagerfeuer. An langen Stöcken hielten wir Würstchen und Kartoffeln in das Feuer. Ein abenteuerliches Leben für ein paar Tage. Das war die Seite 331 12h08.

Montag 9. Dezember 2019 12h01.  Lech Walenza wurde heute vor 30 Jahren zum Präsidenten der Polen gewählt. 60 % hatten ihn gewählt. Im zweiten Wahlgang. Walenza war Elektriker in der Danziger Werft. Es gelang ihm die Kollegen und Bürger Danzigs zu Demonstrationen gegen die sozialistische Regierung zu bewegen. Er bildete eine unabhängige Gewerkschaft mit dem Namen Solidarnosch. Das war 1980. 10 Jahre später war er polnischer Präsident. Sieben Jahre später aber nicht wiedergewählt. Es ist eine erstaunliche Entwicklung in einem sozialistischen Staat. Am 17. Juni 1953 gab es einen Aufstand der Bauarbeiter der Stalinallee und auch in der Tschechoslowakei und Ungarn kam es zu Unruhen gegen die Regierungen. Große Teile der Völker waren unzufrieden mit ihren Regierungen und wollten ein besseres Leben. Jetzt im Jahre 2019 sind wieder viele Demonstrationen zu beobachten, von Hongkong bis Chile. Das Volk lässt sich nichts mehr gefallen. Es glaubt sich schlecht behandelt von der Regierung. Angesichts von Armut und Reichtum, die sich nicht zu etwas Besseres, etwas mehr Ausgleich entwickeln, sondern im Gegenteil verschlechtern, ist das zu verstehen. Obwohl es den meisten Deutschen gut geht, ist doch eine Unzufriedenheit, ja verschiedentlich ein Hass festzustellen. Man kann ja doch nichts machen, ist eine verbreitete Meinung. Und man zieht sich zurück von gesellschaftlichen Aufgaben auf seine privaten Interessen. Das war auch schon in der DDR-Zeit verbreitet. Dieses Gefühl der Kraft- und Willenlosigkeit ist ein Grundübel. Wie Thomas Mann vor 100 Jahren schon formulierte: Der Antikommunismus ist ein Grundübel unserer Zeit. Man kann gegen die Herrschaft der Reichen nichts machen, ist weit verbreitet und macht sich nur gelegentlich Luft durch spontane Demonstrationen. Leider aber nicht durch Mitwirkung an der Verbesserung der Gesellschaft. Dazu reicht die Kraft oft nicht. Das war die Seite 332 12h27.

Dienstag 10. Dezember 2019 11h54.  Heute vor 115 Jahren, 1905, erhielt Berta Suttner als erste Frau den Friedensnobelpreis. Sie hatte selbst Alfred Nobel geraten, einen Friedenspreis zu spenden. Alfred Nobel war reich geworden durch die Erfindung des Dynamits. Er war der Berta Suttner sehr zugeneigt und wollte sie heiraten. Aber Berta Suttner war eine Friedenskämpferin, eine Pazifistin und sah die Vernichtung von Menschen durch Nobels Dynamit in den kommenden Kriegen voraus. Sie hielt Reden gegen den Krieg, schrieb Bücher und gab eine pazifistische Zeitung heraus. Aber all ihre Bemühungen waren umsonst. Sie konnte den ersten Weltkrieg nicht verhindern. Der Hass zwischen den Völkern war zu groß. Und die Politiker taten nichts für den Frieden. Besonders der deutsche Kaiser Wilhelm II wollte eine Neuaufteilung der Kolonien und die Überlegenheit Großbritanniens auf See brechen. Das gelang ihm nicht und am Ende des Krieges floh der Kaiser nach Holland. Aber auch die nun entstandene Republik war nicht in der Lage die Kriegstreiber in Zaum zu halten. Mit der Nazipartei Hitlers kam 1939 es zum zweiten Weltkrieg nach relativ kurzer Zeit. Nun hatten wir eine lange Friedenszeit und die Erinnerung an die schlimmen Zeiten verblassen. Es regt sich Völkerhass und Nationalismus in Deutschland. Wir sind nicht weit entfernt von einem neuen Weltkrieg. Obwohl es den meisten Deutschen gut geht, wählen 16 % die AfD. Das ist ein Alarmzeichen. Auch in vielen Ländern der Erde gärt es im Volk. Viele Menschen fühlen sich betrogen durch ihre Regierungen. Dabei ist es die Wirtschaft, die das Wohl und Wehe der Menschen bestimmt. Und an den Hebeln der Wirtschaft stehen die Reichen, denen es gut geht und die jede Möglichkeit der Veränderung der Verhältnisse verhindern. Wer wird diesen Kampf gewinnen? Das war die Seite 333 12h17.

Mittwoch 11. Dezember 2019 12h52.  Gestern besuchte ich Hildchen im Rüdersdorfer Krankenhaus. Da liegt sie in der Chirurgie. Ein Wirbel ist angebrochen. Nur im Liegen ist sie ohne Schmerzen. Zur Stabilisierung erhielt sie ein Korsett. Das war das erste, was sie los werden wollte, als ich das Zimmer betrat. Aber ich schaffte es nicht. Sie rief mit einem Handgerät die Schwester. Hildchen liegt in einem Zwei-Bett-Zimmer. Die andere Patientin erlitt einen Bruch im rechten Bein. Sie liegen gegenüber, so dass sie sich sehen können. Aber Hildchens Sprache ist kaum zu verstehen. Sie ist verzweifelt. Das alles gefällt ihr keineswegs. Sie hat gebrochen. Zu Hause nie. Bekommen ihr die Medikamente nicht? Oder das Essen? Vor der Tür musste ich Mundschutz und einen Kittel anlegen, die anschließend in einem dafür vorgesehenen Behälter entsorgt wurden. Die Schwester auch. Was befürchten die? So etwas nützt doch nur bei ansteckenden Krankheiten? Aber hier bei Brüchen? Und wer soll da geschützt werden? Der Patient oder die Besucher? Die Schwester antwortet mit dem Hinweis darauf,  dass Hildchen das Essen ausgebrochen hat. Da liegen auch mehrere Brechtüten herum. Aber alles ist sauber und riecht gut. Der Blick aus dem Fenster geht auf den Kalksee bei Rüdersdorf. Anschließend soll Hildchen zur Reha. Dem See gegenüber liegt eine Reha, in der vor einem Jahr ihre Freundin starb. Wir waren kurz vorher dort. Eine Horrorvorstellung für Hildchen, auch dort hin zu müssen. Lange hielt ich es nicht in dem Zimmer aus. Ein Stock höher ist eine gut besuchte Cafeteria, wo ich etwas zu mir nahm. Ich hatte noch nichts gegessen und war gleich nach der Information von Maik losgefahren. Das ist nicht so einfach in Rüdersdorf, die Klinik am See zu finden. Selbst mit dem Navi nicht. Aber es glückte und da alle Parkplätze vor dem Krankenhaus besetzt waren, fuhr ich an die Schranke und klingelte. Ich wurde eingelassen! Ein Parkplatz auf dem Krankenhausgelände für einen billigen Euro. Erstaunlich. Das war die Seite 334 13h24.

Donnerstag 12. Dezember 2019 16h16.  Heute werden in Großbritannien die Mitglieder des Unterhauses  gewählt. Es geht um den Premier Johnson, den eifrigen Verfechter des Brexit, der Herauslösung des Landes aus der Europäischen Union. Nur etwas mehr als die Hälfte der Wähler hatte vor Jahren für den Brexit gestimmt. Besonders die Schotten wollen in der EU bleiben. Sie wollen auch selbständig werden. Mal sehen, wie sie nun wählen, nachdem seit Jahren immer mehr klar wurde, dass der Brexit keine Verbesserung bringt. Das Land ist zerstritten. Immer mehr wurden die Demonstrationen gegen den Brexit. Das Volk wurde damals vor der Abstimmung hinter das Licht geführt. Die Nachteile überwiegen die Vorteile. Der freie Austausch von Waren und Personen mit Kontinentaleuropa wird verhindert. Zollschranken werden errischtet. Auch zwischen Irland und das von den Engländern besetzte Nordirland. Ein Aufflammen von Gewalt ist zu befürchten. Micha berichtete von seiner Reise durch England nach Irland zum kiten, dass er nur Befürworter des Brexit antraf. Wir werden sehen, wer sich durchsetzt. Wenn die Opposition unter Labour Corbyn sich durchsetzt, ist mit einer neuen Abstimmung zum Brexit zu rechnen. Dann könnte das Land in der EU bleiben, was für alle Seiten das Beste wäre. Eine wirtschaftlich starke EU könnte besser die globalen Probleme der Völker lösen helfen: Die sozialen Unterschiede, die Klimakatastrophe, die Migration und die Kriege. Die Herstellung und der Export von Waffen durch die Industrieländer muss unterbunden werden. Die USA geben 3,5 Prozent ihres Etats für Militär aus und verlangen von den verbündeten Natoländern ebenfalls mehr Waffenproduktion. Das führt zu immer mehr Kriegsherde. Die neu gewählte SPD-Spitze hat sich das Ziel gestellt im Laufe der nächsten Jahre weitere 40 Milliarden Euro für Militär auszugeben. Dabei sollte sich die SPD mehr für soziale Verbesserungen und gegen die verbreitete Kinderarmut einsetzen. Das war die Seite 335 16h51.

Freitag 13. Dezember 2019 10h56. Nicht zu glauben. Johnson hat die Mehrheit erreicht. Die Torys, die Konservativen, die Nationalisten haben gestern die meisten Stimmen von den Wählern erhalten. Die Wähler sind müde des jahrelangen Streits und des Stillstands im Unterhaus. Da gab es immer ein Patt und kein Beschluss wurde gefasst. Weder für noch gegen den Brexit. Nun kommt er. Spätestens am 31. Januar 2020 sind die Britten draußen. Entweder mit einem Vertrag oder ohne. Das kann noch mächtige Diskussionen geben. Besonders interessant wegen der neuen EU-Chefin von der Leyen. Werden sie doch noch einen Vertrag abschließen? Das wäre auf jeden Fall besser für die Europäer, die in GB arbeiten und für die Britten, die auf dem Kontinent arbeiten. Und auch für die Wirtschaften, die nun durch Zollgrenzen getrennt werden. Und besonders auch in Nordirland. Wird der Bürgerkrieg wieder beginnen? Das Ganze ist ein Schritt rückwärts und schwächt die Kraft der Europäischen Union. Werden weitere Länder aussteigen? Polen, Ungarn, Italien, vielleicht auch Frankreich? Das wäre das Ende der Union und das Gegeneinander der Länder Europas beginnt von neuem, was zuletzt zu drei blutigen Kriegen führte: Deutsch-Französische Krieg 1870/71, erster Weltkrieg 1914/18 und zweiter Weltkrieg 1939/45. Ist das alles schon vergessen? Sicher, sonst wäre die Einheit für den Frieden stärker. Sollen die Pessimisten recht haben, die von einer notwendigen Zäsur durch den Krieg schwafeln? Angeblich leben zu viele Menschen. In Wirklichkeit aber hat die Erde Platz für noch viele Milliarden Menschen. Nur eine gerechte Gesellschaft muss entwickelt werden, welche die sozialen Ungerechtigkeiten unserer Zeit überwindet. Das war die Seite 336 11h17.

Sonnabend 14. Dezember 2019 10h57.  Gestern vor 14 Jahren, 2005, starb Gerda Buchholz. Sie war die zweite Frau meines Vaters Kurt Buchholz. Als er sie heiratete war ihr Name Dröse und sie brachte einen Sohn mit in die Ehe, Achim. Sie hatte mit ihrem Mann ein Restaurant am Kottbusser Damm in Berlin-Kreuzberg. Ihr Mann musste Soldat werden und starb in den Kämpfen gegen die Rote Armee im Oderbruch 1945. Gerda wohnte damals bei ihren Eltern mit Namen Wandelt, die ein Gartenrestaurant in Vogelsdorf hatten, den Lindenwirt. Im Vorgarten standen mehrere Reihen Linden. Neben dem Restaurant war auch ein Saal, der für Festlichkeiten genutzt wurde. Mein Vater bewirtschaftete zu dieser Zeit nach Ende des zweiten Weltkrieges als Neubauer ein Gut in Fredersdorf bei Berlin. Es war an der Ecke Bollensdorfer und Schöneicher Allee und wurde wegen seines aus roten Ziegeln gebauten Wohnhauses Roter Ochse genannt. Wie ich später erfuhr war es das Schäfergut. Neben dem Wohnhaus stand ein Hühnerstall und dahinter eine riesige Scheune für Stroh und Pferde- und Kuhstall. Es machte uns Kindern wahnsinniges Vergnügen, von den dicken Balken unter dem Dach in das Stroh zu springen, was verboten war. Es war auch eine Mutprobe, denn die Balken waren verschiedentlich schon morsch und die Tiefe ging über mehrere Meter. Heute ist der vordere Teil der Scheune abgerissen und im Rest ist eine Autowaschanlage. Das Wohnhaus und der geräumige Hof ist einer Tankstelle gewichen. Nach dem Krieg lebten einige Jahre in dem geräumigen Wohnhaus mein Vater und Gerda mit ihrem Sohn unten und oben der jüngere Bruder meines Vaters Herbert Buchholz mit seiner Frau Grete und den Söhnen Günter und Jürgen. Jürgen erinnert sich an den aggressiven Hahn auf dem Hof, der ihn immer wieder angriff, sodass Jürgen lange schwer krank war. Er wurde erst wieder gesund, als mein Vater ihm den toten Hahn ans Brett brachte. Er hatte ihm den Kopf abgeschlagen. Das war die Seite 337 11h26.

Sonntag 15. Dezember 2019 14h11.  Gestern vor 516 Jahren, 1503, wurde Nostradamus geboren. Er konnte angeblich in die Zukunft sehen und schrieb auf, was in den kommenden Jahrhunderten passieren würde. Einige glauben das. Es ist allerdings vieldeutig. Hitler wurde als Hiller identifiziert und von Nostradamus mit einem furchtbaren Krieg in Verbindung gebracht. Nostradamus war Arzt und bekämpfte die Pest. Aber die raffte viele Menschen dahin. Niemand erkannte damals, dass die Pest durch Ratten übertragen wurde. Auch Nostradamus nicht. Seine Frau und seine Kinder starben, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. In der Folge schrieb er seine meist blutigen Prophezeiungen auf. Wer die Vergangenheit kennt, so heißt es, kann die Gegenwart verstehen und in die Zukunft sehen. Nostradamus war ein gebildeter Mann, der sich über alles seine Gedanken machte. Genützt hat es aber nichts. Die Jahrhunderte nach Nostradamus waren genauso von Krieg, Not, Krankheiten gezeichnet, wie die Jahrhunderte vor Nostradamus. Bis heute hat sich da wenig geändert. Das Bemühen ist stärker geworden. Wir haben internationale Bündnisse, wie die UNO, die sich um die Vermeidung von Konflikten zwischen den Völkern kümmern. Leider nicht so erfolgreich, wie man es sich wünschen würde. In Syrien, im Jemen, in Libyen, in Afghanistan und im Irak wird gekämpft. Der Zusammenschluss der westeuropäischen Länder zur Europäischen Union hat die Kriege zwischen ihnen seit 1945 verhindert. Leider erstarkt der Nationalismus unterstützt von Populisten und treibt die Länder Europas auseinander. Merkwürdig nach der blutigen Vergangenheit, dass zahlreiche Bürger Europas sich für Ausländerfeindlichkeit und Hass manipulieren lassen. Man glaubt, Ausländer nehmen uns etwas weg. In Wirklichkeit haben die Einwanderer immer zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt beigetragen. Das war die Seite 338 14h43.

Dienstag 17. Dezember 2019 11h39. Heute vor sechs Jahren starb Hannelotte Jäger, Spitzname Etto. Sie wohnte hier gleich um die Ecke, als mein Schulfreund Manne A. mich mit ihr bekannt machte. Manne kannte sie aus der Schule. Wir halfen ihr beim Umzug in ein altersgerechtes Wohnheim in der Kowalke Strasse, wo jetzt auch Vroni wohnt. Dann gefiel es ihr dort aber nicht mehr und Etto zog in das Heim in der Passage mit dem schönen Namen Abendsonne. Sie war dann schon an Bett und Rollstuhl gebunden. Konnte nicht mehr selbst gehen. Ihre Sprache war auch sehr eingeschränkt. Man konnte sie kaum verstehen. Einmal im Monat nahm sie an das Treffen der Kranken am Bahnhof Friedrichsfelde Ost teil und wir fuhren sie im Rollstuhl und Bus hin und zurück. In der Zwischenzeit nahmen wir einen Snack in der nahen Bäckerei und hatten immer eine prächtige Unterhaltung über Gott und die Welt. Manne war gebildet. Aber in erster Linie Sportler, Läufer. Was ich nicht so recht nachvollziehen konnte. Hier in Berlin und in umliegenden Länder von Österreich bis Holland lief er den Marathon mit und hatte überall seine Lauffreunde. Seine Frau Bärbel war immer an seiner Seite. Etto aber baute körperlich immer mehr ab. Manne fragte sie oft, ob ihre Kinder und Verwandten nicht kommen und sie mit betreuen. Aber da war wohl nichts. So ging dann diese Freundschaft zu Ende, als sich Manne am Weihnachtsbraten verschluckte und auch starb. Ein guter Kamerad und Schulfreund aus der Einstein-Oberschule in Neuenhagen bei Berlin verschwand aus meinem Leben. Manne machte sein Abitur mit Auszeichnung. Er war aber kein Streber und bei allen beliebt wegen seiner offenen und freundlichen Art. Er war fit, sportlich und hätte noch viele Jahre mit seiner zahlreichen Familie und mit den Freunden leben können.  Das war die Seite 340 11h59.

Mittwoch 18. Dezember 2019 11h26. Heute vor drei Jahren starb Muhamad Ali. Er erkrankte an Parkinson und wurde nur  74 Jahre alt. Wenn er boxte, stellte ich den Wecker, selbst wenn ich früh zur Arbeit musste. Sein Kampf war fair. Wie auch Sir Henry Maske aus der DDR. Die Gegner aber waren Schläger. Sie konnten viel einstecken und waren Kampfmaschinen ohne Rücksicht auf Verluste. Heute lehne ich boxen wie jeden Kampfsport ab. Aber M. Ali war auch ein Kämpfer für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner in USA. Während M.L. King den gewaltlosen Widerstand propagierte, war Ali ein Kämpfer, denn die Polizei und die weiße Gesellschaft  ist seit Jahrhunderten rassistisch in den USA. Es gibt sogar heute noch den Ku-Klux-Klan, der Afroamerikaner lynchte. Die Sklaverei wurde erst 1865 in den USA abgeschafft. Eines der letzten großen Länder. Und nur deshalb, weil Präsident A. Lincoln sie für den Kampf gegen die Südstaaten brauchte, den er dann auch nach schweren und blutigen Schlachten gewann. Trotzdem wurden die Schwarzen nicht gleichberechtigt. Sie wurden bis vor kurzem noch vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen, kein Sitzplatz in Bussen und weißen Restaurants, keine Studienplätze in einigen Bundesstaaten. Die meisten Arbeitslosen sind Afroamerikaner und in den Gefängnissen haben sie den größten Anteil. Obama war eine Ausnahme bei den US-Präsidenten. Er war ein sozialer Präsident. Der heutige Präsident Trump dagegen unterstützt die Reichen und gibt Reservate der Indianer frei für Fracking und Öltransporte. Er fuhr die allgemeine Krankenversicherung von Obama zurück. M. Ali war auch gegen den Krieg gegen Vietnam aktiv. Er verweigerte den Kriegsdienst und daraufhin verbot man ihm das Boxen und erkannte seinen Weltmeistertitel ab. Ali trat vom christlichen Glauben zum Islam über, weil dieser Frieden propagierte. Ein großartiger Mensch. Das war die Seite 341 11h55.

Donnerstag 19. Dezember 2019 12h28.  Heute vor drei Jahren, 2016, fuhr der Terrorist Amri mit einem Lastwagen um 20 Uhr 2 auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin. Er ermordete damit 12 Menschen und verwundete 100. Ein Untersuchungsausschuss deckte eine Reihe von Versäumnissen von Polizei und Verfassungsschutz auf. Aber in der Zwischenzeit wurde auch einiges gemacht. Vor dem Weihnachtsmarkt sind jetzt Betonpoller zum Schutz gegen einfahrende Fahrzeuge und die Zusammenarbeit der Sicherungskräfte soll verbessert worden sein. Italienische Polizei erschoss Amri auf der Flucht. Hintermänner und Helfer sind nicht bekannt, obwohl er einen zahlreichen Freundeskreis hatte. Eigentlich war er nur als Drogenhändler in Berlin und Nordrhein-Westfalen bekannt. Als Terrorist war er nicht bekannt, obwohl Amri Verbindungen zu militanten Islamisten pflegte. Bei besserer Polizeiarbeit hätte das Attentat verhindert werden können. Seehofer, der Innenminister der BRD, hat nun aber vermehrt mit Anschlägen und Gefahren aus der Naziszene in Deutschland zu tun. Zehn Morde durch den National-Sozialistischen-Untergrund, Politiker Lübke ermordet und Anschlag auf eine Synagoge in Halle mit zwei Toten können nun nicht mehr als Einzelfälle behandelt werden. Ausländerfeindlichkeit und Judenhass sind weit verbreitet bei den Rechten in Deutschland und gefährden die Demokratie. Besonders seit die AfD im Bundestag sitzt. Sogar als stärkste Fraktion. Die Nazis fühlen sich bestärkt und treten immer mehr in der Öffentlichkeit auf. Auf Demonstrationen zeigen sie ihren Hitlergruß und ihre menschenfeindliche Gesinnung. Dagegen gehen aber auch Demokraten auf die Strasse. Es ist wie in den 1920er Jahren bevor die Nazis in Deutschland an die Macht kamen. Straßenkämpfe waren an der Tagesordnung. Mein Vater war auf Seiten der Kommunisten dabei. In einer Demonstration in Bernau schlugen ihn die Nazis halb tot  und legten ihn in einem Sack an der Stadtmauer ab.  Das war die Seite 342 13h06.

Freitag 20. Dezember 2019 11h16. Heute vor 67 Jahren, 1952, heirateten Annelie F. und mein Bruder Kurt. Kurt war durch seinen Betrieb BBC - Brown Boverie Companie - von Westdeutschland in das Zweigwerk in Baden AG in der Schweiz eingesetzt worden. Annelie war bald nach Kurts Flucht auch in die Schweiz gezogen. Ein Zusammenwohnen war nur Verheirateten erlaubt. Zwei Trauzeugen zeigt das Foto von der Hochzeit. Sie hielten zusammen. 2007 starb mein Bruder an Krebs. Annelie trauert bis heute. Sie hatte ihn noch in den letzten Jahren jede Woche zwei Mal zur Blutauffrischung zum Arzt gefahren. Aber es half nichts. Lolis Angebot und meins Rückenmark zu spenden lehnte der Arzt mit Hinweis auf das schwache Herz ab. Kurt hatte sich im Betrieb vom Dreher zum Direktor für Beschaffung qualifiziert. Annelie arbeitete in einem Schuhgeschäft. Ihr Tochter Heike wurde 1961 geboren und hatte mit ihrem Mann Jürg drei Töchter: Caroline, Tamara und Jeanni. Caroline studiert Medizin, Tamara bei der Schweizer Luftfahrt und Jeanni pflegt Behinderte. Annelie musste Haus und Garten aufgeben, weil ihr die Stufen immer schwerer fielen. Nun lebt sie schon seit Jahren in einer komfortablen Heimwohnung in Hausen AG. Heike umsorgt sie an jedem Wochenende. So ist unsere Buchholz-Familie weit verstreut. Einmal wohnten alle in Berlin. Heute sind sie in Bad Hersfeld, Hannover, Ravensburg, in der Schweiz und Michael zieht mit Kathrin in diesen Tagen nach Hamburg. Arbeitsstellen bei den Augenärzten und Krankenhäusern werden in Hamburg genug angeboten und die Ost- und Nordsee sind nicht weit für ihren Sport Kiten.   Jürgens Tochter Andi, Günters Tochter Margitta und die Kinder meiner Cousine Rita und ich sind die letzten Buchholzer unserer Sippe in Berlin. Das war die Seite 343 11h49.

Sonnabend 21. Dezember 2019 13h32.  Heute vor 162 Jahren wurde mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Buchholz im Netzegau, Regierungsbezirk Posen, geboren. Ich erlebte ihn noch etwa 1940 nach dem Nazideutschland Polen erobert und damit den zweiten Weltkrieg begonnen hatte. Ein paar 100 Meter vom Gehöft meines Urgroßvaters stand noch ein polnischer ausgebrannter Panzer. Ein herrlicher Platz zum Spielen. Mein Cousin Günter war auch mit seiner Mutter Gretl Buchholz in Nadolnik Mühle und wohnte gegenüber vom Hof. Viele interessante Begebenheiten berichtet sie aus der Zeit in ihren Memoiren. Eine spannende Erzählung. Der Hof bestand aus einem Wohnhaus an der Straße neben dem breiten Tor und mehrere Wirtschaftsgebäude um den Hof mit der Handpumpe in der Mitte. In den 1960er Jahren war alles noch original so. Da besuchte ich einmal mit meiner Mutter und einmal mit meinem Vater die Gegend. Ich machte viele Fotos und kann mich deshalb noch gut an alles erinnern.  Auch vor etwa zehn Jahren war ich mit Willi Becker und seiner Frau dort. Willi war auch aus der Gegend und stellte sein Auto für die Fahrt zur Verfügung. Er konnte auch polnisch und sprach viel mit den Bewohnern. Auch als ich das erste Mal auf dem Hof war, war die polnisch sprechende Arbeitskollegin meiner Mutter Mariechen Daum dabei. Sie war in Nakel an der Netze geboren und später nach Berlin Bödicker Straße gezogen. Sie übersetzte, was der Bauer auf dem Hof erzählte. Er war aus dem Osten gekommen, als die sowjetischen Truppen 1939 die Gebiete besetzten, die die Sowjetunion im Frieden von Brest Litowsk nach dem ersten Weltkrieg von Weißrussland und der Ukraine abgeben musste. Das war die Seite 344 14h12.

Sonntag 22. Dezember 2019 12h43.  Heute vor einem Jahr gab es zwischen Java und Sumatra in Indonesien einen Tsunami der 430 Menschen in den Tod riss. Das ist wenig im Verhältnis zu dem Ausbruch des Vulkans an der gleichen Stelle vor über 100 Jahren. Da kamen viele Tausende Menschen um und fruchtbare Landschaften wurden ganz verwüstet. Dieser Vulkanausbruch konnte gut von nahen Inseln beobachtet werden. Das Ereignis, der ganze Ablauf, ist durch holländische Kolonialbeamte genau dokumentiert. An vielen Stellen der Erde lauern im Untergrund diese Katastrophen. Zum Beispiel ein Riese dieser Art ist unter Kalifornien. Wenn der ausbricht tötet er nicht nur die Menschen in USA, sondern betroffen ist die ganze Erde durch die dunklen Wolken aus dem Vulkan. Es wird für lange Zeit finster auf der Erde. Eine gleiche Katastrophe droht uns aus dem All. Da kamen in der Vergangenheit schon viele Kometen und Asteroiden auf die Erde. Die kleinen verglühen in der Luft. Aber große Brocken schlagen durch. Wie vor einigen Jahren über Tscheljabinsk in Sibirien, wo einer in der Luft explodierte und seine Druckwelle Tausende Menschen verletzte. Oder in Arizona, wo man einen Krater besichtigen kann mit einem Durchmesser von über einem Kilometer. Ein Stück des Eisenmeteoriten kann man in Berlin-Treptow in der Sternwarte betrachten. Oder Anfang des vorigen Jahrhunderts der Einschlag im Norden Sibiriens, in Tunguska, der die Bäume auf einer Fläche von vielen Quadratkilometern umbrach. Oder der Einschlag vor 65 Millionen Jahren, der die Saurier vernichtete, aber den kleinen Säugtieren eine Chance zum Überleben ließ, aus dem dann schließlich der Mensch entstand. Wir sind vielen Gefahren ausgesetzt. Es wird Zeit, dass wir uns dessen bewusst werden und Vorbereitungen zum Verlassen unseres Planeten treffen. Die technischen Voraussetzungen sind da. Wir sind ja schon zu Weltraumstationen in der Lage. Nun muss nur noch ein in sich geschlossenes System des Lebens erfunden werden. Dann können wir uns von dieser unsicheren Erde trennen.  Das war die Seite 345 13h13.

Montag 23. Dezember 2019 15h30.  Graue Wolkendecke jetzt vor Weihnachten. Obwohl, vorhin auf der Rückfahrt aus Woltersdorf blendete die Sonne auf die B1, die Frankfurter Chaussee. Merkwürdig, dass das Navi nicht auf der gleichen Tour zurück wollte, also über Friedrichshagen und Erkner statt über Karlshorst, Köpenick, Friedrichshagen und Erkner vorbei an den Püttbergen. In der DDR-Zeit das beliebte Ski-Gebiet. Zwei Abfahrten. Eine steilere direkt geradezu auf den Zaun des örtlichen Friedhofs. Der wurde mir zum Verhängnis. Waren es nun die selbst angefertigten Bindungen, die Lederschuhe oder meine geringe Kenntnis bei höheren Geschwindigkeiten. Jedenfalls kam ich nicht vor dem Zaun um die Ecke und irgend etwas passierte im linken Sprunggelenk. Bis heute hin und wieder mächtige Schmerzen einen Tag lang oder mehr. Die Ärzte sind ratlos. Der erste, den ich auf Angelas Hinweis in Westdeutschland aufsuchte, meinte nur trocken, da kann man nichts machen. Ohne sich die Sache anzusehen. War ja auch nichts Auffälliges am Fuß. Innen drin muss irgend etwas sein, dass nach längerer Ruhe, also nach der Nachtruhe, plötzlich bei den ersten Schritten  mächtige Schmerzen macht. Das geht nun schon Jahrzehnte. Aber eben selten. Im letzten Dezember allerdings zweimal. Richard von Rewe empfahl mir seinen Super-Orthopäden in der Siegfriedstraße. Der ließ die Sache durchleuchten und auf CD bringen. Konnte aber nichts feststellen und empfahl, einen Neurologen aufzusuchen. Aber auch der fand nichts. Also bleibt alles so wie es ist. Es ist ja auch nichts zu merken. Hildchen dagegen ist nun in der Reha in Woltersdorf und hat immer noch üble Schmerzen. Nicht nur im Rücken, wo ein Wirbel angebrochen ist, sondern auch an allen möglichen Gelenken. Wahrscheinlich Rheuma. Aber sie schöpft schon Hoffnung. Bis zum 4. Januar 2020 ist alles OK und sie soll die Klinik verlassen. Und wir können wieder einkaufen, im Doppelpunkt Blutwurst essen und Kreuzworträtsel raten. Das war die Seite 346 15h52.

Dienstag 24. Dezember 2019 14h07.  Morgen vor 28 Jahren, 1991, verschwand die rote Fahne mit Hammer und Sichel vom Kreml in Moskau. Ein Traum ging zu Ende. Ein Traum von einer gerechten, besseren Welt. Die Geschäfte waren leer. Das Volk wollte nicht mehr. Die Planwirtschaft konnte nicht die Lebensbedürfnisse der Menschen ausreichend befriedigen. Heute sind die Läden voll. Das Angebot überwiegt die Nachfrage. Die Folge ist die Vernichtung von Arbeitsergebnissen und Arbeit. Der Kabarettist Georg Schramm bringt es auf den Punkt. Er ist enttäuscht von der Kultur des Abendlandes. Wir versinken in Dummheit und Oberflächlichkeit. Es geht nur um den augenblicklichen Genuss. Die Ordnung droht zu zerbrechen. Wenn auch die Sowjetunion gescheitert ist, so hat sie doch Stärke bewiesen. Im Kampf gegen deutsche Weltherrschaftspläne und in der Umgestaltung eines Agrarlandes in ein Industrieland. Und darin, Hoffnung auf ein besseres Leben zu erzeugen und damit Optimismus und Kraft. Das Land wurde elektrifiziert. Riesige Wasserkraftwerke und Kernkraftwerke entstanden. Warum aber war die Versorgung der Bevölkerung so schlecht? Zuviel für Militär, für Weltraumforschung, für die Zukunft. Und der Westen versteht es besser, die Gesellschaft in Reiche und Arme zu organisieren und zu manipulieren. Ein merkwürdiger Glaube an Freiheit, die es nicht gibt. Und die Unterstützung von Egoismus und Zurückziehen von gesellschaftlicher Verantwortung auf Privates. Und immer die Angst, man könnte arm werden. Die Arbeitslosen und die Obdachlosen sind ein ständiges Warnzeichen, dass es jedem passieren kann. Das war die Seite 347 14h48.

Mittwoch 25. Dezember 2019 12h47.  Mein Abreißkalender für die englische Sprache enthält viel nervtötende Grammatik und unsinnige Sprüche. Aber einer ist gut: Age is a question of mind over matter.  If you don´t mind, it doesn´t matter. Das Alter ist eine Frage von Geist über Materie. Wenn es dir nichts ausmacht, bedeutet es auch nichts. Meine Gesundheitsmaxime. An diesem Spruch zeigt sich aber auch, wie ein Wort in englisch unterschiedliche Bedeutung haben kann. Und das ist die Schwierigkeit beim übersetzen. Nur aus dem Satzzusammenhang kann man ungefähr ermitteln, was da ausgesagt werden soll. Es gibt aber auch die Möglichkeit, unterschiedlicher Interpretation. Vielleicht dauern deshalb die Verhandlungen zwischen EU und Britten so lange. Und die Eindeutigkeit von Verträgen ist auch so eine Sache. Die armen Dolmetscher. Micha wollte auch einmal Dolmetscher werden. Ich riet ihm ab, denn es wachsen so viele Menschen zweisprachig auf. Da hätte es Micha schwer. Da gab es einen Dolmetscher, der simultan die sowjetischen Größen dolmetschte. Den bewunderte ich nicht nur wegen seiner Geschwindigkeit und fröhlichen Art, sondern auch durch die Wahl der richtigen deutschen Worte und Wendungen. Das konnte nur einer, der in Deutschland aufgewachsen war und lange in der Sowjetunion gelebt hatte. Ich sehe ihn noch vor mir, hochgewachsen mit markanten Gesichtszügen. Er hatte die Sowjetunion von oben bis unten kennen gelernt, war auch lange Zeit im Gulag. Er ist in Friedrichsfelde begraben. Links neben dem Weg zu meinen Eltern weiter hinten, wo die zweite Garde der Kommunisten liegt. Richard Bredereck liegt da auch und seine Frau Grete. Betreut wird das Grab von Arno G., der selbst ein spannendes Leben in der DDR-Zeit, in Italien und im Libanon hatte. Er war bei den Radarleuten von Anfang an. Hat sich aber an die strengen Vorschriften gegen Radioaktivität gehalten und keine gesundheitlichen Schäden erlitten. Das war die Seite 348 13h25.

Donnerstag 26. Dezember 2019 12h53.  Heute vor 16 und vor 15 Jahren gab es schlimme Katastrophen. 2003 erschütterte ein Erdbeben im Iran die Erde und forderte 35 000 Tote. 2004 löste ein Erdbeben unter See einen Tsunami aus, eine Meter hohe Welle an den Küsten von Indonesien und Thailand. 230 000 Menschen starben. Darunter viele Deutsche, die das Urlaubsparadies unter Palmen, Sonne, preiswerten Hotels und freundlichen Gastgebern nutzten. Auch mein Bruder Kurt und seine Frau Annelie sind mehrere Jahre dort hin geflogen, wenn es hier in Europa kalt und ungemütlich wurde. Nur an diesem Jahresende blieben sie zu Hause. Welch ein Glück. Die furchtbaren Bilder der plötzlichen Überschwemmung der Badestrände und Straßen gingen um die Welt. Einer am Strand lief dem zurücklaufenden Wasser hinterher, nichts ahnend, dass die Welle kurz darauf auf den Strand prallen würde. Das ist ein Zeichen von Gefahr, wenn das Wasser plötzlich zurück geht. Der Tsunami ist dann ganz in der Nähe. Niemand, auch nicht die Einwohner, konnte sich an ein derartiges Ereignis erinnern. Obwohl Erdbeben in dieser Region nicht selten sind. Aber einen so verheerenden Tsunami hatte noch nie jemand erlebt. Häuser brachen zusammen und ein Zug wurde aus den Schienen gehoben. Als das Wasser zurückflutete, hinterließ es ein Bild der Verwüstung. Nur aus Beton errichtete Gebäude blieben verschont. Aber die meisten waren aus Holz und zerbrachen unter der Wucht der anrollenden Wellen. Aus dem Paradies wurde eine Todeszone übersät mit Leichen. Es dauerte Wochen und Monate bis sie gefunden, identifiziert und beerdigt waren. Und das unter der heißen Sonne der Tropen. Hilfe kam aus vielen Ländern. Erstmalig errichtete man eine Warnanlage. Weit draußen im Meer sind Sensoren, die jede Bewegung des Untergrunds melden. Es war nur eine Verschiebung des Meeresbodens um wenige Meter, der diese Katastrophe auslöste. Dagegen hat der Mensch keine Chance. Das war die Seite 349 13h28.

Freitag 27. Dezember 2019 11h37.  Heute hat Margot K. Geburtstag. Wir saßen uns mit unseren französischen Super-Computern in Elektrokohle jahrelang gegenüber und versuchten immer noch mehr Erkenntnisse der finanziellen Seite unserer Produktion an technischer Kohle zu programmieren. Wie teuer ist die Produktion einer Grafitelektrode für die Stahlschmelze mit der Abmessung 500 x 2000 mm? Das Material, Spezialkoks, Pech, Teer, Öl, der Lohn der Pressefahrer, der Brenner, der Dreher und Verpacker und der Versand unter Berücksichtigung der produktionsbedingten Abfälle und Verluste und besonders unter Einbeziehung der Gemeinkosten der Verwaltung, der Technologen und Forscher. Eine Aufgabe für einen Computer. Aber der Großrechner im Nordgelände von Elektrokohle hatte schon mit der Lohn- und Gehaltsabrechnung der 3000 Arbeiter und Angestellten zu jedem Monatsende reichlich zu tun. Man sagt, was der konnte, kann heute ein Personalcomputer zu Hause. Es hat sich viel getan in den paar Jahren. Mit Bleistift und Kurbel - mechanischer Tischrechner - fing es an, mit Lochstreifen und Lochkarten ging es weiter und mit Kilometer langen Ausdrucken der elektronischen Datenverarbeitung endete die Sache noch bis kurz vor der Wende. Dann wurde Elektrokohle platt gemacht und niemand musste sich mit Technologie und Mathematik abmühen. Auf jeden Fall eine Erleichterung für die Menschen. Aber nun hatten wir nichts mehr und die Arbeitslosigkeit war die Zukunft. Sogar der Hochschornstein fiel der Treuhand zum Opfer. Er war von polnischen Spezialisten noch kurz vor der Wende hochgezogen worden, um Staub und Gase der Kohleproduktion weit hinaus nach Brandenburg auf die weite Landschaft zu transportieren. Aber nun gab es keinen Staub und keine Gase mehr. Die tiefen Brennöfen sind zugeschüttet, alles planiert und Klein- und Großhändler aus Vietnam bieten in mehreren lang gestreckten Verkaufsbaracken ihre bunten Waren an. Das war die Seite 350 12h00.

Sonnabend 28. Dezember 2019 14h23. Gestern gab es eine lange Sendung im Fernsehen über Gander auf Neufundland. Unser Flugzeug war da zum Tanken zwischengelandet. Micha und ich flogen 1993 von Frankfurt am Main nach Florida. In Gander bot man Speiseeis vom Eisberg an. Eine Attraktion und eine lange Schlange bildete sich vor dem Kiosk. Neufundland liegt an der Eisbergroute von Grönland zum Atlantik. Nicht weit sank die Titanic nach dem ein Eisberg einen langen Riss auf Steuerbord verursacht hatte. Neufundland überflogen wir noch bei Tageslicht. Nur Wald auf flachem Land bis zum Horizont. Der Flugplatz soll 1936 geplant und 1938 eingeweiht worden sein. Kaum zu glauben, wenn man an unseren BER in Schönefeld denkt. Weit weg von jeglicher Zivilisation. Alles musste herangeschafft werden. Flugzeuge aus Europa nach Amerika hatten damals nicht so große Tanks und konnten nun einen Tankstopp einlegen. Im Krieg vergrößert diente der Flugplatz zum Transport von Soldaten und Waffen. Mit den Düsenjets schien das Ende des Flugplatzes gekommen zu sein, denn die verbrauchten nicht so viel Kerosin. Aber mit Flugschulen und den Service für Touristik und Sport konnte sich der Gander-Flugplatz über Wasser halten. Auf dem Rückflug von Florida nach zwei Wochen landete unsere Maschine nicht in Gander. Es muss wohl schon ein Düsenjet gewesen sein.       Es war in den Sommerferien und es herrschte eine Gluthitze. Ununterbrochen lief die Kältemaschine am Fenster. Draußen konnte man es nicht lange aushalten. Nur im Wasser und dann im Schatten der wenigen Palmen in Miami Beach. Oder im Auto. Die sind dort alle mit Kühlung. Und mit Automatik. Das ich als Trabifahrer  damals damit zurecht kam, wundert mich heute noch. Wir machten Touren zum Golf von Mexiko, zu den Everglades mit den vielen Mücken und zum Kennedy Space Center mit den vielen Raketen. Das war die Seite 351 14h50.

Sonntag 29. Dezember 2019 12h33. Heute wäre Paul Buchholz, der jüngere Bruder meines Vaters 119 Jahre alt geworden. Er hatte sich eine Zukunft mit Haus und Garten östlich der Oder erträumt. Mit Frau Elli und Tochter Inge waren sie im Krieg auch schon von Berlin dorthin gezogen. Neudamm hieß die Kleinstadt damals. Mit dem Kriegsende aber verloren sie alles, denn die alte Grenze an der Oder wurde wieder hergestellt. Paul war ein kluger Mann, aber das konnte er nicht voraussehen. Ein Sieg Deutschlands über die Sowjetunion war in den Gedanken unserer Familie nicht möglich und auch nicht gut, denn meine Eltern waren überzeugte Kommunisten. Und so wird auch Paul gedacht haben. Dass aber die alte Deutsch-Polnische Grenze an Oder und Neiße wieder errichtet wird, war wohl außerhalb der Vorstellungswelt. Schließlich wohnten auch unsere Vorfahren schon seit über hundert Jahren östlich der Oder, im Netzegau bei Schneidemühl und Kolmar im Bezirk Posen. Und der Vater meiner Mutter, Ludwig Reddig, kam aus Ostpreußen. Unvorstellbar, dass Deutschland diese weiten Gebiete verlieren sollte. Aber diese Gebiete waren durch das Vordringen der Deutschen in den Osten erst von Deutschen besiedelt worden. Dabei vertrieb man viele Polen. Nun kam nach 1945 die Retourkutsche. Der Beschluss der alliierten Kriegsmächte USA, England und der Sowjetunion über die neuen Grenzen in Europa wurde durchgesetzt. Paul und seine Familie verloren ihr Hab und Gut. Das kam so unerwartet, dass sie nichts mehr retten konnten. Selbst ihre Fotoalben waren verloren, wie mir Elli 2008 noch kurz vor ihrem Tod im Altersheim in Berlin-Spandau berichtete. Paul war schon 1974 in Berlin-Adlershof gestorben. Merkwürdigerweise am 17. März genau am Geburtstag meines Vaters Kurt Buchholz, Pauls älterem Bruder. Das war die Seite 352 13h05. 

Montag 30. Dezember 2019 14h07.  Heute wird Kalle S. 86 Jahre alt. Wir saßen einige Zeit beim Hauptbuchhalter von Elektrokohle im gleichen Zimmer. Dann wechselte er als Ökonom zum Produktionsdirektor. Er kritisierte vieles im Betrieb. Auch seinen Chef, Geld von der Bezahlung der sowjetischen Panzersoldaten aus Karlshorst unterschlagen zu haben, die bei uns zur Unterstützung der Planerfüllung in der Brennerei arbeiteten. Er erzählte mir auch, dass er damit erfolglos bis zum Zentralkomitee der SED gegangen ist. Aber es gab wohl keine Beweise und Kalle wurde entlassen und bekam Betriebsverbot. Trotzdem besuchte er mich auf der Arbeit, was mir sehr peinlich war. Nach der Wende fand ich überraschenderweise seinen Namen unter den Informellen Mitarbeitern in meiner Stasiakte. Wie er mir sagte, hatte er die Mitarbeit früher als Student unterschrieben, weil er damit eine Möglichkeit bekommen sollte, in der BRD eingesetzt zu werden. Dabei wollte er drüben bleiben. Aber daraus wurde nichts.  Er hatte dem Ministerium für Staatssicherheit über mich berichtet und eine Zeichnung über die Kellerräume in unserer Wohnung gegeben. Es wurde vermutet, dass ich im Keller einen Drachen für eine Republikflucht bauen würde. An der Grenze zu Westberlin war ein Drachen gefunden worden, der dort wohl abgestürzt war. An dem wurde Blut gefunden. Ich wurde mit meinen Mitarbeitern zur Blutabnahme in das Ambulatorium des Betriebes gebeten. Angeblich für eine Reihenuntersuchung. Aber es gab keine Übereinstimmung. Ursache der Ermittlung war wohl meine Bitte um Konstruktionsunterlagen für einen Drachen, den ich in einem Brief an Vronis Cousin Henning in München äußerte. Der Brief und Hennings Antwort wurde abgefangen und ist nun in meiner Stasiakte. Henning schrieb, dass Drachen in der DDR verboten sind und dass er deshalb keine Unterlagen schicken kann. Ich hatte kein Interesse an eine Flucht in den Westen. Wenn ich darin meine Zukunft gesehen hätte, wäre ich mit meiner Frau Vera beim Mauerbau am 13. August 1961 in Westberlin geblieben. Wir waren bei meinem Onkel Herbert über Nacht geblieben, nach dem wir seinen Sohn Jürgen  besucht hatten, der mit einer schweren Handverletzung im Oskar-Helene-Krankenhaus operiert worden war. Das war die Seite 353 15h00.

Dienstag 31. Dezember 2019 12h18.  Heute wird mein Sohn Michael 38 Jahre alt. Er und Kathrin fangen nun in Hamburg einen neuen Abschnitt ihres Lebens an. Am Sonntag sind sie umgezogen. Neue Wohnung, neue Arbeit, neue Umgebung. Eine Umstellung. Aber Freunde und die Familie seiner Tante Anne wohnen in Hamburg. Micha und Kathrin hatten bis 2019 Wohnung und Arbeit in Luzern in der Schweiz am schönen Vierwaldstätter See. Kathrin als Ärztin im Spital und Micha als Optikermeister bei Fielmann und VIU. Es war auch günstiger Ausgangspunkt für Snowboarden im Winter und Kiten, Klettern und Gleitschirm fliegen im Sommer. Das Kiten auf Fehmarn und auf der Nordsee ist von Hamburg aus auch sehr gut möglich. Hamburg liegt auch näher an Berlin als die Seyschellen bei Madagaskar, wo Mischa vor Jahren Verbindung aufgenommen hatte, um dort als Optiker zu arbeiten. So schön die Ferne ist und so abenteuerlich und neu, die Heimat ist doch immer noch das Beste im Leben. Kathrin und Micha sahen sich in der Welt um, in Sri Lanka, in Afrika, in Spanien, Portugal, England und Irland. Vielleicht ist es Zeit sesshaft zu werden. Reisen kann man trotzdem immer noch. Die Möglichkeiten werden immer einfacher. Früher war das Reisen noch mit vielen Strapazen verbunden. Aber heute ist man in wenigen Stunden weit weg. Wobei, das Gute liegt so nah. Die Gegend zum Beispiel, wo die Elbe in die Nordsee fließt ist immer noch sehr naturverbunden und ursprünglich und für Wassersport vorzüglich geeignet. Da kann man viel erkunden. Das war die Seite 354, die letzte im Jahr 2019. 12h53.

Weihnachten 2020 im Tierpark Berlin.


Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 119/1. 31.1.2020. Jeden Tag eine Seite schreiben. Januar 2020. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi, Line, Vera, Alex.

Mittwoch 1. Januar 2020 14h02.  Heute vor 20 Jahren wurde mein Trabant gestohlen. Er stand gestern noch vor der Haustür. Nun war er weg. Das konnte ich nicht glauben. Vroni und ich suchten die Parkplätze ab. Vielleicht hatte ich ihn doch irgend wo anders abgestellt. Aber nein. In der Polizeistation in der Sewanstraße machte ich eine Anzeige. Und nach mehreren Monaten kam die Nachricht, daß der Wagen auf dem Hof einer Recyclingfirma in Elisenau in der Nähe von Bernau steht. Sie hatten ihn von einer Friedhofsmauer in Ahrensfelde abgeholt. Mit Loli fuhr ich sofort zur Firma. Der Motor war ausgebaut. Eine Seitenscheibe, das Werkzeug und das Radio fehlten. Aber das Wertvollste, mein Bordbuch mit den Einträgen über Tanken, Kilometer, Reparaturen und Kosten lag im Kofferraum. Das Radio war ein teures Stück. Es war von Günter A., der das Radio aus seinem Auto ausgebaut hatte, bevor er es verkaufte. Günter war in Steglitz der hilfreiche Nachbar meiner Tante Gretl Buchholz. Er war Steinsetzer und durch die Wende verarmt. Die Ossis - Arbeiter aus der ehemaligen DDR, unterboten seine Preise. Er hatte eine Scheinselbständigkeit bei einer bekannten Baufirma und erhielt nach der Wende immer weniger Aufträge, weil die Ossis billiger waren. Seinen relativ hohen Lebensstandard konnte er nicht mehr halten. Ob er dadurch zum Rechten, ja zum Nazi wurde, weiß ich nicht. Jedenfalls hatten wir viele Diskussionen und Auseinandersetzungen, weil er mich unbedingt von der Richtigkeit seines Nationalismus und seiner Ausländerfeindlichkeit überzeugen wollte. Günter war sehr belesen und brachte immer neue Bücher und Argumente, die seine Auffassungen stützten. Sein Radio aber war aus dem Trabant verschwunden und ich musste mit primitiveren Geräten auskommen. Günters Blaupunkt-Radio fand zum Beispiel automatisch sofort einen neuen Sender, wenn man aus der Reichwerte eines Senders war. Das war die Seite 1 aus 2020 14h37.

Mittwoch 2. Januar 2020 12h25. Gestern vor 20 Jahren, 1999, kamen über 15 000 Menschen durch ein gewaltiges Erdbeben in Izmir in der Türkei um. Ein unermessliches Leid war damit verbunden und eine internationale Hilfe lief an. Mehrere Länder beteiligten sich. Aber heute ist es vergessen. Wie auch  andere Katastrophen. Seitdem ist vieles geschehen, was auch vergessen wurde. Es ist auch nicht angenehm, an Katastrophen zu denken. Aber sie geschehen. Immer wieder. Menschen gemachte und andere durch Natur und Kosmos verursachte. Durch Berichte, Fernsehen, Radio, Zeitungen und Internet ist uns die ganze Welt nahe geworden und wir erfahren schnell, wenn irgend etwas irgendwo passiert. Der Krieg im Jemen und in Syrien fordert seit Jahren Opfer. Im Irak, in Afghanistan, in der Ukraine und anders wo sterben in kriminellen und  Bürgerkrieg ähnlichen Auseinandersetzungen täglich Menschen. Ist die Menschlichkeit machtlos? Da gibt es internationale Organisationen, die sich um Frieden und Gerechtigkeit bemühen. Warum können nicht wenigsten die Menschen gemachten Katastrophen verhindert werden? Müssen wir tatenlos zusehen? Ist die Menschheit auf einer derart niedrigen Kulturstufe? Und wie lange noch? Oder gehört das zu unserer Zivilisation? Liegt es im Menschen selbst? In seinem Egoismus, Macht streben und Gewalttätigkeit? Oder ist die Ursache die Ungleichheit, der riesige Unterschied zwischen Reichen und Armen, der sich scheinbar nicht abschaffen lässt? Jedenfalls eine Situation, die jeden denkenden Menschen mit normalem Empfinden nicht angenehm sein kann. Heute sind die Möglichkeiten und Kapazitäten vorhanden, die eine Zukunft ohne Hunger, Elend und Krieg garantieren können. Wann nutzen wir sie? Das war die Seite 2 13h05. 

Freitag 3. Januar 2020 12h40.  Heute vor 2126 Jahren wurde Marcus Cicero geboren. Im Senat von Rom beendete er stets seine Rede mit dem Satz: Im übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss. Karthago beherrschte das Mittelmeer und behinderte das Römische Reich sich auszubreiten. Nach drei Kriegen war Karthago zerstört. Eine einst blühende Großstadt war zertrümmert. Brecht schrieb, nach dem ersten Krieg war Karthago noch da, nach dem zweiten kaum noch wieder zu erkennen und nach dem dritten Krieg nicht mehr aufzufinden. Das ungefähr lasen wir am Zaun seines Grundstückes in Buckow in riesigen Buchstaben. Mit Dr. Ingrid B. hatte ich vor Jahren den Schermützelsee umrundet. Ein angenehmer Spaziergang durch Wald und Siedlung. Was wollte uns Brecht mit dem Spruch mitteilen? Und warum hatten die heutigen Betreuer seiner Wohnung den Spruch an den Zaun heften lassen. Ein weiser Hinweis eines Theatermannes und Humanisten auf die Nachkommen. Kriege bringen nichts. Oder doch? Rom wurde zur Großmacht in Europa und brachte Fortschritt und Zivilisation für einige Jahrhunderte. Was lernen wir daraus? Die Weltherrschaftspläne haben keine Zukunft. Das Tausendjährige Reich der Nazis hielt nur 12 Jahre. Napoleon wurde von den vereinten Kräften der Russen, Österreicher und Preußen vernichtend geschlagen. Chingis Khans Weltreich ging unter. Alexander der Große aus Griechenland hatte ein Weltreich von Alexandria bis Indien geschaffen, welches nach seinem frühen Tod schnell zerfiel. Auch das heutige Weltreich der USA wird untergehen. Es bröckelt schon an allen Enden. Nur mit einer überragenden Militärmacht können sich die USA noch halten. Die Menschen haben sich schon lange von den USA abgewendet. Die Frage ist nur noch nach dem Nachfolger. China, die Europäische Union, Russland, Indien? Es kommt eine gewaltiger Umbruch auf uns zu. Oder ein Weltkrieg? Das war die Seite 3 in 2020 13h07.

Sonnabend 4. Januar 2020 13h33.  Heute vor 19 Jahren, 2001, hatte ich einen neuen Trabant nach dem der alte in der Silvesternacht verschwunden war. Gestohlen. Kaum zu glauben, dass es so schnell ging, aber so steht es im Terminkalender. Ich war noch mit dem Fahrrad herumgefahren, den Wagen zu suchen. Hatte in der Zeitung noch mehrere Angebote angesehen bis ich den Trabant einer Rentnerin kaufte, die sich ein Westauto angeschafft hatte. Den Verkauf organisierte ein Student, der in der Nähe, in der Kowalke Straße wohnte. Er hatte noch viele Ersatzteile im Keller, die ich nach und nach abholte und im Schuppen in Fredersdorf deponierte. Der Kaufpreis lag wohl bei 200 DM. Ich gab ihm erst einmal 100 DM und fuhr den Wagen ein paar Tage auf Probe. Aber er war in Ordnung und er erhielt die restlichen 100 DM. Bis 2011 hatte ich den Trabi und machte viele Touren. Jedes Jahr um die 18 000 Kilometer. Ab 2007, als mein Bruder Kurt gestorben war, half ich seiner Witwe Annelie in Hausen AG in Haus und Garten. Das war die Aufgabe meines Bruders, während sich Annelie um Essen, Bekleidung und Kinder kümmerte. Mit Haus und Garten war sie überfragt. Ihre Tochter Heike hatte selbst Haus und Garten, Arbeit und drei Kinder und freute sich, dass ich half. So fuhr ich im Frühjahr und Herbst für eine Woche in die Schweiz. Das waren allein jeweils an die 2000 Kilometer. Mein Bruder hatte Kartoffeln und anderes Gemüse im Garten. Dann waren da noch drei Rasenflächen vor, neben und hinter dem Haus und Hecken und Bäume zu schneiden. Da gab es viel zu tun, während Annelie für Essen sorgte. Wir fuhren auch einkaufen. In der Schweiz und in Westdeutschland, wo vieles billiger war. In den ersten Jahren fuhr Annelie mit ihrem Wagen. Dann hatte Heike etwas dagegen, da sie meinte ihre Mutter würde nicht mehr so sicher fahren. Dann fuhr ich bis Annelie Haus und Garten aufgab und in ein betreutes Wohnen in Hausen AG zog. Das war die Seite 4 14h07.

Sonntag 5. Januar 2020 9h57.  Heute vor 144 Jahren, 1876, wurde Konrad Adenauer geboren. Er war der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und regierte von 1949 bis 1963. 1967 starb er im Alter von 91 Jahren. Er rüstete Westdeutschland auf, obwohl die Siegermächte des zweiten Weltkrieges keine Rüstung und kein Militär in Deutschland, dem Verursacher zweier Weltkriege, wollten. An der Seite der USA erhielt nun die BRD die Marshalplanhilfe und konnte die Wirtschaft schneller aufbauen als die DDR, die an der Seite der Sowjetunion weniger Unterstützung erhielt. Die Sowjetunion war von den deutschen Truppen im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden und musste alle Kräfte für den eigenen Aufbau einsetzen. Trotzdem gelang es ihr schon 1957 mit dem Sputnik als erstes Land der Erde in den Weltraum einzudringen und 1961 mit Juri Gagarin den ersten Menschen in einer Weltraumkapsel um die Erde zu schicken. Als erste landete die Sowjetunion eine unbemannte Station auf dem Mond. Erst 1969 betraten die US-Amerikaner unter dem Kommandanten Neil Armstrong den Mond und hatten damit die Sowjetunion auf dem Weg in den Weltraum überholt. Die USA stellten nach einigen Flügen das Vorhaben ein und seit dem ist kein Mensch mehr auf dem Mond gelandet. Das ist auch mit einem hohen Risiko für Leib und Leben verbunden. Der Einsatz von Robotern wäre vor der Reise von Menschen in den Weltraum besser. Adenauer hatte jedenfalls mit die Grundlage für eine gewaltige Aufrüstung und für den sogenannten kalten Krieg zwischen West und Ost zu verantworten. Deutschland ohne Waffen und ohne Bündnisse hätte dem Frieden gedient. Die nachfolgenden Regierungen der BRD waren fest im Nord-Atlantik-Pakt, der Nato, eingebunden und die BRD diente als wichtiger Stützpunkt für die Kriegseinsätze im Kosovo, in Serbien, im Irak und Afghanistan. Selbst die Einsätze der US-Drohnen sollen jetzt auch von der BRD aus geleitet werden. Das war die Seite 5 10h36.

Montag 6. Januar 2020 14h35.  Heute vor 275 Jahren, 1745, wurde Montgolfier geboren. Mit einem Heißluftballon stieg er in Frankreich in den Himmel. Davor und danach versuchten wagemutige Männer mit Flügeln, wie die Vögel in die Luft zu kommen. Mit mehr oder weniger Erfolg. Aber immer war die Sehnsucht vieler zukunftorientierter Menschen den sicheren Boden zu verlassen und aufzusteigen. Wenn die Vögel es können, müssen wir es auch können. Heute wird der Mars als Ziel in den Blick genommen. Dabei waren wir seit fast 30 Jahren nicht mehr auf dem Mond, wenn die Mondlandungen der USA stimmen und nicht in Hollywood gedreht worden, wie einige Wissenschaftler und Ingenieure nachzuweisen versuchen. Ich möchte es jedenfalls glauben, denn die Zukunft der Menschheit ist nicht auf die Erde begrenzt. Es wird schon bald Raumstationen geben, die ohne Unterstützung von der Erde existieren werden. Der Kreislauf des Lebens auf der Erde wird auch in Raumstationen möglich sein. Die große Freiheit im Weltraum wird unser Lohn sein. Bis jetzt scheinen die riesigen Entfernungen des Alls dem Vorhaben im Weg zu stehen. Wie auch die Grenze der Geschwindigkeit in Höhe der Lichtgeschwindigkeit. Aber der menschliche Geist hat schon viele Hürden der Geschwindigkeit genommen, von der Pferdestärke bis zur Rakete. Er wird auch Raumstationen mit sinnvollem Tempo beschleunigen. Dann werden wir die Enge der Erdoberfläche überwinden. Obwohl, so eng ist sie nicht. Es gibt noch so viele Flächen in Wüsten, Ödland, Meer und schneebedeckt. Das wird nach und nach besiedelt. Und das Ackerland zur Versorgung mit Lebensmitteln ist noch lange nicht effektiv. Es wird an Wänden, auf Dächern und unter der Erde geerntet werden. Außerdem wird der Konsum an Lebensnotwendigem geringer werden. Brauchen wir das alles wirklich notwendig, was uns im Supermarkt angeboten wird? Das war die Seite 6 14h05.

Dienstag 7. Januar 2020 14h20. Der Erfinder des Telefons, Johann Philipp Reis, wurde heute vor 186 Jahren, 1834, geboren. Den Namen Telefon gab er in Anlehnung an den Telegraphen, der damals schon Morsezeichen mit elektromagnetischen Strom übertragen konnte. Er konnte aber seine Erfindung nicht vermarkten, denn einmal starb er schon mit 40 Jahren und andererseits gab es Widerstand von angesehenen Leuten in Hessen. Aber das Telefon setzte sich durch und ist heute nicht mehr weg zu denken aus unserem Leben. In der DDR waren wir noch weit gehend auf die öffentlichen Telefone angewiesen. Nur wenige hatten ein Telefon. Polizei und Feuerwehrleute. In der Moldaustrasse in Friedrichsfelde hatten wir das Glück, dass gegenüber ein Telefonhäuschen stand. Wir sahen aus dem Fenster, wenn wir telefonieren wollten, ob es leer ist, und gingen schnell runter. Erst im Tierpark in Vronis Dienstwohnung erlebte ich ein Telefon im Haus. Aber das war auch wesentlich für Vronis Arbeit als Tierpflegerin und nicht für privat da, denn privat hatte damals kaum jemand ein Telefon. Heute ruft man an, bevor man einen Besuch macht. Damals musste das lange vorher geplant werden. Oder man kam eben auf gut Glück, das jemand anwesend ist. Das ist heute nicht mehr vorstellbar. Und das Telefon ist heute nicht mehr so groß, wie damals. Kein Kasten mehr an der Wand mit einer Wählscheibe. Heute haben wir ein Handy und können überall telefonieren. Und das nicht nur mit Sprache, sondern auch mit Bildübertragung. Eine fantastische Entwicklung. Ein Beispiel der rasenden Entwicklung der Technik und unseres Lebens in den letzten fünfzig Jahren. Das gibt Hoffnung auch auf weitere Verbesserungen in Medizin, Transport und Weltraumforschung. Wenn nicht nur so viel Geld für die Rüstung verbraucht werden würde und so viele Menschen auf der Welt noch um ihre einfache Existenz kämpfen müssten. Das war die Seite 7 14h30.

Mittwoch 8. Januar 2020 14h10. Micha hatte gestern einen Tag in seiner neuen Arbeitstelle in Hamburg verbracht und konnte erkennen, dass die Sache sehr anspruchsvoll ist. Ab Freitag fängt er richtig an. Ein halbes Jahr Einarbeitung. Das wird stressig. Alles ist digitalisiert. Von jedem Bildschirm aus kann man auf alles zugreifen mit vielen speziellen Abkürzungen. Es geht um die Voruntersuchung - Optometrie - für den Augenarzt. Da arbeiten mehrere dutzend Leute, meistens Frauen. Micha ist der erste Mann unter den Frauen, die die Voruntersuchungen machen. Einen Ordner mit den Abkürzungen für die Befunde bekam Micha zum auswendig lernen. Freitags ist um 14h Feierabend. Da könnte Micha vielleicht zum Snooker kommen am Ende des Monats. Im Tempodrom spielen die Topleute um den Titel German Master. Bisher waren wir immer dort. Das organisiert Micha über das Internet. Eine tollte Atmosphäre. Im vorigen Jahr gewann der Engländer Mark Williams, einer von den 10 Weltbesten im Snooker. Ein Spiel, das viel Konzentration, Feingefühl und Augenmaß erfordert. Es ist sehr schwierig auf dem 3,60 Meter großen Tisch die Kugeln so zu treffen, dass eine in die Tasche fällt und der Spielball - die weiße - auf einer Stelle liegen bleibt, wo man erfolgreich weiter spielen kann. Es sind meistens Spieler aus England, Schottland, Irland und Wales, die ganz vorn auf der Liste der Weltbesten stehen. Am liebsten sehen wir Ronnie O´Sullivan und Shaun Murphy. Ronnie spielt schnell, offensiv und effektiv. Shaun ist der Gentleman. Ronnie wurde schon sieben Mal Weltmeister. In den letzten Jahren kamen viele erfolgreiche Spieler aus China. Aber sonst sind nur wenige Länder beteiligt. Die Übermacht der Spieler aus Großbritannien lässt kaum andere hoch kommen. Auch die deutschen Snookerspieler konnten noch keine wesentliche Wettbewerbe gewinnen. Das war die Seite 8 16h10.

Donnerstag 9. Januar 2020 12h32.  Kurt Tucholsky wurde heute vor 130 Jahren, 1890, geboren. Merkt ihr denn nichts, rief er den Deutschen in den 1920 Jahren zu. Damals organisierten sich die Nazis. Mit Unterstützung des Militärs und der Großindustrie bereiteten sie ihre Wahl in den Reichstag vor. Das Ziel war die Weltherrschaft und als erstes die Eroberung Polens und der Sowjetunion. Deutschland fehlte angeblich Lebensraum. Die Überlegenheit der germanischen Rasse über Slawen, Juden, Roma und andere Völker sollte den Deutschen das Recht geben, über alle anderen Völker zu herrschen. Kurt Tucholsky als Journalist und seine Freunde erkannten das und sie warnten in Zeitungen und Reden vor dem kommenden Weltkrieg. Aber die Mehrheit der Deutschen wählte die Nazis in den Reichstag und Präsident Hindenburg ernannte Hitler zum Reichskanzler. Damit und mit dem Brand des Reichstages errichteten die Nazis in Deutschland eine Diktatur. Mit dem Versprechen von Frieden, Brot und Arbeit wurden die Deutschen getäuscht und es wurde stark aufgerüstet. Kurt Tucholsky war enttäuscht und zog sich nach Schweden zurück. Er wollte nichts mehr mit Deutschland zu tun haben.  In Schweden schrieb er den fröhlichen Roman Schloß Gripsholm, der fantastisch verfilmt wurde. Aber die Trauer um Deutschland machte ihn krank. Er hatte Schlafprobleme und nahm dagegen Barbiturate. Am 20. Dezember 1935 nahm er eine Überdosis Barbiturate, fiel ins Koma und starb am nächsten Tag im Krankenhaus von Göteborg. Ob es Selbstmord war oder nicht, konnte nicht geklärt werden. Jedenfalls ist ein großer Deutscher mit schon 45 Jahren gestorben. Ein Poet und Denker, den ich mit Heinrich Heine, Thomas und Heinrich Mann vergleiche. Und heute stehen wir wieder dem gleichen Anwachsen der Nazis, des Nationalismus,  der Ausländerfeindlichkeit und dem Krieg gegenüber. Lernen wir denn nicht? Das war die Seite 9 13h07.

Freitag 10. Januar 2020 11h22. Heinrich Zille wurde heute vor 162 Jahren, 1858, geboren. Der Maler und vor allem der als Zeichner von Berliner Typen bekannt gewordene Zille wohnte zeitweise hier ganz in der Nähe in Lichtenberg. Mit seinem Zeichenblock zog er durch die Straßen. Wir verdanken ihm einen realen Blick in das Leben der einfachen Leute. Ob in den Berliner Hinterhöfen oder beim Badevergnügen am Müggelsee, überall fand er seine Modelle. Er war ein einfacher Mann und wurde erst in den 1920er Jahren als Künstler gewürdigt. 1929 starb er hoch verehrt. Er hatte wie kein anderer das Berliner Milieu mit ein paar sicheren Strichen eingefangen. Lichtenberg gehörte damals noch nicht zu Berlin. Es war ein Vorort, ein Dorf, wie viele Dörfer rund um Berlin, die erst nach dem ersten Weltkrieg in Berlin eingemeindet wurden. Hier in meiner unmittelbaren Umgebung weideten Ziegen und Rinder auf ausgedehnten feuchten Wiesen. Der Tränkegraben vor meinem Balkon erinnert noch an diese Zeit. Heute ist alles bebaut. Das begann schon Ende des 19. Jahrhunderts, als Frankreich als Verlierer nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 Reparationen an Deutschland zahlte. Und in der DDR-Zeit entstand das Hans-Loch-Viertel mit vielen modernen Wohnblöcken und der Fernheizung aus dem Heizwerk Klingenberg an der Rummelsburger Landstrasse. Nicht zu verwechseln mit meiner Rummelsburger Strasse, die Friedrichsfelde und das Viktoria-Viertel verbindet. Damals stand das Schloss Friedrichsfelde der Trekows mehr im Mittelpunkt. Heute gehört es zum Tierpark Berlin, das Professor Dathe in den 1950er Jahren mit Unterstützung Ostberlins, ehemals Hauptstadt der DDR, gründete. Zille hätte seine Freude daran, wenn er sehen könnte wie die Berliner den Tierpark besuchen und aus den dunklen Hinterhöfen der Berliner Großstadt herausgekommen sind. Das war die Seite 10 11h55.

Sonnabend 11. Januar 2020 13h20. Heute vor 78 Jahren, 1942, wurde Werner F. geboren. Das war mitten im Krieg und nach der Befreiung durch die Rote Armee musste er mit seiner Familie die Heimat verlassen. Polen bekam seine Westgebiete wieder zurück. Es verschlug sie nach Fredersdorf bei Berlin. Der Vater war noch in Gefangenschaft. Seine Mutter konnte eine Neubauernstelle durch die Bürgschaft eines freundlichen Fredersdorfers übernehmen. Er versprach zu helfen bis der Vater zurück kommt. Das ging dann ein paar Jahre gut. Aber wie mir seine Schwester Bruni aus den USA mailte, hatte mein Vater Kurt Buchholz ihren Vater gewarnt und geraten in den Westen zu flüchten. Was sie auch taten. Über Westberlin und mit der Unterstützung eines Onkels kamen sie in die USA. Sie fühlen sich bei Chicago wohl inmitten einer großen Familie und sind zufrieden mit der neuen Heimat. Ich traf Werner und Bruni vor Jahren während sie ihre Verwandten nach der Wende in Fredersdorf besuchten. Werner nahm an einem Treffen ehemaliger Schüler der Fredersdorfer Schule teil. Damals kannten wir uns nicht. Nur mein Vater hatte wegen der Neubauernstelle etwas mit der Familie zu tun. Mein Vater musste auch aus der Gegend ihrer Heimat flüchten. Aber das war schon nach dem ersten Weltkrieg, als durch den Versailler Vertrag Posen, Schneidemühl, das Netzegau und Kolmar den Posen zurückgegeben wurde. Daraus erwuchs wohl eine Freundschaft zu Werner und Brunis Vater. Mein Vater war von seiner Partei zur Aufteilung des Gutshofes in der Bodenreform in Fredersdorf beauftragt worden. Von dem sowjetischen Ortskommandanten war er als Antifaschist gleich nach der Befreuung als Polizist eingesetzt worden. Wie mir der Ortschronist Professor Manfred Kliem mitteilte, hatte er im Landesarchiv in Brandenburg festgestellt, dass mein Vater Ortsvorsitzender von Fredersdorf war. Ich hatte mit meinen 10 Jahren wenig davon mitbekommen. Wir alle waren vor allem zufrieden, dass wir den Krieg überlebt hatten. Das war die Seite 11 14h10.

Sonntag 12. Januar 2020 13h05.  Heute vor 274 Jahren, 1746, wurde Pestalozzi in Zürich geboren. Er starb mit 81 Jahren in Brugg und hat sein ganzes Leben zusammen mit seinen Freunden für Bildung und Menschlichkeit gearbeitet. Heute ist ein Trend zu Reichtum und Egoismus zu beobachten. Als wenn es Ziel des Menschen ist, persönlich materielle Güter anzuhäufen. Dafür leben viele in Armut und Not. Bildung sollte für alle da sein, vom Kind bis zum Erwachsenen. Dafür lebte Pestalozzi. Er ist heute noch so wichtig wie damals. Er lebte in Brugg, Birr und in anderen Orten im Kanton Aargau. Obwohl ich viele Jahre dort meine Schwägerin Annelie besuchte, ist mir nichts von Pestalozzi aufgefallen. Ist er in Vergessenheit geraten? Das wäre schade. Ob man ihn im Aargau feiert im nächsten Jahr zu seinem 275sten Geburtstag? Seiner zu erinnern ist heute sicher sehr notwendig. Nicht nur in der Schweiz. Pestalozzi ist in aller Welt bekannt und seine pädagogischen Vorstellungen sind Allgemeingut geworden. Seine pädagogischen Ziele sind in vielen Schulen verwirklicht. Der polytechnische Unterricht in der DDR, also die Verbindung von Schule und Arbeit, hätte Pestalozzi sehr gefallen. Auch der einfache und allgemein verbindliche Bildungsweg von Grundschule, Oberschule und Studium in der DDR passt gut in Pestalozzis Vorstellung. Bildung für alle, unabhängig vom Geldbeutel und Stand ist auch heute noch eine nicht überall erfüllte Forderung. In Deutschland ist statistisch nachgewiesen, dass bildungsferne Schichten der Gesellschaft wenig Aussicht haben, aufzusteigen. Sie bleiben gefangen in ihrem Umfeld. Pestalozzi sah darin schon vor 200 Jahren ein vergeudetes Potenzial für die Entwicklung der Gesellschaft und bemühte sich um Änderung. Statt dessen gehen Menschen auf die Straße und verteufeln die Möglichkeit der Information mit Slogans wie Lügenpresse und anderen dummen Sprüchen. Das war die Seite 12 13h43.

Montag 13. Januar 2020 13h03. Gestern war wieder das jährliche Gedenken an  Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Sie wurden in Berlin im Januar 1919 von Offizieren der Reichswehr ermordet, weil sie sich für ein sozialistisches Deutschland einsetzten. Das erste Mal war ich an den Gräbern 1946. Da hatte mich mein Vater mitgenommen. Die Nazis hatten die Gedenkmauer von Van der Rohe in den 1930er Jahren zerstört. Die stand am Ende des Zentralfriedhofs in Friedrichsfelde bei den Gräbern. Später hat dann die DDR-Regierung gleich vorn am Eingang die Gedenkstätte der Sozialisten eingerichtet. Ein hoher roter Feldstein steht in der Mitte mit den Worten: Die Opfer mahnen uns. Da liegen jetzt auch Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Otto Grotewohl und viele Kämpfer um den Sozialismus in Deutschland. Auch Adolph Hoffmann, der sich als Reichstagsabgeordneter für die Rechte der Bürger eingesetzte hat dort einen Gedenkstein. Sein Haus in Vogelsdorf schenkte er der Jugend. In der DDR-Zeit war es ein Kinderheim und Kindergarten. Seit der Wende aber steht es leer. Auch der Heimatverein in Fredersdorf - Vogelsdorf kümmert sich nicht darum. Als Mitglied des Vereins hatte ich mich dafür eingesetzt. Aber man ist voll ausgelastet mit dem ehemaligen Gutshof in Fredersdorf und der Heimatstube. Das Haus will die Gemeinde an private Interessenten verkaufen. Schade. Es ist umgeben von einem weiten Grundstück mit Laubbäumen und würde sich auch weiter für ein Heim oder Kindergarten eignen. Bei der Umbenennung des Straßennamens hätte man an Hoffmann denken können. Aber nein. Hoffmann war kein Freund der Kirche. Deshalb ist anzunehmen, dass der Einfluss der Kirche das Gedenken verhindert. Erstaunlich war auch gestern, dass am Nachmittag die Gudrunstraße vor dem Friedhof verlassen war. In den Vorjahren gab es da viele Kioske der linken Parteien und auch Stände mit Bier und Essen und die Straße war voll von Menschen. Diesmal alles leer. Ist das Gedenken am Ende? Die Demonstration aber vom Frankfurter Tor bis zum Friedhof am Vormittag war wie üblich und wurde im Fernsehen gezeigt. Nur Gregor Gysi konnte ich nicht entdecken. Das war die Seite 13 14h00.

Dienstag 14. Januar 2020 14h18.  Der Urwalddoktor Albert Schweitzer wurde heute vor 145 Jahren, 1875, in Colmar geboren. Das ist nicht das Kolmar, heute Chodzes in Polen, wo mein Vater Kurt Buchholz 1907 geboren wurde, sondern das Colmar im Elsass, welches damals nach dem Deutsch-Französischen Krieg zum Deutschen Kaiserreich gehörte. Albert Schweitzer wurde Arzt und gründete in Afrika, in Lambarene das damals weltweit bekannte Urwaldkrankenhaus. Lambarene liegt in Gabun, nördlich vom Kongo, am Atlantik. Albert Schweitzer war auch Philosoph, Schriftsteller, Pazifist und erhielt den Friedensnobelpreis. Er entschloss sich angesichts des Leids der Tiere kein Fleisch mehr zu essen. Er war allgemein bekannt und geachtet aber konnte nicht verhindern, dass in seiner Lebenszeit die beiden schlimmsten Weltkriege stattfanden. Der deutsche Kaiser Wilhelm II strebte nach Weltgeltung und die Nazis im sogenannten dritten Reich, das 1000 Jahre dauern sollte, wollten die Weltherrschaft. Beides führte zu Millionen Toten und Zerstörung Tausender Orte. Wie enttäuscht muss Albert Schweitzer von den Menschen gewesen sein? Er pflegte und rettete Menschenleben in seinem Urwaldkrankenhaus in Afrika bis an sein Lebensende. Er wurde 90 Jahre alt und starb in Lambarene am 4. September 1965. Eine Änderung der Verhältnisse ist nur möglich, wenn sich die Mehrheit der Menschen um ihr Schicksal selbst kümmert, sich politisch engagiert und stärker wird, als die Egoisten und Kriegstreiber. Das war die Seite 14 14h55.

Mittwoch 15. Januar 2020 11h50.  Heute vor zwei Jahren schickte ich Klaus S. meine Broschüre über unseren Betrieb VEB Elektrokohle Lichtenberg - EKL -. Klaus wohnt hier in der Nähe. Mit seiner Frau traf ich ihn oft auf ihren Spaziergängen. Klaus war mein Chef in der Wirtschaftskontrolle und Revision in EKL. Ich wurde dort nach meinem Diplom-Abschluss als Wirtschaftler eingesetzt. Fünf Jahre hatte ich als Stampferhelfer und Pechmahler in der Drei-Schicht-Produktion gearbeitet und nebenbei konnte ich im Fernstudium den Abschluss als Wirtschaftler machen. Das war nicht einfach. Aber der Betrieb unterstützte mich und gab mir in jedem Jahr für das Studium vierzehn Tage frei. Klaus verließ bald den Betrieb und arbeitete dann in der Staatlichen Plankommission der DDR und ich wurde als Leiter der Abteilung Wirtschaftskontrolle und Revision und nach einigen Jahren als Leiter Finanzen und Preise eingesetzt. Mit meinen ehemaligen Kollegen treffen wir uns jedes Jahr zum Tag des Chemiearbeiters. Das war früher ein Feiertag im Betrieb mit Auszeichnungen, Reden, Musik und kaltem Büfett. Als Rentner gab es bis vor einigen Jahren noch das Treffen der Mitglieder der Gewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie, wo auch einige EKLer teilnahmen. Der Betrieb EKL ist bald nach der Wende abgewickelt worden und dreitausend Beschäftigte entlassen. Nur eine kleine Abteilung der Fertigung von Kohlebürsten mit rund 100 Beschäftigten existiert noch auf dem Gelände an der Herzbergstraße in Berlin-Lichtenberg. Den größten Teil des ehemaligen Betriebsgeländes bewirtschaftet jetzt ein vietnamesischer Groß- und Kleinhandel. Die umfangreichen Gebäude der Pressereien, Brennereien und der Bearbeitung sind schon lange abgerissen. Nur das alte Siemens-Verwaltungsgebäude und auch das Kulturhaus aus der DDR-Zeit sind stehen geblieben und werden von den neuen Eigentümern renoviert und intensiv genutzt. Das war die Seite 15 12h20.

Donnerstag 16. Januar 2020 13h32.  Heute vor 72 Jahren, 1948, wurde Gregor Gysi geboren. In der DDR-Zeit war er Anwalt und sein Vater Minister. Als Schöffe in der Familienkammer des Bezirksgerichts Berlin-Lichtenberg erlebte ich ihn einige Male als Anwalt bei Scheidungen und Vermögensauseinandersetzungen. Da ist mir aber nichts besonderes in Erinnerung geblieben. Außer, dass er überzeugend und immer freundlich im Gerichtssaal auftrat. Nach der Wende wählten ihn seine Genossen zum Vorsitzenden der SED-Nachfolgepartei und später der Linken. Heute vertritt er die Linken im Europäischen Parlament. Als er Senator im Berliner Senat werden wollte, gab es einen Werbefilm. Sie brauchten einen Trabant und irgendjemand hat meinen Trabant vorgeschlagen. Ich fuhr zur festgelegten Zeit in eine abgesperrte Berliner Straße und hatte Gelegenheit mit Gysi und anderen Größen der Linken eine Zeit zu verbringen. Dabei versuchte ich ihn vom Schicksal meines Betriebes VEB Elektrokohle zu interessieren. Der Betrieb wurde wie viele andere DDR-Betriebe von der Treuhand abgewickelt. 3000 Beschäftigte flogen auf die Straße. Der Teil der Großkohle - Herstellung von Grafitelektroden für Stahlschmelzöfen, Anodensteine für die Aluminiumproduktion, Stampfmassen für Auskleidungen von Eisen- und Chemieöfen, der Elektrolyse und vielen anderen Anwendungen - konnte sich noch einige Jahre halten, wie mir der Leiter Klaus S. mitteilte. Er war traurig als letzter die Türen vor dem Abriss abschließen zu müssen. Jetzt ist ein Groß- und Kleinhandel von Vietnamesen auf dem Gebiet. Einmal noch konnte ich über den Betrieb berichten, als das Theater am Ufer dort ein modernes Stück inszenierte. Gruppenweise wurde das Publikum durch den Betrieb geführt und im ehemaligen Badehaus in der oberen Etage informierte ich über Elektrokohle und verteilte Schlüssel für die Umkleidekabinen, in denen das Publikum vom Theater vorbereitete Überraschungen erlebte. Das war die Seite 16 13h12.

Freitag 17. Januar 2020 12h57. Politik ist die Kunst der Kompromisse und des Machbaren. Wegen der unterschiedlichen Interessen. Politiker wollen gewählt werden. Deshalb ist ihre Meinung immer ein Kompromiss zwischen den Meinungen der Bürger, der Hoffnungen der Lobbyisten und der eigenen Meinung. Wie soll ein Politiker die Wünsche und Hoffnungen von 82 Millionen Einzelpersonen erfüllen können? Er kann sie ja nicht einmal kennen. Deshalb sollten sich so viel wie möglich Bürger einmischen und mit entscheiden. Das gesellschaftliche Engagement der Bürger ist gefragt, wenn die Politiker nicht abgehoben werden sollen. Die Bürger müssen die Probleme kennen. Aber daran hapert es. Zu viele wenden sich ab von der Politik. Als wenn das etwas Schlechtes ist. Dabei ist es ihr Leben. Ob man will oder nicht. Natürlich ist es einfacher, sich um nichts zu kümmern, nur um seine Familie, seine Freunde und seine Arbeit. Es ist ja auch alles so kompliziert. Jedenfalls erscheint es so, wenn man nicht eine eigene begründete Meinung hat und sich mit allem auseinandersetzt und sich prüft. Aber das kostet Zeit für das Konsumieren der Nachrichten aus aller Welt, aus Gegenwart und Vergangenheit. Aber anders geht es nicht. Das ist die einzige Chance für Demokratie. Ansonsten herrscht Diktatur und Unzufriedenheit. Anarchie und Feindschaft. Heute sind die technischen Möglichkeiten für Frieden und Menschlichkeit vorhanden. Nur der Wille fehlt. Albert Schweitzer schrieb, dass die Europäer den Afrikanern so Schlimmes angetan haben in der Vergangenheit und immer noch, dass sie nicht in der Lage sind die Schuld abzutragen, selbst wenn sie alle ihre Möglichkeiten nutzen würden. Aber diese Erkenntnis haben ja noch nicht einmal alle Europäer. Wir konsumieren billige Bananen, Schokolade, Kaffee und Rohstoffe und liefern teure Autos, Maschinen, Waffen und was wir nicht mehr essen und nicht anziehen und machen so die heimische Industrie kaputt. Das muss sich ändern für Frieden und Sicherheit in der Welt. Das war die Seite 17 13h30.

Sonnabend 18. Januar 2020 13h32.  Oliver Hardy wurde heute vor 128 Jahren, 1892, geboren. Zusammen mit Stan Laurel begeisterte er als Komiker in Hollywoodfilmen die ganze Welt. Als Dick und Doof waren sie in Deutschland schon in der Stummfilmzeit bekannt geworden. Das war in den 1920er Jahren. Neben Charly Chaplin und Buster Keaton feierten sie noch viele Jahrzehnte Erfolge. Als Lieferanten eines Klaviers auf einer steilen Treppe oder als Weihnachtsbaum Verkäufer blieben sie lange im Gedächtnis. So manches Auto wurde demoliert. Wo sie auftauchten, blieb nichts ganz. Obwohl sehr verschieden blieben sie auch nach manchem Streit zusammen und bewiesen eine lebenslange Freundschaft. Stan Laurel war der Kreative, der sich immer neue lustige Begebenheiten einfallen ließ und auch den Filmschnitt beaufsichtigte. Oliver Hardy liebte seinen Feierabend auf dem Golfplatz. Beide aber waren später auch Regisseure und Produzenten ihrer lustigen Filme. Oliver Hardy starb mit 65 Jahren, 1957. Stan Laurel wurde 10 Jahre älter und arbeitete fast bis an sein Lebensende 1965 in Hollywood, 1890 geboren. Buster Keaton war der Mann mit dem unbewegten Gesicht, während er die schwierigsten Gefahren überstand. Einmal rannte er einen Berg runter verfolgt von rollenden Steinen und einmal fiel er aus dem Fenster eines Hochhauses und blieb auf einem Fenstervorhang hängen. Ohne Schrecken im Gesicht zu zeigen und mit dem Strohhut auf dem Kopf. Charly Chaplin parodierte Hitler gekonnt. Ohne Deutsch zu sprechen aber mit seinem täuschend ähnlichen Schnurrbart hielt er eine lange Rede über Menschlichkeit und Frieden zu einer Zeit als Hitler schon mit dem Überfall auf Polen den zweiten Weltkrieg begonnen hatte. Das war die Seite 18. 14h10.

Sonntag 19. Januar 2020 13h10.  Uli F. würde heute 57 Jahre alt werden, wenn er nicht mit seinem Drachen abgestürzt wäre. Das war 1998 auf unserem Flugplatz Altes Lager bei Jüterbog. Er wurde bis auf ca. 100 Meter mit der Winde hochgezogen. Plötzlich klappte der Flügel zusammen und der Drachen fiel senkrecht zur Erde. Uli hatte keine Chance. Offensichtlich hatte er beim Aufbau etwas falsch gemacht. Unglücklicherweise war auch seine kleine Tochter auf dem Platz und musste den Absturz mit erleben. Es war ein Schock für alle. Uli war ein langjähriger Flieger und arbeitete an unserem Internet-Auftritt. Unser Drachenflieger-Club-Berlin meldete den Unfall und eine Kommission stellte Eigenverschulden fest. Uli ist nur 35 Jahre alt geworden. Der Unfall führte allen Mitgliedern unseres Clubs wieder vor Augen, wie wichtig der sorgfältige Aufbau des Geräts und der vorgeschriebene anschließende Check ist. Man wird sorglos, wenn man immer wieder die gleichen Handgriffe machen muss. Man muss aber voll konzentriert und selbstkritisch sein. Dann kann nichts passieren. Auch beim Fliegen selbst in großer Höhe kann kaum etwas gefährlich werden, denn der Flügel ist so gebaut, daß er sich von selbst wieder aufrichtet, wenn man einen Fehler macht. Zum Beispiel beim zu langsam fliegen. So ist es mir gegangen, als der Drachen plötzlich nach rechts wegkippte und sofort in den Sinkflug ging. Die Höhe hatte aber gereicht, daß er sich rechtzeitig vor der Bodenberührung wieder aufrichtete und ich ganz normal landen konnte. Das war noch ganz am Anfang meiner Fliegerzeit. Es gehört schon einige Erfahrung und gute Lehrer dazu. Mit meinen rund 150 Starts war ich schon ganz gut und hatte viel Freude daran ohne Motor wie ein Vogel durch die Luft zu gleiten. Dabei nur die Geräusche des Windes am Segel zu hören. Es ist das gleiche Spiel mit dem Wind, wie beim Segeln auf dem Wasser. Das war die Seite 19 13h38.

Montag 20. Januar 2020 12h55. Heute vor 78 Jahren, 1942, war die Wannseekonferenz. Es ging den Nazigrößen um die Vernichtung der 11 Millionen Juden in Europa. Von der Vertreibung und Umsiedlung nach Madagasgar hatten sie sich verabschiedet. Es ging um die Organisierung der Ermordung der Juden. Das Erschießen ganzer Familien durch die sogenannten Einsatzgruppen wie in Babi Jar bei Kiew in der Ukraine konnte man den SS-Leuten nicht mehr zumuten. Auch die Anwendung der Vergiftung in Lastwagen durch Abgase war den Nazis nicht effektiv genug. Sie entschieden sich für das Vergasen in scheinbaren Duschräumen in den Konzentrationslagern. Besonders Auschwitz und Birkenau in Polen wurden demnach ausgebaut. So starben sechs Millionen Juden. Die Juden sollten angeblich das Unglück Deutschlands sein. Sie hätten die Kriege entfesselt und unterdrückten das angeblich friedliche Deutschland. Unglaublich, dass so viele Deutsche sich in den zahlreichen Konzentrationslagern daran beteiligten. Sie glaubten an die Überlegenheit der germanischen Rasse über die anderen Rassen in der Welt, besonders auch der Afrikaner, Slawen, Sinti, Roma und Afroamerikaner. Aber sie brachten auch ihre deutschen Gegner um, die Kommunisten, die SPD-Leute, die Gewerkschafter und alle, die nicht mit den Nazis mitmachten. Sie hatten in den Wahlen zwar viele Stimmen bekommen, weil sie Frieden und Arbeit versprachen. Aber es gab auch andere Deutsche, die den Größenwahn der Nazis durchschauten. Dazu gehörten auch meine Eltern. Sie waren in den 1920er Jahren in die Kommunistische Partei eingetreten und hatten gegen die Nazis demonstriert. Vater war als Automateneinrichter in der Elektronikfirma Lorenz in Berlin-Tempelhof für die Rüstung wichtig und sogar vom Kriegsdienst befreit. Trotzdem suchten ihn einige Nazis in Berlin-Friedrichsfelde, wie sein Bruder Herbert berichtete. Wir zogen nach Fredersdorf bei Berlin und Vaters Betrieb wurde wegen der Bombenangriffe in den Harz und als dort die Amerikaner kamen, nach Guben an der Neiße verlagert. So hatten wir Ruhe. Aber mein Bruder Kurt musste mit 17 Jahren nach Holland an die Front und kämpfte gegen die US-Amerikaner. Das war die Seite 20 13h33.

Dienstag 21. Januar 2020 14h08. Heute vor 96 Jahren, 1924, starb Wladimir Iljitsch Lenin. Er hatte die sozialistische Oktoberrevolution in Russland 1917 vorbereitet und geleitet. Erst 1990 kam der Kapitalismus zurück. Über 70 Jahre bestand die Möglichkeit eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen. Aber sie schafften es nicht. Zwar überwand die Sowjetunion die Rückständigkeit Russlands und konnte sich im Bürgerkrieg und im zweiten Weltkrieg durchsetzen, aber die Unzufriedenheit der Menschen beendete den Aufbau des Kommunismus. Es gelang nicht eine zufriedenstellende Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen. Dabei hat das Land alle notwendigen Bodenschätze und fruchtbare Böden für eine ausreichende Landwirtschaft. Warum waren dann die Läden nicht übervoll wie wir es jetzt im Kapitalismus erleben? Die Antwort ist einfach: Eine unfähige Organisation der Wirtschaft. Die Privatwirtschaft bringt mehr als die staatliche Organisation. Es fällt schwer, das zu begreifen. Wenn auch heute die Läden voll sind, ist doch ein großer Teil der Bevölkerung nicht zufrieden. Ein Prozent der Bevölkerung verfügt über die Hälfte des Vermögens. Man fühlt sich hilflos gegenüber der Regierung und den Mächtigen der Wirtschaft. Die Klimakatastrophe droht und die Kriegsgefahr ist allgegenwärtig. Länder im Überfluss stehen Not und Elend in Afrika, Asien und Südamerika gegenüber. Die Armen dieser Welt wollen es sich nicht gefallen lassen. Eine riesige Flüchtlingswelle überrollt die Länder und die Medien zeigen überall mächtige Demonstrationen gegen die Regierungen. Ist das der Beginn der von Marx und Engels vorhergesagten Weltrevolution? Das war die Seite 21 14h43.

Mittwoch 22. Januar 2020 12h33.  Heute vor 291 Jahren, 1729, wurde Lessing geboren. Er wurde zu einem bekannten Vertreter seiner Zeit, die man Aufklärung nannte. Aus der Schule ist sein Theaterstück Nathan der Weise mit der Ringparabel bekannt. Lessing stellte darin die Notwendigkeit der Toleranz der Religionen dar. Auf die Frage des Sultans, welcher Gott der richtige ist, antwortet der Jude Nathan mit der Erzählung der Ringparabel. Der Ring wurde von Generation zu Generation immer dem besten Sohn vererbt und er sollte ihn bedeutend machen. Bis ein Vater drei Söhne gleich lieb hatte und sich nicht entscheiden konnte. Da ließ er zwei Kopien anfertigen und man konnte sie nicht mehr unterscheiden. Die Söhne kamen in Streit, wer wohl den richtigen Ring hat und baten um Aufklärung. Der Spruch des Richters war, dass derjenige der Richtige ist, dessen Besitzer sich am besten verhält, wer andere Menschen und Meinungen akzeptiert und respektiert. Es ist also nicht der Gott des Christentums, der Juden und des Islam der Entscheidende, sondern das Verhalten seiner Anhänger. Da Christen und Muslime sich seit den Kreuzzügen in blutige Kämpfe verwickeln und das bis heute mit Bombenflugzeugen, Drohnen und Selbstmordattentaten, sind es wohl die Juden, die andere akzeptieren und nicht bekämpfen, diejenigen mit der besten Religion. Dafür hat man nun die Legende erfunden, die Juden würden eine Weltrevolution vorbereiten und Schuld sein an den Kriegen. Das war Hitlers Begründung für den Versuch der Vernichtung des Judentums in Europa. Heute aber geht es um den Krieg der Reichen gegen das Volk, was wohl auch der Hintergrund der Religionskriege war. Und die Frage, wer Recht hat, die Reichen oder das Volk, steht nach wie vor im Raum. Aber so lange der Humanismus eines Lessing nicht in der Mehrheit des Volkes ist und man nicht bereit ist, etwas dafür zu tun, wird es wohl noch eine Weile so ungerecht weiter gehen, wie es heute ist. Das ist die Seite 22 13h06.

Donnerstag 23. Januar 2020 12h15.  Heute vor 122 Jahren, 1898, wurde Eisenstein geboren. In den 1920er Jahren machte er den Film über die Oktoberrevolution 1917 in Russland. Er wurde weltberühmt und ist ein Klassiker der Filmgeschichte. Die Schauspieler zeigten wohl kein genaues reales Bild der Ereignisse aber waren überzeugend und stark engagiert. So wurde dieser Film auch heute noch spannend anzusehen. Das war auch so bei den Filmen, die gleich nach dem zweiten Weltkrieg entstanden. Heute zieht mich nichts mehr in ein Kino. Aber damals waren die Filme spannend und aufregend und mitreißend. Staudte machte den Film Die Mörder sind unter uns. Unvergesslich. So stark wirklichkeitsnah und emotional. Da ging es um die Kriegsverbrecher, die sich nach dem Krieg verbargen und Angst vor der Strafe hatten. Und der Film Professor Mamlock und Die Buntkarierten. Auch die ersten Filme von Konrad Wolf füllten die Kinos. Die gab es damals an jeder Ecke. Hier am U-Bahnhof Friedrichsfelde, am Bahnhof Lichtenberg und am S-Bahnhof Karlshorst. In der DDR noch aktiv, verschwanden sie nach der Wende. Das Fernsehen zog das Publikum aus den Kinos. Das begann schon in der DDR-Zeit. Der Kinosaal am U-Bahnhof Friedrichsfelde wurde noch einige Jahre als Lager genutzt. Aber bald abgerissen. Da wächst Gras auf dem Grundstück. Merkwürdig, wo jetzt doch jedes freie Stück für den Wohnungsbau genutzt wird. Plötzlich gibt es eine große Wohnungsnot. Dabei wohnen viele in zu großen Wohnungen, weil die Kinder raus sind und ein Ehepartner gestorben ist. Aber man will nicht raus aus seiner Wohnung. Das ist ein großes Problem. Als in der Bödicker Straße am Bahnhof Ostkreuz Mutters Arbeitskollegin Mariechen Daum ihre Wohnung wegen Abriss verlassen musste, starb sie bald in der neuen Wohnung. Sie war über eine Türschwelle gestolpert, hatte sich einiges gebrochen und lag mehrere Tage ehe sie gefunden wurde. In ihrer alten Wohnung wäre das nicht passiert. Das war die Seite 23 12h40.

Freitag 24. Januar 2020 14h27.  Heute vor 1944 Jahre, 76 Jahre nach 0, wurde der spätere Kaiser des Römischen Reiches Hadrian geboren. Bekannt wurde er durch den Hadrians-Wall. Eine Grenzbefestigung quer durch England von der Nordsee bis zum Atlantik zur Abwehr der wilden Völker im Norden der Insel, heute Schottland. Alle etwa 30 Kilometer gab es eine Garnison mit römischen Soldaten und ein Tor in der Mauer. Da kamen die Händler aus dem Norden durch. Eine Mauer zu bauen ist eine uralte Notwendigkeit. Auch die Chinesische Mauer wurde schon im Altertum angefangen. Da ging es um die Abwehr der Nomaden im Norden, was heute die Mongolei ist. Die Römer bauten auch den Limes an Rhein und Donau zur Abwehr der räuberischen Germanen. Auch im Norden Afrikas schützten Mauern die Kornkammern Roms. Trotzdem ging das reiche und starke Römische Reich im Ansturm der Barbaren unter. Mauern helfen eben nur für eine gewisse Zeit wie unsere Berliner Mauer, die eine friedliche Revolution der DDR-Bevölkerung zerbrach. Mit dem Wahlversprechen, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen, kam Trump an die Macht der Vereinigten Staaten von Amerika. Aber da sind viele Gegner, die das für eine Geldverschwendung halten. Besser wäre sicher auch eine Unterstützung der armen Länder Mittelamerikas. Diese Auffassung hat sich auch in Europa durchgesetzt. Die Fluchtursachen der Afrikaner zu bekämpfen ist besser als die Abwehr der Flüchtlinge. Dagegen stehen die wirtschaftlichen Interessen Europas, die schon immer Afrika ausbeuteten. Billige Bananen, billigen Kaffee und Kakao sowie Bodenschätze gegen teure Autos, Maschinen und Waffen und in Europa unverkäufliche Textilien, Hühnchenteile, Trockenmilch, das die heimische Wirtschaft unterdrückt. Das war die Seite 24 14h56.

Sonnabend 25. Januar 2020 14h47.  Heute vor einem Jahr gab es in Brasilien eine schlimme Katastrophe. Ein Damm brach und begrub zahlreiche Menschen unter sich. 300 Menschen starben. Es war ein Damm für Industrieabfälle mit Giftschlamm. Ein deutscher TÜV hatte ihn kurz vorher noch als sicher abgenommen. Nun sind die Gerichte gefordert. Wer hat Schuld und wie konnte es soweit kommen. Die Leute wohnten unter dem Damm und wurden überrascht. Das ist die gleiche furchtbare Situation wie in Indien und Pakistan, wo für wenig Geld Textilien für Europa und Nordamerika hergestellt werden in unsicheren Fabriken. Da gab es auch schon zahlreiche Tote durch Feuer und einstürzende Gebäude. Hauptsache ist, daß wir billig einkaufen können und unsere Händler hohe Profite einstecken können. Seit hunderten Jahren beuten wir die sogenannten Entwicklungsländer in Asien, Afrika und Südamerika aus. Kein Wunder, daß sich Flüchtlingsströme von Süd nach Nord in Bewegung setzen. In Amerika genauso wie über das Mittelmeer. Dazu kommen noch die Kriege in diesen Ländern, die wir mit Waffen beliefern. Und damit auch noch Profit machen. Wir dagegen leben in einem Schlaraffenland. Auch nicht alle, aber der überwiegende Teil der Bevölkerung Europas und Nordamerikas. In Davos kommen in jedem Jahr die Spitzen der Gesellschaft zusammen. Die Situation wird diskutiert. Allen ist klar, was los ist. Aber alle wissen auch, daß sie nicht viel ändern können. Sie wollen ja gewählt werden von ihren Völkern. Und soweit sich in den Ansichten der Völker nichts ändert, wird alles so bleiben, wie es ist. Das ist der ewige Kampf der Reichen gegen das manipulierbare Volk. Aber die Demonstrationen der Gelbwesten in Frankreich gegen die Regierung, wie auch in anderen Ländern geben Hoffnung auf Besserung. Mit Menschlichkeit hat die internationale Situation nichts zu tun. Das erkennen immer mehr Menschen. Das war die Seite 25 15h20.

Sonntag 26. Januar 2020 10h04. Heute kam die Meldung, daß das Corona-Virus Europa erreicht hat. In Wusan, eine 11 Millionen Stadt in China fing es in der vorigen Woche an. Jetzt sollen sich schon 5000 Menschen angesteckt haben und 51 Menschen sind gestorben. Die USA kündigten an, alle US-Bürger aus Wusan auszufliegen. Für Privatpersonen seien aber nur geringe Platzmöglichkeiten vorhanden. Dabei sperrten die Behörden die Stadt Wusan ab. Niemand darf die Stadt verlassen und niemand hereinkommen. In Frankreich kamen drei Personen aus Wusan mit der ansteckenden Krankheit an. Sie sind in Quarantäne. Berlin meldet, daß wir vorbereitet sind. Die Krankheit zeigt sich in Übelkeit und in Zeichen von Erkältung. Es gibt keine Medizin dagegen. Sars war auch einmal eine weltweite Seuche mit vielen Toten. Das Corona-Virus soll mit Sars verwandt sein. Die Übertragung war ursprünglich vom Tier auf den Menschen in einem Geflügelmarkt in Wusan. Nun aber soll der Virus auch von Mensch zu Mensch übertragen werden. In China wurden alle Großveranstaltungen verboten. Dabei ist jetzt dort das Silvesterfest und es gibt einige Feiertage. Millionen Chinesen sind auf der Fahrt nach Hause und zu Verwandten. Das begünstigt die Verbreitung der Krankheit. Es gab schon viele Seuchen. Ganz früher zog die Pest durch Europa. Die Hälfte der Bevölkerung starb. In den letzten Jahrzehnten war es das Rindersterben, die Schweine- und Hühnerpest. Dabei sind Millionen Forscher in den Ländern aktiv, um Gegenmittel zu ermitteln. Den Corona-Virus versucht man zur Zeit in seiner Art zu erkennen. Erst danach kann man Gegenmittel entwickeln. Das war auch bei den anderen Seuchen so und sie verschwanden plötzlich so unerwartet, wie sie gekommen waren. Das erscheint sehr unerklärlich. Besonders in Hinsicht auf die weite Ausstattung mit Krankenhäusern und Ärzten. Das war die Seite 26 10h31.

Montag 27. Januar 2020 13h31.  Heute vor 75 Jahren, 1945, befreiten Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Nazis hatten dort über eine Million Juden, Slawen, Sinti, Roma, Kommunisten, Gewerkschafter und Gegner der Nationalsozialisten ermordet. Dafür hatten sie extra Gaskammern getarnt als Duschräume bauen lassen. Das war staatlich angeordneter Mord durch die deutsche Nazi-Regierung. Die Verfolgung und Ermordung der Juden hat eine lange Tradition schon seit Jahrhunderten. Nicht nur in Deutschland. Die Zünfte hatten sie aus dem Handwerk ausgestoßen. Sie mussten Händler und Geldverleiher werden. In der Folge kam es immer wieder dazu, daß verschuldete Christen die Juden kriminalisierten, sie wiesen sie aus und ermordeten sie, um die Rückzahlung ihrer Kredite los zu werden. Wohnungen, Vermögen, Möbel der Juden übernahm der Staat unter der Hitlerdiktatur. Dem staatlich angeordneten Mord fielen auch sowjetische Offiziere zum Opfer. Der Kommissarbefehl beinhaltete die sofortige Erschießung durch die deutschen Truppen in der Sowjetunion. Das Morden auf Grundlage von Regierungsbefehlen hat nicht aufgehört. Osama Bin Laden wurde im Auftrag des US-Präsidenten von US-Soldaten in seinem Bett erschossen. Der kritische Journalist Kaschogin wurde in einer Botschaft Saudi Arabiens mit einer Kettensäge zersägt. Die regierende Hutu-Kaste ermordete 800 000 Tutsi 1994 in Ostafrika. Der von der CIA unterstützte Pinochet ermordete viele Demokraten und stürzte die gewählte Regierung in Chile. Der iranische General Soleimani wurde durch eine US-Drone gezielt im Irak ermordet. Auch die Hinrichtungen in einigen Ländern der Erde sind schließlich Morde durch Regierungen. Die Regierungen der meisten Länder aber haben die Verurteilung zum Tode abgeschafft. Niemand hat das Recht, Menschen zu töten oder zu misshandeln. Menschlichkeit setzt sich durch, wenn auch sehr langsam. Das war die Seite 27 14h20.

Dienstag 28. Januar 2020 13h10.  Sometimes, the scandal is not what law was broken, but what the law allows. Manchmal besteht der Skandal nicht darin, das das Gesetz gebrochen wird, sondern was das Gesetz erlaubt. Scheinbar ein Widerspruch. Aber dieser Ausspruch passt zu Edward Snowdens Leben und Überzeugung. Snowden deckte die Überwachung der Bürger durch die Regierung der USA auf. Diese Überwachung ist durch Anti-Terror-Gesetze gedeckt. Mit dem Kampf gegen den Terror wird die Meinungsfreiheit und Menschlichkeit eingeschränkt. Waterboarding, das Eintauchen des Kopfes ins Wasser bis kurz vor dem Ersticken wurde von der Regierung der USA als notwendige Maßnahme akzeptiert, um Verdächtige zum Reden zu bringen. Die Folterstätten des US-Militärs im Irak, Abu Greit, und auf Kuba sind bekannt geworden. Der Schutz des Volkes hat Vorrang. Aber wo ist die Grenze zur Unmenschlichkeit? Gesetze haben immer eine positive und eine negative Seite. Daß auf deutschen Autobahnen keine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung vorgeschrieben ist hat seine Vorteile. Auch wenn allen die Lebensgefahr bewusst ist. Der Verkehrsminister will keine Änderung, obwohl Deutschlands Nachbarn Geschwindigkeitsbegrenzungen haben. Dafür ist die deutsche Regierung beim Atomausstieg vorgeprescht. Obwohl alle Nachbarstaaten an der Gewinnung von Strom aus der Atomspaltung festhalten. Es ist ja auch weitaus Umwelt schonend. Ganz im Gegenteil zur Kohleverstromung. Deutschland will die Tagebaue der Braunkohle schließen und Strom aus Wind und Sonne erzeugen. Bis 2038. Ist ein Alleingang richtig? Bei Snowden und anderen Aktivisten ist der Alleingang nicht anders möglich und richtig und notwendig, um die dunklen Machenschaften der Herrschenden aufzudecken. Ein Überwachungsstaat und die Einschränkung der Meinungsfreiheit wird vom Volk abgelehnt. Auch wenn dadurch etwas mehr an Sicherheit nicht zu erreichen ist. Es ist ein schmaler Grad für die Regierenden, die ja gewählt werden wollen. Das war die Seite 28 13h52.

Mittwoch 29. Januar 2020 13h10.  Heute vor 145 Jahren, 1875, wurde Frankreich Republik. Es gab eine entsprechende Verfassungsänderung. In der Folge konnte das Projekt Freiheitsstatue weiter verfolgt werden. Überzeugte Republikaner in Frankreich wollten den USA ein Geschenk machen. Es stand der hundertste Jahrestag der Gründung der USA bevor. Eine Statue als Symbol der Freiheit sollte vor dem Hafen von New York aufgestellt werden. Vor hundert Jahren befreiten sich die englischen Kolonien von der Vorherrschaft der englischen Krone. Frankreich stand damals vor der bürgerlichen Revolution von 1778. Die Bürger von Paris stürmten das verhasste Gefängnis der Bastille. Sie brachen die Macht des Adels und der Kirche. Die Losung lautete: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Bürger und Bauern übernahmen die Macht. Aber eine schnelle Verbesserung der Lebensbedingungen des Volkes gelang nicht und es gab Aufstände. Napoleon Bonaparte, ein General der Artillerie, ließ die Aufständischen niederschießen und riss die Macht an sich. Nach erfolgreichen Kämpfen gegen die europäischen Monarchien setzte er sich selbst die Krone Frankreichs auf und wurde ihr König. Er machte Österreich, Preußen, Spanien und andere zu Vasallen Frankreichs. Zusammen mit ihren Heeren überfiel Napoleon Russland aber konnte die Herrschaft über Russland nicht erlangen. Die Russen zogen sich zurück, steckten Moskau selbst in Brand und zwangen Napoleon zum Rückzug. Die Völkerschlacht bei Leipzig und die Schlacht bei Waterloo verlor Napoleon. Er wurde in die Verbannung geschickt. Trotzdem setzten sich viele seiner modernen Reformen in Europa durch. Aber das Ende der Monarchie in Frankreich kam erst nach dem verlorenen Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Das Fundament der Freiheitsstatue finanzierten reiche USA-Amerikaner, die Statue selbst stellten Franzosen her und finanzierten sie. Das war die Seite 29 13h40.

Donnerstag 30. Januar 2020 13h50. Franklin D. Roosevelt wurde heute vor 138 Jahren, 1882, geboren. Von 1933 bis zu seinem Tod, am 12. April 1945, war er Präsident der Vereinigten Staaten. Er war für die US-Bürger ein Hoffnungsträger nach der Weltwirtschaftskrise und der Arbeitslosigkeit. Sein Ziel war die Ergänzung der US-Verfassung mit der Pflicht eines jeden Bürgers zur Arbeit und dem Recht auf Arbeit. So wie es in der DDR-Verfassung festgelegt war. Roosevelt hatte eine soziale Ader. Er sagte, dass man sich von der kleinen Gruppe der Egoisten hüten müsste, die für ihr eigenes Nest dem US-Adler die Federn ausreißen würden. Die kriegsmüden US-Bürger konnte er nach dem feigen Überfall der Japaner auf Pearl Harbor zum Eintritt in den zweiten Weltkrieg überzeugen. Und wie im ersten Weltkrieg trugen die USA wesentlich zum Sieg über Nazideutschland bei. Roosevelt, Churchill und Stalin legten auf gemeinsamen Treffen ihre Taktik fest und was mit Deutschland und Europa nach der Niederlage geschehen soll. Er starb im letzten Kriegsmonat. Hitler sah darin ein Zeichen des Schicksals, dass er doch noch siegen könnte. Wie Friedrich der Große, der in der letzten verlorenen Schlacht nur deshalb überlebte, weil die Zarin starb und ihr Sohn sofort die russischen Truppen zurückzog. Aber die vereinigten Truppen der USA, der Sowjetunion, Kanadas, Frankreichs und Englands kämpften 1945 unbeirrt bis zum Sieg über die Faschisten weiter. Mit dem Nachfolger Roosevelts Truman begann die Vorbereitung des kalten Krieges zwischen dem Westen und dem Osten. Das Ziel Roosevelts, das Recht und die Pflicht zur Arbeit in den USA durchzusetzen hatte gegen die Konzerne, Banken und Börsenjobber keine Chance. Die Egoisten in den USA reißen nach wie vor dem Weißkopfadler die Federn für ihren eigenen Nutzen aus. Das war die Seite 30 13h18.

Freitag 31. Januar 2020 13h54.  Brexit. Heute um Mitternacht wird Großbritannien die Europäische Union verlassen. Nach 47 Jahren Mitgliedschaft. Aber die Verbindungen zum Kontinent sind zu stark und vielfältig, als das es so einfach wäre. Bisher konnte jeder leben und arbeiten in welchem Land der EU er wollte. Da gab es keine Einschränkung.  Eine kleine Mehrheit stimmte vor drei Jahren für die Abspaltung. Nach wie vor ist das Land gespalten. Die weiteren Beziehungen zur EU sollen bis Ende 2020 vertraglich vereinbart werden. Eine viel zu kurze Zeit. Bis zur vertraglichen Vereinbarung bleibt alles wie bisher. Also freier Handel und Verkehr zur Insel. Danach muss man mit Zöllen und Visa rechnen. Farage, der wichtigste Vertreter des Brexit rief die anderen Länder der EU auf, ebenfalls die EU zu verlassen. Kein Geld mehr nach Brüssel und keine Bevormundung durch die EU. Besonders bei den Fischereirechten erhoffen sie sich eine Verbesserung. Angeblich werden ihre Fischgründe von anderen ausgebeutet. Großbritannien hält an alten Vorschriften fest. So werden Entfernungen in Meilen gerechnet und auf den Straßen herrscht Linksverkehr. Es gilt das Pfund anstatt der Euro. Micha und Kathrin gewöhnten sich schnell daran, als sie im vorigen Jahr durch England nach Irland mit ihrem Camper fuhren. Das Links fahren ist sicher nicht so einfach. Aber sie schafften es. Nun steht der Camper im Garten und wartet auf seinen nächsten Einsatz. Von Hamburg aus haben sie alle Möglichkeiten kurzfristig Wochenendfahrten an den Küsten von Ost- und Nordsee beim kiten zu genießen. Es muss ein wahnsinniges Gefühl sein, mit hoher Geschwindigkeit über die Wellen zu reiten und zu springen. Besser als Windsurfing. Da kann man sich nicht so einfach vom Wasser lösen, um Sprünge durch die Luft zu machen. Wassersport ist ein tolles Freizeitvergnügen bei Sonne und Wind. Der Brexit wird daran nichts ändern. Das war die Seite 31 13h30.


Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/2. 29.2.2020. Jeden Tag eine Seite schreiben. Febr. 2020. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex, Museum Lichtenberg s. 2. Februar.

Sonnabend 1. Februar 2020 14h07.  Boris Jelzin wurde heute vor 89 Jahren geboren. Er stürzte den gewählten Präsidenten der Sowjetunion Gorbatschow und war von 1991 bis 1999 selbst Präsident Russlands. Den Untergang der Sowjetunion haben beide verursacht. Gorbatschow durch eine schlechte Wirtschaftspolitik und Jelzin durch die Einführung des Kapitalismus. Gorbatschow konnte den Reichtum des Landes nicht für alle Bürger sichern. Jelzin glaubte im Privateigentum an Produktionsmitteln die Lösung aller Probleme zu finden. Schnell eigneten sich Einzelne die Herrschaft über die Wirtschaft an und der übliche Kampf der Reichen gegen das Volk begann. Putin hat die Sache mit einem starken Staat weitergeführt. Die Lage der Bevölkerung hat sich nicht geändert. Wer es sich leisten kann, kann die neue Reisefreiheit genießen. Bei unserer Tauchreise am Roten Meer erlebten wir die neuen reichen Russen. Micha und ich freundeten uns in unserem Resort in Hurghada mit einer russischen Sängerin und ihrem Sohn an. Mit dem Sohn spielten wir Tischtennis. Unsere Schulkenntnisse der russischen Sprache waren leider nicht ausreichend, um noch mehr zu erfahren, als dass sie beide ohne Geldsorgen reisen konnten und zufrieden mit der neuen Situation in Russland waren. Ich habe immer nur glückliche Leute kennen gelernt, zu Zeiten der Sowjetunion und auch danach. Nur auf der Brücke zur Festung von Brest Litowsk, wo man uns als Faschisten begrüßte und in der Textilfabrik in Kiew, wo die Arbeiterinnen die leeren Läden kritisierten und sich auf die neue Politik Gorbatschows freuten. Wie bei der Wende in Deutschland ist die Aufbruchstimmung auch in Russland vorbei. Es hat keine wesentliche Verbesserung der sozialen und politischen Situation gegeben. Wir werden dauernd mit den Kriegen und der wachsenden Unzufriedenheit in aller Welt konfrontiert. Der Kapitalismus ist nicht das Ende der gesellschaftlichen Entwicklung. Es wird etwas Besseres geben. Das war die Seite 32 14h52.

Sonntag 2. Februar 2020 14h10.  Heute vor 191 Jahren, 1829, wurde Alfred Brehm geboren. Er wurde ein weit bekannter Naturforscher und förderte das allgemeine Interesse und Wissen über die Natur, insbesondere über Tiere. Sein Buch Brehms Tierleben ist ein Standardwerk. Das Raubtierhaus im Tierpark Berlin erhielt seinen Namen. Zur Zeit ist es im Umbau und für das Publikum geschlossen. Der neue Direktor will den Tierpark neu ordnen. Man soll die Tiere nach Kontinenten zusammen erleben. So wird auch das Dickhäuterhaus verändert. Außerdem ist geplant, den Tieren mehr Auslauf zu geben, also größere Gehege. Das ehemalige Gelände derer von Treskow, der Schlosspark, der dahinter gelegene landwirtschaftlich genutzte Acker, das Ausflugslokal von Müller an der Treskow-Allee und die sieben Laubenkolonien an der Ostbahnstrecke hatte Professor Dr. Dathe in den 1950er Jahren begonnen, in den größten Tierpark Europas umzugestalten. Und die Berliner halfen im Freiwilligen Aufbauwerk mit. Viele Kilometer Gräben und Wasserläufe mussten ausgegraben werden. Und ich war dabei. War das doch meine Heimat. In der Kolonie Waldheim 22 geboren und bis zur Einschulung war das mein Abenteuerspielplatz. Ein riesiger Bauplatz für den Verschiebebahnhof, die Kippe, drohte die Laubenkolonien zu verschlucken. Zwei Konzentrationslager lieferten die Arbeitskräfte. Das eine direkt zwischen Schlosspark und Ostbahnstrecke war ein Arbeitslager für Deutsche. Ein Denkmal im Tierpark erinnert daran. Der erfolgreiche Sportler Werner Seelenbinder, Sportkamerad meines Vaters Kurt Buchholz, war da bis zu seiner Hinrichtung inhaftiert. Ich erinnere mich noch an die Häftlinge, wie sie ihre Schubkarre mit Werkzeug zur Kippe schoben, bewacht von Uniformierten mit geschultertem Gewehr. Das andere Lager für sowjetische Kriegsgefangene war an der heutigen B1 vor der Kippe. Das war die Seite 33 14h43.

Montag 3. Februar 2020 11h05.  Hugo Junkers wurde heute vor 161 Jahren, 1859, geboren und starb heute vor 85 Jahren, 1935. Er war Demokrat und Pazifist und einer der wenigen Industriellen in Deutschland, die nicht die Nazis unterstützten. Er hatte in Dessau eine Firma zum Bau von Flugzeugen und Motoren aufgebaut. Mit seiner Ju 52 konstruierte und baute er das erste Ganzmetallflugzeug. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, wehrte er sich gegen den Bau von Kriegsflugzeugen. Die Nazis enteigneten ihn, verboten ihm das Betreten von Dessau und seiner Werke und trieben ihn schließlich 1935 in den Tod. 1934, zu seinem 75. Geburtstag konnte er nur mit den engsten Familienmitgliedern feiern. Seine Arbeitskollegen aus Dessau durften ihn in München  nicht besuchen. Aber 1935 zu seinem Begräbnis schickte Hitler seinen Stellvertreter Hess, um die Verdienste Junkers als deutschen Ingenieur und Erfinder an seinem Grab zu würdigen. Andere deutsche Industrieelle, wie Krupp und Siemens unterstützten die Nazis. Messerschmitt und Heinkel konstruierten und bauten Kriegsflugzeuge für den zweiten Weltkrieg. Selbst Ford und Lindbergh aus den USA unterstützten Hitler. Sie glaubten, weiße Menschen wären besser als andere. Sie waren Antisemiten. Aber Hugo Junkers war gegen die Nazis. Er war ein Demokrat und Pazifist und widerstand dem Werben der Nazis bis zu seinem Tod. Offensichtlich sah er die Kriegs- und Weltherrschaftspläne der Nazis und aus dem Erlebnis des unsinnigen Mordens im ersten Weltkrieg wollte er für eine friedliche Zukunft der Menschheit wirken. Sein ganzes Leben lang konstruierte und erfand nützliche Dinge. Zum Beispiel auch den gasbeheizten Wassererhitzer. Das war die Seite 34 11h48.

Dienstag 4. Februar 2020 14h40. Johann Böttger würde heute 338 Jahre alt sein. Aber er wurde nur 37 Jahre alt, geboren 1682, gestorben nach langer Krankheit 1719. Sein Verdienst ist die Erfindung des Porzellans in Europa. In China war die Herstellung schon seit Jahrhunderten bekannt. Aber die Chinesen bewahrten das Geheimnis der Herstellung bei Androhung der Todesstrafe. Genauso wie den Diebstahl der Pflanzen für die Seidenproduktion. Auch darin waren sie unübertroffen. Mönchen soll es gelungen sein, einige Samen nach Europa zu bringen. Böttger sollte eigentlich Gold herstellen, nachdem er so getan hatte, dass er das konnte. Vielleicht glaubte er auch selbst daran. Da war er aber der Wissenschaft weit voraus. Heute ist die Umwandlung der Elemente kein Geheimnis. Mit dem Uran schaffen wir es. Die anderen Elemente zu verändern erfordert viel Druck und Hitze, wofür wir hier auf der Erde noch keine Möglichkeit haben. Sie entstehen erst kurz vor der Explosion von Sternen, wenn im Innern riesiger Druck und enorme Hitze Helium in die Elemente umwandelt. Böttger arbeitete unter dem Druck und der Gefahr der Todesstrafe für August dem Starken von Sachsen. Mit anderen zusammen entwickelte er die Grundlage der Meißner Porzellan Manufaktur. Für 50 Taler verkaufte er die Werkstatt. Sie existiert bis heute und bei einer Klassenfahrt mit unserer Klassenlehrerin Frau Vielitz von unserer Einstein-Oberschule in Neuenhagen in das Elbsandsteingebirge konnten wir Meißen und die Herstellung von Porzellan besichtigen. Das makellose Weiß des Porzellans lässt nicht ahnen, welche Not Böttger erleben musste. Er war die meiste Zeit seines Lebens Gefangner in Sachsen und arbeitete unter Hochdruck, um dem Strick des Herrschers August dem Starken zu entgehen. Ein kurzes und entbehrungsreiches Leben, wie es vielen Erfindern erging. Heute ist das anders. Obwohl auch in der Neuzeit Erfinder leiden mussten. Diesel, der Erfinder des Dieselmotors wurde zum Beispiel wohl über Bord geworfen. Jedenfalls ertrank er im Kanal auf der Fahrt nach England. Das war die Seite 35 15h16.

Mittwoch 5. Februar 2020 12h57. Karl Spitzweg wurde heute vor 212 Jahren, 1808, geboren. Er wurde Zeichner und Maler und ist bekannt für sein Bild eines armen Poeten, das Bild zeigt einen mit Pudelmütze im Bett schreibend und über sich einen Regenschirm. Wahrscheinlich regnete es in seiner Wohnung durch. Oder der Bücherwurm, der auf einer Leiter vor dem Bücherschrank steht, lesend in einem Buch und ein anderes Buch in der anderen Hand haltend. Spitzweg hat eine eigene Sicht auf Menschen und Dinge. Etwas melancholisch und träumerisch. Seine Objekte scheinen außerhalb der Wirklichkeit zu sein, obwohl alles natürlich abgebildet ist. Spitzweg lebte von einer Erbschaft in München. Er studierte und reiste durch Europa von Berlin bis Rom. Erst nach seinem Tod nach 77 Jahren wurden seine unzähligen Zeichnungen bekannt und sind bis heute begehrt und in vielen Museen. Richard Bredereck, ein Freund unserer Familie, hatte es nicht so einfach. Er musste sich seinen Lebensunterhalt immer verdienen und malte in seiner Freizeit. Seine Staffelei stand im Schlafzimmer der kleinen Wohnung. Im ersten Weltkrieg wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. In der Hungerzeit, dem sogenannten Kohlrübenwinter, starben die beiden Kinder und seine Frau überlebte nur knapp. Er lebte mit seiner Familie in Berlin-Friedrichsfelde. Im zweiten Weltkrieg zog er mit seiner Frau nach Fredersdorf bei Berlin, Schöneicher Allee Nummer drei, zur Untermiete. Als Antifaschist wurde er Lehrer und Bürgermeister. Aber nicht lange. Für seine Partei, der SED, war er zu nachsichtig zu den Bauern und Gewerbetreibenden und wurde abgelöst. Sie zogen wieder zurück nach Berlin in die Alfredstraße und Richard arbeitete als Zeichner beim Verlag der Nationalen Volksarmee. Seine Bilder in Öl und als Aquarell zeigen Berliner Hinterhöfe und schöne Landschaften. Das war die Seite 36 13h33.

Donnerstag 6. Februar 2020 13h25. Gerda D. würde heute 99 Jahre alt werden. Sie war 1921 als Tochter der Restaurantbetreiber Wandelt in Vogelsdorf im Lindenwirt geboren. Das war in der Nähe des Vogelsdorfer Sees. Heute ist auf dem Grundstück nichts mehr vom Restaurant, dem angrenzenden Saal, den Linden in mehreren Reihen und der betonierten Tanzplattform  im Vorgarten zu sehen. Die Wandels überließen das Restaurant Anfang der 1950er Jahre ihrer Tochter Gerda und meinem Vater. Meine Mutter hatte sich kurz nach dem zweiten Weltkrieg von meinem Vater Kurt Buchholz scheiden lassen und Gerda zog mit ihrem Sohn Achim in die Neubauernstelle meines Vaters in Fredersdorf, wo sie bald heirateten. Für mich war das damals keine große Änderung, weil mein Vater selten zu Hause war. Als Automateneinrichter bei der Lorenz AG in Tempelhof hatte er wenig Freizeit und darüber hinaus wurde seine Abteilung im Krieg in die Raketenproduktion im Harz und danach wegen der Bombenangriffe in Berlin in eine Zweigstelle des Betriebes nach Guben an der Neiße verlagert. Mit meinen zehn Jahren hatte ich die Nachkriegszeit mit ihren Veränderungen, mit Not und Hunger zur verkraften. Der Vater war keine wichtige Persönlichkeit in meiner Entwicklung. Aber wir hielten immer Kontakt. Nur mit Gerda fand ich kein angenehmes Verhältnis. Mit ihrem Sohn Achim hatte ich über viele Jahre eine freundliche Verbindung bei Sport und Spiel. Auch nach der Wende trafen wir uns in Steißlingen/BW bis die Verbindung ohne ersichtlichen Grund abbrach. Seine Mutter wohnte ebenfalls in Steißlingen. Dort starb sie 2005. Mit Achim hatte ich sie noch an ihrem Krankenbett im Heim besucht. Dabei überschüttete sie mich mit vielen Vorwürfen über mein Verhalten in meiner Jugend ihr gegenüber und gegen Achim. Ich hatte das alles schon lange vergessen. Gerda aber blieb das über die Jahre im Gedächtnis. Das war die Seite 37 14h08.

 

Freitag 7. Februar 2020 14h20. Gestern ist John B. in Cortland/NY 75 Jahre alt geworden. Ob er schon in Rente geht, ist fraglich. Vor einigen Jahren war er noch sehr aktiv in seiner Sägemühle. Er hatte sich eine alte Säge angeschafft, mit der er erstmalig auch Bretter mit Nut und Feder herstellen konnte. Also zum Beispiel für Fußböden. Der Einbau dieses doch riesigen Geräts in seine Werkstatt und die In-Gang-Setzung  war nicht so einfach, wie er das mit Bild und Text dokumentierte. John entdeckte meine Webseite www.klausbuchholz.com vor etwa 10 Jahren bei der Suche nach Familienangehörigen im Internet. Durch unsere gemeinsame Herkunft unserer Vorfahren in Preußens  Netzegau bei Posen im 19. Jahrhundert und durch einen DNA-Test konnten wir unsere Verwandtschaft nachweisen. Im 19. Jahrhundert sind viele Bewohner Preußens in die USA abgewandert. Unter anderen eben auch aus den Familien der Buchholz. Zuerst waren es die Vorfahren von Johns Frau Chris, ihrer Schwester Lani und ihrem Bruder John       Arthur B. Dann zwei Töchter meines Urgroßvaters Friedrich Wilhelm Buchholz. Sie hatten in USA keine Kenntnis von einander. Mit John Arthur B. habe ich seit Jahren EMail-Kontakt. Ein weltoffner Charakter, der einmal Personalchef einer Firma war und heute mit seinen vielen Guitarren und Freunden Musik macht. Mit John B., dem Mann von Chris, riss der EMail-Kontakt bald ab, weil John, wie er mir mitteilte, zu wenig Zeit dafür hatte. Es war merkwürdigerweise nach dem ich ihm auf seine Frage mitteilte, dass ich nicht in West- sondern in Ostberlin lebe. Chris arbeitete in einer Universität. Womöglich war ein Ostkontakt da nicht erwünscht. Aber auch mit John Arthur wäre der EMail-Kontakt fast zum Erliegen gekommen, als er die Todesstrafe an einer Frau befürwortete, die den Mord an ihren Mann in Auftrag gegeben hatte. Er wolle mit seinen Steuern nicht das Weiterleben dieser Frau finanzieren. Ich dagegen lehne die Todesstrafe für jeden Fall ab, weil niemand das Recht hat einen anderen zu töten. Das war die Seite 38 15h15.

Sonnabend 8. Februar 2020 13h50.  Ing. Hans-Georg F. würde heute 96 Jahre alt werden. Er war 1924 geboren. In dem Jahr starb nach langer Krankheit mein Großvater Richard Buchholz an den Folgen seiner schweren Verletzung der Lunge im ersten Weltkrieg. Hans-Georg lernte ich nach der Wende im Berliner Drachenflieger Club kennen. Er war ein begeisterter Flieger. Merkwürdigerweise dankte er Hitler und den Nazis für die Möglichkeit, daß er in den 1930er Jahren mit Segelflugzeugen fliegen lernen konnte. Er hatte Glück, daß er nicht Pilot der deutschen Kriegsflugzeuge wurde. Er war in Berlin-Adlershof Ingenieur für Strömungstechnik. Er hatte einen besonderen Drachen. Den konnte man so klein zusammen legen, daß er in den Kofferraum seines Mercedes passte. Eine spezielle Konstruktion unseres Clubmitglieds Hannes W. Der Selbstbau eines Drachens war für uns aus der DDR die einzige Möglichkeit. In der Sowjetunion hatte sich auch einer der Flieger einen Drachen selbst gebaut und nach der Wende in die DDR mitgebracht. Es gab eine Fangemeinde der Drachenflieger in Polen, der CSSR und der Sowjetunion. Im Riesengebirge erlebten wir sie bei unserem jährlichen Winterurlaub. Da war sogar einer mit einem kleinen Benzinmotor dabei. Der startete aus der Ebene, während die anderen auf den Berg fuhren und von dort abflogen. In und um Berlin nutzten wir die uns bekannten Hügel für kurze Flüge. Wir waren nach der Wende jahrelang unterwegs, um geeignete Berge zu finden. Zum Beispiel im Oderbruch und bei Klein-Zieten in der Nähe des Werbelinsees. Auf den beiden Hügeln bei Saarmund und auf dem Teufelsberg im Grunewald trafen wir Klaus D. aus Westberlin als Fluglehrer. Der brachte in seinem Transporter viele Drachen mit. Die Wochenenden waren immer viel zu kurz für uns begeisterte Flieger. Das war die Seite 39 14h28.

Sonntag 9. Februar 2020 12h55.  Das Corona-Virus. Seit zwei Monaten beherrscht es die Schlagzeilen. Über 800 Menschen sind schon gestorben, überwiegend Chinesen. An die 40 000 Menschen haben sich angesteckt. Etwa zwei von 100 sterben. Die Pest im Mittelalter raffte die Hälfte der Bevölkerung in Europa dahin. Der Höhepunkt der Corona-Virus-Epidemie sei noch nicht erreicht, wird eingeschätzt. Im Dezember 2019 sprang auf einem Hühnermarkt in Wusan/China der Virus auf den Menschen über. Tiere sind nicht gefährdet. Um so mehr die Menschen. Die Pest wurde durch Ratten und Flöhe übertragen. Auch der Rinderwahn, die Hühner- und Schweinepest erreichte uns durch die Nähe zu Tieren. Um so verwunderlicher ist die Tatsache der weit verbreiteten Tierliebe unter den Menschen. Tiere werden als Ersatzmenschen behandelt. Aber die Nähe zwischen Mensch und Tier ist gefährlich. Warum wird das ignoriert? Es ist Abstand erforderlich. Was den Tieren nichts tut, kann für den Menschen lebensgefährlich sein. Unsere Familie hatte immer Hühner, Kaninchen, Hund und Katze. Aber immer mit Abstand. Deshalb ist uns nichts passiert. Meine Mutter brachte mir einen hübschen kleinen Hundewelpen mit. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen ihn mit ins Bett zu nehmen. Er hatte seine mit einer Decke ausgepolsterte Kiste. Und die stand auf der Erde. Bett, Couch und Stühle waren tabu für Putzi. Auch bei Vroni in ihrer Aufzucht im Tierpark gab es eine eindeutige Grenze. Wenn Fanny, ihr Neufundländer, einmal mit in die Wohnung durfte, blieb er immer unter dem Tisch. Die vielen Kleintiere der Aufzucht hatten ihre Körbe mit Kissen und Plüschtieren. Erst bei meinem Bruder Achim in Berlin-Adlershof erlebte ich erstaunt, daß sich seine beiden riesigen Bulldoggen in seinem Bett räkelten und wohlfühlten. Es hat ihm offenbar nicht geschadet. Für mich war das aber sehr verwunderlich und unnatürlich. Das war die Seite 40 13h29.

Montag 10. Februar 2020 11h20.  Berthold Brecht wurde heute vor 122 Jahren, 1898, in Augsburg geboren. Hier in Berlin ist er mit seinem Theater, dem Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm, bekannt. Mit Loli sahen wir da vor zwei Jahren den Kaukasischen Kreidekreis mit viel Theaterblut. Loli hats gefallen. Mir schien die Sache doch etwas übertrieben dargestellt. Aber das war Brechts Eigenheit. Immer turbulent auf der Bühne. Seine Mutter Courage und ihre Kinder sah ich schon in den 1950er Jahren. Und dann alle seine Stücke durch Vermittlung unserer Kulturbeauftragen im Kulturhaus von Elektrokohle. Die sorgte für Erinnerung und Karten. Und wir hatten unsere Brigadeverpflichtung zum Besuch von Theater und Konzerten. Alle paar Monate war das eine Routine durch alle Theater in Berlin. Brechts Stücke waren da immer etwas besonderes. Es ging um Soziales und wie die einfachen Menschen durch die schwierigen Verhältnisse des Kapitalismus kamen. Brecht war Kommunist ohne Mitglied einer Kommunistischen Partei zu sein. So wurde er in den USA verfolgt, durfte nach dem Krieg nicht in den amerikanischen Teil Deutschlands einreisen und seine Stücke verbot die BRD zeitweise. Macky Messer der Dreigroschenoper ist mir am besten in Erinnerung geblieben. Auch wegen der Musik, weniger wegen der Darstellung der Londoner Unterweltkultur. Eine lebendige Wiedergabe der armen Verhältnisse wie bei dem Blumenmädchen in My Fair Lady. Nicht arm an buntem Leben und Bezügen zur Wirklichkeit. Brecht stand auf der richtigen Seite. Aber er war auch kritisch gegenüber den DDR-Verhältnissen. Nach dem Juni-Aufstand 1953 schrieb er, die Regierung solle sich ein besseres Volk wählen. Das würde auch heute zur Thüringen Wahl passen. Das Volk versteht die Regierung nicht und umgekehrt. Unzufriedenheit und Hass sind noch weit verbreitet obwohl es uns gut geht. Jedenfalls den meisten. Das war die Seite 41 11h48.

Dienstag 11. Februar 2020 15h10. Heute hat Wilhelm B. in Pinneberg bei Hamburg Geburtstag. Er wird 80 Jahre alt. Wilhelm ist der Enkel Friedrich Wilhelm Buchholz, der 1945 auf der Flucht nach dem zweiten Weltkrieg in Prenzlau starb. Wir hatten ihn kennen gelernt, als ich mit Willi Becker eine Autotour nach Hamburg unternahm. Wolfgang hatte uns eingeladen. Es war ein richtiges Buchholz-Treffen. Besonders mit den Verwandten, die nach dem Krieg aus ihrer Heimat in Ratschin und Josefsruh im Netzegau bei Posen in den Westen gezogen waren. Nach dem zweiten Weltkrieg entschieden die Sieger Sowjetunion, USA und England die alte polnische Grenze an Oder und Neiße wieder festzusetzen und alle Deutschen östlich dieser Grenze auszuweisen. Betroffen war schon nach dem ersten Weltkrieg die Familie meines Vaters Kurt Buchholz, seine Eltern Martha und Richard Buchholz und ihre Kinder Kurt, Paul und Herbert. Die gingen nicht nach Westdeutschland, sondern nach Berlin. Und deshalb bin ich Berliner. Leider sind einige dieser Familie aus Berlin ausgezogen. Mein Sohn Michael hat seit diesem Monat eine Wohnung in Hamburg und arbeitet in einer Augenklinik. Jürgen, Sohn von Herbert, zog mit seiner Frau Christiane nach Bad Hersfeld. Ihre Tochter Andrea kam nach Berlin zurück aber ihr Sohn Alexander lebt mit seiner Familie in Hannover. Mein Bruder Kurt ging schon in den 1950er Jahren in die Bundesrepublik und von dort mit seiner Arbeit bei BBC in die Schweiz, in das schöne kleine Städtchen Baden im Kanton Aargau. Seine Frau Anneliese aus Fredersdorf Nord folgte ihm. Tochter Heike und deren Töchter Caroline, Tamara und Jeanine leben und arbeiten auch zufrieden und glücklich im Kanton Aargau. So ist unsere Familie weit auseinander gerissen. Noch weiter weg sind im 19. Jahrhundert aus dem Netzegau Verwandte in die USA gezogen und ihre Nachkommen leben dort ebenfalls glücklich und zufrieden mit ihren Familien. Also kommen die Buchholzer überall zurecht. Das war die Seite 42 15h50.

Mittwoch 12. Februar 2020 10h57.  Heute vor 211 Jahren, 1809, wurde der Naturforscher Charles Darwin geboren. Er sorgte im 19. Jahrhundert für eine Revolution. Zum Ende seines Lebens wagte er es, seine neuen Erkenntnisse über die Entwicklung des Lebens auf der Erde zu veröffentlichen. Es widersprach der Bibel und der allgemeinen Ansicht, daß Gott die Erde in sieben Tagen vor nicht langer Zeit erschaffen hatte. Auf seiner Reise um die Erde mit dem Segelschiff Beagle fand er überall Beweise für eine wesentlich längere Entwicklung der Arten der Lebewesen und des Menschen auf Grund von unterschiedlichen Umweltbedingungen. Die Kirche und viele Wissenschaftler widersprachen, mussten sich aber seinen überzeugenden Argumenten beugen. Heute ist das Allgemeingut. Aber es gibt noch immer einige Anhänger der Bibelaussagen. Aber im Weltraum ist kein Platz für einen Gott. Auch nicht in meiner Familie. Mein katholischer Großvater Ludwig Reddig war im ersten Weltkrieg durch eigenes Erleben bekehrt worden: Wenn es einen Gott gäbe, muss es ein böser Gott sein, der die grausamen Gemetzel des Krieges zulässt. Er nahm seine beiden Töchter Katharina und Charlotte - später meine Mutter - aus der katholischen Schule in Berlin-Friedrichsfelde. In unseren Familien gab es keinen Gott und keine Kirche. Nur mein Cousin Uwe Reddig, Sohn von Katharina ließ sich als Erwachsener bekehren. In vielen Briefen wollte er mich für die Liebe zu Jesus begeistern. Er lebte in Hartha in Sachsen, nachdem er aus Berlin ausgewiesen worden war. Im Restaurant in Berlin-Adlershof  und im alkoholisiertem Zustand hatte er den Staatsratsvorsitzen der DDR, Honnecker, als Pausenclown bezeichnet. Ein Gericht verurteilte ihn zu Gefängnis und Berlinverbot. Nach der Wende erhielt Uwe Geld dafür und starb vor der Kirche durch eine Kopfwunde. Meine Versuche zur Aufklärung durch die Polizei und einer Anzeige gegen Unbekannt blieben ohne Erfolg. Das war die Seite 43 11h30.

Donnerstag 13. Februar 2020 13h35.  Heute vor 75 Jahren, 1945, begann der Angriff der Bombenflugzeuge auf Dresden. Drei Tage lang luden die US- und britischen fliegenden Festungen Minen-, Spreng- und Brandbomben auf das Zentrum der Stadt ab. 25 000 Tote unter den Bewohnern der Stadt und unter den aus dem Osten geflüchteten Familien war das Ergebnis. Auf meiner Fahrradtour einige Jahre später in das Elbsandsteingebirge kam ich durch Dresden und sah das ganze Straßenzüge zwischen Zentrum und Hauptbahnhof nur aus Trümmerbergen bestanden. Freie Sicht zwischen Zentrum und Hauptbahnhof. Auch der Zwinger hatte einige Treffer abbekommen. Eine behelfsmässige Holzbrücke führte zum Seiteneingang. Erst einige Jahre später war wieder Wasser in dem Graben und Karpfen schwammen im klaren Wasser. Der Schuttberg der Frauenkirche sollte als Mahnmal stehen bleiben. Aber nach der Wende wurde die Frauenkirche mit Spenden aus aller Welt wieder aufgebaut. Auch Vronis Mutter Ria hatte einen Stein gespendet. Nun ist alles wieder aufgebaut und nichts erinnert an Krieg, Tod und Verderben. Aus Anlass der Bombardierung demonstrieren Linke und Rechte in diesen Tagen durch die Stadt. Die einen gegen Krieg und für Völkerverständigung und die Nazis gegen den Bombenterror. Aber am Anfang des Krieges waren es deutsche Bombenflugzeuge, die London, Manchester und Coventry angriffen. Dann schickten die deutschen Militärs Raketen auf englische Städte und ermordeten Tausende der Bewohner, Männer, Frauen, Kinder. Göring, der Naziminister für die faschistische Luftwaffe hatte sich verrechnet als er verlauten ließ, dass er Meyer heißen wolle, wenn ein einziges englische Flugzeug deutsche Städte erreichen würde. Weder die zahlreichen deutschen Fliegerabwehrkanonen noch Abfangjäger konnten der Übermacht der Briten und der USA etwas entgegen setzen. In der Nacht kamen die Briten und am Tag die US-Flieger. Ich kann mich noch gut an die Formationen am Himmel erinnern, wenn sie von Berlin kommend Fredersdorf überflogen. Danach regneten angebrannte Papiere und Bücher von den Brandherden in Berlin vom Himmel, 20 Kilometer von Berlin entfernt. Das war die Seite 44 14h16.

Freitag 14. Februar 2020 13h08.  Heute vor 96 Jahren, 1924, bekam eine Computerfirma den Namen IBM, International Business Machines Corporation. Sie brachte 1952 den ersten Computer auf den Markt, wird berichtet. Damals kannte ich noch nicht einmal das Wort Computer. Heute haben sie ihre Filialen in 170 Ländern der Erde. Bei Computer denkt man zuerst an Microsoft und Apple. Aber weniger an IBM. Doch die Firma ist wohl sehr bedeutend. Der Firmensitz ist übrigens in USA. Wo auch sonst? Ohne Computer und ohne Internet ist man heute abgetrennt von der Wirklichkeit des normalen Lebens. Computer und Internet heben das Leben auf einen höheren Stand. Wie einmal im 19. Jahrhundert die Lokomotiven und später im 20. Jahrhundert die Autos, Motorschiffe und Flugzeuge. Die sind heute nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Und so wird es im 21. Jahrhundert auch sein. Was wird wohl das nächste Wunder der Technik sein? Die Eroberung des Weltraumes! Das ist auch notwendig angesichts der Bedrohungen auf der Erde: Epidemien, Kriege, Verbrechen, Vulkane, Erdbeben, Überschwemmungen und andere Klimakatastrophen und die Kometen und Asteroiden, die auf die Erde fallen und in der Vergangenheit schon mächtiges Unheil anrichteten. In einer Weltraumstation sind wir unabhängig davon. Auch vom niedrigen Egoismus und materieller Erwerbssucht. Jeder kann nach seinen Wünschen und Interessen leben ohne Bedrohungen jeglicher Art. Ein schönes Ziel für die Menschheit. Das war die Seite 45 13h43.

Sonnabend 15. Februar 2020 12h08. Galileo Galilei wurde heute vor 456 Jahren, 1564, geboren. Sein Vater interessierte ihn schon frühzeitig für Berechnungen und Mathematik. So wurde er Mathematiker, Astronom, Naturwissenschaftler und Ingenieur. Das war in Italien schwierig, weil der Papst und der katholische Klerus Italien beherrschte. Ein Teil unterstützte seine Forschungen. Aber weil Galilei mathematisch nachwies, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, wie die Bibel beschreibt, wurde er verfolgt. Die Inquisition des Papstes verurteilte ihn zu Gefängnis. Knapp kam er  am Tod durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen davon. Berthold Brecht gedachte dem Kampf des Galilei für die Wissenschaft und gegen die Kirche in einem weltbekannten Theaterstück. Galilei verbesserte das erst vor kurzem erfundene Fernrohr und beobachtete den Mond, die Planeten, die Sterne und die Sonne. Seine Bilder von der zerklüfteten Mondoberfläche veröffentlichte er. Durch Vorträge, Publikationen und den Verkauf seiner Fernrohre konnte er sich und seiner Familie ein bescheidenes Leben sichern. Zum Ende seines Lebens erblindete er. Wahrscheinlich durch die Beobachtung der Sonnenoberfläche mit dem Fernrohr. Er entdeckte die Sonnenflecken und untersuchte ihre Wirkung auf das Klima der Erde. Seine vielgestaltigen Forschungen und Berechnungen brachten ihn auch zur Entdeckung eines Vorläufers des Rechenschiebers. Aber sein wichtigstes Vermächtnis ist die Unterstützung und Berechnung der Tatsache, daß sich der Mond um die Erde und die Erde und alle Planeten um die Sonne drehen. Vor der Inquisition des Papstes musste er das als Fehler gestehen. Der Scheiterhaufen drohte ihm. Aber beim Verlassen des Gerichtsgebäudes soll er gesagt haben: Aber sie dreht sich doch! Also die Erde um die Sonne. Heute hat selbst der Papst diese Erkenntnis anerkannt. Die Wissenschaftler arbeiten schon seit Jahrhunderten danach. Trotzdem sollen in USA und anderen Ländern diese Tatsachen  noch nicht überall anerkannt sein und die Schöpfungsgeschichte der Bibel wird publiziert! Das war die Seite 46 13h05.

Sonntag 16. Februar 2020 12h43.  Heute vor 100 Jahren, 1920, erhielt Frankreich die Verwaltung über das Memelland. Das ergab sich aus dem Versailler Vertrag nach der Niederlage Deutschlands im ersten Weltkrieg. Vorher gehörte das Gebiet zu Ostpreußen und damit zum Deutschen Kaiserreich. Schon im 13. Jahrhundert hatten die Kreuzritter und der Deutsche Orden an der Mündung der Memel eine Burg gebaut. Es ging um den Handel mit Fellen, Bernstein und anderen Schätzen des Ostens. Die Völker des Ostens wehrten sich. Konnten aber das Eindringen der Westeuropäer und die Übermacht nicht verhindern. So bildeten sich an der östlichen Ostsee Handelsniederlassungen. Später durch die Hanse und ab 1523 gehörte das Memelland zu Ostpreußen. 1923 übernahm Litauen das Land und nach der Niederlage Deutschlands im ersten Weltkrieg gehörte das Memelland zur Litauischen Sowjetrepublik bis die Sowjetunion 1990 zerbrach. Seitdem gehört Memelland zu Litauen. Dieses Hin und Her entstand durch die Völkerwanderungen. Vor über 1500 Jahre kamen die Völker aus dem Osten nach Westeuropa, zerschlugen das ehemals mächtige Römische Reich und vermischten sich mit den Völkern in Westeuropa. Danach verschoben die Völker Westeuropas die Grenzen in den Kreuzzügen nach Osten. Die heutige Mark Brandenburg war Grenzland bis nach der Niederlage Deutschlands im zweiten Weltkrieg 1945 die alten Grenzen Polens an Oder und Neiße von die siegreichen Alliierten festgesetzt wurden. Mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Buchholz aus Nadolnik im Netzegau im Bezirk Posen kam auf der Flucht bis Prenzlau, wo er und seine Frau Weihnachten 1945 verstarben. Er war 89 Jahre alt. Seinen Gutshof übernahm ein Pole aus Ostpolen. Als ich in den 1960er Jahren mit meiner Mutter den Hof besuchte bewirtschaftete ein Nachfolger erfolgreich die Bauernstelle. Das war die Seite 47 13h25.

Montag 17. Februar 2020 12h13.  Friedrich Alfred Krupp wurde heute vor 166 Jahren, 1854, geboren. Er war ein kränkliches Kind und wurde überwiegend von einem Hauslehrer betreut und besuchte selten Schulen. Trotzdem übernahm er die von seinem Vater Alfred Krupp vergrößerte Eisen- und Stahlschmelze in Essen. Er unterstützte die Weltherrschaftspläne des deutschen Kaisers Wilhelm II. Er ließ Kanonen und die besten Panzerplatten für die Kriegsflotte des Kaisers bauen. Durch Zukauf weiterer Fabriken erweiterte er immer mehr seine Rüstungsschmiede im Ruhrgebiet. Aber sein Leben war kurz. Mit 48 Jahren starb er. Offiziell an Gehirnschlag. Aber es wird Suizid vermutet, weil seine damals strafbare Homosexualität bekannt wurde. Er hatte sich in den Wintermonaten immer auf Capri in Italien zurückgezogen. Dort feierte man angeblich wilde Sexorgien. Das hatten italienische Journalisten veröffentlicht und bald machte das auch in Deutschland die Runde. Vor seinem Tod hatte er noch die Umwandlung seiner Industrie in eine Aktiengesellschaft angeschoben. Sie wurde im ersten und im zweiten Weltkrieg die Grundlage einer unglaublichen Rüstungsproduktion. Seinen Nachfolger klagten die Richter in den Kriegsverbrecher-Prozessen nach dem zweiten Weltkrieg an. Er wurde auch verurteilt aber bald und im Zuge der Entwicklung des kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion wieder in Freiheit und an die Spitze seiner Betriebe gesetzt. Der Aufstieg der Stahlindustrie in China beendete die Erfolgsgeschichte der Kruppwerke. Auch die Fusion mit dem europäischen Konkurrenten Thyssen konnten die Krupps nicht vor dem Niedergang retten. Der hundertjährige Industriestandort an Rhein und Ruhr, das Ruhrgebiet wurde zurückgebaut, wie das Zerstören heute so schön und heuchlerisch genannt wird. Das gleiche Schicksal erleidet heute die Industrie der Braunkohle. Angeblich um die Klimakatastrophe abzuwenden. Das war die Seite 48 12h47.

Dienstag 18. Februar 2020 11h03. Der Erfinder der Batterie Alessandro Volta wurde heute vor 275 Jahren, 1745, in Como Italien geboren. Er machte Versuche mit Katzenfellen, Eisen, Zink und Leder und konnte um 1800 eine Art Batterie entwickeln. Aber man fand Gefäße schon aus der Antike, die vielleicht  als Träger für elektrischen Strom genutzt wurden. Das Phänomen der Elektrizität ist den Menschen schon seit Jahrtausenden bekannt. Nur nutzen konnte man die Elektrizität nicht in dem Umfang wie heute. Auch die Steuerung der Körperfunktionen von Menschen und Tieren erfolgt mit elektromagnetischen Strömen. Alessandro Volta zu Ehren wurde sein Name Ende des 19. Jahrhunderts zur Messung der Einheit der Spannung eingeführt. Deshalb sprechen wir heute über unseren Strom aus der normalen Steckdose von 220 Volt. Seit dem 20. Jahrhundert sind Batterien weit verbreitet. Im Auto, im Handy, im Fön, im Rasierapparat, überall liefern Batterien die Energie für Licht und Elektromotoren. Die Entwicklung hat schon vor 220 Jahren mit den Versuchen von Alessandro Volta begonnen. Bis sie heute zum Allgemeingut geworden ist. Ohne Batterien geht heute nichts mehr. Batterien sollen sogar den Verbrennungsmotor im Auto verdrängen. Angeblich wird damit die Umweltverschmutzung verringert. Aber die Herstellung und Entsorgung der Batterien und die Aufladung mit Strom sind möglicherweise nicht sehr umweltfreundlich. Am besten ist wohl der Einsatz von Wasserstoff für den Ersatz von Verbrennungsmotoren. Aus Wasser wird Wasserstoff getrennt und im Motor als Antrieb verwendet. Dann kommt aus dem Auspuff kein CO2 sondern Wasserdampf. Das schont erst richtig die Umwelt. Aber zur Zeit fahren die allermeisten Fahrzeuge und Flugzeuge mit Benzin, Diesel und Kerosin. Es wird wohl schon noch eine Weile dauern bis sich etwas ändert.    Das war die Seite 49 13h50.

Mittwoch 19. Februar 2020 11h37.  Heute vor einem Jahr fiel der Strom in Berlin-Köpenick aus. 31 Stunden herrschte Dunkelheit auf den Straßen und in 30 000 Wohnungen. Keine Heizung, kein Wasser, kein Licht, kein Fernsehen und kein Radio. Es war eine Katastrophe. Alle Geschäfte waren geschlossen. Niemand hatte damit gerechnet. Es kam urplötzlich. Das Krankenhaus in Köpenick hatte wohl Dieselaggregate zur Stromerzeugung. Jedenfalls ist von dort nichts Schlimmes zu hören gewesen. Es kam wohl auch sonst niemand zu Schaden. Trotzdem war es ein Schrecken und nun will der Innensenator von Berlin Geisel einen Katastrophenplan herausgeben. Noch in diesem Jahr. Köpenick hat so etwas schon gleich im vorigen Jahr entwickelt. Nun sollen alle anderen Bezirke für den Fall vorbereitet werden. Ein Zentrum in jedem Bezirk soll ab nächstes Jahr vorhanden sein, um alles Notwendige zu koordinieren. Aber die Vorsorge sollen auch die Bürger selbst organisieren: Vorräte anlegen an Lebensmitteln, besonders Getränken, an Batterien für Radios und Handys, an Wasser für das WC, an Medizin usw. Der Zustand, ohne Strom zu sein, ist normalerweise kaum vorstellbar. Das heißt, in meiner Kindheit hatte unsere Wohnlaube in Berlin-Friedrichsfelde, Kolonie Waldheim Nummer 22 keinen Stromanschluss. Wie alle Kolonien mit insgesamt cirka 500 Menschen in Friedrichsfelde hinter dem Schlosspark, heute Tierpark Berlin. Wir lebten jahrelang ohne Strom. Für Licht sorgten hübsche Petroleumlampen, Wachskerzen und sogenannte Hindenburglichter in Küche und Wohnzimmer. Wasser gab es sowieso von der Handpumpe im Garten. Die Uhr trieb eine Feder an, die täglich aufzuziehen war.  Das Radio war ein Detektor mit Kopfhörer. Musik wurde selbst mit Gitarre und Akkordeon gemacht. Kühlschrank, Fernsehen, Handy, Internet waren unbekannt. WC war ein Plumpsklo hinter der Wohnlaube ohne Wasser. In einem kleinen Keller gab es Vorräte an Kartoffeln, Kohl, Rüben, eingewecktes Obst und Kohlen. Kochen und Heizen mit Holz und Kohlen. Hühner  sorgten für frische Eier und und Kaninchen für ein sonntägliches Fleischgericht. Das Fahrrad war das Verkehrsmittel. Eine Armut, die wir nicht merkten, den wir waren frei und unabhängig.  Das war die Seite 50 12h10.

Donnerstag 20. Februar 2020 12h20.  Hans-Georg F. hat heute Geburtstag. Er würde heute 111 Jahre alt werden. Schon 1909 geboren, erlebte er mit 5 Jahren den Beginn des ersten Weltkriegs, wie ich mit 4 Jahren den Beginn des zweiten Weltkrieges erlebte mit allem was im Krieg passiert und was nach der Niederlage der deutschen Truppen in Deutschland geschah, Hunger, Not, Kälte, Aufbau unter schwierigen Bedingungen. Aber Hans war ein fröhlicher Mensch mit Interesse für das Fliegen. Er dankte Hitler, der es ihm ermöglichte, Fliegen zu lernen. Zuerst am Berg mit Segelgleitern in den 1930er Jahren. Zur Luftwaffe wurde er aber nicht eingezogen. Er arbeitete als Ingenieur bei der Erforschung günstiger Profile im Luftkanal. Damit war er vom Kriegsdienst befreit. Nach der Wende 1990 lernte ich ihn im Drachenflieger-Club Berlin kennen. Er hatte einen Drachen, den Hannes W. konstruiert und verkauft hatte. Er hatte den Vorteil, daß er zusammengelegt in den Kofferraum seines Mercedes passte. Dazu hatte Hans noch einen zweirädrigen Holzkarren gebaut, mit dem er den zusammengelegten Drachen den Hügel hinauf zog. Nach dem Flug mussten wir unsere Drachen immer auf der Schulter hoch tragen. Mit der Unterstützung des Windes unter dem Segel war das aber nicht all zu schwierig. Wir flogen von den kleinen Hügeln am Teufelsberg im Grunewald. Das war aber auch sehr anspruchsvoll, weil an beiden Seiten der Rodelbahn Sträucher standen, die scheinbar eine anziehende Kraft hatten. Mit zahllosen Arbeitseinsätzen rodeten wir sie. Damit bekamen wir aber Ärger mit dem Förster des Grunewalds. Erst von dem Felsen in Frankreich bei Aix Les Bains in 600 Meter Höhe konnte ich das Fliegen so richtig in freier Luft genießen. Das war die Seite 51 12h40.

Freitag 21. Februar 2020 10h53. Heute vor 172 Jahren, 1848, erschien das Kommunistische Manifest in London. Eine Schrift von Karl Marx und Friedrich Engels. Kurz nach der Revolution, den Aufständen der Bürger in Europa, gab es die erste Analyse des Kapitalismus. Es geht ein Gespenst um in Europa, das Gespenst des Kommunismus. Heute geht das Gespenst des Faschismus um in Europa und darüber hinaus, des Nazismus, der Gewalt, der Fremdenfeindlichkeit. In Hanau erschoss Tobias R. gestern neun Gäste einer Shicha-Bar und dann seine Mutter und sich selbst. Er hatte seine Fremdenfeindlichkeit schon seit langem öffentlich gemacht. Aber keine der Sicherheitskräfte in Deutschland war auf ihn aufmerksam geworden. Er hatte sogar das Recht auf Waffen bekommen. Es wird nun Geisteskrankheit vermutet. Als Ablenkung von dem Gift des Hasses, das nun sogar im deutschen Parlament durch die Partei der Alternative für Deutschland propagiert wird. Sie sind überall in den Landesparlamenten und hetzen und verführen die Bürger, die glauben, etwas ändern zu müssen. Vor ein paar Monaten versuchte ein Nazi die Tür einer Synagoge zu öffnen, um die Juden darin zu ermorden. Als ihm das nicht gelang, erschoss er willkürlich Passanten auf der Straße. Davor war der Politiker Lübke mit einem gezielten Kopfschuss von einem Nazi ermordet worden. Dann gab es den nationalsozialistischen Untergrund um Tschäpe und Mundlos mit neun Morden. Die rechte Szene ist seit der Wende stark geworden. Ist es die Perspektivlosigkeit? In den Medien, in Facebook, Instagramm, Twitter und anderen Internet-Platformen hetzen die Nazis gegen Ausländer und wollen ein reines deutsches Volk. Wie Hitler. Dabei ist Europa schon immer durch Ein- und Auswanderung gemischt worden. Es gibt keinen reinen Deutschen. Das war die Seite 52 11h17.

Sonnabend 22. Februar 2020 9h06. Nun ist schon wieder die Woche mit Loli rum. Es ging viel zu schnell. Aber wir haben einiges machen können. Die Parodie auf die Bundeskanzlerin Angela Merkel im Kabarett der Diestel an der Friedrichstraße und Ben Beckers lange Reden über den Unterschied zwischen Affe und Mensch im Admiralspalast waren Höhepunkte von Lolis Wochenvisite in Berlin. Leider sind wir den Sessel weder bei der Post noch bei der Bahn zum senden nach Ravensburg losgeworden. Ein seltenes Stück, schön, leicht, mit bunter Auflage und Fußhocker. Bin gespannt, ob sich nun jemand im EBay dafür interessiert, für 80 Euro. Zwischen den anderen ähnlichen Sesseln der preiswerteste. Mit Lolis Unterkunft in der Gästewohnung meiner Wohnungsbaugesellschaft DPF hier im Hause hat auch alles gut geklappt. Nun nur noch die Schlüssel in den Safe am Hauseingang einlegen, dann ist diese Sache auch erledigt. Loli besuchte auch ihre Mutter und Otto in Christinendorf von Dienstag zu Mittwoch. Es war eine angenehme Zeit mit Loli. Zum Abschluß jeden Tages unser abendliches Buchstabenspiel. Nun wartet der Zug im Hauptbahnhof um 11h37 mit zweimal Umsteigen über Nürnberg und Ulm auf Loli. Hoffentlich komme ich diesmal am Tunnel vorbei. Beim letzten Mal hatte ich mich zu weit links eingeordnet und musste bis zum Potsdamer Platz durch den Tunnel und dann wieder zurück zum Hauptbahnhof, was auch nicht wenig kompliziert ist. Aber ich war rechtzeitig losgefahren und hatte noch Zeit für einen Plattfisch im Hauptbahnhof. Der ist ja nicht nur Bahnhof für S- und Fernbahn, sondern auch Einkaufstempel und Restaurant. Rundherum ist keine Wüste mehr sondern es wurden Hotels und Wohnhäuser gebaut. Man kommt kaum noch durch und verliert die Übersicht über das ehemals weite Gebiet. Das war die Seite 53 9h35.

Sonntag 23. Februar 2020 13h39.  Erich Kästner wurde heute vor 121 Jahren, 1899, geboren. Aus Dresden ging er nach München und schrieb Geschichten, Theaterstücke und Kinderbücher, wie Emil und die Detektive. Kästner hatte den ersten Weltkrieg erlebt und wurde zum Pazifisten. 1933 erlebte er in Berlin wie seine Bücher mit vielen anderen von den Nazis auf dem Opernplatz unter den Linden in das Feuer geworfen und verbrannt wurden. Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch Menschen. Diese Warnung der Kommunisten wurde in den Konzentrationslagern der Nazis wahr. Millionen Juden, Frauen, Kinder, Sinti, Roma, Gegner der Nazis, Kriegsgefangene wurden von Deutschen ermordet. Deutsche, die im normalen Leben Arbeiter, Angestellte, Juristen, Ärzte waren unterlagen dem Glauben von den Deutschen als eine besondere und bessere Menschenart, die zum Führen und zur Weltherrschaft vorgesehen ist. Derartige Hirngespinste sind auch heute noch anzutreffen. Die rechte Szene der Nationalisten und sogenannten Patrioten ist in vielen Ländern anzutreffen. Von USA bis Russland. Die Partei Alternative für Deutschland ist in vielen Länderparlamenten und sogar im Bundestag vertreten. Eine Alternative zur Demokratie. Der Vorteil der Demokratie, dass alle mitreden und mitbestimmen können verkehrt sich in das Gegenteil und zielt auf eine Diktatur. Das hatten die Nazis in den 1920er Jahren ausgenutzt und 1933 die Diktatur der Nazis errichtet. Die Folge war der zweite Weltkrieg mit 65 Millionen Toten, 25 Millionen aus der Sowjetunion, die schließlich Nazideutschland 1945 besiegte. Das ist schon 75 Jahre her und von vielen Menschen ist das Leid, die Not und Zerstörung vergessen. Es wurde den neuen Generationen nicht mitgegeben, sich gegen jede Art von Nationalismus zu wehren und so sind die Nazis nicht ausgestorben, sondern nachgewachsen und steuern auf einen neuen Weltkrieg, der noch schrecklicher werden wird. Das war die Seite 54 14h10.

Montag 24. Februar 2020 12h50. Heute wird Hans Krüger 90 Jahre alt. Ich hoffe es geht ihm gut. Er war geprägt von seinem Vater, einem alten Kommunisten, und arbeitete in der Verwaltung der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische-Freundschaft. Ich war schon 1949 eingetreten. Mutter nahm mich zu einer Versammlung in einem Saal in der Nähe des Bahnhofs in Bernau mit, wo diese Gesellschaft vorgestellt wurde. Am Schluss am Ausgang lagen die Eintrittsformulare und wir trugen uns ein. Es war meine erste Organisation. Danach kamen die Jungen Pioniere, die Freie Deutsche Jugend und die Gesellschaft für Sport und Technik, aber keine Partei, obwohl der Parteisekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland mich versuchte zu werben. Wenn du in der Partei bist, kannst du Direktor in Elektrokohle werden. Aber ich lehnte ab. Es waren nicht die Kommunisten, die ich von meinen Eltern und ihren Freunden kannte. Idealisten, Humanisten, aber keine Karrieristen. Elektrokohle war der Betrieb für Leute, die in Ungnade gefallen waren und sich bewähren mussten. Wie ich auch. Nach dem dritten Studienjahr an der Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst exmatrikulierte man mich und schickte mich in die Produktion. Ich sollte die Verbindung zu der Werktätigen wieder finden. Mein Seminarleiter Brettschneider hatte das organisiert. Sicher weil ich nicht in die Partei eintrat und meine eigenen politischen Überzeugungen vertrat. Zum Beispiel kritisierte ich den Bruch im Sozialistischen Lager zwischen der Sowjetunion und China, Jugoslawien und Albanien. Erstaunlicherweise hörte ich einige Zeit danach von seiner Flucht in den Westen. In der Maschinen-Traktoren-Station in Neuenhagen wollte der Parteisekretär Kurt D. mich als Hoffeger disziplinieren. Dem entging ich durch Zufall. Ich traf meinen ehemaligen Mitstudenten Wolfgang K., der vor mir exmatrikuliert worden war und in Elektrokohle als Stampferhelfer arbeitete und sagenhafte 1000 Mark im Monat verdiente. Ich bewarb mich und wurde angenommen. Das war die Seite 55 13h16.

Dienstag 25. Februar 2020 12h58.  Heute vor 178 Jahren, 1842, wurde Karl May geboren. Bis zu seinem Tod, 1912 kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, schrieb er eine Reihe von spannenden Abenteuerromanen. Er gab die beschriebenen Ereignisse als eigenes Erleben aus. Dabei war alles nur seiner Fantasie entsprungen. Es war aber alles so überzeugend, weil er viele Reisebeschreibungen studierte und das seltsame Leben in fernen Ländern spannend mit seinen Geschichten verband. Ich las soviel ich von Karl May bekommen konnte. Allerdings waren seine Bücher nicht in der DDR verlegt worden. Die typischen dunkelgrünen Einbände aus der Vorkriegszeit waren heißbegehrt. Der Schatz im Silbersee, Durch die Wüste, Old Surehand und Winnetou tauschte ich ein. Ich nahm seine Geschichten als Tatsachen. Es war auch überzeugend, nachdem ich seine Villa bei Dresden besucht hatte und die bunten Ausstellungsstücke von Indianerbekleidung, seines Büffeltöters bis zu den Schrumpfköpfen gesehen hatte. Ich war mehrmals dort. Zuerst per Fahrrad, später mit dem Motorrad in den 1950er Jahren. Mein Cousin Werner L. in Zepernick bei Berlin hatte alle Karl May-Bände in seinem Bücherschrank.  Aber er gab kein einziges Buch heraus. Es war ein Schatz. Die ganze Angelegenheit entzauberte sich nach dem das anfangs kriminelle Leben Karl Mays bekannt wurde und daß er nicht im wilden Westen und in Arabien gelebt hatte und alles erfunden war. Trotzdem wurden seine Bücher weltbekannt und Karl May reich. So konnte er später Reisen machen und die Welt besuchen, die er so spannend beschrieben hatte. Er wurde auch oft zu Vorträgen eingeladen und viele Menschen liebten seine Bücher. Wo meine Karl May Bücher geblieben sind, weiß ich nicht. Sicher jemandem verborgt oder vertauscht schon in jungen Jahren. Es war eine Zeit der Abenteuer und Entdeckungen in meiner Jugend, die bald vorüber war. Die Wirklichkeit hatte mich eingeholt. Das war die Seite 56 13h40.

Mittwoch 26. Februar 2020 14h36.  Reiner W. wird heute 69 Jahre alt. 1951 geboren. Vor einigen Jahren sah ich ihn das letzte Mal auf dem Eis. Es war am Borkengrund auf dem Müggelsee neben dem Badestrand. Ich sehe ihn noch neben seinem blauen Schlitten stehen. Der DN-Schlitten war mit 6,4 Quadratmetern Segelfläche aufgetakelt, aber Reiner fuhr nicht. Er hatte mächtig zugenommen und Wasser in den Beinen. Er passte nicht mehr in sein Cockpit. Ich durfte eine Runde mit seinem Schlitten segeln. Es ist ein Traum. Viele Menschen waren auf dem Eis und es war schwierig da durch zu kommen. Erst weiter draußen konnte ich Speed geben. Der Schlitten schoss los wie ein geölter Blitz. Ein tolles Gefühl. Alles nur mit ein wenig Wind und leise über die Eisfläche. Wie viele Jahre kennen wir uns schon auf dem Eis? Sein Vater Hotte war auch dabei. Der hatte noch die Zeit der großen Schlitten mit gemacht. Mit einer Segelfläche von 12 oder 16 Quadratmeter. Das war früher der Standard. Aber die Kufen waren schwer, aus Bronze. Konnte einer kaum tragen. Das Steuer ein Steuerrad wie am Auto. Mehrere Mitfahrer waren möglich. Diese Zeit ist lange vorbei. Es ist ja kaum noch lange Eis im Winter. Es ist wärmer geworden. Voriges Jahr gab es nur ein segelbares Wochenende. In diesem Jahr nichts. Seit Jahren lohnt es sich nicht mehr einen großen Schlitten aufzubauen. Das letzte Mal mit Erich D., der meinen DN GO 16 bekommen hatte, vor seinem Haus in Friedrichshagen auf dem Müggelsee. Aber zum Segeln kam es nicht. Das Eis wurde dünn durch die bald einsetzende Wärme und die Gefahr des Einbrechens bestand. Erich hatte zwei große Eisschlitten in seinem Schuppen und ein 24er Kajütboot mit festem Kiel und eine Slipanlage neben dem Steg. Im Sommer nahm er mich mit auf die Tour über den großen Müggelsee bis in den Kanal der Müggelspree. Es war Vorsicht geboten wegen des Tiefgangs und wir konnten nicht überall anlanden. Ein unvergessliches Erlebnis. Das war die Seite 57 15h23.

Donnerstag 27. Februar 2020 13h43. Heute vor 87 Jahren, 1933, brannte der Reichstag in Berlin. Ein Holländer, Van Der Lubbe, sollte ihn angezündet haben. Er konnte nicht gut sehen, aber er war Kommunist. Und das passte der neuen deutschen Reichsregierung unter dem Nazi Hitler. Sie verbot alle anderen Parteien, die Gewerkschaften und Jugendorganisationen. Polizei und Militär unterstanden den Nazis. Es entstand die Diktatur der Nazis in Deutschland. Hitler versprach Arbeit, Brot und Frieden. Ohne Rücksicht auf die Staatsverschuldung begann eine riesige Aufrüstung. In seinem Buch Mein Kampf hatte Hitler schon in den 1920er Jahren geschrieben, dass Deutschland Raum im Osten braucht. Die Sowjetunion erwartete den Angriff 1942 und unterschrieb Anfang 1939 den Nichtangriffspakt, um sich ihre nach dem ersten Weltkrieg abgegebenen Gebiete zu sichern, wenn Deutschland Polen erobert. So begann Deutschland am 1. September 1939 den zweiten Weltkrieg. Eine ähnliche Entwicklung könnte heute passieren, wenn die Alternative für Deutschland die Regierung übernimmt und Bernd Höcke Reichskanzler wird. Die rassistischen Morde des NSU, in Hanau, in Halle und die Ermordung des Politikers Lübke zeigen wie gewaltbereit die heutigen Nazis sind. Mein Vater Kurt Buchholz kämpfte als Kommunist und Mitlied des Roten Frontkämpfer Bundes in den 1920er und 1930er Jahren gegen die Formationen der Nazis, der SS und SA bei der Sicherung der Veranstaltungen und Demonstrationen der Kommunisten in Berlin. Leider gab es keine Einigung mit der SPD. Und so war der Kampf aussichtslos. Heute besteht die einzige Möglichkeit zum Verhindern der Naziherrschaft in der Einheit der SPD mit den Grünen und den Linken. Hoffentlich ist es nicht zu spät, wie das Beispiel der Wahl und der Regierungsbildung in Thüringen befürchten lässt. Das war die Seite 58 14h20.

Freitag 28. Februar 2020 14h22.  Heute vor 103 Jahren, 1917, dankte der russische Zar Nikolaus ab. Eine viele Jahrhundert währende Herrschaft war zu Ende. Das Volk hungerte und war unzufrieden mit den Verhältnissen. Da lebten die Reichen in Saus und Braus, in unvorstellbarem Reichtum und die Armen, überwiegend abhängige Landarbeiter hatten nichts, aber mussten schwere Arbeit leisten. Es gab für sie keine Aussicht auf Besserung. Der erste Weltkrieg brachte für Russland keine Erfolge. Viele Soldaten starben und viele weitere wurden verwundet. So war die Grundlage gelegt für eine Revolution. Im Oktober 1917 ergriff Lenin mit seinen Bolschewiki die Möglichkeit des sozialistischen Umsturz. Mit dem Dekret über den Frieden holte er die Soldaten von der Front. Land für Frieden war die Losung. In den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk forderte die deutsche Gegenseite die Abtretung bedeutender Landgebiete des russischen Reiches. Erst 1939 holten sie sich durch den Nichtangriffspakt mit Nazideutschland und der Eroberung Polens das Land zurück. Mit dem Dekret über den Boden wurden die Großbauern enteignet und die Landarbeiter erhielten eigene Äcker. Dagegen wandten sich die ehemals Mächtigen und zettelten einen Bürgerkrieg an. Die Länder Westeuropas unterstützten sie mit Lieferungen an Soldaten und Waffen. Zar Nikolaus wurde mit seiner Familie gefangen gehalten und von den Bolschewiki erschossen, als sich die aufständischen Truppen näherten und die Gefahr ihrer Befreiung entstand. Aber schließlich befreiten die Truppen der Bolschewiki das Land, warfen die ausländischen Soldaten hinaus und es begann der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft.  Aus dem ehemals rückständigem Russland entstand eine Weltmacht, die Sowjetunion. Sie siegte über das hochgerüstete Deutschland im zweiten Weltkrieg und brachte den ersten Menschen in den Weltraum. Das war die Seite 59 15h10.

Sonnabend 29. Februar 2020 13h33. Wer heute geboren wird, hat nur alle vier Jahre Geburtstag. Denn dieser 29. Februar dient nur alle vier Jahre zum Ausgleich der Tatsache, dass das Jahr etwas länger ist, als 365 Tage. Also dieses Jahr 2020 hat demnach 366 Tage und rückt die Zeitrechnung wieder zurecht. Vor einigen Jahrhunderten hatte ein Papst diese neue Art des Kalenders eingeführt. Damals war der Papst noch eine Macht. Er bestimmte auch die Einflusssphären der Eroberer aus Europa in dem neu entdeckten Amerika. Da waren am Anfang besonders die Spanier und Portugiesen aktiv. Es ging um Gold. Ein großer Teil des Goldes in den Kirchen der Katholiken wurde den Ureinwohnern Amerikas geraubt. Denen war Gold nicht allzu wichtig. Sie verwendeten es für kunstvoll gefertigte Darstellungen ihrer Umwelt. Die Spanier schmolzen die Kunstwerke ein und schafften sie nach Europa. Spanien wurde reich. Aber die Engländer rüsteten Kaperschiffe aus, um den Spaniern die Schätze abzunehmen. Es kam zu einem langen Kampf bis die spanische Flotte im Kanal zwischen dem Kontinent und England vernichtend geschlagen wurden. Dann wurde England zum Herrscher auf den Meeren. Nun sind es die USA. In den beiden Weltkriegen hatten die USA eine zahlreiche Kriegsflotte aufgebaut. Nun sind ihre Flugzeugträger und U-Boote überall auf den Weltmeeren anzutreffen. Sie schaffen ein militärisches Übergewicht über alle anderen Staaten. 700 Milliarden Dollar verwenden die USA für ihren Militärhaushalt in jedem Jahr. Waffen sind ihnen im Inland und Ausland wichtig. Dabei ist eine Zeit angebrochen, wo es keine Sieger mehr geben kann. Die nuklearen Waffen könnten die Menschheit und die Natur auf der Erde völlig vernichten. Nur Diplomatie und eine friedliche Politik des Ausgleichs zwischen den Völkern bringt die Menschheit weiter und rettet unsere Erde. Das war die Seite 60 14h01.





Wohin mit Mutti heisst das Program des Berliner Kabaretts Die Distel an der Friedrichstraße. Es geht um die Bundeskanzlerin Angela Merkel hervorragend gespielt von einem männlichen Kabarettisten.

 

















Hinter der Distel im Admiralspalast gastiert der bekannte Entertainer Ben Becker mit seiner langatmigen Ein-Mann-Show Affe über die Entwicklung der Menschheit.


Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/3. 31.3.2020. Jeden Tag eine Seite schreiben. März 2020. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex.


Sonntag 1. März 2020 13h40.  Heute vor 116 Jahren, 1904, wurde Glenn Miller geboren. Er sollte ein bekannter Swing-Musiker werden. Mit seinem Orchester brachte er eine neue fröhliche Musik hervor. Glenn Miller komponierte und arrangierte einen mitreißenden Sound. Unvergessen sein Chattanooga Choo Choo, dessen Melodie Udo Lindenberg für seinen Sonderzug nach Ostberlin gekonnt nutzte. Bekannt wurde Glenn Miller mit seinem Orchester in Deutschland erst nach dem zweiten Weltkrieg. Aber da war der geniale Bandleader schon tot. Am 15. Dezember 1944 flog er von London über den Ärmelkanal in Richtung Paris. Er kam nicht an. Das Flugzeug blieb verschollen. Wahrscheinlich liegt es auf dem Grund des Ärmelkanals zwischen England und Frankreich. Vermutlich traf ihn eine der Bomben, die von der eigenen Bomberflotte über dem Ärmelkanal beim Rückflug von Deutschland abgeworfen wurden, wenn sie nicht über Deutschland gebraucht wurden. Das war im Krieg so üblich denn das Landen mit den Bomben war gefährlich. Glenn Millers Musik aber wurde in Berlin durch den US-Soldatensender AFN - American Forces Network - verbreitet. Ich hörte ihn regelmäßig. Das war die Musik einer neuen Zeit. Volksmusik und Walzer waren out. Boogie Woogie und Swing waren in. Das wurde im Osten aber nicht gern gesehen. Auch das Auseinandertanzen nicht. Ich wurde beim Tanzen unterbrochen und gemahnt ordentlich, also zusammen zu tanzen. Die neue Zeit war gespalten. Alles was aus dem Westen kam war verpönt, wurde aber insgeheim geliebt. Damals begann schon, was die Deutsche Demokratische Republik 1990 einstürzen ließ. Die Betonköpfe in Partei und Regierung verstanden das Volk nicht. Etwas mehr Freiheit und Vertrauen und die DDR würde heute noch bestehen. Also ist es in erster Linie der Minister für Staatssicherheit der DDR Mielke, dem wir die Übernahme der DDR durch die BRD verdanken. Das war die Seite 61 14h13.

Montag 2. März 2020 10h40.  Heute wird Gorbatschow 89 Jahre alt. 1931 geboren war er ein Politkader der KPDSU - also der kommunistischen Partei der Sowjetunion - und wurde schließlich ihr Generalsekretär, was wohl die höchste Position in der Partei ist. Er schob völlig neue Reformen an. Er wollte mehr Demokratie, mehr Offenheit und mehr persönliche Freiheit des Volkes. Aber seine Hoffnung führte zum Zusammenbruch der Sowjetunion. Ursache war die Unterversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und anderem durch eine fehlerhafte Wirtschaftsleitung des Staates. Heute mit den Möglichkeiten der Computertechnik wäre eine optimale staatliche Leitung der Wirtschaft einfacher. Aber damals herrschte noch weitgehend die Bürokratie. Alles musste schriftlich festgelegt werden. Es gab keine gute Planung der Notwendigkeiten und Möglichkeiten der staatlichen Planung. Die IT-Technik steckte noch in den Kinderschuhen. Die Unzufriedenheit des Volkes brachte 1991 Jelzin an die Macht. Der Vielvölkerstaat der Sowjetunion fiel auseinander und statt Sozialismus machte sich der Kapitalismus breit. Erstaunlich schnell entstand Privateigentum an Produktionsmitteln in den Händen einzelner Wirtschaftsbosse. Gorbatschow ließ die Wiedervereinigung Deutschlands gegen wirtschaftliche Unterstützung durch die Bundesregierung zu. Damit konnte sich der militärische Nordatlantikpakt auf dem Gebiet des ehemaligen Ostblocks ausbreiten. Zwischen Russland und dem Westen ist nur noch Weißrussland und die Ukraine. Und da stehen sich die Truppen des Westens und Russlands gegenüber. Der kalte Krieg setzt sich mit Militär und Handelsbarrieren fort. An der Spitze dieser Eskalation stehen die USA mit ihrem die Welt beherrschenden Militärpotential. Das war die Seite 62 10h08.

Dienstag 3. März 2020 15h03.  Horst Buchholz starb heute vor 17 Jahren, 2003. Er war ein bekannter und überzeugender Schauspieler. Als Hochstapler Felix Krull hatte er wohl seine beste Rolle als Dieb und jugendlicher Verführer schöner Frauen. Unvergessen wie er sich vom Kriegsdienst als untauglich durch die kaiserlichen Ärzte befreite. Er spielte ihnen einen Verrückten vor, der unbedingt sein Vaterland verteidigen wollte aber immer wieder zu erkennen gab, dass er einen heftigen Sprung in der Schüssel hatte. Und so hüpfte er danach befreit, übermütig und erfreut auf dem Kasernenhof an den gedrillten Soldaten vorbei. Thomas Mann, der Autor dieser Geschichte, wollte wohl damit auch die Dummheit und Sinnlosigkeit des Krieges zum Ausdruck bringen. So überzeugend und eindringlich schilderte Thomas Mann auch in Mario und der Zauberer die Manipulierbarkeit von Menschen. Thomas Mann selbst erfreute seine Kinder durch allerlei Zauberkunststücke. Sie nannten ihn den Zauberer. Es war ihm wohl eine wichtige Aufgabe als Schriftsteller, zu zeigen, wie leicht wir durch gewissenlose Gauner zu beeinflussen sind. Das hat sich nicht geändert. Die Mitläufer bei Pegida und die Wähler der Alternative für Deutschland zeigen das genauso deutlich wie ehemals die Wähler des größten Verbrechers aller Zeiten  Hitlers. Bildung ist wohl die einzige Möglichkeit dem entgegen zur wirken. Leider ist eine Bildungsunwilligkeit zu erkennen. Statt sich zu informieren, was überall in der Welt passiert, lässt man sich von dummen Sprüchen leiten. Dabei haben wir heute ein Lebensniveau erreicht, dass alle Möglichkeiten zur umfassenden Bildung bietet. Fernsehen, Radio, Zeitungen sind unermüdlich dabei, uns über das Geschehen in aller Welt zu informieren. Die richtigen Schlussfolgerungen muss jeder für sich ziehen. Thomas Mann und Horst Buchholz haben mit ihrem Können dazu beigetragen, uns die Augen zu öffnen. Das war die Seite 63 15h58.

Mittwoch 4. März 2020 13h37.  Heute vor 9 Jahren, 2011, erreichte eine größere Wasserwelle das Kernkraftwerk in Fukushima, Japan. Die Schutzmauer war nicht hoch genug. Man hatte nicht damit gerechnet. Nur ein paar Meter höher und es wäre nichts passiert. So aber kam es zur Überflutung der Aggregate und zu einer Explosion von Wasserstoffgas. Radioaktives Material wurde herausgerissen und die Umgebung kilometerweit radioaktiv verseucht. Für lange Zeit ist die Gegend nicht mehr bewohnbar. Wie auch in der Ukraine in Tschernobyl war die Ursache Schlamperei. Hier durch die Architekten der Sicherungsmauer und in der Ukraine durch die Unfähigkeit des Personals, das eine Notfall-Übung fahren sollte. Menschliches Versagen oder Sparsamkeit bei der Sicherungsmauer in Fukushima brachten Tod und Zerstörung. Es ist also nicht die Anwendung der Kernkraft zur Stromerzeugung. Jede technische Entwicklung hat Opfer gekostet, die Eisenbahn, der Kraftverkehr auf den Straßen, Flugzeuge. Aber immer ist es menschliches Versagen aber nicht die Technik, die zur Katastrophe führt. Die Entwicklung der Technik hat vor allem Gutes bewirkt. Unser heutiges Lebensniveau braucht man nur vergleichen mit dem Lebensniveau unserer Vorfahren. Und es wird weitergehen. Ohne Rücksicht auf Angst und Verluste. Aber wir werden auch immer klüger und können die Nachteile vermeiden. Nur die Dummheit der Anwendung technischer Entwicklung für Kriege kann man nicht vermeiden ohne den Egoismus und den Machterhalt einiger weniger reicher Menschen zu bekämpfen. Wir haben wirklich wichtigere Probleme: Krankheiten und Naturkatastrophen. Dafür ist die technische Entwicklung einzusetzen und nicht für Waffen zur Ermordung von Menschen. Die neu entwickelten Möglichkeiten der globalen Kommunikation werden dazu beitragen, die ungleiche Verteilung des Reichtums und des Lebensniveaus auf der Erde zu überwinden. Das war die Seite 64 14h10.

Donnerstag 5. März 2020 14h46. Heute vor 150 Jahren, 1870, wurde Rosa Luxemburg geboren. Unter dem deutschen Kaiser Wilhelm II, der nach Kolonien und Weltherrschaft strebte, setzte sich Rosa Luxemburg für Menschlichkeit, Frieden und Volksherrschaft ein. Sie wurde immer wieder verfolgt und inhaftiert. Im zweiten Weltkrieg kämpfte sie für die Beendigung des mörderischen Krieges in vielen Reden und Schriften. Nach der Niederlage des Kaiserreichs gründete sie in Berlin mit Karl Liebknecht den Spartakusbund, um sich von den Sozialdemokraten abzusetzen und eine neue gerechtere Gesellschaft aufzubauen. Deutsche Offiziere verfolgten sie, nahmen sie gefangen, folterten und erschossen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Die Leichen warfen sie im Tiergarten in den Landwehrkanal. Das war im Januar 1919. Ein riesiger Trauermarsch formierte sich zum Friedhof. Der bekannte Architekt Van der Rohe entwarf und baute einen Gedenkstein auf dem hinteren Teil des Friedhofs in Berlin-Friedrichsfelde. Die Nazis verwüsteten die Gräber. Nach dem zweiten Weltkrieg nahm mich mein Vater mit zum Friedhof, wo ein Gedenken stattfand. Später hat dann die Regierung der DDR gleich vorn am Eingang ein Rondell zu Ehren der toten Sozialisten geschaffen. Jedes Jahr im Januar gibt es eine Demonstration der Linken. Auf einem hohem Feldstein sind die Worte zu lesen: Die Toten mahnen uns. Da liegt auch unter anderen Adolph Hoffmann, 1858-1930, der sich aus kleinen Verhältnissen hochgearbeitet und gebildet hat und in den Reichstag gewählt wurde. Er setzte sich für das Volk ein und für eine gerechtere Gesellschaft. Sein Haus in Vogelsdorf bei Berlin vermachte er testamentarisch der Jugend. In der DDR-Zeit war es ein Kinderheim. Seit der Wende aber steht es leer und die Gemeindeverwaltung sucht einen privaten Käufer. Selbst der Heimatverein sieht keinen Grund, sich für den Erhalt des Hauses für die Jugend zu kümmern. Das war die Seite 65 15h46.

Freitag 6. März 2020 14h22.  Richard Bredereck wurde heute vor 115 Jahren, 1905, geboren. Er war mit seiner Frau Grete ein angenehmer Freund unserer Familie. Das begann gleich nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in Fredersdorf bei Berlin. Es ging um den Wiederaufbau ohne Nazis. Richard wurde Lehrer und Bürgermeister in Fredersdorf. Wie meine Eltern stand er auf den Listen der sowjetischen Offiziere, die nach dem Einmarsch nach Antifaschisten suchten, um sie als Polizisten, Lehrer und Gemeindeangestellte einzusetzen. Richard malte in seiner Freizeit. Er schuf Aquarelle und Ölgemälde meistens Landschaften und Stillleben. In Fredersdorf wohnte er mit seiner Frau in der Schöneicher Allee 3 im oberen Stock eines festen Siedlungshauses. Im Krieg war er genau wie meine Familie aus Berlin-Friedrichsfelde gekommen. Eine Flucht vor den Bomben und den Nazis. Wir wohnten in der Giselherstr. 7, meine Eltern Charlotte und Kurt Buchholz, mein Bruder Kurt und ich. Gemeinsam hatten wir eine Wohnlaube mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Vorraum aus alten Brettern und verrosteten Nägeln gebaut. Ein Schuppen mit Karnickelställen und dahinter ein Plumpsklo ergänzten das Ensemble. Davor hatten wir schon eine Baugrube für ein festes Haus ausgehoben. Steine waren auch schon geliefert worden, wurden aber wieder für kriegswichtige Bauten abgeholt. Die Baugrube wurde zugedeckt und diente als Unterstand bei Fliegeralarm. Den gab es aber selten im Verhältnis zu Berlin-Friedrichsfelde. Bomben trafen einige Häuser um die Kirche in Fredersdorf. Die meisten fielen auf dem Acker hinter der Autobahn und rissen etwa fünf Meter große Trichter in die Erde. Wir hatten zum Ende des Krieges Einquartierung einer SS-Einheit. Die gruben ihre Kanonen ein in der Röntgenstraße neben den Nachbarn Plickers und auf der Tieckstrasse, mein Schulweg. Es wurde nicht geschossen. Die Soldaten zogen aus Schule und Schloss ab, weil, wie der Ortschronist Professor Manfred Kliem ermittelt hat, die SS sich nicht der Infanterie unterstellen wollte. Das war die Seite 66 14h57.

Sonnabend 7. März 2020 13h40. Rudi Dutschke wurde heute vor 80 Jahren, 1940, geboren. Er studierte an der Freien Universität in Westberlin und war Führer und Sprecher der Studentenbewegung der 1960er Jahre. 1967 kam es zu einer mächtigen Demonstration gegen den Besuch des Schah von Persien(Iran) in Westberlin. Filmaufnahmen zeigen wie die Studenten mit langen Knüppeln geschlagen wurden. In einem Hinterhof erschoss der Westberliner Polizist Kurras den Studenten Benno Ohnesorg mit einem Schuss in den Hinterkopf. Damit begann eine mächtige Studentenbewegung gegen die Westberliner Regierung. In der Folge wurde die Nazivergangenheit von Politikern und Wirtschaftsbossen in der Bundesrepublik hinterfragt. Das war erstmalig seit dem Untergang der Naziherrschaft nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands im zweiten Weltkrieg am 8 Mai 1945 in Berlin-Karlshorst. Der erste Kanzler der BRD Adenauer hatte zugelassen, dass viele ehemalige Nazis hohe Posten in der BRD bekamen, wie der Nazirichter Filbinger als Ministerpräsident in Baden-Württemberg und dem Kommentator der Rassengesetze der Nazis, der Adenauers Büro im Kanzleramt leitete. Adenauer sagte, dass man schmutziges Wasser nicht auskippen kann, wenn man kein sauberes hat. Im Gegensatz dazu kamen in meiner Schule in Fredersdorf die alten Nazilehrer nicht zurück. Es wurden Neulehrer eingestellt. Unvergessen unser junger Klassenlehrer Heribert Last, der im Krieg ein Bein verloren hatte. Er war ein starker und guter Lehrer. Wir konnten ihn erfreut nach der Wende bei einem unser ersten Klassentreffen begrüßen. Auf Rudi Dutschke wurde in Westberlin ein bewaffnetes Attentat verübt, an deren Folgen er mit 39 Jahren 1979 verstarb. Das war die Seite 67 14h30.

Sonntag 8. März 2020 12h46. Internationaler Frauentag seit 1921 in Deutschland. Später durch die Vereinten Nationen weltweit festgelegt. In Berlin als einziges Bundesland ein arbeitsfreier Feiertag. In der DDR nicht. Aber es wurde ausgiebig gefeiert. Ich kam schon etwas früher zur Arbeit und stellte meinen Frauen Blumen auf den Schreibtisch und Nivea-Creme. Die gab es in der DDR nicht. Ich brachte sie von unserem jährlichen Skiurlaub im Isargebirge mit. Da gab es die begehrte Nivea-Creme. Ich selbst bevorzuge Florena-Creme. Aber das ist vielleicht Geschmackssache. Am Nachmittag in Elektrokohle lud der Werkdirektor die Frauen in den großen Wilhelm-Picck-Saal des Kulturhauses an der Herzbergstraße ein. Es gab ein kaltes Büfett und nach der Rede des Werkdirektors Vorstellungen auf der Bühne, Auszeichnungen verdienter Frauen als Aktivistin mit Geldgeschenken und anschließend Tanz. Dazu waren auch dann einige Männer eingeladen. Ich war auch einmal dabei. Es war ganz lustig. Die meisten Frauen fanden es gut. Aber einige waren auch dagegen und gingen einfach nach Hause. Bis heute wird um die Gleichberechtigung demonstriert. In Berlin sind es heute zwei Demonstrationen im Zentrum. Die Frauen erhalten 20% weniger Lohn als Männer bei gleichen Arbeiten. Und sie sind weniger in leitenden Tätigkeiten angestellt. Vroni war Leiterin der Jungtieraufzucht im Tierpark und in der Futterküche war auch eine Leiterin. In Elektrokohle arbeiteten viele Frauen in der Kohlebürstenproduktion bei der Herstellung und Montage der Armaturen. Ebenfalls in der Silizium-Heizleiterfertigung und der Stifteproduktion. Aber in den leitenden Positionen des Betriebes gab es wenig Frauen. Bis auf die Kaufmännische Direktorin waren alle Direktoren Männer. EKL gibt es nicht mehr. Aber sonst sieht es in den Betrieben wohl heute auch nicht besser aus. Frauen müssen weiter kämpfen. Das war die Seite 68. 13h08.

Montag 9. März 2020 13h53. Americo Vespucci wurde heute vor 566 Jahren, 1454, geboren. Nach ihm erhielt Amerika seinen Namen. Eigentlich nicht richtig, denn Columbus hatte den neuen Kontinent 1492 als erster betreten. Also sollte Amerika Columbia oder so ähnlich heißen. Aber er wusste nicht, dass es sich um einen neuen Kontinent handelt. Columbus glaubte, es ist Indien, ein Teil Asiens. Aber das glaubte sicher auch Americo Vespucci. Erst später wurde der neue Kontinent erkannt und Amerika genannt. Daran ist zu erkennen, dass Namen Schall und Rauch sind. Reiner Zufall. Erst später wurde etwas daraus gemacht. Auch den Namen Juri Gagarin würde niemand kennen, wenn er nicht der erste Mensch im Weltraum war. Er wurde heute vor 86 Jahren, 1934, geboren und starb schon mit 34 Jahren im Jahr 1968 beim Absturz eines Flugzeugs, das er selbst steuerte. Er war ein begeisterter Flieger und wollte auch nach seinem Weltraumflug 1961 weiter fliegen. Eigentlich ist ja auch nicht so sehr Juri Gagarin zu bewundern, sondern vielmehr die Konstrukteure der Rakete. Der Chefkonstrukteur war Koroljow. Er muss wichtig gewesen sein, denn als er bald danach starb, verlor die Sowjetunion den Wettbewerb um den Mond mit den USA. Die USA bauten Raketen mit denen Menschen auf den Mond gelangten. Das erste Mal 1968. Neil Armstrong wurde als erster Mensch auf dem Mond gefeiert. Dabei sind die Konstrukteure unbekannt geblieben. Nur der Name Wernher von Braun ist bekannt. Besonders auch deshalb, weil er von Jugend an zum Mond wollte und Raketen dafür entwickelte. Die Nazis benutzten ihn im zweiten Weltkrieg für die Entwicklung von Raketen zur Vernichtung von Menschen und Gebäuden in England. Nach dem Krieg konnte er in den USA an der Entwicklung der Mondrakete teilnehmen. Das war die Seite 69 14h19.

Dienstag 10. März 2020 16h03. Joseph von Eichendorff wurde heute vor 232 Jahren, 1788, geboren. Er sollte ein bekannter Dichter seiner Zeit werden. Einer Zeit voller Umwälzungen: Die Französische Revolution, Napoleon, die Befreiungskriege und die Revolution von 1848. Aber Eichendorff machte romantische Gedichte. Er war kein Heinrich Heine: Wenn ich an Deutschland denke in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht. Eichendorff war wohlbehütet auf einem Schloss in Oberschlesien aufgewachsen. Er studierte Jura in Wien, Heidelberg und Berlin. Er muss die gesellschaftlichen Umbrüche seiner Zeit mitbekommen haben. Aber zog sich zurück und wollte daran nicht teilhaben. Ein Träumer vielleicht. Obwohl er mit seinem dichterischen Können hätte mitwirken können. Aber er vertrat wohl mehr die schweigende Mehrheit des Volkes. Wie es auch heute genug Künstler gibt, die sich nicht um die sozialen Belange des Volkes kümmern. So ist Eichendorff in Vergessenheit geraten. Wenn mein Garten in Fredersdorf nicht an der Eichendorffstraße liegen würde, wäre er mir auch heute nicht weiter aufgefallen. Da ist mehr die Verbindung mit den amerikanischen Eichen, die die Straße säumen. Schon lange als ich durch die Straße zur Schule ging. Sie verbindet die Chamisso- und die Gustav-Freytag-Straße. Und noch andere längst vergessene Dichter. Die Eichen sind groß und dick geworden und sorgen im Herbst für eine Flut vieler Handteller großer gelber Blätter vor den Gärten, die laut Anweisung der Gemeindeverwaltung von den Anliegern weg zu räumen sind. Dafür kann man Plastetüten kaufen, die, gefüllt mit den Blättern, auch abgeholt werden. Ich mache das nicht, sondern kompostiere sie im Garten. In der Zeit der Plasteverhinderung wird sich diese Technologie wohl auch nicht lange halten können. Es sei denn, man bietet endlich Plastetüten an, die genauso schnell verwittern, wie die Blätter. Probleme, die Eichdendorff und seine Zeit nicht kümmerten. Das war die Seite 70 16h37.

Mittwoch 11. März 2020 14h48. Heute vor 198 Jahren, 1822, sank der Segler Gottfried vor der Elbemündung bei einem Sturm. Die Gottfried hatte eine lange Reise aus dem Mittelmeer hinter sich. Ihre Ladung bestand zum großen Teil aus wertvollen Altertümern aus Ägypten, unter anderem der steinerne Sarg eines Pharao und viele Mumien. Sie sollten in Berlin auf der Museumsinsel ausgestellt werden. Der preußische König hatte die Suche in Ägypten und den Transport finanziert und wollte den Glanz seiner Museen aufbessern. Über 10 Jahre vorher war Napoleon mit seinen Soldaten in Ägypten eingefallen, hatte viele Kostbarkeiten nach Frankreich schaffen lassen und einen Run auf die Pharaonenzeit ausgelöst. Die ganze Welt wollte Mumien, Statuen und Papyri aus der alten Zeit Ägyptens erwerben und im Lande ausstellen. Bis heute hält das Interesse der Welt an dieser hohen Kultur am Nil an. Immer neue Erkenntnisse über die Pyramiden und Paläste der Pharaonen werden veröffentlicht. Eine ganze Wissenschaft beschäftigt sich mit dieser Hochkultur aus einer Zeit vor 2000 bis 5000 Jahren. Es ist auch fantastisch, was diese alten Künstler und Ingenieure schufen. Sie glaubten an ein Leben nach dem Tode und gestalteten die Gräber entsprechend aus. Besonders den Pharaonen sollte es so gut wie möglich im Jenseits gehen. Das Grab von Tut anch Amun, das vor fast 100 Jahren entdeckt wurde, war nicht wie die anderen Gräber ausgeraubt worden und enthielt eine Vielzahl von Gegenständen des Lebens des Pharao, die er nach dem Tod angeblich benötigte. Besonders wertvoll ist die bunte Goldmaske auf dem Sarg. In Kairo, im Ägyptischen Museum, kann man sie bestaunen. Eine Kopie der gesamten Grabanlage und des Inhalts wurde vor Jahren in Berlin-Treptow gezeigt. Eine Wanderausstellung, die um die Welt ging und überall Beachtung fand. Ein Blick in die bunte Welt der Antike vor tausenden Jahren. Das war die Seite 71 14h25.


 

Donnerstag 12. März 2020 13h33.  Atatürk wurde heute vor 139 Jahren, 1881, geboren. Er war ein Militär und gestaltete die Türkei um. Die arabischen Schriftzeichen ließ er durch lateinische ersetzen. Überhaupt näherte er sich der westeuropäischen Kultur. Die Bärte und die Kopfbedeckung der alten Zeit, der Fez, verschwanden. Die Türkei öffnete sich der westeuropäischen Kultur. Heute aber scheint es einen Rückschritt zu geben. Die Religion ist unter der Herrschaft von Erdogan wieder wichtiger geworden. Die Trennung von Religion und Staat des Atatürk wird nicht mehr Ernst genommen. Als wir in den 1990er Jahren als Touristen zwei Wochen in Alanya am Mittelmeer waren, konnten Michael und ich den für uns befremdlichen Ruf des Muezzin vom Turm der Moschee hören. Der Islam ist weit verbreitet. Meine Frage nach nicht religiösen Türken blieb unbeantwortet. Offenbar bekennt sich niemand dazu. Eher sind da einige christliche Kirchen, die ihre Anhänger betreuen. Auf dem Flugplatz kniete ein beleibter Mann in einer Ecke auf einem kleinen Teppich. Er betete. Auch einige völlig vom Kopf bis Fuß in schwarz gekleidete Personen zeigten sich in den Straßen. Wir hatten uns ein Motorrad ausgeliehen und fuhren in einem ausgetrockneten Fluss in die Berge und speisten ein Obstmenü in einem Ausflugslokal mit einem deutsch sprechenden Gastwirt. Da war nichts von Religion zu bemerken. Ein Gottesstaat wie der Iran und Saudi Arabien mit der Scharia und dem Koran als Verfassung ist die Türkei nicht. Aber die Türkei steht im Mittleren Osten zwischen Ost und West, zwischen Islam und westlicher Freiheit. Aber kritische Journalisten und Beamte, die der Gülem-Bewegung nahe stehen wurden angeklagt und verurteilt. Ob das dem Atatürk gefallen würde kann bezweifelt werden. Auch die langjährige Unterstützung der Rebellen in Syrien gegen die Assad-Regierung ist kein Ruhmesblatt der heutigen Regierung in der Türkei. Das war die Seite 72 14h15.

Freitag 13. März 2020 15h07.  Friedrich Schinkel wurde heute vor 139 Jahren, 1881, geboren. Als Baumeister des Königs von Preußen hatte er großen Anteil an der Gestaltung der Berliner Mitte im Sinne des Klassizismus. Das Alte Museum am Lustgarten mit seinen vielen hohen Säulen erinnert an das antike Griechenland.  Die breite Brücke von der Museumsinsel zur Straße unter den Linden mit den Märchenfiguren, die Alte Wache, die Friedrichswerdersche Kirche und das Schauspielhaus zwischen deutschem und französischem Dom am Gendarmenmarkt waren im Krieg fast völlig durch die Bombenangriffe zerstört worden und in der DDR-Zeit wieder aufgebaut worden. Alles das ist auf das Wirken von Schinkel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückzuführen. Es war die Zeit nach der Niederlage Napoleons und dem Sieg Preußens, Russlands, Englands und Österreichs. Erstaunlich wie der König von Preußen die Mittel für den Bau dieser Monumente zusammen brachte. Das Volk musste Entbehrungen hinnehmen, was schließlich zur Revolution von 1848 führte. Die erlebte Schinkel nicht mehr. Er starb schon früh mit 60 Jahren, 1841. Die klassizistische Ausrichtung der Berliner Mitte wurde von den Schülern Schinkels fortgesetzt. Sie prägt die Museumsinsel bis heute. Aus aller Welt wurden Exponate zusammen geholt. Von der Büste der Nofretete bis zu den ägyptischen Mumien ist besonders die Zeit der Pharaonen dokumentiert. Die Bestrebungen der Herkunftsländer auf Rückgabe der einzigartigen Zeugnisse aus ihrer Vergangenheit hat Deutschland bisher weitgehend zurückgewiesen. Aber diese Länder werden immer stärker. Wir werden uns dann mit Kopien begnügen müssen. Das Problem betrifft nicht nur Deutschland. Die Museen in England, Frankreich, USA, Spanien und Italien sind voll von Altertümern anderer Länder. Die Rückgaben haben schon begonnen. Und das ist auch richtig so. Das war die Seite 73 15h50.

Sonnabend 14. März 2020 13h17.  Albert Einstein wurde heute vor 141 Jahren, 1879, in Ulm geboren. Anderen gegenüber hatte er einen Sommer mehr. Ob daher sein Optimismus und seine Neugier kommen, kann man nur vermuten. Jedenfalls wurde Einstein ein weltbekannter Physiker und Wissenschaftler. Seine Relativitätstheorie verstehe ich nicht. Aber seine Formel E=mc2 hat mir die Augen für einiges geöffnet. Von der Radioaktivität und den schwarzen Löchern glaube ich jetzt mehr zu verstehen. Das ist eigentlich auch ganz einfach. Alles ist Energie und die Materie ist nur eine Form der Energie unter bestimmten Bedingungen. Wie Eis eine Form von Wasser ist. Abhängig nur von der Temperatur. Wenn also ein Stern in einem schwarzen Loch verschwindet, dann ist das nur eine Veränderung von Materie zu Energie. Und Energie benötigt keinen Raum. Also kann ein schwarzes Loch jede Menge an Sonnen und Planeten aufnehmen. Nur die Bedingung dieser Umwandlung c2 ist unklar. Oder doch nicht. Denn die Bausteine der Materie, die  Atome, Elektronen, Neutronen und Protonen sind in einer endlos hohen Geschwindigkeit gefesselt. Befreit davon, verschwindet die Materie und wird zu Energie. Holz und Kohle verbrennt. Die Flamme zeigt die Energie. Die Verwandlung von Uran bis zu Blei ist von frei werdender Energie begleitet. Eigentlich ganz einfach. Aber erst Einstein ist darauf gekommen. Zur Relativitätstheorie sagte Einstein: Seit dem sich die Mathematiker mit der Relativitätstheorie beschäftigen, verstehe ich sie selbst nicht mehr. Wenn man mit einem Mädchen eine Stunde plaudert merkt man die Zeit nicht. Aber wenn man auf einem heißen Ofen sitzt. Das ist Relativität, sagt Einstein. Oder ein anderes Zitat von Einstein: Die menschliche Dummheit und das Weltall sind unendlich. Nur beim Weltall bin ich mir nicht sicher. Das war die Seite 74 13h40.

Sonntag 15. März 2020 15h32. Das Corona-Virus hat uns nun fest im Griff. Gestern Abend um 18h30 waren die drei langen Regale mit großen gelben und grünen Bananen leer. Kein Vollkornbrot in Scheiben. Kein Apfelmus. Keine braunen Eier. Hamsterkäufe. Aber Fleisch, Wurst und Käse waren reichlich vorhanden. Dafür fehlten Konserven. Wir stellen uns auf eine lange Durststrecke ein. Ganz plötzlich. Vor ein paar Tagen war alles wie gewöhnlich: Ein riesiges Angebot an Lebensmitteln. Das war seit der Wende so. In der DDR gab es immer einmal wieder leere Regale. Besonders bei Südfrüchten. Aber wir wurden satt. Nach der Wende kam die Wegwerfgesellschaft in unsere Landschaft und bescherte uns  eine Fülle von Angeboten, von deren Existenz wir vorher nichts wussten. Heute nach 30 Jahren haben wir uns daran gewöhnt, als wenn es niemals anders war. Entscheidend ist nur, ob das Geld vorhanden ist. In der DDR war viel Geld und überschaubare Menge an Waren. Alles wurde geplant. Nur soviel wie nötig wurde für den Konsum produziert. Vieles ging in den Export und in Investitionen. Seit Anfang 2020 bedroht uns das Corona-Virus. Wurde aber nicht sonderlich ernst genommen. Aber jetzt. Gestern fuhr ein Polizeiwagen zu den Gaststätten in Berlin-Friedrichshain und die Polizisten forderten die Gäste auf die Lokale zu verlassen. Angeblich gab es keine Gegenwehr. Die Grenzen in Europa werden geschlossen. Deutsche dürfen nicht mehr in Tschechien, Polen und Dänemark einreisen. Bis nach den Osterferien gibt es keinen Unterricht in Schulen und Universitäten, Kindergärten sind zu. Sportstätten sind zu. Der öffentliche Verkehr der Züge und Flugzeuge ist eingeschränkt. Kein Europäer darf mehr in die USA einreisen. Dort hat Trump den Notstand erklärt nach dem er noch vor kurzem Corona als eine Erfindung der Demokraten nannte. In Deutschland sind etwas über 4000 Menschen mit dem Virus infiziert und getestet. Die Dunkelziffer ist groß. Sechs Tote. An Grippe sterben jährlich regelmäßig Tausende in Deutschland. Aber niemand hält solche Maßnahmen wie bei Corona für erforderlich. Ist eine Gewöhnung an Corona nötig? Das war die Seite 75 16h03.

Montag 16. März 2020 10h47. Simon Ohm wurde heute vor 231 Jahren, 1789, geboren. Sein Vater war Schlosser und begeisterte seine beiden Söhne für die Mathematik. Simon Ohm sollte neue Erkenntnisse über das neue Phänomen, die Elektrizität, finden. Er experimentierte und erkannte den Zusammenhang zwischen der elektrischen Spannung, dem Widerstand und der Stromstärke. Ihre Abhängigkeit voneinander veröffentlichte er und wurde als Wissenschaftler anerkannt. Die Bedeutung der Ohmschen Formel Widerstand R ist gleich U Spannung durch I Stromstärke wurde erst nach seinem Tode richtig angewendet. Bei gleich bleibenden Widerstand verändern sich Spannung und Stromstärke gleich. Bei unseren 220 Volt Spannung in der Wohnung verändert sich die Stromstärke in Abhängigkeit vom Widerstand in der Beleuchtung, des Radios, der Waschmaschine. Je höher ihr Widerstand, desto höher die Stromstärke und der Stromverbrauch, der vom Stromzähler gemessen wird. Eigentlich eine einfache und logische Abhängigkeit. Aber im 19. Jahrhundert begann erst die Nutzung der Elektrizität. Einer Kraft, ohne die wir heute nicht mehr auskommen wollen. Um so höher muss man die Klugheit des Simon Ohm einschätzen, der schon vor 200 Jahren diese Zusammenhänge erkannte. Heute ist es die Radioaktivität, deren Nutzung erst am Anfang steht, wie damals die Elektrizität. Oder die DNA, die uns noch viele Erkenntnisse über die Ursachen der verschiedenen Erscheinungen des Lebens bringen wird. Sie wird uns befähigen, Krankheiten zu bekämpfen, damit nicht wieder eine Pandemie wie die Pest, die Spanische Grippe und das Corona-Virus unser Leben gefährdet. Das war die Seite 76 11h12.

Dienstag 17. März 2020 15h19. Heute vor 196 Jahren, 1834, wurde Gottlieb Daimler geboren. Er baute das erste Auto der Welt nach dem es ihm gelungen war einen Gasmotor zu entwickeln. Danach erfand er noch das erste Motorrad, das erste Motorboot und sogar ein Motor getriebenes Luftschiff. Alles Sensationen seiner Zeit. Eine Zeit der ersten Züge mit einem Dampfmaschinen Antrieb und der Pferdewagen und Sänften. In wenigen Jahrzehnten danach beherrschten Autos das Straßenbild. Und nicht nur in Deutschland, sondern in allen Ländern der Erde. Heute stehen wir im Stau und fürchten die Abgase der Autos. Und es wird eine Alternative gesucht. In Berlin werden die Fahrradwege erweitert der öffentliche Verkehr der Busse, Straßen- S- und U-Bahnen verbessert und Carsharing ist angesagt. Batterie angetriebene Fahrzeuge werden angeboten und der Antrieb durch Wasserstoff getestet. Erstaunlich wie teuer Batteriegetriebene Autos. Batterie und Elektromotor sind im Verhältnis zum Verbrennungsmotor wesentlich einfacher aufgebaut. Aber man will am besten beide Antriebe im Auto. Das wird dann natürlich teurer. Von klein auf war das Auto mein Ziel. Der Milchmann, der mit seinem Dreibein durch die Kolonien zog, öffnete ich das Tor und durfte den Wagen rauslenken. Ein Höhepunkt. Aber ich sollte erst über viele Kilometer mit Fahrrad und Motorrad zum Auto kommen. 49 Jahre konnte ich mir einen Trabant leisten und reparierte möglichst alles selbst. Heute kann man selbst am Volkswagen wenig selbst machen. Das ist auch gut so. Trotzdem: Es ist schon ein Erfolgerlebnis nach den eigenen  Reparaturen alle zwei Jahre durch den TÜV zu kommen. Aber der Schmutz, die Unsicherheit, die Zeit bei Wind und Wetter - so schön war das nicht. Andererseits konnte ich mit dem Trabant unterwegs selbst was reparieren. Aber mit dem Volkswagen bin ich schon hinter Dresden, bei Magdeburg und in Berlin liegen geblieben. Das war die Seite 77 15h05.

Mittwoch 18. März 2020 12h41. Heute vor 113 Jahren, 1907, wurde mein Vater Kurt Buchholz in Kolmar, Kreis Schneidemühl geboren. Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Kolmar wieder wie vor der Besetzung durch Preußen Chodchez genannt und gehört zu Großpolen im Bezirk Posen. Ich hatte mehrmals die Gelegenheit zu einem Besuch. In der DDR-Zeit und danach. Eine Kleinstadt zwischen Feldern, Wald und See. Die Kriegsschäden sind beseitigt. Das kleine Geburtshaus meines Vaters an der Straße zum See hatte nichts abbekommen vom Krieg. Wir betraten den Hof hinter dem Haus. Niemand war zu sehen. Alles wie ausgestorben. Aber bewohnt. In Kolmar hatte mein Vater den ersten Weltkrieg erlebt mit einem Absturz eines Flugzeuges auf ein benachbartes Haus und mit Schießereien der polnischen Befreiungsarmee nach dem Krieg. Die Familie flüchtete mit dem letzten Zug nach Berlin. Dabei wurde er das erste Mal durch einen Querschläger an einer Hausecke verletzt. Das zweite Mal traf ihn ein Geschoß der SS oder SA bei einer Demonstration gegen die Nazis in den 1920er Jahren. Er hatte viel schlimmes erlebt in den beiden Weltkriegen. Auf der Rüdersdorfer Autobahnbrücke wäre er fast erschossen worden. Er sagte den jungen Wachsoldaten auf der Brücke, sie sollten nach Hause gehen, der Russe ist bald da. Mit Kollegen von der nach Guben verlagerten Lorenz AG flohen sie als sowjetische Soldaten die andere Seite der Neiße besetzten. Auf einem zweirädrigen Feuerwehrkarren des Betriebes hatten sie ihre Sachen geladen und schoben und zogen sie ihn bis zu unserem Grundstück in Fredersdorf. Als sie über die Wiese am Pfuhl kamen, wo ich mit Bernd H. spielte, erkannte ich meinen Vater mit seinem schwarzen Vollbart nicht und rannte weg, anstatt ihn mit seinem Karren zu helfen. Um nicht zum Volkssturm eingezogen zu werden, versteckte er sich bis die sowjetischen Truppen Fredersdorf befreiten. Einige Siedler flüchteten. Aber wir erwarteten sie und freuten uns auf das Ende des Krieges. Das war die Seite 78 13h17.

Donnerstag 19. März 2020 15h55. Heute vor 120 Jahren, 1900, wurde Frederic Joliot in Paris geboren. 1935 erhielt er mit seiner Frau Irene den Nobelpreis für Chemie. Mit vielen anderen Wissenschaftler brachten sie die Kernspaltung voran. Diese versprach eine riesige Energie. Leider wurde sie in den USA für den Bau der Atombombe genutzt, die 1945 in Hiroshima und Nagasaki mehrere hunderttausende Japaner ermordete. Die USA fürchteten, dass Nazideutschland die Atombombe bauen und im zweiten Weltkrieg einsetzen würden. Selbst Albert Einstein hatte diese Befürchtung und den US-Präsidenten gewarnt. Erst neun Jahre nach der Atombombe, 1954, wurde das erste Kernkraftwerk in Betrieb genommen und damit das wahre Ziel des Kommunisten, Fiedenskämpfers und Gegners der Nazibesatzung in Frankreich Frederic Joliot-Curie für eine friedliche Nutzung der Kernspaltung erreicht. Bis heute ist die Nutzung umstritten. Besonders nach den tragischen Unfällen in Tschernobyl und Fukushima. Die deutsche Regierung unter Angela Merkel beschloss sogar, alle Kernkraftwerke zu schließen. Obwohl alle anderen Länder die friedliche Nutzung der Kernspaltung weiter anwenden. Statt selbst den Strom zu produzieren, werden wir ihn dann importieren, denn die alternativen Möglichkeiten aus der Nutzung der Sonnenenergie werden den steigenden Stromverbrauch in Deutschland nicht hervorbringen. Leider ist auch die Nutzung der Erdenergie noch nicht besonders effektiv. Das ist das Potenzial der Zukunft. Unter uns brennt ein Ofen, der alle Energieprobleme der Menschheit lösen kann und wird. Die gewaltigen Eruptionen der Vulkane führen uns immer wieder vor Augen, welche Kräfte unter unseren Füssen noch ungenutzt sind. In der DDR-Zeit wurde ein Teil der Kleinstadt Waren mit Erdwärme beheizt. Es geht also. Das war die Seite 79 16h33.

Freitag 20. März 2020 14h40.  Heute vor 17 Jahren, 2003, bombardierten die USA den Irak. Sofort sind meine Erinnerungen an die Bombardierungen der USA und England auf Berlin da. Die Angst und das Gefühl, als wären wir neu geboren, wenn der Angriff vorbei war. Die Explosionen erschütterten den Boden. Sand rieselt an den Wänden des Unterstands. Frauen kreischen: Nie wieder Krieg. Lieber hungern. Und alle zählen die Sekunden zwischen den Einschlägen. Kommen sie näher? Und dann plötzlich Ruhe. Die Sirene mit der Entwarnung. Alle streben nach draußen. Hat es bei uns eingeschlagen? Nein, das Nachbarhaus brennt. Wieder einmal Glück gehabt. Am nächsten Tag suchen wir Granatsplitter. Am Wertvollsten sind die glänzenden Zünder. Wir tauschen unsere Funde. Ich habe noch zwei Granatsplitter aufgehoben, handlang mit Spitzen an den Seiten durch das Zerreißen der Bombe bei der Explosion. Der US-Ankläger Jackson im Nürnberger Prozess über die Nazi-Kriegsverbrecher des zweiten Weltkrieges hatte die Erwartung, dass nunmehr keine Regierung der Welt es wagen würde, einen Krieg anfangen. Aber der Präsident Bush wurde nicht angeklagt. Der Irak sollte angeblich Massenvernichtungsmittel haben und die Absicht die USA anzugreifen. Es wurden keine gefunden. Die Schuldigen an den 100 000 toten Irakern mussten sich nicht vor Gericht verantworten. Und es begann der Terror des IS, des sogenannten Islamischen Staates. Die Sunniten, die vorher den Irak beherrschten, wollten ihre Niederlage nicht hinnehmen. Das Bombardement der USA und Englands ging weiter. Terroranschläge in England, Frankreich und Deutschland sind die Rache des IS. Die Waffen liefern die USA, England, Frankreich und Deutschland. Es geht schließlich um die Verteidigung der westlichen Freiheit. Ein merkwürdiger Grund. Von Menschlichkeit keine Spur bei dieser westlichen Freiheit. Das war die Seite 80 15h15.

Sonnabend 21. März 2020 13h05. Gestern vor sieben Jahren, 2013, starb unser Schulkamerad Uli A. in Fredersdorf. Er war immer ein lustiges Haus und bärenstark. Aber zuletzt im Rollstuhl. In den Klassentreffen ergriff er oft das Wort, um uns aufzuheitern. Nun sind die Klassentreffen abgesagt. Es sind zu wenig in der Lage teilzunehmen. Nur das Klassentreffen der Einstein-Oberschule in Neuenhagen bei Berlin scheint sich noch zu halten. Jedes Jahr am Ende Mai treffen wir uns in der Nähe unserer Schule im Il Castello, früher das Schweizer Häuschen. Das sind nur noch wenige. 11 Klassenkameraden waren es im vorigen Jahr. Es war lustig und interessant wie immer. Ob das Corona-Virus dieses Jahr die Sache auffliegen lässt? Man darf nur noch das Haus verlassen um zur Arbeit zu gehen, um einzukaufen oder um einen Arzt aufzusuchen. Nur Lebensmittelgeschäfte und Apotheken sind auf. Es sieht alles so aus, als wenn es sich um langfristige Verbote handelt. Allerdings gibt’s einen Hoffnungsschimmer. China teilt mit, dass von den 80 000 Infizierten 70 000 genesen sind. Seit Anfang des Jahres.  3000 sind an Corona gestorben. Vielleicht erledigt sich die Sache von selbst. Wie Micha meint, dass, wenn alle infiziert sind, sind auch alle immun. Und das ist das Ende jeder Pandemie. Zur Zeit hat sich der Schwerpunkt auf Europa verlagert. In Italien sind schon mehr Menschen an Corona gestorben als in China. Der Höhepunkt sei noch nicht erreicht, wird gesagt. Und die Entwicklung von Gegenmitteln kann bis in das nächste Jahr dauern. Also ist die einzige Hoffnung, dass alle immun werden. Vielleicht ist dann doch noch ein Klassentreffen Ende Mai in Neuenhagen möglich. Klassentreffen gab es erst nach der Wende. Da hatten wir Zeit dafür. Nicht nur weil viele arbeitslos wurden, sondern auch weil wir in das Rentenalter eintraten. So konnten wir gemeinsam Rückschau halten und einige gemeinsame fröhliche Stunden genießen. Das war die Seite 81  13h38.

Sonntag 22. März 2020 15h38. Eben skypte Micha aus Hamburg das Bild vom neuen Erdenbürger noch wohlbehütet im Bauch von Kathrin. Der 14. September wird als Geburtsdatum genannt. Auf dem Foto ist der Bursche schon gut zu erkennen. Und er macht schon Kletterbewegungen mit Händen und Beinen, konnte Kathrin sehen. Micha schaltete Kathrin in Skype zu. Es war ein Jubel. Wir freuen uns. Kathrin geht es gut. Sie ist etwas schmal geworden, aber sieht gut aus. Mutter und Kind sind gesund. Es war klar, dass Kathrin deshalb nicht bei der Renovierung der neuen Wohnung dabei sein kann. Sie ist jetzt in Dornreichenbach bei ihren Eltern und wird auch noch eine Weile dort bleiben. Denn in der neuen Wohnung ist immer noch Staub vom Abschleifen der alten Farbe in der Luft. Nach dem Ausfegen dauert es nicht lange und der Boden ist wieder staubig. Da muss Micha durch. Die Wohnung ist leer. Keine Möbel. Aus Pappen, Kartons, Folie und Decken hat er sich eine Couch gebastelt. Nur die Umzugskisten sind zu sehen, sonst ist alles leer. Aber Küche und Bad sind noch im alten Zustand und intakt. Wegen der Corona-Virus Pandemie sind alle Geschäfte außer Supermärkte und Apotheken geschlossen, auch Möbelkaufhäuser. Da muss Micha selbst was basteln. Es sei denn, auch Obi und Bauhaus sind zu. Kein Stuhl, kein Tisch. Keine Lampe. Vielleicht kann man in Ebay was finden. Loli kann ihre tollen Lampen-Kreationen schicken. Einen Namen haben sie noch nicht für den neuen Erdenbürger. Und er wird ein Hamburger werden. Es sei denn, Kathrin macht einen Umweg über Berlin. Hier im Kreissaal des Kaulsdorfer Krankenhauses kamen schon Angela, Loli, Michael, Sissi, Steve und Sophia zur Welt. Bei Michael erlaubten mir die Ärzte, dass ich bei der Geburt Vroni beistehen konnte. Es war ein Erlebnis, dass ich nie vergessen werde. Voll Emotionen. Eine Geburt ist eine große Sache. Das war die Seite 82 16h17.

Montag 23. März 2020 11h50. Der deutsche Raketenkonstrukteur  Wernher von Braun wurde heute vor 108 Jahren, 1912, geboren. Im zweiten Weltkrieg wurden 3000 seiner V2-Rakete gegen London und gegen die Invasion der Alliierten eingesetzt. Etwa 3000 Menschen starben durch den Einsatz. Aber noch mehr starben bei der Herstellung der Raketen in Peenemünde und im Mittelbau Dora im Harz. Das waren etwa 20 000 Menschen, vor allem Häftlinge aus den Nazi-Konzentrationslagern.. Vernichtung durch Arbeit war das Motto der Nazi-Aufseher. Auch Wernher von Braun war Nazi, Mitglied der Nazipartei und der SS. Trotzdem durfte er zusammen mit seinen deutschen Ingenieuren in den USA beim Bau der Mondrakete mitarbeiten. Er bekam die US-Staatsangehörigkeit und starb 1977 mit 65 Jahren in Virginia. Mein Vater Kurt Buchholz arbeitete auch im Mittelbau Dora im Harz. Seine Firma Lorenz AG in Tempelhof verlagerte wegen der Bombenangriffe die Produktion aus Berlin heraus und hatte ihn dort als Automateneinrichter eingesetzt. Als die US-Front sich näherte kam er nach Hause und berichtete, dass die Bewohner von Nordhausen Fässer mit Lebensmittel auf die Straßen warfen und öffneten und sich mit Öl, Sirup und Butter bedienten. Es herrschte Hunger in den letzten Kriegstagen. Nun arbeitete mein Vater in einer Zweigstelle der Firma Lorenz AG in Guben an der Neiße bis dort die sowjetischen Streitkräfte ankamen. Mit einigen seiner Kollegen schob er einen zweirädrigen Feuerwehrkarren in Richtung Berlin. Wir wohnten damals in Fredersdorf bei Berlin, Giselherstr. 7. Mein Vater meldete sich nicht bei der Firma Lorenz AG zurück und versteckte sich, um nicht zum Volkssturm eingezogen zu werden. Das war höchst gefährlich. Wenn ihn die sogenannten Kettenhunde aufgespürt hätten, wäre er erschossen worden. Aber er hatte Glück und bald befreiten die sowjetischen Truppen auch Fredersdorf. Die deutschen Truppen zogen aus unserer Schule aus und dafür nahmen die sowjetischen Truppen unsere Schule als Kaserne und das Schloss derer von Bohm als Krankenhaus. Das war die Seite 83 12h43.

Dienstag 24. März 2020 15h26.  Andreas Lubitz steuerte heute vor fünf Jahren den Jet A320 bewusst gegen einen Felsen der französischen Alpen. 150 Menschen starben, darunter eine Lehrerin mit ihren Schülern. Es war ein Linienflug von Spanien nach Deutschland. Alles war wie sonst. Nur der Pilot Lubitz nicht. Er nutzte die Gelegenheit, als der Kapitän das Cockpit verließ, verschloss die Tür, leitete den Sinkflug ein und erhöhte die Geschwindigkeit. Sein Arzt hatte ihn krank geschrieben. Wegen psychischer Probleme. Auch seine Augen machten Probleme. Es bestand die Gefahr, dass er nicht mehr fliegen durfte. Fliegen war für Lubitz das Beste was er erreichen konnte. Sein Traum. Schon als 14jähriger flog er im Segelflugzeug. Er absolvierte sein Abitur und die Pilotenschule ohne Schwierigkeiten, wie es schien. Aber er war immer wieder in Behandlung bei verschiedenen Ärzten. Depressionen und Probleme mit den Augen. Er sah das Ende seines Traumberufs und wollte nicht mehr Leben. Dass er dabei noch 149 fremde Menschen mitnahm ist nicht zu verstehen. Gab er anderen die Schuld an seinen Problemen? Wollte er sich an der Menschheit rächen? In den USA durften damals schon keine Linienflüge mit nur einem Piloten im Cockpit geflogen werden. Nach Lubitz auch in Deutschland nicht mehr. Wir ziehen immer wieder hinterher. Das hätte verhindert werden können. Wenn ein Arzt bei einem Piloten Flug untauglich feststellt, dann darf nicht mehr die ärztliche Schweigepflicht gelten. Mindestens zwei Piloten müssen im Cockpit sein. Die Lufthansa zahlte 7,5 Millionen Euro an die Hinterbliebenen, also durchschnittlich 50 000 Euro für jeden Toten. Das Leid der Hinterbliebenen und das schmerzliche Ende der Fluggäste bleiben.  Das war die Seite 84 16h.

Mittwoch 25. März 2020 12h42. Seit gestern vor 21 Jahren, 1999, bombardierte die Nato Jugoslawien. Es ging um die Vernichtung der Selbständigkeit des letzten ehemaligen Ostblockstaates Jugoslawien. Vorgeschobener Anlass sind angebliche Menschenrechtsverletzungen in der Teilrepublik Kosovo. Albaner kämpften um die Abtrennung des Kosovo von Jugoslawien. Die eingewanderten Albaner stellten den überwiegenden Anteil an der Bevölkerung des Kosovo. Das ist vergleichbar mit den eingewanderten Preußen im 19. Jahrhundert in Westpolen. Der Kosovo und Westpolen waren Kernländer Serbiens bzw. Polens. Im Kosovo war schon vor Jahrhunderten das Eindringen der Armeen des Islam nach Europa zurückgeschlagen worden. Die Nato mit Deutschland, Großbritannien und Frankreich und an der Spitze die USA unterstützten die Bestrebungen der Albaner im Kosovo zur Selbständigkeit militärisch. Das führte zur Vertreibung der Serben und zum neuen Staat des Kosovo. Serbien betrachtet nach wie vor den Kosovo als Teil Serbiens. Wie die Sowjetunion zerfiel Jugoslawien in selbständige Teilrepubliken. Es entstanden Slowenien, Kroatien, Bosnien, Nordmazedonien und Serbien. Teile und herrsche ist das alte Motto der Starken und Reichen. So unterstützten die USA auch den Brexit, die Loslösung Großbritanniens aus der Europäischen Union und die Bestrebungen Polens und Ungarns zur Selbständigkeit. Den USA geht es um die Erhaltung ihrer Weltmacht. Ihre Militärs und ihre Wirtschaft ist in den meisten Ländern der Erde präsent. Aber der Widerstand wächst. Immer mehr erkennen die Völker die Strategie der USA. Mit der militärischen Übermacht schützen die USA ihre weltweite Verschuldung. Die USA leben seit Jahrzehnten auf Kosten der anderen Länder. Sie importieren mehr als sie exportieren. Allein China könnte mit seinen Dollarbeständen die Insolvenz der USA herbeiführen, wenn sie ihre Dollar auf dem Markt anbieten. Das war die Seite 85 13h33.

Donnerstag 26. März 2020 14h25.  Das Corona-Virus beherrscht alle Völker der Erde. Am wenigsten sind Südamerika, Afrika und Russland betroffen. Aber dort wird wohl auch am wenigsten getestet. Nach China, wo es begann, weisen nun Italien, Spanien und die USA die meisten Infektionen aus. In Italien und Spanien starben jeweils über 4000 Menschen an Corona, also jeweils mehr als in China und es wurden mehr positiv getestet, über 80 000. Im Norden Italiens reichen die Kapazitäten der Krematorien und der Krankenhäuser nicht aus. Es geht um Beatmungsgeräte und Isolationsbetten. Sachsen, Berlin und Brandenburg nimmt von dort schwere Fälle auf. Wir haben noch genug freie Plätze. Mit 200 Toten und 30 000 infizierten hat Deutschland noch nicht die erwarteten Zahlen erreicht. Der Höhepunkt der Krise soll aber noch kommen. China meldet keine Neuinfektionen und die Mehrzahl der Infizierten sind geheilt. Der Höhepunkt der Corona-Infektion ist scheinbar in China überschritten. Dagegen steigen die Zahlen in den USA mit 1000 Toten und 80 000 Infizierten rasant, nachdem der Präsident Trump die ganze Sache lange Zeit herunterspielte. Die Regierung hat nun eine zwei Billionen Dollar Hilfe für Wirtschaft und Gesundheitswesen beschlossen. Warum dauert die Entwicklung von Gegenmitteln so lange? Tausende Wissenschaftler, Virologen, arbeiten daran. Aber das soll noch bis ins nächste Jahr dauern. Offensichtlich fehlt es an der Grundlagenforschung bei Atemwegserkrankungen. Obwohl Grippe jedes Jahr auftritt. Wir haben Erkältung und Grippe so hingenommen, wie eine Naturerscheinung, gegen die man nichts machen kann. Dabei ist die Sache Menschen gemacht, wie alle Krankheiten. Wir kümmern uns zu wenig um unser Immunsystem. Wir gehen mit unserer Gesundheit zu lässig um. Statt gesundes Essen, Trinken und Bewegung, nahmen Alkohol und Drogen zu. Wir sind selbst Schuld. Das war die Seite 86 15h02.

Freitag 27. März 2020 13h48.  Heute ist der Geburtstag zweier verdienstvoller Männer: Wilhelm Röntgen und Heinrich Mann. Röntgen machte den Körper durchsichtig und Heinrich Mann machte das hohle Kaiserreich in Deutschland vor dem ersten Weltkrieg mit seinem Buch Der Untertan durchsichtig. Röntgenapparate sind heute nicht mehr aus der Medizin wegzudenken und das Kaiserreich ist längst vergessen. Beide trugen zur Entwicklung der Menschen bei. In der körperlichen und der geistigen Gesundheit. Und es erfordert mehr solcher aktiver Wissenschaftler und Forscher. Mehr den je in Zeiten des Welt umspannenden Corona-Virus und des wieder Auflebens des Nazismus. Beides hemmt die gesellschaftliche Entwicklung der Menschen. Genauso wie die katastrophale Änderung des Klimas. Merkwürdigerweise selbst verschuldet durch unsere Gier immer mehr die Natur auszubeuten. Scheinbar zur Verbesserung unserer Lebensbedingungen. Der brasilianische Präsident Bolzonaro hat recht, wenn er fordert, wir sollten unsere eigenen  Waldbestände erst einmal wieder aufforsten, ehe wir Brasilien Vorschriften machen. Der Wald des ganzen Mittelmeergebiets ist der Metallgewinnung, dem Heizen und dem Bauen zum Opfer gefallen. Weite trockene Gegenden von Portugal bis zur Türkei sind das Resultat. Den Humus schwemmte Starkregen ins Meer. Jetzt klammern wir uns an die noch bestehenden Urwälder, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Dabei verpesten wir die Luft mit den Abgasen der Heiz- und Elektrizitätswerke, der Industrie und der Autos. Und das in einem Maße, das der Wald, das Grün und das Plankton der Meere die CO2-Emissionen nicht vollständig verwerten kann. Trotzdem, ich würde gern sehen, wie es weiter geht. Was die Wissenschaft, der Forschergeist sich noch einfallen lässt, um die Menschheit am Leben zu lassen. Das war die Seite 87 14h35.

Sonnabend 28. März 2020 14h37.  Heute vor 171 Jahren, 1849, gab es die erste deutsche Verfassung. Bis dahin herrschte der Adel, die Fürsten, die Könige und Kaiser. Nun aber fühlten sie sich gezwungen die Rechte und Pflichten des Volkes anzuerkennen. Nicht aus Einsicht, sondern wegen der revolutionären Energie der Studenten und fortschrittlichen Kräfte des Bürgertums, was sich nach der französischen Revolution und Napoleon entwickelt hatte. Meinungsfreiheit, Versammlungs- und Pressefreiheit, Abschaffung der Vorrechte des Adels und Abschaffung der Todesstrafe und der Folter legten die Vertreter des Volkes in dieser ersten deutschen Verfassung fest. Es sollte eine konstitutionelle Monarchie in Deutschland ohne Österreich sein. Aber der preußische König lehnte die Krone ab und die konservativen Kräfte zerschlugen die Bestrebungen. Erst Bismarck schaffte die Einheit und das Kaiserreich Deutschlands 1871 nach der Niederlage Frankreichs. Wieder blieb Österreich draußen. Deutschland aber rüstete auf und strebte nach der Weltherrschaft. Nach der Niederlage des Deutschen Reichs im ersten Weltkrieg entzog sich Kaiser Wilhelm der Verantwortung für Millionen Tote und floh in die Niederlande. Die neu entstandene deutsche Republik konnte den Aufstieg der Nazis nicht stoppen. Und so kam es zum zweiten Weltkrieg und nach der Niederlage zur Spaltung Deutschlands in die Bundesrepublik und die Deutsche Demokratische Republik 1948. 1954, nach meinem Abitur an der Einstein-Oberschule in Neuenhagen bei Berlin, nutzte ich die noch offenen Grenzen und fuhr auf meinem Fahrrad zu meinem Bruder in die Schweiz. Auf der Rückfahrt machte ich extra einen Umweg über Frankfurt am Main, um die Paulskirche zu besuchen. Hier tagte 1848 das erste deutsche Nationalparlament, das die erste Verfassung in Deutschland ausarbeitete und in Kraft setzte. Leider nicht für lange. Aber ihre Grundzüge sind im Grundgesetz der BRD enthalten. Zusätzlich auch die Gleichberechtigung der Frau. Dieses Recht hatten sich die Frauen schon in der ersten deutschen Republik 1918 erkämpft. Lebenswirklichkeit ist das aber immer noch nicht vollständig. Auch nicht nach 171 Jahren. Das war die Seite 88 15h12.

Sonntag 29. März 2020 13h20. Heute vor 95 Jahren, 1925, wurde Heribert Last geboren. Er war unser Klassenlehrer nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Im Krieg wurde ihm ein Bein amputiert. Er ging aber noch ganz passabel mit seinem Holzbein. Er ließ sich nichts anmerken. Er war nicht viel älter als wir. Ein Neulehrer als Ersatz für die Nazilehrer unter Hitler. Sport, Zeichnen und Deutsch hatten wir bei ihm. Viele Gedichte ließ er uns auswendig lernen. Nis Randers, John Maynard, Der Zauberlehrling, Der Osterspaziergang oder das: Und handeln sollst du so als hinge von dir und deinem Tun allein das Schicksal ab der deutschen Dinge und die Verantwortung wär dein. Oder: Ich ging im Wald so für mich hin, um nichts zu suchen, das war mein Sinn, da sah ich am Rande ein Blümlein stehn…. Es ist noch viel von den Reimen im Kopf. Sie haben mein Leben mit bestimmt. Mein Interesse für die Welt. Meine Neugier. Ich bin Heribert Last sehr dankbar. Er hat uns auf den richtigen Weg geführt. Nach der Wende nahm er noch an unseren Klassentreffen in Fredersdorf bei Berlin teil. Mit ihm hatten wir Ausflüge zum Stienitzsee gemacht und die Quellen dort erkundet. Bis zum vorigen Jahr hatte unsere Vorbereitungsgruppe noch zu den Klassentreffen eingeladen. Aber sie meinen nun, dass zu wenig übrig sind und es sich nicht lohnt. In Gaststätten und im Hotel Flora hatten wir uns getroffen. Zuletzt nur noch an einem reservierten Tisch im rustikalen Lokal Doppelpunkt am S-Bahnhof Fredersdorf. Es war immer lustig, zu hören, was aus den ehemaligen Klassenkameraden geworden war und wie sie sich gesundheitlich hielten. Werner M. war sogar im vorigen Jahr noch im Alpenverein aktiv. Das war die Seite 89 13h40.


Dienstag 31. März 2020 13h17.  Heute vor 131 Jahren, 1889, wurde der Eiffel-Turm eröffnet. Als ich mit Vroni und Michael nach der Wende in Paris Disney-Land besuchte, wollten wir natürlich auch auf den Eiffelturm. Aber in der U-Bahn fuhren wir vorbei, denn die Station heißt nicht Tour de Eiffel, wie ich vermutete, sondern irgendwie anders und ich musste mich mit meinem schwachen Französisch durchfragen. Eiffel verstand niemand, weil dort der Name auf der zweiten Silbe betont wir. Das alles ist mir mehr in Erinnerung geblieben als die Aussicht vom Turm auf die weiße Stadt. Wir gingen auch von unserem Hotel mit dem Namen Le Petit Corporal - gemeint ist Napoleon - zum Platz der Bastille. Aber der war leer und wir konnten nichts erkennen, was auf die Französische Revolution hindeutete. Die Eröffnung des Eiffelturms 1889 sollte 100 Jahre nach der Französischen Revolution an diese erinnern. Trotzdem hatte der Erbauer Gustave Eiffel riesige Schwierigkeiten sein Projekt durchzusetzen. Diese Stahlkonstruktion würde angeblich nicht zu den Steingebäuden in Paris passen, sondern auf Industrie und Brücken hinweisen. Nur weil Eiffel den ersten Teil des Baus selbst finanzierte, stimmten die Stadtverordneten zu. Und dann sollte er bald nach der Weltausstellung wieder abgerissen werden. Dann ging Eiffel das Geld aus und es gelang ihm nur mit Lesseps Untestützung  weiter zu machen. Lessep baute zu der Zeit am Panama-Kanal und Eiffel versprach bei den Schiffshebewerken zu helfen. Eiffels Gegner publizierten, dass Eiffel ein deutscher Jude sei, der irgendetwas gegen Frankreich im Schilde führte. Aber die Pariser besuchten in großen Scharen den Turm und waren begeistert. So konnte dann Eiffel durch die Eintrittsgelder und durch Vermietung der Restaurants und Kioske die Finanzierung sichern und wurde noch reich dabei. Den Abriss verhinderte das Militär, das von der Spitze des Turms Radiowellen sendete. Das und die Beliebtheit des Turms rettete ihn und Eiffel lebte noch bis 1923 und konnte sich an seinem Erfolg freuen. Das war die Seite 91 13h50.


Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/4. 30.4.2020. Jeden Tag eine Seite schreiben. April 2020. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex.


Mittwoch 1. April 2020 14h17.  Otto von Bismarck wurde heute vor 205 Jahren, 1815, geboren. Er sollte als Ministerpräsident von Preußen und als erster Kanzler Deutschlands vieles ändern. Durch die Kriege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich und mit viel diplomatischem Geschick stürzte er die Macht der Könige, Fürsten und Freien Städte und schuf ein einheitliches Deutsches Reich. In seiner Zeit wurde die Zivilehe, der Zoll, die einheitliche Renten-, Krankenkassen- und die Unfallversicherung eingeführt. Die Arbeiterklasse wuchs und vereinigte sich in Parteien und Gewerkschaften. Die Herrschenden fürchteten um ihre Macht und nahmen Anschläge auf den Kaiser Wilhelm I zum Anlass, um das Sozialistengesetz im Parlament durchzusetzen. Gegen Demokraten helfen nur Granaten hatte Bismarck gesagt. Aber die gewählten Sozialdemokraten blieben unangetastet im Parlament, während sonst alle demokratischen Kräfte in Deutschland mit Polizeigewalt unterdrückt wurden. Das Sozialistengesetz fiel erst 1990 mit der Entlassung Bismarcks durch den neuen Kaiser Wilhelm II. Mit ihm begann die Aufrüstung und das Weltmachtstreben Deutschlands, was zu den entsetzlichen beiden Weltkriegen führte. Bismarck kritisierte diese Entwicklung bis zu seinem Tod 1898, konnte aber nichts ändern. Auch die Sozialdemokratie war zu schwach und uneinig. Ihre Vertreter im Parlament stimmten sogar den Kriegskrediten für den ersten Weltkrieg zu. Bismarck wollte einen Ausgleich zwischen den Völkern Europas. Aber das sollte erst nach dem zweiten Weltkrieg durch die Europäische Union erreicht werden. Es dauert leider sehr lange und kostet viel Leid bis sich das Gute durchsetzt. Die derzeitige Corona-Pandemie zeigt eindeutig, wie wichtig es ist, die gesellschaftlichen Gegensätze zu überwinden, um alle Kraft der Menschheit für natürliche Gefahren einzusetzen. Das war die Seite 92 14h53.

Mittwoch 2. April 2020 14h20.  Hans Rosenthal wurde heute vor 95 Jahren geboren. Er sollte ein beliebter Showmaster im Deutschen Fernsehen werden. In der Nazizeit hatte er sich in einer Laubenkolonie hier in Berlin-Lichtenberg versteckt, sonst wäre er dem Judenmord der Nazis zum Opfer gefallen. Er blieb trotzdem in Deutschland und erfreute die Deutschen mit seinen lustigen Einfällen. Das ist Spitze rief er und machte einen Luftsprung. So kannte man ihn. Mit dem Fernsehen wurden viele Showmaster bekannt: Rudi Carrell, Hans-Joachim Kulenkampff, Peter Alexander, Karl Dall, Harald Juhnke, Volker Pispers. Volker Pispers ist mehr Kabarettist und kritisiert hervorragend das Weltgeschehen. Und das schon seit Jahrzehnten und wie er selbst sagt immer mit den selben Themen. Es ändert sich nichts. Auf der einen Seiten die Reichen und Mächtigen und das Volk auf der anderen Seite, das nicht durch sieht und sich alles gefallen lässt. Die Weltmacht USA auf der einen Seite und die Länder auf der anderen Seite, die sich alles gefallen lassen und noch mit machen. Dabei bleiben die Armen in allen Ländern auf der Strecke und leiden außerdem noch unter den Streitigkeiten der Mächtigen in Kriegen. Aber die Showmaster bringen Spaß in die Familien und lenken ab von den undurchsichtigen Machenschaften der Politik und der Wirtschaftsbosse. Es ist auch schwierig, sich neben Arbeit und Familie um die Hintergründe der Ereignisse in der Welt zu kümmern und diese zu verstehen. So zieht man sich zurück und vermeidet die Beteiligung an politischen Kundgebungen und Demonstrationen zur Verbesserung der Lebenslage. Auch im Osten, in der DDR gab es Showmaster und Kabarettisten: Die Dialektiker zum Beispiel, die im Kessel Buntes auftraten und Kritik an den Alltag auf die Bühne brachten. Das war die Seite 93 15h00.

Freitag 3. April 2020 12h32. Marlon Brando wurde heute vor 96 Jahren, 1924, geboren. Er wurde einer der besten Filmschauspieler aller Zeiten. Er bekam mehrere Oskars. Einen lehnte er aus politischen Gründen ab. Denn Brando engagierte sich gegen Rassismus in den USA und unterstützte die Indianer und Afroamerikaner. Was der Weltmeister im Boxen Muhammad Ali im Sport war, war Brando bei den Schauspielern. Er war in seiner Schauspielkunst einmalig im Zeigen einer geistvollen, inneren Anteilnahme am Geschehen. Er war zu gut und beliebt, als dass man ihn wegen seiner politischen Aktivitäten schwer Schaden konnte. So drehte er viele Filme mit Haupt- und Nebenrollen und konnte seine Persönlichkeit und seine Einzigartigkeit immer wieder unter Beweis stellen. Unvergessen seine Darstellung eines Menschen, der durch die Kraft seiner Gedanken die Bremsen eines Autos lösen konnte und seine verhassten Eltern in den Abgrund stieß und wie er ein Linienflugzeug in ein Hochhaus lenkte. In der Meuterei auf der Bounty spielte er den rebellischen Seeoffizier, der mit der Mannschaft den brutalen Kapitän absetzte und ein freies Leben in der Südsee versuchte. Brando, M. Ali und Martin Luther King sind Beweise für ein anderes besseres Leben in den USA gegen den Beutekapitalismus und für Menschlichkeit, Natur und Globalisierung der Reichtümer der Erde für alle Völker und Menschen. Das gibt Hoffnung auf ein Ende der Herrschaft der Bushs und Trumps. Präsident Trump hatte den Corona-Virus als normale Grippe verniedlicht und muss nun einsehen, dass er viele Todesopfer und Arbeitslose fordert. Seit gestern schon 1000 Tote an einem Tag in den USA. Das gab es noch in keinem Land. In Deutschland sind es insgesamt 1000 Tote seit Anfang der Corona-Pandemie, meistens in Verbindung mit schweren Vorerkrankungen. Marlon Brando starb 2004 im Alter von 80 Jahren und bei der Vorbereitung der Teilnahme an einem neuen Film. Das war die Seite 93 13h10.

Sonnabend 4. April 2020 14h17. Daniel Cohn-Bendit wird heute 75 Jahre alt. Er ist 1945 kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs in Südfrankreich geboren. Er studierte in Frankreich und Deutschland und spricht perfekt beide Sprachen. Bekannt wurde er als Sprecher der Revolte von 1968. Da ging es um die Aufarbeitung der Verbrechen des Naziregimes. Die hatte man in Frankreich und in der Bundesrepublik unter den Teppich gekehrt. Man wollte in der Zeit des Wirtschaftswunders nichts mehr von den Verbrechen im zweiten Weltkrieg hören. Denn in Politik und Wirtschaft waren viele Verbrecher untergetaucht und hatten sich ein ziviles Leben aufgebaut. Natürlich wollten sie nichts von ihren Verbrechen preisgeben. Aber die DDR-Regierung wurde nicht müde, diese alten Nazis in der BRD anzuklagen. Die Niederschlagung der Proteste gegen den Besuch des Schahs von Persien und die Ermordung des Studenten Benno Ohnesorg durch einen Westberliner Polizisten führten zu mächtigen Demonstrationen. Es bildete sich eine Opposition der Studenten gegen den Staat. Als friedliche Demonstrationen nichts änderten, haben sich einige Oppositionelle zum bewaffneten Kampf gegen die Regierung der BRD zusammen gefunden. Es entstand die RAF - Rote Armee Fraktion -. Daniel Cohn-Bendit hielt viele davon ab. Aber es kam zum blutigem Terror gegen Repräsentanten der BRD. Der erhoffte Aufstand des Volkes blieb aus und die Terroristen landeten im Gefängnis. Aber im Ergebnis der 1968er wurde die Partei der Grünen in den Bundestag gewählt. Der Grüne Joschka Fischer wurde sogar Außenminister und Cohn-Bendit kam in das Europäische Parlament. Allerdings unterstützte die Leitung der Grünen den Kampf der USA gegen Jugoslawien und die Abtrennung des Kosovo von Serbien. Dafür gab es keine Zustimmung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, der für Konflikte zwischen Staaten zuständig ist. Das war die Seite 94 14h57.

Sonntag 5. April 2020 14h07. Dauernd diese Änderungen von Straßennamen. Aber auch Bahnhöfe und Anschlussstellen von Autobahnen erhalten neue Namen. Die Autobahnauffahrt in Vogelsdorf hieß einfach Vogelsdorf. Heute aber AS Hellersdorf. Dabei ist dort kein Ort mit dem Namen Hellersdorf. Nur ein Neubauviertel mit dem Namen Hellersdorf. Aber das liegt weit ab. Die Frankfurter Chaussee, die durch Vogelsdorf geht und die Autobahn kreuzt führt über Mahlsdorf und Kaulsdorf in den Stadtbezirk Lichtenberg. Also warum heißt diese Anschlussstelle der Autobahn in Vogelsdorf nicht AS Lichtenberg? Wenn man schon auf einen Berliner Stadtbezirk hinweisen will. Offensichtlich will man auf die Neubauviertel zeigen. Genauso die Autobahnauffahrt in Seeberg, wo die Landsberger Allee die Autobahn kreuzt. Die hieß immer Seeberg. Nun: AS Marzahn. Und die nächste Autobahnauffahrt auf dem alten Berliner Ring in Blumberg heißt jetzt AS Hohenschönhausen. Dabei ist das Neubaugebiet Hohenschönhausen nach der Wende mit Lichtenberg zusammen gelegt worden. In Blumberg sind wir mit unserem Hund Putzi auf die Autobahn gefahren. Er lief neben meinem Fahrrad her. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Aber damals von 1949 bis 1952 war die Autobahn leer und wir fuhren über das Wochenende von Bernau nach Fredersdorf. Putzi machte dann aber bald schlapp. Dann kam er in einen Babykorb am Lenker. An der Auffahrt zur Autobahn in Blumberg war ein Friedhof von gefallenen sowjetischen Soldaten mit einem hohen Denkmal. Das war nun nicht mehr zu sehen. Damals wohnten wir in Bernau, wo Mutter beim Kreisarzt für Niederbarnim als Fürsorgerin arbeitete. Ich machte da den Abschluss der Grundschule, damals die achte Klasse. Und durfte dann in der Geschwister Scholl Oberschule an der Stadtmauer weiter lernen. 1952 wurde der Kreis Strausberg gebildet und wir zogen wieder zurück nach Fredersdorf von wo ich dann zur Einstein-Oberschule in Neuenhagen ging. Das war die Seite 95 15h58.

Montag 6. April 2020 14h40.  Ja, diese Namensänderungen fallen mir immer wieder ein. Der heutige Ostbahnhof hieß einmal Schlesischer Bahnhof. Um die Ecke wohnte in den 1920er Jahren die Familie meines Großvaters Richard Buchholz in der Andreasstraße mit seiner Frau Martha und den drei Söhnen Kurt, Paul und Herbert. Der Schlesische Bahnhof wurde in der DDR-Zeit zum Ostbahnhof, dann zum Hauptbahnhof und schließlich nach der Wende wieder Ostbahnhof, nach dem der Hauptbahnhof von Berlin am ehemaligen Hamburger Bahnhof errichtet wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Adolf Hitler Straße zur Ernst Thälmannstraße und nach der Wende die Wilhelm Pieck Straße zur Thorstraße. Der Schloßpark wurde zum Tierpark Berlin als Prof. Dr. Dathe ihn in den 1950er Jahren mit den Gehegen für Huftiere und den Freianlagen für Wisente, Raubkatzen und Elefanten umgestaltete. Die davor verlaufende Treskowallee, die an die Schlosseigentümer erinnerte wurde zur Straße Am Tierpark und zur Dunkerstraße, als Erinnerung an einen wichtigen Gewerkschafter. Nach der Wende aber wieder die Treskowallee. Der Triftweg, der zu meiner Kolonie Waldheim hinter dem Schloßpark führte, wurde zur Hans Loch Straße im Neubaugebiet in Friedrichsfelde. Und diese nach der Wende zur Sewanstraße. Erstaunlich, dass einige Straßen mit den Namen von verdienstvollen Kommunisten und Antifaschisten in Berlin-Friedrichsfelde nicht verändert wurden. Das liegt sicherlich an der Mehrheit der Linken im Stadtbezirk Lichtenberg. Die Namen der anderen Kolonien hinter dem Schloßpark Am Schloßpark, Birkenstein, Sonnenschein, Dauergarten und Bruchweg verschwanden mit dem Entstehen des Tierparks Berlin. Das war die Seite 96 14h28.

Dienstag 7. April 2020 13h48. Gerhard Schröder wurde heute vor 76 Jahren, 1944, geboren, kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs. Nach Kohl wurde Schröder Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er konnte es sich nicht vorstellen, daß Angela Merkel nach ihm Kanzlerin werden könnte und machte sich im Fernsehen lustig über die Frage. Aber wer da oben auch regiert, so richtig merkt man das nicht. Es ist so ziemlich alles gleich. Kaiser, Hitler, Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl, Ulbricht, Honecker, Kohl und Merkel regierten. Aber ich winkte weder Ulbricht noch Honecker zu, wenn wir am ersten Mai an der Tribüne vorbei marschierten. Die da oben hatten nichts mit meinem Leben zu tun, glaubte ich. Ein wenig vielleicht. Aber es gab keinen Grund ihnen zuzujubeln. Da ist das Gedicht: …ich kenne nichts Ärmes unter der Sonne, als euch, Götter. Ihr nähret kümmerlich von Gebeten eure Majestät. Hab ich nicht alles selbst vollbracht, meine Hütte, die du nicht gebaut und das Feuer, um dessen Glut du mich beneidest? Mein guter Lehrer Heribert Last in der Volksschule in Fredersdorf hat uns das auswendig lernen lassen. Mit dem Hintergedanken, daß da etwas für unser Leben hängen bleibt. Er gab uns eine richtige Richtung, obwohl er im Nazireich groß geworden ist und Soldat im deutschen Heer war. Mein Bruder Kurt musste auch noch in den letzten Monaten als 17jähriger Soldat gegen die US-Soldaten in Holland kämpfen. Er hatte Glück mit seiner Verwundung am Arm. Aber, obwohl aus gleicher Familie hatten wir unterschiedliche politische Ansichten. Er mochte die DDR nicht und flüchtete Anfang der 1950er Jahre in die BRD. Mit Politik wollte mein Bruder nichts zu tun haben. Unsere Mutter schrieb ihm in einem Brief: Ohne Politik lebt nur das Tier. Aber es nützte nichts. Familie, Arbeit und Hobbies waren sein Leben. Das war die Seite 97 13h26.

Mittwoch 8. April 2020 12h15.  Pablo Picasso starb heute vor 47 Jahren, 1973. Sein bekanntestes Bild ist wohl Guernica, ein Wandgemälde. Als ein deutscher Soldat ihn fragte, ob er das gemacht hat, antwortete Picasso: Nein, sie haben das gemacht. Das Bild stellt die spanische Stadt Guernica nach einem Angriff deutscher Bombenflugzeuge 1937 dar. Das war im Spanischen Bürgerkrieg, als General Franco die Republik Spanien stürzte. Dabei halfen ihm die deutschen Nazis unter Hitler. Für die deutsche Luftwaffe war es eine Probe für die Luftangriffe auf London, Coventry und Warschau im zweiten Weltkrieg. Es war auch ganz einfach, denn die Stadt hatte keine Verteidigung, keine FLAK, Flugabwehrkanonen. Es war gerade Markt in der Mitte der Stadt und viele Zivilisten starben durch scharfen und heißen Splitter der explodierten Bomben. Picasso brachte das blutige Chaos auf die Leinwand. In Deutschland erlebten wir später selbst die Bombenangriffe der Engländer und der USA. Überall lagen die Bombensplitter herum. Wir Schulkinder sammelten sie und tauschten die besten Stücke, am begehrtesten waren die Zünder hell glänzend aus Aluminium. Zwei Splitter liegen noch zwischen meiner Steinsammlung. Sie sind verrostet nach der langen Zeit. Damals waren sie metallisch glänzend und ihre scharfen, kantigen Seiten rissen Löscher in unsere Hosentaschen. Man sieht noch die gefährlichen Kanten und Spitzen und kann sich die schlimmen Verwundungen vorstellen, wenn jemand getroffen wurde. So scharf und kantig und chaotisch ist auch die Darstellung der Trümmer auf dem Bild von Pablo Picasso. Pablo Picasso wurde 92 Jahre alt und malte viele Bilder in seiner eigenen Ausdruck starken Art. Er war Spanier aber lebte die meiste Zeit in Paris. Seine Art zu malen begründete eine neue Richtung in der Malerei. Formen und Farben bestimmen sie, scheinbar ohne Bezug zur Wirklichkeit. Sind es Träume und Fantasien? Das ist die Freiheit der Vorstellungen eines Künstlers. Das war die Seite 98 13h07.

Donnerstag 9. April 2020 12h49.  Vor 26 Jahren geschah der Völkermord in Ruanda. Die regierenden Hutu ermordeten bestialisch um die 800 000 Tutsi. Meistens mit Macheten zerhackt, Männer, Frauen, Kinder. In der deutschen Kolonialzeit hat man die Tutsi als eine bessere Rasse und die Hutu als zurückgebliebene Rasse verunglimpft. Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg erhielt Belgien das Mandat über Ruanda. Sie führten den Rassismus fort. Teile und herrsche war das Motto. Erst als Ruanda nach dem zweiten Weltkrieg selbständig wurde, kamen die Hutu in die Regierung. Aber der Rassismus ging weiter. Die Hutu hatten Angst, daß sie von den Tutsi gestürzt werden und forderten alle Hutu auf, die Tutsi zu ermorden. Ganz offiziell in Reden, im Radio und in Zeitungen. Der Anlass zum Völkermord war der Abschuss eines Flugzeugs mit dem Präsidenten, was man den Tutsi in die Schuhe schob. Es waren aber wohl die extremen Hutu selbst. Jedenfalls riefen Mitglieder der Regierung und des Militärs die Hutu zum Völkermord an den Tutsi und an den Hutu auf, die gegen das Morden waren. Schließlich siegte die Armee der Tutsi, die sich im Ausland gebildet hatte und das Morden endete nach dem die Tutsi grausame Rache an den Hutu nahmen. Belgien, Frankreich, die UNO, die katholische Kirche und die USA hatten ihre Vertreter in Ruanda, unterließen aber einen wirkungsvollen Widerstand gegen den Völkermord. Sie zogen ihre Soldaten ab und unterstützten oft das Morden der Hutu. Ein Priester versprach den Tutsi Schutz in seiner Kirche und überließ sie dann dem mordenden Mob. Ein anderer Priester schützte sie. Fast dreiviertel der Tutsi-Bevölkerung wurde grausam ermordet. Seit dem versuchen Gerichte Nachweise zu finden und Urteile zu fällen. Viele Hutu sind im Gefängnis. Wichtig wäre aber eine Aussöhnung zwischen den Hutu und den Tutsi. Das versucht die Regierung aber der Rassismus ist in der Bevölkerung noch weit verbreitet. Es ist der gleiche Rassismus wie der der Nazis gegen die Juden, Roma, Slawen und Antifaschisten. Wehe uns, wenn die Nazis an die Regierung kommen sollten. Das war die Seite 99 13h28.

Freitag 10. April 2020 14h44. Stefan Heym wurde heute vor 107 Jahren, 1913, in Chemnitz in einer Kaufmannsfamilie geboren. Er sollte in 88 Jahren bis 2001 ein bewegtes Leben führen. Wegen eines seiner Gedichte, das eine Chemnitzer Zeitung veröffentlichte, flog er von der Schule. In Berlin legte er sein Abitur ab und floh nach Prag als Hitler an die Macht kam. Als Kellner und Tellerwäscher begann er ein Leben in den USA. Bald schrieb er Bücher in englischer Sprache und kämpfte in der US-Armee gegen das faschistische  Deutschland nach dem er die US-Staatsbürgerschaft erhalten hatte. Mit Thomas Mann, Berthold Brecht und Charly Chaplin verließ er die USA in der berüchtigten McCarthy-Zeit. Linke und Kommunisten wurden in dieser Zeit von der US-Regierung  verfolgt. In die DDR kam Heym in den 1950er Jahren. Er hielt Reden und schrieb Bücher, um den neuen sozialistischen Staat zu unterstützen. Aber er war auch kritisch. Zum Aufstand am 17. Juni 1953 in der DDR schrieb er ein Buch, das in der DDR nicht veröffentlicht werden durfte. Er brachte seine Bücher in der BRD heraus. Heym hatte liberalere Vorstellungen vom Sozialismus als die Regierung der DDR. So kam es unweigerlich zu Spannungen. 1989 war er einer der Redner auf dem Alexanderplatz in Berlin, die Reformen für einen besseren sozialistischen Staat forderten. Er war einer der vielen Linken, die die Übernahme der DDR durch die BRD verhindern wollten. Aber die Mehrheit der DDR-Bevölkerung wollte die D-Mark und den höheren Lebensstandard der BRD. So konnte sich der westdeutsche Beutekapitalismus ausbreiten. Und mit ihm die Zerstörung der DDR-Industrie, Arbeitslosigkeit, Drogen, Wohnungslose, Verbrechen und Perspektivlosigkeit. Heym hatte das vorausgesehen und dagegen gekämpft. Aber leider verloren. Das war die Seite 100 14h20.

Sonnabend 11. April 2020 12h43. James Parkinson wurde heute vor 265 Jahren, 1755, geboren. Als Arzt beschrieb er die Parkinsonkrankheit und vermutete ihre Ursache im Rückenmark. Heute ist die Forschung weiter und macht das Gehirn dafür verantwortlich. Mangel an dem Botenstoff Dopamin und das Verkümmern von Nervenzellen sollen diese Krankheit verursachen. Ein Gegenmittel konnte noch nicht ermittelt werden. Somit gehört Parkinson zu den ungeklärten Krankheiten wie Krebs, Alsheimer und neuerdings Corvin 19 verursacht durch den Corona-Virus, der bis jetzt über 100 000 Menschen tötete. Es begann im Dezember 2019 in der chinesischen Provinz Wuhan mit etwa dreitausend Toten in China in den folgenden Monaten und breitete sich über alle Länder der Erde aus. Heute sind die USA mit täglich etwa 5000 Toten am meisten betroffen. Vorher waren es Italien und Spanien. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt über Berührungen und den Atem. Das wurde anfangs nicht Ernst genommen. Premierminister Boris Johnson gab noch bis vor kurzem jedem die Hand und brüstete sich damit und daß das Corona-Virus nicht gefährlich sei. Heute verzeichnet man in Großbritannien 800 Tote in 24 Stunden und Johnson liegt im Krankenhaus. Eine andere Viruserkrankung, die Spanische Grippe, tötete 1918 etwa 15 Millionen Menschen. Wir sind noch mitten drin in der Pandemie vom Corona und der Höhepunkt ist noch nicht erreicht. Kontakte sind verboten und werden bestraft. Die Polizei überwacht das Verhalten der Bürger. Die Regierung der Türkei verhängte Ausgehverbote für einige Städte. Die Angst ist groß. Für unsere Generation eine überraschende Erfahrung. Bis vor kurzem beherrschte noch der Brexit Großbritanniens die Medien und die Hungersnot in den Kriegsgebieten Syrien, Jemen und Afghanistan. Nun ist die gesamte Bevölkerung der Erde betroffen und ein Ende ist nicht abzusehen. Das war die Seite 101 13h20.

Sonntag 12. April 2020 14h43.  Herbert Grönemeyer wird heute 64 Jahre alt. Als Schauspieler und Sänger ist er bekannt geworden. Unvergesslich der Kinofilm Das Boot. Ein kleiner blonder Junge mit großem Ausdruck in der Stimme. Von einem Komiker aus Holland glänzend nach gemacht. Es müssen nicht immer englisch sprachige Hits sein. Es gibt einige hervorragende Sänger mit deutschen Texten, die auch einen sozialen Hintergrund haben. Wie Griechischer Wein von Udo Jürgens. Oder sein Aber bitte mit Sahne. Und das Lied vom ehrenwerten Haus und Ich war noch niemals in New York. Eben rief Annelie aus Hausen AG an und wünschte frohe Ostern. Heike hatte ihr Mittagessen gebracht. Auch in der Schweiz scheint heiß die Sonne. Was soll das erst im Sommer werden? Alle sind gesund, haben keinen Corona-Virus abbekommen. Caroline, Tamara, Jeanni und Willi. Die strickten Regeln Hände waschen und keinen Kontakt zahlen sich aus. Nur in den USA schlägt die Seuche zu. Da hat Trump auch die allgemeine Gesundheitsfürsorge von Obama abgeblockt. Was in Europa und auch in Australien üblich ist, soll in USA nichts bringen. Nun bekommen sie ihre Quittung. Viele Bürger müssen diese Nachlässigkeit mit dem Leben bezahlen. Eine viertel Million Bürger sind infiziert. Über eine Million in allen Ländern der Erde. In Deutschland ein Hoffnungsschimmer: Die Anzahl der von Covid 19 Genesenden übersteigt die der noch Kranken. Aber Präsident Steinmeier und Kanzlerin Merkel warnen vor übereilter Zurücknahme der Maßnahmen. Es wird eine zweite Welle der Pandemie befürchtet. Davon ist in China noch nichts bekannt. Die Wirtschaft leidet genauso wie die Menschen. Es wird mit einer allgemeinen Rezession gerechnet. Milliarden Hilfsgelder stellen die Regierungen in Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland den Unternehmen zur Verfügung. Das war die Seite 102 14h38.

Montag 13. April 2020 14h04. Heute in neun Jahren, 2029, nähert sich ein Komet der Erde. Er hat einen Durchmesser von 300 Meter und würde auf der Erde viel Schaden anrichten, wenn er hier einschlägt. Wahrscheinlich fliegt er vorbei. Vielleicht bei der nächsten Umrundung der Sonne. Solche Brocken sind schon öfters auf der Erde gelandet. Es ist auch möglich, dass er in der Luft explodiert, wie der über Sibirien vor wenigen Jahren oder der der vor 112 Jahren über Sibirien zerbrach und Tausende von Bäumen konzentrisch im Tunguska-Gebiet umlegte. Bekannt ist der Einschlag eines Himmelskörpers vor 65 Millionen Jahren, der die Saurier tötete und die Erde für viele Jahre in Dunkelheit ließ. Damit bekamen lebend gebärenden Kleintiere eine Chance, woraus sich wohl alle Tiere und Menschen entwickelten. Im Ausstellungsraum der Sternwarte in Berlin-Treptow liegt ein Stück eines Eisenmeteoriten, der in USA Arizona einen mehrere Kilometer großen Krater hinterließ. Wir sind nicht nur durch tödliche Krankheiten wie der Pandemie infolge des Corona-Virus gefährdet. Es wird Zeit, von der gefährlichen Erde zu verschwinden. Zumindest sollten entsprechende Vorbereitungen getroffen werden. Die technischen Voraussetzungen sind vorhanden. Leider verbrauchen die Kriege und Rüstungen noch viel Reichtümer der Erde und viel Klugheit der Menschen. Diese egoistischen Dummheiten gilt es erst einmal zu überwinden. Während wir uns gegenseitig umbringen, brauen sich Gefahren zusammen. Das muss endlich zu Ende sein. Bald acht Milliarden Menschen sind eine riesige Kraft. Die Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift, formulierte Karl Marx. Es geht um die Ansichten und Meinungen. Jedem muss die Endlichkeit seines Daseins bewusst werden, um das Richtige zu tun. Es werden immer mehr Menschen, die mit Optimismus die richtigen Aktivitäten tun. Das war die Seite 103 14h37.

Dienstag 14. April 2020 14h39.   Heute vor 128 Jahren, 1912, versank die Titanic in den eisigen Fluten des Atlantik. Sie war auf ihrer ersten Fahrt von England nach New York und sie sollte schnell sein und einen Rekord brechen. Im Gebiet mit den Eisbergen verringerte deshalb der Kapitän nicht die Geschwindigkeit. Das war fahrlässig. Die Titanic sollte unsinkbar sein. Aber der Eisberg schlitzte unter der Wasserlinie das Schiff über eine Länge auf, die nicht durch Absperren der Teile zu sichern war. 1500 Menschen ertranken. 800 konnten sich retten. Es waren nicht für alle Rettungsboote an Bord. Der Bordfunker sendete SOS und Raketen wurden in die Luft geschossen. Das wurde auch gesehen. Aber man glaubte, die Leute auf der Titanic würden feiern. Der Bordfunker des nächsten Schiffes stellte sein Gerät ab und ging schlafen. Der  Kapitän der Titanic war überfordert und versäumte, Maßnahmen zur Rettung einzuleiten. Es herrschte Chaos auf dem Schiff. Die Offiziere sorgten dafür, daß Frauen und Kinder als erste in die Rettungsboote kamen. Aber das Schiff hatte schon Schieflage und einige Boote rissen sich los. Es war dunkel und kalt. Nach über zwei Stunden sank die Titanic kurz vor Mitternacht. Die Musikkapelle spielte bis zum Untergang. Es ist immer das selbe. In Fukushima war es die Sparsamkeit, die die Schutzmauer zu niedrig werden ließ. 9/11 war es die Unfähigkeit der Sicherheitsdienste der USA, die fast 3000 Menschen unter den Trümmern der beiden Türme des Welthandelszentrums das Leben kostete. In der heutigen Corona-Pandemie ist es die Sorglosigkeit der Staatsoberhäupter und die Sparsamkeit im Gesundheitswesen der Länder, die viele Tausend Menschen tötet. Diese Gesellschaft ist auf persönlichen Gewinn einiger aus und rücksichtslos gegenüber dem Volk. Ob sich nun etwas ändert? Eigentlich sind die Fehler offensichtlich und es ist auch nicht sehr schwierig für Verbesserungen. Aber ist das auch beabsichtigt? Die Armut der Einen ist nützlich für den Egoismus der Anderen. Deshalb wird sich wohl nicht viel ändern. Das war die Seite 104 14h21.

Mittwoch 15. April 2020 14h22. Heute haben viele bekannte Persönlichkeiten Geburtstag, die die Menschheit voran gebracht haben: Leonardo da Vinci, Richard von Weizsäcker, Katharina I und Wilhelm Busch. Aber auch in der Familie und dem Freundeskreis: Annelie in Hausen AG, Trixi, Regine und Gabi. Und der US-Präsident Abraham Lincoln wurde heute vor 155 Jahren, 1865, in seiner Theaterloge angeschossen und erlag wenig später der schweren Verwundung. Es war nach dem blutigen Bürgerkrieg der Südstaaten gegen die Nordstaaten. Der Attentäter war ein Südstaatler, der glaubte, mit dem Attentat noch einmal den Kampf gegen den siegreichen Norden entfachen zu können. Aber keiner folgte ihm. Im Gegenteil. Er wurde verfolgt und getötet. Richard von Weizsäcker war der erste Bundeskanzler, der von der Befreiung Deutschlands von den Nazis sprach und nicht von der Niederlage Deutschlands im zweiten Weltkrieg. Er öffnete vielen Deutschen die Augen, die noch von den Grenzen von 1937 träumten und eine Rückkehr der sogenannten Heimatvertriebenen anstrebten. Hier im Osten war das anders. Meine Schwiegereltern Wanda und Otto Seils hatten mit ihrer ehemaligen Heimat in Stolp - heute Slupsk in Polen - abgeschlossen und wollten auch nicht mehr zurück. Wir machten einen Besuch im ehemaligen Hinterpommern an der Ostsee. Otto, Wanda, Tochter Vera, Angela, Loli und ich alle im Trabant in zwei Tagen über Stettin nach Slupsk. Vom 13. bis 17. August 1971, eine Fahrt von etwa 1000 Kilometern in 5 Tagen mit ca. 75 Liter Benzin und 1200 Zlotys im Umtausch für 256 Mark der Deutschen Notenbank wie die Ausfuhrbescheinigungen von Wanda und Otto ausweisen. Wir fuhren auch in die Umgebung zu den Dörfern Alt-Damerow, wo Wanda herkam und Quakendorf, wo Otto geboren wurde. Überall begegneten wir freundlichen Leuten. Das war die Seite 105 15h12.

Donnerstag 16. April 2020 12h15.  Heute haben Geburtstag: Peter Ustinov, Charly Chaplin und einer der ersten Flugpioniere Wright. Die Gebrüder Wright bauten in USA eigentlich Fahrräder. Ihr Hobby aber war das Fliegen. Und zwar mit einem Motor. Otto Lilienthal flog vorher schon ohne Motor in der Nähe von Berlin von einem Hügel. Er hatte einen Hängegleiter konstruiert. So wie sie heute in aller Welt unterwegs sind und schon in der Lage sind mehrere 100 Kilometer weit zu fliegen. Auch hier in Deutschland im Flachland. Mit der Winde auf 500 Meter gebracht brauchen sie nur genügend Aufwind um von einem Bart zum anderen zu fliegen. Von unserem Flugplatz Altes Lager bei Jüterbog bis in den Raum von Magdeburg oder bis Polen.  Das ist Sport. Das Motorfliegen aber eroberte von Anfang des 20. Jahrhunderts an den Luftraum. Im ersten Weltkrieg beschossen sich schon hunderte einfache Motorflugzeuge an der Front zwischen Frankreich und Deutschland. Danach gab es immer mehr Motorflugzeuge zur Beförderung von Post und Passagieren. Heute hat allerdings das globale Corona-Virus die Flugzeuge in allen Ländern auf den Boden gezwungen. Wahrscheinlich für Monate. Sie trugen sicher entscheidend zur Verbreitung des Virus in den letzten vier Monaten bei. Der enge Kontakt der Passagiere in Jets und über Kontinente hinweg muss vermieden werden, um die Pandemie zu überwinden. Die Entwicklung des Flugwesens ist durch die beiden Weltkriege entscheidend voran gebracht worden. Selbst der Düsenantrieb ist eine Erfindung im Krieg und für den Krieg. Kam aber zum Glück zu spät. Sonst wären noch mehr Tote zu beklagen. Genauso wie die Entwicklung der Raketen und der Atombomben. Jedenfalls nützten sie den Nazis in ihrem Weltmachtstreben nichts mehr. Aber die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki mussten mit über 200 000 Toten unter den Atombomben der USA leiden. Hoffentlich werden keine Viren die Bomben eines nächsten Krieges werden. Das war die Seite 106 13h50.

Freitag 17. April 2020 14h21.  Heute vor 175 Jahren, 1945, eroberte die Rote Armee unter General Shukow die Seelower Höhen. Am 16. April hatten sie mit schwerer Artillerie und mit Stalinorgeln die deutschen Stellungen über das Oderbruch  sturmreif geschossen. Auf nach Berlin war die Losung der Soldaten der Roten Armee. Vier Tage später erreichten sie Berlin, wo Hitler, Göbbels und weitere hohe Nazis noch bis zu letzt mit den Resten der SS, mit den alten Männern des Volkssturms und mit Hitlerjungen versuchten, die Niederlage rauszuzögern. Das kostete noch einmal vielen Tausenden das Leben bis am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation von General Keitel in Berlin-Karlshorst unterschrieben wurde. Beim Kartoffel stoppeln waren wir Jungs im Herbst bis Gusow auf einem Güterzug gekommen und sahen das Schlachtfeld, die vielen ausgebrannten Panzer und die Schützengräben, von den aus die deutschen Soldaten mit Panzerfäusten die sowjetischen Panzer beschossen. Wir versuchten ausgehend von den Einschusslöschern bis zu den Gräben festzustellen, wo der Schütze gelegen hatte. Oft waren es nur kleine runde Löcher im Boden. Mit Hildchen besuchten wir vor Jahren den sowjetischen Friedhof und das kleine Museum in Seelow mit dem Film über die Schlacht. Das Oderbruch ist eine weite Niederung mit vielen Dörfern, die nach der Begradigung der Oder und der Trockenlegung der Nebenarme im 18. Jahrhundert für die Landwirtschaft urbar gemacht wurde. Rund herum sind die oft steilen Abhänge. Die nutzten wir nach der Wende zum Drachen fliegen. Zu der Zeit waren wir an den Wochenenden auf der Suche nach günstigen Start und Landeplätzen. So gelangen uns Flüge bis zu einer Weite von 50 bis 100 Metern. Weitere und längere Flüge waren nur an der Winde oder in den Alpen möglich. Das war die Seite 107 15h05.

Sonnabend 18. April 2020 15h23.  Heute vor 103 Jahren starb Gustav Buchholz in Frankreich im zweiten Weltkrieg. Gustav war der Bruder meines Großvaters Richard Buchholz. Der sollte den Bleisarg nach Hause zum Friedhof auf dem kleinen Hügel im Kartoffelacker des Vaters Friedrich Wilhelm Buchholz in Nadolnik Mühle bei Kolmar - heute Chodchesch in Polen - bringen. Der Zug wurde beschossen und Richard und der Sarg verschüttet. Richard atmete Gas ein und starb sieben Jahre später, 1924, nach schwerer Krankheit. Die Lunge eiterte. Das gab in der Wohnung der Familie in der Andreasstrasse in Berlin einen furchtbaren Gestank, wird berichtet. Auf Pappestreifen ließen sie den Eiter abfließen. Und das jahrelang. Im zweiten Weltkrieg kam niemand von der näheren Familie zu Schaden. Vor 75 Jahren, 1945, erreichte die sowjetische Front Fredersdorf bei Berlin. Jemand aus der Giselherstrasse hatte Mutter und mich im Keller ihrer Villa aufgenommen. Da saßen etwa fünf Siedlerinnen mit ihren Kindern und lauschten auf die Kettengeräusche der auf der Autobahn vorbeifahrenden sowjetischen Panzer. Plötzlich kam ein Trupp deutscher Soldaten in den Keller, alles junge Leute. Alle redeten auf sie ein, da zu bleiben und Zivilsachen anzuziehen. Aber sie hatten sicher Angst vor der Mordlust der Kettenhunde, die umherzogen und Deserteure aufhängten. Sie verließen nach einer Weile den Keller. Am nächsten Tag hörten wir von toten deutschen Soldaten vor der Bäckerei Ehmann im Dorf. Ob das die jungen Soldaten aus dem Keller waren? In den nächsten Tagen erlebten wir die sowjetischen Soldaten. Überall standen ihre kleinen Panjewagen. Das Schloss der Bohms wurde zu ihrem Lazarett. Daneben das Verwaltungsgebäude der Bohmschen Fabrik richteten meine Mutter und Tante Lieschen als Kindergarten ein. Durch eine Falltür in der Küche kam ich in den Keller, wo das Wasser des Stausees mit Ohren betäubenden Lärm herunterrauschte und unter dem Fabrikhof abfloss. Das war die Seite 108 15h55.

Sonntag 19. April 2020 13h10.  Albert Einstein war für den Sozialismus. Das war mir nicht mehr bewusst. Aber durch einen Hinweis in Facebook und den Abdruck seiner Schrift kam es wieder an die Oberfläche. Sein E = MC2 und die Relativitätstheorie hatten das verdrängt. Es ist auch merkwürdig, daß ein Physiker gegen den Kapitalismus argumentiert und für den Sozialismus. Besonders, wenn er in den USA wohnt. Wurde er von McCarthy verfolgt? Charly Chaplin, Thomas Mann und Bert Brecht verließen die USA in der Zeit. Besonders heute, wo Patriotismus, Nationalismus, Abschottung und rechte Gesinnung in den USA auch durch die Präsidenten ganz offen vertreten werden ist der Hinweis auf den größten Gelehrten und Wissenschaftler aller Zeiten, Albert Einstein, wichtig. Er begründete einfach und logisch, warum Kapitalismus schlecht ist für die Gesellschaft und Sozialismus gut. Die Gesellschaft ist vergiftet durch die Sucht nach materiellem Reichtum. Menschlichkeit, Kultur und Hilfe können nur am Rande und von wenigen Gutmenschen vertreten werden. Ellenbogengesellschaft. Das wird in den Schulen und Universitäten gelehrt. Wer was hat, der ist auch was. Wissen und Lernen zählt nicht. Es ist der Beutekapitalismus. Und das hat Einstein erkannt und publiziert. Aber niemand nahm Notiz davon. Ein verschrobener Gelehrter. Aber Einstein stand mitten im Leben und wusste, worum es geht. In seiner Physik ebenso wie in der Gesellschaft. Ein Glück, daß daran erinnert wird. Es ist ja auch einfach und logisch, daß Sozialismus besser ist als Kapitalismus. Leider leben wir im Kapitalismus und sind Teil desselben mit all seinen unmenschlichen Meinungen. Der Egoismus hält uns gefangen. In der Corona-Pandemie sollte uns aber klar werden, wie falsch in einer globalisierten Welt der Egoismus ist. Hoffentlich werden einige mehr zu dieser Erkenntnis kommen und einsehen, daß Hamsterkäufe von Klopapier uns nicht weiter bringen. Das war die Seite 109 13h34.

Montag 20. April 2020 12h48.  Heute vor 21 Jahren, 1999, ereignete sich das Schulmassaker von Colombine im US-Bundesstaat Colorado. Das ist nicht weit weg von der Bundeshauptstadt Denver und von Boulder, wo Andy, der Sohn meiner Cousine Lanie wohnt. Er ist stolz auf sein Land Colorado und lobte Land und Leute in höchsten Tönen in Facebook. Da konnte ich es mir nicht verkneifen an das Massaker zu erinnern und an die Tatsache, daß Colorado bekannt ist für seine Waffenproduktion. Andy reagierte nicht. Ich hätte gern seine Meinung dazu gehört. Denn es war damals noch ein seltenes blutiges Ereignis. Später kam es immer wieder zu schlimmen Schulmassakern in den USA und dann auch in anderen Ländern, wie auch in Deutschland. Dabei spielt eine große Rolle, dass die Jugendlichen leicht an Waffen kommen und auch auf Schießplätzen üben können. Diese Verbindung von Waffen, Drogen und Ausgrenzung in den Schulen ist wohl die Ursache. Die Anzahl der Opfer in der Colombine-Schule von 13 Schülern und Lehrern wurde bei weiteren Amok Läufen noch übertroffen. Trotzdem rüttelt die Regierung nicht am liberalen Waffengesetz. Die Waffenproduzenten und die NRA - National Rifle Assossiation - haben eine starke Lobby im Kongress und Senat der USA. Aber auch viele Bürger fühlen sich stark und wehrhaft, sind stolz auf den Besitz von Waffen, vom Colt bis zur Kanone. Es sind ja die Menschen, die schießen. Aber das es für einige leicht ist, mit Pistolen und Schnellfeuergewehren auf Menschen zu zielen. wird übersehen. Mit den Händen, einem Messer oder mit Gegenständen andere zu anzugreifen, ist nicht so einfach. Waffen werden zum töten hergestellt und sollten aus dem Alltag verschwinden. In den meisten Ländern der Welt ist das auch Gesetz. Nur ein Zusatzartikel zur US-Verfassung erlaubt es allen Bürgern der USA, Waffen zu besitzen und zu tragen. Das war die Seite 110 13h08. 

Dienstag 21. April 2020 12h26.  Heute vor 110 Jahren, 1910, starb Mark Twain. Er schrieb unter anderen das weltbekannte Buch THE ADVENTURES OF TOM SAWYER THE ADVENTURES OF HUCKLEBERRY FINN. Eines meines Lieblingsbücher als Jugendlicher. Ich las diese Abenteuergeschichten in deutsch und später versuchte ich das Original in englisch. Aber das war sehr mühselig. Offensichtlich ist das Twains Mississippi Sprache. Ich fand da leider keinen Eingang. Aber auf jeden Fall waren die Abenteuer außergewöhnlich für einen Deutschen und spannend geschrieben. Mark Twain war Lotse auf dem bedeutenden Strom der USA und hat sicher vieles aus seinem Leben verwendet. Aber er hatte auch Fantasie. Alles kann so nicht passiert sein. Er hatte Witz und Verstand: Er schickte einen Schlips an eine Gastgeberin, die sich beschwert hatte, daß Mark Twain ohne Krawatte erschienen war. Aber bei all seiner Fantasie hätte er sich nicht vorstellen können, was jetzt in Wirklichkeit passiert ist: Beim Kauf von Rohöl in den USA muss man nichts bezahlen, sondern man bekommt noch 37 Dollar für einen barrel - 162 Liter - dazu. Die Meldung von der New York Börse gestern. Das gab es noch nie. Schuld ist das Corona-Virus. Die Flugzeuge bleiben am Boden und die Autos werden weniger gefahren und das Fracking-Öl wird nicht gebraucht. 15 Millionen Arbeitslose soll es in den USA geben und die meisten Infizierten und Toten. US-Präsident Truman beschuldigt China, zu wenig gegen die Ausbreitung getan zu haben. Angriff ist die beste Verteidigung. China hatte schon vor Monaten die Vermutung geäußert, daß das Virus durch US-Soldaten mit gebracht wurde, als diese im Oktober 2019 in Wuhan waren. In den USA forschen Labore an Möglichkeiten biologischer Kriegsführung. Das soll es auch in anderen Ländern geben. Befinden wir uns also in einem Krieg mit biologischen Waffen? Da alle Länder betroffen sind, kann man das wohl ausschließen. Oder? Wer am wenigsten betroffen ist, würde Sieger in diesem Krieg sein. Die USA weisen 34 000 Tote wegen Corona aus. China nur 4000. Das war die Seite 111 13h00.

Mittwoch 22. April 2020 15h30. Heute vor 150 Jahren, 1870, wurde Wladimir Iljitsch Uljanow in Simbirsk an der Wolga geboren. Er nannte sich später Lenin und aus Simbirsk wurde Uljanowsk. Und aus Sankt Petersburg wurde Leningrad. Lenin trug maßgeblich am Gelingen der Oktoberrevolution 1917 in Russland und am Aufbau der sozialistischen Sowjetrepubliken bei. Seine Reden und Schriften überzeugten. Er beendete zusammen mit den Kommunisten seiner Partei die Teilnahme Russlands am ersten Weltkrieg mit der einfachen Weisung Land gegen Frieden. Sie holten sich das Land zurück, als 1939  Nazideutschland Polen überfiel. Aber da war Lenin schon lange tot. Er starb mit 53 Jahren 1924 an den Folgen einer Schussverletzung durch die weißrussische Attentäterin Kaplan 1918. Bis 1924 herrschte Bürgerkrieg der Kommunisten gegen die Vertreter der alten Ordnung und des Zaren, die von Deutschland, Frankreich, England und den USA unterstützt wurden und Truppen und Waffen geschickt hatten. Danach begann mit Fünf-Jahres-Plänen der Aufbau des Landes zu einem Unionsstaat der vielen Völker. Kommunismus und Elektrifizierung des ganzen Landes war das Ziel. Die Bauern erhielten das Land der Großgrundbesitzer und die Industrie nahm einen gewaltigen Aufschwung. Aus dem zurückgebliebenen Agrarland Russlands wurde ein Industrieland. So war es im zweiten Weltkrieg mit der Tapferkeit der Völkerfamilie möglich, Nazideutschland zurückzuschlagen und zu besiegen. Nach dem Tod Stalins 1953 bröckelte die Diktatur des Proletariats. Chrustschow und Gorbatschow versuchten eine liberale Politik, konnten aber die Wirtschaft nicht für die Bedürfnisse der Menschen entwickeln. So endete Anfang der 1990 Jahre der Versuch eines Sozialismus in der Sowjetunion und der Kapitalismus konnte sich wieder ausbreiten. Das war die Seite 112 16h04.

Donnerstag 23. April 2020 13h04. Vor 30 Jahren entschied die Mehrzahl der Bürger von Karl-Marx-Stadt die Umbenennung in die alte Stadtbezeichnung Chemnitz. Das war 1990 kurz nach der Wende. 1953 wurde aus Chemnitz Karl-Marx-Stadt und ein riesiger Kopf des Wissenschaftlers Karl Marx wurde mitten in der Stadt errichtet. Der steht immer noch und daneben einige Stelen mit dem Gedicht von Berthold Brecht Lob der Partei. Chemnitz war im 19. Jahrhundert zu einer Industriestadt geworden. Maschinen- und Werkzeugbau waren auch in der DDR-Zeit weltbekannt. Nach der Wende kam das große Fabriksterben. Die westdeutsche Konkurrenz war zu stark. Fast alle Betriebe standen lange Jahre leer und wurden schließlich abgerissen. Es war traurig, das mit ansehen zu müssen. Ich war oft dort. Meine Schwiegereltern, die Eltern von Vroni hatten am Amselsteig einen schönen Garten und ein großes Haus. Hier wurden die Geburtstage und Familientreffen gefeiert. Die Esthers bilden eine große Familie. Vroni hatte vier Geschwister. Die meisten in der Zwischenzeit mit eigener Familie. Da war immer viel los bei den Treffen: Gemeinsames Singen und musizieren, Gedichte wurden vorgetragen und selbst ausgedachte Theaterstücke gezeigt. Um die Tischtennisplatte kreisten die Chinesisch Spieler und Holzbälle wurden durch Tore geschlagen. Cricket heißt das Spiel wohl. Ausgedehnte Spaziergänge in den nahen Zeisigwald und zu den Gartenlokalen gehörten ebenfalls dazu. Vronis Vater Dr. Heinz Esther war Laborleiter in einer Chemiefabrik, die durch die erfolgreiche Bekämpfung von Schädlingen in der Landwirtschaft dem Fabriksterben nicht zum Opfer fiel. Vronis Mutter Ria war Ärztin. So waren sie von der weit verbreiteten Arbeitslosigkeit durch die Schließung der Betriebe nicht betroffen. Eine der umfangreichen Betriebsanlagen ist zum Industriemuseum umgestaltet und erinnert an die Produktion und Lieferungen in alle Welt. Das war die Seite 113 13h41.

Freitag 24. April 2020 12h50.  Von Hitler bis zu Merkel erlebte ich in meinem Leben viele Politiker an der Spitze. Welchen Einfluss hatten sie auf mein Leben? Die Hitlerzeit machte mich zu einer Art Kindersoldaten. Ich war begeistert von Waffen und Uniformen. Zusammen mit meinem älteren Bruder, der bei der Hitlerjugend war, bastelte ich bunte Kriegsflugzeuge aus Schnittbogen und hing sie an die Decke im Wohnzimmer. Ich hatte einen Stahlhelm, Schulterklappen mit Sternen und sogar ein Gewehr, ein Knicker. Also ein Luftdruckgewehr. Immer öfter erschienen Flugzeuge über Berlin und warfen ihre Bomben. Das wird wohl dazu beigetragen haben, dass ich zum Kriegsgegner wurde. Bis auf die Angst im Luftschutzkeller hatte unsere Familie keine Verluste. Unser Haus wurde nicht getroffen. Keine Toten an der Front waren bei unseren Verwandten und Freunden zu beklagen. Wir hatten Glück. Nach dem Krieg kam der Hunger und die Kälte. Viele Jahre. Das war die Zeit, die von der Besatzung durch die sowjetischen Streitkräfte bestimmt wurde. An der Spitze stand damals Stalin, der beste Freund des deutschen Volkes, wie auf Transparenten verkündet wurde. Ab 1949 gab es die Deutsche Demokratische Republik und an der Spitze standen Ulbricht, Grotewohl und der Präsident Wilhelm Pieck. Als Arbeiterkind wurde ich in die Geschwister Scholl Oberschule in Bernau aufgenommen. Das war wohl nur in dem Arbeiter- und Bauernstaat möglich. Ich durfte auch studieren. Nicht Schiffsbau, was mein Wunsch war, sondern Wirtschaft an der Hochschule für Planökonomie in Berlin Karlshorst. Nach Stalin und Ulbricht kam Honecker und für mich nach dem Diplom eine Arbeit in der Leitung des Volkseigenen Betriebes Elektrokohle in Berlin-Lichtenberg als Leiter Finanzen und Preise. Die Wende beendete mit der Zerstörung des Betriebes meine Arbeit. Unter Kohl und Merkel bin ich nun Rentner. Das war die Seite 114 13h32.  

Sonnabend 25. April 2020 14h25. Heute vor fünf Jahren starben 12500 Menschen bei einem Erdbeben in Nepal. Ich hätte es sicher vergessen, wenn ich nicht dieses Ereignis in mein AdressGenie eingegeben hätte. Eine solche furchtbare Naturkatastrophe mit soviel Toten konnte man doch nicht vergessen. Selbstmordattentate bleiben eher im Gedächtnis obwohl dabei viel weniger Menschen umkommen. Gegen Naturkatastrophen sind wir machtlos. Aber wenn sich Menschen gegenseitig umbringen, sollte man doch etwas machen können? Dem Terror des Islamischen Staates sind in vielen Ländern viele Menschen zum Opfer gefallen. Und wie es sich gezeigt hat, kann es jedem passieren. Wir sind alle in Gefahr. Aber machen wir etwas dagegen? Drogen und wenn man leicht an Waffen kommen kann, wie in den USA, führen oft zu Morden. Trotzdem verteidigt ein großer Teil der US-Bürger ihren Zusatzartikel zur Verfassung, der jedem US-Bürger den Besitz an Waffen erlaubt. In China und Indien, also in den bevölkerungsreichen Ländern gibt es das nicht. Auch nicht in Deutschland. In den USA sollen jeden Tag an die hundert Menschen durch Schusswaffen umkommen. Aber durch das Corona-Virus sterben jetzt in den USA täglich mehrere Tausend Menschen. Gegen Viren kann man etwas machen. Ein wirkungsvolles Gesundheitssystem ist wichtig. Deshalb sterben in Deutschland viel weniger Menschen am Corona-Virus als in den USA. Da sind wesentliche Teile der Bevölkerung nicht einmal krankenversichert. In Deutschland ist das Pflicht.  Aber auch gegen Naturkatastrophen kann man etwas machen. Blitzableiter haben sicher schon viele Hausbrände verhindert. Und feste Häuser widerstehen Überschwemmungen und Wirbelstürmen wesentlich besser als Holzhütten. Leider sind die Reichtümer der Erde nicht besser verteilt. Und wer reich ist, will nichts abgeben. Im Gegenteil. Wir in Europa profitieren von den armen Afrikanern schon seit Jahrhunderten. Bis heute sind wir dabei sehr erfindungsreich, damit es nicht auffällt. Das war die Seite 115 15h11.  

Sonntag 26. April 2020 13h07.  Heute vor 34 Jahren, 1986, geschah das Tschernobyl-Unglück. Bei der Störfallübung in der Nacht überhitzten die Kernbrennstäbe, es entwickelte sich Wasserstoff und die Explosion riss den Reaktor auseinander. Radioaktiver Staub in der Luft verbreitete sich bis über Westeuropa. Monatelang wurden erhöhte Werte gemessen und niemand wollte mehr Gemüse aus dem Freiland essen. Sogenannte Liquidatoren räumten auf der Ruine des Reaktors auf. Hubschrauber warfen Sand und Zement ab. In der nahen Stadt Pripjat verließen die Bewohner ihre Häuser und durften nicht viel mitnehmen, weil alles schon verstrahlt war. Heute ist es eine Geisterstadt. Weiträumig ist das Gelände abgesperrt. Die Reaktorruine ist mit einem riesigen Dach abgedeckt. Darunter beginnt die Entsorgung der radioaktiven Teile. Zur Zeit sind in den ausgedehnten Waldgebieten der Region Brände ausgebrochen und es besteht die Gefahr weiterer Verstrahlung. Die Werte in der 100 Kilometer entfernten Hauptstadt der Ukraine Kiew sollen nicht erhöht sein. Zwei Jahre nach dem Unglück, 1988, erhielt ich von der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft als Auszeichnung die Teilnahme an einem Freundschaftszug nach Kiew. Am Horizont sahen wir das KKW. In Kiew demonstrierten wir mit der Kiewer Bevölkerung am ersten Mai für Demokratie und Fortschritt. In der Textilfabrik hatten wir ein Diskussionsforum. Die meist weiblichen Betriebsangehörigen kritisierten die schlechte Versorgung mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs. Sie erhofften sich eine baldige Änderung der Situation durch die neue Politik der Regierung unter Gorbatschow. Von deutscher Seite wurde die neue Politik Gorbatschows kritisch gesehen. Sie führte schließlich auch zum Zusammenbruch der Sowjetunion und die Überführung der volkseigenen Produktion in private Hände. Der Kapitalismus siegte über den Sozialismus und aus der Sowjetunion wurde wieder Russland. Das war die Seite 116 13h42.

Montag 27. April 2020 14h27. Heute vor 32 Jahren, 1988, verließ der Freundschaftszug der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) Berlin und ich durfte dabei sein. Mein Verdienst in dieser Organisation war die jährliche Organisation von Freundschaftstreffen sowjetischer Touristen mit Brigaden unseres Betriebes VEB Elektrokohle Lichtenberg. Zum Beispiel mit der Brigade Valentina Tereschkowa der Packerei, die sich den Namen der ersten weiblichen Kosmonauten gegeben hatte. Sie kamen am Nachmittag in Bussen an und die Brigademitglieder hatten den Maxim-Gorki-Saal im Kulturhaus dafür eingerichtet. Es gab eine Begrüßung in russisch und deutsch: Dorogije Drusja… Liebe Freunde… Da musste ich meine schwachen Sprachkenntnisse reaktivieren. Dann ein Austausch von Gastgeschenken und ein Essen. Dann wurde bis spät am Abend diskutiert, gegessen, gelacht und getanzt. Alle waren begeistert und interessiert am Leben der anderen. Die Touristen kamen aus allen Teilen der Sowjetunion. Vom tiefsten Sibirien bis Weißrussland, der Ukraine, Kasachstan und Turkmenistan. Es waren alles verdienstvolle Arbeiter und Angestellte, die von ihren Betrieben ausgewählt worden waren. Jedes Jahr hatten wir zwei bis fünf Treffen mit den Berlin-Besuchern aus der Sowjetunion. Es war immer eine fröhliche und herzliche Atmosphäre. Die Sprachbarrieren wurden mit Spaß überwunden. Wir konnten ja alle einige Brocken russisch. Einmal vom Einmarsch der Truppen nach dem zweiten Weltkrieg und dann war russisch erste Fremdsprache in der Schule. In der Hochschule legte ich sogar eine spezielle Prüfung ab, ein sogenanntes Testat. Und so kamen wir alle einigermaßen zurecht mit einander. Die Fahrt mit dem Freundschaftszug ging bis zum dritten Mai. Teilnehmer waren verdienstvolle Mitglieder der DSF aus allen Teilen der Republik. Wir verstanden uns prächtig. Das war die Seite 117 14h50.

Dienstag 28. April 2020 13h57. Oskar Schindler wurde heute vor 112 Jahren, 1908, in Mähren geboren. Die Gegend gehörte damals zu Österreich-Ungarn. Sein Vater hatte eine Landmaschinenfabrik. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Oskar Schindler durch Schindlers Liste bekannt. Eine Liste mit etwa 1200 Juden, die in seiner Fabrik arbeiteten und die er vor der Ermordung durch die Nazis gerettet hatte. Steven Spielbergs Film wurde unter dem Titel Schindler Liste bekannt. In der Nazizeit führte Oskar Schindler ein reiches Leben, das ihm die Produktion von Emaille-Geschirr und später Granathülsen durch die Juden in seiner Fabrik ermöglichten. Nach dem Krieg gelang ihm keines seiner vielen Unternehmen und er verarmte. Seine von ihm geretteten Juden unterstützten ihn. Er nannte sie seine Kinder. Durch Spielbergs Film wurde seine Rettungstat bekannt und er erhielt verschiedene Ehrungen. Sogar das Bundesverdienstkreuz. 1974 starb Oskar Schindler mit 66 Jahren und wurde auf seinen Wunsch auf einem katholischen Friedhof in Israel bestattet. Oskar Schindler ist ein Beispiel für Menschlichkeit unter schwierigsten Bedingungen. Es gelang ihm ein Außenlager vom Konzentrationslager für seine Juden einzurichten, wo bessere Lebensbedingungen herrschten. Bei der Auflösung der Lager am Ende des Krieges als die sowjetischen Truppen näher kamen verlegte die SS einige seiner Juden in das nahe gelegene Todeslager Auschwitz-Birkenau. Oskar Schindler fuhr hinterher und holte sie raus. Dabei nützte ihm seine jahrelange Mitarbeit bei dem Nazi-Spionagechef Canaris und seine hoch dekorierte Mitgliedschaft in der Nazipartei. Das war die Seite 118 14h30.

Mittwoch 29. April 2020 13h18. Heute vor 50 Jahren wurde Andre Agassi in Las Vegas, Nevada, USA geboren.  Er wurde ein erfolgreicher und sehenswerter Tennisspieler. Viele Jahre war er die Nummer eins. Dabei war er auch ein bunter Vogel mit seiner riesigen Mähne. Die verdeckte aber nur seine Glatze, was keiner wusste. Erst als er die deutsche Spitzenspielerin Steffi Graf kennen und lieben lernte wurde Andre Agassi solide. Sie heirateten, bekamen zwei Kinder und führen ein vorbildliches Familienleben. Tennis versuchte ich in der Hochschule für Ökonomie in Karlshorst, wo es eine Tennissektion gab. Aber die Sektion für Motorrad gefiel mir besser. Besonders, wenn es durch das Gelände ging. Wir bekamen von der Gesellschaft für Sport und Technik GST eine spezielle gelbe Fahrerlaubnis, die wir angeblich später in eine normale Fahrerlaubnis umwandeln konnten. Aber das stimmte nicht und die lange Tour durch die Fahrschule in der Milastrasse blieb mir nicht erspart. Der Fahrlehrer saß im Beiwagen, den ich so manches Mal beim Abbiegen über den Bürgersteig steuerte. Aber es ging alles gut und 1958 konnte ich mir eine Jawa 175 für 2450 Mark leisten. Ich war überglücklich. Endlich war die Strampelei mit dem Fahrrad vorbei. Obwohl ich damit auch viele Ziele in der DDR an der Ostsee und im Elbsandsteingebirge ja sogar bis über die Alpen bis zum Mittelmeer erreicht hatte. Nun ging das einfacher. Und mit der Freundin auf dem Sozius. Tennis spielte ich dann noch einmal auf dem Campingplatz mit Micha vor dem Matterhorn. Aber segeln, tauchen, klettern, Ski fahren und fliegen machte mir mehr Spaß und füllte meine Freizeit auch mit der Familie aus. Heute sehe ich gern im Fernsehen Straßenradrennen wie die Tour de France, Giro di Italia und Vuelta und es ist als würde ich dabei sein. Die Anstrengung fühle ich in den Waden. Aber auch Tennis mit Roger Federer, Raffa Nadal und Novak Djokovic ist spannend. Das war die Seite 119 13h56.  

Donnerstag 30. April 2020 12h43.  Der letzte Trabant lief heute vor 29 Jahren, 1991, vom Band. In 34 Jahren seit 1957 sind mehrere Millionen Trabis in Thüringen produziert worden. Meinen ersten Trabant hatte ich 1962 und dann folgten noch fünf weitere in 49 Jahren bis 2011. Die Ausführung mit Duroplast statt mit Stahlblech erschien mit zukunftweisend. Mit den Trabants fuhr ich mit der Familie bis zur Wende jedes Jahr zum Wintersport, meistens nach Vysoke im Isargebirge in der CSSR, im Sommer zum Windsurfen an die Ostsee oder nach Boeck an der Müritz zum Dauerzeltplatz und im Herbst zum Klettern ins Elbsandsteingebirge. In Thürmsdorf hatten wir unser Privatquartier bei fröhlichen Leuten. Nach der Wende erkundeten wir im Trabant die westliche Welt: Schweiz, Italien, Frankreich, Holland, Dänemark und Schweden. Der Trabant war immer ein zuverlässiger Transporter für die ganze Familie. Die sechs Bordbücher weisen zusammen 892 101 Kilometer aus. 79 318 Mark, DM und Euro gab ich für den Kauf, Benzin und Öl, Reparaturen und Strafen wegen zu schnellem Fahren abzüglich Verkaufserlöse für sechs Trabis aus. Das sind 137 Mark, DM, € im Monat. Jeder Kilometer kostete damit 0,09 Mark, DM oder Euro. Kann man es billiger haben? Ich glaube nicht. Ich konnte auch vieles selbst reparieren. Im Schuppen im Garten in Fredersdorf hatten sich im Laufe der Zeit viele Ersatzteile angesammelt. Der Garten war auch die ideale Werkstatt. Besonders alle zwei Jahre vor dem TÜV war einiges zu machen: Die Backenbremsen, die Aufhängung der Vorderräder und die Silentbuchsen machten die meisten Probleme. Vor der Einführung der elektronischen Steuerung der Zündung war es das Nachstellen des Zündzeitpunktes am Regler. Motorwechsel kamen auch einige Male vor, einmal zusammen mit Michael. Im Kofferraum waren immer genügend Ersatzteile. Mit Jan K. musste auch einmal der Keilriemen gewechselt werden. Und das im Winter bei Schneesturm unter einer Straßenlaterne im Isargebirge. Einmal fiel einer der beiden Zylinder aus. Auch im Winter über hunderte Kilometer als ich mit der Familie vom Winterurlaub in Thüringen zurück nach Berlin fuhr. Alles erfolgreich gelöste Abenteuer. Das war die Seite 120 13h50.

Plötzlich grün vor dem Balkon.



Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/5. 31.5.2020. Jeden Tag eine Seite schreiben. Mai 2020. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex, Heinz.

Freitag 1. Mai 2020 13h22. Der US-Präsident Obama informierte heute vor 9 Jahren, 2011, daß Osama bin Laden von einem Spezialtrupp der US-Armee erschossen wurde. Osama bin Laden war das Oberhaupt der islamischen Terrorgruppe El Qaida. Ihm wurde unter anderem der Angriff auf die zwei Türme des Internationalen Handelszentrums in New York am 11. September 2001 vorgeworfen. Dabei kamen an die 3000 Menschen ums Leben. Seit dem jagten die USA Osama bin Laden. Der versteckte sich angeblich in Pakistan. Mit drei Hubschraubern griffen sie das Haus an. Da lebte Osama bin Laden mit seinen Frauen, Kindern und Enkelkindern und wenigen Wachleuten. Es war Nacht. Bin Laden wurde neben seiner Frau im Bett erschossen. Er hatte keinen Widerstand geleistet. Seine Leiche versenkten sie am nächsten Tag von einem US-Flugzeugträger im Meer. Es gab keine Anklage und keinen Prozess. Damit kamen wieder viele Verschwörungstheorien auf. Wie auch bei der Mondlandung, dem Tod von Präsident Kennedy, das Attentat auf Martin Luther King, dem Tod von M. Monroe, der Umsturz in Chile unter Pinochet und vielen anderen Ereignissen, wo man Zusammenhänge mit den US-Geheimdiensten und der Regierung vermutete. Osama bin Laden war von den USA gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan aufgerüstet worden. Das er sich gegen die USA wendete, soll an der Präsenz der USA in Arabien liegen, an den heiligen Stätten des Islam. Das störte den tief religiösen Führer der Terrororganisation El Kaida. Durch die schnelle Hinrichtung Osama bin Ladens und die Vermeidung eines Strafprozesses vermieden die USA eine Aufklärung. Auch wird vermutet, daß Osama bin Laden schon lange tot war und der Überfall in Pakistan nur für die Bürger der USA inszeniert wurde. Es ist auch kaum vorstellbar, daß sich der Chef einer Terrororganisation in einem Haus ohne Verteidigung und ohne Fluchtwege versteckte. Das war die Seite 121 14h10.  

Sonnabend 2. Mai 2020 13h04. Heute vor 72 Jahren, 1948, startete die erste Etappe der Friedensfahrt. Da fuhren die Straßenrennfahrer zwischen Prag und Warschau. 1952 kam Berlin dazu. Täve Schur war unser Idol. Ich sah ihn in der Hochschule für Ökonomie. Beeindruckend seine muskulösen Oberschenkel. Die Rennfahrer belegten für einen Tag unser Internat gleich neben der Hochschule in Berlin-Karlshorst. Bis zur Wende 1989 jubelten wir ihnen in den Straßen von Berlin zu, wenn sie jedes Jahr im Mai hier ankamen. Da bekamen auch alle frei. Es war ein tolles Erlebnis. Es hat mich inspiriert selbst weite Touren mit dem Fahrrad zurückzulegen. Bis zur Insel Poel und dann an der Ostsee entlang bis zur Insel Usedom und zurück über die Kreidefelsen der Insel Rügen. Und 1954 und 1955 sogar bis in die Schweiz und zum Mittelmeer. Damals war der Sport ein Sport für Amateure. Wer damit etwas verdiente, wurde bestraft. Also neben der Arbeit eine ausgleichende Betätigung. Heute kennen wir vor allem Profisport bis zur Olympiade. Der Sport ernährt die Sportler. Verlangt aber auch alles ab von ihnen. Ob Amateursport nicht besser ist? Da kann jeder das Hochgefühl, den Adrenalinstoß fühlen. Beim segeln im besten Ausnutzen des Windes und des Aufwindes beim Drachenfliegen. Oder in der Tiefe des Meeres zwischen bunten Korallen und Fischen. Oder beim Kletttern am Felsen oder in der Halle. Es sind einmalige Erlebnisse. Da fühlt man das Leben. Beim Profisport dagegen geht es um den Sieg, um Höchstleistungen. Ist das gut? Einer siegt und viele verlieren. Das kann doch nicht gut sein. Einige verdienen Millionen, andere können sich so gerade über Wasser halten. Nein, das hat mit Sport nichts zu tun. Das ist Kapitalismus. Das Geld, die Gier bestimmt dieses Leben. Ein Glück, daß ich das nicht mit machen musste. Das war die Seite 123 13h31.

Sonntag 3. Mai 2020 13h09. Heute vor 50 Jahren, 1970, starb Katharina Reddig - Tante Käte -, die Schwester meiner Mutter. Geboren war sie 1907 in der Straßmannstraße in Berlin-Friedrichshain. Dann zog die Familie nach Lichtenberg in die heutige Weitlingstraße und Ende der 1920er Jahre nach Berlin-Friedrichsfelde Kolonie Waldheim 24. Dort hinter dem Schloßpark derer von Treskow hatte der Vater Ludwig Reddig eine Wohnlaube auf einem Grundstück für die Familie gebaut. Der Vater war Tischler und hatte auch die Möbel für die Küche hergestellt. Der solide Küchentisch mit zwei Schubfächern und einer Ablage zwischen den Füßen war noch bis 2005 in Lolis Kellerwerkstatt in der Kubornstraße. In der Kolonie Waldheim lebte Tante Käte mit ihrem Sohn Uwe ab 1944, als ihre Wohnung in der Andreasstraße einem Bombenangriff zum Opfer fiel bis 1955 als Professor Dathe begann den Schloßpark in einen Tierpark umzuwandeln und alle Kolonien platt machte. Da stehen heute das Alfred Brehm Haus der Raubkatzen, Volieren für Vögel und Freianlagen für Huftiere. Nur die Eiche im ersten Grundstück der Kolonie Waldheim an der Ostbahn erinnert noch an die alte Zeit. Für mich von besonderer Bedeutung, weil ich hier in den ersten zehn Jahren meines Lebens im zweiten Weltkrieg bis zum Sieg der Roten Armee viele Abenteuer erlebte. Zwei Sowjetsoldaten untersuchten eine der zusammengebrochenen Wohnlauben und ich stand am Zaun mit meinem Cousin Günter als sie uns eine von den Zigarren zum rauchen anboten, die sie eben gefunden hatten. Später hörten wir von der Angst der Soldaten, weil vor dem Einmarsch der Roten Armee Zigarren von der SS vergiftet oder mit Sprengmitteln präpariert worden waren. Einmal stürzte Mitten am Tag ein Bombenflugzeug in den Park. Es kreiste zuerst noch über der Siedlung und versuchte auf dem Feld zwischen den Kolonien und dem Park zu landen, was aber nicht glückte. Das war die Seite 123 13h53.

Montag 4. Mai 2020 13h55.  Heute vor 92 Jahren, 1928, wurde Hosni Mubarak geboren. Er herrschte von 1981 bis 2011, also 30 Jahre, über Ägypten. Dann wurde er gestürzt. Und man sagte ihm viele Untaten nach. Doch das Gericht konnte nichts finden. So ist das mit den Spitzenpolitikern. Sie werden geliebt und gehasst. Sie spalten die Gesellschaft. Trump, Merkel, Putin. alles Beispiele. Diese Position ist nicht gut für die Gesellschaft. Diese Position sollte abgeschafft werden. Natürlich ist es für den Bürger angenehm, seinen Frust, seinen Hass, seine Unzufriedenheit auf jemanden abzuladen, Wie auch seine Liebe. Typisch für Hitler. Viele Frauen himmelten ihn an und er war ein Hoffnungsträger für große Teile der Bevölkerung, besonders auch der Jugend. Aber das bringt nichts. Der Bürger selbst ist sein Schicksal. Leider ist das nicht allen bewusst. Oder es geht in die falsche Richtung, zu Gewalt an Unbeteiligte. Heute vor 202 Jahren, 1818, wurde Karl Marx geboren. Mit Friedrich Engels zusammen gab er der Menschheit eine andere Perspektive: Kommunismus, eine Gesellschaft jedem nach seinen Bedürfnissen und seinen Fähigkeiten. Natürlich konzentriert sich der Hass der Profiteure des Kapitalismus darauf. Aber auch andere als Profiteure. Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass der Egoismus überwunden werden kann und jeder Mensch nicht nur an sich selbst denkt, sondern auch an die anderen, und dass damit eine bessere, gerechtere und friedliche Welt entsteht. Solange ein Trump die Gesellschaft spaltet und Unfrieden schafft und die Hälfte der Bürger mit macht, wird sich nichts ändern. Abschaffen, diese Position als Kaiser, Kanzler oder Präsident. Das wäre schon ein Schritt in die richtige Richtung. Beamte und Bürokraten, Wissenschaftler und Techniker sollen die Geschicke der Gesellschaft leiten. Das hat schon Schiller erkannt und dichtete: Wer hat mein Haus gebaut und das Feuer, um dessen Glut ihr mich beneidet? Hast du nicht alles selbst geschafft? Ich kenne nichts ärmeres unter der Sonne als euch, Götter! Das war die Seite 124 14h25.

Dienstag 5. Mai 2020 15h20. Heute vor 199 Jahren, 1821, starb Napoleon Bonaparte in der Verbannung auf S. Helena im Atlantik. Er hatte die Ergebnisse der Französischen Revolution von 1789 gegen die Monarchien in England, Preußen und Österreich erfolgreich verteidigt: Liberté, fraternité, egalité. Nur der russische Zar schaffte es, ihn niederzuringen. In der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1815 verlor Napoleon gegen die vereinten Armeen der Russen, Preußen und Österreicher. Nach der Schlacht bei Waterloo setzten die Engländer Napoleon fest und schickten ihn in die Verbannung. Der folgende Wiener Kongress setzte die alten Herrschaftsstrukturen wieder ein. Trotzdem war Europa nicht mehr so wie vor der Französischen Revolution. Die Feudalordnung in Preußen war am Ende. Maße, Gewichte und Währungen hatten einen Anstoß zur Vereinheitlichung erhalten. Und auch die allgemeine Vielstaaterei der Fürsten und Adligen in Europa geriet ins Wanken. Aber erst nach der Revolution von 1848 und dem Sieg Preußens gegen Österreich und Frankreich konnte der einheitliche deutsche Staat von oben 1871 geschaffen werden. Leider erblühten in den nächsten Jahrzehnten die Weltherrschaftspläne der Deutschen und stürzten die Völker in zwei furchtbare Weltkriege. Abgesehen von dem Krieg gegen Jugoslawien und den in der Ukraine ist seit 75 Jahren Frieden in Europa. Endlich setzten sich die friedlichen Kräfte des Kontinents durch. Aber die nationalen Bestrebungen in der Ländern Europas sind immer noch da und lassen ein Auseinanderbrechen der Europäischen Union befürchten. Wehe uns, wenn das Erfolg hat. Sind wir denn nicht in der Lage im Frieden zu leben? Müssen wir unsere kriegerische Vergangenheit fortsetzen? Die Corona-Pandemie zeigt deutlich, dass nationale Interessen uns nicht weiter helfen und es größere Gefahren gibt, denen wir uns stellen müssen. Das war die Seite 125 15h56.  

Mittwoch 6. Mai 2020 13h30. Heute vor 83 Jahren, 1937, verbrannte ein deutscher Zeppelin in Lakehurst USA. Er war im Landeanflug als plötzlich aus dem Heck Flammen schossen. Die Landeleine hatte eben die Erde berührt. Vermutlich stellte das eine Verbindung zur Gewitterwolke her, die über dem Luftschiff hing. Das tragende Gas entzündete sich und erfasste im Nu das ganze Schiff. Aus der Kanzel an der Unterseite sprangen die Passagiere zur Erde. Einige konnten sich retten, bevor alles am Boden in einem riesigen Flammenmeer zusammenbrach. Man hatte sich entschlossen, brennbares Gas zu verwenden, obwohl nicht brennbares auch zur Verfügung stand. Aber das war teurer und musste von den USA importiert werden. Die jahrelange erfolgreiche Luftschifffahrt des deutschen Reichs fand damit ein tragisches Ende. Die Nazis vermuteten einen Anschlag. Aber es konnte nichts nachgewiesen werden. Auch ein starkes Lenkmanöver beim Einschwenken auf den Flugplatz musste als Ursache ausgeschlossen werden. Das Lebenswerk des Luftschiffpioniers Graf Zeppelin hatte ein schreckliches Ende gefunden. Im Krieg wurden noch Ballons gegen Bombenflugzeuge aufgelassen. Aber ohne großen Erfolg. Dann bauten nach der Wende Ingenieure in der Nähe von Berlin eine Halle zum Bau von Luftschiffen zum Transport von Material in unzugänglichem Gelände. Aber das ging in Insolvenz. Heute dient die Halle zum Freizeitvergnügen. Unter Palmen kann man wohnen und baden unabhängig vom Wetter. Micha und Kathrin waren auch schon da und sie waren begeistert. Ob diese Innovation allerdings eine Zukunft hat. ist fraglich bei den warmen Wetterverhältnissen in unserer Gegend. In diesem Winter gab es kaum Tage mit Frost, kein Eis auf den Seen und nur ein wenig Schnee an nur einem einzigen Tag. Erleben wir den Beginn der von vielen Wissenschaftlern vorausgesagten Klimakatastrophe? Das war die Seite 126 14h12.  

Donnerstag 7. Mai 2020 15h22.  Peter Tschaikowski wurde heute vor 180 Jahren, 1840, geboren. Seine Kompositionen sind heute weltbekannt und werden immer wieder aufgeführt. Besonders das Ballett Schwanensee und die Klavier- und Violinenkonzerte. Für Anfang 2021 ist auch wieder das russische Ballett Schwanensee angekündigt. Künstler des Moskauer Bolschoi-Theaters traten mit dem Ballett sogar in unserem Wilhelm-Pieck-Saal im VEB Elektrokohle auf. Die Musik ist romantisch und bekannt. Aber daß auf den Zehenspitzen getanzt werden muss hat mir immer geradezu körperliche Schmerzen verursacht. In den Ballettschulen werden schon die Kinder dazu trainiert. Die Füße zu strecken ist unnatürlich, schmerzhaft und nicht nötig. Aber das Publikum jubelt wie die Fußballfans auf den Rängen, wenn sich die Kicker auf die Füße und gegen das Schienenbein treten. Einer der Söhne meines Urgroßvaters Friedrich Wilhelm Buchholz soll, so ist überliefert, seine Beine beim Stechschritt marschieren nach oben gebogen haben. Und deshalb musste er immer vorn rechts außen am Kaiser Wilhelm II in der Parade vorbei marschieren. Erstaunlich wie Körperverletzungen beliebt sind. Früher vorstellbar. Aber heute sollte man doch damit aufhören können. Wahrscheinlich werden auch im nächsten Jahr wieder die Tänzerinnen und Tänzer auf Zehenspitzen tanzen. Tradition oder was? Oder sollte jemand das schön finden? Das ist doch abartig und ungesund. Das hat mit Geschmack und Kunst nichts zu tun. Artisten setzen sich für Geld und Beifall lebensgefährlichen Kunststücken aus. Das kostete vielen Artisten schon das Leben oder zumindest die Gesundheit. Das ist ein Nervenkitzel für die Zuschauer. Vor dem Krieg trat ein Artist unter dem Funkturm auf einem Seil auf, das über die Zuschauer gespannt war. Wir saßen drunter und die Angst fühle ich noch heute. Die Angst zu überwinden, hat mich in viele gefährliche Situationen beim Klettern, Tauchen und Drachenfliegen getrieben. Nur um den Kick zu erleben und die Zufriedenheit, es geschafft zu haben. Mit dem Tanzen auf Zehenspitzen hat das aber nichts zu tun. Das war die Seite 127 15h52.  

Freitag 8. Mai 2020 11h54.  Heute ist der Tag der Befreiung vom Faschismus. Vor 75 Jahren, 1945, unterzeichnete General Keitel die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Das war hier um die Ecke im ehemaligen Offizierscasino in Berlin-Karlshorst. Heute ein Museum des zweiten Weltkrieges. Berlin hat diesen Tag als gesetzlichen Feiertag festgelegt. Alle anderen Länder der Bundesrepublik nicht. Erst 1985 nannte der Bundespräsident von Weizsäcker diesen Tag als einen Tag der Befreiung. Sonst hieß er Tag der Niederlage. Auch heute noch ist die Bezeichnung als Tag der Befreiung selten. Viele Nazis konnten in der Bundesrepublik nach dem Krieg wieder Posten in der Wirtschaft, in Politik und in den Gerichten finden. Die wollten nichts von Befreiung wissen. Für sie war es eine Niederlage. Heute wagen sich die Nazis immer mehr aus der Deckung. Und das Volk vergaß die Not, den Hunger, die Zerstörungen und die über 60 Millionen Tote und die doppelt soviel Verwundeten. Vergaß die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis. Vergaß Freisler mit seinem Volksgerichtshof und den vielen Todesurteilen gegen Widerständler gegen die Nazis. Lieber Hunger und Not, wenn nur der Krieg endet, hörte ich als Kind  im Bunker von den verängstigen Frauen, wenn die Bomben fielen. Alles vergessen. Gauland und seine Alternative für Deutschland sieht keinen Grund, die Befreiung vom Faschismus zu feiern. Aber immerhin legte der Bundespräsident heute einen Kranz nieder und die Kanzlerin und einige Politiker waren auch dabei. Im vorigen Jahr war ich noch am 8. Mai am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow, wo in den Gräbern viele sowjetische Soldaten liegen, die an der Befreiung Berlins teilgenommen hatten. Dieses Jahr hält uns das Corona-Virus zu Hause. Das war die Seite 228 12h20.  

Sonnabend 9. Mai 2020 14h39.  Sophie Scholl wurde heute vor 99 Jahren, 1921, geboren. Sie war Studentin wie ihr Bruder Hans in München und wurde von den Nazis ermordet. Mit anderen Freunden hatte sie Flugblätter hergestellt und in der Universität verteilt. Der Hausmeister ertappte sie und meldete die Sache der Geheimen Staatspolizei. Sophie war 22 Jahre alt. Ihre Gruppe wollte nicht tatenlos dem Grauen des Krieges zusehen. Auf ihren Flugblättern forderten sie das Ende des Krieges. Aber die Naziherrschaft war Beifall gewöhnt und nannte sie Vaterlandsverräter. Jeden Widerstand unterdrückte sie brutal. Millionen Gegner der Nazis waren in Konzentrationslagern eingesperrt: Kommunisten, Gewerkschaftler, Sozialdemokraten, Christen, Homosexuelle, Juden, Sinti, Roma, Kriegsgefangene. einfache Leute, die Kontakt mit Ausländern hatten und welche, die Witze über die Nazis machten. Unter primitiven Lebensbedingungen mussten sie schwere Arbeit in Steinbrüchen und Rüstungsbetrieben leisten. Zwischen der Kolonie Am Schloßpark und der Kolonie Birkenstein in Berlin-Friedrichsfelde war auch ein Konzentrationslager. Das lag an meinem Schulweg. Ich erinnere mich an abgemagerte müde Gestalten, die mit gesenkten Köpfen einen zweirädrigen Karren mit Spaten und Schippen in Richtung der Kippe schoben, bewacht von bewaffneten Uniformierten. Die Häftlinge suchten auf dem Weg nach weggeworfenen Zigarettenstummeln und Essbarem. Auf der Kippe hinter der Kolonie Bruchweg bauten sie an dem Verschiebebahnhof zwischen Lichtenberg und Wuhlheide. Heute endet dort der Tierpark und an Stelle der Kolonien und des Konzentrationslagers sind Gehege, Außenanlagen und das Brehmhaus der Raubkatzen. Ein Gedenkstein erinnert an das Konzentrationslager. Bei meiner Hochzeitfeier mit Vroni in der Cafeteria 1980 berichtete mein Vater Kurt Buchholz dem Direktor Professor Dathe von dem Lager und forderte ein Denkmal. Das war die Seite 229 15h13.

Sonntag 10. Mai 2020 15h46. Heute vor 80 Jahren, 1940, griff die deutsche Wehrmacht Frankreich an. Frankreich und England hatten gemäß Beistandspakt mit Polen Deutschland den Krieg erklärt, nachdem Deutschland Polen am 1. September 1939 überfallen und nach wenigen Wochen eines grausamen Krieges besiegt hatte. Die deutsche Wehrmacht führte den Angriff über Holland, Luxemburg und Belgien mit Panzern und Flugzeugen während Frankreich glaubte durch die Magino Bunkerlinie vor Deutschland sicher zu sein. Nazideutschland siegte und besetzte den nördlichen Teil Frankreichs. Den südlichen Teil behielt eine französische Regierung unter der Oberhoheit Deutschlands. Hitler wurde als größter Feldherr aller Zeiten von Teilen des deutschen Volkes gefeiert. Einer, der am Aufstieg Hitlers Schuld hatte war Gustav Stresemann, der langjährige Kanzler der Weimarer Republik. Er wurde heute vor 142 Jahren, 1878, geboren. Stresemann unterstützte die Kriegs- und Kolonialpolitik des deutschen Kaisers Wilhelm II. Er war ein Vertreter der deutschen Industrie. Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg war Stresemann gegen den Versailler Vertrag und die Besetzung einiger Teile Deutschlands durch Frankreich. Zusammen mit Frankreich und den USA gelang ihm die Abmilderung des Versailler Vertrages und die Aufnahme Deutschlands im Völkerbund. Sein Ziel war Deutschland zu alter Größe zu entwickeln. Dabei stärkte er die rechten Kräfte und schwächte die linken. Die Linken, SPD und Kommunisten waren zerstritten und so konnten die Nazis Hitler an die Spitze Deutschlands bringen, was zum zweiten Weltkrieg führte. Auch heute sind die Linken zerstritten. Sozialdemokraten, Linke und Grüne könnten die Vorherrschaft der CDU und CSU beenden. Denn sie haben die Mehrheit, nur leider nicht den Willen zur Einheit. Wie vor 1933. Das war die Seite 130 16h22.

Montag 11. Mai 2020 13h50.  Heute vor 300 Jahren, 1720, wurde Freiherr von Münchausen geboren. Er wurde als Abenteurer und Lügenbaron bekannt. Er ritt auf einer Kanonenkugel durch die Luft und zog sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf. Lügen haben kurze Beine, sagt man. Und wer einmal lügt, dem glaubt man nicht mehr. Also ist es besser, immer die Wahrheit zu sagen. Man muss auch ein sehr gutes Gedächtnis haben als Lügner. Mit der Wahrheit lebt es sich leichter. Aber Wahrheit kann auch weh tun. Jeder verträgt die Wahrheit nicht gut. Also nicht mit der Tür ins Haus fallen. Sondern immer vorsichtig und rücksichtsvoll sein. Leider gibt es verschiedene Wahrheiten. Die Tausende, die gestern in Berlin und anderen Städten gegen die Corona-Beschränkungen auf die Straße gingen, fühlen sich ihrer Freiheit beraubt. Die Eigentümer von Waffen in den USA wollen ihre Waffen nicht abgeben. Der Besitz von Waffen ist ihr Recht laut Verfassung. Angesichts der Tatsache, dass jeden Tag in den USA 100 Menschen durch Waffen sterben, ist das nicht sehr verantwortungsbewusst. Und bei der Corona-Pandemie, für die es noch keine Gegenmittel gibt, dienen die von der Regierung angeordneten Beschränkungen durch weniger Kontakt und Gesichtsmasken der Gesundheit. Das ist die Wahrheit. Ob es nun allen gefällt oder nicht. Aber es sind immer welche dagegen. Die Unzufriedenheit ist groß in Teilen der Bevölkerung. Da sind Reichsdeutsche, die die Bundesregierung nicht anerkennen und Deutschland in den Grenzen von 1937 sehen. Angeblich würden unsere Politiker von fremden Mächten gesteuert. Die Demokratie wird nicht verstanden. Natürlich ist Demokratie nicht einfach. Diktatur ist einfacher. Da wird nicht diskutiert, sondern festgelegt und dann ist Ruhe. Das hatten wir schon. Leider ist das vergessen. Wir leben eine zu kurze Lebensspanne, um am eigenen Leib die Nachteile der Diktatur noch zu spüren. Das war die Seite 131 14h36.  

Dienstag 12. Mai 2020 12h31. Heute vor 200 Jahren wurde Florence Nightingale geboren. Und heute feiern wir ihren Geburtstag als den Tag der Pflege. Sie erkämpfte den Beruf der Pflegerin. Vorher gab es das nicht. Und nach so langer Zeit ist dieser Beruf wenig attraktiv und unterbezahlt. Das stellt man nun besonders in der Zeit der Corona-Pandemie fest. Es gibt zu wenig Pflegepersonal wird immer wieder festgestellt. Mein Freund Jochen K. hatte viele Probleme mit den Pflegerinnen im Heim seiner Frau Edith. Das Zimmer war zu heiß oder zu kalt. Das Fenster war zu lange offen oder zu. Edith hatte Schmerzen und schrie und keiner kümmerte sich. Jochen kritisierte, hatte immer wieder Aussprachen mit den Pflegerinnen. Er beschwerte sich beim zuständigen Arzt und machte Eingaben beim Gesundheitsamt. Aber Jochen konnte keinen Erfolg feststellen. Am Ende war es einfach die Unterbesetzung des Pflegepersonals. Und daran konnte niemand etwas ändern. Das Heim über vier Etagen und mit vielen Zimmern machte immer einen sauberen, ruhigen, hellen und gesunden Eindruck. Das Essen schmeckte. Wir benutzten einige Male die Mittagszeiten in der Kantine. Jochen besuchte Edith täglich. Jahrelang. Er sagte selbst, dass er jetzt erst begreift, was er an ihr hat. Dabei war sie eine gesunde, aktive und lustige Frau bis zu einem Schlaganfall. Im Heim lag sie am Tropf, wurde über einen Schlauch ernährt, wurde gewindelt, konnte nicht sprechen und nicht aufstehen. Sie lag einfach nur da und Jochen sprach zu ihr, täglich, brachte Fotos ihrer zahlreichen Reisen nach Süddeutschland und der Schweiz mit. Von Edith waren kaum Reaktionen festzustellen. Jahrelang. Kein Lachen, kein Weinen. Nur ein wenig Augen zwinkern. Daran merkte man, dass sie verstand. Meine Eltern hatten nicht so viel Aufmerksamkeit von mir, als sie im Heim waren. Mutter war körperlich mehr beweglich, als es den Pflegerinnen angenehm war. Sie hatte einmal ein Gitter über ihr Bett, als ich sie besuchte. Vater war geistig und körperlich bis zuletzt fit, aber ohne Wohnung. Ich hatte noch Arbeit und Familie und immer wenig Zeit. Das war die Seite 132 13h02.  

Mittwoch 13. Mai 2020 14h55. Heute vor 303 Jahren, 1717, wurde Maria Theresia geboren. Sie war aus dem Haus Habsburg und Königin von Österreich von 1740 bis zu ihrem Tod 1780. Ihr Vater regelte es nach dem frühen Tod seines Sohnes, dass erstmals in der Thronfolge eine Frau Königin wurde. Im Kanton Aargau in der Nähe von Hausen AG in der Schweiz ist ein Ort mit Namen Habsburg. Ob das Geschlecht der Habsburger von hier kam? Maria Theresia hatte viele Kinder mit ihrem Mann Franz I. Eine glückliche Familie. Mit ihrem Land Österreich-Ungarn und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation hatte sie weniger Glück. Es reichte bis nach Italien und es war schwierig, es zusammen zu halten. So benutzte der Preußenkönig Friedrich II ihre militärische und politische Schwäche, um sich Schlesien anzueignen. Nur bei der Teilung Polens konnte sie sich neben Preußen und Russland einen Teil sichern. Mit einer Reihe von Reformen festigte sie ihre Herrschaft und überwand einige alte Privilegien der Adligen und der Stände. Am Vorbild Preußens reorganisierte und stärkte sie ihre Armee. So konnte sich die Monarchie in Österreich noch bis zum Ende des ersten Weltkrieges 1918 halten. Schon 1870 hatte das Parlament Napoleon III Kaiser der Franzosen abgesetzt und die Republik eingerichtet. Der deutsche Kaiser floh 1918 nach Holland. Der Zar von Russland wurde 1917 abgesetzt und einige Jahre später mit seiner Familie erschossen. Nur wenige Monarchien konnten sich in Europa halten. Sie werden im wesentlichen durch Parlamente kontrolliert. Das Prinzip der Demokratie und der Republik hat sich in Europa durchgesetzt und bestimmt auch in den meisten der etwa 200 Länder der Erde das gesellschaftliche und politische Leben. Die Vorrechte des Adels sind abgeschafft. Nur die Kirche verfügt noch über Sonderrechte. Das war die Seite 133 15h51.  

Donnerstag 14. Mai 2020 13h24. Claude Dornier wurde heute vor 136 Jahren, 1884, geboren. Er wurde ein erfolgreicher Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer. Nach dem ersten Weltkrieg durfte Deutschland keine Flugzeuge bauen. Trotzdem gelang es Dornier in den 1920er Jahren Flugboote zu konstruieren und herzustellen. Sie starteten und landeten auf dem Bodensee in der Nähe von Friedrichshafen. Es waren zum Teil riesige Geräte. Man nannte sie Wale. Sie dienten dem Transport von Personen und Waren und gelangten in viele ferne Länder. Trotzdem setzte sich das Prinzip des Flugboots nicht durch. Es war zu sehr vom Wetter abhängig. Bei hohen Wellen war kein Start und keine Landung möglich. Claude Dornier und seine Söhne bauten dann vom Wasser unabhängige Flugzeuge. Auch auf dem Gebiet der Militä-, Kraftfahrzeug- und Medizintechnik waren sie bis nach dem zweiten Weltkrieg erfolgreich. Nur Flugboote gab es nicht mehr. Eine Idee wie der Zeppelin setzte sich nicht durch. Wie viel Zeit und Kraft hatten die Erfinder für die Realisierung ihrer Ideen eingesetzt, um letztlich zu scheitern. Merkwürdigerweise ist das das Schicksal der meisten Erfinder. Sie finden kaum Unterstützung und werden zu dem noch belächelt. Stevenson mit seiner Dampflokomotive in England, in Deutschland Otto mit seinem Ottomotor und Diesel mit seinem Dieselmotor, Maria Sklodowska und Pierre Curie in Paris mit der Entdeckung des Poloniums und Radiums, Dreys mit seiner Dreysine, dem Vorläufer des Fahrrads, in USA die Gebrüder Wright mit ihrem ersten Motor getriebenen Flugzeug oder Otto Lilienthal mit seinen Flugversuchen in Berlin und bei Stölln mit einer Art Drachen ohne Motor, nur vom Aufwind in der Luft gehalten. Sie alle hatten  eine Idee und kämpften um die Realisierung. Dabei setzten sie ihre Gesundheit und ihr Leben ein. Otto Lilienthal stürzte ab und starb. Diesel wurde wohl vom deutschen Geheimdienst ermordet. Aber die Erfinder brachten die Lebensqualität und die Gesellschaft voran. Das war die Seite 134 14h08.  

Freitag 15. Mai 2020 15h04.  Ab heute dürfen wieder Restaurants in Berlin und Brandenburg öffnen. Zwei Monate lang verkauften sie das Essen an der Haustür und lieferten nach Hause. Die Tische müssen einen Mindestabstand von 1,5 Meter haben. Kellner mit Mund-Nase-Maske. Kein Barbetrieb, kein Büfett. Gäste mit Maske bis an den Tisch. Läden sind auch wieder auf. Es gibt noch kein Gegenmittel gegen den Corona-Virus. 180 000 Infizierte in Deutschland. 160 000 Genesene, 8 000 Tote. Die USA informieren über 80 000 Tote, die meisten in einem Land. 15 Millionen Menschen sollen insgesamt infiziert sein und 300 000 Tote sind zu beklagen. In China, wo es begann, am wenigsten. US-Präsident Trump will China und die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, verklagen wegen zu spätem reagieren. Dabei hat Trump selbst die Gefahr des Corona-Virus lange Zeit herunter gespielt und als eine gewöhnliche Grippe abgetan. Die Schweden trafen keine Gegenmaßnahmen und warten auf eine allgemeine Immunisierung nach Infizierung des größten Teile der Bevölkerung. Die Todesrate liegt auf mittlerem Niveau. Es gibt eine allgemeine Verunsicherung, weil die Wissenschaft bisher hilflos ist. Verschwörungstheorien kommen auf: Gezielte Freiheitsberaubung, Krieg mit Viren, Abbau der Demokratie. Es ist schon erstaunlich, dass diese hoch technisierte Gesellschaft so viel Zeit für ein Gegenmittel braucht. Zu den Gefahren durch Erdbeben, Tsunami, Klimakatastrophe durch steigende Temperaturen, Hunger, Krieg, Terror, Wirtschaftskrise und Einschläge von Kometen und Asteroiden kommt nun auch noch das Corona-Virus. Als wenn wir nicht schon genug hätten. Dabei ist im persönlichen Umfeld wenig zu merken. Nur da wo es trifft, ist es schlimm. Das war die Seite 135 15h39.  

Sonnabend 16. Mai 2020 14h40. Henry Fonda wurde heute vor 115 Jahren, 1905, geboren. Ein hervorragender US-Schauspieler, besonders in Die 12 Geschworenen. Ein durchaus gesellschaftskritischer Film. Denn nur einer der Geschworenen, eben Henry Fonda, stimmt nicht für die Verurteilung des jugendlichen Angeklagten. Alle wollen schnell nach Hause. Einer wollte sein Fußballspiel nicht versäumen. Einer hatte die Meinung, daß die Jugend sowieso verdorben ist. Es ist heiß und die Anklage offensichtlich schlüssig. Aber Fonda ist nicht überzeugt, hat Zweifel. Er sah die Eindrücke an der Nase einer Augenzeugen von einer Brille, die sie aber im Gerichtssaal nicht trug. Ein anderer Zeuge war nicht in der Lage, von seinem Bett aufzustehen und in so kurzer Zeit zur Tür zu gehen, um den Angeklagten zu sehen. Fonda stellte das mit den Geschworenen nach. Nach und nach fielen den Geschworenen noch andere Widersprüche auf bis schließlich alle überzeugt waren, daß die angeblichen Beweise nicht ausreichten, um die Schuld des Angeklagten zweifelsfrei nachzuweisen. Denn das ist die Forderung an die Geschworenen: Alle müssen überzeugt sein. In der DDR hatten wir zwei Schöffen neben dem Richter beziehungsweise der Richterin. In den Familienkammern des Stadtbezirks Berlin Lichtenberg erlebte ich nur weibliche Richter. Ich war über 10 Jahre dort eingesetzt bei rund 100 Scheidungen und weiteren Vermögensauseinandersetzungen. Immer einmal zwei Wochen pro Jahr. Wir konnten im Gegensatz zu den Geschworenen der USA Fragen an die Parteien stellen und zur Klärung der Sachlage im Verfahren beitragen. Bei der Abstimmung zählte die Mehrheit. Die Richterin hatte keine Sonderstellung. Die beiden Schöffen konnten sie überstimmen, was aber selten vorkam. Es gab oft lange kontroverse Diskussionen bis wir zu einem Ergebnis kamen. Nur selten erlebte ich Schöffen, die sich nicht überzeugend engagierten und Problemen aus dem Weg gingen. Das war die Seite 136 15h12.

Sonntag 17. Mai 2020 14h13. Heidemarie Buchholz starb heute vor 40 Jahren, 1980, in Berlin- Tempelhof an Krebs. Sie war die Frau meines Cousins Günter und Mutter der Tochter Margitta. Ich hatte sie nicht kennen gelernt. Die Mauer trennte uns. Möglicherweise hatte ich sie noch kurz vor dem Mauerbau gesehen, als ich Günter in seiner Wohnlaube in Berlin-Karow besuchte. Wir hockten um eine große Schüssel Sago - schlimme Augen Pudding - herum, es war lustig und es schmeckte uns köstlich. Nur Fotos zeigten ihr hübsches und schalkhaftes Gesicht mit einer Stupsnase und ihre Tochter Margitte. Günter traute sich nur selten über die Grenze und dann besuchte er meinen Vater an seinem freien Mittwoch in der Bierklause in Berlin-Adlershof und sie fuhren zur Insel in der Dahme in Köpenick zum Angeln. Ihr gemeinsames Hobby. Erst Ende der 1980er Jahre besuchte uns Günter im Tierpark Berlin. Da war Heidemarie schon gestorben und Günter war mit Liesbeth zusammen. Es war ein seltsames Treffen. Vroni und ich holten sie am einzigen Grenzbahnhof nach Westberlin Friedrichstrasse ab und beinahe hätten wir sie verpasst. Sie standen nicht am Tränenpalast sondern auf der südlichen Seite des Bahnhofs. Der sogenannte Tränenpalast war der Ein- und Ausgang für Reisende nach und von Westberlin. Günter war noch der Riese, den ich noch vor der Mauer 1961 kannte. Er fuhr Fassbier und Flaschenbier der Brauerei Kindl zu den Kneipen und Gaststätten in Berlin-West. Zuletzt brauchte er nicht selber fahren. Er hatte einen Fahrer, machte die Abrechnung und half beim Aus- und Einladen. Dabei gab es immer einen Schnaps. Und das wurde für Günter zur Gewohnheit. Auch später als Rentner. Von Heidemarie ist mir nur bekannt, dass sie auf dem Markt im Fischladen ihrer Eltern arbeitete. Die Mauer hatte unsere Familien auseinander gerissen. Das war die Seite 137 14h44.

Montag 18. Mai 2020 11h30. Heute vor 30 Jahren, 1990, kam es zum Abschluss des Vertrages über die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen der BRD und der DDR. Einige Monate später tauschten wir unsere DDR-Mark in die D-Mark West um. Einen Teil 1:1, einen Teil 1:2 und den Rest 1:5. Wir hatten schon im vorigen Jahr eine Austauschreise meines Betriebes VEB Elektrokohle Lichtenberg für den Sommer 1990 nach Polen an die Ostsee bekommen.  Mit unserem Trabant schafften wir die Strecke bis in die Nähe von Danzig an einem Tag. Michas Schulfreund Hendrik S. war auch dabei. Wir staunten wie billig alles mit der D-Mark West  war. So leisteten wir uns einen Flug über die schmale und kilometerlange Halbinsel Hel und mit einem Helikopter über die sogenannte polnische Sahara, die Wanderdünen an der Ostsee. Das Ferienheim unseres befreundeten Partnerbetriebs lag dicht am Strand der Ostsee. Die Sonne schien und wir hatten zwei Wochen eine angenehme und kostengünstige Erholung vom Arbeitsstress. Und der war enorm. Aus dem Westen kamen Wirtschaftsfachleute, die uns die kapitalistische Ordnung beibrachten. Sie bestand vor allem darin, dass unsere Vertragspartner und unsere Produktion von westdeutschen Firmen übernommen wurden. Außerdem rechnete uns die Treuhandanstalt unsere Schulden vor. Wir hatten viele 100 Millionen Mark in den vergangenen Jahren in neue Maschinen und Gebäude investiert und mussten das mit Krediten beim Berliner Stadtkontor abdecken. Der Absatz brach ein. Auch wegen des Ausfalls der umfangreichen Exporte in das sozialistische Ausland. Die West-DM verteuerte unsere Produktion. Das alles führte letztlich zu umfangreichen Entlassungen unserer 3000 Beschäftigten. Heute ist nur ein winzig kleiner Rest der Kohlebürstenfertigung noch im Betrieb tätig. Ansonsten hat ein Großhändler aus Vietnam das Gelände übernommen und Lager- und Verkaufsräume errichtet. Das war die Seite 138 12h13.

Dienstag 19. Mai 2020 11h06. Roma aeterna - das ewige Rom, so hieß es einmal. Aber nach 800 Jahren, also heute vor 1600 Jahren eroberten die Germanen nicht nur das Reich sondern auch die Stadt Rom. Und sie plünderten und zerstörten und töteten, was sie konnten. Aber das war nicht der Untergang des starken und riesigen Römischen Reichs. Das Volk selbst war unzufrieden und es gab Aufstände und Bürgerkrieg. Das schwächte den Staat. Die Republik wurde abgeschafft und ein grausamer Kaiser nach dem anderen kam an die Macht. Korruption und Habgier regierten. Das Volk aber wurde immer unzufriedener. Wie heute. In der DDR war der Widerstand kaum öffentlich. Kritisieren ist einfacher als Mitmachen. Jetzt im vereinigten Deutschland wird auf den Straßen protestiert und im Internet. Verschwörungstheorien und Demokratiefeindlichkeit sind an der Tagesordnung. Sogar in den Bundestag schaffte es die Alternative für Deutschland, obwohl sie weit rechts steht und ein Sammelbecken alter und neuer Nazis ist. Die Wähler geben ihrer Unzufriedenheit Ausdruck und wollen es der Regierung und den etablierten Parteien zeigen. Sogar die Linken müssen sich für den Bestand dieser Demokratie einsetzen, obwohl sie eigentlich für einen sozialistischen Staat sind und die Unterstützung der Reichen ablehnen. Alle Reiche sind eingegangen. Am längsten hielt sich das Kaiserreich in China. Über 2000 Jahre. Aber vor hundert Jahren war die Unzufriedenheit der Bürger nicht mehr zu bändigen bis sich heute eine Art Staatskapitalismus erfolgreich durchgesetzt hat. Mit der Ein-Kind-Politik und der Zulassung von Privateigentum an Produktionsmittel ist China mit seinen 1,4 Milliarden Menschen wirtschaftlich an die Weltmacht USA herangerückt. Dabei herrscht die Kommunistische Partei unumschränkt und hat die Fäden in der Hand. Das war die Seite 139 11h38.

Dienstag 20. Mai 2020 13h57. Gestern begann der Prozess gegen den Mörder Gregor S., der am 19. November 2019 den Chef-Arzt der Berliner Schloßpark Klinik Fritz von Weizsäcker erstach. Es war ein geplanter Mord. Der Mörder war extra deshalb aus Rheinland-Pfalz nach Berlin gereist. Es war ein alter Hass gegen die Familie Weizsäcker. Der Vater, der inzwischen verstorbene Richard von Weizsäcker - ehemals Berliner Bürgermeister und Bundespräsident - war früher in der Leitung eines Chemiekonzerns, der den USA bei der Entwicklung von Agent Orange half. Das wurde zur Entlaubung der Wälder Vietnams eingesetzt, um den Ho Chi Min Pfad zu erkennen. Der wurde zur Versorgung der Soldaten aus dem Norden genutzt. Das Nervengift soll 2 Millionen Vietnamesen umgebracht haben. Und es führte zu Verstümmelungen vieler Neugeborenen, die schon einige Male im Fernsehen gezeigt wurden: Kinder ohne Arme und Beine und anderes. Der Mörder wollte sein Mitgefühl mit dem Volk in Vietnam durch den Mord zum Ausdruck bringen. Ein seltenes Motiv, so verständlich es auch erscheint. Aber die Gerichte sind für Mord und Mithilfe bei Mord zuständig. Kein Bürger hat das Recht, selbst Justiz auszuüben. Und hier geht es um Sippenhaft, die die Hitlerjustiz auf Mordanschläge gegen Hitler anwandte. Für die Verfehlungen der Eltern können nicht die Kinder verantwortlich gemacht werden. Es sei denn, es besteht die Gefahr einer gleichen mörderischen Ideologie bei den Kindern. Dann muss die Gesellschaft wirksam werden. Wie es notwendig ist gegen gewalttätige Neonazis. Für den Einsatz von Agent Orange in Vietnam durch die USA ist niemand zur Rechenschaft gezogen worden. Jedenfalls nicht bis jetzt. Und es sieht auch so aus, daß niemand dafür vor Gericht gestellt werden wird. Selbst bei millionenfachem Mord und Körperverletzung. Das war die Seite 140 14h39.

Donnerstag 21. Mai 2020 14h13. Heute vor 99 Jahren wurde Sacharow geboren. Als Atomphysiker wurde er weltbekannt, als er die Atombombenversuche der Sowjetunion ablehnte und den Nobelpreis erhielt. Ein mutiger Mann, allein gegen die Regierung der Sowjetunion. Julien Assange und Edward Snowdon sind ebenso mutige Männer gegen die Überwachung der Welt durch die US-Geheimdienste und gegen die Verbrechen der US-Soldaten in Afghanistan. Ebenso der Fotograf, der das verbrannte nackte Mädchen in Vietnam aufnahm und in der ganzen Welt bekannt machte. Mutige Menschen und Erfinder und Entdecker bringen diese Welt weiter und machen sie menschlicher. Aber jeder trägt nur ein kleines Steinchen dazu bei. Sacharow wurde 68 Jahre alt und starb 1989, noch vor dem Mauerfall und dem Sturz der Sowjetunion und der osteuropäischen Demokratien. Hat er dazu beigetragen? Wie auch Pasternak mit seinem Buch über die Gulags in der Sowjetunion? Der gesellschaftliche Fortschritt zur Menschlichkeit ist kein gerader Weg. Der Egoismus und Nationalismus eines US-Präsidenten Trump, eines Bolsenaro in Brasilien und die Bestrebungen in Ungarn, Polen und der Türkei zur Eigenmächtigkeit verlangsamen den Prozess des friedlichen Miteinander. Der augenblicklich in allen Ländern herrschende Corona-Virus hemmt ebenfalls die Entwicklung. Aber er zeigt auch deutlich, wie eng alle Länder von einander abhängen und daß ein Zusammenwirken aller Kräfte der Weltbevölkerung wichtiger ist als Nationalismus. Dazu bedarf es immer mehr das Bewusstsein aller und die hervorragenden Taten einzelner können nur der Aufklärung und Aufrüttelung der Bürger dienen. So wichtig die mutigen und selbstlosen Taten einzelner auch sind, letztlich kommt es auf die Massen der Bürger an, die eine notwendige Veränderung erkennen und durchsetzen können. Immer mehr engagieren sich für gesellschaftliche Belange. Das ist das Potenzial revolutionärer Umwälzungen. Das war die Seite 141 14h52.

Freitag 22. Mai 2020 11h21. Arthur Conan Doyle wurde heute vor 161 Jahren, 1859, in Schottland geboren. Er erfand den Detektiv Sherlock Holmes und sein Freund Doktor Watson.. Holmes genaue Beobachtung von Tatorten und die erfolgreiche Aufklärung durch scheinbar unwichtige Details wurde weltbekannt. Danach setzte sich die forensische Methode in aller Welt durch und ist heute ein wesentlicher Bestandteil der Ermittlungen der Kriminalpolizei. Peter Falk hat mit seiner US-Serie Columbo das besonders herausgestellt. Er spielt den Kriminalpolizisten Columbo so überzeugend, das es unverständlich ist, daß für die US-Polizei die Befragung von Verdächtigen und das Mordeingeständnis so wichtig sind. Dabei ist die Drohung mit der Todesstrafe in den USA wesentlich. Aus Angst hat mancher Verdächtiger die Tat  zugegeben, auch wenn er nicht schuldig war. Dabei ist der Nachweis durch Indizien auch vor US-Gerichten Ausschlag gebend. Die Kriminalromane von Arthur Conan Doyle dienten vielen spannenden Filmen als Vorlage, zum Beispiel Der Hund von Baskerville und die Abenteuer des Sherlock Holmes und Doktor Watson. Der Nachweis der Schuld eines Verdächtigten durch Indizien ist genauer als die Aussagen von Zeugen und Schuldeingeständnisse. Heute hat man die DNA, die eine genaue Zuordnung zu einen Menschen ermöglicht. Schon seit über 100 Jahren hat der Fingerabdruck manchen Verbrecher überführt. Dazu kommen unverwechselbare Boden-, Pflanzen- und Textilproben. Unverständlich, daß es immer noch ungeklärte Verbrechen gibt. 2000 Morde sollen zur Zeit noch in den USA nicht aufgeklärt sein. In Deutschland liegt die Aufklärung von Morden über 90 Prozent. Aber wie überall ist die Polizei wohl personell nicht ausreichend ausgerüstet. Jährlich sollen in den USA etwa 30 000 Morde geschehen. Dazu trägt sicherlich auch bei, daß ein Zusatzartikel zur Verfassung den Bürgern den Besitz von Waffen garantiert. Das ist die Seite 142 12h10.

Sonnabend 23. Mai 2020 17h28.  Gestern kam Micha aus Hamburg nach Berlin. Vom Ostbahnhof fuhren wir direkt zum Garten, um den Bus zu säubern und auf die Sommersaison vorzubereiten. Trotz Corona sind wir der festen Überzeugung, daß es zumindestens in Deutschland an Ost- und Nordsee noch Möglichkeiten geben wird zum kiten. Zum Teil sind auch schon Strände geöffnet worden. Aber immer mit den Vorgaben des Abstand haltens. Wir verbrauchten viel Wasser der Nachbarn zum waschen. Der Bus war voll von den Blüten des nahen und hohen Haselnuss. Die setzten sich in alle Öffnungen und bedeckten die so glänzend polierte Außenhaut. Es schien, als würde dieser Schleier nicht abzukriegen sei. Nun hofften wir noch auf den zur Nacht angekündigten Regen. Aber die paar Tropfen halfen nicht. Auf jeden Fall war der Motor zuverlässig und sprang sofort an. Nach über 6 Monaten. Das soll schon was heißen. Ob die Solarzelle auf dem Dach da mithilft? Die musste auch gründlich gereinigt werden. Dann waren noch die Vorderreifen zu wechseln. Zum Glück waren noch ein paar M und S Reifen im Garten mit genügend Profil. Wir hatten jedenfalls bis zum Dunkel werden um nach 21h zur tun. Micha nahm ihn mit in die Stadt. Nur die Box blieb im Garten. Auf dem Dach ist die Box ein Windwiderstand. Das kann  in diesem Jahr jedenfalls noch vermieden werden. Heute trieb uns das warme Wetter bei wolkigem Himmel zur Ausleihe von Fahrrädern am Münsterlandplatz. Nextbike Berlin brachte uns bis an den Stralauer See, über die Spree, am Hafen vorbei und am Denkmal für die vor 75 Jahren zur Befreiung von Berlin von den Nazis gefallenen Sowjetsoldaten bis an das Ende des Treptower Parks, an der Sternwarte entlang zurück zum S-Bahnhof Treptower Park, wo auch ein Stellplatz von Nextbike Berlin ist. Nach einem Snack am Hafen und ausreichend Ruhe kamen wir mit S- und U-Bahn nach Hause. Wieder ein Stück mehr von Berlin erkundet bei ausreichender Bewegung. Das war die Seite 143 17h59.

Sonntag 24. Mai 2020 13h29. Dieter Hildebrandt wurde heute vor 93 Jahren, 1927, geboren. In der Lach- und Schießgesellschaft in München begann seine Satiriker-Laufbahn, die wahre Höhepunkte im Scheibenwischer fand. Zusammen mit den wahrhaft Großen der Politik-Kritiker der Bundesrepublik. Wie Jonas und dem starken Sänger Werner Schneyder aus Österreich. Es gibt wirklich viele gute politische Satiriker im deutsch-sprachigen Raum. Priol mit seiner Anstalt und Claus von Wagner und Max Uthoff. Jürgen Becker aus Köln mit dem schnellen Wilfried Schmickler. Oder Olli Welke jeden Freitag um 22h30 im ZDF mit seiner unvergleichlichen Heute-Show mit Chritian Ehring, Birte Schneider, Dieter Wischmeyer, Gernot Hassknecht, Ullrich von Heesen, Tina Hausten. Und Hagen Rether mit hintergründigem Witz am Flügel. Sie bringen den Kampf der Reichen gegen das Volk immer wieder hervorragend auf die Bühne. Aber weder Bücher noch die Bühne ist in der Lage eine wirklich starke Bewegung anzustoßen. Statt Bildung und Wissen feiern primitve Nationalisten Triumphe, wie Pegida-Demos und die Alternative für Deutschland. Auch vor Hitler in den 1920er Jahren gab es genügend Politsatire. Es nützte damals nichts. Es gab Krieg nachdem man den Nazis die Macht gab. Diese tödliche Ideologie der überlegenen weißen Rasse, der Herrenmenschen und des Hasses gegen alles Fremde kommt immer wieder hoch. Die Dummheit siegt. Es geht leider nur langsam vorwärts mit der gesellschaftlichen Entwicklung. Die Technik ist schneller und fordert gesellschaftliche Entwicklung. Und es werden immer mehr, die Wissen und Bildung höher stellen. Das war die Seite 144 14h03.

Montag 25. Mai 2020 10h54. Josip Broz Tito wurde heute vor 128 Jahren, 1892, geboren. Er kämpfte mit den Partisanen für die Befreiung Jugoslawiens gegen die Besetzung des Landes durch deutsches Militär im zweiten Weltkrieg. Nach der Befreiung wurde Tito Präsident Jugoslawiens. Er regierte von 1953 bis zu seinem Tod 1980 das Land. Dabei nutzte er die Gegnerschaft der Nato und des Warschauer Paktes zum Nutzen seiner Wirtschaft aus. Jugoslawien ging einen eigenen Weg zum Sozialismus. Es ließ sich nicht durch die Sowjetunion bevormunden. So hatte sich auch Albanien und China von der Sowjetunion getrennt und sie verfolgten eigene Ziele. Sie achteten nicht die Forderung von Karl Marx und Friedrich Engels: Proletarier aller Länder, vereinigt euch. In Jugoslawien waren die Betriebe selbständig. Es gab keine zentrale staatliche Planung wie in der Sowjetunion und der DDR. Die Angestellten und Arbeiter bestimmten über Produktion, Löhne und Investitionen. Tito hielt die verschiedenen Länder Jugoslawiens zusammen. Nach seinem Tod aber wollten sie die Selbständigkeit. So kam es zum Krieg zwischen Slowenien, Kroatien, Mazedonien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina und Serbien. Zuletzt wurde noch der Kosovo, ein Teil Serbiens, mit militärischer Unterstützung der Nato selbständig. Albaner waren in der Mehrzahl und verdrängten die Serben. Serbien betrachtet bis heute den Kosovo als Teil Serbiens. Auf dem Gebiet des Kosovo hatten vor Jahrhunderten die Serben den Vormarsch der Araber in einer bedeutenden Schlacht gestoppt und Europa gerettet. Der Kosovo ist ein Kernland der Serben. Vergleichbar mit dem Westteil Polens, den die Preußen bis zum Ende des zweiten Weltkrieges bevölkerten. Auch unsere Buchholz-Vorfahren waren dabei. Ein Teil flüchtete nach dem ersten Weltkrieg, dabei die Familie meines Vaters. Sein Großvater Friedrich Wilhelm Buchholz optierte für Polen, behielt seinen Gutshof und musste mit seiner Frau erst nach dem zweiten Weltkrieg die Flucht antreten. Weit kamen sie nicht. Weihnachten 1946 starben beide in Prenzlau oder Pasewalk bei Verwandten. Sie waren fast 90 Jahre alt. Das war die Seite 145 11h33.

Dienstag 26. Mai 2020 11h47. Micha und Vroni machen heute eine Bootsfahrt. Vom Yachthafen am Müggelseedamm in Berlin-Köpenick geht es über den Müggelsee und durch die Müggelspree mit den fantastischen Grundstücken und Villen von Klein-Venedig oder über Alt-Köpenick in die Dahme und über den Langen See. Auch eine sehenswerte Gegend. Vorbei an meines Vaters Rohrwallinsel und der Stelle, wo ich einmal mit dem Segelboot an der Bammelecke kenterte. Es kam unverhofft eine Bö und ehe ich die Großschot lösen konnte, schwappte auch schon das Wasser über Backbord. Genau an der Stelle ist eine Rettungsstation und sonst nur Wald. Die Mastspitze war in den Grund gebohrt und ich konnte mit meinem ganzen Gewicht auf dem Schwert das Boot nicht drehen. Dann halfen die Leute von der Rettungsstation. Es war ein Finn-Dinghi von meinem Wassersport-Club des Kombinats Tiefbau in Schmöckwitz kurz vor dem Seddinsee. Ich kann leider nicht mit, weil heute das Klassentreffen der Abiturklasse 1954 der Einstein-Oberschule in Neuenhagen ist. Unser jährliches Treffen. Den Termin hatte wir vor einem Jahr festgelegt. Nun war zwar Corona-Viren-Zeit aber die Restaurants sind seit kurzem wieder geöffnet. Ob wir uns mit Mund-Nase-Maske in der vorgeschriebenen Entfernung von 1,5 Meter unterhalten können? Auch unser Restaurant Il Castello, ehemals Schweizer Häuschen ist wieder offen. Nicht weit von unserer Schule, die nach der Wende ein Gymnasium wurde. Das alte dunkle Gebäude steht noch und wurde auch noch bei unserem letzten Besuch vor ein paar Jahren genutzt. Daneben entstanden neue helle Gebäude nach der Wende. Merkwürdigerweise obwohl woanders Schulen nach der Wende abgerissen wurden, weil es plötzlich nach der Wende keine Kinder mehr gab. So wie Lolis Schule in der Passage in Berlin-Friedrichsfelde. An der Stelle ist jetzt ein gelb angestrichenes Altersheim mit dem schönen Namen Abendsonne. Das war die Seite 146 12h14.

Mittwoch 27. Mai 2020 14h50.  Heute vor 188 Jahren fand das Hambacher Fest statt. 30 000 Demokraten und Liberale aus Deutschland trafen sich und forderten Demokratie, also Mitbestimmung der Bürger gegen Adel und Kirche, Einheit der rund 500 zersplitterten Länder, Königreiche wie Preußen, Sachsen und Bayern, freie Städte und Adelsbesitzungen. Und sie forderten eine Einheit der europäischen demokratischen Länder. Das ist heute erreicht. Aber damals wurden die Teilnehmer am Hambacher Fest in allen Landesteilen verfolgt, eingesperrt und ermordet. Erst nach der Revolution 1848, die Gründung des Deutschen Reichs 1871 und die Gründung der Europäischen Union im 21. Jahrhunderts sind diese Ziele mit vielen Kämpfen Wirklichkeit geworden. Aber die ewig Gestrigen, die Nationalisten, die Reichsdeutschen und andere Gegner der Demokratie möchten das Rad der Geschichte zurück drehen. Demokratie ist eben nicht einfach. Viele Menschen haben viele Wünsche und Vorstellungen. Und es fehlt an Toleranz. Man will nicht nachgeben. Aber nur Kompromisse bringen alle unter einen Hut bei gleichzeitiger Berücksichtigung aller möglichen Interessen. Ein Zusammenleben der immer umfangreicher werdenden Gesellschaft und ihrer Probleme ist mit Egoisten nicht zu machen. Man muss sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen. Aber auf der Erde sind noch viele Gemeinschaften der Nationen nicht demokratisch, sondern durch herrschende  Einzelpersonen oder Familien oder Gruppen geprägt. Sie wollen den anderen ihren Willen aufzwingen. Das geht aber nicht lange gut. Besonders heute nicht durch die internationale Kommunikation. Das war die Seite 147 15h21.

Donnerstag 28. Mai 2020 13h52.  Heute vor 112 Jahren, 1908, wurde Ian Fleming geboren. Er erfand James Bond, Geheimagent 007 des britischen Geheimdienstes mit der Erlaubnis zum töten. Whisky nur gerührt, nicht geschüttelt. Spannendes Filmerlebnis. Das nimmt einen gefangen. Wie Columbo oder Edgar Wallace Krimis, die verfilmt wurden. Mit Edi Arent und Fuchsberger. Der Hexer oder Dr. Crippen lebt, Die toten Augen von London. Stunden der Entspannung, der Lockerung und des Abtauchens aus der Wirklichkeit in die Fantasie. Die kam aber rüber wie die Wirklichkeit. Durch das schauspielerische Können und die fesselnde Story. Immer auch mit Humor und Augen zwinkern. Denn was da gezeigt wird ist unglaublich. Auch Sherlock Holmes und Doktor Watson von Arthur Conan Doyle. Eine Anregung für die Detektive, alles genau zu beobachten. Kleinigkeiten können zur Lösung von Verbrechen führen. Heute besonders durch die Entdeckung der für jeden Menschen speziellen DNA. Die ist in jeder der Millionen von menschlichen Zellen enthalten. Auch in jedem verlorenen Haar, in jedem Hautpartikel. Unglaublich, daß mit der DNA alles gesteuert und vererbt wird. Wie wird es erst werden, wenn wir in der Lage sind die DNA zu verändern. Welche Möglichkeiten der Vermeidung von bisher unheilbaren Krankheiten. Und der Verlängerung des Lebens. Es existieren Lebewesen mit ewigem Leben. Das sollte doch auch für Menschen möglich werden. Der Tod hat keine Zukunft. Bestenfalls für gläubige Menschen. Man würde im nächsten Leben als Tier auf die Welt kommen. Oder im Paradies weiter ein paradiesisches Leben führen oder in der Hölle schmoren. Alles tolle Erfindungen, um sich den Tod schön zu reden. Es ist auch nicht hinnehmbar, einmal für immer weg zu sein. Ohne Rückfahrkarte. Langsam aber sicher verlängern wir das Leben. Das hat schon lange durch die verbesserte Hygiene und das Gesundheitswesen eingesetzt. Heute sind schon über Hundertjährige keine Seltenheit mehr. Das war die Seite 148 14h17.

Freitag 29. Mai 2020 12h53.  JFK John F. Kennedy wurde heute vor 103, 1917, Jahren geboren. Ein bedeutender und in allen Ländern bekannter US-Präsident wurde JFK. Leider mit einem kurzen Leben. 1963 kam er bei dem Attentat in Dallas ums Leben. Damit ging eine Hoffnung zu Ende. JFK war Demokrat und strebte offensichtlich eine Verbesserung der Lebensverhältnisse an. Das Streben der USA für die Weltherrschaft in militärischem und wirtschaftlichen Bereich, der Nationalismus und vielleicht auch des US-Rassismus hätte gemildert werden können. Aber die Republikaner waren dagegen. JFK sah noch einen Ausweg, in dem er die Mondlandung für die 1960er Jahre voraus sagte. Aber es nützte nichts. Extremisten fühlten sich durch die Meinung der Republikaner gestärkt und töteten JFK 1963 mit nur 46 Jahren, den Hoffnungsträger. Der Mord wurde verschleiert. Es gab keine Obduktion. Denn die hätte nachgewiesen, daß nicht ein einziger Schütze, wie im offiziellem Untersuchungsbericht festgestellt, sondern mehrere Schützen vom Bahndamm aus schossen. Eine der Verschwörungstheorien vieler unklarer Morde in den USA. Wie auch der an Marilyn Monroe nach der Affäre mit JFK und seinem Bruder, dem Justizminister. Das Volk in USA ist gespalten. Einerseits kümmert sie die Welt wenig. Aber andererseits wollen sie Wohlstand. Der ist heute nur mit der Globalisierung möglich. Und die wiederum nur mit Frieden. Aber es sind noch viele Nationalisten zu Gange, die ihr eigenes Wohlergehen sehen. Es gibt noch zu viel Elend in der Welt. Und wir, die reichen Staaten tragen dazu bei. Wie seit hunderten von Jahren. Eine Hoffnung ist das Erstarken Chinas. China und die Länder der sogenannten dritten Welt müssen sich befreien. Hoffentlich werden die USA nicht ihre überlegene militärische Stärke einsetzen, um das Rad der Geschichte zurück zu drehen. Das war die Seite 149 13h30.

Sonnabend 30. Mai 2020 14h08.  Elly Beinhorn wurde heute vor 113 Jahren, 1907, in Hannover geboren. Ihre Eltern hatten ein Hutgeschäft. Elly Beinhorn aber zog es raus aus der Enge der Stadt. Als sie den Vortrag eines Fliegers hörte, stand fest, daß sie auch fliegen wollte. Mit 22 Jahren schaffte sie ihren Flugschein und bald danach auch den Schein für Kunstflüge. Damit und mit ihren Ersparnissen kaufte sie ein Sportflugzeug. Nun zog es sie in die Ferne. Sie flog nach Afrika und um die Erde. Das heißt den Pazifik und den Atlantik überquerte sie mit ihrem Flugzeug auf Schiffen. Aber von Berlin über den Balkan und Indien und Bali erreichte sie Australien. Überall traf sie Freunde und Unterstützung. Für die Berliner Zeitung schrieb sie Artikel über ihre Erlebnisse und sie schrieb auch viele Bücher und machte Vorträge. Sie muss ein gutes Gefühl für das Fliegen, für den Wind und das Wetter gehabt haben, denn sie überlebte mehrere Abstürze und unterwegs ging immer wieder einiges zu Bruch: Die Kerzen verölten, der Propeller bekam Risse und der Sporn brach. Nach ihrer Ankunft in Berlin hatte sie 16 000 Mark Schulden. Der Reichspräsident verlieh ihr eine Auszeichnung verbunden mit 10 000 Mark und 6 000 Mark spendete die Flugzeugfabrik. Im zweiten Weltkrieg flog sie nicht. Aber danach, obwohl es den Deutschen verboten war. So machte sie den Schein in der Schweiz. 1936 heiratete Elly Beinhorn Bernd Rosemeyer. Der Rennfahrer verunglückte tödlich bei dem Rekordversuch mit 430 Stundenkilometer. Elly Beinhorn nannte ihren Sohn wie den Vater, Bernd Rosemeyer. Sie heiratete noch einmal und bekam eine Tochter. Elly Beinhorn wurde 100 Jahre alt und machte an ihrem 100. Geburtstag im Jahr 2007 ihren letzten Flug von München über die Voralpen. Ein bemerkenswertes Leben. Fliegen wie ein Vogel erhält Körper und Geist jung. Sich vom Boden zu lösen, ist ein wahnsinniges Gefühl der Freiheit und des Glücks. Das war die Seite 150 14h38.

Sonntag 31. Mai 2020 14h13. Heute vor 270 Jahren, 1750, wurde Karl August von Hardenberg in Niedersachsen geboren. Er lebte in einer Zeit des Aufbruchs. Die Herrschaft von Adel und Kirche bröckelte und Bauern und Bürger wollten sich mit der Unterdrückung nicht mehr abfinden. Hardenberg erkannte das Problem schon früh und entwickelte Reformen. Er wollte eine Verfassung für Preußen.  Die Revolution in Frankreich von 1789 gab der Entwicklung von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in Europa einen starken Impuls. Hardenberg und von Stein trieben die Entwicklung als Staatsbeamte in Preußen voran. Die Niederlage Napoleons und der Wiener Kongress machten die Bestrebungen teilweise zunichte. Obwohl die Macht des Adels und der Kirche im wesentlichen heute gebrochen ist, gibt es nach wie vor eine reiche und machtbesessene Oberschicht in den Ländern Europas. Die Verteilung des nationalen Reichtums ist ungerecht. Das Volk geht leer aus und sein Schicksal liegt in den Händen einiger Wirtschaftsbosse und Politiker. Die Folge sind soziale Abgründe in wirtschaftlicher Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und das Gefühl, dass man nichts machen kann, um mehr Gerechtigkeit herzustellen. Ein Nährboden für Extremisten und Unruhen und staatliche Gewalt. Hat sich denn nichts geändert seit der französischen Revolution? Doch. Der technische Fortschritt hat einen großen Schritt gegenüber der Zeit des Feudalismus gemacht. Dadurch sind die Völker der Erde einander näher gerückt. Für Despoten und Nationalisten wird es immer schwieriger ihre Bürger zu verdummen. Die nächtelangen Ausschreitungen und Demonstrationen zur Zeit in den USA sind ein deutliches Zeichen, dass das Volk sich nicht alles gefallen lässt. Besonders nicht die Brutalität der Polizei, die wieder einmal einen Afroamerikaner ermordeten. Diesmal wieder auf offener Straße. Das Video, wie ein Polizist fast 9 Minuten auf dem Hals von George Floyd kniet und drei andere Polizisten zusehen, geht um die Welt und führt überall zu Protesten. Das war die Seite 151 15h00.


Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/6. 30.6.2020. Jeden Tag eine Seite schreiben. Juni 2020. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex, Heinz s. 2.6., Vroni 7., 8. und 30.6.

Montag 1. Juni 2020 12h49.  Marilyn Monroe wurde heute vor 94 Jahren, 1926, geboren. Sie wurde eine weltbekannte US-Schauspielerin aber starb schon mit 36 Jahren, 1962, unter unklaren Umständen. Sie soll ein Verhältnis mit dem US-Präsidenten Kennedy gehabt haben und hatte angeblich die Absicht damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Deshalb wurde sie ermordet, wird vermutet. Seltsame Umstände stützen das. Der US-Justizminister und Bruder des Präsidenten war in der Nacht ihres Todes in der Nähe. Ob sie die Pillen, von denen noch einige auf dem Nachtisch lagen, selbst nahm oder ihr rektal etwas eingegeben wurde, konnte nicht geklärt werden. Ihr Tod reiht sich ein in viele merkwürdige und undurchsichtige Ereignisse ein: Die Ermordung des Führers der Afroamerikaner M.L. King, 9/11 der Einsturz der beiden Türme des Welthandelszentrum in New York mit 3000 Toten, die Mondlandung 1969, der Sturz demokratischer Regierungen im Iran und in Mittel- und Südamerika, wie in Chile und die Ermordung von Allende, dem Präsidenten, mit Hilfe der US-Geheimdienste, der Einmarsch der US-Truppen in den Irak nach falschen Vorwürfen sogar vor der UNO, die Ermordung Osama bin Ladens, Verharmlosung des Corona-Virus durch den US-Präsidenten und der verspätete Beginn von Gegenmaßnahmen, was bisher zu 100 000 Toten und 30 Millionen Arbeitslosen in den USA führte u.a. Immer wieder gibt es Geheimhaltung der Umstände über Jahrzehnte, Vertuschung und falsche Darstellungen. Vor einer Woche kniete ein Polizist auf dem Hals eines Afroamerikaners, was zu dessen Tod führte. Ein Fall mehr in der langen Kette des Rassismus. Seitdem demonstrieren in vielen US-Städten die Menschen gegen die Willkür der Polizei. Die Polizeistation in Minneapolis wurde verbrannt und weitere vier Menschen starben während der immer noch anhaltenden Unruhen. Wann endlich wird Präsident Trump seines Amtes enthoben?  Das war die Seite 152 13h26.

Dienstag 2. Juni 2020 13h21.  Gestern vor vier Jahren wurde der Basistunnel durch das Felsmassiv des S. Gottardo in der Schweiz eröffnet. Nach 17 Jahren Bauzeit waren die 57 Kilometer geschafft. Von beiden Seiten drangen die Tunnelbohrmaschinen vor. Der alte kürzere Tunnel wurde noch durch Menschen mit Hacke und Schaufel und mit Dynamit vorangetrieben. Der neue Tunnel ist auch nur für Züge vorgesehen. Autoverkehr ist nicht möglich. Autos müssen auf die Waggons geladen werden. Der Sankt Gottard Pass hat eine Höhe von 2114 Metern. Die Passstraße beginnt in Altdorf hinter dem Vierwaldstätter See und geht über die steile Passage der Göschenen Schlucht nach Andermatt und weiter ab Hospenthal immer ansteigend über den Pass und abwärts mit einer Unzahl von Spitzkehren in Richtung Lago Maggiore. Mit dem Fahrrad fuhr ich 1955 rüber und auf Einladung von Michael, der in Luzern bei Fielmann arbeitete und in der Nähe in Horw wohnte, fuhren wir vor Jahren die gleiche Strecke auf zwei Motorrädern. Wir fuhren morgens in Meggen Luzern los, umrundeten den Vierwaldstätter See und mit Motorkraft gelangten wir auf den Pass. Diese 200 Kilometer waren sehr schön und viel leichter als mit dem Fahrrad. Dabei benutzten wir nicht die neu gebaute Autobahn, sondern die alten Straßen mit Kopfsteinpflaster. Also genau wie ich 1955. Trotzdem war es angenehmer, abends wieder auf dem Autositz Platz zu nehmen. Der ist bequemer und das Fahren mit dem Auto einfacher. Völlig unverständlich meine starke Abneigung gegen das Auto, als ich 1962 vom Motorrad auf das Auto umstieg. Das Motorrad ist sportlich und man sitzt frei draußen im Wind. Ein Auto ist nur eine bequeme Transport-Gelegenheit. Das war die Seite 153 13h52.

Mittwoch 3. Juni 2020 14h30.  Heute ist der Internationale Radfahrertag. Laut Radioansage. Hoffentlich wird keiner heute überfahren. Lastwagen beim Abbiegen sind die häufigste Ursache für tödliche Unfälle in Berlin. Mein letztes Fahrrad steht im Gartenhaus in Fredersdorf. Damit fuhr ich 1955 bis Nizza und zurück. Eine Tour wie die Tour de France. Auch etwa 3000 Kilometer. Aber nicht in zwanzig Etappen. Sondern Baden AG, Gottard, Lago Maggiore, Milano, Ronco vor Genua, am Mittelmeer bei Arenzano, bei Alessio, der Riviera di fiori, Bordighera vor San Remo, wo ich mit der Armbanduhr ins Wasser ging, was ihren Rundlauf für immer beendete, vor Monaco auf weißen Felsen, 10 Meter über dem grünen Meer und mit viel Mücken und Fieber, vor Entrevaux in einem kleinen verlassenem Häuschen im verwilderten Weinberg, über Digne nach Montrond auf der Bank eines Wartehäuschens am Bahnhof, durch Grenoble bis vor Annecy unter Strohpuppen bei starker Kälte und am nächsten Morgen mit einer Panne. Die Decke hatte sich 20 cm vom Draht gelöst und der Schlauch kam hervor. Mit einem Stück Leder um den Schlauch ging es weiter. Das hielt bis Nürnberg. Die Jugendherberge am Schloss gab mir Geld für einen neuen Mantel und sogar auch noch eine Fahrkarte nach Berlin. Das Rad musste ich bei der Bahn aufgeben. Als es in Fredersdorf bei Berlin ankam, fehlte die Werkzeugtasche und der Tacho und Kilometerzähler. Das war meine weiteste Radtour. Vorher übte ich schon nach Leipzig zum Völkerschlachtdenkmal, zur Insel Poel in der Ostsee  und von dort an der Ostsee entlang bis Usedom, wo mein Schulfreund Bern H. gerade Urlaub hatte und wieder zurück mit einem Ausflugschiff über den Greifswalder Bodden nach Sellin auf der Insel Rügen. Dort bis Saßnitz und den Kreidefelsen und zurück zur Insel Poel und dann wieder nach Berlin. 1954 gleich nach dem Abitur in den Sommerferien war noch meine Radtour in die Schweiz zu meinem Bruder Kurt und seiner Frau Annelie in Ennetbaden und dann über den Klausen- und den Sustenpass, durch die Aareschlucht bei Meiringen und auf der Rückfahrt nach Berlin über Frankfurt am Main zur Paulskirche mit dem ersten deutschen Parlament 1848. Das war die Seite 154 15h10.

Donnerstag 4. Juni 2020 14h00.  Heute vor 40 Jahren, 1980, räumte die Polizei und der Bundesgrenzschutz die Republik Wendland. Das war ein Hüttendorf, erbaut von Atomkraftgegnern und unterstützt von Tausenden in der Bundesrepublik. An dieser Stelle sollte in Salzstöcke gebohrt werden, um Lager für Atommüll zu finden. Vor einem Monat war die Republik Wendland gegründet worden. Hatte die Regierung das Recht, mit Gewalt gegen diese friedlichen Menschen vorzugehen? War das Vorgehen durch den Willen des Wählers gedeckt? Ich denke nicht. Genauso wie heute vor 31 Jahren, 1989, auf dem Tianmen Platz in Peking, wo Studenten Demokratie forderten und mit Waffengewalt unterdrückt wurden. Wenn die Regierung Panzer und andere Waffen hat, und Polizisten, Geheimdienste und Militär, hat die Regierung dann auch das Recht diese gegen das Volk einzusetzen? Hat der Wähler das gewollt? Ich denke nicht. Und das Osama bin Laden in seinem Bett neben seiner Frau von US-Soldaten erschossen wurde, war das der Wille des Wählers der US-Regierung? Richtig wäre doch eine Gefangennahme und eine Anklage vor einem Gericht. Aber davor hatte die Regierung offensichtlich Angst. Da wäre ihr eigenes Versagen deutlich geworden. Auch der Abwurf der Atombombe auf Hiroshima 1945 und der sofortige Tod von 90 000 Bürgern der Stadt wäre sicherlich nicht von der Mehrzahl der US-Bürger befürwortet worden. Der Verdacht, dass einige  Regierungen ihre Machtmittel aus Eigennutz und Eigenschutz und weniger aus der Verpflichtung gegenüber dem Volk, einsetzen, ist deutlich. Das war die Seite 155 14h27.

Freitag 5. Mai 2020 14h36.  Heute vor 53 Jahren, 1967, begann der Sechs-Tage-Krieg. Die Armee Israels zerstörte die Armeen Ägyptens, Jordaniens und Syriens und besetzte über sechs Tausend Quadratkilometer dieser Länder. Als Grund für den Überfall gab Israel an, daß diese arabischen Länder einen Krieg gegen Israel vorbereiteten. Das ist die gleiche Begründung, die Nazideutschland beim Überfall auf die Sowjetunion 1941 nannte. Ein Präventivkrieg. Aber im Gegensatz zu Israel verlor Nazideutschland den Krieg. Die Nazis sollten ein für alle Male keine Bedeutung mehr haben. Leider ist das Gift der Ausländerfeindlichkeit und des Nationalismus bei allem Fortschritt in der Gesellschaft immer noch nicht verschwunden. Die Unzufriedenheit eines Teils des Volkes führte zu Pegida, Rassismus und der Alternative für Deutschland. Statt ein gutes Miteinander der verschiedenen Völker, der Araber, Palästinenser und Israelis gibt es dauernd Auseinandersetzungen. Viel Palästinenser flüchteten aus Israel in die arabischen Nachbarländer und leben unter schlechten Lebensbedingungen in Lagern. Im Gegensatz dazu gelang es den verschiedenen Völkern Westeuropas zu einer Union zu kommen. Aber sie blieben auf halbem Weg stehen. Kein einheitliches Finanz- und Wirtschaftssystem mit den Befugnissen einer Regierung Europas. Jedes Land hat nach wie vor eigene Regelungen und nationale Interessen. Damit ist eine einheitliche Politik Europas nicht möglich. Den Israelis ergeht es noch schlimmer. Sie sind in all den vielen Jahren nicht in der Lage gewesen, die Palästinenser gleichberechtigt zu integrieren. Es herrscht verbreitet Hass zwischen Juden, Christen und Arabern. Dabei lebten sie seit Jahrhunderten friedlich zusammen und störten sich nicht an der Religion der anderen. Jedenfalls solange die Araber die Herrschaft inne hatten. Die Kreuzzüge vor weniger als Tausend Jahren brachten den Hass der Religionen und Völker. Auch sie waren nur ein Vorwand für Macht, Plünderungen, Mord und Totschlag. Das war die Seite 156 15h19.

Sonnabend 6. Juni 2020 13h33.  Heute vor 76 Jahren, 1944, begann am frühen Morgen der Angriff der Soldaten der USA, Großbritanniens und Kanadas auf die Stützpunkte der deutschen Wehrmacht in der Normandie  in Nordfrankreich. Der D-Day. Es war ein mörderischer Kampf. Von oben von der Steilküste schossen die Soldaten der Wehrmacht mit Maschinengewehren auf die Landungsboote und die Angreifer, die auf dem breiten Strand ohne Deckung die Unterkante des steilen Ufers erreichen wollten. Tausende kamen ums Leben. Eigentlich sollten die deutschen Stellungen durch Bomben, Luftlandetruppen und die weitreichenden Geschütze der Kriegsschiffe schon ausgeschaltet sein. Aber durch verschiedene ungünstige Umstände war das kaum geschehen. Keiner hatte mit dem Angriff gerechnet, weil das Wetter dafür nicht günstig war. Der deutsche Verantwortliche für die Verteidigung, General Rommel, war zu seiner Familie nach Deutschland gefahren. Hitler schlief und wurde erst spät geweckt. Man hatte auch nicht mit dem Angriff auf die Küste der Normandie gerechnet, sondern bei Calais, weil das dichter an England liegt, Hafenanlagen hat und die englische Feindabwehr Aufmärsche dort vorgetäuscht hatte. So war die deutsche Verteidigung bald überwunden und ein Brückenkopf für den schnellen Nachschub von Truppen und Panzern aufgebaut, ehe die deutschen Panzerverbände in Marsch gesetzt werden konnten. Die Wehrmacht war auf die Landung vorbereitet, wurde aber dann doch überrascht und konnte die Angreifer nicht wie erhofft ins Meer zurückwerfen. Nun begann der Rückzug der deutschen Truppen von drei Seiten. Die Rote Armee befreite die Sowjetunion und stand vor Ostpreußen, in Italien rückten die Truppen auf Rom vor und von der Normandie im Westen kämpften sich die Armeen der USA, Großbritanniens, Kanadas und Frankreich auf die deutsche Westgrenze vor. Am 8. Mai 1945 unterschrieb Keitel die bedingungslose Kapitulation in Berlin-Karlshorst. Der schlimmste, grauenvollste Krieg aller Zeiten mit unglaublichen 65 Millionen Toten war in Europa zu Ende. Japan ergab sich erst im August 1945. Das war die Seite 157 14h10.

Sonntag 7. Juni 2020 14h08. Heute vor 310 Jahren begann in Europa erstmals die Produktion von Porzellan. Bisher ein Geheimnis umwittertes Herstellungsverfahren der Chinesen. Böttger, der vorgab Gold herstellen zu können, hatte mit Tscherhausen zusammen die richtige Mischung von verschiedenen Tonarten und Sanden gefunden. Die Produktion begann in der Albrechtburg in Meißen. Die besuchten wir von unserem Sommerlager der Einstein-Oberschule aus in der Sächsischen Schweiz in den Sommerferien 1953. Wir durften auch den Malern und Malerinnen zusehen, die in einem weiter außen liegendem hellen modernen Gebäude arbeiteten. Das Porzellan mit den blauen Schwertern aus Meißen war überall in der Welt begehrt und ein wichtiger Exportschlager der DDR. Anschließend ließen wir es uns gut gehen in der uralten Weinstube von Vinzenz Richter am Fuße der Burg. Wir besuchten die Sehenswürdigkeiten in Dresden und umliegenden Schlössern. Aber am besten waren die Klettertouren im Elbsandsteingebirge am Lilienstein, den Schrammsteinen bis zur Barbarine, auf dem Weg zur Bastei über der Elbe. Später war das bevorzugte Klettergebiet meiner Familie in jedem Herbst die fantastischen Felsformationen an der Ottomühle im Biehlagebiet hinter Königstein. Da hatten wir in Thürmsdorf unser Dauerquartier. Zweimal übernachteten wir auch auf den Steinen und in einer niedrigen  Felsenhöhle auf Stroh. Sehr romantisch mit Lagerfeuer und morgens Tee kochen und Spiegeleier braten auf dem Gaskocher vor der Höhle. Am Anfang klettern ohne Seile und andere Hilfsmittel. Später mit Sicherheitsgurt und vielen Karabinern. Das war die Seite 158 14h45.

Montag 8. Juni 2020 13h22. Heute vor 1227 Jahren, 793, überfielen Wikinger ein Kloster in Nordengland ermordeten die Insassen und raubten alles, was ihnen als wertvoll erschien, packten ihre schnellen Segler voll und fuhren zurück in ihre Heimat, dem heutigen Norwegen oder Schweden. Dieser Überfall gilt als der Beginn der mehrere Jahrhunderte dauernden Raubzüge der mutigen Seefahrer aus Skandinavien in Westeuropa. Sie erschienen plötzlich und schlugen grausam zu. Es waren raue Kerle, die keine Gnade kannten. Aber sie ließen sich auch dauerhaft in England nieder und gründeten Dorf- und Handelsgemeinschaften. Über das heutige Russland gelangten die Wikinger sogar bis Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Die Wikinger eroberten auch den Süden der größten Insel der Erde, Grönland. Dort blieben sie einige Jahrhunderte bis sich die Lebensbedingungen verschlechterten. Von Grönland aus segelten die Wikinger nach Neufundland und waren damit vor Kolumbus die Entdecker des heutigen Amerikas. Das beweisen die Funde von Besiedlungen und Eisenherstellung. Das Ende ihrer Raubzüge war das Erstarken der Seemächte an Nord- und Ostsee und ihre Bekehrung zum Christentum. Christen bekämpfen keine Christen, hieß es damals. Wir schafften es nicht bis Norwegen, als wir, Vroni, Michael und Hund Paule nach der Wende mit Zelt und Trabant über Dänemark und Schweden bis Göteborg kamen. Dort nahm uns der Zoll fest, weil unser Hund Paule der Vorschrift nach drei Monate in Quarantäne sollte vor der Einreise in Schweden. Sie holten uns mitten in der Nacht aus unserem Zelt auf dem Campingplatz auf den Schären vor Göteborg. Eine romantische Gegend mit kleinen glatt geschliffenen Inselsteinen in der Bucht. In den weitläufigen Katakomben unter Göteborg verbrachten wir die Nacht mit Durchsuchungen und Befragungen durch die Zollpolizisten. Vroni konnte alle wichtigen Impfungen für Paule nachweisen. Von einer Bestrafung sahen sie schließlich ab, als sie unsere geringen finanziellen Mittel feststellten. Hier erfuhren wir erst unser Vergehen, denn wir wussten nichts von der notwendigen Quarantäne für einreisende Hunde in Schweden. Am Morgen schoben sie uns auf einer riesigen Autofähre nach Frederikshavn im Norden von Dänemark ab. Unser Abenteuer im Land der Wikinger. Das war die Seite 158 14h10.

Dienstag 9. Juni 2020 11h28.  Heute vor 347 Jahren, 1673, wurde der spätere Zar und Kaiser von Russland, Peter I der Große geboren. Er führte das rückständige Russland an die westeuropäische Kultur. Die alte Bekleidung und Bärte fielen. Manufakturen als Anfang der Industrialisierung wurden eröffnet. Besonders für die Ausstattung der Armee. Peter hatte viele Gegner. Da ging es den Strelitzen um den Thron, den Schweden um ihre Beherrschung der Ostsee, den Osmanen im Süden um die Erhaltung ihrer Besitzungen am Schwarzen Meer und im Osten bedrohten die Mongolen mit Überfällen das russische Reich. Peter holte einen preußischen General mit Namen Buchholz zur Verteidigung des Ostens. Der ließ eine Festung bauen, wo sich bis heute die Stadt Omsk entwickelte. Auf diesen Buchholz führt Sergei T. aus Neuseeland seine Vorfahren zurück. Sergei gehört zur Buchholz-Familie, was mir durch die DNA - Untersuchung bekannt wurde. Da wurden viele noch lebende Verwandte mit ihren Mailadressen genannt. Einer der antwortete, war Sergei. Er ist Atomphysiker und war mit seiner Familie am Ende der Sowjetunion nach Neuseeland gegangen. Er hat auch eine Erfindung gemacht, die im CERN Atomspalter in der Schweiz verwendet wird. So klein ist die Welt. Peter I holte eine Buchholz-Entwicklung nach Russland, um die dauernden Einfälle der Mongolen zu stoppen und einer der Nachfahren des Obersten Buchholz ist Atomphysiker und lebt in Neuseeland. Das war die Seite 159 11h51.

Mittwoch 10. Juni 2020 15h02.  Carl Hagenbeck wurde heute vor 176 Jahren, 1844, geboren. Durch seinen Vater wurde er Tierfänger und Händler von wilden Tieren. Später eröffnete er in Hamburg den ersten Tierpark ohne Gitter. Heute finden wir überall die Wassergräben als Begrenzung. Im Nationalen Aufbauwerk in den 1950er Jahren halfen wir Studenten der Hochschule für Planökonomie im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde bei der Anlage der Gräben. Das war keine schwere Arbeit, denn der Boden besteht hier aus feinem Sand. Die Berliner Sandbüchse. Als Siedler hinter dem Schlosspark hatten meine Eltern Mühe mit viel Dünger aus dem Garten einiges Gemüse und Obst zu ernten. Carl Hagenbeck stellte in seinem Tierpark in Hamburg nicht nur Tiere sondern auch Menschen aus vielen Gegenden der Erde aus: Eskimos vom Norden bis zu den Indern aus Ceylon. Sie zeigten ihre Tänze, Gesänge und Arbeiten ihrer Heimat. Das erschien den Deutschen am Ende des vorigen Jahrhunderts als primitiv. Es entwickelte sich eine Überzeugung, daß die Weißen etwas besseres sind. Der Rassismus und die Ausländerfeindlichkeit  waren geboren. In den USA wurde die Sklaverei erst um diese Zeit am Ende des 19. Jahrhunderts abgeschafft. Viele Jahrhunderte lang holte man junge Arbeitskräfte aus Afrika in die Baumwollplantagen im Süden der USA. Deutschland, Belgien, Frankreich, Spanien und Italien hatten Kolonien in Afrika und nutzten die billigen Arbeitskräfte. In Deutschland entstanden Verkaufsläden mit der Reklame, daß sie Kolonialwaren verkauften. Die Völker in den Kolonien befreiten sich im Laufe des 20. Jahrhunderts und bildeten selbständige Staaten. Rassismus und Ausländerfeindlichkeit aber haben sich in Europa und den USA erhalten. Afroamerikaner sind in den USA am meisten von Arbeitslosigkeit, Armut und Kriminalität betroffen. Wie schon oft vorher wurde wieder ein Afroamerikaner von weißen Polizisten getötet. Dem George Floyd drückte ein weißer Polizist am 25. Mai dieses Jahres in Mineapolis den am Boden liegenden Mann sein Knie fast 9 Minuten auf den Hals. Das war die Seite 160 15h42.

Donnerstag 11. Juni 2020 12h57.  Heute vor 250 Jahren, 1770, entdeckte der britische Seefahrer James Cook das Great Barrier Reef an der Ostseite Australiens. Sein Segelschiff war auf Grund gelaufen. Heute erstreckt sich das Korallenriff über 2000 km. Korallen sind bunte Gebilde, die bis unter die Oberfläche des Wassers reichen. Ihre Farben kommen von den Algen, mit denen sie zusammen leben. Sie sind fest am Untergrund und sehen aus wie Pflanzen. Sind aber Tiere, weil sie sich durch Abgabe von Eiern und Samen im Wasser wie Fische vermehren. Eine unglaubliche Vielfalt von Arten, Formen und Farben. Zusammen mit den flinken farbigen Fischen faszinieren sie den Taucher. Aber viele sind schon abgestorben und sehen dann nur weiß-grau aus und bilden Steine. In Florida baute man damit ganze Häuser. Das wurde aber verboten. Die ganze Strecke der Kilometer langen Inselkette bis Key West besteht aus abgestorbenen grauen Korallen. Aber im Roten Meer vor Hurghada konnte ich mit Micha  die ganze Pracht der bunten Korallen und Fische beim Tauchen bis zu zwanzig Meter Tiefe bewundern. Beim Auftauchen überholten uns plötzlich dicke lange Fische. Da hatte man gerade die Reste des Mittagessens über Bord geworfen. Es ist eine andere Welt unter Wasser. Allein das schwerelose Schweben ist ein wahnsinniges Gefühl. Und wenn das Wasser klar ist, wie vor Hurghada oder in den Schwimmbecken in Berlin oder im sauberen Stechlin-See in der Mecklenburger Seenplatte kann man weit sehen, wie die Pflanzen und Fische sich bewegen. Beleuchtet von der Mittagsonne über dem weißen Grund. Unvergessliche Erlebnisse im Schwebezustand in einer so nahen aber doch völlig anderen Welt. Das war die Seite 161 13h26.

Freitag 12. Juni 2020 11h20.  Heute vor 91 Jahren, 1929, wurde Anne Frank in Frankfurt am Main geboren. Sie hatte durch die Judenvernichtung der Nazis nur ein kurzes Leben. 1945, mit fast 16 Jahren starb sie im Konzentrationslager Bergen/Belsen an Unterernährung. Nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland 1933 wollte ihr Vater Otto Frank seine Familie in Sicherheit bringen und übernahm den Aufbau einer Filiale seiner Firma in Amsterdam. Aber nach der Einnahme Hollands 1940 begann die Verfolgung durch die Nazis. Sie versteckten sich mit noch anderen Familien im Hintergebäude der Firma. Als Anne 13 Jahre alt war schenkte Otto Frank seiner Tochter ein Tagebuch. Darin trug Anne alle ihre Erlebnisse, Gefahren und Gefühle während des eingesperrt seins ein. Es wurde gerettet und ihr Vater gab das Tagebuch der Anne Frank nach dem Krieg heraus. Es wurde Welt bekannt.  Otto Frank wurde durch den schnellen Vormarsch der Roten Armee aus dem Konzentrationslager Auschwitz gerettet. Er war der einzige Überlebende der Familie. Annes Mutter und ihre Schwester starben im Konzentrationslager. Bei der Einlieferung in Bergen/Belsen hatte Anne Frank Glück, dass sie gerade 15 Jahre alt geworden war. Denn alle Kinder unter 15 Jahren wurden sofort durch Gas getötet. Wie auch die Alten und Kranken. Nur arbeitsfähige Menschen ließen die Nazis am Leben. Anne musste wie alle anderen schwer arbeiten und wurde krank. Sie war unterernährt, hatte wie alle Läuse und bekam Krätze am ganzen Körper, berichteten Überlebende des Konzentrationslagers. Sie und ihre ältere Schwester kamen in das Krätzelager, wo ihre Schwester noch vor Anne starb. Das war 1945 kurz vor der Befreiung des Konzentrationslagers durch US-Truppen. Otto Frank war nach Kriegsende aus Holland in die Schweiz zu seiner Schwester in Birfelden bei Basel gezogen. Dort betreute er die Herausgabe des Tagebuchs seiner Tochter. Das war die Seite 162 11h54.

Sonnabend 13. Juni 2020 14h02.  Heute beginnt die Hitzezeit. 35 Grad Celsius auf dem Balkon. Im Zimmer 25. Die Wettervorhersage erwartet Gewitter mit Starkregen und Hagel die ganze Nacht hindurch. Davon ist zur Zeit nichts zu merken. Die Sonne hat dicken dunklen Wolken Platz gemacht. Nur leichter Wind von Ost. Liegt dort der Hotspot? Nach den Hitzejahren 2018 und 2019 scheint nun das Jahr 2020 die Spitzenwerte noch übertreffen zu wollen. Ob sich da die Corona-Viren wohl fühlen? Doch wohl nicht. In Deutschland lässt die Infektion und Sterblichkeit nach. Aber für Brasilien werden 34 000 Covis 19 Tote gemeldet. Nur die USA haben mehr. Über 100 000 Tote. Aber beide Präsidenten, Bolsonaro und Trump, spielen die Pandemie herunter und sehen die Vorsichtsmaßnahmen der Regionen kritisch. In Brasilien will man die Ablenkung auf das Corona-Virus nutzen, um noch mehr vom Urwald des Amazonas abzuholzen. Für Landwirtschaft und Goldsuche. Das wirkt sich aber negativ auf das Weltklima aus. Es wird wärmer durch die Vernichtung des Regenwaldes. Ein weiterer Grund neben der Industrialisierung, die zur Erwärmung des Planeten führt und zur von manschen Wissenschaftlern vorausgesagten Klimakatastrophe. Es wird immer dringlicher, das ich im Garten das Pappdach abdichte. Ein Eimer Kleber wird reichen, um die Befestigungsleisten zu streichen und damit die Nagellöcher zu schließen. So wichtig der Regen für die Natur ist, es gibt auch Nachteile. Aber lange hielt der Regen nicht an in der letzten Zeit. Es waren immer nur kurze Schauer. Dominant bleibt die Sonneneinstrahlung und die Hitze. Die Hecken im Garten werden weiter sprießen. Nächste Woche wird hoffentlich eine Benzin-Heckenschere in der Ausleihe bei Hellwig zu kriegen sein. Das war die Seite 163 14h32.

Sonntag 14. Juni 2020 12h05.  Heute vor 80 Jahren, 1940, marschierten deutsche Truppen über Holland, Luxemburg und Belgien in Frankreich ein. Frankreich und England hatten Deutschland den Krieg erklärt, als Deutschland am 1. September 1939 Polen überfiel. Erstaunlicherweise kamen die deutschen Panzer mit Unterstützung der Sturzkampfbomber - Stukas - schnell voran. Sie kesselten bei Dünkirchen die Truppen der Engländer und Franzosen ein - der sogenannte Sichelschnitt -. Sie flohen über den Kanal nach England. Unglaublich, daß es gelang, die mutig kämpfenden und gut organisierten Franzosen in kurzer Zeit zu besiegen. Ihre stark befestigte Maginot-Linie spielte keine Rolle. Die Besatzungen ergaben sich. Im Gegensatz zum ersten Weltkrieg, als es sich um einen Grabenkrieg handelte, entschied im zweiten Weltkrieg die Beweglichkeit und Ausrüstung der Truppen. Wie auch 1866 im Krieg der Preußen gegen Österreich war die Ausrüstung und Taktik entscheidend. Die Preußen verfügten damals schon über Hinterlader-Gewehre. Die Österreicher hatten noch Vorderlader. So sind die vergangenen Jahrhunderte immer voller Kriege gewesen in Europa. Erst nach dem zweiten Weltkrieg gelang es, nunmehr über 75 Jahre Frieden zu haben. Bis auf den Kosovo-Krieg der Nato gegen Serbien nach dem Untergang der Sowjetunion. Bei Bestehen der Sowjetunion hätte sich die Nato nicht gewagt in Serbien Bomben zu werfen. Eine wichtige Rolle für den Frieden spielte auch die EU, die Europäische Union der 27 Staaten in Europa. Leider nahmen die Nato und die EU Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes auf: Polen, Tschechei, Ungarn, Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Estland, Lettland und Litauen. Das brachte ein Ungleichgewicht und ein Unverständnis zwischen den ost- und den westeuropäischen Staaten. Und anstatt Russland mit einzubeziehen, baute man einen Gegensatz auf. Verständlich, dass sich Russland nun zurück gesetzt fühlt und die Verbindung mit China sucht. Militär und Wirtschaft der USA haben wieder Gegner und Grund für Aufrüstung. Das war die Seite 164 12h35.

Montag 15. Juni 2020 11h21.  Heute vor 130 Jahren, 1890, wurde Wilhelm Leuschner geboren. Er lernte Holzbildhauer und entwickelte sich zu einem aktiven Demokraten, Mitglied der SPD und verantwortlichen Gewerkschafter in Deutschland. 1944 wurde er in Berlin-Plötzensee gehängt. Der sogenannte Volksgerichtshof unter Freisler hatte ihn im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler und dem Versuch eines Regierungswechsels in Deutschland zum Tode. verurteilt. Mehrere Abteilungen in der Verwaltung meines Betriebes VEB Elektrokohle Lichtenberg -EKL- hatten sich zusammengeschlossen und eine Brigade mit dem Namen Bruno Leuschner gebildet. Bruno soll ein Sohn von Wilhelm Leuschner gewesen sein. Auch Bruno war im Widerstand gegen Hitler. In Berlin arbeitete er in der Zeitung Roter Wedding mit. 1937 denunziert verurteilte ihn das Kammergericht Berlin zu sechs Jahren Zuchthaus. Er überlebte das Zuchthaus und die Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin und Mauthausen. Nach dem Krieg nahm er aktiv am Aufbau eines antifaschistischen Deutschlands im Osten teil. In der Leitung der Wirtschaft erhielt er verschiedene Funktionen. Viele Jahre war er Leiter der Plankommission. Auch unsere Brigade im EKL war sehr aktiv in der Arbeit und bei der Gestaltung der Freizeit der Brigademitglieder. Wir feierten zusammen unsere Geburtstage und organisierten gemeinsame Abendessen in verschiedenen bekannten Restaurants in Berlin, Radtouren in die Umgebung und Bahn- und Autoreisen in die Mecklenburger Seenplatte, in das tschechische Elbsandsteingebirge und nach Warschau. Wir waren wie eine große Familie. Finanzielle Unterstützung erhielten wir von der Leitung des EKL für hervorragende Leistungen bei der Planung des Betriebes, der angewandten  Rechentechnik mit unserem Robotron 300 und der Leitung einer ökonomischen Materialplanung. Das war die Seite 165 11h51.

Dienstag 16. Juni 2020 13h49. Generaloberst Nikolai Bersarin starb heute vor 75 Jahren, 1945, in Berlin-Friedrichsfelde. Er kam frühmorgens vom Hauptquartier der sowjetischen Streitkräfte in Karlshorst auf der Schlossstraße, heute Am Tierpark, und wollte mit seinem Motorrad zur Stadtkommandantur Alt Friedrichsfelde 1. An der Kreuzung vor der Kirche überquerte ein Lastwagen-Konvoi auf der Wilhelmstraße, heute Alfred-Kowalke-Straße, die Schloßstraße. Bersarin raste auf seiner Zündapp KS 750 ungebremst gegen die linke Seite eines Lastwagens Ford 6. Er und seine Ordonanz im Beiwagen waren sofort tot. Bersarin war ein leidenschaftlicher Motorradfahrer. Auf dem Feldzug nach Berlin fuhr er eine Harley-Davidson. Sein Chef Marshall Shukow hatte ihm das Motorradfahren verboten. Er fürchtete ein Attentat auf den hoch dekorierten General. Um nicht erkannt zu werden hatte deshalb Bersarin einen Blaumann an. Bersarin war zum Stadtkommandanten von Berlin geworden, weil einer Tradition der sowjetischen Streitkräfte gemäß immer der Kommandeur Kommandant wurde, der die Stadt erobert hatte. Bersarin war von Küstrin kommend mit seiner fünften Stoßarmee bis zum Reichstag in Berlin durchgebrochen. Dabei war er der Sprengung des Kraftwerks Klingenberg zuvor gekommen. Die Minen wurden geräumt und der Betrieb konnte weiter gehen. Als Stadtkommandant beendete Bersarin die Vergewaltigungen durch harte Bestrafungen. Mein Vater Kurt Buchholz musste als Ortsvorsitzender von Fredersdorf bei Berlin an der Erschießung eines sowjetischen Soldaten in Alt-Landsberg teilnehmen. Bersarin organisierte sehr schnell die Versorgung der Berliner und des Berliner Lebens in den ersten Wochen nach der Einstellung der Kampfhandlungen. Das war die Seite 166 14h22.

Mittwoch 17. Juni 2020 10h55.  Heute vor 67 Jahren, 1953, war der Aufstand der Berliner Bauarbeiter. Sie legten die Arbeit nieder und demonstrierten gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen. Mein Schulfreund Bernd H. war auch dabei. Er arbeitete in Treptow, in den Elektro-Apparatebau-Werke J.W. Stalin als Meister in der Bohrerei. Er erzählte, dass, als alle losgingen, er auch auf die Straße ging und in Richtung Stadtinneres mit vielen Kollegen marschierte. Von den Auseinandersetzungen vor dem Haus der Ministerien in der Leipziger Straße und von den Panzern der sowjetischen Truppen hatte er nichts mitbekommen. Die Normerhöhung wurde zurück genommen und nach ein paar Tagen war alles wie bisher. Es soll Tote gegeben haben und eine Reihe von Straftätern kamen vor Gericht. Aber der Tag blieb im Gedächtnis. Im Arbeiter- und Bauernstaat hatten Arbeiter gegen die Regierung demonstriert. Das kam nicht noch einmal vor in der Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik. Auch in anderen Städten der Republik war es zu Aufständen gekommen. Die Grenze zu Westberlin war bis zum Bau der Mauer 1961 offen. Wir hatten unsere Verwandten in Westberlin und besuchten sie. So sahen wir, dass der Lebensstandard im Westen besser war als in der DDR. Die Westsender hetzten gegen die DDR und den Aufbau des Sozialismus. So hielten sich große Teile der Bevölkerung reserviert gegenüber der Regierung und den Mitgliedern der regierenden Parteien, der Sozialistischen Einheitspartei, der Bauernpartei, der Liberalen Partei und der Nationalen Partei. Die Schließung der Grenzen zum Westen und dass nur Rentner den Westen besuchen durften war ein dauerndes Ärgernis der DDR-Bevölkerung. Aber es gab auch andere Meinungen. Als meine Arbeitskollegin Ursula N. Rentnerin wurde fuhr sie immer wieder zu Verwandten in den Westen. Sie berichtete uns nicht nur von dem überragenden Warenangebot, sondern auch von den Bettlern und arbeitslosen Jugendlichen auf den Straßen. Sie sagte, dass sie immer zufrieden sei, wenn sie wieder im Osten zurück war. Das war die Seite 167 11h22.

Donnerstag 18. Juni 2020 14h36. Heute vor 205 Jahren, 1805, war die Schlacht bei Waterloo. Napoleon wurde das zweite Mal mit seiner Grand Armee geschlagen. Erst bei Leipzig 1814. Er wurde in die Verbannung geschickt. Er kam zurück und fand begeisterte Anhänger. Obwohl in seinen vielen Kriegen gegen die Monarchien in Europa unzählige Franzosen getötet wurden. Aber er hatte einen neuen Geist in Europa vertreten: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Bürger und Bauern hatten vor der Revolution nichts zu sagen. Sie setzten ihre Unterdrücker aus Adel und Kirche ab. Aber letztlich, besonders nach dem Überfall auf Russland und der Niederlage, gewannen die Könige und Fürsten in Europa wieder die Oberhand. Aber alles konnten sie nicht zurück drehen. Der Feudalismus hatte verloren und das neue Gesetzbuch Code Civil gewonnen. Einheitliche Maße, Gewichte und Währungen setzten sich in den folgenden Jahrzehnten durch und förderten die Wirtschaft, den Freiheitswillen und die Lebensqualität in Europa. Mit Napoleon wurde ein Riesenschritt in der Entwicklung der Menschen gemacht. Das Ziel, Demokratie und Republik haben sich heute durchgesetzt. Leider in den Köpfen noch nicht vollständig. Denn es ist einfach, die Verantwortung und dann auch die Schuld für alles auf die da oben abzuwälzen anstatt mit zu arbeiten, mit zu leiten und die Verwaltung wirklich in die Hände des Volkes zu nehmen. Der Bürgerfonds und die Bürgerjury, die von den Linken in Berlin-Lichtenberg eingerichtet wurden ist der richtige Weg zur Einbeziehung der Bürger in die Entwicklung des Bezirks. In der Bürgerjury prüfen wir die Forderungen und Ideen der Bürger und entscheiden über die Finanzierung. Das war die Seite 168 15h04.

Freitag 19. Juni 2020 13h46.  Heute vor 98 Jahren, 1922, wurde Aage Niels Bohr in Kopenhagen geboren. Er war der Sohn des erfolgreichen dänischen Physikers Niels Bohr. Beide erhielten den Nobelpreis für Physik. Sie hatten sich an der Universität von Kopenhagen um den Aufbau der Atome und besonders des Atomkerns verdient gemacht. Es ist erstaunlich wie sich der Aufbau eines Atoms mit dem Sonnensystems ähnelt. So wie die Planeten die Sonne umrunden, tun es die Elektronen der Atome um den Atomkern. Dabei bestimmt die Anzahl der Elektronen auf den verschiedenen Ebenen die Eigenschaften des jeweiligen Elements. Den Umlauf der Planeten um die Sonne kennzeichnet nur jeweils ein Planet im Gegensatz zu der unterschiedlichen Anzahl der Elektronen auf den Ebenen, die um den Atomkern kreisen. Wir haben jetzt 8 Planeten. In der Schule lernte ich noch 9 Planeten. Aber Pluto, den damals äußersten Planeten, hat man in der Zwischenzeit nicht mehr als Planet anerkannt. Dafür erkannte man im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter viele Bruchstücke eines Planeten. Der konnte sich nicht zum Planeten entwickeln. Die Anziehungskraft des riesigen Gasplaneten Jupiter verhinderte das. Das größte Bruchstück im Asteroidengürtel ist Ceres, den man als Stern am Nachthimmel hell leuchten sehen kann, obwohl er nur einen Durchmesser von etwa 1000 Kilometer hat. Unser Mond hat mehr als drei Mal soviel. Interessant ist auch die Weite des Raumes in dem sich die Elektronen und auch die Planeten bewegen. Offensichtlich ist die Leere das alles Beherrschende im Makro- und Minikosmos. So ist auch verständlich, dass Riesenobjekte in Schwarze Löcher verschwinden können. Und dass sich Materie in Energie verwandeln kann, nach Einsteins toller Formel E = M C2. Das war die Seite 168 14h20.

Sonnabend 20. Juni 2020 10h53. Heute ist der längste Tag des Jahres. Dann kommt die Mittsommernacht und ab kurz vor Mitternacht bewegt sich die Sonne zurück nach Süden und der Sommer beginnt. Bis die Sonne Weihnachten wieder wendet und zurück kommt. Also nicht die Sonne bewegt sich, sondern die Erde. Die Erde wackelt immer hin und her. Jedes Jahr genauso, dass die Sonne senkrecht über dem 30. Breitengrad steht. Auf der nördlichen Halbkugel - dann haben wir Sommer, also ab morgen  - und auf der südlichen Halbkugel - dann haben wir Winter, also ab Weihnachten. Die Sonne steht still. Nur die Erde bewegt sich. Das war ein weiter Weg bis die Wissenschaftler das vor ein paar Jahrhunderten feststellten und damit das kirchliche Weltbild, dass die Erde Mittelpunkt ist, zum schwanken brachten. Nur der Mond dreht sich um die Erde. Planeten drehen sich um die Sonne, unsere Galaxis, die Milchstraße dreht sich um sich selbst und nimmt unsere Sonne und die Planeten mit. Auch die von uns sichtbaren Sterne sind ein Teil unserer Milchstraße und drehen sich mit der Milchstraße. Nur gute Fernrohre sind in der Lage entfernte Galaxien und ihre Sterne für uns sichtbar zu machen. Merkwürdigerweise sollen auch Neil Armstrong und Buss Aldrin heute vor 51 Jahren, 1969, auf dem Mond gelandet sein, während Collins den Mond weiter umrundete und auf die Rückkehr der Landefähre wartete, um zur Erde zurück zu fliegen. Ein unglaubliches Ereignis, wenn man an die vielen Gefahren im Weltraum denkt. 2028 wollen die USA sogar auf dem Mars landen. Der Mond hat nur eine Entfernung von weniger als 400 000 Kilometern zur Erde. Der Mars aber ist viel weiter. Wenn es in ein paar Tagen bis zum Mond geht, so braucht man zum Mars viele Monate und die Gefahren sind entsprechend größer. Trotzdem ist das Ziel richtig. Denn ewig wird die Menschheit nicht auf dieser gefährlichen Erde bleiben können. Das war die Seite 170 11h25.

Sonntag 21. Juni 2020 13h47.  Heute vor 112 Jahren, 1908, demonstrierten 250 000 Frauen und Männer in London für das Wahlrecht der Frauen. Was für uns heute selbstverständlich ist, war seit Jahrhunderten den Frauen verwehrt. Nur die Männer durften wählen. Frauen war es nicht erlaubt die Regierung zu wählen oder selbst gewählt zu werden. Das war ein Makel der Republik. Frauen traute man nicht den politischen Überblick zu. Frauen wurden von den Männern unterdrückt. Noch vor ein paar Jahrzehnten brauchten Frauen in der Bundesrepublik Deutschland die Zustimmung ihrer Ehemänner, wenn sie arbeiten oder ein Bankkonto eröffnen wollten. Nicht im Osten, in der Deutschen Demokratischen Republik. Obwohl Frauen in Deutschland seit 1919 das Wahlrecht hatten. Es hieß, Frauen kümmerten sich nicht um Politik. Aber da gibt es auch viele Männer. Aber Frauen und Männer sind von der Politik, von der Regierung betroffen. Wer nicht wählen will, keine Meinung hat oder sich nicht entscheiden kann, kann der Wahl fernbleiben. Merkwürdigerweise ist das ein großer Teil der Wahlberechtigten. Manchmal die Hälfte. Das weist daraufhin, dass die Demokratie für viele Bürger und Bürgerinnen nicht ausreichend verständlich ist. Die Alternative wäre die Diktatur. Will das jemand? Doch wohl nicht. Man möchte doch mit bestimmen, was die Regierung macht. Dann hat man allerdings auch eine Verantwortung. Und davor schreckt vielleicht mancher zurück. Ich lernte in der Grundschule: … und handeln sollst du, so als hinge von dir und deinem Tun allein, das Schicksal ab der deutschen Dinge, und die Verantwortung wäre dein. Wenn man sich nicht einbringt ist man ein Spielball von Privatinteressen einiger Weniger. Vor allem ist es wichtig, sich zu informieren. Wissen ist Macht. Damit Demagogen und Schönredner nicht Macht über uns bekommen. Das war die Seite 171 14h23.

Montag 22. Juni 2020 13h28.  Heute vor 30 Jahren, 1990, wurde der Check Point Charly in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte abgerissen. Die Mauer war weg, überall konnte man von Ost nach West und umgekehrt die Grenze passieren. Nach 28 Jahren war Berlin wieder eine zusammengehörende Stadt. Keine Mauer mehr. Mit dem Check Point Charly hatten wir nichts zu tun. Das war ein Übergang für Ausländer. Für Deutsche gab es den S-Bahnhof Friedrichstraße. Dort hin brachten wir unsere Oma aus Zepernick, als sie zu ihrer Tochter nach Westberlin zog. Und dort erwarteten wir meinen Cousin Günter Buchholz und seine Lebensgefährtin Liesbeth Wallossek als einmal wieder eine Übereinkunft der Regierungen für Besuche von Westberlinern in Ostberlin getroffen wurde. Das kam in den 28 Jahren der Mauer vielleicht fünf Mal vor. Aber das hatten wir seltsamerweise auch nach Polen. Zwei Mal Besuche in Stettin, einmal zu einem Urlaubsaustausch unserer Betriebe zur Ostsee in der Nähe von Danzig, einmal mit der ganzen Familie nach Stolp, der Heimat der Seils-Familie von Vera, einmal nach Lubnewice hinter der Oder für einen Urlaubsplatz und einmal in die Beskiden zum Wintersport. In der CSSR, Böhmen, Mähren und Slowakei dagegen waren wir fast in jedem Jahr. Besonders nach Vysoke im Riesen- und Isargebirge. Diese Einreise bekamen wir immer und durch meinen Freund Jan K. in Prag hatten wir auch immer ein Ziel. Aber zwischen Ost- und Westberlin passierte nichts für die Ostberliner. Einmal gab es eine Öffnung für Besuche. Eine riesig lange Schlange vor dem Polizeirevier in der Möllendorfstraße. Als ich nach Stunden dran war, hieß es: Nur für Verwandte in gerader Linie. Mein Onkel und Cousins und Cousinen mussten ihren Geburtstag ohne uns feiern. Der Check Point Charly steht noch für eine Kriegsgefahr zwischen Ost und West im Jahr 1961. Weil die DDR-Grenzer die Autos der Westmächte kontrollieren wollten, rollten von beiden Seiten die Panzer an. Ein Schuss hätte den dritten Weltkrieg ausgelöst. Das war die Seite 172 14h02.

Dienstag 23. Juni 2020 15h46.  Heute vor neun Jahren starb Peter Falk. Als Inspektor Columbo feierte er von 1970 bis 2002 Erfolge in aller Welt. Obwohl ich Kriminalfilme ablehne war seine Serie von 69 Fernsehfilmen für mich ein Highlight. Besonders deshalb, weil seine Mörder immer aus der Oberschicht der Gesellschaft kamen, während sonst erblich belastete oder sozial benachteiligte als Mörder dargestellt wurden. Bei Verbrechen geht es meistens um Geld und Sex. Aber kaum um die Gene. Columbo hatte auch immer spitzenmäßige Nebenrollen neben sich. Wie die originellen Putzfrauen oder der Gärtner. Und sein altes Auto aus Europa und sein Hund, ein Bessie mit dem Namen Hund. Sofort am Anfang des Streifens sieht man den Ablauf des Verbrechens. Es geht im folgenden nur noch um die Sammlung von Indizien. Der Verbrecher wird in die Ecke getrieben und gesteht. Also nicht das Geständnis ist Ziel der Ermittlung, sondern die Logik und die Beweise. Als wenn Peter Falk der US-Polizei ein Beispiel geben will, wie es sein sollte. Dabei ist es vermutlich weniger Peter Falk als mehr der Schreiber Levingston, der die Einzigartigkeit der Columbo-Serie bestimmte. Falk hat mehr die lustigen Kleinigkeiten seiner Figur beigetragen: Der Trenchcoat und das Auto aus Europa. Wie Peter Ustinov in seinen Filmen als Hercule Poirot. Ein Spaß bei all der Grausamkeit. Merkwürdig ist Peter Falks Alsheimer-Krankheit am Ende seiner Tage. Das wurde 2007 bekannt. Seinen letzten Columbo spielte er 2002. Er hatte sich im Lauf seines langen Lebens von 83 Jahren viele Texte merken können. Aber am Ende war das Gedächtnis weg. Was ist die Ursache? Eine der vielen Krankheiten ohne Erklärung trotz der vielen medizinischen Labors. Auch bei meiner Mutter Charlotte Buchholz, geborene Reddig, musste ich das mit erleben. Ein reger Geist, immer Interesse für Kultur und Politik, aber am Ende die Vergesslichkeit. Was ist da los? Das war die Seite 173 16h18.

Mittwoch 24. Juni 2020 10h31.  Heute vor 25 Jahren, 1995, bedeckte das Künstlerehepaar Christo und seine Frau in Berlin den Reichstag mit Aluminium besprühten Kunststofffolien. Das hatten sie schon seit 1971 vorbereitet. Angela und Hubert gingen hin wie Tausende andere und fotografierten sich in den herunterhängenden Bahnen. War das Kunst? Oder ein Aufsehen erregendes Ereignis? Sollte nur die Schrift verdeckt werden: Dem deutschen Volk. Hier wurden die Kredite für den ersten Weltkrieg mit 20 Millionen Toten beschlossen. Der Brand des Reichstags 1933 führte zu Hitlers Diktatur, zur Errichtung von Konzentrationslagern in Deutschland und zur Verfolgung der Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftler und schließlich zum zweiten Weltkrieg mit 60 Millionen Toten. Wollte man ein Leichentuch über den Reichstag ausbreiten, damit das nicht noch einmal passiert? Christo und seine Frau wollten ein Kunstwerk schaffen, wie sie es schon vorher an vielen Stellen getan hatten. Ein Zuschauer sagte: Hier werden Millionen verpulvert, während überall in der Welt Menschen verhungern. Was ist also Kunst? Unser Freund und Kunstmaler Richard Bredereck sah in Kunst eine Verpflichtung: Bildung der Sinne und sozialen Auftrag. Christos Verhüllungen waren sicher sinnliche Erfahrungen. Aber von einem sozialen Auftrag ging Christo wohl nicht aus, wenn er die Bäume im Central Park in New York oder eine Brücke in Paris verhüllte. L´art pour l´art ist sinnlos. Es war eben immer nur ein Event, das Aufmerksamkeit erregte. Jeder Künstler möchte in Erinnerung bleiben. Dabei hat ein Künstler, der nur für seine Kunst lebt, einen zweifelhaften Beruf. Nebenbei sollte man Kunst betreiben. Jeder mit seiner Arbeit. Es ist wie mit den Politikern. Wenn das zum Beruf wird, ist man weg vom Leben, abgehoben. Politiker und Künstler ist jeder und kann sich neben seiner Arbeit bemühen. Das war die Seite 174 11h10.

Donnerstag 25. Juni 2020 12h20. Heute vor 70 Jahren, 1950, begann der Korea-Krieg, Nord gegen Süd, USA gegen China. Ein sogenannter Stellvertreterkrieg zwischen USA und dem Kommunismus. Wie auch in anderen Ländern, zum Beispiel in Vietnam. Furchtbare Gewalttaten, mehr Bomben warfen die USA als im zweiten Weltkrieg auf Deutschland. General McArthur stand das Wasser bis am Hals und er forderte den Einsatz von Atombomben wie in Hiroshima und Nagasaki in Japan. Aber vor einem Atomkrieg hatten alle Angst. Das hätte den Tod fast allen Lebens auf der Erde zur Folge gehabt. Dieses Patt gibt es auch heute zwischen den Mächten. Nur Nationalisten und Extremisten könnten die Atombombe anwenden, wenn sie die Technik in die Finger bekommen. Aber da gibt es auch noch andere Gefahren für die Menschheit, wie die Pandemie des Corona-Virus beweist. An Viren forschen viele Labore. Der Koreakrieg ging bis 1953 mit wechselndem Erfolg aber mit viel Leid unter der Bevölkerung. Die 70 Jahre seit dem haben die beiden Nationen Nord- und Südkorea zum Aufbau ihrer zerstörten Städte und Dörfer genutzt. Wie auch in Deutschland ist kaum noch eine Ruine zu sehen. Aber auch das Vergessen hat eingesetzt. Die Gefahr eines neuen Krieges durch den nationalen Egoismus ist groß. Und klein ist das Wissen um die Brutalität des Krieges. Lieber hungern hieß es im Unterstand beim Bombenhagel. Und wir zitterten um unser Leben. Das Pfeifen der herankommenden Bomben habe ich nicht vergessen. Meine Familie und ich, wir hatten Glück. Aber etwa 500 000 starben in den Kellern und Luftschutzgräben in Deutschland. Die Ursache ist das Streben nach Weltherrschaft und die Angst vor dem Kommunismus. Aber der Untergang des Kapitalismus würde niemanden schaden. Im Gegenteil. Endlich könnte die Menschheit sich um die wirklichen Gefahren kümmern können. Das war die Seite 175 12h42.

Freitag 26. Juni 2020 12h54.  Heute vor 72 Jahren, 1948, begann die Blockade Westberlins. Die Sowjetunion stoppte den Personen- und Güterverkehr nach Westberlin bis zum Mai 1949. Das Ziel war wohl, dass die Wesmächte auf Westberlin verzichten würden. Westberlin war eine Insel im Ostblock mit offenen Grenzen. Spione und Schmuggel schädigten den Aufbau im Osten. Aber erst mit dem Bau der Mauer 1961 endete das. Die Blockade 1948 führte nicht zum Erfolg. Sie war ein Fehler der Sowjetunion und führte nur dazu, dass sich die zwei Millionen Westberliner noch mehr zum Westen gehörend fühlten. Die Sowjetunion machte leider viele Fehler. Der Einmarsch der Sowjetarmee in Afghanistan mit den vielen Toten und Verwundeten war auch solch ein Fehler. Der nächste Fehler der Sowjetunion war die schlechte Versorgung der Bevölkerung. Selbst Gorbatschow gelang es nicht, diesen Missstand zu beheben. Oder der Streit mit Jugoslawien und China. Das hätte nicht sein dürfen. Und dann die beschränkte Reisefreiheit. Während im Westen jeder reisen durfte, wohin er wollte - wenn das nötige Geld vorhanden ist - war es im Ostblock nur den Rentnern erlaubt. So fügt sich Fehler an Fehler und der Untergang der Sowjetunion war selbst verschuldet.

Eben rief Loli an. Sie versuchte den von mir beobachteten  Mitternachtsstern zur erklären. Die Internationale Raumstation ISS kann es nicht sein. Denn sie bewegt sich von West nach Ost. Der Mitternachtsstern ist viel heller als ein Planet und bewegt sich von Ost nach West, also entsprechend der Erdbewegung als wenn er feststeht. Mit der Sternen-App und auch mit Google im Internet ließ sich die Sache nicht klären. Seit einer Woche, wenn keine Wolken am Himmel sind, ist dieses Objekt um Mitternacht im Südosten zu sehen. Das ist schon etwas verwunderlich. Oder ist es ein Asteroid oder Komet? Mal sehen, ob Loli die Beobachtung bestätigen kann. Es sieht so aus, als ob das Objekt von der Sonne beschienen wird bis es in den Erdschatten eintritt. Leider ist die Sternwarte in Treptow geschlossen. Dort müsste man Aufklärung erhalten.  Das war die Seite 176 14h44.

Sonnabend 27. Juni 2020 12h08. Den erste Kindergarten gab es vor 180 Jahren, 1840, in Bad Blankenburg in Thüringen. Ihn hatte der Pädagoge Friedrich Fröbel eingerichtet. Er bildete auch Erzieherinnen in einem Seminar aus. Es ging ihm darum, Kinder nicht durch Erwachsene zu beeinflussen, sondern die Kreativität, die Interessen von Kindern zu fördern, zu unterstützen. Mein erster Kindergarten war im zweiten Weltkrieg in den 1940er Jahren in Fredersdorf in der heutigen Ernst Thälmannstrasse vor der Tischlerei, weil Mutter eine Arbeit aufnehmen musste, Kupferdrähte auf Elektromotore aufwickeln. Heute ist dort eine Kaufhalle. Es gab wenig zu essen. Trotzdem, vor Lauchsuppe ekelte ich mich. Ich tauschte sie ein gegen die Mutprobe, einen Regenwurm runterzuschlucken. Nach dem Krieg öffnete Mutter und Tante Lieschen einen Kindergarten in der Bohmstraße, heute Fließstraße, in einem Gebäude des Industriellen Bohm. Das lag gegenüber dem Schlossteich und über der Wassermühle. Dort unterrichtete uns im Malen der Maler und spätere Bürgermeister Richard Bredereck. Ich bekam keine guten Noten von ihm. Das ärgerte mich mächtig, weil ich viel und gern zeichnete, was von meinem Lehrer in der Volksschule Heribert Last immer mit guten Noten bedacht wurde. Bald mussten wir umziehen. Das Haus einer geflüchteten Familie in der Feldstraße wurde Kindergarten. Alles war verwüstet in dem Haus, das lange leer stand und nach Brauchbarem durchsucht worden war. Trotzdem fand ich noch zwei Koffer mit Lebensmitteln hinter der Verkleidung auf dem Boden. Die harte Wurst war noch genießbar nach der Entfernung der von Kleintieren zerfressenden Pelle. Die Kondensmilch war aber ausgetrocknet. Es gab mehrere Hungerjahre nach dem Krieg. Das war die Seite 177 12h37.

Sonntag 28. Juni 2020 13h02. Heute vor einem Jahr, 2019, teilte mir Ancestry.com mit, daß jährlich Ancestry 9,96 € kostet. Das ist wenig im Verhältnis zum Nutzen. Der Familienstammbaum Buchholz ist in den etwa 20 Jahren auf fast 500 Personen angewachsen. Ancestry ist englisch und kann mit Vorfahren übersetzt werden. Die Mitteilung über die neuen Kosten kamen mit einer Mail aus 4800 North Provo. 48 könnte auf Maryland in USA hindeuten. Aber in Maryland ist dieser Ort auf der wirklich genauen US-Karte, die Hildchen von ihrem Freund in Ohio erhielt, nicht zu finden. Weder unter North noch unter Provo. Ist das ein Deckname? Sehr merkwürdig. Aber Ancestry bietet eine gute Übersicht über die Verwandten. An den Buchholz-Stammbaum hat sich auch Heather P. aus West Virginia mit ihrem Ancestry-Stammbaum angeschlossen. Und auch meine Verwandten um John Arthur Buchholz in state New York sind wohl in Ancestry. Also es sollte eine solide Firma sein. Jedenfalls ist der Überblick über die Verwandten great. Lebende Verwandte werden in USA nicht mit ihrem Namen gelistet. Auch fehlen nähere Auskünfte über die Personen. Da steht dann nur lebend und das Verwandtschaftsverhältnis zu anderen. Im Buchholz-Stammbaum dagegen ist jeder mit Namen, Geburtsdatum, Verwandtschaftsverhältnis zu anderen und bekannten Ereignissen genannt. Man möchte doch mehr voneinander wissen als nur den Namen. Aber die Datenschützer sind eine mächtige Gemeinde. Und es gibt auch Menschen, die nichts von sich äußern wollen. Woher kommt diese Angst? Man kann doch nicht hinter jedem Verwandten einen Verbrecher vermuten. Und was will ein Verbrecher  damit anfangen? Selbst wenn es einer der US-Geheimdienste ist. Ich habe jedenfalls die Daten und Ereignisse meines Lebens unter meinem Namen genannt. Es wäre schön, wenn alle das täten. Ich würde gern mehr über meine Verwandten wissen. Es kommt keiner rein in diese Datenbank. Früher konnte ich Verwandte einladen. Das scheint heute nicht mehr möglich zu sein. Alles wird schwieriger und unpersönlicher. Schade. Das war die Seite 178 13h50.

Dienstag 30. Juni 2020 12h26.  Heute vor neun Jahren, 2011, starb der Eisbär Björn Heinrich im Zoo von Palic in Serbien. Er war am 7. November 1986 geboren und 24 Jahre alt geworden und hatte drei Eisbärkinder gezeugt. Vroni B. zog zusammen mit Gaby K., Andrea K. und anderen Tierpflegerinnen der Jungtieraufzucht im Tierpark Berlin den kleinen Björni auf. Die Mutter hatte ihn und ein Geschwisterkind nicht angenommen. So kamen sie zur Jungtieraufzucht. Das war eine besondere Abteilung im Tierpark Berlin, wohl einzigartig in der Welt, die nicht angenommene Wildtiere des Parks aufnahm und aufzog. Zuerst mit der Nuckelflasche und besonders aufbereiteter Milch bis sie wieder im Tierpark zu ihren Artgenossen kamen. Björni kam 1987 in den Zoo von Dvur Kralove in der CSSR. Und von dort nach Palic in Serbien. Seine Kinder bewiesen, dass auch Eisbären im Zoo Nachkommen zeugen können. Selbst wenn die Arktis einmal abgetaut ist, wird man im Zoo Eisbären sehen können. Eisbären haben wohl kein so gutes Gedächtnis wie Elefanten. Björni war jedenfalls keine Wiedersehensfreude anzusehen als er seine Ziehmutter Vroni sah, als sie ihn im Rahmen eines Fernsehfilms in Palic besuchte. Wenn man nach Eisbär Björn Heinrich googelt kann man Fotos und Erinnerungen sehen. Zum Beispiel auch den Korb, der viele Wochen bei uns in der Küche stand und dessen Decken und Kissen in der ersten Zeit seines Lebens seine Nisthöhle  war. Das war die Seite 180 12h58.

 

Der Direktor vom Zoo in Havanna zu Besuch.

Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/7. 31.7.2020. Jeden Tag eine Seite schreiben. Juli 2020. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex.

Mittwoch 1. Juli 2020 11h52.  Heute vor 23 Jahren, 1997, wurde Hong Kong an China zurück gegeben. 99 Jahre hatten die Briten die Gegend im Süden Chinas gepachtet. Das ergab sich eher gegen den Willen Chinas, denn seit langem hatten die Briten diesen Teil Chinas mit Truppen besetzt. China hatte den Opiumkrieg verloren und musste sich fügen. Die Briten lieferten Opium nach China. Das wollte der Kaiser von China unterbinden. Aber die Briten schickten ihre damals modernen Kriegsschiffe und Soldaten. England, Portugal, Frankreich und Deutschland hatten großes Interesse an einen Handelsstützpunkt an der Küste Chinas. In Europa waren Seide und Porzellan aus China sehr gefragt. Dafür lieferten die Briten Opium, was zu einem Niedergang der Zivilisation der Chinesen führte. China war schwach und wurde von Europa ausgeplündert. Jeder Widerstand wurde brutal unterdrückt. Der deutsche Kaiser Wilhelm II schickte Soldaten gegen den sogenannten Boxeraufstand in China und rief ihnen beim Abschied zu: …Gefangene werden nicht gemacht… Das zeigt die damalige ganze Brutalität und Überheblichkeit gegenüber den Chinesen. Auch nach Ausrufen der Volksrepublik China 1949 durch Mao Tse Tung blieb der Status von Hong Kong unberührt. Erst zum Ende der Pachtzeit von 99 Jahren, 1997, begannen Verhandlungen zur Übergabe an China. Dabei gelang es den Briten, eine Sonderregierungszone einzurichten und die Volksrepublik China stimmte zu, dass es in China nunmehr ein Land mit zwei Systemen gab: Kommunismus und Kapitalismus. Hong Kong hatte sich seit der völligen Zerstörung durch die Japaner im zweiten Weltkrieg zu einem reichen Handels- und Finanzplatz entwickelt. Zuletzt gaben die Briten noch englische Reisepässe aus. Nun ist die ehemalige Kronkolonie der Briten zu einem Stachel im Fleisch Chinas geworden und die USA nutzen die Lage gegen den Kommunismus in China aus. Das war die Seite 181 12h25.

Donnerstag 2. Juli 2020 12h38.  Heute vor 65 Jahren, 1955, eröffnete der Tierpark Berlin. Als Studenten der nahe gelegenen Hochschule für Planökonomie in Karlshorst hoben wir im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks Gräben für das umfangreiche Leitungssystem für Wasser und Kabel aus. Wir waren auch mit die ersten Besucher des auch heute noch größten Tierparks Europas. Allerdings war unsere Stammkneipe gleich vorn an der Treskow Allee dem Tierpark  zum Opfer gefallen. Ein ehemaliges Ausflugsrestaurant von Müller. Es hieß immer: Wir gehen zu Müller. Vorn eine Veranda mit vielen Fenstern und hinten Gartenstühle und Tische unter alten Eichen um einen Tanzpodest. Die Eichen stehen noch. Dahinter ist nun das Funktionsgebäude für die Verwaltung des Tierparks. Auf beiden Seiden des Restaurants befanden sich Wege, die zur Siedlung mit den 6 Kolonien führten: Kolonie am Schloßpark, Kolonie Birkenstein, Kolonie Sonnenschein, Kolonie Waldheim, Kolonie Dauergarten und Kolonie Am Bruchweg. In den hunderten Grundstücken versuchten die Siedler etwas aus dem trockenen Sandboden an Obst und Gemüse zu ernten. Meine Eltern hatten in dem Grundstück der Kolonie Waldheim 22 eine Wohnlaube aus Brettern zusammengenagelt. Da kam die Hebamme noch nach Hause und da wurde ich geboren, zwei Stunden nach einem Sonntag. Also fast ein Sonntagskind, was irgend etwas bedeuten soll. Meine ersten Lebensjahre dort sind mir als große Freiheit in Erinnerung geblieben. Eine Kiefernschonung hinter der letzten Kolonie Am Bruchweg, dahinter ein richtig hoher Kiefernwald und die Kippe mit vielen Sandkuhlen und Abhängen waren ideal zum spielen. Alles ist weg. Professor Dathe als Tierparkdirektor ließ alle Lauben und Obstbäume abreißen und errichtete auf dem Gebiet das Alfred-Brehm-Haus für Raubtiere, einige Außenanlagen für Huftiere, Affen und Vögel, ein Heizwerk, Werkstätten, Gebäude für die Tierküche, Fleischerei, Tierärzte und die Jungtieraufzucht. Das war die Seite 182 13h07.

Freitag 3. Juli 2020 12h35.  Julian Assange wurde heute vor 49 Jahren, 1971, geboren. Er wurde Journalist und gründete die Internet-Seite WikiLeaks. Damit veröffentlichte er Tausende  Videos und Texte des US-Militärs aus den Überfällen und Kriegen der USA im Irak und Afghanistan. Weltweit bekannt wurde das Video der Besatzung eines US-Apache Hubschraubers über dem Raum Bagdad. Am 7. Juli 2007 erschossen sie 12 Zivilisten mit ihrer 30 mm Bordkanone und verletzten zwei Kinder schwer. Unter den Zivilisten befanden sich zwei Reporter von Reuters. Sie trugen Kameras. Die Besatzung des Hubschraubers sah darin einen Raketenwerfer und ein Maschinengewehr. Die beiden Kinder saßen in einem Transporter, der zur Hilfe herbeigeeilt kam. Er wurde völlig zerlöchert, der Fahrer erschossen und die beiden Kinder lebensgefährlich verletzt. Von dieser Gruppe auf der Straße im Raum Bagdad ging keine Kampfhandlung oder Bedrohung aus. Sie gingen einfach die Straße entlang. Ohne Weiteres wurde der Besatzung des Hubschraubers die Erlaubnis zum Feuern von der Leitstelle erteilt. Das ist ein eindeutiges Kriegsverbrechen, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die US-Soldaten wurden nicht zur Rechenschaft gezogen. Aber Julian Assange, der diese Ungeheuerlichkeit veröffentlichte, droht in den USA eine Strafe von 170 Jahren Gefängnis. Er ist in Großbritannien in Abschiebehaft. Die USA fordern die Auslieferung. Erstaunlich, wie im Land der Pressefreiheit verfahren wird. Kann es sich Großbritannien  leisten, Julian Assange auszuliefern? Er hatte mit seiner Gruppe Gleichgesinnter in WikiLeaks noch weitere Tausende vom US-Militär geheimgehaltene Videos und Texte veröffentlicht, was Julian Assange vorgeworfen wird. Das war die Seite 183 13h04.

Sonnabend 4. Juli 2020 12h46. Heute vor 344 Jahren erklärten 13 britische Kolonien im Osten von Nordamerika ihre Unabhängigkeit von Großbritannien. Die Ursache war die Weigerung Großbritaniens das Land im Westen Nordamerikas zu besetzen. Es war den Ureinwohnern, den Indianern, vertraglich von Großbritannien zugesichert worden. Aber die Siedler aus Europa strebten nach Westen, nach noch mehr Land für die Eroberer aus Europa. Ganze Völkerscharen kamen aus den Ländern Europas. Besonders auch aus Deutschland. Hier war das Land aufgeteilt. In Amerika gab es Land im Überfluss. Aber auf Kosten der Indianer. Sie wurden immer weiter nach Westen gedrängt. Indianer und die schwarzen Sklaven aus Afrika wurden nicht als vollwertige Menschen akzeptiert. Der Rassismus hat sich bis heute erhalten. Indianer sind in Reservaten eingesperrt. Afroamerikaner bilden in den USA die arme untere Stufe der Bevölkerung. Sie bilden den größten Teil der Arbeitslosen, der Obdachlosen, der Drogenabhängigen, der von Polizisten Getöteten, der Kriminellen und der Insassen der Gefängnisse. Die USA war das letzte große Land, das die Sklaverei abschaffte. Das war 1863 während des blutigen Bruderkampfes des Südens gegen den Norden. Im Süden schufteten die Sklaven auf den Plantagen der weißen Gutsbesitzer, die ihre Privilegien nicht abgeben wollten. Die Weißen bildeten den Ku-Klux-Klan, der die Afroamerikaner behinderte ein gleichberechtigtes Leben zu führen und viele brutal umbrachte. Bis in das 20. Jahrhundert gab es die Benachteiligung der Afroamerikaner ganz offiziell. Wie den Juden in Deutschland in der Nazizeit war es den Afroamerikanern verboten, Parkbänke und Sitzplätze in Bussen zu benutzen. Bildungseinrichtungen wurden ihnen verboten. Der Jahrhunderte alte Kampf der Afroamerikaner der USA um ihre Gleichberechtigung geht immer weiter. Das war die Seite 184 13h19.

Sonntag 5. Juli 2020 14h11.  Gestern vor 74 Jahren, 1946, kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges war das Pogrom von Kielce in Polen gegen Juden. Sie kamen als Überlebende der 25 000 Juden zurück, die vor dem Einmarsch der deutschen Truppen im September 1939 in Kielce gelebt hatten. Bis 1944 waren dann keine Juden mehr in Kielce. Sie wurden in die Vernichtungslager transportiert oder konnten sich durch Flucht retten. Es waren nur einige hundert Menschen, die nun ihre Wohnungen zurück haben wollten, die in der deutschen Besatzung von Polen besetzt waren. Die Polen ermordeten bei dem Pogrom viele Juden und Polen, die den Juden beistanden. 12 Polen wurden kurz danach vor Gericht gestellt und 9 davon zum Tode verurteilt und am 12. Juli 1946 im nahen Wald erschossen. Das Pogrom löste in Polen eine Welle der Auswanderung der Juden aus. Sie fühlten sich in Polen nicht sicher. Der Präsident Polens Lech Kaczinski sprach auf einer Gedenkfeier 2006 von einer Schande für Polen. Das Pogrom war sicher auch eine Folge des Rassismus und der Unterdrückung der Juden durch die Nazis in der Zeit der deutschen Besatzung in Polen. Angeblich würden die Juden die Weltherrschaft anstreben. Dabei waren es die Nazis, die das wollten. Die Herrschaft der weißen Rasse über alle Völker der Erde war das Ziel der Kriege der Nazis. Leider ist das Gift dieser Ideologie nicht ausgestorben. Statt die Gemeinschaft gleichberechtigter Nationen anzustreben, regt sich in einigen Staaten wie den USA, Ungarn und Polen der Nationalismus, die Überheblichkeit. Der US-Präsident Trump will die USA wieder groß machen. Den noch zu entwickelnden Impfstoff gegen das Corona-Virus will er für die USA sichern. Aber es gibt keine isolierten Staaten mehr. Alles ist verbunden und die Pandemie kann nur global bekämpft werden. Das war die Seite 185 14h59.

Montag 6. Juli 2020 13h09. Der Prediger und Reformator Jan Hus wurde heute vor 605 Jahren, 1415, in Konstanz verbrannt. Die Bischöfe warfen ihm vor des Teufels zu sein. Jan Hus war gegen den Reichtum und den Ablasshandel der Kirche, durch den man seine Sünden gegen Bezahlung los wurde. Und er war gegen die Kreuzzüge, bei denen die Araber und überhaupt alle Andersgläubige brutal ermordet wurden. Der König Sigismund hatte ihm freies Geleit zum Konzil in Konstanz zugesichert. Dort konnte er seine Auffassungen vor den Bischöfen vertreten. Wie Luther 100 Jahre später. Aber Luther wurde beschützt. Jan Hus nicht. Er starb durch Verbrennen bei lebendigem Leibe. Das hatte Aufstände zur Folge, denn beide hatten Gleichgesinnte, die dem reichen Leben der Bischöfe ein Ende setzen wollten. So kam es nach dem Mord an Jan Hus zum Hussitenkrieg. Bauern und Handwerker bewaffneten sich und bekämpften die Kirchenleute. Ihre Armeen kamen bis Bernau bei Berlin. Dort steht noch heute am Stadttor: Bernauer Bier und heißer Brei machten die Stadt Hussitenfrei. Durch Luther spaltete sich die evangelische Kirche vom Katholizismus und dem Pabst ab und es gab in Europa viele Aufstände und Kriege. Der schlimmste war der Dreißigjährige Krieg. Viele Dörfer und Städte, wie Magdeburg, wurden verwüstet und die Menschen grausam ermordet. Am Ende gelang es den Katholiken nicht, die Länder mit den Evangelien zurück zu erobern. Seitdem ist Europa religiös gespalten. Die Gläubigen können sich ihre Kirche aussuchen. Oder austreten. Immer weniger sind Mitlieder einer Kirche. Ein Misstrauen herrscht gegen die Kirchenoberen. Genauso wie gegen die Parteiführer. Gegenüber früher kann man sich heute immer mehr informieren und ist sich seiner Kraft bewusst. Radio, Fernsehen, Internet bieten jedermann die Möglichkeit sich zu informieren. Mit dem Glauben geht es bergab. Immer wichtiger wird die Wirklichkeit und die eigene Meinung. Und das ist gut so. Das war die Seite 186 13h49.

Dienstag 7. Juli 2020 12h11. Vor 140 Jahren veröffentlichte Konrad Duden ein Wörterbuch der deutschen Sprache. Es wurde vom Deutschen Reich, von der Schweiz und von Österreich übernommen und bestimmt die Schreibweise der deutschen Wörter. Leider wurde von Konrad Duden nicht die Forderung Martin Luthers berücksichtigt den Menschen aufs Maul zu schauen. Auch der neueste Duden von 2017 enthält noch Schreibweisen, die nicht identisch sind mit dem Sprechen. Photo wird als alte Schreibweise von Foto genannt und viele Worte mit Ph aufgeführt. Früher schrieb man Tal mit h, Thal. Es hat sich schon einiges geändert. Aber immer noch wird es den Lernenden schwer gemacht. Warum? Es gibt keinen Grund, es sei denn, daß eine eingeschworene Professorenliga auf ihre Kompetenz und ihre Notwendigkeit besteht. Von Thema, Theater und Theke hat man sich auch noch nicht verabschiedet, obwohl niemand t und th beim Sprechen unterscheiden kann. Warum dauert der Fortschritt immer so lange? Warum hängen wir am alten Zopf. Es ginge doch alles viel einfacher. Wenn heute am 7. Juli Siebenschläfer ist, so mag das als alte Bauernregel durchgehen und für einige von Interesse sein. Aber so richtig glaubt doch keiner daran. Wettervorhersagen sind schwierig. Das erleben wir dauernd. Und daran kann man auch bisher nichts ändern. Aber wie man schreibt ist eine einfache Festlegung. Nur Mut der Politiker und Wissenschaftler gehört dazu. Das unheilvolle Vermächtnis eines Konrad Duden hängt uns nun schon seit 140 Jahre an und leider auch die Rechtschreibregeln. Ob das oder daß ist dem Inhalt der Aussage kaum relevant. Da kann man sich auf das einigen. Besonders auch weil ß nirgends in der Welt bekannt ist. Wie auch die Umlaute ü, ö und ä. Die spricht man allerdings auch. Aber nur im Deutschen. Also kann man sie auch ue, oe und ae schreiben. Warum kompliziert, wenn es einfacher geht. Es kommt auf die Verständigung, auf den Inhalt der Sache an. Das war die Seite 187 12h51.

Mittwoch 8. Juli 2020 12h46. Ferdinand Graf von Zeppelin wurde heute vor 182 Jahren geboren, 1838. Er war im Militärdienst im Stab und  Reitergeneral. Warum er sich für das Fliegen interessierte ist vielleicht nicht weit hergeholt. Ich flog auch mehrmals vom Pferd. Zeppelin ist in Baden-Württemberg in Schloss und Hof groß geworden und hatte sicher auch mit Pferden zu tun. Mein weitester Abflug über dem Kopf des Pferdes ereignete sich in Neuenhagen bei Berlin. Angela wollte unbedingt reiten. So fuhren wir zu einem Reiterhof am Neuenhagener Mühlenfließ, der Zoche. Es war Herbst und die Felder abgeerntet. So ging es also flott über Acker und Wiesen. Auf einer sumpfigen Wiese an der Zoche passierte es. Der Pferdejunge auf seinem Hengst war weit voraus und unsere Stuten wie wild hinter her. Mit den Vorderläufen sprang meine  über einen kleinen Graben und blieb im tiefen sumpfigen Boden stecken. Das Hinterteil des Pferdes ging hoch und ich über den Kopf runter. Ich konnte gerade das Kinn auf die Brust drücken, da lag ich schon nach dem Salto auf dem Rücken auf der Wiese. Die war weich und ich konnte auch noch das Pferd wieder einfangen und mich mit Mühe in den Sattel ziehen. Dann ging es auch schon im Galopp auf der Neuenhagener Trainierbahn hinter dem Hengst des Pferdejungen her. Ich klammerte mich am Haarbüchel auf dem Hals des Pferdes fest und blieb oben. Wochenlang kam ich nicht aus dem Kreuz. Dabei hatte ich schon auf dem Hof meines Vaters, dem roten Ochsen oder Schäferhof in Fredersdorf bei Berlin mit 11 Jahren auf den Ackerpferden geübt. Aber auch mit schmerzhafen Abflügen auf dem harten Kopfsteinpflaster des Gutshofes. Zeppelin wird auch seine Erfahrungen gemacht haben. Und so schien ihm wohl der Bau eines Starrluftschiffes mit einer Gondel an der Unterseite und zwei Propellerantrieben an den Seiten eine sichere Alternative. Er starb schon 1917 und musste nicht den Absturz in Lakehurst bei New York 1937 erleben, wobei viele Menschen ums Leben kamen. Das lag an einer elektrischen Entladung aus einer Gewitterwolke, die das Wasserstoffgas entzündete. Das war die Seite 188 13h17.

Donnerstag 9. Juli 2020 13h52.  Katharina die Große wurde heute vor 258 Jahren, 1762, Zarin von Russland nach dem sie ihren Mann den Zar Peter III entmachtet hatte. Dabei halfen ihr die Offiziere des russischen Heeres. Das ist insofern erstaunlich, weil Peter III begeistert von Soldaten und Krieg war. Er bewunderte die Preußen und besonders Friedrich II, auch als Großer oder der Alte Fritz genannt. Als Peter III Zar wurde, zog er sofort die russischen Truppen gegen Preußen  zurück. Das rettete Friedrich II, der eben eine vernichtende Schlacht gegen die Österreicher und Russen verloren hatte. Aber gegenüber seiner Frau Sophie, die erst als Zarin zu Katharina wurde, und gegenüber den Offizieren war Peter III schwach. Er kümmerte sich wohl zu wenig um die Macht in Russland. Katharina jedenfalls war stark und vergrößerte das russische Reich durch Kriege gegen das Osmanische Reich. Ihr Heer eroberte die Nordküste des Schwarzen Meeres mit der Insel Krim von den Osmanen. Auch nach Westen breitete sic sich bei der Teilung Polens in den 1790er Jahren durch Preußen, Österreich und Russland aus. Sie setzte fort, was Peter I begonnen hatte und Russland wurde eine Großmacht in Europa. Katharina die Große regierte Russland 33 Jahre bis zu ihrem Tod 1796 erfolgreich und unangefochten. Da war sie 68 Jahre alt. Sie war eine aufgeklärte Monarchin. Sie hatte sich über die neuen Ideen der Aufklärung informiert und setzte im begrenztem Umfang auch Reformen in Russland durch. Aber die Französische Revolution von 1789 ging ihr zu weit. Über weitere 100 Jahre blieb Russland eine landwirtschaftlich geprägte Gesellschaft und rückständig. So ist es nicht verwunderlich, daß ein weiterer schwacher Zar Nikolaus der sozialistischen Revolution unter Lenin, Stalin und Trotzki zum Opfer fiel und Russland zur sozialistischen Sowjetunion wurde. Das war die Seite 189 14h32.

Freitag 10. Juli 2020 13h13.  Heute vor 35 Jahren, 1985, versenkten französische Geheimdienstleute ein Schiff im Hafen von Auckland in Neuseeland. Ein Reporter ertrank. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wollte das Schiff, die Rainbow Warrior, als Protest gegen die Atombombenversuche Frankreichs in die Südsee schicken. Die USA hatten auch in der Südsee ihre Atom- und Wasserstoffbomben getestet und viele Insulaner von ihren Heimatinseln vertrieben. Man versprach ihnen die Rückkehr. Aber die Inseln sind radioaktiv verseucht. Bis heute. Fische und landwirtschaftliche Produkte sind nicht essbar. Es gab dann einen internationalen Vertrag über das Verbot von Atombombenversuchen, dem auch die meisten Länder beitraten. Die allgemeine Erkenntnis setzte sich durch, daß das gesamte menschliche Leben durch Atom- und Wasserstoffbomben gefährdet ist. Ein Krieg mit Atombomben ist deshalb unwahrscheinlich. Nur Terroristen, wenn sie an Atombomben kommen, könnten Unheil anrichten. Auch Indien und Pakistan, beide im Besitz von Atombomben, sind Gefahrenherde, da sie sich dauernd heftig um das Eigentum von Land streiten. Eine Aufgabe für die Sicherheitskonferenz der Vereinten Nationen. Auch Nordkorea hat Atombomben. General Mac Arthur forderte die US-Regierung im Koreakrieg auf, Atomwaffen einzusetzen. Das wäre Selbstmord gewesen, denn China und die Sowjetunion hätten mit Atombomben antworten können. Auch bei der Cuba-Krise war die Menschheit in Gefahr von Atombomben vernichtet zu werden. Dagegen ist die zur Zeit herrschende Corona-Pandemie nur ein kleines Übel. Ein viel größeres Übel ist die ungleiche Verteilung von Lebensmitteln, Wasser und Lebensstandards auf der Erde. Die Unzufriedenheit in und zwischen den Völkern wächst. Es ist genug da für alle. Nur niemand will etwas abgeben. Wir könnten über unsere eigenen Beine stolpern. Dabei fällt mir ein, wie mir mein Bruder Kurt bei meinem ersten Besuch in der Schweiz stolz die meterlange Wurst- und Fleischtheke bei Micro zeigte. So ist es heute wohl überall in Europa. Das war die Seite 190 13h54.

Sonnabend 11. Juli 2020 15h32.  Heute vor 25 Jahren, 1995, begann das Massaker von Srebrenica in Bosnien auf dem Balkan. 8000 muslimische Männer und Jungen fielen ihm zum Opfer. Die Täter waren Soldaten der Republik Srebsca. Sie kämpfen gegen die Armee der muslimischen Bosniaken. Die UNO hatte eine Friedenstruppe geschickt, konnte aber nichts ausrichten. Es waren Niederländer, denen später noch der Prozess gemacht wurde, weil sie den Völkermord nicht verhindert hatten. Bis heute werden in den umliegenden Wäldern menschliche Knochen geborgen. Auch die Täter kamen vor Gericht und bekamen Haftstrafen bis lebenslänglich. Sie verteidigten sich mit Hinweisen auf Kriegsverbrechen der muslimischen Soldaten gegen die Serbischen Bosniaken. Wie der Kosovo machte sich auch Bosnien nach dem Zerfall Jugoslawiens selbständig. Dabei kam es zum Kampf um die Macht zwischen Muslimen und Serben. In der Zeit des Osmanischen Reichs hatten sich die Muslime über Jahrhunderte auf dem Balkan ausgebreitet. So entstand Albanien als muslimisch geprägtes Land. Griechenland wehrte sich und unterstützte die Serben im Kampf gegen die Muslime. So wurden auch einige Griechen in den Völkermord reingezogen. Unter dem Deckmantel der Religion geht es immer um Macht und Besitz. Gestern wurde die Hagia Sophia in Istanbul wieder zur Moschee erklärt. Der Islam ist auf dem Vormarsch. 1935 hatte der Gründer der modernen Türkei Atatürk die Hagia Sophia von der Moschee zum Museum umgewandelt. Moschee war sie rund 500 Jahre lang gewesen nach dem Konstantinopel von den Muslimen erobert und zu Istanbul wurde. Davor war die Hagia Sophia fast 1000 Jahre lang eine christliche Kirche gewesen. Das war die Seite 191 16h08.

Sonntag 12. Juli 2020 15h02. Vor 150 Jahren bereitete Preußen den Deutsch-Französischen-Krieg vor. Ministerpräsident Bismarck wollte die Einheit Deutschlands gegen den Widerstand Frankreichs durchsetzen. Er hatte schon den Norddeutschen Bund geschlossen. Nun fehlten nur noch Bayern und die anderen südlichen Königreiche und Fürstentümer. Für den Kaiser von Frankreich, Napoleon III, erschien ein einiges Deutschland zu stark und gefährlich für den Frieden in Europa. Und er hatte recht. Frankreich verlor den Krieg und Preußens König Wilhelm I wurde erster Deutscher Kaiser. Zwei furchtbare Weltkriege waren die Folge. Erst nach dem zweiten Weltkrieg konnten sich Frankreich und Deutschland zu einem friedlichen Abkommen in der Europäischen Union einigen. Seit dem ist Frieden in Europa. Abgesehen von den blutigen aber begrenzten Balkankriegen nach der Auflösung Jugoslawiens und dem Bürgerkrieg in der Ukraine. Es gab jedenfalls keinen Weltkrieg durch Deutschland mehr. Gefährlich ist die Situation aber immer noch, denn Nationalisten und Ausländerfeindlichkeit wiegeln das Volk auf. Angeblich wäre Deutschland der Zahlmeister. Dabei hat kein Land in Europa mehr Gewinn durch seinen Export. Und nach wie vor gilt die Regel aus der Kolonialzeit, daß die reichen Industrieländer die Preise bestimmen. Also billige Importe und teure Exporte. So kann die Armut in den Entwicklungsländern in Afrika, Südamerika und Asien nicht verringert werden. Das ist die Ursache für die wachsenden Flüchtlingsströme. Ein circulus vitiosus, ein Teufelskreis. Der kann erst durchbrochen werden, wenn die Entwicklungsländer das gleiche Lebensniveau erreichen, wie die Industrieländer. Dagegen stehen die egoistischen Interessen der privaten Unternehmer, der Börsen, Versicherungen und Banken. Das war die Seite 192 15h35.

Montag 13. Juli 2020 14h03.  Heute vor 150 Jahren, 1870, veröffentlichte Bismarck die Emser Depesche und Napoleon III von Frankreich erklärte Preußen den Krieg. 200 000 Soldaten starben und doppelt soviel wurden verwundet. 30 000 Kommunarden erschoss die französische Armee Ende Mai 1871. Sie errichteten in Paris und anderen Städten eine sozialistische Gesellschaftsordnung. Frauen erhielten den gleichen Lohn wie Männer. Fabriken wurden enteignet und vom Staat verwaltet. Eine Nationalgarde kämpfte gegen die deutschen Truppen obwohl Napoleon III sich der Übermacht der deutschen Armee ergeben und kapituliert hatte. Das Volk akzeptierte das nicht, setzte Napoleon ab und errichtete eine Republik. Leider war man sich nicht einig. Gegen die Pariser Kommune etablierte sich in Versailles eine republikanische Regierung. Ein halbes Jahr lang gab es in Frankreich trotz der Besetzung durch deutsche Truppen einen Bürgerkrieg und die Kommunarden unterlagen und wurden ermordet. Für den verlorenen Krieg musste Frankreich Teile von Elsass und Lothringen an Deutschland abgeben. Außerdem hatte Frankreich umfangreiche Reparationen an Deutschland zu zahlen. Das führte in Deutschland zu einem wirtschaftlichen  Aufschwung und zur Gründerzeit. Aber nach dem verlorenen ersten Weltkrieg mit 20 Millionen Toten hatte Deutschland im Versailler Friedensvertrag Elsass-Lothringen wieder an Frankreich zurückzugeben und selber umfangreiche Reparationen an Frankreich zu zahlen. Aus dem Elsass oder aus Lothringen war auch unser Französisch-Lehrer in der Einstein-Oberschule in Neuenhagen bei Berlin 1953. Da lernten wir nach dem Buch Ici la France die Marseillaise, die französische Nationalhymne. Ein blutrünstiger Text aus dem Kampf des revolutionären Volkes gegen die Tyrannen. Die erste Strophe habe ich nie vergessen. Sie beginnt mit Allons enfants de la Patrie -Auf, Kinder des Vaterlandes, le jour de gloire est arrive -der Tag des Triumpfs ist gekommen. Contre nous de la tyrannie -gegen uns die Tyrannen… Das war die Seite 193 14h46.

Dienstag 14. Juli 2020 12h14.  Heute vor 81 Jahren, 1939, wurde Karel Gott geboren. Sein Lied von der Biene Maja und die Lobpreisung der Oma mit Babitschka hört man immer wieder einmal im Radio. Da ist wohl ein starker familiärer Zusammenhalt in der Tschechei. Ich erinnere mich bei uns  nicht an derartiges. Die Mutter meines Vaters wohnte zwar um die Ecke in der Kolonie Dauergarten. Aber sie hatte wohl mehr mit sich, ihrem Freund Konopka und ihrem Grundstück zu tun. Nur bei den gemeinsamen Weihnachtsfeiern kamen alle bei uns zusammen. Vater spielte auf seinem Weltmeister-Akkordeon und alle sangen Weihnachtslieder, die Kinder sagten Gedichte auf, Fotos mit Blitzlicht hielten die Familie fest und am Abend wurde eine Partie Schlimme Schlesische Lotterie gespielt. Die Mutter meiner Mutter ist mir nur immer lesend in Erinnerung geblieben. Aber bestimmt habe ich auch vieles vergessen. Karel Gott trat schon in den 1950er Jahren im Brecht-Theater am Schiffbauerdamm Theater in Berlin als kleiner Sänger in einem tschechischen Ensemble auf. Seine hohe aber trotzdem angenehme Stimme blieb in Erinnerung. Jedenfalls entwickelte sich Karel Gott zu einem bedeutenden  Weltstar moderner Lieder und Hits. Durch meinen Freund Jan K. ist die Tschechei das für uns wichtigste Land geworden. Wir lernten es kennen vom Böhmerwald bis in die Hohe und Niedere Tatra. Im Winter fuhren wir Ski am Paseky, in Vysoke nad Jizerou und am Chopok und im Sommer tourten wir im Trabant und Zelt zu den landschaftlichen und geschichtlichen Sehenswürdigkeiten. Jan, sein Bruder Michal, seine Eltern, seine Frau Ruzena und die Kinder nahmen uns oft auf oder vermittelten Unterkünfte und Reiseziele in diesem schönen Land. Jan kannte sich aus. Er war wie sein Vater Landvermesser und kannte jeden Winkel in der Tschechei und Slowakei, die seit Ende des zweiten Weltkrieges bis zur Wende 1990 ein gemeinsames Land bildeten. Das war die Seite 194 12h49.

Mittwoch 15. Juli 2020 16h50.  Gestern vor 131 Jahren, 1889, stürmte die Pariser Bevölkerung das verhasste Gefängnis, die Bastille. Sie töteten den Direktor und trugen seinen Kopf als Symbol des Sieges durch die Stadt. Das war der Beginn der Französischen Revolution von 1989. Der Tag ist der Nationalfeiertag in Frankreich. Warum aber stundenlang gestern die verschiedenen Truppenteile mit Glanz und Orden  am Präsidenten Macron vorbei marschierten und ihre Säbel vor ihm senkten, erschließt sich nicht. Soll das die unbedingte Ergebenheit der Armee gegenüber der Staatsmacht zeigen? Dann hat sich durch die Revolution des Volkes in Frankreich nichts verändert. Die Armee hat das Sagen und nicht das Volk. Richtiger wäre doch eine Demonstration des Volkes zum Gedenken an die Französische Revolution. Schließlich wurden die Privilegien der Adligen und der Kirche abgeschafft, der Tyrannen, wie es in der Nationalhymne der Franzosen heißt. Die blutrünstige erste Strophe der Hymne spielte und sang gestern eine Kompanie von Soldaten. Aber wir haben doch auch in Frankreich eine Republik mit demokratisch gewählten Volksvertretern. Aber sie bestimmen nicht über das Militär wie in der Bundesrepublik Deutschland. Sondern das Militär untersteht in Frankreich dem Präsidenten. Wie in den USA. Nur über die Kriegskredite stimmt das Parlament ab, nicht aber über den Einsatz der Truppenteile und den Krieg. Das widerspricht den Ergebnissen der Französischen Revolution: Liberte, Fraternite, Egalite, also Herrschaft des Volkes. Aber das Volk lässt sich von gewissenlosen und egoistischen Verbrechern manipulieren, wie Hitler mit seinem tausendjährigem Reich der Nazis. Das Volk der Sowjetunion zerbrach das Nazireich unter ungeheuren Opfern und mit Hilfe der USA und Englands. Das war die Seite 195 17h28.

Donnerstag 16. Juli 2020 12h46. Heute vor 148 Jahren, 1872, wurde Roald Amundsen geboren. Der Norweger erforschte die beiden kalten Pole unserer Erde. In der Antarktis war er sogar der erste, der den Südpol erreichte. Vor dem Briten Scott, der den Wettkampf mit Amundsen und sein Leben dabei verlor. Amundsen war wie sein Vater Kapitän von Segelschiffen. Er segelte durch die Nordost-, die Südwestpassage und überquerte im Zeppelin den Nordpol. Bei der Suche nach dem italienischen Nordpolforscher Nobile verschwand er im Juni 1928 in der Barentssee. Er ist verschollen. Erstaunlich, daß und wie schnell sich der Körper an die Kälte gewöhnt. Ich fror nie beim Eissegeln. Im Gegenteil. Es war ein angenehmes Gefühl vom Kopf bis zu den Zehen. Selbst als ich einbrach, überstand ich die Sache einwandfrei. Ich versuchte auf das Eis zu kommen. Aber es brach jedes Mal unter mich ein. Es war nur etwa ein Zentimeter dick. Enten müssen die Fläche bis zuletzt offen gehalten haben, denn sonst war der Rangsdorfer See seit Wochen fest zugefroren und mit Schnee zugedeckt. Nach jedem Rettungsversuch schwamm ich zur Eisyacht und ruhte mich aus. Ich dachte, nun müsste ich doch einen Herzinfarkt kriegen oder ähnliches. Aber nichts. Die Pudelmütze schwamm weg. Die Filzstiefel wurden immer schwerer. Ich zog sie aus. Sie versanken. Die Eisyacht hatte sich umgedreht. Der 4,88 m lange Mast steckte mit der Spitze im Sumpf, wie später an der schwarzen Farbe und dem Modder in der Segelnut zu sehen war. Es war Nebel rundherum. Aber ein Junge entdeckte mich und informierte meine Sportsfreunde, die beim Mittag essen im Restaurant am Seebad saßen. Sie kamen und warfen mir ein Seil zu. Meine Finger waren klamm. Ich konnte es nicht fassen. So drehte ich das Seil um beide Unterarme und sie zogen mich raus. Auf Socken rannte ich über das Eis, vorbei an dem wohl gerade eingetroffenen Feuerwehrauto in das Restaurant. Da stand ich vor den voll besetzten Tischen mit essenden und schwatzenden Gästen. Keiner kam und half mir. Ein See bildete sich auf dem Boden. Die Finger waren klamm. Ich konnte den Reißverschluss meiner Jacke nicht öffnen. Eine Angestellte zog mich aus und leitete mich zu einer Dusche. Ich spürte nicht die Hitze des Wassers. Vroni holte die Ersatzsachen aus dem Auto und bald war alles OK. Das war die Seite 196 13h25.

Freitag 17. Juli 2020 13h53. Heute vor 75 Jahren, 1945, begann die Berliner Konferenz der großen Drei Stalin, Truman und Churchill im Schloss Cecilienhof bei Potsdam. Es ging nach der Niederlage des Großdeutschen Reiches und der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Streitkräfte am 8. Mai 1945 im wesentlichen um die Verwaltung Deutschlands, um die von Deutschland zu leistende Wiedergutmachung und die Oder- Neiße-Grenze mit Polen und die Rückführung der Deutschen. Fünf Millionen Deutsche sollen sich in dieser Zeit noch östlich dieser Grenze befunden haben. Später sprach man im Westen von 12 Millionen Vertriebenen. In Ostdeutschland hießen sie Umsiedler. Mit dem Einmarsch der Roten Armee hatten sich die Deutschen auf den Marsch nach Westen gemacht. Die Polen aus den Ostgebieten besetzten die Häuser und Höfe. Im Osten nahmen Weißrussland und die Ukraine wieder die Ländereien in Besitz, die nach dem ersten Weltkrieg Lenin im Tausch Frieden gegen Land abtrat. Der Hof meines Urgroßvaters Friedrich Wilhelm Buchholz in Nadolnik, Kreis Schneidemühl im Gebiet Posen war auch davon betroffen. Die Familie flüchtete bis Prenzlau in Mecklenburg, wo Friedrich Wilhelm und seine Frau um Weihnachten 1945 starben. Sie waren hoch in den 80er Jahren und den Strapazen der Flucht nicht gewachsen. Als ich den Hof nach etwa 20 Jahren besuchte, wurde er von einem Polen aus den ehemaligen Ostgebieten Polens bewirtschaftet. Er hatte hohe Abgaben an den Staat zu leisten. Das war die Seite 197 14h22.

Sonnabend 18. Juli 2020 14h28. Heute vor 102 Jahren, 1918, wurde Nelson Mandela in Südafrika geboren. Seit Jahrhunderten herrschten die weißen Siedler und die Afrikaner waren rechtlos und wurden unterdrückt. Der Afrikaner Nelson Mandela lernte, wurde Rechtsanwalt und kämpfte sein ganzes langes Leben von 95 Jahren für die Gleichberechtigung und gegen den blutigen Rassismus. Er wurde oft verhaftet und schließlich zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt. Er führte trotzdem mit seinen Freunden vom Afrikanischen Nationalkongress ANC den Kampf weiter. Zuletzt ging es ihm um Aussöhnung. Nach 27 Jahren gelang es ihm, mit dem Präsidenten Südafrikas de Klerk ein Abkommen zur Abschaffung des rassistischen Apartheid-Systems zu schließen. Mandela wurde aus dem Gefängnis entlassen und bei den ersten allgemeinen Wahlen zum Präsidenten gewählt. Mandela und De Klerk erhielten den Friedensnobelpreis. Es war ein großer Erfolg gegen den Rassismus in aller Welt. Selbst der US-Präsident Bush gratulierte. Es wurden soziale Maßnahmen durchgeführt. Die Wohnungen der Afrikaner erhielten Wasser und Stromanschluss. Die Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten der Afrikaner wurden erheblich verbessert. Trotzdem ist das Lebensniveau immer noch nicht angeglichen. So kam es zu Demonstrationen und Aufständen. Die Weißen bilden nach wie vor die reiche Oberschicht in Südafrika. Aber die friedliche Abschaffung der Apartheid war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ermutigte die Unterdrückten in allen Ländern. Gandhis gewaltloser Widerstand in Indien hatte in Südafrika gesiegt. Gandhi war Nelson Mandelas Vorbild. Aber die Kriege im Jemen, in Syrien, Afghanistan, Irak und der Ukraine zeigen, daß sich mächtige Regime mit Waffengewalt an der Macht halten. Das war die Seite 198 15h14.

Sonntag 19. Juli 2020 13h39.  Heute vor 120 Jahren, 1900, wurde die Pariser Metro eröffnet. Nach London, Wien und Budapest war es die sechste U-Bahn in Großstädten. Berlin kam erst zwei Jahre später und ist auch heute nicht so umfangreich, wie die Pariser Metro. Obwohl Berlin mehr Einwohner hat als Paris. Wir waren gleich nach dem Mauerfall in Paris und besuchten mit unserem Sohn Michael das erst vor kurzem eröffnete Disneyland Paris. Natürlich wollten wir auch auf den Eiffelturm. Wir verpassten es an der Metrostation auszusteigen, weil die nur Tour heißt. Tour heißt Reise. Sogar im englischen sind Reise und Turm getrennt, trip und tower, obwohl die Engländer unter einem Wort oft die verschiedensten Angelegenheiten verstehen. Aber in der französischen Sprache ist Turm auch Reise, also tour. Ich hatte wenigsten mit dem Namen Eiffel gerechnet. Aber nichts da. Mit meinen mageren französisch Kenntnissen konnte ich in dem überfüllten Waggon mit hilfsbereiten Parisern endlich rauskriegen, daß Tour die Metrostation am Eiffelturm ist und wir zu weit gefahren waren und zurück mussten. Wir schafften es schließlich und kamen bis auf die Spitze des Eiffelturms. Eine weiße Stadt mit einem auffallenden mächtigen weißen Kirchenbau auf einem entfernten Hügel lag vor unseren Füssen. Das Weiße kommt von den verwendeten weißen Kalksteinen. Die kamen aus dem Untergrund der Stadt. Paris steht teilweise auf feinem weißen Kalkstein, das in früheren Jahrhunderten abgebaut wurde. Ein riesiger Keller unter der Stadt. Ein Hohlraum, in den schon ganze Häuser einbrachen. Die Höhlen wurden als Schmuggelgänge und als Friedhof genutzt. Der Erbauer des Turms, Gustave Eiffel, hatte große Schwierigkeiten. Der Eisenturm verschandelt Paris, hieß es. Er sollte bald wieder abgerissen werden. Nur mit Tricks, dem Panamakanal und mit vollem Einsatz seiner Eigenmittel und mit wenigen Freunden gelang der Bau. Aber die Pariser Bürger bezahlten die hohen Preise für die Besteigung des Turms und als das Militär den Turm als Sendemast entdeckte, konnte der Turm stehen bleiben. Das war die Seite 199 14h14.

Montag 20. Juli 2020 13h06.  Heute vor 76 Jahren, 1944, war das Attentat auf Hitler. Oberst Stauffenberg versuchte den Oberbefehlshaber der Wehrmacht mit zwei Sprengkörpern in der Wolfsschanze in Ostpreußen zu töten. Es gelang ihm aber nur einen scharf zu machen. Zudem stellte jemand die Aktentasche mit der Bombe hinter einem der dicken Eichenfüße des Kartentisches, an dem Hitler und seine Generäle standen. So wurde Hitler nur leicht verletzt. Die Verschwörung der hohen Militärs wurde aufgedeckt und hunderte der Beteiligten und Mitwisser zum Tode durch den Strang verurteilt. Die Familien kamen in Sippenhaft. Wenn Hitler gestorben wäre, was hätte sich geändert? Für Hitler gab es kein zurück, keine Kapitulation. Der zweite Weltkrieg aber war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr durch Deutschland zu gewinnen. Am 6. Juni 1944 waren die Alliierten in Nordfrankreich gelandet. Italien war zum großen Teil besetzt. Die rote Armee hatte seit der Schlacht von Stalingrand 1943 die Wehrmacht überall zurück gedrängt und stand vor den Grenzen Deutschlands. Der Krieg war für Deutschland verloren. Die Nazi-Oberen Göring, Goebels, Himmler und die Generäle hatten das sicher auch erkannt. Würden sie ohne Hitler kapitulieren? Würden sie der bedingungslosen Kapitulation und die Besetzung Deutschlands zustimmen? Millionen Tote und ungeheure Schäden hätten vermieden werden können. Aber die Nazis hatten zu viele Verbrechen begangen. Sie konnten nicht kapitulieren. Denn das wäre ihr Todesurteil gewesen. Im Volk gab es zwar Widerstandsgruppen. Aber die waren zu schwach, die Macht zu übernehmen. Eine von Stauffenberg vorbereitete neue Regierung hätte sich nicht gegen die SS und die Sicherheitsdienste durchsetzen können und der Krieg wäre bis zum bitteren Ende weiter gegangen. Also war das Attentat sinnlos und nur ein Zeichen, daß nicht alle mit dem totalen Krieg der Nazis einverstanden waren. Das war die Seite 200 13h36.

Dienstag 21. Juli 2020 14h00.  Heute vor 27 Jahren, 1993, starb mein Cousin Uwe Reddig vor der Kirche von Hartha in Sachsen. Meiner Ansicht nach war er ermordet worden. Er war erst 49 Jahre alt und gesund. Aber er hatte nach dem Fall der Mauer von der Bundesregierung Geld bekommen für seine Haftstrafe in der DDR-Zeit. In einem Restaurant in Berlin-Baumschulenweg soll er gesagt haben, dass der Staatsrats-Vorsitzende Erich Honecker ein Pausenclown sei. Uwe war Alkoholiker und mehrmals in Entzugskliniken. In Hartha war er vor der Kirche mit einer tötlichen Kopfverletzung gefunden worden. Auf meine Anzeige bei der Volkspolizei in Berlin-Lichtenberg erhielt ich die Information, daß Uwe gefallen war und daß kein Fremdverschulden festgestellt wurde. Zeugen gab es nicht. Ich fuhr nach Hartha in Sachsen und versuchte selbst Nachforschungen anzustellen. Aber ich stieß auf eine Wand des Schweigens. Was aus seinen Sachen wurde und aus seiner Wohnung konnte oder wollte mir niemand sagen. Uwe hatte mir oft geschrieben. Er war plötzlich religiös geworden und einer Sekte beigetreten. Uwe wollte mich jahrelang von seinem Glauben überzeugen. Einmal besuchte er uns in Berlin. Aber da er voll betrunken war, ließ ich ihn nicht in unsere Wohnung. Ich wollte meiner Frau Vroni und den beiden Kindern Sabine und Michael den Anblick ersparen. Aber das war falsch und ich bereute es. Uwe kam auch nicht mehr wieder. Bald danach war er tot. Ich erfuhr es durch meine Geburtstagskarte für ihn im Mai 1993, die zurück kam. Auf der stand: Verstorben. In Hartha konnte ich nur sein Grab auf einer Wiese des Friedhofs finden. Seine Mutter war früh verstorben und das hatte ihn aus der Bahn geworfen. Als Jugendlicher hatten wir viele gemeinsame Touren auf dem Motorrad und im Auto in den Harz und in das Elbsandsteingebirge zum Klettern in den Felsen unternommen. Es war ein fröhlicher Junge damals. Das war die Seite 201 14h32.

Mittwoch 22. Juli 2020 15h15.  Heute vor 22 Jahren, 1998, schaffte mein Schulfreund aus der Einstein-Oberschule in Neuenhagen den Aufstieg auf das Matterhorn. Wir hatten es vor einem Jahr, 1997, schon einmal zusammen versucht. Mein Sohn Michael war auch dabei. Wir hatten es nicht geschafft, ja nicht einmal versucht, weil des Wetter ungünstig und der Ansturm der Bergsteiger zu groß war. Das Zeitfenster war zu klein für die vielen Kletterer. Es musste ja immer ein Bergführer dabei sein (für 600 DM umgerechnet). Das war Vorschrift. Obwohl sie am Tag zwei Touren machten, schafften sie es nicht. Wir hatten dafür andere Touren gemacht. Die Gletscherzunge in Sas Fee war  besonders beeindruckend. Das Wasser fließt unter dem Eis hervor und bildet einen Bergbach. Wir erklommen noch einige Gipfel im Angesicht des Matterhorn-Massivs und fanden Abenteuer. Aber da noch Geld und Zeit von Michaels Schulferien übrig blieb, nahmen wir einen Billigflug an und flogen mit unserem Zelt nach Portugal, auf einen Zeltplatz bei Lagos in der wilden Algarve. Die Küstenformationen aus Lehm bestimmen die Küste mit seltsamen Formen, Brücken, Tunnel, Inseln. Dazwischen weißer Badestrand. Mit einem geborgten Moped kamen wir sogar bis zur Westküste und zu den Korkeichen. Die Stämme waren rot, weil die Rinde schon abgeerntet worden war. Riesige Laster auf den staubigen Straßen transportierten die langen Rindenstücke ab. Von den hohen Felsen am Cabo de Sao Vicente sahen runter zu den schäumenden Wellen des Atlantik. Auf der Straße dorthin viele bunte Kioske. Unter anderem bot ein findiger Verkäufer die letzte Bockwurst vor Amerika an. Wenn wir auch nicht das Matterhorn geschafft hatten, so war die Algarve doch auch ein sehenswertes und unvergessliches Erlebnis. Das war die Seite 202 15h52.

Donnerstag 23. Juli 2020 13h53. Gestern sollte der Komet Neowise zu sehen sein, wurde publiziert. Aber es war bewölkt. Mal heute Nacht sehen. Ein Komet mit langem Schweif. Erst in 70 000 Jahren soll er wieder in der Nähe der Sonne und der Erde auftauchen. Also in den nächsten Nächten aufpassen. Es ist überhaupt allerhand los da oben. Heute schickt China eine Rakete mit einem Lander zum Mars. Im Februar 2021 soll er ankommen. Dann umkreist er den Mars und lässt den Lander runter zum Mars. Es geht um die Frage, ob Wasser zu finden ist. Das würde auf früheres Leben hinweisen. Vielleicht war der Mars einmal bewohnt. Kann das Schicksal der Marsianer auch uns Erdlinge treffen?  Die Sowjetunion, die Russen und auch die USA schossen schon Raketen mit Lander auf den Mars. Es gibt Bilder einer trostlosen steinigen Wüste. An unserem Nachthimmel war 1997 der Komet Hale Bob zu sehen. Auch mit langem Schweif. Wir sahen ihn sehr deutlich oben von den Alpen. Da war klare Luft. Wir waren zum Ski fahren nach San Luc in der französischen Schweiz gereist. Die ganze Familie bevölkerte ein altes hölzernes Landhaus. Aber auch der Schweifkomet Hale Bob war ein Attraktion. Seit einigen Wochen ist im Südosten von Berlin aus ein helles Objekt am Nachthimmel deutlich ab 22 Uhr zu sehen. Eine neue Weltraumstation? Die Chinesen, Japaner und auch arabische Länder haben solche Projekte. Die Sternwarte in Berlin-Treptow ist immer noch vorübergehend geschlossen und gibt keine Hinweise. Sicher wegen der Ansteckungsgefahr durch Corona-Viren. Über 200 000 Menschen steckten sich in Deutschland bisher an. Davon sind etwa 15 000 krank und 9 000 gestorben. Durch die jährliche Grippe entsteht mehr Schaden. Aber es konnte noch kein Gegenmittel entwickelt werden. So etwas soll Jahre dauern. Bloß bis dahin ist das Virus mutiert und ein neues Gegenmittel muss her. Also eine ewige Pandemie. Das war die Seite 203 14h27.

Freitag 24. Juli 2020 11h15.  Heute vor 10 Jahre war das Unglück mit der Love-Parade in Duisburg. 21 junge Menschen aus Australien, China, Deutschland, Niederlande, Spanien und Italien wurden im Tunnel zu Tode gedrückt. Der Ansturm war stärker als von den Organisatoren eingeschätzt. Und alle mussten durch diesen Tunnel. Über 600 Menschen wurden bei dem Gedränge verletzt. Bei der Silvesterfeier am Brandenburger Tor in Berlin ist auch immer ein mächtiges Gedränge. Alle wollen dabei sein und die Böller krachen und das Feuerwerk schießt bunte Sterne in den Himmel. Aber bei den Feiern zur Love-Parade ist in Berlin niemand zerdrückt worden. Sie war zwischen den Bäumen im Tiergarten und auch immer voll. 1999 feierten 1,5 Millionen zwischen dem Brandenburger Tor und dem Großen Stern. Die Musikwagen fuhren auf der breiten Straße Runde um Runde und die Menschen tanzend und singend dazwischen. Ich war dabei und es war Spitze. Vor allem auch wegen der Freiwilligkeit. Keine Gewerkschaft, keine Partei oder Organisation hatte dazu aufgerufen, sondern die Leute um Dr. Motte. Vom Kudamm 1989 bis zum Brandenburger Tor 2006 gab es die Love-Parade in Berlin. Aber der Senat war dagegen. Sie verweigerten den politischen Status. Deshalb gab es auch keine Ordnungskräfte der Polizei, keine Müllcontainer und keine Klos. Und weil niemand Werbung machen durfte und keine Bierwagen und keine Esskioske zugelassen waren - es war auch kein Platz dafür - hatte niemand von der Wirtschaft Interesse an der Love-Parade. So wurde sie ab 2007 in Berlin verboten. Danach fand sie in verschiedenen Städten statt bis 2010, der Katastrophe von Duisburg. Am nächsten Tag sagten die Organisatoren jede weitere Love-Parade ab. Die Freiwilligkeit hatte verloren, wie auch die Fröhlichkeit. Schade. Das war die mit Abstand größte und bunteste Veranstaltung in Berlin. Die nächst große Demo in Berlin war die gegen den Überfall der USA auf den Irak mit 500 000 Teilnehmern. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß niemand für den Tod der 21 jungen Mensch und für die über 600 Verletzten bestraft wurde. Das Gericht stellte am 4.5.2020 das Verfahren ohne Urteil ein. Das war die Seite 204 11h40.

Sonnabend 24. Juli 2020 15h28.  Die Concorde, der Überschalljet, stürzte heute vor 20 Jahren, 2020, kurz nach dem Start in Paris ab. Auf der Startbahn lag eine Titanlamelle, die eine vorher gestartete Boing verloren hatte. Die Titanlamelle zerriss das Gummi der Reifen der Concorde. Teile davon schlugen eine Leck in den linken Flügel. Es trat Kerosin aus. Das fing Feuer an einem gerissenen Stromkabel und im nu gab es einen Feuerschweif. Die Maschine konnte nicht gesteuert werden, hatte keine Kraft und stürzte auf ein Hotel. Drei der Bewohner des Hotels, 96 Passagiere der Concorde und 13 Mitglieder der Besatzung starben. Hätten die Piloten die Titanlamelle auf der Startbahn gesehen, die Nase war beim Start runter geklappt, wäre ein Stopp vielleicht noch möglich. Oder wäre das Teil von der Autowache vom Flugplatz weg geräumt worden, wäre nichts passiert. Aber die Concorde hatte sowieso keine Perspektive. Über 2000 DM kostete ein Flugticket. Und dann kam 2001 der Flugzeugterror in den USA hinzu, der 9/11. Niemand wollte mehr fliegen. 2003 wurde der Flugbetrieb mit der Concorde eingestellt. Über 20 Jahre war sie geflogen. Aber nur 20 Flugzeuge wurden gebaut. Das Gerät war einfach zu teuer, verbrauchte viel Kraftstoff und machte Krach, so daß einige Länder ihm den Überflug verboten. Alle Länder zogen ihre Kaufabsichten zurück. Heute bleiben viele Flugzeuge wegen der Corona-Pandemie am Boden. Der internationale Flugverkehr hat sicher zu der schnellen Verbreitung des Virus beigetragen. Und ein Ende der Pandemie ist nicht abzusehen. Trotzdem ist auch in Zukunft eine schnelle Flugverbindung erforderlich. Daran wird gearbeitet. Das war die Seite 205 16h03.

Sonntag 26. Juli 2020 14h42.  Heute vor 69 Jahren, 1951, wurde Michal K. in Prag geboren. Sein Vater war Landvermesser und später Dozent an der Karls-Universität in Prag. Seine Mutter war Deutsche und stammte aus Berlin. Ihre Eltern wohnten in Baumschulenweg. Michal und sein Bruder Honza verbrachten ihre Sommerferien bei den Großeltern in Baumschulenweg. Hier spielten sie mit meinem Cousin Uwe Reddig, der mit seiner Mutter in der Glanzstraße am S-Bahnhof Baumschulenweg wohnten. Meistens waren sie im Park zwischen dem Fluss Spree und dem Britzer Verbindungskanal und dem Plänterwald unterwegs. Eine tolle Gegend. Wir schwammen nachts über die Spree, die an der Stelle immerhin eine Breite von einigen 100 Metern hatte. Heute überspannt dort eine neu gebaute Brücke den Fluss. Als uns Honza - wir nannten ihn nur Jan oder Jendoa - vor einigen Jahren besuchte, wollte er seiner Frau Ruzena und den beiden Töchtern Berlin zeigen und seine Erinnerungen auffrischen. Seine Großeltern und auch Uwe waren schon vor Jahren gestorben. Aber wir besuchten natürlich auch den Park in Baumschulenweg. Und den Müggelsee. Aber am wichtigsten und schönsten war für die Frauen Berlin Mitte und die Modehäuser der Friedrichstraße. Sie kauften ein, während Jan und ich an der Bar blieben und Erinnerungen austauschten. Jan musste auch nicht Auto fahren. Das machte gekonnt der Freund seiner Tochter Marketa. Sie waren alle von Prag Großstadtverkehr gewöhnt und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie waren auch viel unterwegs, da sie in der Firma von Jan als Landvermesser angestellt waren. Michal war Bauleiter und auf vielen Baustellen auch in Deutschland unterwegs. Wir hatten angenehme Erinnerungen an unsere Segelpartien auf dem Stienitzsee bei Rüdersdorf in den Sommerferien. Ich hatte dort sehr günstig für Tausend DDR-Mark einen Piraten mit Groß- und Focksegel und einen Steg am Ufer erworben. Ein Ausgangspunkt für viele Touren. Das war die Seite 206 15h16.

Montag 27. Juli 2020 13h50. Heute vor 196 Jahren, 1824, wurde Alexandre Dumas der Jüngere geboren. Er und sein Vater waren fleißige Schriftsteller umfangreicher Werke. Der Großvater war General unter Napoleon. Eine Familie voller Abenteuer. Das fand sich auch in den bekannten ihrer Bücher. Der Graf von Monte Christo, Die Drei Musketiere, Manon Lescaut, Der Mann mit der eisernen Maske. Vieles kam auf die Bühne und wurde im 20. Jahrhundert verfilmt. Es geht immer um spannend erzählte menschliche Beziehungen von Gut und Böse. Ich habe sie als Jugendlicher verschlungen, wie auch später meine Tochter Beatrice. Die französischen Erzähler Balzac, Victor Hugo und viele andere konnten fesselnd schreiben. Man kam nicht los davon. Die Zeit vor und nach der Französischen Revolution von 1789 lieferte auch genug bemerkenswerte Ereignisse. Die Franzosen sind in der Lage schwierige Familienverhältnisse deutlich zu machen und spannend wieder zu geben. Der Deutsche bleibt da mehr an der Oberfläche, ist mehr rational und nicht emotional. So sammelte ich schon sehr früh Bücher und las sie, verborgte und tauschte sie. Trotz kleiner Wohnung zieren einige hundert Bücher die Wände. Vor Motorrad und Auto ließ ich mir einen Bücherschrank nach meiner Zeichnung beim Tischler anfertigen. Etwa 1,80 m breit mal 2,50 m hoch. Es war mein Wunsch von klein auf. Der enthält allein schon einige 100 Bücher, Alben, Super 8 Film Kartons. Heute schreibe ich lieber als lesen. Seltsam, wie sich alles ändert im Laufe des Lebens. Trotzdem, wenn etwas gut geschrieben ist, kann ich mich nur schwer davon trennen. Das Fernsehen hat das Lesen verdrängt. Die Reporter sind auch überall in allen Ländern der Erde und finden immer mehr interessante Ereignisse. Und nun kommt auch noch der Weltraum dazu. Raketen und Weltraumstationen öffnen uns den Blick zu den Monden, Planeten und Sternen. Da ist noch viel zu entdecken. Das war die Seite 207 14h37.

Dienstag 28. Juli 2020 12h52.  Heute vor 15 Jahren, 2005, beendete die IRA ihren bewaffneten Kampf gegen die britische Besatzung von Nordirland. Ein blutiger Jahrhunderte alter Krieg ging zu Ende. IRA heißt Irische Republikanische Armee. Die Engländer hatten Irland schon vor Jahrhunderten besetzt. Aber die Iren wehrten sich und erreichten schließlich auch ihre Selbständigkeit. Bis auf den Teil von Nordirland. Auch die Schotten und die Waliser wehrten sich gegen die Engländer. Aber sie gehören heute zu Großbritannien, wobei große Teile der Bevölkerung in Schottland immer noch eine Selbständigkeit anstreben. Eine Abstimmung vor Jahren verloren sie knapp. Früher herrschten die Kelten auf der Insel. Wie in ganz Westeuropa. Dann wanderten die Römer, die Wikinger, die Sachsen und Franzosen ein. Nur die Iren, Schotten und Waliser konnten etwas kulturelle Selbständigkeit bewahren. Die ist bedroht durch die Globalisierung, wie überall auf der Erde. Globalisierung ist ein schreckliches Wort für eine notwendige Entwicklung aller Völker der Erde. Es macht uns die Heimat kaputt. Die Gegend, wo wir uns wohl fühlen. Alle Menschen überall. Dagegen wirkt die technische und gesellschaftliche Entwicklung, das Internet, die schnelle Verbindung mit Auto, Bahn und Flugzeug, die Verflechtung der Wirtschaft über alle Länder und das Großmacht streben. Das Streben nach Weltherrschaft seit Alexander dem Großen, über das Römische Reich, Tschingis Khan, den Kolonialreichen der Spanier, Portugiesen, Franzosen, Deutschen und Engländer bis zur heutigen Weltmacht USA war und ist zum Scheitern verurteilt. Egoismus hält nicht lange. Nur Toleranz, gegenseitiges Verständnis und Abrüstung bringt die Menschheit weiter. Das war die Seite 208 13h26.

Mittwoch 29. Juli 2020 21h42. Heute rief Hiltrud R. an. Wildschweine brachen in ihren Garten ein und ernteten Äpfel von den noch jungen fünf Bäumen. Bogen sie runter und rissen Äste und Blätter ab. Wir bogen sie aufrecht und stützten sie ab. Sie werden weiter wachsen und im nächsten Jahr wieder Äpfel tragen. Das Loch im Staketenzaun am Absaugstutzen besserten wir aus. Und dann kam der Absauger noch zum Glück, damit die Befestigung wieder etwas erweitert werden konnte. Es war ein erfolgreicher Nachmittag. Zuletzt gab es noch ein indisches Essen und Getränke aus echt indischen Trinkgefäßen. Hiltrud ist studierte Indologin und dabei, ein weiteres Buch über diesen geheimnisvollen Subkontinent zu schreiben. Dabei geht es um den Versuch der Japaner, Indien von der Besetzung der Briten zu befreien. Ein noch unbekanntes Kapitel einer grausamen Schlacht im zweiten Weltkrieg. Dabei kämpften auf beiden Seiten Inder. Die Briten hatten es schon immer verstanden, die verschiedenen Fürstentümer in Indien gegen einander auszuspielen und die Reichtümer für sich zu nutzen. Aber Gandhi machte dem ein Ende. Sogar unter dem Motto des friedlichen Widerstandes. Vorbild für Nelson Mandela in Südafrika gegen die Apartheid. Bewunderswert wie sich Hiltrud um dieses Land Indien müht und versucht, es den Deutschen näher zu bringen. Von der Anzahl der Bewohner das zweitbevölkerungsreiche Land der Erde hinter China mit vielen religiösen Menschen, dem Hinduismus ergeben und gegen den vom Islam geprägten Nachbarn Pakistan im Norden. Beide verfügen über Atombomben und immer wieder entstehen Auseinandersetzungen an den Grenzen. Ein Pulverfass für den Weltfrieden. Dabei geht es weniger um Religion, sondern mehr um Landbesitz und Macht. Und keiner will nachgeben. In der heutigen Zeit der Corona-Pandemie sind die vielen Millionen armen Menschen in diesem weiten Land Indien besonders gefährdet. Besonders die Frauen haben es schwer, sich gegen die Männerwelt durchzusetzen. Das war die Seite 209 22h14.

Freitag 31. Juli 2020 13h22.  Heute vor 101 Jahre, 1919, wurde die Weimarer Verfassung beschlossen. Ein weiterer Schritt zur Demokratie. Angefangen von dem gescheiterten Versuch einer Demokratie in der Paulskirche von Frankfurt a/Main 1848. Aber bis heute ist Deutschland ein Unruheherd in Europa geblieben. Die Weimarer Verfassung gab den Frauen das Wahlrecht, aber behielt die alte kaiserliche Macht weitgehend bei. Der Kaiser Wilhelm II floh 1918 nach Holland und der SPD-Mann Ebert rief die Republik für das Deutsche Reich aus. Aber die Reichswehr und die Beamten kamen aus dem Kaiserreich. Wie Adenauer auch die alten Nazis am Beginn der Bundesrepublik nach dem zweiten Weltkrieg in Politik und im Gericht übernommen hat. Damit war nur eine begrenzte Demokratie möglich. Die Mächtigen hatten nach dem ersten und auch nach dem zweiten Weltkrieg Angst vor der Kraft des Volkes. Ein Bürgerkrieg war nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland ausgebrochen. Das Volk wollte wirkliche Volksherrschaft. Aber die bekam es nicht, sondern es bekam 1925 als Ebert gestorben war, den Reichspräsidenten Hindenburg, den General des ersten Weltkrieges und Monarchisten und Gegner der Demokratie. Er verhalf 1933 Hitler mit seinen Nazi-Verbrechern an die Macht in Deutschland. Die Folge war der schrecklichste Weltkrieg aller Zeiten mit über 60 Millionen Toten weltweit. Und heute stehen wieder deutsche Soldaten in vielen Ländern der Erde. Sie sollen für Frieden sorgen. Können sie das bei der Vergangenheit? Und im Bundestag macht sich die Alternative für Deutschland am rechten Rand breit. Wenn sich die langjährige Bundeskanzlerin Merkel im nächsten Jahr aus der Politik zurück zieht, kann es einen weiteren Rechtsruck und Nationalismus in Deutschland geben. Die heute gehandelten Kandidaten lassen nichts Gutes erhoffen. Das war die Seite 211 13h45.

Mit Hiltrud nach der Reparatur der Schäden durch apfelsüchtige Wildschweine.



Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/8. 31.8.2020. Jeden Tag eine Seite schreiben. August 2020. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex, Heinz s. 4.8.

Sonnabend 1. August 2020 13h39.   Heute vor 58 Jahren, 1962, stand mein erstes Auto vor der Tür in der Normannenstr. 5a in Berlin-Lichtenberg. Es war ein Trabant 500. Ein Kleinwagen mit 500 Kubikzentimeter und 15 PS. Höchstgeschwindigkeit 100 kmh. Mehr war in der DDR auch nicht erlaubt. Der Trabant kostete 7650 Mark plus Feuerlöscher für 27,35 Mark und Dreibock für 14,50 Mark. Außerdem bekam Hannelore K. für ihre Anmeldung 300 Mark, ein damals üblicher Preis. Sie hatte sich Jahre früher auf einen Trabant angemeldet als ich. Und der Termin war am 1.8.1962 dran. Ich hatte rund 10 000 Mark in drei Jahren meiner Arbeit als Stampferhelfer und Pechmahler im VEB Elektrokohle Lichtenberg gespart. Das war eine körperlich schwere und durch Kohlenstaub, Teer und Pech auch ungesunde Arbeit im Drei-Schicht-Betrieb. Eine Woche Frühschicht von 6 bis 14 Uhr, dann eine Woche Nachtschicht von 22 bis 6 Uhr und dann die beste, die Nachmittagschicht von 14 bis 22 Uhr. Da konnte man ausschlafen. Das machte ich rund fünf Jahre insgesamt. Wir waren jeweils in einer Schicht vier Stampferhelfer, ein Mischer, ein Kranfahrer, ein Schichtführer und drei Schütter an den Eirich-Mischmaschinen. Neben unserer Ofenbauhalle war eine weitere Halle für die Herstellung von Stampfmassen, die ebenfalls vom Kran- und Schichtführer und den Schüttern und Pechmahlern bedient werden mussten. Während wir in der Ofenbauhalle AM 32 - Anodenmasse aus Koks, Pech und Teergemisch herstellten, stampfte man nebenan Masse mit Anthrazit aus Werner & Pfleiderer Mischern. Sie dienten alle als Auskleidung von Aluminium- und anderen chemisch und thermisch stark belasteten Öfen im In- und Ausland. Wir verdienten gut. Um die 1000 Mark im Monat je nach produzierter Tonnage. So konnte ich ungefähr 500 Mark im Monat sparen - ich wohnte noch bei Muttern - und mir nach drei Jahren einen Trabant und ein Segelboot mit Steg am Stienitzsee bei Rüdersdorf kaufen. Das war die Seite 212 14h12.

Sonntag 2. August 2020 12h28.  Gestern vor 76 Jahren, 1944, begann der Warschauer Aufstand der Polen gegen die deutsche Besatzung. Seit 1939 hatte die deutsche Wehrmacht Polen besetzt. Mit meinem Cousin Günter B. spielten wir 1940 in einem ausgebrannten polnischen Panzer in Nadolnik Mühle im Warthegau im Posener Gebiet. Er erschien uns klein und die deutschen Panzer dagegen weit überlegen. Das Gebiet gehörte nach der polnischen Teilung Ende des 18. Jahrhunderts zu Preußen und nach dem ersten Weltkrieg wieder zu Polen. Bis zum Überfall Deutschlands auf Polen am 1. September 1939. Mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Buchholz hatte nach dem ersten Weltkrieg für Polen optiert und konnte so seinen Bauernhof in Nadolnik Mühle behalten. 1944 hatte  die Rote Armee die deutsche Wehrmacht von der Wolga, von Moskau und Leningrad aus der Sowjetunion vertrieben und stand vor Warschau. Die Polen wollten ihr Land selbst befreien und eine eigene Regierung einsetzen. Wie auch in Frankreich in Paris und in Italien. Zwei Monate kämpften die Polen opferreich um ihre Heimat. Aber sie verloren gegen die gut ausgerüsteten deutschen SS-Verbände, die grausam jeden Widerstand niederschlugen und Warschau in ein Trümmerfeld verwandelten. 180 000 Polen starben bei den Kämpfen. Weitere kamen in Konzentrationslager. Erst danach setzte die Rote Armee ihren Vormarsch in Richtung Westen fort bis am 8. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst General Keitel die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Wehrmachtsverbände unterzeichnete. Damit war der zweite Weltkrieg nicht vorbei. Denn Japan wehrte sich noch bis nach den beiden Atombomben im August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki und nach dem die Sowjetunion in den Kampf gegen Japan eintrat. Der japanische Kaiser kapitulierte vor den USA und rettete damit seinen Thron.  Das war die Seite 213 12h59.

Montag 3. August 2020 13h57. Gestern vor 40 Jahren stellten Neofaschisten am Vormittag einen Koffer in den vollen Wartesaal des Hauptbahnhofs von Bologna in Italien. Der Koffer enthielt eine Bombe. Sie explodierte und tötete 85 Menschen. Die Faschisten wollten die erstarkende Partei der Kommunisten in Italien schwächen und versuchten diese für das Attentat verantwortlich zu machen. Das Gerichtsverfahren zog sich mehrere Jahre in die Länge. Aber schließlich wurden die Faschisten der P2 Gruppe überführt und verurteilt. Zur P2 gehörten auch Mitarbeiter des italienischen Geheimdienstes. Auch US-Geheimdieste sollen sie unterstützt haben. Es war offensichtlich eine Aktion des internationalen Antikommunismus. Der weltbekannte deutsche Schriftsteller Thomas Mann hatte gesagt: Der Antikommunismus ist die Grundtorheit unserer Epoche. Aber die alten Eliten der Banken, Monopole, Nationalisten und Militärs verstehen es das Volk zu manipulieren und den Teufel des Kommunismus an die Wand zu malen. Dabei ist der Kapitalismus schon lange nicht mehr in der Lage, die Probleme der Gesellschaft zu lösen. Besonders nicht nach der Globalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Automatisierung und Digitalisierung durchdringt immer mehr alle Bereiche des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Arbeitskräfte für Bildung, Forschung, Gesundheit und Betreuung werden frei und der Egoismus nimmt ab. Die Lebensverhältnisse in den verschiedenen Ländern der Erde gleichen sich an und die sinnlosen Kriege enden. Mächtige Kräfte werden frei, um die wirklichen Probleme der Menschheit zu lösen: Gesundheit, Erschließung neuer Möglichkeiten bei den Bodenschätzen und im Weltraum. Dabei von besonderer Bedeutung die Steigerung und neue Erschließung von Energiequellen. Das war die Seite 214 14h39.

Dienstag 4. August 2020 12h40. Am 1. August war der Nationalfeiertag der Schweiz. Vor 729 Jahren wurde die Schweiz durch den Rütli-Schwur der Waldstätten Schwyz, Uri und Nidwalden gegründet. Sie versicherten sich den gemeinsamen Schutz gegen äußere Feinde. Besonders die Schwaben hätten das Land gern gehabt und überfielen sie mit ihren Ritterkriegern. Aber die Schweizer standen fest und mutig zusammen und erteilten ihnen eine blutige Niederlage. Über die vielen Jahrhunderte konnten sie sich behaupten. Napoleon machte sie zur Republik Helvetia. Und heute ist die Schweiz eine wehrhafte Eidgenossenschaft. Auch mein Bruder Kurt hatte seine Waffen in Hausen AG im Hause und trainierte im Schützenverein. Und das sehr erfolgreich, was eine breite Wandzeitung in seinem Korridor mit unzähligen Siegestrophäen und Wettbewerbsfähnchen bewies. Er war offensichtlich auch sehr stolz darauf. Als ich in meinen Sommerferien 1954 mit dem Fahrrad am Zürichsee vorbei fuhr, wunderte ich mich über die vielen Feuer auf der gegenüberliegenden Seite. Es war der 1. August und Gründungsfeiertag und die Schweizer hatten zahllose Lagerfeuer auf den Bergen entzündet. Die Staatsform der Schweiz ist einzigartig. Eigentlich gibt es keine Regierung und keine Hauptstadt. Die 26 Kantone verfügen über eine weitgehende Selbständigkeit. Drei Bundesräte vertreten sie abwechselnd in Bern. Aber Zürich als größte Stadt der Schweiz wird oft als Hauptstadt bezeichnet. Der Bundesrat als Vertretung der Länder in Deutschland ist etwa vergleichbar mit den Bundesräten der Schweiz. Ein Bundestag mit der Befugnis zur Regierungsbildung wie in Deutschland existiert in der Schweiz nicht. Die Selbständigkeit der Kantone ist wesentlich umfangreicher als die der Länder im föderalen Staat Deutschland. Die Schwierigkeiten, die sich aus dieser Selbständigkeit ergibt, sind in Deutschland schon sehr unangenehm. Wie groß müssen sie in der Schweiz sein? Am besten steht Frankreich mit seiner zentralen Regierung da. Das war die Seite 215 13h15.

Mittwoch 5. August 2020 14h17.  Gestern explodierten 2750 Tonnen Ammoniumnitrat in einem Lagerhaus im Hafen von Beirut im Libanon. Über 100 Tote und 5000 Verletzte werden gemeldet. Im Umkreis von mehren Kilometern ist die Stadt um den Hafen durch die gewaltige Druckwelle zerstört. 300 000 Menschen verloren ihre Wohnung. Ammoniumnitrat ist ein explosives Düngemittel. Es wurde vor 6 Jahren beschlagnahmt und lag seitdem wenig geschützt im Hafen von Beirut. Seit Jahrzehnten ist der Libanon bekannt für Regierungsschwäche, Attentate und blutige Kämpfe zwischen verschiedenen Volksgruppen, unterstützt vom Iran und andere von Saudi Arabien, Religionen und gegen Israel. Bis 1943 stand der Libanon unter dem Mandat Frankreichs. Bis zum ersten Weltkrieg gehörte der Libanon zum Osmanischen Reich. Beirut wurde einst als Paris des Ostens bezeichnet. Es liegt jetzt in Trümmern. Ob es sich um einen Terroranschlag handelt ist noch nicht geklärt. In den Libanon flohen viele Palästinenser aus dem angrenzenden Israel und seit dem Bürgerkrieg im Nachbarstaat Syrien auch 1,6 Millionen Syrier. Nach dem zweiten Weltkrieg hatte Deutschland 14 Millionen Landsleute aus den Nachbarstaaten Polen, der Tschechoslowakei und anderen Ländern aufzunehmen. Es gab große Probleme bei der Beschaffung von Wohnungen und Arbeit. In den vergangenen Jahrhunderten hatten sie sich im Ausland ein Leben aufgebaut. Nun verloren sie ihre Heimat nach einigen Generationen. Meine Schwiegereltern Wanda und Otto Seils hatten mit ihren beiden Töchtern in Stolp in Hinterpommern gelebt. Heute gehört die Stadt zu Polen und hat den Namen Slupsk. Die Umsiedler waren gut integriert in der DDR, die alte Heimat war kein Thema und sie wollten nicht zurück. In Westdeutschland bildeten sich Vertriebenenverbände, die heute vor 70 Jahren, 1950, in einer Charta auf Rache und Vergeltung verzichteten und an der Schaffung eines einheitlichen Europa mitwirken wollten. Das war die Seite 216 15h29.

Donnerstag 6. August 2020 12h09.  Heute vor 75 Jahren, 1945, am Ende des zweiten Weltkrieges klinkte das US-Flugzeug Enola Gay, der Name der Mutter des Piloten, die erste Atombombe über Hiroshima in Japan aus. Etwa 80 000 Menschen starben sofort und noch einmal soviel danach an den Folgen der Verbrennungen und radioaktiven Verstrahlung. Es muss daran immer wieder erinnert werden, denn seit dem haben viele Staaten diese Waffe in einem Ausmaß, daß die gesamte Menschheit verwundet und vernichtet werden kann. Dazu kommt heute noch die Gefahr des Terrorismus. Terroristen und andere Verrückte dürfen nicht in den Besitz dieser Waffe kommen. Wir verdrängen es und leben unser Leben aber das Damokles-Schwert hängt über uns. Wir sollten mehr tun für den Frieden in der Welt. Natürlich auch für die Umwelt. Aber alles nützt nichts angesichts der Kriegsbedrohung. Ich erlebte den zweiten Weltkrieg. Da war ich vier bis neun Jahre alt. Die Erinnerungen sind geblieben. Wie wir abends vom Grundstück in Fredersdorf kamen und die Treppe aus dem U-Bahnhof Friedrichsfelde hoch kamen und der Himmel war hell erleuchtet von sogenannten Weihnachtsbäumen. Bunte Zielhinweise für die folgenden Bomber. Wir hasteten über die Trümmer zum nächsten Bunker. Zwei Flachbunker standen gegenüber dem Schlosspark, wo heute der Eingang am Bärenschaufenster zum Tierpark ist. Wir wohnten hinter dem Schlosspark in der Kolonie Waldheim Nummer 22 und schafften es von dort oft nicht bis zu den Flachbunkern. Ein Hochbunker war auf der anderen Seite der Ostbahn.  Den gibt es auch heute noch. Aber am nächsten war der Splittergraben in dem Wald zwischen den Kolonien Sonnenschein und Birkenstein. Nur ein Graben im märkischen Sand überdeckt mit Balken und Sand. Die Angst war groß, denn wir hörten das Heulen der niedergehenden Bomben und die Explosionen. Nie wieder. Meine Kinder, Enkel und Urenkel sollen das nicht erleben müssen. Niemand mehr. Das war die Seite 217 12h39.

Freitag 7. August 2020 12h22. Heute vor einem Jahr, 2019, waren 44°C auf dem Balkon im Schatten. 28 in der Wohnung. Spitzenwerte. Nachts um Mitternacht 27 drinnen und draußen. Die Hitzewelle scheint sich auch in diesem Jahr um diese Zeit einzupendeln, hoch in den 30ern nachdem es sich bisher in diesem Jahr in den 20°C hielt. Es kam sogar einiger Regen runter. Aber immer noch nicht genug. Die Bäume stoßen Blätter und Zweige ab. Trotzdem ist alles noch grün. Nur wo die Rasenmäher alles nieder machten, werden die Grasreste gelb. Im Garten reiften die ersten Brombeeren. Ein Überangebot ist zu erwarten in den dichten Hecken. Aber da kommt man nicht ran trotz mehrmaligem Einsatz einer Benziner Heckenschere. Eine Amsel pickte intensiv auf einen Apfel hoch im Baum ein. Ein Eichelhäher überwachte die Gegend. Ein Räuber junger Vögel. Die Blaumeisen aus dem Stamm im Apfelbaum sind längst raus. Erstmalig entwickeln sich Holunderbeeren an einem hohen Busch hinter dem Haus. Mal was Neues im Gegensatz zum Sterben der Apfelbäume. Drei gingen ein, Altersschwäche. Sie waren sicher schon weit über 50 Jahre alt und dick und hoch. Aber es sind noch genügend vorhanden. Auch mehrere hohe Birn- und Pflaumenbäume. Aber ob alle die jahrelange Trockenheit überstehen, ist fraglich. Außerdem machen sich Misteln mit ihren immer grünen Blättern und weißen Beeren breit. Ob die gut oder schlecht für die Obstbäume sind, ist unklar. Sie sind nur auf den Apfelbäumen. Daneben stehende Birnbäume sind nicht von Misteln befallen. Außerdem war das Dach undicht und die Decke zum Teil feucht. Mit einem Eimer Kleber ließ es sich abdichten. So sorgt der Garten für Fitnesstraining einmal jede Woche.  Das war die Seite 218 12h53. 

Sonnabend 8. August 2020 13h19.  Heute vor 46 Jahren, 1974, trat der Republikaner und US-Präsident Richard Nixon zurück. Sonst hätte ihn ein Impeachment aus dem Amt geworfen. Zwei Jahre vorher war versucht worden das Wahlkampfbüro der Demokraten im Watergate-Haus zu verwanzen, also mit Abhörvorrichtungen heimlich auszustatten. Reporter bekamen heraus, daß Nixon davon gewusst hat, ja wahrscheinlich der Auftraggeber war. Nixon stritt alles ab. Aber schließlich wurde er durch seine eigenen Abhörprotokolle überführt. Nixon war lange Zeit Vizepräsident gewesen und kannte sich aus. Man nannte ihn Tricky Dick. Er hinterließ aber auch Positives. Als erster Präsident besuchte er die Sowjetunion und die Volksrepublik China. In seiner Amtszeit wurde der langjährige und blutige Vietnamkrieg beendet. Er war schon lange in der US-Öffentlichkeit unpopulär. Die Verluste an Soldaten und Material waren hoch. Und es gab keinen Erfolg gegen die Nordvietnamesen. Obwohl alle Mittel eingesetzt wurden. Phosphorbomben, chemische Entlaubungsmittel und Flächenbombardements. Schließlich wurde Saigon, die Hauptstadt von Südvietnam erobert. Die letzten US-Leute retteten sich in Hubschraubern vom Dach der US-Botschaft auf US-Kriegsschiffe. Ein schmachvolles Ende. Es war einer der Stellvertreterkriege zwischen den USA und der Sowjetunion. Eine direkte Konfrontation zwischen den Großmächten wurde aus Angst vor einem vernichtenden Atomkrieg immer wieder verhindert. Dafür gab es die Stellvertreterkriege in Vietnam, Korea, Somalia, Irak, Afghanistan und Syrien bis heute. Der Westen ist durch eine Angst vor dem Kommunismus manipuliert. In Westdeutschland hieß es oft Die Russen kommen!!! wenn irgend etwa schief lief. In Deutschland standen sie sich direkt gegenüber, waren hochgerüstet und bereit zum losschlagen. Wir können zufrieden sein, daß sich der friedliche Menschenverstand immer wieder durchgesetzt hat. Das war die Seite 219 13h50.

Sonntag 9. August 2020 13h11.  Heute vor 51 Jahren, 1969, ließ der Sektenführer Charles Manson durch drei seiner Anhänger fünf Menschen auf dem Polanski-Anwesen in Los Angelas brutal mit Messern und Pistolenschüssen töten. Mit Blut schrieben sie das Wort Pics - Schweine - an die Wand. So wollten sie die Tat auf Afroamerikaner lenken, denn diese nannten die Polizisten oft Pics. Sie wollten einen Aufstand auslösen. Am nächsten Tag ließ Manson noch ein Unternehmerehepaar ermorden. Zu weiteren Morden kam es nicht, weil die Mitglieder der Manson-Sekte wegen Brandstiftung und anderer Delikte von der Polizei inhaftiert wurden. Eine der Mörderinnen brüstete sich im Gefängnis mit den Morden. So kam erst die ganze Sache heraus. Manson und vier an den Morden beteiligte wurden zum Tode verurteilt. Aber nach zwei Jahren, als die Todesstrafe in Kalifornien abgeschafft war, wurden die Urteile in lebenslänglich umgewandelt. Sie starben im Gefängnis. Dort waren sie von Neonazis und White Power Anhängern gefeiert. Es gab in USA viel Zustimmung für Manson. Er hatte sich ein Hakenkreuz auf die Stirn eingeritzt. Seine Sektenmitglieder waren Drogenabhängige, Arbeits-, Familien- und Wohnungslose. Es war in den 1960er Jahren die Flower-Power Bewegung der Jugend, die sich gegen die Mächtigen auflehnten in einer Welt der Perspektivlosigkeit der Jugend. Sie ergaben sich den Drogen und lebten eine Zeit lang zügellos. In der DDR gab es das nicht, weil jeder arbeiten musste. Die DDR-Verfassung enthielt für jeden Bürger das Recht auf Arbeit, aber auch die Pflicht zur Arbeit. Wer nicht arbeitete wurde vor Gericht gestellt und kam in ein Gefängnis. Die Arbeitsbrigaden sorgten selbst dafür, daß jeder zur Arbeit kam. Arbeitskollegen holten die meist Betrunkenen noch am gleichen Tag aus dem Bett und zur Arbeit. Das war die Seite 220 13h51.

Montag 10. August 2020 14h25. Heute vor 10 Tagen begann der August und die Hitze. Waren es im Juli noch in den 20 Grad Celsius, sind es nun in 30. Jetzt 38 auf dem Balkon im Schatten. In der Wohnung 28 Grad. Unklar! Die Sonne ist auf dem Weg in den Süden. Schon seit Mitte Juni. Und trotzdem die Hitzewelle? Wie auch im vorigen Jahr. Gestern gab es ein Gewitter mit Blitz und Donner in dicken Wolken am Abend. Aber kein Regen. Der verdunstet schon auf dem Weg zur Erde. Ich hing heute eine nasses Handtuch auf. Das tröpfelt nun so langsam in den Malereimer. Wer jetzt noch arbeiten muss, ist schlecht dran. Ich kann mich nicht an einen Fall erinnern, daß die Arbeit wegen Hitze unterbrochen wurde. An den Brennöfen war es sowieso immer heiß. Und die Kranfahrer über den Öfen müssen viel gelitten haben. Es gab nur Unmengen von Flaschen Wasser zum trinken in der Produktion. Aber die Arbeit ging weiter. War es damals noch nicht so heiß? Doch. Die Grasflächen waren gelb, obwohl noch keine Motor-Rasenmäher alles Grün bis auf die Wurzeln abschnitt. Und der Wetterbericht zeigt keine Gnade. Die nächsten zwei Wochen bleibt es so. Immer über 30 Grad C. Und es ist keine Jahresausnahme. 2015 war es genau so. Wir besuchten die fünf Orte der Internationalen Gartenausstellung im Havelland. Außer 2018 waren die folgenden Jahre Hitzejahre mit Temperaturen über 30 Grad C. Der Grundwasserspiegel ist weit abgesunken. Die Bäume verlieren gelbe Blätter und Zweige wie im Herbst. Trotzdem werde ich auch diese Woche in den Garten fahren. Bestes Wetter, um das Pappdach zu reparieren. Da war im Winter und im Juni der Regen bis in die Decke des Schlafzimmers gedrungen und Tropfen erreichten die von Michas Camper gelagerten Reifen auf dem Bett. Die Nägel zur Befestigung der Latten auf den Pappbahnen wurden in den vergangenen Jahren zu Eingängen in den Dachboden. Schwarzer Teerkleber wird wieder die Sache in Ordnung bringen. Das war die Seite 221 14h55.

Dienstag 11. August 2020 13h28.  Heute vor 242 Jahren, 1778, also 11 Jahre vor der Französischen Revolution von 1789, wurde Friedrich Jahn geboren. Als Turnvater Jahn wurde er später bekannt. Er machte das Turnen populär und wurde nicht müde, die Vorteile des Sports für Körper und Geist zu verbreiten. Damit kam es zum Aufbau von Sportplätzen in Dörfern und Städten. Sport wurde eine Lehrfach in der Schule. Für Sport waren die meisten Schüler und Schülerinnen begeistert. Man kam raus aus den Klassenzimmern. Und wenn es auch nur der Schulhof war. Bewegung war angenehm. Turnen und Ballspiele einmal in der Woche eine Stunde lang. Außerhalb der Schule gründetet man Sportvereine. Mein Cousin Günter nahm mich mit in seinen Boxverein. Sein Vater  Herbert Buchholz war Trainer und Schiedsrichter. In der Heimschule in Waldsieversdorf machte ich meinen Freischwimmer und im Winter fuhren wir mit den Hackenreissern auf dem Eis und mit Vaters Holzski von der Autobahnbrücke herunter. Dann gab es in der DDR plötzlich Alpinas, also feste Skischuhe, Abfahrtbindungen und Abfahrtski im Sportladen am Frankfurter Tor in Berlin. Sehr teuer, 400 Mark für die Schuhe und genauso viel für die Ski. In den Winterferien ging es mit der ganzen Familie in die Berge. Freund Jan K. aus Prag besorgte uns eine Hütte im Isargebirge. Ein ehemaliges Weberhaus. In der Mitte des größten Raums war noch der Podest für den Webstuhl. Darauf schliefen wir. Vom Schlittschuh laufen auf dem Müggelsee kam ich zum Eissegeln. Einen Eissegelschlitten baute ich mit meinem Vater auf seiner Rohrwallinsel in Köpenick. Und vom Segeln auf dem Wasser kam ich zum Drachen fliegen. Seit der Wende 1989 bin ich nun Mitglied im Brandenburgischen Eisseglerverein und im DCB, Drachenfliegerclub Berlin. Die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten und der tolle Sport begeistern mich bis heute. Das war die Seite 222 14h02.

Mittwoch 12. August 2020 12h54. Heute vor 85 Jahren, 1955, starb der weltbekannte Schriftsteller Thomas Mann. Durch eine Freundin meiner Familie wurde ich auf ihn aufmerksam. Elisabeth Meick lieh mir auch das Buch Der Zauberberg, das ich sehr begeistert las, obwohl es ein dicker Wälzer ist. Ein Thema, das eigentlich kaum etwas Spannendes hergibt. Es wird der Aufenthalt in einem Sanatorium im Schweizer Davos beschrieben. Aber wie Thomas Mann das beschreibt, ist aufregend genug, das ich es nicht aus ließ, sein Grab in Kilchberg über dem Züricher See zu besuchen. Mit dem Fahrrad eine mühselige Sache. Liegt doch das Dorf auf einem steilen Berg. Das Grab war bedeckt mit Kränzen. Den größten Kranz mit weißen Rosen hatte der Präsident der Deutschen Demokratischen Republik Wilhelm Pieck geschickt. Thomas Mann hatte den Friedhof von Kilchberg gewählt, weil er von seinem Haus auf der anderen Seite des Sees jeden Morgen sah, wie die Sonne diesen Berg als erstes beschien. Ich war damals auf dem Weg nach Italien. Aber dieser Abstecher musste sein. Heinz F. aus Hausen AG schickte ein Foto von dem Sanatorium in Davos, das Thomas Mann weltbekannt machte. Er hatte Thomas Mann bei einem Treffen seines Vaters sogar persönlich kennen gelernt. Was mich noch begeisterte waren die Erzählungen Marion und der Zauberer und die Abenteuer des Hochstaplers Felix Krull. Der Krull wurde sogar verfilmt. Mit Horst Buchholz in der Hauptrolle. Ein lustiger Genuss. Die Buddenbrooks, ein Familienroman aus der Heimatstadt Thomas Manns Lübeck war nichts für meinen Geschmack. Als die Stadt durch Bomben im zweiten Weltkrieg in Trümmern lag, sagte Thomas Mann die legendären Worte, das er an die englischen Städte Coventry und London denken muss, die vorher von deutschen Bomben zerstört wurden. Von Thomas Mann stammen auch die Worte, daß der Antikommunismus die Grundtorheit der Epoche ist. Das war die Seite 223 13h30.

Donnerstag 13. August 2020 14h04.  Heute vor 59 Jahren, 1961, wurde die Mauer gebaut. Die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik nannte sie den antifaschistischen Schutzwall. Das war gegen die Bundesrepublik gerichtet, gegen die Verbände der Heimatvertriebenen, die in ihre alte Heimat zurück wollten und gegen die Nazis, die durch Adenauer viel Einfluss in Wirtschaft, Politik und Justiz hatten. Aber die Mauer machte es auch den Bürgern der DDR nicht mehr möglich, einfach in die Bundesrepublik umzuziehen. Es waren immer mehr, zuletzt über 1000 Menschen, die einfach mit der S-Bahn in den Westsektor fuhren und sich in den Lagern meldeten. Radio und Fernsehen verbreiteten den Wohlstand im Westen. Der goldene Westen war für viele DDR-Bürger eine große Verlockung. Der Arbeiter- und Bauernstaat konnte das nicht vorweisen. Während sich im Westen das Wirtschaftswunder mit Hilfe des US-Marshalplans verwirklichte, hatten wir im Osten hart zu arbeiten, um nach dem verheerenden zweiten Weltkrieg Häuser und Wirtschaft aufzubauen und die Reparationen an die Sowjetunion zu zahlen. Mein Onkel Herbert Buchholz sagte mir, er lebt jetzt und nicht in einer sozialistischen Zukunft. Dann verließ er mit Frau und drei Kindern seinen Bauernhof und zog nach Westberlin. Das war noch vor dem Bau der Mauer. Sein Sohn Jürgen lernte in einer Bonbonfabrik und kam mit der rechten Hand in ein Kettenrad. Seine Hand wurde in der Klinik am Oskar Helene Heim behandelt. Am 13. August 1961 war ich mit meiner Frau Vera bei ihm. Als wir am Vortag, einem Sonnabend, nach Westberlin fuhren, war die Grenze noch offen und nichts von einer Änderung zu merken. Aus dem Radio erfuhren wir am Morgen des Sonntags von der Abriegelung Westberlins durch Stacheldraht, Volkspolizei und Nationale Volksarmee. Wir hatten Angst, nicht mehr zurück zu kommen. Da gab es viele Gerüchte. Und wir wurden von wildfremden Menschen bedrängt im Westen zu bleiben. Aber das kam für uns nicht in Frage. Ich war begeistert am Aufbau des Sozialismus in der DDR teilnehmen zu können. Ich wollte keinen Kapitalismus. Und so überschritten wir am Sonntagabend in der Heinrich-Heine-Straße unangefochten die Grenze und waren froh, wieder in unserer Heimat zu sein. Das war die Seite 224 14h40.

Freitag 14. August 2020 13h25. Heute vor 76 Jahren, 1944, erschossen Nazis Ernst Thälmann im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar in Thüringen. Einer der Nazis hieß Otto und wurde in der Bundesregierung angeklagt und freigesprochen. Ernst Thälmann war seit 1925 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands. Gleich nach der Machtergreifung 1933 und dem Brand des Reichstages nahmen ihn die Nazis gefangen. Er wurde gefoltert, geschlagen, man schlug ihm die Zähne aus. Aber Ernst Thälmann verriet niemanden. Er stammte aus kleinen armen Verhältnissen in Hamburg, war Hafenarbeiter, Seemann, Kutscher und musste sich so gut es ging durchschlagen. Im ersten Weltkrieg war er Soldat, wurde verwundet und schloss sich der SPD, dann der USPD und schließlich der KPD an. Er leitete den Roten Frontkämpferbund in den 1920er Jahren. Da spielte mein Vater Kurt Buchholz im Schalmeienorchester mit und sorgte mit seinen Kameraden für die Sicherheit der KPD-Veranstaltungen. Bei einer Kundgebung in Bernau schlugen ihn die Nazis halbtot, steckten ihn in einen Sack und legten ihn an der Stadtmauer ab. Er konnte sich befreien und nach Berlin zurückkehren. Nach einer Versammlung der KPD in Tiefensee im Gamengrund hinter Strausberg empfingen Polizisten die Zurückkehrenden auf dem Schlesischen Bahnhof - heute Ostbahnhof -, schlugen sie zusammen und nahmen viele fest. Als sein Bruder Herbert mit seiner Frau in Friedrichsfelde abends nach Hause kamen, sprachen Gestapo-Leute sie an und fragten nach Kurt Buchholz. Sie gaben falsche Auskunft und retteten ihn vor der Festnahme. Als Automateneinrichter bei der Elektrofirma Lorenz in Berlin-Tempelhof wurde er gebraucht und vom Kriegsdienst frei gestellt. So kam er durch die Nazizeit. Das war die Seite 125 14h04.

Sonnabend 15. August 2020 13h38.  Heute vor 249 Jahren, 1769, wurde Napoleon Bonaparte auf Korsika geboren. Er wurde General der Infanterie der französischen Truppen, sicherte die französische Revolution von 1789 und ernannte sich selbst 1804 zum Kaiser der Franzosen, Napoleon I. Das blieb er bis 2014, als er in der Völkerschlacht bei Leipzig  und 2015 bei Waterloo durch England, Russland und Preußen besiegt wurde. Durch eine Reihe von Reformen, wie dem Code de Civil, wurden die Rechte der Bürger gestärkt und nach Unterwerfung Österreichs, Preußens und Italiens in ganz Europa verbreitet. Es gab eine Neuordnung in Europa unter Aufsicht Frankreichs. Nur England und Russland konnte Napoleon nicht besiegen. Ansonsten war er ein erfolgreicher Heerführer und siegte in unzähligen Schlachten. Seine Reformen wirken bis heute. Das war der Beginn des Endes der Herrschaft des Adels und der Kirche über Bürger und Bauern. Ich war von Napoleon so begeistert, daß ich in meinen Schulferien eine Radtour nach Leipzig unternahm und das Völkerschlachtdenkmal besuchte. Natürlich war es enttäuschend, daß sich Napoleon zum Kaiser krönte, anstatt eine Republik aufzubauen. Aber möglicherweise war es zu dieser Zeit noch zu früh dafür. So konnte er sich im Rahmen der Königreiche in Europa etablieren und erst Napoleon III gab nach dem verlorenen deutsch-französischen Krieg 1870/71 seinen Säbel dem siegreichen Bismarck. Dann erst setzte sich die Republik in Frankreich durch.  Das war die Seite 126 14h20.

Sonntag 16. August 2020 13h52.  Gestern vor 22 Jahren, 1998, flog ich mit Michael von Berlin-Schönefeld nach Hurghada in Ägypten am Roten Meer in ein Sporthotel. Wir wollten tauchen und die Unterwasserwelt der Korallen und bunten Fische erleben. Schnorchel, Brille und Flossen hatten wir mit. Das Hotel lag direkt am Strand und hatte noch eine Einbuchtung, wo man Windsurfing machen konnte. Aber dazu kam es nicht, kein Wind und eine unbarmherzige Hitze. Von früh bis spät nur blauer Himmel und Sonne. Es stellte sich auch heraus, daß die Korallen vor der Küste tot waren und nur wenige Fische und Schnecken zu sehen waren. Es ging auch niemand im offenen Wasser baden. Wahrscheinlich wurden die Fäkalien der Hotels wie in Alanya in der Türkei ins Meer geleitet. Dafür gab es verschiedene Wasserbecken auf dem Gelände. Das Hotel bestand aus mehreren Häusern. Bald mussten wir aber ausziehen. Es gab kein Wasser. Die Entsalzungsanlage war ausgefallen. Nach und nach verschwanden die Gäste in andere Hotels. Wir auch. Dann mieteten wir uns auf ein Tauchboot ein. Wir erhielten eine komplette Ausrüstung mit Flaschen. Von Bord ging es dann mit einem Tauchführer bis in eine Tiefe von 20 Metern. Auf dem weißen Sandboden ragte ein Felsen senkrecht bis zur Oberfläche. Rundherum besetzt mit bunten Korallen und Pflanzen durch die farbige Fische schwammen. Die Mittagssonne schien bis unten. Es war ein einmaliges Erlebnis. Allein das Gefühl der Schwerelosigkeit und Leichtigkeit ist die ganze Sache wert. Beim Auftauchen überholten uns dicke hungrige Fische. Die Reste des Mittagessens waren über Bord gegangen. Im Wasser herrschte eine angenehme Temperatur und eine weite Sicht. Wir schwebten in einer blauen und hellen Umgebung. Unvergesslich. Das war die Seite 227 14h20.

Montag 17. August 2020 13h39.  Heute vor 21 Jahren, 1998, bebte bei Istanbul in der Türkei die Erde. Wohnhäuser stürzten in das Schwarze Meer. Es gab 17 000 Tote, viele Verletzte und Obdachlose. Mein Freund Henning G. lebte zu der Zeit mit seiner Familie in Istanbul und nahm mehrere Kinder auf, deren Eltern bei dem Erdbeben ums Leben gekommen waren. Diese Tragödie ist fast vergessen und verschwindet unter neuen schlimmen Ereignissen. Wie in der Türkei stoßen die Kontinentalplatten auch in vielen anderen Gegenden auf der Erde zusammen, schieben sich übereinander und aneinander vorbei und es entstehen Erdbeben und Erdrutsche im Meer und auf dem Land. Dabei entstehen auch die Vulkane und  die werden immer wieder einmal aktiv. Wir in Mitteleuropa können von Glück reden. Es ist schon lange her, daß hier Erdbeben ausbrachen und Vulkane ihre glühende Lava über das Land fließen ließen. Das Tückische ist die fehlende Vorhersage. Trotz weltweiter Forschungen ist es noch nicht gelungen vor diesen Aktivitäten rechtzeitig zu warnen. Henning G. zog jedenfalls mit seiner Familie bald aus Istanbul nach Amasra/Bartin. Auch in der Türkei. Aber in einer ruhigen Gegend am Schwarzen Meer. Für mich ist er einer Deutschen, die sich sehr  erfolgreich im Ausland integrieren konnten. Er behauptete sogar, genauso gut türkisch zu sprechen, wie die Türken. Man würde es ihm nicht anmerken, ein Deutscher zu sein. Ich hatte den Eindruck, daß ihm das sehr wichtig war. Seine Bücher schrieb er auf deutsch. Zum Beispiel: Atlas und Lexikon zum ersten Weltkrieg Band I und II und Deutsche Kolonien und deutsche Kolonialpolitik die er mit Andreas Birken im Philathek-Verlag schrieb und ein Buch mit Karten über die angeblichen Reisen von Karl May. Auch seine umfangreichen und äußerst interessanten Briefe über alle Lebensbereiche schrieb Henning G. auf deutsch. Er war ein spannender Geschichtenerzähler. Leider ist er viel zu früh gestorben, 2010 mit 71 Jahren in Amasra/Bartin. Das war die Seite 228 14h53.

Dienstag 18. August 2020 12h43. Heute ist die erste Sitzung der Bürgerjury nach dem Corona-Lockdown. In der Coronazeit wurden die Vorschläge der Bürger über EMails geprüft und beschlossen. Das ging ganz gut, obwohl wir seit Jahren in Sitzungen die Projekte behandelten. Da kam dann auch der Einreicher und verteidigte sein Projekt. Wir sind 19 Mitglieder in der Bürgerjury im letzten Jahr gewesen. Es ist immer nicht so einfach Bürger für die Sache zu begeistern. Jedes Jahr wird neue geworben. Aber im wesentlichen bleiben die alten Mitglieder mehrere Jahre dabei. Ich bin auch schon an die 10 Jahre Mitglied. Es ist eine Form der Beteiligung der Bürger an den Entscheidungen des Bezirksamtes. Es geht um Vorschläge der Bürger, die mit einem Aufwand von bis zu 1000 Euro realisiert werden können. Insgesamt verfügen wir in der Bürgerjury Friedrichsfelde Süd über 10 000 Euro im Jahr. Die Hälfte davon ist in diesem Jahr schon bis jetzt vergeben. Dabei ging es um die Unterstützung von Festen der Hausgemeinschaften und die Ausgestaltung der Gärten mit Pflanzen und Sportgeräten. Auch zwei Bienenkörbe wurden angeschafft, Sand für den Buddelplatz einer Kita, ein großer Spiegel für Tanzbegeisterte Kinder, Bretter, Balken und anderes Baumaterial für die Gehege des Tierparkclubs. Die Mitglieder der Bürgerjury wohnen alle in Friedrichsfelde Süd und kennen sich gut aus in dem Wohngebiet. Wir haben auch eine Wandtafel am Datheplatz. Da informieren wir über die Projekte und werben um Mitarbeit und Vorschläge zur Verbesserung unseres Wohngebiets. In Berlin-Lichtenberg existieren insgesamt etwa fünf Bürgerjurys. Sie alle erhalten im Jahr 10 000 Euro zur Förderung der Projekte der Bürger. Ich bin gespannt wie wir heute die Corona-Regeln einhalten: Abstand halten, Mundschutz und Hände waschen. Das wird sicherlich vorbildlich von der Koordinierungsstelle organisiert. Sie ist auch für die Einladungen, den Vorschlag für eine Tagesordnung, für das Protokoll und die Kontrolle der Abrechnung zuständig. Das war die Seite 229 13h16.

Mittwoch 19. August 2020 14h06. Heute vor 149 Jahren, 1871, wurde Orville Wright in Daytona Ohio USA geboren. Mit seinem Bruder Wilbur konstruierte er Motorflugzeuge. Das war in einer Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals gab es nur wenige, die an die Möglichkeit des Fliegens glaubten. Aber im ersten Weltkrieg 1914-1918 sollte es schon zahlreiche Luftkämpfe mit den fliegenden Kisten aus Deutschland, Frankreich und England geben. Das Besondere, was die Brüder Wright erfanden, war die Steuerung. Nun konnten sie Kurven fliegen und die Luftströmungen besser nutzen. Es gelangen ihnen viele Kilometer lange Flüge und sie nahmen auch Passagiere mit. Hier in Berlin stellten sie ihre Flugapparate in Johannisthal und auf dem Tempelhofer Feld vor, schulten Piloten und verkauften ihre Fluggeräte. Sie hatten auch genau die Flugdrachen des Berliner Otto Lilienthal studiert. Der war 1896 in einer Böe abgestürzt und gestorben. Nach diesen Flugpionieren wurde das Fliegen  innerhalb weniger Jahrzehnte eine Normalität. Was vorher Jahrhunderte  unmöglich war. Aber der Reiz ist groß, sich wie ein Vogel in der Luft bewegen zu können. Es gab schon einige Flugpioniere in der Vergangenheit. Aber ohne Erfolg. Sogar Leonardo da Vinci baute vor 500 Jahren Flugapparate. Und als  sich vor wenigen Jahrzehnten die ersten Hängegleiter in die Luft erhoben, war ich auch begeistert. Beim Wintersport im Riesengebirge konnten wir sie beobachten. Da gab es sogar einen mit einem kleinen Motor am Heck. In der Deutschen Demokratischen Republik war das verboten. Die Staatssicherheit wollte Republik Fluchten verhindern. Ich wurde auch überprüft, ob mein Blut identisch ist mit dem Blut, das sie an einem an der Berliner Grenze abgestürzten Drachen fanden. Man hatte fünf informelle Mitarbeiter IM auf mich angesetzt, als sie einen Brief abfingen, in dem ich Henning G. in München um Konstruktionspläne zum Bau eines Drachens bat. Das war die Seite 230 14h41.

Donnerstag 20. August 2020 12h26.  Heute vor 40 Jahren, 1980, stand Reinhold Messmer auf dem höchsten Berg der Erde, dem Mount Everest oder wie er in Indien heißt: Tschomolungma. 8848 Meter und das ohne Sauerstoffflaschen. Reinhold Messmer war mit seinen Brüdern in Tirol auf viele Alpengipfel geklettert und erstieg danach alle 8000er. Er schrieb Bücher über seine Erlebnis und über den Drang auf die Berge zu gehen. Ich kann das gut verstehen. Wenn ich vor einem Felsen stehe, scheint er zu mir zu sprechen: Schaffst du es oder nicht? Das erste Mal war es in Harra in Thüringen, wo mich Mutter zum Besuch bei meinem Bruder im HJ-Heim mitnahm. HJ = Hitlerjugend. Die Felsen an der Straße waren für mich als Stadtkind etwas Besonderes. Ich kletterte gleich los. Später nahm ich meine Familie mit. Die Kinder lernten klettern. An der Ottomühle im Elbsandsteingebirge stießen wir an einer Steilwand auf ein Wespennest und Loli wurde im Gesicht gestochen und bekam Fieber. Eigentlich wollten wir im Auto übernachten. Aber nun konnten wir in Thürmsdorf privat ein Zimmer mieten. Ich hatte in einem Hotel gefragt. Aber das war voll. Eine Mitarbeiterin lud uns in ihr Haus ein. Dahin fuhren wir viele Jahre und erkundeten das Elbsandsteingebiet. Am besten sind die Felsformationen im Biehlagebiet an der Ottomühle. Vom Parkplatz sind es nur wenige Schritte über den Fluss und man ist mitten drin in den Felsen. Der Sandstein ist nicht rutschig und hat viele Kanten und Ecken zum Festhalten. Wir kletterten in den ersten Jahren ohne Seile und konnten uns trotzdem in einige Gipfelbücher eintragen. Das Gebiet ist seit 100 Jahren erschlossen und Kletterbücher geben Auskunft über die Felsen, die Kletterwege und die Schwierigkeiten von 1 bis 8.  Das war die Seite 231 12h50.

Freitag 21. August 2020 13h58.  Heute vor 116 Jahren, 1904, wurde Count Basie geboren. Er wurde ein weltbekannter Jazzpianist und Bandleader der USA. Vor dem Mauerbau konnten wir ihn mit seinem Orchester in Westberlin life erleben. Es ist unvergesslich. Sein Rhythmus und besonders seine Breaks am Flügel waren die Spitze. Nach dem Krieg mit seiner Musik des Krieges, wie Bomben auf Engeland, Deutschland über alles und SA marschiert in ruhig festen Schritt, war es eine echte Befreiung und ein neues Musikerlebnis. Der AFN American forces network brachte jeden Tag um fünf Uhr Frolic at five mit Glenn Miller, George Gershwin und Satchmo Louis Armstrong. Meine Eltern machten Hausmusik. Vater spielte Akkordeon und Mutter die Klampfe. Sie spielten Volksmusik: Am Brunnen vor dem Tore, Schwarzbraun ist die Haselnuss und Drei Zigeuner fand ich einmal … also Wanderlieder vor allem. Sehr traurig, sehr langsam. Da war die Musik aus USA eine echte Revolution. Zuerst kam Schia, Schia, Scho, Schieber gibt’s am Bahnhof Zoo … und Rock´n Roll und Elvis the pelvis. Der Rhythmus begleitete mich mein ganzes Leben bis zum Techno der Love Parade. Volksmusik war out. Nur eine Kindheitserinnerung an ruhige Familientreffen in der Kolonie Waldheim Nummer 22 in Berlin-Friedrichsfelde.  Und aus dem Radio tönten nach dem Krieg keine Durchhalteparolen und Kriegslieder sondern Arbeiterlieder wie Brüder zur Sonne, zur Freiheit, die Solidarität und Völker hört die Signale. Blues und Rock waren in der DDR nicht gern gehört und das Aus-einander-tanzen verboten. Das erinnerte zu sehr an die Westkultur. Mit Twist versuchte man dagegen zu halten. Erst zum Ende der DDR-Zeit war alles erlaubt. Sogar das Drachenfliegen. Die Gesellschaft für Sport und Technik GST bildete eine neue Sektion Gleitschirmfliegen. Ich war vorher im Flugmodellbau und in der Sektion Motorrad fahren. Aber richtig fliegen konnten wir erst nach dem Fall der Mauer. Das war die Seite 232 14h32.

Sonnabend 22. August 2020 13h29. Gestern erinnerte das Info-Radio, daß vor einem halben Jahr ein 43jähriger Hesse neun Menschen mit Migrationshintergrund erschoss. Es war aus meiner Erinnerung. Ist das Morden schon so alltäglich? Hat man es schon vergessen? Da steht einer vor Gericht, weil er einen ausländerfreundlichen Regierungspräsidenten erschoss. Er bereut die Tat und weist auf einen Bekannten, der ihn dazu anstiftete. Ist ein Menschenleben so wenig Wert, daß man die Schwelle der Menschlichkeit so leicht überschreiten kann? In der Nazizeit unter Hitler konnten das viele Deutsche mit der Auffassung, daß die Deutschen zu einer besseren Rasse gehören und andere Menschen zu einer schlechten Rasse mordeten Tausende sonst ganz normale Deutsche, Familienväter und -mütter, Bäcker, Ärzte, Rechtsanwälte, Polizisten. Ist denn das so einfach? Und nun wieder die Ausländer. Angst vor Verbrechern, vor Ausländern, die uns die Arbeit weg nehmen. Ohne die Arbeit von Polen, Griechen, Spanien, Italienern sind wir in Deutschland noch nie ausgekommen. Aus Polen kamen früher die Schnitter, die das Korn auf den Feldern schnitten, was heute Erntemaschinen tun. Heute brauchen wir Spargelstecher und Erdbeerpflücker. Das Wirtschaftswunder nach dem Krieg in der BRD war ohne Spanier, Italiener und Griechen nicht möglich. Sie schufteten im Bergwerk unter Tage, bauten Straßen und Schienenwege für geringen Lohn. In der DDR hatten wir Helfer aus Vietnam, Polen und Tunesien. Polen errichteten den höchsten Schornstein Berlins in meinem Betrieb Elektrokohle. Das war kurz vor der Wende. Nach der Wende wurde er sofort wieder abgerissen. Wegen Umweltverschmutzung wurden auch unsere Brennöfen zugeschüttet. Heute sind darauf Verkaufsräume eines Großhändlers aus Vietnam. Die Welt ist global. Nur zusammen steigt der Lebensstandard. Warum begreifen das einige nicht?  Das war die Seite 233 13h59.

Sonntag 23. August 2020 13h24.  Heute vor 266 Jahren, 1754, wurde der letzte König Frankreichs vor der französischen Revolution geboren. 1793 starb er in Paris unter der Guillotine im Alter von 38 Jahren. Die Begeisterung der Bürger darüber war unbeschreiblich, wie Zeitzeugen berichten. Nun endlich konnte eine neue Zeit anbrechen, so glaubte man. Aber das Lebensniveau der einfachen Bürger verbesserte sich nicht wesentlich und die Revolution ging weiter bis der General Napoleon hart durchgriff und auf die Demonstration von  hungernden Frauen und Männer schießen ließ. Fast 1000 Jahre lang hatte in Frankreich der König, die Adligen und der Klerus geherrscht. Bauern und Bürger lebten am Rand des Existenzminimums, während die Reichen sich komfortable Schlösser bauen ließen und ein Leben in Saus und Braus führten. So kam es 1789 zum Sturm auf die Bastille, dem Kerker in Paris. Dazu beigetragen hatte auch der  erfolgreiche Unabhängigkeitskrieg der 13 englischen Kolonien an der Ostküste Nordamerikas, bei dem französische Truppen mit den Siedlern gegen das englische Empire kämpften.  Der König Ludwig XVI stimmte nach der Revolution Reformen zu und blieb zunächst unbehelligt. Erst als er versuchte zu den Truppen aus Preußen und Österreich zu flüchten, wurde er verhaftet. Im Prozess stellte sich heraus, das er die Revolution hinterging und mit dem Feind verhandelte. Nach der Hinrichtung des Königs musste auch seine Frau auf dem Schafott ihr Leben lassen und es begann die Zeit des großen Terrors. Dem fielen zahlreiche Adlige und Kirchenleute aber auch Revolutionäre zum Opfer. Der Republik gelang es nicht, Ordnung zu schaffen. Sie hatte sich auch gegen die Truppen aus Preußen und Österreich zu verteidigen. Der hervorragende Feldherr Napoleon Bonaparte schlug sie endlich zurück und besetzte Preußen und Österreich. Da er sich zum Kaiser von Frankreich krönte begann in Frankreich eine neue Monarchie. Die Republik siegte erst 1870 mit der Absetzung von Napoleon III im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Das war die Seite 234 14h11.

Montag 24. August 2020 12h56.  Heute vor 1941 Jahren, 79 vor 0, brach der Vulkan Vesuv aus. 20 000 Menschen in der nahen Stadt Pompeji starben. Zuerst schleuderte der Vulkan Staub und Steine Kilometer weit in den Himmel. Dann rollten pyroklastische Ströme den Abhang herunter und verbrannten alles. Vom Himmel regnete es Staub und Steine. Pompeji und drei weitere Orte verschwanden unter Meter dicken festen Material. Die Orte wurden vergessen. Durch Zufall entdeckten Kanalarbeiter nach über 1500 Jahren die Reste. Seit über 100 Jahren graben Archäologen aus, was von der Katastrophe noch übrig blieb. Die Hüllen von Menschen und Malereien an den Wänden der Ruinen kann man nun besichtigen. Offensichtlich hatten die Menschen keine Chance, weil das Unheil so plötzlich auf sie hereinbrach. Plinius hatte von weitem den Ausbruch beobachtet und beschrieb ihn. Demnach waren Erdbeben dem Ausbruch vorangegangen und ein dumpfes Grollen. Die Bewohner um den Vesuv waren das schon gewöhnt und keiner rechnete mit dem großen Ausbruch. 1954 begann mein Klassenkamerad Bernd H. aus der Gunterstraße in Fredersdorf mit mir die Vorbereitung einer Radtour zum Vesuv. Wir studierten Landkarten und lernten italienisch. Aber kurz bevor es im Sommer 1955 losging, sprang Bernd ab und ich führ allein. Aber nicht die lange Tour bis zum Vesuv sondern ich bog in Genua nach Westen ab, radelte am Mittelmeer entlang, überquerte in Menton die Grenze nach Frankreich und über Monaco bis Nizza. Dann über die Kalkalpen am Fluss Var entlang. Im mittelalterlichen Entrevaux mit der Stadtmauer und der Zugbrücke frühstückte ich und bewunderte die Burg auf dem dahinter liegenden Felsen, die mit der Stadt durch eine sich am Felsen hochwindende Mauer verbunden war. Über Digne, Grenoble, Genf, Baden, Stuttgart und Nürnberg kam ich dann wieder nach etwa 3000 Kilometern nach Hause in Fredersdorf bei Berlin. Das war die Seite 235 13h26.

Dienstag 25. August 2020 13h50. Eigentlich sollte ich jetzt zu Ingrid unterwegs sein, um sie abzuholen zu unserem jährlichen EKL- Kollegen-Treffen. Das sollte wie üblich um 15 Uhr beginnen und diesmal bei Karin und Rainer im Garten in Mahlsdorf. Aber es kam anders. Ingrid war sich nicht sicher, als ich sie um neun Uhr anrief und Karin sagte ab, weil Rainer sich um seine Schwester kümmern musste. Auch Ingrid hatte Bedenken wegen des Corona-Virus. Wir sollten die Sache doch noch verschieben. Vielleicht telefonieren wir Mitte September noch einmal und überlegen, was wir machen wollen. Das kam mir entgegen, denn ich hatte noch schnell einen Brief an Micha zur Post zu bringen und mit Rentas Biesdorf eine Kontobelastung von 38 € zu klären. Die 38 € waren aber berechtigt, denn ich hatte eine Motorsense  ausgeliehen. Allerdings schon am 18. Mai. Und jetzt im August kam erst die Belastung meines Kontos, nach drei Monaten. Ich hatte damals eine Buchung von 58 € dafür angesehen. Die ist allerdings nun ungeklärt. Man muss schon sehr aufpassen, damit alles in Ordnung geht. Das Gras im Garten ist in den drei Monaten wieder gewachsen, dass ein Senseneinsatz notwendig wäre. Allerdings hat die heiße Sonnenhitze dagegen gewirkt. Das Auto kommt durch ohne das wieder wie schon einmal der Auspuff abreißt. Das war wieder ein heißer Sommer und überall werden die Wiesen gelb, die Bäume werfen Blätter und Äste ab und ein weiterer Apfelbaum im Garten ist abgesehen von den Misteln kahl. Die Mistelzweige und Blätter sind grün. Sie werden wohl das letzte Wasser aus dem Stamm holen. Vielleicht sollten sie doch entfernt werden, obwohl die Wissenschaftler keine Schädigung der Bäume durch die immergrünen Misteln feststellen. Das war die Seite 236 14h28.

Mittwoch 26. August 2020 18h15.  Heute vor 137 Jahren, 1883, explodierten alle drei Hügel des Krakatau in Indonesien. Der Krach war noch bis Perth in Australien zu hören. 36 000 Menschen starben an den Küsten der nahen Inseln, besonders durch die 30 Meter hohen Wellen des ausgelösten Tsunami. Es war der größte Vulkanausbruch der Neuzeit. An Hand von Eisbohrkernen stellte man jetzt fest, daß sein letzter großer Ausbruch 535 nach 0 erfolgt war. Indonesien war 1883 eine Kolonie der Holländer. Sie schickten Wissenschaftler zur Untersuchung der Katastrophe. Wie schon beim Ausbruch des Vesuv 79 nach 0 hatte die Erde Monate vorher gebebt. Aber damit hatte man nicht gerechnet. Die Erde ist nicht zur Ruhe gekommen. Die Inseln wachsen wieder und zeugen von dem glühenden Hotspot tief in der Erde. Indonesien liegt im sogenannten Feuerring des Pazifischen Ozeans, der die meisten Vulkane der Erde hat. Dazu gehört auch Neuseeland mit vielen Vulkanen. Aber auch mit einer fantastischen Natur. Micha bereiste mit Freunden das Land vor Jahren und war  begeistert. Vor dem ersten Weltkrieg hatte mein Großvater Ludwig Reddig alle Vorbereitungen für eine Umsiedlung mit seiner Frau und den beiden Töchter Katharina und Charlotte - meine Mutter - getroffen, um nach Neuseeland zu ziehen. Aber er musste Soldat werden und erlebte die Kämpfe an der Front mit Frankreich. Er hatte Glück und überlebte. Aber er nahm seine beiden Töchter aus der katholischen Schule mit der Begründung, wenn es einen Gott geben sollte, der dieses blutige Gemetzel im Krieg zulässt, dann muss es ein sehr böser Gott sein. Wir Nachkommen hatten nichts mit Religion zu tun auch  nicht von Vaters Seite, der noch evangelisch getauft war aber später als  Kommunist und Mitglied des RFB des Roten Frontkämpfer Bundes gegen die Nazis demonstrierte und in Berlin in viele gewalttätige Auseinandersetzungen mit ihnen gezogen wurde.  Das war die Seite 237 18h53.

Donnerstag 27. August 2020 13h19.  Heute verurteilte ein Gericht in Neuseeland den Christchurch-Attentäter zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf Bewährung. Man will ihn nie wieder sehen.  Er hatte am 14. März 2019 51 Menschen in zwei Moscheen in Christchurch auf der Südinsel Neuseelands erschossen und 40 verletzt. Es ist einer der vielen überzeugten  Rassisten in den Ländern der Erde, die Ausländer hassen und zu Mördern werden. Wie Breivik, der über 70 Jugendliche bei einem Meeting der Sozialdemokraten auf einer Insel  in Norwegen umbrachte mit der Begründung, daß sich diese Partei für Ausländer einsetzt oder ein deutscher Rassist, der einen Ausländer freundlichen Regierungspräsidenten erschoss. Nach der Wende versuchten in Lütten Klein bei Rostock einige Deutsche ein Ausländerheim anzuzünden. Polizei hielt sich zurück. Woher kommt dieser Hass? Das Fremde ist doch eigentlich etwas Interessantes. Deutsche reisen jedes Jahr in Massen in fremde Länder. Aber in Deutschland wollen einige keine Ausländer haben. Gestern schoss ein Polizist in den USA einen unbewaffneten Afroamerikaner viermal in den Rücken, als dieser in sein Auto zu seinen Kindern einsteigen wollte. Jeden Tag sterben 100 Menschen in den USA durch Handfeuerwaffen, davon drei durch Polizisten, wird berichtet. Seit dem Mord an den Afroamerikaner Floyd durch einen Polizisten formierte sich in den USA ein Widerstand unter dem Motto black lives matter. Der Präsident Trump droht mit dem Einsatz der Nationalgarde. Der Rassismus ist ein internationales Problem. Die Regierungen schieben die Probleme ihrer Länder auf die Migranten. Das ist eine einfache und bequeme Politik. Leider fallen einige Menschen darauf rein. Dabei ist die Migration schon so alt wie die Menschheit. Auch Deutsche haben sich schon in allen Ländern niedergelassen. Migration ist in Wirklichkeit ein Vorteil für Wirtschaft und Kultur. Juden und Hugenotten, Polen, Italiener und Spanier trugen viel zur Verbesserung des Lebensniveaus in Deutschland bei. Das war die Seite 238 14h11.

Freitag 28. August 2020 13h13.  Heute vor 271 Jahren, 1749, wurde Johann Wolfgang Goethe geboren. Er wurde der bedeutendste deutsche Dichter. Goethe beschäftigte sich auch mit Naturwissenschaften und Politik. Der Faust ist sein wichtigstes Werk. Merkwürdig die Aussage des Magisters Faust, daß er nun alles gelernt hat, aber so dumm ist wie vorher. Er verschreibt seine Seele dem Teufel, um wirklich alles zu erkennen und scheitert. Ein Hinweis Goethes auf die endlose Suche des Menschen. Auf meine Frage, was meinen Vater auszeichnet, antwortete dieser: Ich war immer ein Suchender. So sind wir wohl alle unzufrieden mit dem Erreichten und wollen mehr. Dabei darf man nicht die Bodenhaftung verlieren. In dieser Hinsicht ist mir Goethes Osterspaziergang aus dem Faust in Erinnerung: Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick. Im Tale grünet Hoffnungsglück. Der alte Winter in seiner Schwäche zog sich in ferne Berge zurück. Von da her sendet er fliehend nur ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur. Aber die Sonne duldet kein Weißes. Überall regt sich Bildung und Streben. Alles will sie mit Farben beleben. Doch an Blumen fehlts im Revier. Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Sieh dich um, von diesen Höhen nach der Stadt zurück zu sehen. Aus dem hohlen finstren Tor drängt ein buntes Gewimmel hervor. Alles sonnt sich heut so gern. Sie feiern die Auferstehung des Herrn. Denn sie sind selber auferstanden. Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, aus der Straßen quetschender Enge, aus dem Druck von Giebeln und Dächern, aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht sind sie alle ans Licht gebracht. Und bis zum Sinken überladen entfernt sich auch dieser letzte Kahn. Ich höre schon des Dorf Getümmel. Hier ist des Volkes wahrer Himmel. Zufrieden jauchzet groß und klein. Hier bin ich Mensch. Hier will ich sein. Meine Mutter mochte Schiller mehr, weil er ein Revolutionär war. Goethe war auf Seiten des Fürsten. Er lieferte diesem Berichte über Schiller, wie es sich jetzt heraustellte.  Das war die Seite 239 13h35.

Sonnabend 29. August 2020 15h35.  Heute beginnt in Nizza - richtig Nice - die Tour de France. Der Beginn sollte im Juni sein aber wegen Corona wurde er auf heute verschoben. Etwa 170 Fahrer aus vielen Nationen sind am Start. Sie fahren dreimal von Nizza in die französischen Kalkalpen und wieder zurück. Hoch in die Alpen fuhr ich 1955 auch von der Promenade des Anglais in Nizza. Das war morgen vor 65 Jahren. Da ging es erst am Fluss Var entlang über Entrevaux, Martin, Digne nach Grenoble. Zwei Übernachtungen: Am Anfang bald über Nizza in einem verlassenen Weinberg in einer Winzerhütte und dann bei Digne auf einer Bank in einem Bahnhof, wo kein Zug mehr hielt. Die Züge rauschten vorbei und störten mich nicht. In den  Kalkalpen ging es zügig bergauf und bergab. Einige Pässe waren auch zu überqueren: Der Col de Toutes-Aures mit 1124 Metern über dem Meeresspiegel auf der Straße N 207 und der Col de Robines mit 1004 Metern.  Da nahm mich ein LKW mit. Der fuhr extra zu einem Denkmal für von Deutschen ermordete Widerstandskämpfer: Soldats sans uniforme lachement fusilles par les hordes allemandes le 18 julliet 1944. Der Lkw-Fahrer versicherte mir aber die Freundschaft der Franzosen und Deutschen, also keine deutschen Horden. Er kannte die deutschen Nazis nicht. An einem anderen breiten Denkmal mit vielen Namen stand: AUX VICTIMES DE lA BARBARIE ALLEMANDE.  Den Opfern der deutschen Barbarei.  Ein Glück, daß sich Franzosen und Deutsche nach dem Krieg zur europäischen Vereinigung zusammen fanden. Ansonsten wäre womöglich heute wieder Krieg mit viel Leid zwischen den sogenannten Erbfeinden von 1806, 1870/71, 1914/18 und 1939/45  zwischen Deutschland und Frankreich. Wir können uns nun gemeinsam an der Tour de France erfreuen. Drei großartige Sportwochen quer durch Frankreich. Heute allerdings eine Regenetappe mit vielen Stürzen auf nassen Straßen.  Das war die Seite 240 16h18.

Sonntag 30. August 2020 13h53.  Heute wird Michas Camper abgeholt. Ein junges Paar hat ihn gekauft. Sie arbeiten in einem Bauernhof und wohnen im Zelt. Es wird kalt und da ist der Camper mit seiner Heizung schon angenehmer. Sie wollen durch Europa reisen. Eigentlich wollten sie eine Tour durch Australien machen. Aber Corona verbietet das. Also bleiben sie in Europa. Ist ja auch eine schöne Gegend. Besonders an der Adria in Kroatien. Micha nimmt Abschied mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Er hatte sich 2017 im Süden von Spanien, am Strand von Tarifa, für den Kite-Lehrer begeistert und am Roten Meer den Instructor Level 1 gemacht. Aber nun kommt Nachwuchs in Hamburg und Kathrin und Micha haben mit der Wohnung auch viel um die Ohren. Am 1. November 2017 hatten Vroni und ich den Camper aus Burglengenfeld abgeholt. Micha war zu dieser Zeit schon zum planmäßigen Aufenthalt in Tarifa und konnte die Sache nicht selbst machen. So fuhren wir die 500 Kilometer bis zum Garten in Fredersdorf, wo das Tor schon verbreitert und störende Äste des Cilini-Apfelbaumes für den Parkplatz entfernt waren. Wir waren im Dunklen vom Hauptbahnhof in Berlin abgefahren und kamen im Dunklen in Fredersdorf an. Es war eine Abenteuerfahrt mit der Bahn über Nürnberg und der Autofahrt über die Autobahn. Das vergisst man nicht so schnell. Aber schnell ist leider die Zeit für Kathrin und Micha mit dem Camper vorüber.  Immerhin waren sie 2019 über Holland und England nach Irland zum kiten gefahren. Und 2018 waren sie mit dem Camper in Spanien und Portugal. Also es hat sich schon gelohnt. Und eine Erfahrung reicher. Das war die Seite 241 14h15.

Montag 31. August 2020 13h13. Heute vor 40 Jahren, 1980, erkannte die Regierung der Volksrepublik Polen die Gewerkschaft Solidarnosc an. Damit begann der Untergang des Sozialismus in den Ostblockstaaten und die Wiedereinführung des Kapitalismus. Die Zeiten der Vollbeschäftigung waren vorbei. Arbeitslosigkeit, Obdachlose, Bettler in den Straßen, Prostitution, Drogen, Kinderarmut,  Millionäre und Rechtsextreme bestimmen das Leben. Keine Hoffnung auf eine gerechte und glückliche Zukunft im Sozialismus. Dafür überall Kriege, Verbrechen, Hoffnungslosigkeit, Flüchtlinge, Hunger und nun auch noch die Pandemie des Corona-Virus ohne Aussicht auf Gegenmittel. Früher hatten wir die Impfpflicht, Betriebsärzte, allgemeine Schirmbild-Aktionen gegen Lungenkrankheiten und kostenlose Gesundheitsversorgung. Kindergärten und kostenlose Altenheime. Alles weg und es herrscht das Geld ohne Rücksicht auf Menschlichkeit und Umweltschutz. Die Kollegen kümmerten sich um einander in den Brigaden und Kollektiven. Gemeinsame außerbetriebliche Aktivitäten wurden organisiert. Um Konzert- und Theaterbesuche der Kollegen kümmerte sich eine Kulturbeauftragte der Gewerkschaft. Ein Sportbeauftragter des Betriebsdirektors leitete verschiedene Sektionen: Kegeln, Gymnastik, Windsurfen - da war ich Mitglied -, Fußball und vieles andere mehr. Die Verbindung mit gleichartigen Betrieben in Polen und der Tschechoslowakei verschaffte uns Urlaubsaustausche in Ferienhäusern im Ausland. In den Ferienmonaten gab es Kinderferienläger des Betriebes an den Seen unserer schönen Berliner Umgebung. Zum Betrieb gehörte eine Wohnungsbaugenossenschaft, ein Kindergarten - da ging unsere Tochter Angela - , eine Sauna und ein Kulturhaus mit Jugendcafe und vielen Veranstaltungen, eine Fach- und eine allgemeine Bücherei, einen Frisör, eine Bankfiliale, einen Lebensmittelladen, ein Ambulatorium, Arzt, Zahnarzt, Physiotherapie, mehrere Frühstücks- und eine Mittagessenversorgung. Zur Sicherung der Planerfüllung halfen uns Soldaten der sowjetischen Garnison in Berlin-Karlshorst mit denen wir auch gemeinsam feierten.  Das war die Seite 242 13h55.

Im Sommer 1955 in San Remo am Mittelmeer.




Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/9. 30.9.2020. Jeden Tag eine Seite schreiben. September 2020. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit.  Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex, Hildchen s.16.9., Vroni 17.9.

Dienstag 1. September 2020 13h31.  Heute vor 268 Jahren, 1752, befestigte Benjamin Franklin einen Blitzableiter auf seinem Haus. Es war der erste und von ihm selbst erfunden und konstruiert. Die Kirche bekämpfte die Sache. Man solle dem Allmächtigen nicht in seine Arbeit pfuschen. Blitze und Donner kommen von Gott und bedeuten eine Bestrafung. Seitdem hat sich einiges geändert. Die Kirche hat nicht mehr den Einfluss wie im Mittelalter. Aufklärung und Wissenschaft bestimmen das Denken und Handeln von immer mehr Menschen. Benjamin Franklin war auch einer der Väter der USA. Er arbeitete an der Verfassung der USA mit und fuhr nach Paris, um die Franzosen zur Teilnahme am Kampf der 13 englischen Kolonien an der Ostküste Nordamerikas gegen die Engländer zu begeistern. Das hatte Folgen auch für die Franzosen. 1789 stürzten sie den Absolutismus des Adels und der Kirche in Frankreich. Der erste Schritt zur Republik und Demokratie war getan. Selbst als sich Napoleon die Kaiserkrone auf den Kopf setzte und auch  nach der Niederlage bei Waterloo lebten die Errungenschaften der Revolution von 1789 weiter und beeinflussten die Entwicklung Europas und der ganzen Welt. Adel und Kirche verloren immer mehr an Einfluss. Aber selbst unter dem Deckmantel von Demokratie und Republik sind Bestrebungen zur Diktatur in einigen Ländern zu beobachten. Zum Beispiel in Ungarn und in der Türkei. In der Türkei ist sogar der Einfluss des Islamismus auf die Regierung des Landes gewachsen. Auch in Deutschland haben christliche Parteien die meisten Wähler. CDU und CSU sollen bei 36 Prozent liegen. Die Grünen bei 18 Prozent und die SPD bei 16 Prozent. Nur zusammen mit den 7 Prozent der Linken könnten sie  die Mehrheit erringen und die Regierung stellen. Sind sie Kompromiss fähig? Nächstes Jahr ist Wahl des Bundestages. Das war die Seite 243 14h05. 

Mittwoch 2. September 2020 13h15.  Heute vor 9 Jahren, 2011, kaufte ich für 600 € den VW Polo 86c aus 1991 mit einer Laufleistung von fast 172 000 Kilometern von Hermann E. in Potsdam, Zeppelinstraße. Er hatte genug vom Auto fahren. Hermann wollte nur noch öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Mir gefiel das Auto sofort. Besonders wegen der Form und der Trikolore an beiden Seiten von hinten bis vorn: Blau, weiß, rot. Die Farbe hatte Hermann gleich nach dem Kauf extra anbringen lassen. Das war 1991, also Erstzulassung 21. Februar 1991 und im August 2021 soll der Wagen beim nächsten TÜV ein H für Historisch bekommen. Das Alter hat Vorteile: Keine elektrischen Fensterheber, kein Airbag und anderer Schnickschnack. 1500 € sollte Hildchen bezahlen, weil ein Airbag an ihrem Opel ausgefallen war. Das heißt nur die rote Kontrolllampe brannte und keiner der guten Schrauber Freunde konnte die Ursache feststellen. Es blieb nur die Werkstatt beim nächsten TÜV. Vor neun Jahren war es eine enorme Umstellung. Am Trabant konnte ich so ziemlich alles selbst reparieren. Der Polo ist aber nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte. Selbst wegen eines ausgefallenen Blinklichts musste ich zur Werkstatt. Alles ist verschachtelt eingebaut und man muss erst einmal die Kniffe kennen. Hauptgrund für den Kauf war, daß keine Roststellen sichtbar waren und auch nicht vom TÜV festgestellt wurden. Hoffentlich bleibt das auch im nächsten Jahr noch so. Sechs Trabant hatte ich seit 1962 und sie immer wieder verkauft, wenn nach etwa fünf Jahren die nächste Anmeldung dran war. So hatte ich immer einen neuen Wagen außer der Letzte vom Jahr 2000, als genau am ersten Januar mein Trabant gestohlen wurde. Zu der Zeit gab es keine neuen Trabant mehr. Die Produktion war bald nach der Wende eingestellt worden. Der Rost hatte nach 21 Jahren an den Schwellern und Radkästen Löscher in das Blech gefressen. Die Schweißarbeiten hätten soviel wie Hermanns Polo gekostet. So stieg ich auf VW um. Das war die Seite 244 14h01.

Donnerstag 3. September 2020 11h24. Heute vor 94 Jahren, 1926, öffnete der Funkturm in Berlin. Seit 1925 sendete er schon die ersten Radioprogramme und zehn Jahre später die ersten Fernsehprogramme von der Olympiade in Berlin. Wenn der zweite Weltkrieg nicht dazwischen gekommen, hätten wir schon mindestens zwanzig Jahre früher Fernsehen gehabt. Überhaupt sind in den letzten 100 Jahren viele Erfindungen und Neuigkeiten in unser Leben gekommen. Der Reiseverkehr für viele Menschen und der Flugverkehr in alle Regionen der Erde hatte eine enorme Entwicklung bis heute. Fernsehen, Mobilfunk, Internet, Glaskabel für schnelle Übermittlung großer Datenmengen. Nur der Kampf gegen Erkältung und Grippe und die Corona-Pandemie hat nicht Schritt gehalten. Und der Egoismus und die Sucht nach Materiellem hinken mit der gesellschaftlichen Entwicklung hinter der Technik her. Die Technik ist weiter als die Menschen. Deshalb muss man sich vor Terror, möglicherweise mit Atombomben, fürchten. Eine Milliarde der fast acht Milliarden Menschen haben zu wenig Lebensmittel, Medizin, Bildung und Wasser. Die Unterschiede im Lebensstandard zu überwinden ist die Hauptaufgabe. Dann lösen sich auch andere Probleme wie Verbrechen, Kriege und Umweltverschmutzung. Leider hält die Religion viele Menschen davon ab, das Leben auf der Erde zu verbessern. Sie hoffen auf ein besseres Jenseits. Aber die Wissenschaft hält dagegen. Selbst die besten Köpfe sehen keinen Platz für einen Gott im Universum. Soweit sind wir schon vorgedrungen im Weltall. Es fehlt nur noch ein kleines Stück bis zum Urknall vor 14 Milliarden Jahren. Und dann werden wir auch dahinter blicken können. Oder feststellen, daß alles ganz anders ist, als wir uns das vorstellen können mit unserem kleinen Erdhorizont im Gehirn. Das war die Seite 245 11h49.

Freitag 4. September 2020 15h02. Heute vor 22 Jahren, 1998, begann die Suchmaschine Google ihren Siegeszug durch die Länder. Eine fantastische Erfindung. Es gibt kaum etwas, was sie nicht weiß, zusammen mit Wikipedia und maps.  Wikipedia zeigt ausführliche Texte und Fotos zu jedem Thema und maps hat dazu das Kartenmaterial. Eine Fundgrube des Wissens und der Erinnerungen. Und es ist immer auf dem neuesten Stand. Da arbeiten auch viele Leser mit. Ich gab unter dem Stichwort Elektrokohle ein, daß die wesentlichste und größte Gruppe unserer Erzeugnisse die Grafitelektroden für die Stahlschmelze waren. Das fehlte in dem dargestellten Produktionsvolumen von über 10 000 Erzeugnissen des VEB (Volkseigener Betrieb) Elektrokohle Lichtenberg in Berlin. Eine übersichtliche Darstellung bietet auch Google Earth über alle Länder der Erde. Vom Satteliten kann man bis auf die Straße und die Hausnummer runter zoomen und Bemerkungen eingeben. Also wo die Verwandten wohnen und seit wann. Für Michael trug ich seine Reisen ein von USA bis Neuseeland mit Datum und Besonderheiten. Ein Überblick über den ganzen Globus. Leider ist vielleicht alles nicht mehr sichtbar, denn vor einigen Wochen ließ sich mein Google Earth nicht mehr öffnen. Es kam ein Fenster mit der Begründung, daß eine Datei fehlt. Auch die sonst guten Techniker von Telekom konnten die Datei nicht wieder zufügen, sondern nur ein neues Google Earth installieren. Das ist der Nachteil der Software im Internet. Sie sind nicht so stabil wie Lexika, Duden und Fotoalben, die aber auch nicht vor Feuer und Verlust geschützt sind.   Aber das ist sicherlich ein vorübergehender Mangel. Die meiste Software ist sicher. Trotzdem ist eine Sicherungskopie immer angebracht. Außer der Suchmaschine, maps und Google Earth  bietet Google noch weitere Dienstleistungen an. Mit You tube hat man die Möglichkeit Videos hoch zu laden und anderen zu zeigen. Ein Wörterbuch, Gmails, Facebook und einen Kalender gibt es auch. Und das ist lange noch nicht alles. Das war die Seite 246 15h35.

Sonnabend 5. September 2020 14h18.  Heute vor 85 Jahren, 1935, wurde Dieter Hallervorden geboren. Er wurde Komiker und Kabarettist. Das war ihm wohl nicht in die Wiege gelegt worden. Denn nach dem Abitur in Dessau studierte er Romanistik an der Humboldt Universität in Berlin. Dabei ging er dann nach Westberlin an die Freie Universität. Aber es drängte ihn wohl auf die Bühne und da war Hallervorden auch richtig. Zuerst mit albernen Komikerrollen als Didi. Aber dann mit deutlich kritischen Sketschen gegen das Soldatentum und die Überheblichkeit der Deutschen im Kabarett. Aber immer wieder sehr lustig mit Frank Lüdecke und Rotraud Schindler. Eine umwerfende Komik mit dem Telefonverkäufer Lükecke, wo Hallervorden vor Spaß über seinen eigenen Ulk selbst lachen musste. Oder mit Rotraud Schindler im chinesischen Restaurant, wo er extra Scharf bestellte und seine Dummheit und Überheblichkeit nicht eingestehen wollte. Unverständlich, daß er von Anfang an die FDP, die freien Demokraten, und nicht die Linken unterstützte. Hallervorden muss wohl ein Workoholic sein. Unermüdlich schafft er bis heute auf der Bühne und in seinem Berliner Schloßpark-Theater. Erstaunlich nur wie wenig das vorbildliche deutsche Kabarett mit Volker Pispers, Georg Schramm, Wilfried Schmickler, Max Uthoff, Claus von Wagner, Oliver Welke, Konstantin Wecker, Bruno Jonas, Jürgen Becker, Dietmar Wischmeyer, Gernot Hassknecht, Ullrich von Heesen und vielen andern auf das deutsche Befinden wirkt. Das bleibt in alten Klischees befangen. Natürlich werden Mitglieder der Rechten, der Burschenschaften, der schlagenden Verbindungen, der Schützenvereine, der Alternative für Deutschland, der Pegida und der anderen Nationalen keine Aufführungen Hallervordens ansehen. Aber die sind in der Minderheit. Die schweigende Mehrheit der Deutschen aber könnte viel von den Kabarettisten lernen. Leider scheint aber auch bei denen das politische Kabarett nicht anzukommen und die leichte Muse ist beliebt. Dabei sind die Zeiten nicht so, dass man die Hände in den Schoss legen könnte. Denn die Demonstrationen gegen die Maßnahmen der Regierung gegen die Covid 19 Krankheit weisen auf eine Gleichgültigkeit hin.  Das war die Seite 247 14h50.

Sonntag 6. September 2020 13h30.  Heute vor einem Jahr, 2019, fuhr in der Invalidenstraße in Berlin ein SUV Porsche Macan mit hoher Geschwindigkeit über die Gegenfahrbahn, rammte eine Ampel und raste auf dem Gehweg ungebremst in eine Menschengruppe. Vier Menschen wurden tödlich  verletzt, darunter ein dreijähriger Junge. Die Untersuchungen sind erstaunlicherweise selbst nach einem Jahr noch nicht abgeschlossen. War es Absicht, Versagen oder was? Angeblich soll der jugendliche Fahrer einen Krampf gehabt haben. Heute sind nur noch 30 Stundenkilometer erlaubt und es wird an einer Veränderung der Straße gearbeitet. Ein Radweg mit Poller soll eingerichtet werden. Die Invalidenstraße ist eng, eine Spur auf jeder Seite, und in der Mitte fährt die Straßenbahn. Jeder Fahrer eines Autos sollte sich klar sein, daß er oder sie eine gefährliche Bombe lenken. Erstaunlich, daß nicht noch mehr passiert. Sicherheit zuerst. Die Fahrlehrer haben eine verantwortliche Tätigkeit. Sissi lernt das zur Zeit. Das geht über mehrere Jahre und das ist gut so. In großer Gefahr sind in Berlin die Radfahrer. In jedem Jahr verunglücken viele tödlich. Meistens durch abbiegende Lastwagen. Diese sollen mit zusätzlichem Spiegel ausgerüstet werden. Aber die wesentlichste Ursache ist wohl die Hektik. Die Geschwindigkeit zu kontrollieren und den jeweiligen Umständen anzupassen ist wohl für einige Fahrer schwierig. Ich bin seit fast 70 Jahren auf den Straßen unterwegs. Zuerst mit dem Fahrrad zur Ostsee, zum Elbsandsteingebirge und zum Mittelmeer, dann mit dem Motorrad Jawa 175 mit Vera  zur Insel Usedom und nach Fischland, mit meinem Cousin Uwe in den Harz und dann in 58 Jahren überwiegend mit dem Trabant in die Schweiz, nach Frankreich und zum Wintersport in das Riesengebirge. Zum Glück bei diesen fast eine Million Kilometern nur drei Unfälle mit geringem Materialschaden und ohne Personenschaden. Als Fahrer fühle ich mich sicherer als als Fußgänger. Das war die Seite 248 14h16.

Montag 7. September 2020 13h46.  Heute vor 76 Jahren, 1944, schlug eine V1-Rakete in London ein und tötete 160 Menschen. Es war eine der von Propagandaminister Josef Goebbels als Vergeltungswaffe eins genannten Wunderwaffen der Nazidiktatur, die den Endsieg Deutschlands über die Sowjetunion, den USA und Großbritannien sichern sollte. Einmal wurde ein Kino mit über 500 Besuchern getroffen Insgesamt ermordeten die Nazis damit etwa 5000 Menschen.  . Bei der Produktion der V1 kamen doppelt soviel Zwangsarbeiter aus den Konzentrationslagern ums Leben. In unterirdischen Stollen im Harz bei Nordhausen war eine der Produktionsstätten. Dort war mein Vater Kurt Buchholz als Automateneinrichter von der Firma Lorenz AG in Berlin-Tempelhof eingesetzt. Er kam nach Hause als die US-Streitkräfte vor den Toren standen. Die Lorenz AG hatte auch einen Teil der Produktion nach Guben an der Neiße verlagert. In Berlin war die Produktion durch die dauernden Fliegerangriffe gefährdet, obwohl nicht viel Gebäudeschäden entstanden. Man vermutet, daß Lorenz als US-Firma von den Angriffen bewusst verschont wurde. Als die Rote Armee an der Ostseite der Neiße erschienen, verließ Kurt Buchholz mit mehreren Kollegen die Stadt Guben. Sie schoben einen zweirädrigen Feuerwehrkarren mit ihren Sachen in Richtung Berlin. Ich sah ihn mit dem Karren am Pfuhl in Fredersdorf, wo ich mit meinem Schulfreund Bernd H. spielte. Ich erkannte meinen Vater mit seinem schwarzen Vollbart nicht und wir rannten vor Angst weg, anstatt ihm mit seinem Karren zu helfen. Mein Vater wäre fast erschossen worden als er den Wachsoldaten an der Rüdersdorfer Autobahnbrücke riet nach Hause zu gehen, weil die Rote Armee bald da sein wird. Bis diese am 22. April 1945 kamen, versteckte er sich, um nicht noch zum Volkssturm eingezogen zu werden. Das war die Seite 249 14h06.

Dienstag 8. September 2020 14h47.  Heute vor 72 Jahren, 1948, wurde Michael F. geboren. Er wurde in der DDR-Zeit ein aktiver Taucher und Unterwasserfotograf. Michael brachte mir im Stechlin-See das Tauchen bei. Eine tolle Sache. Besonders auch in diesem See, wo das Wasser glasklar ist. Obwohl durch den See das Kühlwasser des nahen Kernkraftwerkes floss. Das ist nach der Wende abgerissen worden. Wir waren oft mit unseren Familien auf dem Zeltplatz am Stechlin. Ich brachte meine Windsurferbretter, Maste und Segel auf dem Trabantdach mit und versuchte, Michael für diesen Sport zu begeistern. Am Sonnenstrand surften und tauchten wir. Es ist dort eine fantastische Unterwasserwelt mit Fischen und Pflanzen über weißem Sand. Ich lernte Michael zufällig auf der Hochzeitsparty von Angela und Norbert kennen und er lud mich zum tauchen ein. Ein glücklicher Zufall. Mit meinem Sohn Michael fuhr ich dann nach der Wende sogar bis nach Hurghada am Roten Meer zum tauchen zwischen Korallen und bunten Fischen. Unvergessliche Erlebnisse. Auch meine Tochter Angela begeisterte sich für das Tauchen und verbrachte einen Urlaub auf den Malediven. Ja, man kann schon schöne Sachen machen. Ob Ski abfahren oder segeln auf dem Wasser und auf dem Eis, ob fliegen wie ein Vogel ohne Motor unter dem Segel eines Drachens, ob tauchen in Licht durchfluteten Regionen unter der Wasseroberfläche, alles bringt einen das Adrenalin zum kochen und es ist einfach nur fantastisch. Das sind die Höhepunkte im Leben. Wie Reinhard Mey singt: Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen blieben darunter verborgen und würde etwas groß und wichtig erscheinen plötzlich nichtig und klein. Das war die Seite 250 15h19.

Mittwoch 9. September 2020 12h24.  Heute vor 142 Jahren, 1878, begann Humann den Pergamontempel auszugraben. Im Wesentlichen ging es um den Fries neben der Treppe zum Tempel. Da sind einige Figuren sehr gut erhalten und zeugen von der Kunstfertigkeit aus einer Zeit vor 2300 Jahren. Einer Zeit, die uns heute durch ihre immer währenden Kriege, Zerstörungen und Wiederaufbau bekannt ist. Wo heute die Türkei und Griechenland sind gab es aber in dieser Zeit schon Bestrebungen zu hoher Kunst und Demokratie. Pergamon, heute Pergama, liegt in der Türkei nördlich von Izmir. Humann gelang es, einige gut erhaltene Figuren vom Fries des Pergamontempels zu bergen. Auf der Museumsinsel in Berlin ist speziell dafür das Pergamonmuseum eingerichtet und in den letzten Jahren renoviert und erweitert worden. Die Figuren geben einen Einblick in die Zeit vor 2300 Jahren. Ein ewiges ringen und kämpfen um Macht und Abgaben an die Herrschenden. Persien hatte die Völker lange Zeit unterworfen. Aber sie befreiten sich mit dem hervorragenden Kriegshelden Alexander dem Großen. Aber der Streit zwischen den Völkern ging weiter. Erstaunlich, daß es noch Friedenszeiten gab, in denen Städte und Kunst aufblühten. Aber dann auch wieder zerstört wurden. Heute finden wir nur Ruinen und versuchen uns ein Bild jener vergangenen Zeit aus diesen spärlichen Resten zu machen. Und wir müssen feststellen, daß nach so einer langen Zeit die Menschen immer noch nicht gelernt haben in Frieden zu leben. Aber es hat sich einiges geändert. Immer mehr Menschen lassen sich nicht mehr so einfach für Gewalt und Krieg begeistern wie früher. Dem Nationalismus, dem Patriotismus, die angebliche Heimatliebe wird der Boden unter den Füßen entzogen. Die Globalisierung bringt Menschen und Probleme aller Völker zusammen und beweist, dass es besser ist in Frieden miteinander zu leben als durch Kriege Beute zu machen. Das war die Seite 251 13h11.

Donnerstag 10. September 2020 15h20.  Seit Montag verhandelt ein Gericht in London über den Auslieferungsantrag der USA bezüglich Julian Assange. Assange veröffentlichte Kriegsverbrechen der US-Soldaten in Afghanistan und im Irak. Unter anderem das Video eines US-Kampfhubschraubers über Bagdad beim Abschießen von unbewaffneten Zivilisten auf der Straße. Das Video ging um die Welt. Aber die USA verurteilten nicht die Hubschrauberbesatzung sondern jagten Assange seit nun über acht Jahren. Sieben Jahre lang bekam Assange Sicherheit in der Botschaft von Ecuador. Dann kam Moreno als Präsident in Ecuador an die Macht. Er lieferte Assange der Londoner Polizei aus. Die steckte ihn in ein Hochsicherheitsgefängnis in London. Die Schweiz will Assange aufnehmen. Überall in der Welt wird die Freilassung gefordert. Er ist ein Held. Mit seiner Plattform veröffentlichte er Dokumente der Unmenschlichkeit, die die Regierung geheim hielt. In den USA droht ihm die Todesstrafe wegen Verrat von Geheimnissen. Das gleiche Schicksal erleidet Edward Snowden, der die Abhörpraktiken der USA-Geheimdienste veröffentlichte. Die USA überwachen den Telefon- und EMail-Verkehr der überall in der Welt. Dabei helfen ihnen die Geheimdienste der Länder, besonders auch in Großbritannien und Deutschland. Alles unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung. Snowden flüchtete nach Russland, wo er seit Jahren ist. Russland lehnte die Auslieferung an die USA ab. Assange und Snowden sind für die USA trotzdem ein Vorteil. Sie zeigen, wie es denen gehen würde, die die USA-Verbrechen veröffentlichen. Seitdem hat es auch niemand mehr gewagt. Es wirkt also. Die USA sind eine Weltmacht und haben alle Möglichkeiten andere Regierungen unter Druck zu setzen. Um ihr teures Gas nach Europa liefern zu können, verhindern die USA zur Zeit  die Gasleitung von Russland durch die Ostsee nach Westeuropa. Und die Regierungen in Westeuropa kuschen vor der Weltmacht USA. Das war die Seite 252 15h47.

Freitag 11. September 2020 12h38.  Jetzt vor 19 Jahren, 2001, stürzten sich Menschen aus den Fenstern der Hochhäuser des Welthandelszentrums in New York. Präsident und Regierung der USA verschwanden in ihren Sicherheitsbunkern. Man glaubte an einen Angriff auf die USA. Zwei Flugzeuge waren in die Hochhäuser geflogen. Ein Flugzeug in das Pentagon, das Verteidigungsministerium, in Washington und ein weiteres stürzte in einen Wald.  Es waren alles normale Inlandflüge mit Passagieren. Sie kamen alle um. Insgesamt über 3000 Menschen. Es war unglaublich. Die Fernsehbilder gingen um die Welt. Nach rund zwei Stunden stürzten die Hochhäuser zusammen. In der Zeit hatten sich noch viele Mitarbeiter aus den Büros in den unteren Etagen retten können als sie über die Treppen die Häuser verließen. Ihnen entgegen kamen 242 Feuerwehrleute, die die Flüchtenden behinderten und beim Einsturz alle ums Leben kamen. Keiner hatte mit dem Einsturz gerechnet. Auch im Nachhinein konnten sich die Architekten das nicht erklären, denn die Stahlträger hatten einen Hitzeschutz. Keine der umfangreichen Geheimdienste der USA hatte das verhindert, obwohl sie von den Vorbereitungen der Attentate Kenntnis hatten. Damit gerieten der CIA und das FBI in den Fokus der Verdächtigen.  Nach dem Abschlussbericht der staatlichen Untersuchungskommission waren die Flugzeuge von Mitgliedern der arabischen Terrororganisation Alqaida entführt und in die Hochhäuser gesteuert worden. Es waren Studenten aus Hamburg die kurz vorher Flugstunden in den USA genommen hatten. Es wird bezweifelt, dass sie in der Lage waren, so große Passagierflugzeuge so gezielt fliegen zu können. Viele Gegendarstellungen zum Abschlussbericht entstanden in der Zwischenzeit. Dabei soll es möglich sein, dass man vom Boden aus Flugzeuge fernsteuern kann.  Wie die Morde an Präsident Kennedy, an Martin Luther King, an Marilyn Monroe und an den Präsidenten Allende in Chile ergeben sich andere Möglichkeiten als die offiziellen Darstellungen. Das war die Seite 253 13h24.

Sonnabend 12. September 2020 13h43.  Heute vor 15 Jahren, 2005, registrierte die Telekom meine Webseite klausbuchholz.com. Damals glaubte ich noch, daß diese neue Möglichkeit für alle ein Anreiz zum Mitmachen sei. Aber das war ein Irrtum, wie sich jetzt zeigt. Nur wenige machen davon Gebrauch. Unglaublich. Ist es das Neue, das viele abschreckt? Eine Webseite ist doch nur etwas für die Reklame von Gewerbetreibenden, wurde mir entgegen gehalten. Dabei ist das doch vor allem eine Möglichkeit zur Kommunikation. Zum besseren Verstehen untereinander. Aber das mag ein Grund sein, daß man möglichst wenig von sich preisgibt? Völlig unverständlich. Wer viel redet, verbirgt viel. Also die Domäne macht mir viel Spaß. Mit Text und Bildern, Videos und anderem ist sie auch ein Speicher von Erlebnissen und denkwürdigen Ereignissen. Und jeder kann zugreifen. Wen es interessiert ist gut, wen nicht auch gut. Jedenfalls hat sich mit der Domäne der Kreis meiner Verwandten vergrößert. Chris aus New York suchte im Internet nach Buchholz und fand meine Domäne. Im Gästebuch fragte sie an, ob wir verwandt sind. Und nun kenne ich ihren Bruder John und ihre Schwester Lanie in Colorado und mit ihnen ihre Kinder und Verwandten. So weit entfernt und doch in der Weltgeschichte mit hervorragender Bedeutung - nicht immer positiv - sind die USA ein interessanter Staat. Immerhin arbeiteten sie sich in den vergangenen 100 Jahren zur Weltmacht hervor und verdrängten die Weltmacht England. Überall in den Ländern der Erde ist der Einfluss von Wirtschaft und Militär der USA präsent. Also möchte man doch wissen, wie der einfache Yankee so funktioniert. Aber das zeigt sich ernüchternd. Voll auf sich selbst konzentriert, interessiert ihn die Welt nicht. Bis zum Präsidenten hinauf offenbart sich ein erschreckendes Bild mangelnder Bildung. Wir sind die größten! Das ist das Bild der Stellung der USA bei seinen Bürgern. Militär und Finanzkapital scheinen ihnen Recht zu geben. Das war die Seite 254 14h12.

Sonntag 13. September 2020 14h01. Heute vor 30 Jahren , 1990, wurde der 2 + 4 - Vertrag von Vertretern der beiden deutschen Staaten DDR und BRD und der ehemaligen Alliierten USA, England, Frankreich und der Sowjetunion unterschrieben. Damit war der Weg frei für die Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990. Möglich gemacht hat das der Spruch des DDR-Vertreters Schabowski auf einer Pressekonferenz am 9. November 1989, daß die DDR-Bürger über die Kontrollstellen unverzüglich in den Westen reisen dürften.  Das war ein Missverständnis durch die Regierung der DDR. Aber die Bürger standen am Abend an der Grenze und verlangten von den Grenzposten  den Durchgang. Der wurde ihnen gewährt und die 28 Jahre währende Grenze zwischen der DDR und der BRD und Westberlins war offen. Viele waren überglücklich und sahen nicht die kommende Arbeitslosigkeit von Millionen Menschen in der DDR mit all den Folgen der Obdachlosigkeit und Unsicherheit. Die BRD lockte noch mit 100 DM Begrüßungsgeld für jeden DDR-Bürger. Einige nutzen das mehrmals aus. Es kam zu Gewalt an den Zahlstellen. Mich hielt einer in Berlin mit blutigem Gesicht an und ich nahm ihn im Auto mit. Er erzählte von einer gewaltigen Prügelei vor der Kasse. Ich holte kein Begrüßungsgeld. Wofür? Daß wir unseren Arbeiter- und Bauernstaat den Kapitalisten auslieferten? Es war zu traurig. Schön war aber die Möglichkeit von Besuchen in Westberlin nach 28 Jahren. Am 10. November nach Feierabend kurz vor Schließung der Polizeistation um 19 Uhr holte ich mir den Ausreisestempel und fuhr zur Kontrollstelle in Baumschulenweg. Die Autoschlange war über einen Kilometer lang. Aber spät am Abend konnte ich Onkel Herbert und Tante Gretel in Steglitz begrüßen. Es war toll.  Das war die Seite 255 14h29.

Montag 14. September 2020 15h10.  Heute vor 60 Jahren, 1960, wurde die Organisation der Erdöl exportierenden Länder OECD gegründet. Es ging den arabischen Staaten um eine einheitliche Preispolitik, damit sie sich nicht gegenseitig durch Unterbietung schaden. Damals war Erdöl billig. Der Preis lag bei 6 Dollar je Barrel. Ein Barrel sind etwa 160 Liter. Heute muss man zehn Mal soviel zahlen.  Die Sowjetunion gehörte damals nicht zur OECD und sie lieferte Erdöl günstig über eine 3000 Kilometer lange Rohrleitung vom Ural in die DDR. Es kam im Erdölkombinat Schwedt an der Oder an. Das Erdölkombinat wurde 1960 aufgebaut und verarbeitete das Erdöl zu Kraftstoffen und Plaste. Im Fach Technologie der chemischen Industrie hatte ich eine Arbeit darüber in der Hochschule für Ökonomie zu schreiben. Ich war begeistert von den Möglichkeiten, die sich aus dem Erdöl ergaben. Damals steckten die Plaste noch in den Kinderschuhen. Nur wenige gab es wie das Bakelit, das zu Gehäusen von elektrischen Geräten verarbeitet wurde. Was heute Alltag ist, war damals noch Zukunft. Aber die Anwendungen für die Textilindustrie wie Perlon und Nylon und für Bau und Ausrüstungen waren schon weitgehend bekannt. Heute sind Plasteabfälle in den Meeren eine tödliche Gefahr für Fische, Delphine und Wale. Überall hat man schon kleinste Plasteteile in den Körpern der Tiere nachgewiesen. Ursache ist die Tatsache, daß wir noch nicht sehr weit sind Kohlenwasserstoffe wieder in den Produktionsprozess einzusetzen. So wird viel weggeworfen statt recycelt. Recycling ist immer noch sehr aufwendig und deshalb kostenintensiv. Die Lösung ist aber die Wiederverwendung aller Plasteabfälle. In einer Gesellschaft, wo das Geld regiert und die Umwelt nur geringe Bedeutung hat, ist das aber schwierig durchzusetzen. Die Produktion aller nicht recycelbaren Plaste sollte verboten werden und der Plasteabfall von den Plaste produzierenden Betrieben zurückgenommen werden. Das war die Seite 256 16h07.

Dienstag 15. September 2020 13h30.  Heute vor 70 Jahren, 1950, wurde der Zentralrat der Juden Deutschlands gegründet. Erstaunlich, schon fünf Jahre nach dem Ende des millionenfachen staatlichen Mordens Nazideutschlands an den Juden. Warum sind sie nicht alle ausgewandert? Deutschland ist ihre Heimat, ihre Sprache, ihre Kultur. Und es waren nicht alle Deutsche Nazis, Judenhasser, Ausländerhasser und Rassisten.  Wir in unserer Familie waren für alle offen. Wir waren ohne jede Religion. Ebenso unsere Freunde. Ob einer Jude war oder evangelisch oder Katholik war seine Privatsache. So war das auch die ganze DDR-Zeit. Am Namen merkte man die Abstammung von den Hugenotten. Aber das war eher exotisch und nicht Anlass für Diskussionen. Der ehemalige Hauptbuchhalter meines Betriebes hatte einen französisch klingenden Namen, Kurt Duvier. Und Kurt Dupré, ein Freund der Familie. Von Religion keine Spur. Es waren Deutsche und angenehme Freunde. Der Nachfolger von Kurt Duvier war Dr. Rex. Daß er Katholik war wurde nur nebenbei  bekannt, da man sich wunderte, daß er nicht Mitglied der  allmächtigen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands SED war, wie die meisten der Direktoren des VEB Elektrokohle Lichtenberg. Dr. Rex hatte nach dem Krieg als Bote im Betrieb angefangen. Eine erfolgreiche Karriere. In den 1980er Jahren, also kurz vor der Aufnahme der DDR in die BRD verließ er den Betrieb, den er führend für die elektronische Datenverarbeitung vorbereitet hatte. Dafür wurde ein Mitglied der SED Hauptbuchhalter. Sicher ist diese Personalpolitik der SED auch ein Nagel für den Sarg der DDR gewesen.  Mich wollte der Parteisektretär auch werben: Wenn du Mitglied bist, kannst du Direktor werden!  Schon das allein hielt mich davon ab. Auch wollte ich mir meine Meinung nicht diktieren lassen. Das war die Seite 257 14h12.

Mittwoch 16. September 2020 13h41.  Heute vor 93 Jahren, 1927, wurde Peter Falk in den USA geboren. Er wurde in den 1970er Jahren zu Columbo, dem klugen Detektiv einer sehenswerten  Fernsehserie. Er löste die Fälle durch Kombination der  genau recherchierten Indizien. Immer ohne Gewalt und drängender Verhöre, wie das sonst üblich ist. Er trug keine Waffe bei sich und zum obligatorischem Schießen schickte er seinen Freund. Es gab keine Autojagden und keine Prügeleien. Und es war immer schon am Anfang klar, wer der Mörder ist, denn die Tat wurde immer als erstes in den Filmen gezeigt. Danach ging es nur darum, wie Columbo die Pusselteile der Indizien zusammenfügte und den Fall löste. Das alles wurde mit Spaß und Freude am Leben gezeigt. Die Serie ist in aller Welt beliebt. Es gab mehrere Dutzend Folgen. Zuletzt produzierte Peter Falk selbst und führte auch Regie. Sonst war überwiegend Richard Levinson der Ideengeber und Produzent.  Mit Hildchen sahen wir die Serie immer am Montag Nachmittag nach der Einkaufsfahrt bis nach Jahren die Sendung 2019 eingestellt wurde. Dann blieb uns nur noch das Kreuzworträtsel raten bis das Corona-Virus die Besuche durch den Lock down beendeten. Und es ist immer noch nicht gelungen, ein Gegenmittel gegen die Infektion zu finden. Mit all dem notwendigen Testen soll es erst im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Es geht um die Vermeidung von Nebenwirkungen durch neue Medikamente. Die Gefahr ist aber, daß das Virus bis dahin mutiert und das neu entwickelte Gegenmittel wirkungslos ist. Das erleben wir bei den Grippe-Viren schon seit Jahrzehnten. Die Opfer durch Grippe sollen die durch Corona weit übersteigen. Und man bekommt die Sache nicht in den Griff. In jedem Herbst zieht eine neue Grippewelle durch die Länder. Das ist dann auch mit Corona zu erwarten. Die Mund-Nase-Maske werden wir nicht mehr los. Das war die Seite 258 14h30.

Donnerstag 17. September 2020 13h03. Heute früh um 7 Uhr 4 erblicktet unser Enkelsohn Finn in Hamburg das Licht der Welt. Kathrin und mein Sohn Michael sind die glücklichen Eltern und ich der glückliche Großvater. Auf WhatsApp schickte Michael das erste Foto. Ein verschmitztes Gesicht mit einem fast offenem Auge, braun oder blau. Auf dem Kopf eine Pudelmütze mit dem Bild eines Segelboots mit Fock und Großsegel. Der Finn Dinghi hat aber nur ein Großsegel. Ein schnelles Boot mit beweglichem Baum. Dadurch kann das Segel bei hoher Geschwindigkeit noch weiter beschleunigt werden. Ich hatte viel Spaß damit auf dem Langen See bei Schmöckwitz in Berlin. Wir nahmen ihn auch mit zum Campingurlaub am Zotzen See auf der Mecklenburger Seenplatte. Der Trabant hatte ordentlich zu schleppen. Aber er schaffte es. Sogar über die Sandwege zum Campingplatz. Da trafen sich die zahlreichen Mitglieder der Familie Esther mit mehreren Zelten am See. Sogar Heinz und Ria versuchten sich mit dem Segeln. Aber das ist nicht einfach mit dem Finn Dinghi. Auch unser Neufundländer Fanny und das Rosenköpfchen waren mit im Zelt. Der Vogel machte weite Flüge durch den Wald. Einmal landete er verfolgt von Fanny dicht am Ufer. Ja, es war viel los beim Campen. Heinz und Mike spielten abends auf der Guitarre und es wurde am Lagerfeuer gesungen. Michael war noch klein und spielte ausgelassen mit seinen vielen Cousinen und Cousens im Wald und im Wasser. Wir hatten auch den Kinderwagen für Michael dabei. Meine erste Aufgabe am Tag war eine Runde Kinderwagen schieben mit Micha. Das kann nun Michael mit Finn tun, wenn sie an die Ostsee oder an die Nordsee sind. Das ist nicht weit von Hamburg und Michael wird dann auch wieder seinen Lieblingssport Kiten ausüben können. Der BUS ist leider weg. Aber es wird schon genug Möglichkeiten an der Waterkant zum Übernachten für die Familie geben. Das war die Seite 259 13h42.

Freitag 18. September 2020 13h19.  Heute in einem Jahr, 2021, werden die Abgeordneten des Berliner Parlaments, das Abgeordnetenhaus, gewählt.  Wichtigste Frage ist, wie schneidet die Alternative für Deutschland ab. 2016 kamen sie in das Parlament. Nun regiert die SPD mit den Grünen und den Linken, eine Rot-Rot-Grüne-Koalition. Das wäre auch eine gute Option für die Bundesregierung. Werden sie mich wieder als Wahlhelfer aufrufen? 2016 hatte ich mich das erste Mal dafür gemeldet. Dann kam die Europawahl und die Bundestagswahl. Jedes Mal als Vorsitzender bei der Briefwahl von 14 Uhr bis etwa 22 Uhr. Die beiden wichtigsten Mitglieder der 6er Gruppe waren der Schriftführer und sein Stellvertreter. Sie hatten das umfangreiche Protokoll auszufüllen und am Ende fest zu stellen, daß alle Stimmen richtig gezählt wurden. Erst am Ende stellt sich heraus, ob die Anzahl der gültigen und ungültigen Stimmen mit der Anzahl der Wähler übereinstimmt. Und erst dann kann man beruhigt die Sache beenden und nach Hause gehen. Ich musste noch die wichtigsten Unterlagen zur Prüfung in das Wahlbüro in Hohenschönhausen bringen. Jede Briefwahlgruppe hatte etwa 600 Wahlbriefe auszuzählen. Das erforderte konzentrierte und intensive Zählarbeit. Erstaunlich in einer Zeit der Digitalisierung nur Papierarbeit.  Der Präsident der USA Trump vermutet Täuschungen durch die Briefwahl. Ich wüsste nicht wie. Die sechs Mitlieder einer Wahlgruppe lernen sich erst am Wahltag kennen und können sich nicht absprechen. Keiner äußert sich parteilich und alle arbeiten gemeinsam bei der Öffnung der Wahlbriefe, der Aufteilung der Stimmzettel auf die Parteien und die Kandidaten. Dabei gab es auch noch zusätzlich  eine Abstimmung für oder gegen die Weiterführung des Flugplatzes in Tegel nach Inbetriebnahme des neuen Flugplatzes in Schönefeld. Das war alles nicht so einfach. Aber wir schafften es gemeinsam bei guter Stimmung und allgemeiner Einsatzfreudigkeit und einem Erfrischungsgeld von 30 Euro. Das war die Seite 260 14h08.

Sonnabend 19. September 2020 13h39.  Heute vor 98 Jahren, 1922, wurde Emil Zapotek in der Tschechoslowakei geboren. Er wurde in den 1950er Jahren Europa-, Welt- und Olympiasieger in den Disziplinen 5000 Meter, 10 000 Meter und Marathon. Mit seinem einmaligen unverwechselbaren Laufstil holte er jahrelang viele Gold- und Silbermedaillen. Er war ein Sportidol wie der erfolgreiche  DDR- Radrennfahrer Täve Schur, den wir bejubelten, wenn die Friedensfahrt Berlin erreichte. Einmal waren die Rennfahrer im Internat der Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst untergebracht. Da konnten wir Täve Schur mit seinen mächtigen Oberschenkeln bewundern, wenn wir in der Mensa zum Essen gingen. Ja, wir hatten unsere Vorbilder im Sport. Für mich war der Box-Weltmeister im Schwergewicht aus den USA Cassius Clay einer der Vorbilder. Für seinen Kampf stand ich Mitten in der Nacht auf, um die Übertragung im Fernsehen zu verfolgen, obwohl ich früh zur Arbeit musste. Später trat er zum Islam über und nannte sich Muhammad Ali. Er war auch ein Friedenskämpfer. Ali verweigerte den Dienst als Soldat, als die USA schwere Kriegsverbrechen in Vietnam verübten. Dafür wurde ihm der Titel als Weltmeister genommen und er durfte einige Jahre nicht boxen. Ali schloss sich der Black Panther Bewegung an und nahm dabei an ihren  Demonstrationen teil. Mein Vater und seine beiden Brüder Paul und Herbert waren Mitglieder in Berliner Sportvereinen als Boxer und Ringer. Auf dem Rummel beteiligten sich die Brüder an Schaukämpfen und verdienten sich fünf Mark für jeden Kampf. Paul kämpfte sogar um den deutschen Meister. Den Kampf verlor er, weil der schwerhörige Gegner den Gong überhörte und nachschlug. Herbert trat mit seinen Söhnen mit Gymnastik vor Publikum auf und betreute den Boxverein seines Sohnes Günter in Fredersdorf bei Berlin. Ich fand auch viel Freude am Sport: Ski fahren, segeln auf Wasser und auf Eis,  fliegen unter dem Drachen Cloud III, tauchen, windsurfen, schwimmen, Rad fahren,  Billard und Tischtennis spielen waren meine Sportfavoriten. Das war die Seite 261 14h13.

Sonntag 20. September 2020 12h02.  Heute vor 30 Jahren, 1990, wurde der Palast der Republik in Berlin geschlossen. Er war 1976 gebaut worden und enthielt die Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik, ein Theater, Restaurants, Ausstellungsräume und im Keller eine Bowlingbahn. Unsere Brigade Bruno Leuschner vom VEB Elektrokohle war häufig auf der Bowlingbahn und im Theater. Nach der Wende 1989 und kurz vor der Übernahme der DDR durch die BRD am 3. Oktober 1990 sollten viele Wahrzeichen der DDR abgerissen werden. Der Widerstand der Berliner schützte den Tierpark, den Fernsehturm und das Variete Friedrichpalast. Aber trotz jahrelangem Widerstand wurde der Palast der Republik abgerissen und dafür das im zweiten Weltkrieg stark zerstörte Berliner Schloss der Hohenzollern neu gebaut. Alle Bauten der DDR ließen sich nicht abreißen. Das hohe weiße Gebäude des Ministeriums für Außenwirtschaft auf der anderen Seite der Spree gegenüber dem Palast der Republik war der erste Abriss gleich nach der Wende. Aber das Gebäude des Staatsrats der DDR neben dem Palast der Republik steht noch bis heute. Im daneben liegendem Gebäude des Zentralkommitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ist jetzt das Auswärtige Amt der BRD. Auch das neue Gebäude der Charité hat die Wende überstanden. Und die Berliner Neubaugebiete in Marzahn und Hellersdorf und das Hans Loch Viertel - heute Sewanstraße -. Es soll möglichst jede Erinnerung an den ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden getilgt werden. Auf dem Alexanderplatz in der Mitte Berlins sind mehrere Hochhäuser geplant. Dafür werden verschieden Gebäude aus der DDR-Zeit abgerissen. Die nördliche Seite der Karl-Marx-Allee ist zur Zeit vom Strausberger Platz bis zum Alex gesperrt. Was wird wohl da verändert?  Das war die Seite 262 12h27.

Montag 21. September 2020 13h34.  Gestern von 98 Jahren, 1922, entdeckte der Archäologe Howard Carter in Ägypten im Tal der Könige das Grab von Tutanchamun. Keine Grabräuber hatten die Schätze gestohlen. Alles war noch wie vor 3300 Jahren. Allerdings lagen die Grabbeigaben ungeordnet in der Vorkammer: Ein Thron, Nachbildungen von Tieren, Töpfe, sogenannte Kanuten, mit den Innereien des Königs, viel Gold und Edelsteine. Eine genaue Nachbildung zieht als Ausstellung durch die Länder. Vor Jahren war sie auch in der Arena in Berlin-Treptow. Die Anlage ist beeindruckend, bunt, golden, überall viele Malereien unbekannter Motive. Der Sarg ist in mehreren bemalten Holzkästen. Man glaubte damals, daß der König weiter leben würde und sich bei den Göttern um das Wohlergehen der Ägypter kümmern würde. Es ging ihnen vor allem darum, das der Nil in jedem Jahr mit seinen Überschwemmungen für fruchtbare Felder sorgte. Das war die Lebensader der Ägypter. Das Niltal war so fruchtbar, daß man Zeit für den Bau von aufwendigen Gräbern und Pyramiden hatte. Unzählige Götter wurden angebetet bis Echnaton, der Vater von Tutanchamun alle Götter außer dem Gott der Sonne verbot. Das passte den Priestern nicht und als Echnaton gestorben war, beeinflussten sie Tutanchamun dazu, alle alten Götter wieder einzusetzen. Offensichtlich unterstützte Nofretete, eine der Nebenfrauen des Echnaton, diese Entwicklung. Die neue Hauptstadt Amarna wurde verlassen. Eine Nachbildung des Kopfes von Nofretete kann man auf der Museumsinsel in Berlin bewundern. Sie ist immer von Besuchern dicht umlagert. Niemand kann sich der Schönheit und Gleichmäßigkeit des Gesichts entziehen. Ägypten will die Nachbildung zurück. Mit der heutigen Technik sind genaue  Kopien leicht herzustellen. Man sollte das Original der Nofretete dem Museum in Kairo schenken. Das war die Seite 262 14h29.

Dienstag 22. September 2020 14h47.  Heute vor 98 Jahren, 1918, wurde Hans Scholl geboren. Mit 24 Jahren ermordeten die Nazis ihn, weil er in seiner Universität in München Flugblätter gegen Hitler verteilt hatte. Das war 1942 und Hans und seine Schwester Sophie hatten mit ihren Freunden die Flugblätter entworfen und gedruckt. Sie waren gegen den brutalen Krieg gegen die Sowjetunion und glaubten, sie könnten die Deutschen vor dem Disaster der Niederlage retten. Auch einige Offiziere in der Wehrmacht Nazi-Deutschlands sahen die Niederlage voraus und versuchten, Hitler umzubringen. Viele Millionen Opfer hätten durch die rechtzeitige Beendigung des zweiten Weltkrieges vermieden werden können. Aber es war zu spät. Die Nazis hatten das deutsche Volk fest im Griff. Man muss den Verbrechern frühzeitig das Handwerk zerschlagen. Aber Hitler und seine Helfer waren nicht dumm. Sie redeten von Frieden und bereiteten insgeheim den Krieg durch umfassende Aufrüstung vor. Panzer, Kampfflugzeuge und Kanonen ließen sie in Unmengen bauen und konnten mit ihrem überraschenden Angriff tief in die Sowjetunion vorrücken. Diese Lehre ist auch heute hilfreich, da Nazis unter verschiedenem Deckmantel das deutsche Volk verführen wollen. Rechtzeitig muss Polizei, Verfassungsschutz und die ganze Gesellschaft dagegen vorgehen. Leider sind Nazis in der Polizei und im Verfassungsschutz aktiv und verhindern den Kampf gegen die Nazis. Sollen wir wieder die Welt in einen Krieg stürzen? Reichen die beiden Weltkriege nicht? Leider sind Fremdenhass und Angst vor Ausländern in Deutschland sehr verbreitet. Das Gift unserer schlimmen Vergangenheit. Das war die Seite 263 15h15.

Mittwoch 23. September 2020 13h09.  Gestern vor 92 Jahren, 1928, wurde Ursula Nickstädt geboren. Im VEB Elektrokohle Lichtenberg war sie unsere zuverlässige und kluge Arbeitskollegin in der Abteilung Finanzen und Preise. Dazu gehörte die Hauptkasse mit Karin als Leiterin der Hauptkasse und die Preisbearbeiter. Bei Karins Ausfall gab es mehrere Vertretungen. Es war jedes Mal ein Erlebnis, wenn am Ende des Kassentages Belege und Geld übereinstimmten. Dann konnte man beruhigt nach Hause gehen. Wenn nicht, musste gesucht werden. Ursel erinnerte sich, wie ich auf die vielen Haufen mit gleichen Geldscheinen klopfte und bei einem Haufen eine geringere Höhe feststellte. Da war der Fehler endlich gefunden. Wir hatten täglich an die hundert Kassenkunden und ein Kassenlimit in Höhe von zuletzt 100 000 Mark der Notenbank der DDR.  Wir hatten uns auch der Brigade Bruno Leuschner angeschlossen und feierten zusammen die Geburtstage, den internationalen Frauentag am 8. März und den Tag der Republik am 3. Oktober. Größere Veranstaltungen der Brigade waren mehrtägige Reisen in die CSSR, nach Polen und in die Mecklenburger Seenlandschaft. Wir hatten immer viel Geld in der Brigadekasse durch Auszeichnungen im Wettbewerb der Brigaden. Ursel war aus Zittau nach Berlin gekommen. Sie arbeitete auch in der Leitung und Verwaltung ihrer Wohnungsbaugenossenschaft. Auch dort wurde sie für vorbildliche Leistungen mehrmals ausgezeichnet. Bis 2018 nahm Ursel auch an unseren jährlichen Treffen der Kollegen teil. 2019 aber hatte sie den Termin vergessen und als ich sie abholen wollte war ihr Neffe Stefan mit seiner Frau bei Ursel zu Besuch. Ursel sagte, dass sie keine Übersicht mehr hat. Der Neffe Stefan und seine Frau betreuten Ursel in ihren letzten Tagen und informierten mich über ihr Ableben am 22. Dezember 2019. Es war traurig. Ursel war immer geistig rege und aktiv. Im nahen Schwimmbad drehte sie in jeder Woche einige Runden. Das war die Seite 264 14h.

Donnerstag 24. September 2020 13h50.  Nimmt der Glaube zu? Trotz Mitgliederschwund bei den Kirchen? Was ist die Ursache? Ist man verunsichert, versteht die neue Technik nicht? Und auch nicht die Turbulenzen der Politiker? Dabei hat die Wissenschaft nun schon seit Jahrhunderten die besseren Argumente.  Nach einer Umfrage wählen 22 % die Christlich Demokratische Union CDU in Berlin. Das ist viel. Nur die Grünen bekommen mit 26 % mehr Stimmen. SPD und Linke liegen bei 15 %.  Die Alternative für Deutschland AfD erhält demnach 10 % und die Liberalen 5 %. Seit der letzten Wahl regiert eine Rot Rot Grüne Koalition und sie würden im nächsten Jahr nach der Prognose von Heute wieder die Mehrheit von 15 + 15 + 26 = 56 % haben. Selbst wenn die Grünen sich mit der CDU verbinden.  Berlin war immer links. Wobei im Westen die Christen stärker sind. Im Osten wohnten schon immer die Arbeiter. Und so erhalten auch heute die Linken und die SPD in Ostberlin die meisten Stimmen. Aber das ist ein Trend in der Welt. Trump in den USA setzt auf die Kirchen und in Polen sind sowieso die Katholiken sehr stark. Trotz der jahrelangen Zugehörigkeit im Warschauer Pakt. Bei einem Besuch in Bydgoszcz, früher Bromberg, konnten wir es miterleben. Vor der Arbeit ging man in die Kirche. Die Regierung der Türkei setzt wie die USA ebenfalls auf den Glauben. Das Museum Hagia Sophia wurde wieder Moschee und man hört nichts von Widerstand. Dabei hat der Glaube schon immer den Fortschritt behindert und zu Kämpfen zwischen den Religionen geführt. Man lässt sich wohl gern durch den Glauben trösten. Vielleicht ist da doch etwas hinter den Wolken?  Damit lässt es sich leichter leben als mit der Aussicht der vollen Dunkelheit nach dem Sterben. Nur der Glaube wird kein Paradies erschaffen. Wir sollten es hier auf der Erde errichten. Für alle Menschen. Dann wird es Frieden geben und Zufriedenheit.  Das war die Seite 265 14h23.

Freitag 25. September 2020 15h21.  Heute vor 164 Jahren, 1856, heirateten Heinrich Buchholz und Luise Abraham in Samotschin im Netzegau im Bezirk Posen. Das Gebiet gehörte nach der Teilung Polens Ende des 18. Jahrhunderts zu Preußen. Bei der Hochzeit war Wilhelmine Buchholz aus Marzdorf Trauzeugin. Heinrich und Luise bekamen sieben Kinder. 1857 wurde mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Buchholz geboren. Ich lernte ihn 1940 auf seinem Bauernhof  kennen: Ein würdevoller alter Herr mit mächtigem Bart. Er bewirtschaftete mit seiner Frau Herta, geborene Zunk, einen Bauernhof in Nadolnik Mühle in der Nähe vom Dorf Ratchin. 1945 nach dem Ende des zweiten Weltkrieges mussten sie ihren Bauernhof verlassen. Sie zogen mit dem Flüchtlingsstrom der Deutschen nach Prenzlau zu Verwandten. Dort starben sie Weihnachten 1945. Vor Jahren hatte ich telefonischen Kontakt mit Hertha Kaminski, die als 18jährige die Großeltern damals begleitet hatte. Da sie bei den Verwandten in Prenzlau nicht bleiben konnten, zogen sie weiter nach Westdeutschland. Die meisten aus der Familie waren schon nach dem ersten Weltkrieg geflüchtet als die Gegend um Posen wieder polnisch wurde. Dabei auch Richard Buchholz, der am 4. Dezember 1879 in Nadolnik Mühle geboren wurde. Er zog mit seiner Frau Martha und den drei Söhnen Kurt, Paul und Herbert nach Berlin in die Andreasstraße 21. Dort starb Richard Buchholz an einer Kriegsverwundung 1924. Schräg gegenüber wohnte Margarete Dupré, die sich gut an die Familie Buchholz erinnerte, besonders an meinen Vater Kurt, der Mitglied im Wanderverein Grün-Weiß-Grün war und mit seiner Gruppe durch die Straßen zog. Mit der Vereinskluft grüne Hosen, weißes Hemd und grünes Halstuch. Sie sangen grün weiß grün sind unsere Farben, grün weiß grün ist unsere Stolz… In Fredersdorf bei Berlin gehörte Margarete Dupré und ihr Mann Kurt mit meinem Vater, Erich Storr und Richard Bredereck zu den Aktivisten der ersten Stunde die sich nach dem zweiten Weltkrieg um die Versorgung der Bevölkerung und um den Aufbau der Verwaltung kümmerten. Das war die Seite 266 16h15.

Sonnabend 26. September 2020 13h51.  Heute vor 40 Jahren, 1980, explodierte eine Bombe am Eingang zum Oktoberfest in München, verletzte 230 und tötete 13 Personen. Erst in diesem Jahr 2020 wurde die Untersuchung abgeschlossen und festgestellt, daß Neonazis das Attentat vorbereiteten und durchführten. Bisher hatte man die Beteiligung der Nazis vertuscht und einen Einzeltäter die Schuld gegeben. Aber die Nazigruppe Hoffmann stand dahinter. Sie wollten die Schuld den Linken in die Schuhe schieben und den CSU-Mann Strauß unterstützen. Es stand die Bundestagswahl vor der Tür und wie die Faschisten in Bologna bei dem Bahnhofattentat befürchtete man einen Linksruck. 40 Jahre verschleppten und vertuschten Polizei und Geheimdienste die Wahrheit. Kein Wunder, daß in Nordrhein-Westfalen und anderen Ländern Deutschlands Polizisten als NSU 2.0 Unterstützer in diesem Jahr entlarvt und entlassen wurden. Das Gift der Nazi-Ideologie wirkt immer noch. Und je weiter die Entfernung zu Hitler, Goebbels, Himmler und Göring und ihre Verbrechen, desto mehr werden sie reingewaschen. Demokratie ist nicht sehr wehrhaft gegen Diktatur. Menschlichkeit kann sich schwierig gegen Unmenschlichkeit durchsetzen. Besonders wenn man sich alles einfach macht und sich nicht besser informieren lassen will. Nationalismus und Ausländerhass stecken tief in der deutschen Seele. Das begann mit Bismarcks Sieg über Frankreich 1870/71, wurde verstärkt durch die Dolchstoß-Legende nach dem ersten Weltkrieg und führte direkt zu den Weltherrschaftszielen der Nazis im zweiten Weltkrieg. Wehe uns, wenn die Nazis den nächsten Krieg anzetteln. Das war die Seite 267 15h10.

Sonntag 27. September 2020 14h08. Gestern vor 122 Jahren, 1898, wurde George Gershwin geboren. Er lernte Klavier spielen und wurde Komponist weltbekannter fantastischer  Musikstücke: Rhapsodie in blue, Ein Amerikaner in Paris, Porgy and Bess mit Summertime, I got plenty o nuttin, It ain´t necessarily so. Gerschwin brachte den Jazz der Afroamerikaner aus dem Süden der USA auf die große Bühne. Am besten zeigte diesen Sound der Film Porgy and Bess mit Sammy Davis jr. als Sporting Life. In der DDR kam Porgy and Bess in der Komischen Oper in Berlin zur Aufführung. Unglaublich die Rolle des Sporting Life durch Manfred Krug. Leider wurde Gershwin nur 38 Jahre alt. Er starb mitten in der Arbeit am Flügel durch einen Tumor im Gehirn. Was hätte er noch bringen können. Aber auch erstaunlich, was er in der kurzen Zeit seines Lebens geschafft hat. Gershwin war ein workalcoholic. Ein Leben für die Musik wie auch Glenn Miller, Satschmo Louis Armstrong und der Rocker Elvis Presley. Sie waren nach dem zweiten Weltkrieg mit der Marschmusik eine Überraschung und eine neue bessere Erfahrung.  Frolic at five kam jeden Tag um 17 Uhr im American Forces Network Berlin und begleitete meine Schularbeiten. Eine fröhliche Musik nach all der Angst im Luftschutzkeller, dem jahrelangen Hunger und der Kälte. Ein Brot kostete 80 Mark. Zum Geburtstag wünschte ich mir ein Brot und eine Tüte Zucker. Nach wenigen Tagen hatte ich das aufgegessen. Auf meinem Schulweg kam ich an der Bäckerei vorbei, in dessen Schaufenster weiße Sahnebesee lockten. Ich sparte und konnte mir einen leisten. Das war ein Hochgenuss, den ich nicht vergessen habe. Mein Vater war Neubauer und lieferte Korn und Mehl an einen Bäcker. Manchmal gab mir Vater einen Zettel mit der Notiz 1 Brot und seiner Unterschrift. Dafür konnte ich mir ein Brot vom Bäcker holen. Aber der größte Trost in dieser Notzeit war die neue Musik aus den USA und der Sowjetunion mit dem Säbeltanz von Aram Chatschaturjan und Kalineka des Alexandrow-Ensembles. Das war die Seite 269 14h50.

Montag 28. September 2020 12h52. Heute vor 115 Jahren, 1905, wurde Max Schmeling geboren. Er wurde ein erfolgreicher Boxer und Vorbild meines Sport begeisterten Vaters Kurt Buchholz und seiner beiden Brüder Paul und Herbert. In den 1930er Jahren bestritt Schmeling zwei Weltmeister Kämpfe in USA. Den ersten gewann er, den zweiten verlor er gegen den Afroamerikaner Jo Lewis. Sie wurden Freunde und besuchten und unterstützten sich nach dem zweiten Weltkrieg. Schmeling war Fallschirmspringer im zweiten Weltkrieg. Danach leitete er eine Abfüllfiliale von Coca-Cola und baute sich mit seiner Frau Anni Ondra eine Perlztierfarm auf. Anni Ondra war eine tschechische Filmschauspielerin in den 1930er Jahren in Deutschland. Max Schmeling und Anni Ondra lernten sich in der Zeit kennen, heirateten in Bad Saarow und bauten sich dort eine Villa auf. Über das bekannte Paar wurde noch viel erzählt, als ich mit meiner Frau Vera 1960 in einem der Ferienhäuser meines Betriebes VEB Elektrokohle Lichtenberg einen schönen Urlaub in Bad Saarow verlebte. Wir waren dann noch oft dort und fuhren mit dem Ausflugsschiff über den romantischen Scharmützelsee. Es gab auch damals das Gerücht über eine Wahrsagerin in Bad Saarow. Wir ließen uns aus der Hand lesen und kauften eines ihrer selbst gemalten Ölbilder. Was sie uns voraussagte vergaß ich, jedenfalls ging es um einige Krankheiten und ein langes Leben, das die Linien der Hände angeblich aussagten. Am schönsten waren die Wanderungen in den tiefen Wäldern um Bad Saarow. Auf einer Berghöhe liegen riesige Findlinge aus dem letzten Eiszeit. Davon hatte man vor über 100 Jahren einen Teil abgebrochen und eine Schale mit einem Durchmesser von über drei Metern geformt. Die steht noch heute vor dem alten Museum auf der Museumsinsel in Berlin. Selbst den Krieg überstand sie. Sie erlitt nur einen leichten Bruch. Das war die Seite 270 13h23.

Dienstag 29. September 2020 12h13.  Heute vor 146 Jahren, 1874, war das erste Fußballspiel auf dem europäischen Festland. Vorher gab es das schon in England, das als Mutterland des Fußballs gilt. Aber vor 2000 Jahren spielten schon die Chinesen Fußball. Und in der Schweiz führten englische Studenten das Spiel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Das Militär benutzte Fußball als Training. Es ist auch ein Ballspiel, das leicht zur Körperverletzung, zu Ruppigkeit, zum Treten auf die Schuhe und gegen die Schienenbeine des Gegners im Eifer des Gefechts verführt. So mancher Spieler musste vom Spielfeld getragen werden. Und die Zuschauer sind begeistert und schreien sich die Lunge aus dem Hals. Erstaunlich wie sich Fußball in allen Ländern verbreitet hat und zahlreiche Anhänger in die Stadien lockt. Ein Abbau der Aggressivität? Da werden Feuerwerkskörper von den Zuschauern gezündet und Gegner angegriffen. Polizei und privates Wachpersonal müssen die Eingänge zu den Stadien sichern und die oft betrunkenen Fans in Zügen und auf Bahnhöfen zur Ordnung anhalten. Viel weniger Zuschauer gibt es beim Volleyball. Da sind auch die beiden gegnerischen Mannschaften durch ein Netz getrennt und kommen sich nicht zu Nahe. Am wenigsten gefährlich ist Snooker. Dieser Sport kommt auch aus Großbritannien und ist mittlerweile selbst in  China so sehr populär, das einige Spieler schon in der Weltspitze mitspielen. Es gibt viele ungefährliche Sportarten. Das wird in den Olympiaden immer wieder demonstriert. Aber in einer Zeit, in der Kriege und Verbrechen an der Tagesordnung sind, passt Fußball wohl gut in die Gesellschaft. Ich bevorzuge mehr solche Sportarten wie Schlittschuh laufen,  Klettern, Segeln, Tauchen, Windsurfen, Fliegen und Rad fahren. Das war die Seite 271 12h40.

Mittwoch 30. September 2020 8h28.   Gestern hatte ich das Glück und die Freude mit der klugen Jeanni einige Stunden in Berlin zu verbringen. Vom Treffen am Neptunbrunnen hinter dem Fernsehturm bis um 23 Uhr bei Abfahrt ihres 100er Bus in der Liebknechtstraße zum Zoo. Zuerst besuchten wir das DDR-Museum an der Spree gegenüber dem Berliner Dom. Es zeigt leider überwiegend den Sicherheitsdienst mit Gefängniszelle und Abhörzimmer. Von unserer Begeisterung beim Aufbau des Sozialismus und einer besseren Gesellschaft ist kaum etwas zu spüren. Da hatten wir eine Perspektive. Heute geht es nur darum viel Geld zu verdienen und aufzupassen, daß man nicht in die Arbeits- und Obdachlosigkeit, in die Drogensucht und ins Verbrechen rutscht. Das gab es in der DDR nicht. Es gab aber Widerstand gegen die Regierung genauso wie heute. Ob es heute die gleichen Unzufriedenen sind wie in der DDR? Es ist eben leichter zu kritisieren als mitzuarbeiten. Auf einer Schifffahrt auf der Spree durch den Regierungsbezirk und den Tiergarten erfuhren wir dann Neuigkeiten. Zum Beispiel das der evangelische Dom von einem katholischen Architekten entworfen wurde, was man ihm auch ansehen würde. Einen Kulturschock erlebten wir vor der Tür des Neuen Museums auf der Museumsinsel nicht weit vom Dom: Die Öffnungszeiten sind gestrichen. Das Abbild der unglaublich schönen Nofretete bleibt hinter Schloss und Riegel. Schade. Auf dem Fernsehturm konnten wir das erleuchtete Berlin betrachten. Es war mittlerweile Dunkel geworden und so schlossen wir den angenehmen Tag bei Starbucks unter einem Heizpils mit einem kleinen Drink ab. Ich lernte viel von Jeanni und ihrem Handy. Damit kann sie streamen, das heißt einen Chat mit Freunden führen und das Handy liest die Speisekarte vom QR-Code auf dem Restauranttisch. Außerdem hat sie Abfahrzeiten ihres Busses im Handy, wie ich das auch schon bei Micha, Loli und Vroni sah. Jeanni sagt, sie sei damit aufgewachsen und das ist normal. Für mich eines der vielen technischen Wunder unserer wundervollen Zeit. Ich freue mich, daß ich heute noch einmal Jeanni im Tierpark Friedrichsfelde treffen werde. Das war die Seite 272 9h00.




Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/10. 31.10.2020. Jeden Tag eine Seite schreiben. Oktober 2020.  Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex, Annelie s. 22.10, Christiane und Jürgen s. 24.10.,  Arno kommts du voran?

Donnerstag 1. Oktober 2020 19h46.   Heute vor 100 Jahren, 1920, wurde Berlin eine Großstadt, die Drittgrößte nach New York und London. Es gab einen Beschluss zur Eingemeindung der umliegenden Dörfer Lichtenberg, Spandau, Köpenick, Charlottenburg, Marzahn und viele weitere. Die Bevölkerung wuchs auf über vier Millionen Einwohner. Im Westen um den Kurfürstendamm, Kudamm genannt, wohnten überwiegend die Reichen und im Osten die Arbeiter. Am Ende des 19. Jahrhunderts waren viele Industriebetriebe in Berlin entstanden. Borsig baute Lokomotiven, Textilien wurden produziert und Siemens stellte die ersten elektrischen Straßenbahnen her. 1945 am Ende des zweiten Weltkrieges war Berlin ein Ruinenfeld. Tag und Nacht kamen viele Jahre lang die Bombenflugzeuge der Briten und der USA und luden ihre tödliche Fracht über Industrie und Wohnhäuser ab. 500 000 Menschen starben dadurch in Deutschland. Die Nazis hatten 1939 den zweiten Weltkrieg und den Bombenterror über Warschau, London und Coventry begonnen. Die Nazis  glaubten die Deutschen seien ein Volk ohne Raum und wollten die Herrschaft der sogenannten germanischen Herrenrasse über alle Länder der Erde durch Krieg erreichen. Am Ende war Deutschland zerstört und zwischen den Siegermächten Sowjetunion, USA, England und Frankreich aufgeteilt. Auch Berlin wurde aufgeteilt. Während wir im Osten der Stadt durch die ebenfalls zerstörte Sowjetunion kaum Unterstützung bekamen, machten die USA aus Westberlin und Westdeutschland schnell ein Wirtschaftswunderland. Bis zum 13. August 1961 waren die Grenzen offen und viele Ostdeutsche siedelten in den Westen über. Auch mein Bruder Kurt und Herbert, ein Bruder meines Vaters mit Frau und drei Kindern. Die Regierung der DDR in Ostdeutschland baute am 13. August die Mauer und nur noch Rentner ließ man durch. Erst am 9. November 1989 öffneten sie die Mauer wieder und wir konnten unsere Verwandten im Westen besuchen. Das war die Seite 273 20h18.

Freitag 2. Oktober 2020 13h08. Heute vor 68 Jahren, 1952, stimmte der Bundestag der BRD gegen die Einführung der Todesstrafe. 16 000 Menschen verurteilten die Nazigerichte von 1933 bis 1945  zum Tode. Oft für geringe Vergehen.  Aber der Staat muss mit gutem Beispiel vorangehen. Niemand hat das Recht einen anderen zu töten oder zu foltern. Seit Jahrhunderten haben wir eine Entwicklung von Hexenverbrennungen, Folter und staatlicher Tötung zu immer mehr Humanität. Die Todesstrafe ist keine Abschreckung vor Verbrechen sondern eher eine Art Rache. Immer mehr Staaten schaffen die Todesstrafe ab. Das ist ein Zeichen für unsere  Menschwerdung. Leider hatte die DDR, der erste Arbeiter- und Bauernstaat in Deutschland die Todesstrafe beibehalten. Wie auch einige Staaten der USA, die Sowjetunion und China bis heute. In den 1950er Jahren wurde der Anführer der Berliner Gladow-Bande wegen seiner Raubmorde mehrfach zum Tode verurteilt und hingerichtet. Gladow sagte nach dem Urteil: Mehrfach zum Tode verurteilt ist Leichenschändung. Das zeigt, wie widersinnig die Todesstrafe ist. Der Staat darf einfach keinen Menschen zum Henker, Folterer oder Mörder machen. Der Publizist Kurt Tucholski hatte schon in den 1920er Jahren festgestellt, daß auch Soldaten Mörder sind und sich gegen die Wiederaufrüstung und einen neuen Krieg hervorgetan. In der Nationalen Volksarmee der DDR, der  Deutschen Demokratischen Republik schwor ich auch als Soldat die Heimat verteidigen zu wollen. Zum Glück ist es nicht dazu gekommen. 1989 gab es eine friedliche Revolution in der DDR und die Volksarmee wurde abgewickelt wie alle staatlichen Institutionen und Betriebe. Am 3. Oktober 1990 wurde schließlich Ostdeutschland in die Bundesrepublik eingegliedert. Das war die Seite 274 13h45.

Sonnabend 3. Oktober 2020 11h27.  Heute feiert man offiziell den Tag der Einheit,  weil vor 30 Jahren, 1990, die Bundesrepublik die Deutsche Demokratische Republik übernahm. Angeblich waren wir bankrott. Aber das stimmte nicht. Berlin hat heute mehr Schulden als damals die DDR. Es war der Wille eines Teils des Volkes. Heute wie damals waren es diejenigen, die Kritik einfacher und besser fanden als mit zu arbeiten. Die gehen auch heute wieder auf die Straße mit Merkel muss weg und gruppieren sich in einer Partei der Alternative für Deutschland. Dabei spielen die Flüchtlinge eine Rolle. Der Hass gegen Ausländer steckt tief drin im Deutschen, der sich einbildet, besser zu sein als alle anderen. Das war im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 so wie auch im ersten Weltkrieg - jeder Schuss ein Russ, jeder Stoss ein Franzos -, als Teile des Volkes mit Hurra an die Front gingen. Aber selbst der Horror des Grabenkrieges hielt die Deutschen ab, sich von Hitler zu einem neuen Krieg verführen zu lassen. Da wollte man Deutschland vergrößern, weil wir angeblich ein Volk ohne Raum wären und im Osten jeder Deutsche ein Bauernhof bekommen sollte mit ausländischen Dienern. Einige fielen auf diesen Betrug rein und kämpften gegen Polen, Frankreich, England, Holland, Belgien, Griechenland und die Sowjetunion. Das Ende war die  Zerstörung und bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Und der Tod von über 60 Millionen Menschen, 25 Millionen der sowjetischen Bevölkerung, 15 Millionen Deutsche und viele Franzosen, Engländer, US-Amerikaner, Norweger, Polen, Holländer, Belgier, Tschechen, Italiener, Slowaken und Ungarn. Und heute hetzt die Alternative für Deutschland gegen die Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Afrika. Und viele Deutsche haben ein offenes Ohr. Es ist eben leichter zu kritisieren, als mit zu helfen. Das war die Seite 275 12h11.

Sonntag 4. Oktober 2020 13h21.  Heute vor 125 Jahren wurde Buster Keaton geboren. Als Schauspieler war er der Mann, der niemals lachte oder sein Gesicht verzog. Der Mann mit dem steinernen Gesicht. Sein flacher Hut und ein weiter Anzug zeichneten ihn in der Stummfilmzeit aus. Neben Charly Chaplin, Stan Laurel und Oliver Hardy war Keaton der erfolgreichste Komiker dieser Zeit. Er machte viele waghalsige Stunts selbst. Aber in erster Linie reizte er mit seinem ausdruckslosem Gesicht in jeder Situation zum lachen. Viele der Filme, die er in seinen 70 Jahren als Schauspieler und Regisseur mit gestaltete gingen verloren. Heute haben die Komiker in Film und Fernsehen viel mehr Möglichkeiten mit der Sprache und alles in Farbe. Und man lacht heute genau so gern wie vor 100 Jahren. Dabei rückten sozial kritische Themen in den Vordergrund. Dieter Nuhr, Oliver Welke, Wilfried Schmickler, Dieter Hallerforden, Georg Schramm, Claus von Wagner, Max Utthoff, Hazel Brugger, Jürgen Becker und andere und besonders Volker Pispers liefern umwerfende sozial kritische Auftritte. Sie tragen zu einem Nachdenken bei. Aber von der Kultur darf man sich nicht allzu viel versprechen. Man lacht und man macht weiter den alten Trott und lässt die gewähren, die unseren Frieden und unsere Demokratie gefährden. Es ist eben nur eine langsame Entwicklung der Gesellschaft möglich. Obwohl Technik und Wissenschaft sich schneller entwickeln. Nicht auf allen Gebieten, wie die Suche nach einem Gegenmittel gegen die Corona-Pandemie zeigt. Nächstes Jahr oder danach soll es etwas geben. Dabei verändern sich bekanntlich Viren sehr schnell und wenn das Gegenmittel da ist, ist es möglicherweise schon wieder wirkungslos. Da bleibt uns nur Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme und ein Warten auf bessere Zeiten und bessere Forscher. Und trotz alledem nicht den Humor verlieren.  Das war die Seite 276 14h04.

Montag 5. Oktober 2020 13h01.  Heute vor 87 Jahren, 1933, verbrannten die Nazis auf dem Bebelplatz neben der Staatsoper Bücher mit humanistischen Inhalt. Goebbels hielt dabei eine Rede und feierte dabei ein neues Deutschland. Deutschland sollte selbstbewusst wieder eine Rolle in der Welt spielen und sich seiner glorreichen Vergangenheit bewusst sein. Die Werke von Thomas und Heinrich Mann, Kästner, Remarque und Heine warfen die Nazis in ein großes Lagerfeuer. Die Szene wurde im Radio und im Kino dem deutschen Volk gezeigt. Von nun an blieben in den öffentlichen Büchereien nur antijüdische Schriften und Werke von der angeblichen Überlegenheit der deutschen Rasse, die sich von den Germanen herleiten. Meine Eltern versteckten ihre Bücher. So blieb auch das Volksbuch 1930 von der Universum-Bücherei erhalten, das uns nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen noch sehr nützlich war. Das Buch enthält ein Foto des Gründers der Sowjetunion Wladimir Iljitsch Lenin. An der Wand unseres Wohnzimmers in Fredersdorf bei Berlin, Giselherstr. 7 schützte es uns vor betrunkenen Sowjetsoldaten, die den Sieg über die Nazifaschisten mit viel Wodka feierten und Frauen belästigten. Unser Freund, der Maler Richard Bredereck kopierte das Leninbild und verteilte die Kopien an die Nachbarn. Das Volksbuch 1930 bewahre ich auf. Es ziert meinen Bücherschrank. Es enthält Beiträge von Maxim Gorki, Lenin, Kurt Tucholsky, Peter Panter, George Grosz, Honore Daumier, Bert Brecht, Victor Hugo, vom rasenden Reporter Egon Erwin Kisch, Wilhelm und Karl Liebknecht, August Bebel, Becher, Heinrich Zille, Maximilian Robespierre, Upton Sinclair, Alfred Brehm, Jaroslav Hasek, Käte Kollwitz und anderen. Alles Humanisten und Pazifisten. Das sind auch die Autoren, deren Werke die Nazis 1933 auf dem Bebelplatz in das Feuer warfen. Wehe uns, wenn die Nazis wieder an die Macht kommen. Das war die Seite 277 14h08.

Dienstag 6. Oktober 2020 12h20.  Gestern war der Tag des Lehrers. Da diskutiert man über die steigende Gewalt der Schüler gegen die Lehrer. In der Nazizeit der 1940er Jahre war das anders. Da hatten die Schüler Angst vor den Lehrern, denn die durften die Schüler schlagen. Hände auf den Tisch und der Lehrer schlug einige Male je nach Vergehen. mit der Weidenrute drauf. Oder an einem Ohr hochziehen. Oder es gab was auf den Hintern. Nach vorn kommen, der Lehrer legt den Schüler oder die Schülerin über sein Knie und dann gab es was auf den Hosenboden. Das war üblich bei Unaufmerksamkeit, bei reden mit dem Nachbarn, bei spielen im Unterricht. Frische Weidenruten hatte ein Schüler mitzubringen. Vorher war noch die Rinde abzuschälen. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Das war auch sofort nach dem Krieg zu Ende. Jedenfalls im Osten. In Westdeutschland wurde noch Jahrzehnte weiter geprügelt. Im Osten hatten wir Neulehrer. Mein bester Lehrer war Heribert Last. Nicht viel älter als wir und immer lustig und immer mit guten Einfällen. Ein Bein hatte er im Krieg verloren. Dafür eins aus Holz. Er ließ sich kaum etwas anmerken. Als Soldat musste er über Kreta mit dem Fallschirm abspringen. Seile und ein Karabiner hatte er an der Wand seiner kleinen Wohnung zur Erinnerung aufgehängt. Nach der Wende besuchte er unser Klassentreffen und war noch lange bei guter Gesundheit. Dr. Koblitz war unser Lateinlehrer in der Geschwister Scholl Oberschule in Bernau bei Berlin. Bei ihm lernten wir Latein. Dabei verstand ich endlich auch die Grammatik im Deutschen: Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und Futur II. Und es gab erinnerungswerte Verse im Lateinbuch: EHE gleich errare humanum est, irren ist menschlich. Oder quod errat demonstrantum, was zu beweisen war. Oder von Cato der legendäre Spruch nach jedem seiner Reden im römischen Senat: Ceterum censeo Karthaginem esse delendam, Im übrigen bin ich der Meinung, das Karthago zerstört werden muss. Was die Römer dann auch in den drei Punischen Kriegen taten. Berthold Brecht schrieb und warnte im Hinblick auf den drohenden dritten Weltkrie: Nach dem ersten Krieg war Karthago noch da, nach dem zweiten noch zu erkennen, nach dem dritten nicht mehr auffindbar.  Das war die Seite 278 12h46.

Mittwoch 7. Oktober 2020 13h32.  Heute vor 72 Jahren, 1948, wurde im Osten Deutschlands die Deutsche Demokratische Republik - DDR -, der erste Arbeiter- und Bauernstaat in Deutschland, gegründet. Im Verhältnis zur vorher gebildeten Bundesrepublik in Westdeutschland hatten wir wesentlich schlechtere Voraussetzungen für die Überwindung der Kriegsschäden als der Westen. In Ostdeutschland gab es vor allem Landwirtschaft, im Westen die Industrie. Außerdem erhielt die Bundesrepublik durch den Marshallplan der USA wesentliche materielle Unterstützung. Während die Sowjetunion bis zur Wolga durch die Naziarmee im Krieg zerstört war. Die Sowjetunion konnte uns nur wenig helfen. Zum Beispiel durch 1000 Traktoren für die Landwirtschaft. In Westdeutschland waren aber in kurzer Zeit mit der Hilfe der USA die Schaufenster mit Konsumgütern voll. Da konnten wir Ossis nur staunen. Wir fuhren nach Westberlin und kauften die ersten Igelit-Schuhe und sahen in den neu errichteten Kinos US-Filme. Leichte Kost, währen die Defa im Osten mit Filmen wie Die Mörder sind unter uns und Die Buntkarierten eine moralische Bewältigung der Naziverbrechen versuchten. Der Osten zahlte Reparationen für die Kriegsschäden in der Sowjetunion. Die moderne Ziegelfabrik am Stienitzsee wurde komplett abgebaut und in die Sowjetunion geliefert. Wir mussten mit der veralteten Technik der noch vorhandenen Ringöfen produzieren. Als Schüler verdienten wir uns beim Beladen der Loren mit Steinen in den heißen Öfen während der Schulferien etwas Geld. Das war die Seite 279 13h55.

Donnerstag 8. Oktober 2020 13h27.  Der revolutionäre deutsche Dichterfürst Friedrich Schiller bemerkte, daß die Gegenwart schnell vorbei geht und die Zukunft unklar ist. Nur die Vergangenheit steht fest und kann uns Hinweise geben für unser Leben. Deshalb sind Erinnerungen so wichtig. Man muss etwas gegen das Vergessen tun, denn die vielen Tagesereignisse lassen uns schnell alles vergessen. Es sind nicht nur wichtige Ereignisse des eigenen Lebens, sondern auch Ereignisse aus aller Welt. Sie prägen uns sowieso. Aber bewusst daraus Schlüsse zu ziehen ist schon schwieriger. Nach den beiden brutalen Weltkriegen sollte man einen allgemeinen Friedenswillen ableiten. Aber die Schrecken der Kriege scheinen vergessen. Überall ist ein Aufbegehren zu sehen. Eine Unsicherheit, die oft in radikalen Aktionen mündet. Die Alternative für Deutschland hat es mit ihrem Nationalismus sogar bis in den Bundestag geschafft. Aber wir sitzen alle in einem Boot. Die Gefahr ist nicht mehr national sondern global. Deshalb ist ein Zusammenstehen der Länder wichtig und der Ausspruch des Präsidenten der Weltmacht USA  Trump: Make  Amerika great again gefährlich und ebnet den Weg zu einem neuen Weltkrieg. Besonders im Hinblick auf die Vielzahl der Atom- und Wasserstoffbomben. Das ist ein lebensgefährliches Potential. Das gab es noch nie. Ein Funke kann die Welt entzünden. Pakistan gegen Indien, Nordkorea gegen Südkorea, Iran gegen Israel, Türkei gegen Griechenland, Weiße gegen Schwarze und nicht zu vergessen die Gotteskrieger gegen Ungläubige. Nur internationale Verträge, Bündnisse, Friedensdiplomatie, einheitliche Wirtschaftprogramme ohne Bevorteilungen, Unterstützung der Friedensbestrebungen und die Erinnerung an die schlimmen Ereignisse der Vergangenheit können uns noch zur Vernunft bringen. Das war die Seite 280 14h04.

Freitag 9. Oktober 2020 13h28. Heute vor einem Jahr, 2019, versuchte ein deutscher Antisemit in Halle an der Saale 68 Juden in einer Synagoge zu ermorden. Er hatte Unmengen an Munition und Waffen in seinem Auto. Aber die Tür zur Synagoge war verschlossen und selbst mit Dauerfeuer auf das Schloss blieb die Tür zu. Er erschoss zwei Leute auf der Straße und verletzte mehrere. Schließlich konnte die Polizei ihn nach einer Verfolgung fassen. Seltsamerweise war keine Polizeiwache vor der Synagoge. War das Absicht? In letzter Zeit entdeckte man in der Polizei und in den anderen Sicherheitskräften zahlreiche Netzwerke von Sympathisanten der Nazis. Den Eindruck hat man schon lange, denn viele offensichtlich rassistisch motivierte Straftaten werden heruntergespielt, vertuscht und nicht aufgeklärt. Die 10 Morde durch den Nationalsozialistischen Untergrund klärte man erst nach 10 Jahren auf, obwohl neun der Opfer Ausländer waren. Selbst der damalige SPD-Innenminister lehnte eine rassistische Motivation ab und ließ nach einer Mafia im Umfeld der Opfer suchen. Und auch der heutige Innenminister Seehofer sieht kein strukturelles Problem und will keine Untersuchung unabhängiger Stellen. Auf dem rechten Auge sind einige einflussreiche BRD-Politiker und Sicherheitsbeamte schon immer blind. Angst vor dem Kommunismus? Der Schatten der von Adenauer unterstützten Nazis in öffentlichen Positionen der Bundesrepublik reicht bis heute. Es geht ja um den Kampf gegen die sozialistischen Staaten, damals die Sowjetunion und die Staaten des Warschauer Paktes und heute gegen China und was den Anspruch der USA zur Weltherrschaft gefährdet. Und da stehen alle westlichen Geheimdienste zusammen. In meiner Umgebung zur Zeit der Deutschen Demokratischen Republik gab es keine sichtbaren Juden. Auch keine Katholiken. Religion war Privatsache und kümmerte sonst niemanden. Als in meiner Nachbarschaft in der Normannenstraße in Berlin die Gebäude des Ministeriums der Staatssicherheit gebaut wurden störte eine alte Kirche an der Ecke Ruschestraße. Die wurden abgerissen und die Glaubensgemeinde erhielt einen modernen Neubau am Münsterlandplatz in Berlin-Rummelsburg. Das war die Seite 281 14h00.

Sonnabend 10. Oktober 2020 12h54.  Heute ist der Tag der psychischen Gesundheit. Was ist psychische Gesundheit? Wenn man alles macht wie alle, sich normal verhält. Wer das nicht kann oder nicht macht ist psychisch krank. Abgesehen von körperlichen Behinderungen. Vergesslichkeit kann zu unnormalem Verhalten führen. Meine Mutter hatte als Fürsorgerin in der Onkologie noch bis zum 70. Lebensjahr gearbeitet. Dann wurde ihre Vergesslichkeit wohl nicht mehr von den Kollegen tolerierbar. Mutter sah das anders. Sie glaubte eine Kollegin wollte ihren Arbeitsplatz einnehmen. Jedenfalls schied sie aus und wurde Rentnerin. Sie lebte noch fünf Jahre und vergaß immer mehr. Wer ist denn das fragte sie meine Tochter mit Hinweis auf mich. Na, das ist doch dein Sohn, antwortete meine Tochter  Loli. Ach so, deshalb ist der immer so freundlich zu mir, war die Antwort meiner Mutter. Sie fand zeitweise nicht nach Hause. Polizei und Nachbarn bemühten sich. Dann waren ihre Schlüssel verschwunden. Sie wohnte allein. Wir nahmen sie in unsere Familie. Da stand sie mitten in der Nacht an der Tür und wollte arbeiten gehen. Mit einem Eimer mit Putzmittel am Arm. Sie konnte nicht mehr allein leben und musste in das Altersheim in der Einbecker Straße. Ganz oben, wo die schwierigen Fälle lagen. Zu viert in einem Zimmer. Als ich sie dort besuchte, lag sie am Tag im Bett. Ich suchte ihre Schuhe. Einen fand ich voll Kot im Schrank einer Mitbewohnerin. Ihr Bett hatte einen Deckel, wo durch sie selbst nicht aufstehen konnte. Die Pflegerinnen konnten sie nicht anders festhalten. Mutter wollte immer weg. Sie hatte ihre lichten Augenblicke und erschien immer  normal, freundlich und fröhlich. Dann merkte man erst ihre Vergesslichkeit. Ist das nun ein Fall psychischer Krankheit oder nur Verkalkung des Gehirns?  Das war die Seite 282 13h21.

Sonntag 11. Oktober 2020 12h32.  Heute vor 57 Jahren, 1963, trat Adenauer als Kanzler der Bundesrepublik Deutschland nach 14 Jahren zurück. Er war 87 Jahre alt und es wurde auch Zeit. Er verhinderte mit seiner CDU-Partei die deutsche Einheit und verbündete sich mit den USA gegen die Sowjetunion. Der kalte Krieg begann. Adenauer ließ die alten Nazis in ihren Ämtern und schuf die Bundeswehr.  Die Siegermächte Sowjetunion, USA und England wollten keine Aufrüstung Deutschlands nach den beiden von Deutschland verursachten Weltkriegen. Eine entmilitarisierte Zone in Mitteleuropa hatte die Volksrepublik Polen vorgeschlagen. Das wäre ein friedlicher Weg gewesen. Aber die starke Rüstungsindustrie der USA brauchte Gegner. Damals wie heute. Und Adenauer verkaufte den Frieden gegen den Marshallplan der USA zur schnellen Überwindung der Kriegsschäden in Westdeutschland und zur Schaffung eines Wirtschaftswunders. Wir im Osten Deutschlands hatten es wesentlich schwerer. Der westliche Teil der Sowjetunion war durch die deutschen Truppen verwüstet worden. Die Sowjetbürger mussten mit enormen Anstrengungen alles wieder aufbauen. Ob die Reparationen Ostdeutschlands dabei eine wesentliche Hilfe waren ist fraglich. Deutschlands Industrie war schon immer im Westen konzentriert. Der Osten war durch Großgrundbesitz gekennzeichnet. Und so wurde mein Vater Kurt Buchholz und sein Bruder Herbert Neubauern nach der Enteignung der Großbauern und der Aufteilung des Ackers in der Bodenreform. Aber beide waren keine Bauern und nach einigen Jahren gaben sie die Sache auf und kehrten nach Berlin zurück. Das war die Seite 283 14h01.

Montag 12. Oktober 2020 12h14.  Heute vor 528 Jahren, 1492, entdeckte Columbus Amerika. Er dachte es wäre Indien. Die Erde wurde damals kleiner gesehen und dass es einen ganzen Kontinent zwischen Europa und Asien auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans geben würde damit rechnete niemand. Immerhin glaubte Columbus an die Kugelform der Erde, wodurch er nach Westen segelnd Indien erreichen würde. Erst später wurde der neue Kontinent erkannt und nach Americo Vespucci benannt. Columbus starb mit der Überzeugung, Indien auf dem westlichen Seeweg erreicht zu haben. Er war mit drei Segelschiffen los gefahren und erreichte Amerika nach einigen Wochen. Heute stellt man fest, daß schon die Wikinger 500 Jahre früher von Grönland kommend an der Ostküste Amerikas gelandet waren und wohl auch einige Jahre auf Neufundland siedelten. Noch viel früher sollen es die Karthager geschafft haben, als die Römer sie in den drei Punischen Kriegen besiegt hatten und einige über Spanien zum Amazonas übersetzten. Man fand im Urwald eine Stadt mit Bauten, die denen von Karthago ähnelten. Außerdem besteht die Vermutung, daß auch eine Besiedlung Südamerikas von segeltüchtigen Bewohnern der Südsee erfolgt ist. Ganz im Gegensatz zur allgemeinen Lehrmeinung, daß die Besiedlung Amerikas von Sibirien aus über die zugefrorene Beringstraße erfolgte. In Nord-, Mittel- und Südamerika finden sich jedenfalls enorme Jahrtausend alte Bauten, wie der der Maya, Inka und Indianer Nordamerikas. Nach Columbus suchten und fanden die Spanier große Mengen Gold in den neuen Gebieten. Sie bekehrten mit Feuer und Schwert die Einwohner zum Katholizismus und zerstörten ihre Kulturgüter als Teufelswerk. Nach den Spaniern beteiligten sich alle Völker Europas an der Eroberung und  Besiedlung Amerikas. Die Einwohner wurden zurück gedrängt und leben heute vielfach in zugewiesenen Territorien. Aus Amerika kamen Tabak, Kartoffeln, Mais, Tomaten und Kakao nach Europa. Das war die Seite 284 12h55.

Dienstag 13. Oktober 2020 12h49.  Heute vor 199 Jahren, 1821, wurde Rudolf Virchow geboren. Er wurde ein angesehener und erfolgreicher Arzt und unterstützte viele notwendige Neuerungen in Preußen. Daß die Armut eine wesentliche Ursache für Krankheiten ist vertrat Virchow zeitlebens. In Oberschlesien grassierte die furchtbare Krankheit Flecktyphus. Virchow erkannte Not und Hunger als Ursache und verlangte vom preußischen Staat Unterstützung für die notleidende Bevölkerung Oberschlesiens. In der Revolution von 1848 baute er mit an den Straßenbarrikaden der Revolutionäre. Er fiel in Ungnade und musste Berlin verlassen. Aber nach ein paar Jahren holte man den verdienstvollen Arzt und Pathologen zurück zur Charité. Er setzte sich für den Bau von Kanälen zur Beseitigung der Fäkalien aus Berlin zu den Rieselfeldern außerhalb der Stadt und für eine allgemeine Trinkwasserversorgung der Bevölkerung ein. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 fuhr er mit einem Lazarettzug an die Front und ließ Krankenbaracken auf dem Tempelhofer Feld, dem Exerzierplatz des Königs, errichten. Mit ihm begann die Sozialhygiene und die Behandlung der Zellen des Körpers statt wie bisher, als die Säfte des Körpers als Ursache der Krankheiten angesehen wurden. Zellen entwickeln sich aus Zellen. Er behandelte Trombosen und Krebs. Virchow ließ den Zentralviehhof und Schlachthof an der Landsberger Allee in Berlin errichten und das Fleisch auf Trichinen untersuchen. Der Großvater meiner Mutter war dort Trichinenbeschauer. Ein angesehener Mann, der mit Zylinder und Droschke vorfuhr. Trichinen werden von Wildtieren auf Hausschweine übertragen und durch den Genuss von rohem Fleisch gelangen sie in den menschlichen Körper. Dort bohren sich die Millimeter kleinen Würmer durch die Muskeln und verursachen diverse Beschwerden, wie Schmerzen, Durchfall, und Augenkrankheiten. Das war die Seite 285 13h12.

Mittwoch 14. Oktober 2020 11h05.  Heute vor 32 Jahren, 1988, an meinem 53ten Geburtstag, starb mein Vater Kurt Buchholz im Oskar-Ziethen-Krankenhaus in Berlin-Lichtenberg. Er wollte nicht mehr leben. Er sah keinen Sinn mehr im Leben. Einerseits fühlte er sich krank und konnte nicht mehr viel machen, andererseits fühlte er sich verlassen in dem Altersheim. Ich musste ihn in das Altersheim einweisen, weil meine Nachbarn und die Wohnungsbaugenossenschaft DPF nicht akzeptierten, daß mein Vater in meiner Wohnung lebte. Sie drohten, mir die Wohnung weg zu nehmen, da die Statuten der DPF das verbieten. Ich wohnte damals noch mit Vroni, Michael und Sabine in Hellersdorf und nutzte die Wohnung nicht. Die hatte ich von meiner Mutter geerbt. Das war in den Statuten so möglich. Altersheim gab es für meinen Vater nicht. Sein Vater war zu Hause gestorben und auch seine Mutter hatte er bis zuletzt bei sich in seiner Gaststätte in der Dörpfeldstraße in Berlin-Adlershof gepflegt. Daß er nun keine Wohnung hatte und in ein Altersheim musste brach seinen letzten Lebensmut. Er sagte, wenn ihm jemand anbieten würde, noch einmal sein Leben zu leben, würde er ablehnen. Es war zu schwierig. Aus seiner Heimat Kolmar verjagten die Polen ihn und seine Eltern und Brüder Paul und Herbert 1919. Die Gegend um Posen  wurde durch den Versailler Vertrag nach Ende des ersten Weltkriegs wieder polnisch. Sie erreichten den letzten Zug unter den Schüssen der Polen. Dabei wurde er durch einen Querschläger an der Hand verletzt. In der Andreasstraße in Berlin pflegte die Familie ihren Vater Richard Buchholz, der durch seine Kriegsverletzung an das Bett gebunden war und nach vielen Jahren Leiden 1924 starb. Kurt Buchholz lernte in einer nahen Autowerkstatt, wurde Taxifahrer und übernahm die Arbeitsstelle seiner Frau Charlotte in der Firma Lorenz in Berlin-Tempelhof. Als Automateneinrichter war er vom Kriegsdienst befreit und nach dem Krieg half er mit bei der Überwindung der Kriegsfolgen, erbte eine Gaststätte und betrieb in Berlin-Adlershof eine gut gehende Kneipe mit Billardzimmer bis er durch seine Lungenkrankheit - er rauchte viel - in Rente ging. Das war die Seite 286 12h20.

Donnerstag 15. Oktober 2020 14h47. Heute vor 225 Jahren, 1795, wurde Friedrich Wilhelm in Berlin geboren. Er war 1840 bis zu seinem Tod 1861 als Friedrich Wilhelm IV König von Preußen. Merkwürdigerweise gaben die Eltern meinen Urgroßvater den Vornamen Friedrich Wilhelm. Sie müssen sehr königstreu gewesen sein. Ich kannte meinen Urgroßvater nur als Wilhelm Buchholz. Auch sein Bild auf einem Kalenderblatt von 1940 trägt die Unterschrift Wilhelm Buchholz. Vielleicht ist man später klüger geworden. Der letzte König von Preußen und Kaiser Deutschlands war am 9. November 1918 nach Holland geflüchtet und hatte sich damit vor der Verantwortung für den blutigen ersten Weltkrieges gedrückt. Es war der erste Einsatz von Maschinengewehren und Panzern, welche die angreifenden Infanteristen reihenweise ermordeten. Darunter war Gustav Buchholz, einer der Söhne meines Urgroßvaters. Mein Großvater Richard Buchholz erhielt den Auftrag seinen Sarg zum Familienfriedhof nach Nadolnik Mühle im Netzegau zu begleiten. Dabei geriet der Zug unter Beschuss und Richard wurde verschüttet. In der Folge litt er jahrelang an einer Lungenkrankheit. Die Wunde an der Brust eiterte und heilte nicht zu. Er starb 1924. Ein weiteres Opfer des Krieges. 1966 besuchte ich mit meiner Mutter Charlotte Buchholz den Familienfriedhof in Nadolnik Mühle. Wir fanden Teile einer zerbrochenen  Grabplatte aus schwarzem Marmor und setzten sie zusammen. Darauf steht: Hier ruht in Gott unser unvergesslicher Sohn und Bruder Gustav Buchholz, geb. am 3. Juli 1893 gefall. am 18 April 1917 in Frankreich. Im Kampf ist er gefallen. Für´s irdische Vaterland. Zu Ende ist sein Wandern. Gott nahm ihn an die Hand. Engel trugen den Müden.   Das war die Seite 287 15h21.

Freitag 16. Oktober 2020 12h54.  Heute vor 268 Jahren, 1752, wurde Adolph Freiherr von Knigge in einem Schloss nahe Hannover geboren. Das von legte er ab. Knigge war ein Anhänger der Ideen der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Er war ein Vertreter der Aufklärung. Sein wichtigstes und bekanntestes Buch schrieb er 1788 und es ist dem Umgang mit Menschen gewidmet. Achtung, Toleranz und Respekt sollten zwischen den Menschen herrschen. Das ist die Grundlage von Knigges Umgangsformen.  Keine höfischen Verhaltensregeln, sondern Menschlichkeit ist wichtig. Für Knigge gab es keine Standesunterschiede. Alle Menschen sind gleich. Diese Forderung passt in die heutige Zeit, wo es immer noch Überheblichkeit gegenüber Afrikanern und anderen Ausländern gibt. Gerade wir Deutschen haben dieses Gift in uns. Genährt wurde es durch die Nazis im sogenannten dritten Reich, als man Juden, Sinti, Roma, Kommunisten, Gewerkschafter und Gegner der Nazis aus Deutschland verjagte oder in Konzentrationslager in Gaskammern umbrachte. Knigge bemühte sich schon vor hunderten Jahren um Menschlichkeit. Er glaubte sicher nicht, dass die Menschenverachtung noch so lange leben würde. Damals gab es noch in vielen Ländern die Sklaverei. In den USA wurde sie erst 100 Jahre später abgeschafft. Die gesellschaftliche Entwicklung geht nur sehr langsam voran. Erst in letzter Zeit gibt die technische Entwicklung eine höhere Geschwindigkeit vor. Mit Sklaven könnte man heute die Technik nicht beherrschen. Heute ist ein allgemeines Bildungsniveau erforderlich, um im Leben bestehen zu können. Noch sind die Unterschiede zwischen den Ländern groß. Aber die Globalisierung, die internationale Kommunikation drängt auf Aufholung. Das war die Seite 288 13h31.

Sonnabend 17. Oktober 2020 12h16.  Heute vor 112 Jahren, 1908, wurde meine Mutter Charlotte Reddig in der Strassmannstraße in Berlin Friedrichshain geboren. Der Vater Ludwig Reddig war Tischler und die Mutter Martha Reddig  Hausfrau. Mit ihrer ein Jahr älteren Schwester Katharina besuchte sie die Volksschule bis zur 8. Klasse, dem damaligen Abschluss der Volksschule. Charlotte hatte eine schöne Stimme und wäre gern Opernsängerin geworden. Aber die beiden Schwestern mussten sofort in die Fabrik Geld verdienen. Eine Lehre war zu teuer. Der Vater war Soldat im ersten Weltkrieg und muss Schlimmes erlebt haben. Als er einmal auf Urlaub zu Hause war, nahm er seine beiden Töchter aus der katholischen Schule. Er sagte:  Wenn es einen Gott gibt, muss der sehr schlecht sein, dass er das blutige Gemetzel an der Front zulässt.  Mit Maschinengewehren und Panzern war es das erste mechanisierte Morden in einem Krieg. Die Familie wollte eigentlich nach Neuseeland auswandern. Der Krieg kam dazwischen. Nach dem Krieg wollten viele Berliner raus aus der engen Stadt. Familie Reddig konnte ein Grundstück in Berlin-Friedrichsfelde erwerben. Das Dorf war 1920 in die neu entstandene Großstadt Berlin eingemeindet worden. Das Grundstück lag hinter dem Schlosspark derer von Treskow. Heute ist die ganze Gegend Teil des Tierparks Berlin. Charlotte Reddig lernte auf dem Pferdemarkt in Marzahn den Taxifahrer Kurt Buchholz kennen. Sie wurden ein Paar und bezogen das Grundstück neben Reddig in der Kolonie Waldheim 22. Dort wurde ich geboren und wir lebten einige glückliche Jahre mit meinem Bruder Kurt zwischen Reddigs und Hete Bauer auf der anderen Seite des Grundstücks. Dann begann der zweite Weltkrieg mit den Bombenangriffen bei Tag und Nacht. Wegen des Baus eines riesigen Verschiebebahnhofs auf dem Gelände wurden die Siedler entschädigt und suchten ein neues Grundstück. Kurt und Charlotte Buchholz fanden es in Fredersdorf bei Berlin. Wieder errichteten sie behelfsmässig eine Wohnlaube. Nach dem Krieg übernahm Charlotte die Leitung des Kindergartens und machte ein Staatsexamen als Fürsorgerin. In diesem Beruf betreute sie die Gemeindeschwestern im Bezirk Strausberg und nach ihrem Umzug nach Berlin arbeitete sie im Onkologischem Zentralinstitut in der Frankfurter Allee bis sie 70 Jahre war. Das war die Seite 289 12h50.

Sonntag 18. Oktober 2020 13h14.   Heute vor 43 Jahren, 1977, befreite die GSG 9, die Grenzschutzgruppe 9 der Bundespolizei, 90 Geiseln aus einem Lufthansajet in Mogadischu, der Hauptstadt von Somalia am Horn von Afrika. Die Maschine war von vier Palästinensern, zwei Männer und zwei Frauen, auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt am Main entführt worden. Sie wollten die Befreiung von Häftlingen aus dem Gefängnis von Stammheim erzwingen. Die Bundesregierung unter dem SPD-Mann Schmidt lehnte das ab und schickte die GSG 9 zur gewaltsamen Befreiung nach Mogadischu. Bei den Häftlingen handelte es sich um leitende Mitglieder der RAF, der Roten Armee Fraktion, die der Bundesregierung den Krieg erklärt hatte und mehrere leitende Mitglieder der Bundesrepublik entführt und getötet hatte. Gewalt gegen Gewalt. Wer selbst mordet kann keine gewaltfreie Gesellschaft aufbauen. Nach 20 Jahren gab die RAF ihren Kampf auf. Nach dem Scheitern der Befreiungsaktion in Mogadischu fand man die Leichen der führenden RAF-Mitglieder im Gefängnis von Stammheim. Sie sollen sich selbst getötet haben. Unklar ist allerdings, woher sie die Waffen hatten und wie sie sich absprechen konnten. Verschwörungstheorien sagen, sie sind im Auftrag der Bundesregierung ermordet worden. Vielleicht wird man mehr wissen, wenn die Archive eines Tages geöffnet werden. Wie auch bei den Morden an US-Präsident Kennedy und Marilyn Monroe, Martin Luther King und andere. Das war die Seite 290 13h37.

Montag 19. Oktober 2020 13h11.  Heute vor 90 Jahren, 1930, wurde mein langjährige Freundin Hildchen G. in Petershagen bei Berlin geboren. Da lebt sie noch heute und Tochter Karin und Sohn Uwe sind in der Nähe. Ihre schönste Zeit war im Zentralhaus der Jungen Pioniere in der Parkaue in Lichtenberg. Dort betreute sie eine Gruppe Jugendlicher. Sie bastelten, spielten und fuhren in ein Ferienlager an der Ostsee. Das Zentralhaus und die Organisation der Jungen Pioniere wurden nach der Wende 1989 aufgelöst. Ich war auch Mitglied der Jungen Pioniere und nahm an den Weltfestspielen 1950 in Berlin teil.  Da waren wir in einer Zeltstadt in der Wuhlheide untergebracht. Auf dem Gebiet entstanden während der DDR-Zeit eine Reihe von Gebäuden für die Jugend. In Zirkeln bauten sie Sportboote, Modelle von Flugzeugen und Raketen, kümmerten sich um Weltraumforschung, es gab Tanz- und Singegruppen. Eine Schwimmhalle, ein Badesee und ein Kletterfelsen gehörten ebenfalls dazu. Wir waren oft mit den Kindern in der Wuhlheide. Ich lernte mit Manne Arlt in einem Kursus Felsenklettern und die Fertigung von notwendigen Knoten und Sicherungseinrichtungen. Das war auch notwendig, denn wir waren in den Herbstferien immer im Elbsandsteingebirge  zum Felsenklettern. Am besten war das Gebiet an der Biehla und der Ottomühle. In den ersten Jahren kletterten wir ohne Seile und Sicherungen. Aber mit den Kindern gewann die Vorsicht die Oberhand und wir seilten uns an. Das ist zwar eine unangenehme zusätzliche Behinderung. Aber doch sicherer. Wir waren schon mit der Schulklasse in den Sommerferien von der Geschwister-Scholl-Schule in Bernau und der Einstein-Oberschule in Neuenhagen bei Berlin im schönen Elbsandsteingebirge und sind auch als Erwachsene mit unseren Kindern immer wieder dort klettern gewesen. Das war die Seite 291 13h38.

Dienstag 20. Oktober 2020 12h58.  Heute vor 49 Jahren, 1971, erhielt der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland Willy Brandt den Friedensnobelpreis für seine Ostpolitik. Die war gekennzeichnet mit Wandel durch Annäherung. Damit begann der Untergang des Sozialismus in den Ländern Osteuropas, Sowjetunion, Polen, CSSR, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Der Kapitalismus erwies sich als stärker. Wir konnten die Arbeitsproduktivität des Westens nicht erreichen. Das ist auch kein Wunder. Produktivität ohne Soziales ist effektiver als mit Sozialem. Marx hatte recht. Auf der ganzen Welt sollte der Kapitalismus beendet werden. Lenin versuchte das in der Sowjetunion. Das ging eine Weile mehr oder weniger gut. Aber mit dem Fall der Berliner Mauer fiel der Versuch des Sozialismus. Nur in China und Kuba sind Reste einer neuen Gesellschaft geblieben. Allerdings ist in China privater Reichtum heute nicht mehr unmoralisch wie zu Zeiten Mao Tse Tungs. Aber die Leitung hat nach wie vor die Kommunistische Partei. Und mit 1,3 Milliarden Einwohnern ist China das bevölkerungsreichste Land der Erde. Eine beispiellose wirtschaftliche Entwicklung hat China zu einem echten Konkurrenten der USA gemacht. Werden die USA den Wettkampf verlieren? Besonders auch wegen seiner Rassenprobleme und riesigen sozialen Unterschiede. Der jetzige Präsident Trump tut auch alles um die USA in Misskredit zu bringen. Kann man so den Kapitalismus retten? Dazu ist die Globalisierung und Digitalisierung zu einer ernsten Bedrohung des Nationalismus geworden. Die Menschen werden klüger. Überall gehen sie auf die Straße und fordern Gerechtigkeit. Ist das der Anfang vom Ende des Kapitalismus? Es wird auch Zeit, denn wichtige Probleme sind zu lösen. Und das geht nur gemeinsam. Vor allem ist die Ungleichheit zu beenden und der Hunger und die Kriege. Die vielfältigen Möglichkeiten aller Menschen müssen zum Zuge kommen. Das war die Seite 292 13h32.

Mittwoch 21. Oktober 2020 12h49.  Heute vor 187 Jahren, 1833, wurde Alfred Nobel in Stockholm/Schweden geboren. Als Chemiker erfand und vermarktete er den Sprengstoff Dynamit und wurde reich. Am Ende seines Lebens vermachte  Nobel sein Vermögen einer Stiftung aus deren Zinsen in jedem Jahr hervorragende Leistungen in Physik, Chemie, Medizin, Literatur und für Friedensbemühungen prämiert werden. Die Höhe des Preises schwankt auf Grund der Wirtschaftslage und liegt bei einer Million Euro. Die aus Polen stammende Marie Curie erhielt zweimal den Nobelpreis für ihre Forschungen über radioaktive Stoffe, einmal in Physik und einmal in Chemie. Sie entdeckte Radium und Polonium.  Die jüngste Nobelpreisträgerin ist Malala aus Pakistan. Mit 17 Jahren erhielt sie den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz um die Gleichberechtigung der Frauen. Die Taliban versuchten sie zu erschießen, weil sie sich für den Schulbesuch von Mädchen einsetzte. Sie wurde lebensgefährlich am Kopf  verletzt. Den Friedensnobelpreis erhielt der Kriegsgegner Carl von Ossietzky 1935 in der Nazizeit. Die Nazis verboten allen Deutschen die Annahme eines Nobelpreises. Sie konnten ihre Preise erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges annehmen. Mutter Teresa erhielt den Nobelpreis für ihr lebenslanges Engagement für die Armen. Den Friedensnobelpreis erhielt auch Martin Luther King für seinen gewaltlosen Widerstand gegen den Rassismus in den USA. Weitere Nobelpreisträger sind der Physiker Albert Einstein und der Autor Thomas Mann. Das Nobelpreiskomitee der schwedischen Akademie der Wissenschaften bemühte sich immer unpolitisch zu sein. Aber die Auszeichnungen wurden von den jeweiligen Regierungen kritisiert, wenn es sich um Gegner des Regimes handelte. Es gibt eben keine unpolitische Aktivität. Alles hat mit Politik zu tun. Es geht schließlich immer um die Gesellschaft und ihre Entwicklung. Das war die Seite 293 14h22.

Donnerstag 22. Oktober 2020 12h54.  Heute vor 93 Jahren, 1927, wurde mein Bruder Kurt in Berlin geboren. Er müsste noch leben, denn er wohnte in seinen letzten 50 Jahren in der schönen und reichen Schweiz. Und er hatte eine gute Arbeit bei Brown Boverie Co - später von ABB übernommen -. Als er in den 1950er Jahren die Deutsche Demokratische Republik   verließ und sich in Westdeutschland niederließ, arbeitete er erst in seinem Beruf als Feinmechaniker bei Brown Boverie Co und kam durch diese Firma in den Kanton Aargau in Baden/Schweiz. Anneliese Fehlberg war aus Altlandsberg Süd in Fredersdorf auch in die Schweiz umgezogen und sie heirateten am 15. Oktober 1990.  Mit ihr zusammen erwarb er ein Grundstück mit massivem und geräumigen Haus in Hausen AG zwischen Basel und Baden. Dort lebten sie mit ihrer Tochter Heike ein angenehmes Leben. Mein Bruder hatte sich in Abendkursen qualifiziert und nahm einen geachteten und gut dotierten Platz in der Firma ein. Er war zum Beispiel für seine Firma in Karl-Marx-Stadt - heute wieder Chemnitz - zum Kauf von Werkzeugen unterwegs. Als Rentner erfreute er sich an seinen drei Enkelkindern Caroline, Tamara und Jeanni und konnte sich verstärkt um seine zahlreichen Hobbys kümmern: Briefmarken und Münzen sammeln, fotografieren, computern, den Garten und den Garten der Nachbarin intensiv landwirtschaftlich nutzen, im Schützenverein verantwortlich mitarbeiten und in jedem Sommer mit dem Wohnanhänger über die Alpen zu fahren, um auf einem Campingplatz bei Venedig einige sonnige Wochen zu genießen. Politisch engagierte er sich im Gegensatz zu seinen Eltern nicht. Er glaubte nicht an die Möglichkeit eines sozialistischen Staates in Deutschland. Die kapitalistische Wirtschaftsform erschien ihm logischer. So gab er auch seine Arbeit in der Werkstatt der sowjetischen Truppen in Bernau bei Berlin auf und ging in den Westen. Die Mauer und unsere unterschiedlichen politischen Auffassungen trennten uns einige Jahrzehnte. Erst durch meinen Schweizer Freund Guido A. kamen wir wieder nach dem Fall der Mauer zusammen. Das war die Seite 294 13h39.

Freitag 23. Oktober 2020 12h30. Gestern war einer der Tage, die den allgemeinen Ablauf angenehm unterbrechen. Um 19 Uhr trafen wir uns in der Sophienstraße an den Hackeschen Höfen im Kö. Das ist unser bevorzugter Billardsaal. Wir spielen Pool. Das ist am einfachsten. Machen auch die meisten. Es war gut besetzt. Trotz Korona. Am Tisch ohne Maske. Aber sonst viel Vorsicht. Die Kugeln und Queues werden sorgsam abgewischt. Überall Desinfektions Sprühflaschen. Micha ließ mir keine Chance. Obwohl wir lange nicht gespielt hatten, kamen wir schnell wieder rein und konnten auch einige Serien spielen. Dann machten wir es uns auf den bequemen Sofas gemütlich und Micha zeigte Fotos von Finn und berichtete über den ersten Monat des neuen Erdenbürgers und Kathrins Stärke. Sie muss jetzt in Hamburg  allein klar kommen. Micha hat zwei Wochen in der Berliner  Filiale von Mykita zu arbeiten und Kathrins Eltern mussten wieder nach Hause in Dornreichenbach, weil der Opa gestorben war. Er war 93 Jahre alt geworden. Nach dem Billard machten wir noch eine Rundfahrt durch das nächtliche und ziemlich leere und warme Berlin bis zum Brandenburger Tor auf einem Emmy. Das ist ein Moped mit Batterieantrieb und einer der sagenhaften Schwalbe nachgestalteten Ausführung. Erstaunlich die Kraft beim losfahren. Aber die Batterie war fast leer. Also suchte Micha mit dem Handy ein neues Gefährt. Das und der Weg dorthin wird auf dem Handy angezeigt. Das ist ein passendes Fortbewegungsmittel für die Stadt. Keine Parkplatzsorgen wie mit einem Auto. So schaffte sich Micha ein solches Gerät in Hamburg privat an. Abends nimmt er die Batterie zum laden über Nacht mit in die Wohnung. Eine tolle Erfindung. Das war die Seite 295 12h54.

Sonnabend 24. Oktober 2020 13h15.  Heute vor 11 Jahren, 2009, starb Margarete Buchholz, geborene Hönow, in ihrer Wohnung in Berlin-Steglitz, Steglitzer Damm 89. Sie war 95 Jahre alt geworden. Ihr Mann Herbert Buchholz, Bruder meines Vaters Kurt, war schon 1990 mit 75 Jahren, gleich nach dem Fall der Mauer, an Atemnot gestorben. Ein Leiden, das die Buchholzer von Richard Buchholz Ehefrau Martha Buchholz, geborene Lüdtke, geerbt haben. Margarete nannten wir kurz Grete. Aber als sie älter wurde legte sie Wert auf Margarete. Sie hatte ein arbeitsreiches und entbehrungsreiches Leben von klein auf. Am 10. März 1914 wurde sie als fünftes Kind in der Landsberger Straße, in der Nähe des Berliner Alexanderplatz kurz vor Beginn des ersten Weltkriegs geboren. Sie musste schon frühzeitig im Lumpenhandel ihrer Eltern in der Aufarbeitung von alten Textilien mit helfen. Bis ins hohe Alter nähte sie an ihrer Nähmaschine. Sie war tüchtig und lernte gut in der Schule. Ihre Schrift war deutlich und die Grammatik richtig. So fertigte sie in der Familie alle Schriftstücke an. Auf Bitten ihrer Kinder Jürgen und Rita verfasste sie 1996 handschriftlich auf 272 DIN A 4 Seiten ihren Lebenslauf. Da war sie schon 82 Jahre alt. Ihr Sohn Jürgen überarbeitete mit seiner Frau Christiane die sehr flüssig und interessant geschriebene  Biographie und verteilte sie maschinenschriftlich auf 109 Seiten an die Verwandten. Diese Schrift zeugt von einem guten Erinnerungsvermögen und ist ein deutliches Zeichen von den Freuden und Schwierigkeiten eines Lebens vom ersten Weltkrieg bis zu den Entbehrungen  und ihre Überwindung nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Ihr Weg führte vom Alexanderplatz in die Palisadenstraße, die Krautstraße, die Elisabethstraße, die Hiddenseestraße in Pankow, die Wadzekstraße, die Neue Königstraße, nach Berlin Friedrichsfelde, nach Wittenau, nach Nadolnik Mühle im Netzegau im Posener Land, nach Fredersdorf bei Berlin  Bruchmühle, in die Bergfriedstraße 4 und die Filandastraße und den Steglitzer Damm 89 in Berlin. Das war die Seite 296 14h20.

Sonntag 25. Oktober 2020 13h30.  Heute vor 139 Jahren, 1881, wurde Pablo Picasso in Spanien geboren. Er lebte und arbeitete und stellte seine Bilder in Frankreich aus. Bekannt wurde sein expressionistisches Bild Guernica, das er von der 1936 zerstörten spanischen Stadt Guernica malte. Im spanischen Bürgerkrieg bombardierte Nazideutschland diese Stadt als Übung für den kommenden zweiten Weltkrieg und zur Unterstützung von Franco. Der Faschist Franco gewann dann auch den Bürgerkrieg gegen die Republik Spanien und herrschte noch viele Jahrzehnte in dem Land. Die Republik Spanien wurde von der Sowjetunion und von Freiheitskämpfern vieler Länder, auch aus Deutschland, unterstützt. Leider erfolglos. Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte ich Spanienkämpfer in der Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst. Sie berichteten von ihrem opferreichen Kampf gegen die Soldaten Francos. Aus der Zeit stammen auch viele unserer Lieder, wie: Spaniens Himmel breitet seine Sterne über unsere Schützengräben aus. Und der Morgen grüsst schon in der Ferne. Bald geht es zu neuem Kampf hinaus. Die Heimat ist weit. Doch wir sind bereit. Wir kämpfen und siegen für dich: Freiheit.  Das war das Lied der deutschen Thälmann-Brigaden, gesungen von Ernst Busch. Sein Sohn kümmert sich heute übrigens um Prora auf Rügen  und will aus der Nazi Siedlung der Kraft durch Freude Bewegung Wohnungen für Urlauber an der schönen Ostsee gestalten. Ich war dort in den Semesterferien der Hochschule für Ökonomie im Juli und August 1958 als Kanonier 4 an einer Panzerabwehrkanone. Das war die Seite 297 14h04.

Montag 26. Oktober 2020 12h21.  Heute vor 85 Jahren wurde mein Schulkamerad Klaus-Dieter K. geboren. Wir waren von 1952 bis 1954 in der elften und zwölften Klasse der Einstein-Oberschule in Neuenhagen bei Berlin zusammen. Er war einer der drei besten Schüler der Klasse neben Manne A. und Siegfried S. Wir nannten ihn Herr KD, was darauf hin deutet, daß er schon damals eine gewisse Respektperson war. Das zeigte sich nach dem Fall der Mauer, als er sich sofort der Sozialdemokratischen Partei anschloss. Die hatte sich bei einer Versammlung im Französischen Dom am Gendarmenmarkt in Berlin gebildet. Klaus-Dieter wurde als Abgeordneter des Landtags  ein erfolgreicher Politiker im Land Brandenburg. In der DDR-Zeit hatte er und Manne A. in Ilmenau Elektrotechnik studiert und promoviert. Als Doktorvater betreute er dann viele Doktoranten. Mit Manne A. trafen wir ihn 1994 bei der Feier zum 75. Jahrestages des Einstein-Gymnasiums. Er hielt als Landtagsabgeordneter die Festrede im Neuenhagener Volkshaus. Zehn Jahre später begannen wir mit unseren jährlichen Klassentreffen in Neuenhagen, im Schweizer Häuschen - später Il Castello -, zu dem bis zu 20 Teilnehmer kamen. Im Korona-Virus Jahr 2020 waren es nur noch drei, Werni L., Horst B. und ich. Dr. Klaus-Dieter K. war auch Vorsitzender des Humanistischen Landesverbandes in Märkisch-Oderland, organisierte Jugendweihen und vertrat dort eine loyale und tolerante Haltung gegenüber Andersdenkenden, wie seine Nachfolgerin in einem Nachruf feststellte. Unser Klassenkamerad verstarb schon 2005 im Alter von 70 Jahren an Krebs. Möglicherweise waren das die Spätfolgen seiner Nähe zu den Transformatoren, die sein Vater betreute. Klaus-Dieter führte seine Krebserkrankung darauf zurück. Er hatte im Winter als Kind auf den warmen Geräten geschlafen und war den starken elektromagnetischen Wellen ausgesetzt gewesen. Das war die Seite 298 13h07.

Dienstag 27. Oktober 2020 13h08. Heute ist der Welttag des audio-visuellen Erbes. Also Tonfilme, Fernsehen und Videos. Das gibt es erst seit 100 Jahren. Erstaunlich wie selbstverständlich das für uns ist. Dabei gab es das hunderte, ja tausende Jahre nicht. Damals schlug man Hieroglyphen und Darstellungen in den Fels aber alle Töne und Bewegungen sind unwiederbringlich verloren. Und so natürlich die Ölgemälde Natur und schöne Situationen wiedergeben. Sie sind kein Vergleich mit den Videos, die heute jedermann und jederzeit machen kann. Auch die Venus von Milo und der David und im Louvre Leonardo Da Vincis Mona Lisa: Sie alle sind einzigartig in Farbe und Form. Aber keine Bewegung. Was heute jede Kamera im Nu darstellt. Seit fast 100 Jahren kann man die laufenden Bilder bewundern und ganz einfach im Kino alle möglichen und unmöglichen Begebenheiten und Situationen miterleben. In den 1950er Jahren zeigte man auf Breitwand am Kurfürstendamm Windjammer auf den Meeren der Welt. Nach der Wende gab es am Zoo in Berlin ein Rundkino. Wie auch in Prag. Keine Sitzplätze. Dafür Geländer zum fest halten. Denn man verlor das Stehvermögen bei den rundherum Geschehen. Auch am Potsdamer Platz zeigte ein Kino einige Jahre lang eine riesige Breitwand das Geschehen in und um die Weltraumstation mit Brille in 3D, also räumlich, als wenn man mitten drin wäre. Fantastisch. Auch die Wahnsinnswelt unter Wasser mit Korallen und bunten Fischen. Welche unglaubliche Entwicklung des audio-visuellen Erbes in wenigen Jahren. Wir schicken Raumsonden zu anderen Planeten und Monden und die senden bunte und bewegte Bilder zur Erde. Aber für jeden einzelnen von uns ist es möglich seine Familie und seine einzigartige Erlebnisse in Bild und Ton festzuhalten. Und man kann sich immer wieder daran erfreuen. Ein würdiger Welttag des audio-visuellen Erbes. Das war die Seite 299 14h42.

Mittwoch 28. Oktober 2020 11h20.  Heute vor 79 Jahren, 1961, zogen sich die Panzer vom Check point Charly in Berlin Mitte zurück. Der dritte Weltkrieg konnte vermieden werden. Von Westberlin kamen am 27. Oktober die US-Panzer und von der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik im Osten kamen sie sowjetischen Panzer bis dicht an den Grenzkontrollpunkt.  Ursache dieser Machtpräsentation war die Tatsache, das die Grenzpolizei der DDR Autos der Westmächte vor der Einreise in die DDR kontrollieren wollten. Nach dem Krieg hatten die Sieger Sowjetunion, USA, England und Frankreich vereinbart, daß sie im jeweils anderen Sektor freie Fahrt haben. Das wurde für Spionage genutzt. Besonders interessant waren die Kasernen und Manövergebiete. Die DDR wollte dem einen Riegel vorschieben. Aber die Tatsache, daß die Westalliierten weiter freie Fahrt in der DDR hatten, zeigt wie gering die Souveränität der DDR war. Das Besatzungsstatut hatte seine Macht nicht verloren. Die Angst vor der Aufrüstung Deutschlands war auch nicht unberechtigt. Ganz offen wurden im Westen und im Osten Militäreinheiten vom Staat organisiert und wieder Rüstungsgüter gefertigt. Das hat sich auch nach der Wende 1990 nicht geändert. Deutschland ist wieder ein militärisch und wirtschaftlich starkes Land und seine Soldaten stehen in vielen Ländern. Zu dem regen sich die alten und neuen Nazis in Deutschland. Die Demokratie ist wieder wie vor dem zweiten Weltkrieg bei der Machtübernahme der Nazis in Deutschland gefährdet. Die Alternative für Deutschland ist die zahlenmäßig stärkste  Fraktion im Bundestag. Die demokratischen Parteien haben Mühe sich gegen die dauernden antidemokratischen Angriffe der Alternative zu wehren. Es gibt immer mehr Demonstrationen gegen die Regierung. Das Volk ist sich seiner Kraft bewusst und will mit regieren. Leider lassen sich viele Menschen wie in der Hitlerzeit durch Lügen, Verdrehungen und Hetze manipulieren.  Hier hilft nur mehr humanistische Bildung, besonders schon in der Schule. Das war die Seite300 11h48.

Donnerstag 29. Oktober 2020 15h25.  Heute machte Micha mit mir einen Sehtest in MYKITA in der Rosa-Luxemburg-Straße am Alexanderplatz in Berlin. Zwei Wochen hat er sich in das neue Arbeitsfeld eingearbeitet. Die Brillen sind wirklich etwas besonderes. Einzigartig die beiden Gelenke aus schmalen Stahlfedern ohne Schrauben. Sehr leichte und kaum sichtbare Ausführung. Das, was ich schon immer wollte. Aber meine Augen brauchen noch keine neue Brille. Seit April 2019 hat sich kaum etwas verändert. Links 100 %, rechts 60 %. Entweder eine geringe Trübung in der rechten Linse oder der Hintergrund hat sich verändert. Das sollte sich ein Augenarzt ansehen. Aber es gibt keine Termine. Das heißt  übrigens MYKITA, weil hier vorher ein Kindergarten war. Heute beliefert die Firma Optiker überall in den großen Städten. Morgen ist Micha wieder in Hamburg bei Kathrin und Finn. Finn macht sich gut. Er hat schon über vier Kilo, hat guten Appetit, will immer getragen werden und ist für alles aufmerksam. Das wird einmal ein sehr aktiver Mensch. Wie seine Eltern und Großeltern. Micha kletterte schon als Baby durch die Elbsandsteine, als wir eine Brigadefahrt gleich hinter der tschechischen Grenze an der Elbe machten. Den Kinderwagen trugen wir alle abwechselnd über die Steine. Das war der Anlass und die Sorge nun mit Klettersicherungen anzufangen. Das hatten wir immer abgelehnt, trotzdem schöne Touren gemacht und uns in manches Gipfelbuch eingetragen. Aber es ist auch gefährlich. Allerdings sind auch einige schon mit Sicherung tödlich verunglückt. Im Biehlagrund fiel ein Tscheche als Vorkletterer auf den unter ihm, riss ihn mit und beide stürzten in den Tod. Das wollten wir unbedingt vermeiden und suchten uns möglich einfache Touren mit viel Spaß aus. Das war die Seite 301 16h00.

Freitag 30. Oktober 2020 13h36. Heute vor 15 Jahren wurde die wieder aufgebaute Frauenkirche in Dresden eröffnet. In der DDR hatten wir die Ruine als Friedensmahnmal stehen lassen. Kommende Generationen sollten an die sinnlosen Zerstörungen durch Kriege erinnert werden. Aber nach der Wende begann man für den Wiederaufbau zu sammeln. Auch meine Schwiegermutter Ria Esther kaufte mehrere Steine für die Frauenkirche. Die Ruine als Erinnerung an die Zerstörungen durch Kriege passte nicht mehr in die Gesellschaft der nationalen Egoismen. US-Präsident Trump ist das aktuelle Beispiel für den absoluten Nationalismus. In drei Wellen warfen am 13. und 14. Februar 1945 Kriegsflugzeuge der USA und Großbritanniens Bomben auf Dresden. 25 000 Tote und ein riesiges Trümmerfeld war das Ergebnis. Sie wollten den Vormarsch der Roten Armee unterstützen. Die hatte nach weniger als drei weiteren Monaten die bedingungslose Kapitulation der deutschen Armee erzwungen. Bei Torgau an der Elbe trafen sie sich mit den Armeen der USA und Großbritanniens und am 8. Mai 1945 unterzeichnete in Berlin-Karlshorst General Keitel die bedingungslose Kapitulation. Die Weltherrschaftspläne der Nazis zerplatzten unter schweren Opfern. Kein Krieg, keine Epidemie hatte mehr Tote gefordert. Aber heute scheint es von großen Teilen der Bevölkerung vergessen zu sein. Kriege passieren nur noch in weit entfernten Ländern. Daß Deutschland mit seinen Waffenlieferungen daran verdient wird verdrängt. Es gibt kaum noch Erinnerungen an den Schrecken und die Zerstörungen des zweiten Weltkrieges. In Westberlin mahnt die Ruine einer Kirche an den sinnlosen Krieg. Die Frauenkirche in Dresden aus dem 18. Jahrhundert war die größte Kirche des Protestantismus und wurde in zwei Tagen und Nächten zur Ruine. Das war die Seite 302 14h30.

Sonnabend 31. Oktober 2020 12h46.  Heute wird der Berlin Brandenburg Airport Willy Brandt in Schönefeld bei Berlin eröffnet. 9 Jahre nach dem ersten Termin und dreimal so teuer wie geplant. Statt 2 Milliarden kostet er nun 6 Milliarden. Politiker der Bundesregierung, vom Land Brandenburg und von Berlin hatten das Sagen im Aufsichtsrat. Das war ein Fehler. Sie akzeptierten immer die billigsten Angebote der Investoren und waren nicht in der Lage zur Strafe für Versäumnisse. Bei Mängeln im Bau sagte man in der DDR immer: Das würde im Westen nie passieren.  Nun haben wir den Westen und es passiert doch. Und Schönefeld ist kein Einzelfall. Stuttgart 21, der Bahnhof unter der Erde wird ebenfalls teurer, vier Mal mehr als geplant. Das Berliner Schloss, die Staatsoper Unter den Linden, das Opernhaus in Hamburg, unnötige Flugplätze. Die einzige Prüfungsinstanz, der Rechnungshof entdeckt in jedem Jahr viele Beispiele für die Verschwendung von Steuergeldern. Und das wird öffentlich gemacht. Kein Wunder, dass die Leute unzufrieden sind und auf die Straße gehen.  Ein Ende der Misere ist nicht in Sicht, weil sich in der Struktur der Gesellschaft nichts ändert.  Private Unternehmen werden immer die Konkurrenten zu unterbieten versuchen. Und so bleibt der solide Anbieter auf der Strecke. Der neue Flughafen in Schönefeld wird auch weiterhin rote Zahlen schreiben und von staatlichen Zuschüssen leben. Das soll bis in hunderte Millionen Euro pro Jahr gehen. Um 70 % ist der Flugverkehr in diesem Jahr auf der ganzen Welt gesunken. Wichtigste Ursache ist die Korona-Pandemie. Aber es gab schon vorher Überkapazitäten und Stilllegungen. Die Rettung aus der Krise ist oft der Krieg. Die Europäische Gemeinschaft ist leider durch den Austritt Großbritanniens und durch nationalistische Tendenzen in Ungarn und Polen gefährdet. Ein Auseinanderbrechen steigert die Kriegsgefahr. Das war die Seite 303 13h18.



Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Jeden Tag eine Seite schreiben. November 2020. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/11. 30.11.2020. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex.

Sonntag 1. November 2020 14h25. Heute beginnt ein bedeutender Monat für Deutschland. In diesem Monat endete vor 102 Jahren die Herrschaft der Fürsten, Könige und Kaiser. Es begann in Deutschland die Herrschaft des Volkes, die Demokratie. Kaiser Wilhelm II hatte seinen Wohnsitz zukünftig in Dorn/Holland gefunden. Das Parlament bestimmte die Regierung und die Gesetze. Das ist eine wesentliche Veränderung. Genauso wie der Fall der Mauer im November 1989 und die folgende Einnahme der Deutschen Demokratischen Republik durch die Bundesrepublik Deutschland. Von der Monarchie zur Republik und vom Sozialismus zum Kapitalismus. Alles sehr unterschiedliche Systeme und das Volk musste es verkraften. Das ging nicht ohne Leid und Tod ab. So auch die sogenannte Reichskristallnacht im November 1938 als die Nazis die Synagogen der Juden anzündeten und viele jüdische Geschäfte geplündert und Juden ermordet wurden. Auch heute ist der November ein besonderer Monat. Mit dem Lockdown im November 2020 versucht die Regierung die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen und etwas gegen die rasant steigende Zahl der Infektionen, Krankheits- und Todesfälle zu unternehmen. Immer noch ist kein Gegengift auf dem Markt und die bekannten Maßnahmen gegen den Virus sind umstritten und nicht bewiesen. Selbst die Testungen und Quarantäne-Verordnungen sind nicht sicher. Erstaunlich wie wenig die Millionen der Forscher und Firmen genaues über den Virus wissen. Alle sind verunsichert. Haben wir den Virus oder nicht? Denn selbst ohne Anzeichen von Krankheit kann man Träger des Virus sein. Deshalb kann man nichts weiter machen, als die gebotenen Regeln einhalten: Mund und Nase mit der Maske bedecken, Abstand halten und Hände waschen. Das war die Seite 304 14h55.

Montag 2. November 2020 12h03.  Heute vor 265 Jahren gab es ein Erdbeben vor Portugals Hauptstadt Lissabon. Der folgende Tsunami überflutete die Stadt, zerstörte zahlreiche Häuser und ein Großfeuer vernichtete was noch stehen geblieben war. 30 000 Menschen starben. Also nicht nur im Pazifischen Feuerring gibt es Erdbeben und aktive Vulkane sondern auch in Europa. Zum Glück viel seltener. 79 nach 0 bedeckte der Vesuv Pompeji und die ganze Landschaft mit seiner Lava. Vor der Insel Samos gab es vor drei Tagen ein Erdbeben und brachte viele Häuser zum Einsturz. Bisher wurden 80 Tote gefunden, aber auch viele Menschen noch lebend aus den Trümmern geborgen. Es ist schwer vorstellbar, wie man plötzlich davon überrascht werden kann. In Japan und Indonesien sind kleinere Erdbeben an der Tagesordnung. Dort hat man die Häuser schon entsprechend gebaut und die Menschen sind darauf vorbereitet. Trotzdem werden immer mehr und immer höhere Gebäude errichtet. Die Berghänge sind unter diesen Bedingungen eine schwere Gefahr, wenn sie durch Erdbewegungen wegrutschen. Das Eis das die Alpengipfel zusammenhält schmilzt und die Gefahr von Steinabgängen wächst. Unter den steilen Felsen sammeln sich  die Steinfelder. Von unserem Hotel in Arosa aus war das gut zu sehen. Niemand kletterte dort. Wir zogen es vor auf der anderen Seite mit der Bergbahn zum Weisshorn hoch zu fahren. Da ist auch ein gemütliches Restaurant. Und auf der Nordseite fanden wir trotz heißer Sonneneinstrahlung noch ein Schneefeld. Wir zogen unsere Sandalen aus und stapften durch den kühlen Schnee.  Im Riesengebirge waren wir auch einige Male zur Morgenwäsche aus dem warmen Haus in den tiefen Schnee gelaufen. Es ist ein prickelndes Gefühl auf der Haut. Die Durchblutung wird mächtig angeregt und man fühlt sich wie neu geboren. Das Gebirge hat nicht nur auf den Skipisten  seine angenehmen Seiten. Das war die Seite 305 12h54.

Dienstag 3. November 2020 14h20.  Heute ist Wahltag in den USA. Das Volk der Teilstaaten wählt die Wahlmänner, die von den Parteien vorgeschlagen wurden. Im wesentlichen geht es um die Partei der Demokraten und die der Republikaner. Werden in einem Staat mehr Wahlmänner der Demokraten gewählt als die der Republikaner fallen die der Republikaner weg und der ganze Staat wird durch die demokratischen Wahlmänner und -frauen bestimmt. Die Staaten sind etwa gleichmäßig auf Demokraten und Republikaner aufgeteilt. Das war schon vor vier Jahren so und die Wahlprognosen zeigen das gleiche Bild. Es gibt ein Kopf an Kopf Rennen zwischen Biden und Trump. Etwas zu Gunsten von Biden. Wie vor vier Jahren etwas zu Gunsten von Hillary Clinton. Trotzdem gewann Trump. Obwohl er weniger Stimmen der Wähler bekam. Das zeigt die Ungerechtigkeit dieses Systems. Der Wille des Volkes zählt nicht, sondern der der Wahlmänner und Wahlfrauen. Die USA sind tief gespalten und oft auch verfeindet. Das geht mitten  durch die Familien. Wegen seiner schlechten Prognosen hat Trump schon angekündigt, ein Wahlergebnis für Biden nicht anzuerkennen. Die Briefwahl wäre dann manipuliert, weil überwiegend Demokraten mit den Briefen wählen. Die Auszählung der Stimmen aus der Briefwahl dauert in USA länger als die der Stimmen an den Wahlurnen. Wir in Deutschland schaffen das noch am Wahltag. Ich war in der Wahl der Abgeordneten von Berlin, bei der Europawahl und der Bundestagswahl jeweils Wahlleiter einer Gruppe. Wir waren sechs Leute und hatten über 600 Wahlbriefe. Das war immer ein arbeitsreicher Nachmittag. Um 14 Uhr trafen wir uns und etwa um 22 Uhr konnte ich die Ergebnisse zum zentralen Wahlbüro bringen.  Wir schafften das und auch die anderen rund 60 Gruppen für den Bezirk Lichtenberg in Berlin. Eine Manipulation ist ausgeschlossen. Wir lernen uns erst am Wahltag kennen und die Zählung muss am Ende aufgehen. Wenn nicht, liegt ein Fehler vor und der muss gesucht werden. Das war die Seite 306 14h49.

Mittwoch 4. November 2020 13h24.  Heute vor 135 Jahren, 1885, wurde Elisabeth Meick in Berlin geboren. Sie zog mit ihrem Mann von der Schönhauser Allee in die Richard Wagner Strasse 18 in Fredersdorf. Nach dem zweiten Weltkrieg gehörte sie zu den aktiven Leuten, die mithalfen alles wieder aufzubauen. Dadurch wurde und war sie bis an ihr Lebensende in den 1960er Jahren eine der angenehmen Freundinnen unserer  Familie. Sie war Fürsorgerin und leitete mit meiner Mutter den ersten Kindergarten nach dem Krieg in der Bohmstraße - heute Fließstraße - in Fredersdorf. Alle, Groß und Klein nannten sie Tante Lieschen. Sie war überall bekannt und beliebt. Ihr Hobby war das Lesen. Sie kannte sich in der Welt der Bücher gut aus und empfahl jedem passende Bücher, ob er wollte oder nicht. Sie hatte ein offenes Wesen und trat jedem freundlich gegenüber. Im Rathaus von Fredersdorf gleich neben der kleinen Seitentür hatte Tante Lieschen eine Bücherausleihe. Meine spätere Frau Vera wollte sich ein Buch ausleihen, das ich hatte. So schickte Tante Lieschen Vera zu mir in die Giselherstraße 7. So lernte ich Vera kennen und lieben. Wir heirateten 1960 und bekamen unsere beiden Töchter Angela und Beatrice. Tante Lieschen warnte mit ihrem Spruch vor der Heirat: Sie hat nichts und er desgleichen. Trotzdem wollt ihr, wie ich sehe, zu dem heiligen Bund der Ehe euch bereits  die Hände reichen. Ja, Kinder seid ihr denn von Sinnen? Ohne die gehörigen Mittel sollt man keinen Krieg beginnen!   Und: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was besseres findet.   Tante Lieschens Lieblingsdichter war Joachim Ringelnatz: Am Bahndamm steht ein Sauerampfer. Der sieht jeden Tag nur Eisenbahn und keinen Dampfer. Armer Sauerampfer.   Wenn etwas schief lief, meinte sie: Brat mir einer nen Storch, die Beene extra! Oder: Das ist ja zum Mäuse melken!  Das war die Seite 307 14h26.

Donnerstag 5. November 2020 13h03. Gestern vor 10 Jahren, 2010, fand die Feuerwehr in einem verbrannten Wohnwagen in Jena zwei Tote. Es waren Uwe Böhnhard und Uwe Mundlos. Wie es sich später herausstellte hatten sie in den vergangenen zehn Jahren zehn Menschen ermordet, neun Obsthändler mit ausländischer Herkunft und eine Polizistin. Der Polizistin nahmen sie die Handfeuerwaffe ab. Die wurde in dem Wohnwagen gefunden. Gleichzeitig hatte ihre Lebensgefährtin Tschäpe ihre Wohnung angezündet, um Beweise zu vernichten. Es fanden sich aber genügend Beweise für die Mordbande, die sich NSU - Nationalsozialistischer Untergrund - nannte. Ausländerfeindlichkeit war ihr Motiv. Erstaunlich, daß sie die ganze Zeit untergetaucht in Deutschland wie normale Bürger lebten. Sie machten sogar Urlaub an der Ostsee. Der Verfassungsschutz hat sie wohl beobachtet und beschützt. Damit das nicht raus kommt, ermordete jemand im Auftrag des Verfassungsschutzes die beiden in ihrem Wohnwagen und steckten ihn in Brand. Ein Unbekannter hatte sich von dem Wohnwagen entfernt, hatten Zeugen beobachtet. Das wurde aber nicht weiter verfolgt. Eine Vertuschung? Auch das Abschleppen des Wohnwagens erfolgte so, daß drinnen alles durch einander fiel und eine Tatort Untersuchung nicht mehr möglich war. So wurde dann von gegenseitigem Töten der beiden ausgegangen. Dabei sollen  sie noch den Wohnwagen in Brand gesteckt haben. Alles sehr unglaubwürdig und deutet auf Vertuschung der Tatsachen durch die Behörden. Auch den zehn Morden wurde nicht Ausländerfeindlichkeit sondern Bandenkriminalität der Familien unterstellt. So konnten die drei zehn Jahre lang in Deutschland untergetaucht leben und morden. Selbst parlamentarische Untersuchungskommissionen waren nicht in der Lage die Sache aufzuklären. Das passt zu den vor kurzem entdeckten Nazis in den Sicherheitsgremien in Deutschland. Das war die Seite 308 13h29.

Freitag 6. November 2020 14h42.   Islamistische Terroristen verübten in letzter Zeit mehrere Attentate. So in Frankreich, in Dresden und in Wien. Es sind Eingewanderte, Asylsuchende. Aber wenn ihr Asylantrag abgelehnt wird oder sie und ihre Familie keine Arbeit und Unterkunft finden, sind sie zornig. Sie empfinden die Zurückweisung und die alte Wut aus der Zeit der Kreuzzüge und des neuen Bombenterrors Europas und der USA gegen den Islamischen Staat entflammt die Rache und sie setzen ihr Leben ein, um ein Zeichen zu setzen gegen die Ungerechtigkeit der Welt. Zu leiden haben die Zivilisten, zufällige Passanten. Die weitaus größte Mehrheit der Eingewanderten ist friedlich. Sie übernahmen die wenig Gewinn bringenden Kneipen, Restaurants, Obst- und Gemüseläden oder arbeiten auf dem Bau. Die freie Religionsausübung ist in der Verfassung garantiert. Und so entstanden überall in Deutschland Moscheen. Aber auch die Freiheit der Meinungen ist in der Verfassung garantiert und schützt die Veröffentlichung von Karikaturen vom Islamgründer Mohammed. Das beleidigt natürlich die Gläubigen des Islam. Gibt es eigentlich auch Veröffentlichungen von Karikaturen von Jesus? Gibt es kein Gesetz gegen Beleidigungen von Gläubigen? Warum also die Beleidigungen? Was bezweckt man damit? Religion ist doch seit einiger Zeit Privatsache und nicht Ursache staatlicher und kirchlicher Aktionen wie im Mittelalter und durch die Nazis gegen die Juden im vorigen Jahrhundert.   Der Glaube hat schon viel Unheil angerichtet. Aber die Wissenschaft ist im Vormarsch und erklärt alles, was uns so wunderbar oder auch schlimm erscheint.  Da ist kein Platz mehr für den Glauben. Man muss schon sehr die Augen verschließen und nichts wissen wollen von den Erkenntnissen der Wissenschaften, um an das Wirken überirdischer Wesen zu glauben.  Das war die Seite 309 14h23.

Sonnabend 7. November 2020 12h43.  Heute wird der Flughafen in Berlin-Tegel mit Namen des Berliner Flugpioniers Otto Lilienthal geschlossen. Seit 60 Jahren war er für die Westberliner und nach der Wende 1989 auch für die Ostberliner ein wichtiger und zuverlässiger Partner für Flugreisen. Bis zur Wende hatten wir Ostberliner den Flugplatz Schönefeld. Aber Tegel habe ich in den 30 Jahren nach der Wende mehr besucht als Schönefeld in der ganzen DDR-Zeit. Von Schönefeld flog ich nach Leningrad durch eine Auszeichnungsreise der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Mit der Familie flogen wir nach Prag. Vroni, Sabine, Micha, Loli und ein kleines Zelt nur für ein paar Tage. Da holte man uns am Flugplatz aus der Warteschlange und kamen in eine besondere Kabine mit besonderen Leuten. Wahrscheinlich eine ausländische Delegation der Regierung und wir sollten wohl nur so etwas wie eine Sicherung für diese sein. Es war trotzdem sehr unterhaltsam und lustig. Ich filmte sogar aus dem Kabinenfenster ohne dass einer was dagegen hatte, obwohl das streng verboten war. Dann machten wir noch einen Rundflug über Berlin von Schönefeld aus.  Das war aber auch alles von Schönefeld. Außer mehrere Male, wenn ich Micha zu seinen Flügen in die Schweiz und nach Spanien nach Schönefeld brachte. Einmal mit übergroßem Gepäck durch seine Kiteausrüstung. In Tegel war ich öfters. Ich brachte Hildchen zu ihrem Flug in die Schweiz zu ihrem Sohn Uwe, der in Zürich arbeitete. Dima R. brachte ich nach Tegel, als er zu seiner Hochzeit mit Tanja in die Ukraine flog. Und Micha flog von Tegel an das Rote Meer in Hurghada zur Kite-Lehrer Ausbildung. Auch wieder mit großem Gepäck: Board und zwei Segel. Nach Hurghada flog ich mit Micha zum tauchen. Wahnsinn die Unterwasserwelt im Roten Meer. Klares Wasser, bunte Fische und Korallen. Aber besonders das Schweben zwischen den Felsen. Ein fantastisches Gefühl der Leichtigkeit. Das war die Seite 310 13h13.

Sonntag 8. November 2020 12h40.  Trump ist abgewählt. Der neue Präsident der USA heißt Joe Biden. Er siegte mit 279 Wahlmännern gegen 214 für Trump. Damit setzten sich die Demokraten gegen die Republikaner durch. Die letzten entscheidenden Staaten waren Pennsylvania und Nevada. Deutlich der Unterschied: Für Trump stimmten die  landwirtschaftlich geprägten Mittelstaaten, für Biden die Staaten mit den bevölkerungsreichen Städten im Osten und Westen. Biden will eine Kommission von Fachleuten zur Bekämpfung der Corona Epidemie berufen, wenn er am 20. Januar in sein Amt eingesetzt wird. Trump wird alle rechtlichen Mittel dagegen einsetzen.  Die Briefwahl wäre manipuliert. Nach der Kabinenwahl wäre Trump der Sieger. Fakt ist, daß noch nie so viele mit Wahlbriefen wählten. Und das sind besonders die Wähler der Demokraten, denn das ist in Zeiten von Corona gesünder. Und gingen noch nie so viele Wahlberechtigte zur Wahl wie diesmal. Biden kündigte auch an, wieder der Pariser Klimavereinbarung beizutreten, die Trump gekündigt hatte. Dadurch soll die CO2-Verschmutzung bei unter 2% bleiben. Vier Jahre Trump sind vorbei. Er war mit dem Versprechen gewählt worden, die USA wieder groß zu machen. Als wenn sie nicht schon die Weltmacht sind. Was wollte er mehr?  Die an das Ausland verlorenen Arbeitsplätze zurückholen. Aber die Unternehmer werden immer dort produzieren, wo es am billigsten ist. Trump forderte Westeuropa auf, mehr für die Rüstung auszugeben. Besonders Deutschland sollte seine Militärausgaben von 40 auf über 70 Milliarden Euro steigern. Deutsche Soldaten stehen schon in über einem Dutzend Länder. Nur die Linken stimmen im Bundestag dagegen. Mehr Rüstung kann den Frieden nicht sichern, sondern gefährdet ihn. Das war die Seite 311 13h13.

Montag 9. November 2020 13h13.  Heute vor 82 Jahren, 1938, war die sogenannte Reichskristallnacht. Die langjährige Hetze der Nazis gegen die Juden fand einen blutigen Höhepunkt. In Paris hatte ein verzweifelter junger Jude einen deutschen Diplomaten erschossen, weil seine Eltern von den Nazis an die polnische Grenze gedrängt wurden. Die Nazis nahmen das zum Anlass, eine Mordhetze in Radio und Zeitung anzuzetteln. Es sollte wie ein Volkszorn in Deutschland und Österreich aussehen. Nazis in Zivil zündeten die jüdischen Gedenkstätten an, plünderten die jüdischen Geschäfte und Kaufhäuser und brachen in die Wohnungen von Juden ein und verwüsteten sie. Wertgegenstände wie Sparbücher, Geld und Schmuck wurden gesichert. Es ging darum, die teure deutsche Aufrüstung für den nächsten Krieg zu finanzieren. Einige Milliarden Reichsmark kamen zusammen. Tausende Juden ermordeten die Nazis oder nahmen sich das Leben und Zehntausende sperrten die Nazis in Konzentrationslager und ermordeten sie dort. Die Geschäfte der Juden wurden arisiert, das heißt sie wurden von Deutschen übernommen. Den Juden wurde der Besitz von Handwerkstätten und Geschäften verboten. Sie durften keine öffentlichen Ämter führen und wurden aus den Kulturstätten ausgeschlossen. Es gab keine jüdischen Rechtsanwälte und Künstler mehr. Die Juden wurden gedrängt, Deutschland und Österreich zu verlassen. Dabei hatten sie ihr Eigentum dem Staat abzugeben.  Aber es gab kaum ein Ausland, das Juden aufnahm. Ein Schiff mit Tausenden Juden schickten die USA und andere Länder wieder nach Europa zurück, wo die Nazis sie in Konzentrationslagern ermordeten. Woher kommt der Judenhass? Immer, wenn etwas schief lief, hat man die Juden dafür verantwortlich gemacht. Da man ihnen meistens nur den Handel erlaubte, kamen einige dadurch zu Reichtum, was wieder zu Neid führte. Die Rothschilds mit ihrer Bank zum Beispiel. Es wird sogar von einer Verschwörung der Juden zur Eroberung der Weltherrschaft gesprochen. Aber das ist nur Ablenkung. Das war die Seite 312 14h58.

Dienstag 10. November 2020 13h13.  Heute vor 261 Jahren, 1759, wurde Friedrich Schiller geboren. Neben Goethe sollte er einer der deutschen Dichterfürsten werden. Schiller war revolutionär im Gegensatz zu Goethe. Er hatte schon mit jungen Jahren Die Räuber geschrieben, wofür er von den Revolutionären der Französischen Revolution von 1789 die französische Staatsbürgerschaft erhielt. Schiller war ein Anhänger der Französischen Revolution, wandte sich aber später von den zahlreichen Todesurteilen ab. Goethe diente sich den Fürsten an, während Schiller sie bekämpfte. Goethe berichtete auch dem Fürsten von Schiller. Sie fürchteten seinen revolutionären Geist. Schiller starb schon mit 45 Jahren aber hat in dieser kurzen Zeit viel geleistet. Er studierte Medizin und war lange Militärarzt. Aber nebenbei setzte er sich mit den gesellschaftlichen Zuständen auseinander und schrieb viele fantastische Gedichte und fortschrittliche Schauspiele, die auch sofort aufgeführt wurden. Für die Selbständigkeit der Schweiz setzte er mit Wilhelm Tell ein literarisches Denkmal. Für mich ist seine Bürgschaft prägend, in der er die Treue und Freundschaft lobt. Seine Verse vergaß ich nicht: Zu Dionisos dem Tyrannen schlich Möros, den Dolch im Gewande. Ihn schlugen die Häscher in Bande. Was wolltest Du mit dem Dolche, sprich, entgegnet ihm finster der Wüterich. Die Stadt vom Tyrannen befreien. Das sollst Du am Kreuze bereuen. Ich bitt nicht um mein Leben, doch willst du Gnade mir geben, ich flehe dich um drei Tage Zeit, bis ich der Schwester den Gatten gefreit. Da lächelt der König in arger List und spricht nach kurzem Bedenken: Drei Tage will ich dir schenken. Doch wisse, wenn sie verflossen die Frist bis du mir zurück gegeben bist, so muss er statt deiner erblassen. Doch dir sei die Strafe erlassen. Mit viel Mühe schafft Möros den Termin zum erstaunen des Tyrannen. Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn, so nehmt mich zum Genossen an. Ich sei, gewährt mir die Bitte in eurem Bunde der dritte. Das war die Seite 313 13h43.

Mittwoch 11. November 2020 16h41. Heute vor 102 Jahren gab es den Waffenstillstand nach vier Jahren des ersten Weltkrieges. 17 Millionen Tote und noch mehr Verwundete waren auf beiden Seiten zu beklagen. Die Hurra-Stimmung im August 1914 bei Beginn des Krieges war einer tiefen Depression gewichen. Es gab Siegesmeldungen bis zum Ende. Die deutschen Militärs erkannten die Übermacht der Franzosen, Engländer und der USA. Aber es gab die Dolchstosslegende. Angeblich wäre Deutschland nicht an der Front besiegt worden, sondern das Hinterland, die Unzufriedenheit der Bevölkerung hätten zu der Niederlage Deutschlands geführt. Am 10. Januar 1920 trat der Friedensvertrag in Kraft. Deutschland wurde als der alleinige Schuldige am Krieg festgestellt und hatte für die Schäden über 20 Milliarden Goldmark Reparationen zu zahlen. Außerdem sollten die deutschen Kriegsverbrecher verurteilt werden. Vom Kaiser Wilhelm II über die Regierungsverantwortlichen bis zu den Heerführern Ludendorff  und Hindenburg. Die Niederlande weigerten sich, Wilhelm II auszuliefern und die Gerichtsprozesse endeten ergebnislos. Erst nach dem zweiten Weltkrieg konnten die Kriegsverbrecher des zweiten Weltkrieges bestraft werden. Auf Grund des Friedensvertrages nach dem ersten Weltkrieg musste Deutschland Elsass-Lothringen wieder an Frankreich zurück geben. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 hatte sich Deutschland diese Ländereien angeeignet. Auch die Gegend um Posen fiel wieder an die Polen zurück. Viele Deutsche flohen aus der Gegend. Auch die Familie meines Vaters erreichte mit Mühe den letzten Zug von Kolmar im Netzegau nach Berlin. Beim Beschuss durch die polnischen Truppen wurde mein Vater Kurt Buchholz noch am letzten Tag durch einen Querschläger an der Hand verletzt als er sich hinter einer Hausecke in der Lessingstraße versteckt hatte. Das war die Seite 314 17h14.

Donnerstag 12. November 2020 11h05. Heute vor 65 Jahren, 1955, bildete die CDU-geführte Bundesregierung mit dem Kanzler Adenauer die Bundeswehr.  Die Siegermächte des zweiten Weltkrieges wollten kein Militär und keine Rüstungsindustrie in Deutschland. Zweimal hatte Deutschland die Welt in opferreiche Weltkriege gestürzt. Damit sollte endlich Schluss sein. Aber Adenauer schloss sich den USA an und erhielt dafür eine umfangreiche Wirtschaftshilfe in Form der Marshallplans. Der kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion nahm Fahrt auf.  Die Deutsche Demokratische Republik zog nach und es entstand die Volksarmee der DDR. 1954 noch vor dem Abitur hatten wir uns in der Einstein-Oberschule in Neuenhagen bei Berlin zu drei Jahren Dienst in den bewaffneten Organen der DDR verpflichtet für den Fall, daß wir keinen Studienplatz bekommen würden. So fand ich mich nach den Sommerferien in Parow II in der Kaserne der Volkspolizei See bei Stralsund ein. Wir bekamen Uniformen, einen Stahlschrank und ein Bett. Der Unteroffizier inspizierte die Schränke, bemängelte die Einordnung der Bekleidung in meinem Schrank, kippte ihn an und alles fiel heraus. In 10 Minuten melden Sie mir, dass ihr Schrank ordnungsgemäß eingeräumt ist. Ich hielt meine Kritik nicht zurück wegen der Schikane und bekam mehrere Tage Karzer. Das ist eine Gefängniszelle in einem unterirdischen Bunker. Dann sollten wir für weitere zehn Jahre nach den drei Jahren, zu denen wir uns verpflichtet hatten, unterschreiben. Ich weigerte mich, denn ich wollte kein Berufssoldat werden. Daraufhin schickten sie mich nach Hause. Auf der Ladefläche eines Lastwagens holperten wir über die Sandwege bis nach Stralsund zum Bahnhof. Obwohl ich kein Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands war, wurde ich  beim Kreisparteisekretär Knöfel in Strausberg vorgeladen und von diesem mit Vorwürfen überhäuft. Trotzdem gelang es mir, nach einem Jahr Arbeit in der Bibliothek der Hochschule für Planökonomie in Berlin-Karlshorst dort das Studium des Binnenhandels zu beginnen. Das war die Seite 315.

Freitag 13. November 2020 12h51.  Heute vor fünf Jahren, 2015, überfiel eine Gruppe islammistischer Terroristen in Paris und einem Vorort Bars, Cafes, Restaurants, die Zuschauer eines  Fussballspiels und die meist jugendlichen Teilnehmer eines Rockkonzerts im Theater Bataclan, also an acht Orten gleichzeitig und tötete 130 Menschen und verletzte 700. Sechs der Terroristen sprengten sich mit ihren Bombenjacken in die Luft. Ein weiterer wurde erschossen. Das war einer in einer Reihe von Terrorüberfällen des Islamischen Staates gegen Frankreich.  Frankreich beteiligte sich mit Bombenflugzeugen an der Bekämpfung des Islamischen Staates in Syrien und dem Irak. Außerdem hatten sich die Franzosen den Zorn der Islammisten durch die Veröffentlichung von Karikaturen ihres Propheten Mohammed  zugezogen. Der Islamische Staat ist mittlerweile durch den Einsatz von Militär aus den USA, England, Frankreich und Deutschland nicht mehr existent. Aber im Untergrund kämpfen seine Anhänger weiter und verursachten tödliche Angriffe in Wien, Dresden und Nizza. In Deutschland sind die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft. Wir haben es auch mit dem Terror der Nazis zu tun. Nach dem NSU, dem Nationalsozialistischen Untergrund, mit 10 Toten, neun Gemüsehändler mit Migrationshintergrund und einer Polizistin, gab es in Halle einen Angriff gegen eine Synagoge - die feste Tür verhinderte ein Massaker unter den Versammelten - mit drei unbeteiligten Passanten und ein Regierungspräsident wurde mit einem Kopfschuss ermordet. Seit der Wende 1989 sind schon  mehrere hundert Menschen in Deutschland aus rassistischen Gründen ermordet worden. Woher kommt der Hass? Eigentlich sollten wir in Deutschland mit unserer überwiegend guten Lebenssituation zufrieden sein.  Das war die Seite 316 13h30.

Sonnabend 14. November 2020 12h28.  Heute vor 180 Jahren, 1840, wurde Claude Monet in Paris geboren. Er sollte mit seinen verschiedenen Bildern vom Seerosenteich und anderem berühmt werden. Er war ein Impressionist wie Cezanne, Manet, Degas, Renoir und Max Liebermann. Diese Künstler wollten nicht nur die Wirklichkeit wiedergeben, sondern versuchten den Eindruck auf den Betrachter in ihren Bildern darzustellen.  Also wie bei verschiedener Lichteinwirkung die Dinge immer wieder anders auf uns wirken. Das ist mehr als die Fotografie. Mit dem Aufkommen der Fotografie mussten sich die Maler etwas neues einfallen lassen. Denn die Fotos geben die Wirklichkeit fast genau wieder. Dazwischen sind nur wenige technische Mängel. Das merkt man, wenn man die fantastischen Farben eines Sonnenuntergangs mit dem Foto vergleicht. Es ist doch noch nicht gleich. Aber das werden die Techniker schon noch schaffen. Manchmal möchte man auch nicht unbedingt ein 1 : 1 Abbild der Wirklichkeit. Zum Beispiel beim Porträt. Da hat der Maler mehr Möglichkeiten der Verbesserung als der Fotograf.  Unser Familienfreund, der Maler Richard Bredereck, war mehr der Wirklichkeit verpflichtet. Er malte auch den Hinterhof in Berlin aus seinem Fenster. Als Kommunist sollte er eigentlich mehr Sozialkritisches malen. Aber die Berge, die Landschaft, die Blumen hatten es ihm mehr angetan. Er malte auch nicht für den Verkauf, obwohl es ihm nicht immer sehr gut ging mit seiner Frau Grete und den beiden Kindern, die im ersten Weltkrieg an der allgemeinen  Not gestorben waren. Trotzdem war Richard ein optimistischer Mensch und wirkte nach dem zweiten Weltkrieg beim Aufbau der sozialistischen Gesellschaftsordnung in der Deutschen Demokratischen Republik. Dabei hatte er nie seine menschenfreundliche Grundhaltung verloren und war deshalb mit seiner Parteileitung nicht immer einer Meinung und wurde nicht unterstützt. Das war die Seite 317 13h03.

Sonntag 15. November 2020 12h22.  Heute ist Volkstrauertag. Die Regierung legt Kränze ab vor dem ewigen Feuer in der Alten Wache Unter den Linden in Berlin. Eine alte Tradition, die sogar die DDR mitmachte, obwohl die Alte Wache ein Relikt der Kaiser- und Hitlerzeit ist. Neben dem Zeughaus gelegen und gegenüber der Staatsoper und vor der ehemaligen Singakademie - seit der DDR Maxim Gorki Theater und dem Haus der Kultur der Sowjetunion - erlebte sie die Wachaufzüge seit über 100 Jahren. In der DDR-Zeit kam die Truppe aus einer Seitentür des Zeughauses im Stechschritt und präsentierte das Gewehr bei der Wachablösung. Da standen dann immer viele Passanten staunend um die Szene herum und fragten sich wohl, was das mit dem Arbeiter- und Bauernstaat zu tun hat. Ich konnte das auch nicht leiden. Aber man wollte wohl der Welt die militärische Bereitschaft zur Verteidigung des Sozialismus zeigen. Aber im Volk fand das keinen Gefallen und so kam es letztlich am 9. November 1989 zum Fall der verhassten Mauer in Berlin. Heute hat das Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege einen zivilen Charakter. Trotzdem ist die Alte Wache wohl kein geeigneter Ort dafür. Besser wäre eine Kranz-Niederlegung am Holocaust Denkmal oder in Treptow bei dem Friedhof der Tausenden an jungen  Sowjetsoldaten, die den völlig unsinnigen Widerstand der Nazis in Berlin 1945 im April brachen und Deutschland vom Faschismus befreiten.  Am 8. Mai jeden Jahres treffen sich dort unter dem überlebensgroßen Bild des Sowjetsoldaten mit dem Kind auf dem Arm und das Hakenkreuz zerschlagende  Schwert in der anderen Hand viele Menschen zum Gedenken. Mehrere  Generationen sind in 75 Jahren Frieden in Deutschland aufgewachsen und die Erinnerung ist nur noch bei den Alten präsent. Das war die Seite 318 12h50.

Montag 16. November 2020 12h11.  Heute vor 75 Jahren, 1945, also kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde die UNESCO in London gegründet. United Nations Education, Scientific and Cultural Organisation. Eine Organisation der Vereinten Nationen. Es geht um die Sicherung und Förderung des Weltkulturerbes. Zum Beispiel die rätselhaften uralten Steinkreise von Stonehenge in England, die Museumsinsel in Berlin, der Yosemite-Nationalpark in Kalifornien, die Rapa Nui Steinfiguren auf den Osterinseln in Chile, die alten Mühlen in Holland, die Pyramiden und die Sphinx in Kairo, die Verbotene Stadt in Peking China, die Freiheitsstatue vor New York, die 12 Apostel Felsen vor Melbourne, der Kreml in Moskau, das Colosseum in Rom, die Ruinenstadt von Machu Pichu in Peru, der Uluru-Felsen in Australien, die Altstadt von Sankt Petersburg, die Niagara-Fälle zwischen USA und Kanada, die rauchenden Victoria-Fälle in Afrika, die Altstadt von Edinburg in Schottland, das Holsten-Tor in Lübeck, der schiefe Turm zu Pisa, die Lagunenstadt Venedig, die Felsenstadt Petra in Jordanien, das Kloster Sankt Gallen und die Wasserfälle in Schaffhausen in der Schweiz, das Schloss Sanssouce in Potsdam bei Berlin und viele andere  einzigartige Orte mehr. Diese Kulturstätten werden durch die UNESCO bestimmt. Die Länder müssen sich um die Erhaltung und Sicherung kümmern. In der Verfassung der UNESCO steht: Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Friede im Geist der Menschen verankert werden. Nicht umsonst war die Gründung direkt nach dem furchtbarsten aller Kriege, dem zweiten Weltkrieg. Dabei waren ungeahnte Kulturwerte zerstört worden. Ganze Städte, Dörfer und Kulturobjekte wurden vernichtet. Der Islamische Staat führte diese Vernichtung mit religiösem Hintergrund in Syrien und im Irak weiter. Das war die Seite 319 13h18.

Dienstag 17. November 2020 12h05.  Gestern vor 122 Jahren wurde Maria Daum in Nakel an der Netze im Bezirk Posen geboren. Das Gebiet, der Netzegau, gehörte damals nach der polnischen Teilung zu Westpreußen. Österreich, Russland und Preußen hatten Polen am Ende des 18. Jahrhunderts unter sich aufgeteilt. Napoleon hatte Polen wieder selbständig gemacht. Aber nach dem Wiener Kongress der Fürsten Europas wurden die alten Verhältnisse wieder hergestellt.  Mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Buchholz hatte in Nadolnik Mühle im Netzegau einen Gutshof. Nach dem zweiten Weltkrieg floh er mit seiner Familie nach Westen. Er kam bis Prenzlau. Dort starb er und seine Frau um Weihnachten 1945. Mit Maria Daum und meiner Mutter Charlotte Buchholz besuchten wir 1967 den ehemaligen Hof meines Urgroßvaters. Er wurde von dem Polen Drost aus Ostpolen bewirtschaftet. Maria konnte gut polnisch und übersetzte seine offenherzigen  Ausführungen: Seit 1963 bin ich auf diesem Hof. Der Bauer vor mir heißt Franticzek Zielinski. Er ging nach Stettin. Der Hof ist 157 000 Zloty wert. 2650 Zloty muss ich je Jahr abzahlen. 37 000 Zloty ist der Rest 1966. Für die 8 ha Land, davon 2 ha Acker, muss ich 11 000 Zloty im Jahr Steuern bezahlen. Ich habe 2 Pferde, 3 Kühe und 12 Schweine. 450 kg Fleisch sind jährlich abzuliefern.  Maria Daum war in den 1920er Jahren eine der Arbeitskolleginnen meiner Mutter bei der Firma Mix & Genes. Sie hatte zwei Söhne Kurt und Erich. Ihr Mann war im Krieg verschollen. Mit Kurt machte mein Vater Kurt Buchholz in den 1920er Jahren eine Radtour nach Hamburg. Auffallend war damals, daß die Bauern auf dem Weg nicht freundlich waren und ihnen nicht einmal Wasser gaben. Kurt und Erich waren Soldaten im zweiten Weltkrieg. Als Kurt verwundet wurde hatte seine Mutter zum gleichen Zeitpunkt ein Vision davon. Gibt es eine geistige Verbindung zwischen Mutter und Sohn? Maria wohnte in einem Hinterhaus in der Bödicker Straße zum Stralauer Güterhafen. Das war ihr Glück. Auf der Straße war eine Lufmine niedergegangen und hatte ein riesigen Krater aufgerissen. Die Bewohner des Vorderhauses waren im Keller alle getötet worden. Das Hinterhaus hatte gehalten. Das war die Seite 320 12h54.

Mittwoch 18. November 2020 11h11. Gestern dockte Elon Musks Raumschiff an die Raumstation ISS an und brachte fünf Astronauten, darunter eine Frau, nach oben. Nach fast fünfzig Jahren schafften es die USA wieder eine Rakete in 400 Kilometer Höhe zu bringen. In der Zwischenzeit nutzten sie die sowjetischen bzw. russischen Raketen. Den USA war das Geld ausgegangen. Nun hat mit Musk ein Privatmann die Sache in die Hand genommen. Und das erfolgreich. Finanzieren will er das mit Weltraumtouristik für Jedermann. Also wer Geld hat. 100 000 Dollar kostet wohl die Reise bei entsprechender Auslastung der Raumkapsel. Es muss schon ein tolles Erlebnis sein, die Schwerelosigkeit zu fühlen. Für kurze Augenblicke kann man die Schwerelosigkeit auch auf der Erde erleben. Beim Ski fahren, wenn es über einen Hügel geht oder beim tauchen und fliegen. Ein Gefühl der Schwerelosigkeit, das der Körper normalerweise nicht kennt und vor Angst massenweise Adrenalin ausstößt. Für einen Augenblick das höchste Glück aber auf die Dauer in der ISS bestimmt nicht immer angenehm. Denn der Körper versucht sich anzupassen, Muskeln werden zurückgebildet und der Blutkreislauf muss ohne die Anziehungskraft der Erde auskommen. Das ist auf die Dauer ungesund und deshalb wäre es dringend notwendig, eine künstliche Schwerelosigkeit im Weltraum zu erzeugen. Ohne die sind längere Flüge und Aufenthalte außerhalb der Erdanziehung der Erde nicht möglich. Dafür ist der Mensch nicht geeignet. Aber warum muss unbedingt ein Mensch in den Weltraum fliegen. Ein Roboter oder entsprechende Maschinen, die die notwendigen Aufgaben erfüllen sind heute schon machbar. Man muss den Menschen nicht den vielen Risiken des Weltraums aussetzen. Das war die Seite 321 11h32.

Donnerstag 19. November 2020 12h28.  Heute ist Welttoillettentag. Den hat die Organisation der Vereinten Nationen 2013 festgelegt. Und das nicht ohne Grund.  2,5 Milliarden Menschen, also jeder dritte Mensch, hat kein WC. Sie gehen in die Büche oder wie in den Slums der großen Städte,  machen es in Plastetüten, die sie sie in Flüsse und Seen entsorgen, was das Grundwasser vergiftet.  Es ist ein  schlimmes Problem. Es gefährdet die Gesundheit. In den reichen Industrieländern gibt es Wasserklosetts. Aber dafür wird wertvolles Trinkwasser benutzt. Besser wären Trockenklos oder wie Gunhild und Klaus W. in ihrem Haus das Waschwasser für die Klospülung verwenden. Durch spezielle Bakterien in einem Behälter im Keller wird das Waschwasser gereinigt. Aber das sind Ausnahmen. Diese Lösungen setzten sich bisher nicht durch.  Wenn wir nicht so viel essen und trinken würden, wäre das Problem auch nicht so groß. Den überwiegenden Teil der Nahrungsmittel scheiden wir wieder aus. Also sollten wir nur zu uns nehmen, was wir unbedingt brauchen. Ob das mit einer Tablette zum Frühstück, eine zum Mittag und eine zum Abendbrot geht, sollten die Ernährungswissenschaftler untersuchen. Jedenfalls essen wir viel zu viel, was sowie so ungesund ist. Es wird sich viel ändern müssen. Aber leider behindern Krieg, Not und Kriminalität den Fortschritt.  Der setzt sich deshalb nur langsam mit der Verbesserung der Bildung der Völker durch. Die wird durch Religionen und Glauben behindert. So lange man glaubt, irgendwo im Himmel oder nach dem Tod wird alles besser, wird man hier in der Wirklichkeit wenig machen. Tausende Jahre hat es gebraucht, unseren Lebensstandard zu erreichen. Aber die Entwicklung wird nicht langsamer, sondern geht immer schneller voran. Es ist schon ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.  Das war die Seite 322 12h55.

Freitag 20. November 2020 10h40.  Heute vor 75 Jahren, 1945, begann der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher des zweiten Weltkrieges mit über 60 Millionen Toten vor einer internationaler Jury aus den USA, aus Großbritannien, der UdSSR und Frankreich. Der Prozess endete am 1. Oktober 1946. Es gab 12 Todesurteile und sieben Gefängnisstrafen. Zwei wurden frei gesprochen und bei zwei weiteren die Anklage fallen gelassen. Nach dem ersten Weltkrieg mit 17 Millionen Toten waren die Hauptkriegsverbrecher nicht verurteilt worden. Der Kaiser Wilhelm II konnte sich eines  langen und geruhsamen Lebensabends erfreuen. Die Generale Ludendorf und Hindenburg und die Minister der Regierung erhielten auch keine Strafe. Sie unterstützten die Nazis und halfen den zweiten Weltkrieg vorzubereiten. Diesen Fehler wollten die Alliierten nicht noch einmal machen und setzten 1945 einen internationalen Gerichtshof ein, statt wie nach dem ersten Weltkrieg, bei dem die nationalen Gerichte die Kriegsverbrecher bestrafen sollten. In Deutschland war das in Leipzig. Aber nur nachgeordnete Offiziere und Soldaten erhielten trotz internationaler Proteste nur geringe Gefängnisstrafen.  Nach dem ersten Nürnberger Prozess 1945/46 folgten noch weitere gegen Nazirichter, Lagerkommandanten und Naziärzte. Aber da begann schon der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion. Immerhin war es erstmalig gelungen, die wesentlichen Anstifter eines Weltkrieges zu bestrafen. Man glaubte damit ein Exempel statuiert zu haben und weitere Kriege verhindern zu können. Leider sind weiter begrenzte Kriege ausgebrochen. Im Haager Kriegsverbrechergericht sind auch schon einige Verantwortliche verurteilt worden. Nur der  ehemalige US-Präsident Bush und seine Helfer nicht, die ohne Grund den Irak überfielen, dabei 100 000 Zivilisten  ermordeten, zahlreiche Gebäude und unersetzliche Kulturgüter vernichteten. Das war die Seite 323 11h33.

Sonnabend 21. November 2020 11h06. Heute vor 81 Jahren, 1939, wurde Rosalyn B. in USA geboren. Den Geburtsnamen kenne ich nicht. Rolly - ihr Spitzname - heiratete meinen Cousin John Arthur B. Es war seine zweite Frau. Mit er ersten hatte John vier Söhne: Larry, John, Mark und Steven. Sie haben jetzt ihre eigene Familie, Kinder und Enkelkinder. John wohnt in Florida an der Golfseite mit seiner Familie. Die hätte ich besuchen können, als ich mit Micha  in den 1990er Jahren einen Touristik-Urlaub in Miami Beach machten. Aber damals kannten wir uns noch nicht. Erst mit dem Internet und meiner Webseite www.klausbuchholz.com kamen wir in Kontakt. Johns Schwester Christine und ihr Mann auch mit Namen John fanden meine Internetseite und fragen darin, ob wir möglicherweise verwandt sind. Der Gentest stellte unsere Verwandtschaft fest. Wir kommen alle aus dem Netzegau im Bezirk Posen. Heute wieder ein Teil Polens, war das Netzegau nach der Teilung Polens Ende des 18. Jahrhunderts Teil Preußens und viele Preußen wanderten ein. Auch unsere Vorfahren aus dem Gebiet um Prenzlau in Mecklenburg/Vorpommern.   Rolly ist wegen Demens seit einigen Jahren im Pflegeheim. Sie kann sich nicht mehr selbst helfen und John konnte das auch nicht. So musste sie ihr schönes Haus am Echo Lake im Staat New York verlassen und John muss allein zurecht kommen. Rolly konnte gut kochen und hat den Zwei Meter Mann John verwöhnt. Sie feierten oft mit ihren Verwandten und Freunden am See. Eine fröhliche Gemeinschaft. Rolly kochte und John spielte auf der Gitarre. Er verfügt über viele verschiedene Gitarren und trifft sich regelmäßig mit Gleichgesinnten zum gemeinsamen musizieren. Das war die Seite 324 11h32.

Sonntag 22. November 2020 13h22.  Heute vor 130 Jahren, 1890, wurde Charles de Gaulle geboren. Er widersprach 1940  der Niederlage Frankreichs gegen Deutschland, sammelte Reste der französischen Armee in England, setzte mit den Truppen der USA, Großbritanniens und Kanadas über den Kanal und befreite 1944 Paris von der deutschen Besatzung. Als Präsident Frankreichs verhandelte er mit den Aufständischen, beendete die Besetzung Algeriens und ebnete den Weg zur Selbständigkeit Algeriens. De Gaulle widersetzte sich dem Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, sorgte dafür, daß Frankreich Atommacht wurde und trat aus dem Nord-Atlantik-Pakt aus. Mit Kanzler Kohl förderte er die Europäische Union, um die alte Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland zu beenden und dafür zu sorgen, daß in Europa kein neuer Weltkrieg angefangen wird. Heute hat es die EU schwer, sich zu behaupten. Großbritannien ist ausgetreten und Ungarn und Polen widersetzen sich den Forderungen aus Brüssel. Leider ist es nicht gelungen, ein vereintes Europa als selbständigen Staatenbund zu schaffen. Die 27 Mitgliedsländer haben immer noch viel Selbständigkeit. Die Ziele von De Gaulle und Kohl drohen unter zu gehen. Die Nationalisten sind überall erstarkt und es besteht die Gefahr von Auseinandersetzungen. 75 Jahre nach dem Ende des schlimmsten Krieges aller Zeiten ist der Friede wieder in Gefahr. Die Waffen sind heute in der Lage die ganze Menschheit zu ermorden. Zum Glück hat sich die Mehrheit der Wähler und Wahlmänner in den USA gegen Präsident Trump entschieden. Damit ist die Gefahr von der Seite etwas geringer geworden. Allerdings hat der neue Präsident Biden starke traditionelle Verbindungen zur Rüstungsindustrie der USA. Eine Abrüstung ist deshalb kaum wahrscheinlich. Die wäre aber unbedingt notwendig um die ungeheuer riesigen Mittel statt für Waffen für den Kampf gegen die soziale Ungerechtigkeit einsetzen zu können. Das war die Seite 325 13h55.

Montag 23. November 2020 15h32.  Heute vor 1108 Jahren, 912, wurde Otto in Wallhausen südlich des Harzes geboren.  Er wurde König der Sachsen und Kaiser des römisch-deutschen Reiches nach dem er in der Schlacht auf dem Lechfeld die räuberischen Ungarn und dann die Sorben und Italien besiegt hatte. Man nannte ihn Otto I der Große. Er setzte das Christentum durch und ließ sich vom Papst in Rom zum Kaiser krönen. Sein Herrschaftsgebiet reichte von der Ostsee bis in den Süden Italiens. Hier kollidierte er mit den Interessen von Byzanz. Durch Heirat seines Sohnes mit der Nichte des Kaisers von Byzanz schaffte er Frieden. Vor über Tausend Jahren gab es schon so etwas wie ein vereintes Europa, das aber in den folgenden Jahrhunderten wieder in einzelne Königreiche, Fürstentümer und Freie Städte zerfiel.  In vielen Kreuzzügen zum Nahen Osten versuchten sie Jerusalem, Reichtümer und Ländereien zu erobern. Die Hanse schaffte dann noch einmal ein Bündnis der Kaufleute. Aber das hielt auch nicht lange. Der Reichtum der Kaufleute und des Papstes führte zu den Bauernkriegen und weiteren Auseinandersetzungen und der Bildung der evangelischen Kirche, was wiederum den  30jährigen Krieg mit unvorstellbarer Barbarei und Verwüstungen in Mitteleuropa zur Folge hatte.  Aber auch auf den anderen Kontinenten hielt der Friede nicht lange.  Die Inka überfielen in Südamerika ihre Nachbarn und schufen ein Großreich wie auch die Maya in Mittelamerika. Das Großreich der Chinesen wehrte sich in vielen Jahrhunderten gegen die Steppenvölker im Norden und musste dafür eine 1000 Kilometer lange Mauer bauen und die Araber verbreiteten den Islam mit der Eroberung von Ländern. Nur die Chinesen waren nicht auf Landeroberung aus, seit dem sie vor über 2000 Jahren eine Einigkeit erreicht hatten. Sie glaubten der Mittelpunkt der Erde zu sein und nichts von anderen lernen zu können. So schotteten sie sich ab und behielten die Kunst der Seidenraupenzucht, die Herstellung von Papier und Schwarzpulver für sich bis die Überlegenheit der technischen Entwicklung Westeuropas China in die Knie zwang. Das war die Seite 326 16h20.

Dienstag 24. November 2020 13h41.  Heute vor 104 Jahren, 1916, wurde die Mitropa in Berlin gegründet. Das war die Mitteleuropäische Schlafwagen und Speisewagen AG. Ein Unternehmen gegen die französisch-belgische Konkurrenz. Und das erstaunlicherweise mitten im ersten Weltkrieg. Sie war deshalb nur in Deutschland, Österreich und Ungarn in Betrieb. In der Deutschen Demokratischen Republik war die Mitropa bei der Reichsbahn, in den Autobahnrestaurants, in der Weißen Flotte in Berlin und auf den Fährschiffen von Saßnitz nach Trelleborg präsent. Aber auch in der Schweiz versorgte die Mitropa die Eisenbahn mit Speisewagen.  In den Kriegszeiten und viele Jahre nach dem zweiten Weltkrieg erhielt man Speisen nur gegen Lebensmittelmarken.  Die Mitropa betrieb auch Gaststätten in Bahnhöfen. Wie zum Beispiel im Bahnhof Bitterfeld. Vom Betrieb Elektrokohle wurden wir angehalten, unsere Dienstreisen nicht mit dem Auto, sondern mit der Bahn zu machen. Trotzdem benutzten wir oft unsere Autos und die Direktoren die Dienstwagen des Betriebes. In Bitterfeld war unser Kombinatsbetrieb, das Chemiekombinat Bitterfeld und das war gut über die Autobahn nach Halle/Leipzig zu erreichen. Im Winter gab es damals noch viel Schnee und neben den Straßen türmten sich die Schneeberge, über die man nicht hinweg sehen konnte. Vor Eintritt des Winters waren hölzerne Schneezäune neben den Straßen aufgestellt. Die Fahrbahnen wurden nur rechts geräumt und beim Überholen musste man auf die linke Seite in den tiefen Schnee fahren. Das war nicht immer ganz gefahrlos. Besonders für Autos mit Hinterradantrieb. Der Trabant aber hatte Vorderradantrieb und zog das relativ leichte Auto sicher durch den Schnee.  Das war die Seite 327 14h04.

Mittwoch 25. November 2020 12h32.  Heute vor einem Jahr, 2019, kletterten Einbrecher durch ein Seitenfenster in das Grüne Gewölbe in Dresden und stahlen gold-, silber- und perlenbesetzten Schmuck der ehemaligen Fürsten und Könige von Sachsen. Sehr wertvolle Stücke. Eine Belohnung in Höhe von einer halben Million Euro für Hinweise wurde ausgelobt. In den letzten Wochen nahm die Polizei drei Verdächtige aus dem Clan-Milieu in Berlin-Neukölln fest.  Zwei weitere werden gesucht. Es soll Hinweise geben, daß dieser Clan auch für den Diebstahl der metergroßen Goldmünze aus der Museumsinsel in Berlin zuständig ist. Von dem Diebesgut fehlt jede Spur. Wahrscheinlich wird das Metall schon eingeschmolzen sein, da sonst ein Verkauf wohl kaum möglich ist. Ein Glück, daß niemand persönlich betroffen ist. Schlimmer ist der Diebstahl eines Autos oder von elektronischen Geräten aus der Wohnung. Vor 20 Jahren verschwand mein Trabant vom Parkplatz vor dem Haus und wurde erst Monate später außerhalb von Berlin gefunden. Der Motor war ausgebaut worden und das Radio auch. In der Zwischenzeit hatte ich auf ein Zeitungsinserat hin schon einen anderen Trabant für 200 DM erworben.  Schlimmer ist noch der Einbruch in die Wohnung. Aber das kommt hier in dem Hochhaus mit 17 Etagen und langen übersichtlichen Korridoren zum Glück selten vor. In Häusern von Wochenendgrundstücken passiert das schon öfters, weil man da hinter dichten Hecken nicht so leicht gesehen werden kann. Im Garten in Fredersdorf sind es eher Waschbären, Marder und Wiesel, die einen trockenen Schlafplatz suchen. Mit einer an der Hauswand angebrachten Wildkamera ist ein Waschbär und ein Wiesel vor Wochen fotografiert worden. Die sind offensichtlich vertrieben worden. Ein Gerät sendet hochfrequente vom Menschen nicht wahrnehmbare aber für Tiere unangenehme Töne aus. Seit dem 9. November ist kein Tier mehr in die Fotofalle geraten. Das war die Seite 328 13h10.

Donnerstag 26. November 2020 12h57.  Heute früh vor 24 Jahren, 1996, fand der Vater John Bennett Ramsey seine sechsjährige Tochter JonBenét ermordet im Keller seines Hauses in Boulder Colorado USA.  Da Andy, der Sohn meiner Cousine Lanie S. geborene Buchholz, auch in Boulder wohnt, fiel mir der Fall auf, als er weltweit bekannt wurde.  Als Andy wieder einmal so begeistert von Colorado in Facebook schrieb, konnte ich mich nicht zurück halten, auf die Schattenseiten dieser Staates in USA hinzuweisen. Colorado ist bekannt durch seine Waffen -und Raketenproduktion und durch das Massaker in der Colombine-Schule, bei dem zwei der Schüler 12 andere und einen Lehrer erschossen und viele weitere verwundeten.  Das ist deshalb so bemerkenswert, weil derartiges in den USA alltäglich ist. In keinem anderen Land werden so viele Menschen mit Handfeuerwaffen ermordet wie in den USA. Auf 100 000 Einwohner sind es jedes Jahr über dreitausend. In Kanada, Deutschland und Frankreich nicht einmal einer. Deshalb gibt es auch eine Bewegung in den USA, die die sehr freien Waffengesetze abschaffen will. Aber die Waffenlobby und die National Rifle Association sind immer noch zu stark. Auch der neue Präsident Biden wird daran nichts ändern, denn seine Verbindungen zur Rüstungsindustrie sind bekannt. Michael Moore hat mit seinem Oskar-ausgezeichneten Film Bowling for Columbine auf die Gewalt in den USA sehr deutschlich hingewiesen. Und nicht nur in den USA. Um Waffen zu verkaufen beeinflussten sie andere Länder. Sie lieferten an den Irak und an die Iraner Waffen, als die sich im Krieg befanden. Der Geheimdienst der USA CIA bildete Osama bin Laden für den Kampf in Afghanistan gegen die sowjetischen Soldaten aus und belieferte seine Kämpfer mit modernen Waffen bis der sich gegen die USA wandte und den angeblichen Feind des Islam bekämpfte. Die aggressive Außenpolitik der USA kehrte sich gegen sie selbst um. Das war die Seite 329 13h29.

Freitag 27. November 2020 11h55. Heute vor 319 Jahren, 1701, wurde Anders Celsius in Uppsala/Schweden geboren. Er wurde Astronom, Mathematiker, Physiker und Rektor der Universität von Uppsala. In seinem kurzen Leben von 43 Jahren entwickelte er unter anderem die Einteilung der Temperaturstufen von 9 bis 100 Grad im Thermometer, die zu seinen Ehren als Celsius festgelegt wurden und bis heute in Europa gelten. Nur in den USA und einigen anderen Ländern wird in Fahrenheit gemessen. Der Gefrierpunkt von Wasser 0 Grad Celsius liegt da bei 32 Grad Celsius und +10 Grad Celsius sind 50 Grad Fahrenheit. Wie bei den Sprachen und Längenmaßen gibt es keine Übereinstimmung zwischen den Völkern, was zu Schwierigkeiten bei der Verständigung in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur führt. Eine Rakete stürzte einmal nur deshalb ab, weil der Hersteller in Zoll und die Konstrukteure mit Zentimetern rechneten. Wird es einmal eine Übereinkunft geben? Aber wer setzt sich durch?  Das Fahren auf der linken Seite der Straße in Großbritannien und die Umstellung eines Kontinentaleuropäers darauf bringt Stress und Unfallgefahr mit sich.  Kathrin und Micha sind bei ihrer Reise über den Kanal durch England und nach Irland damit gut zurecht gekommen. Aber es kostet ein Höchstmaß an Konzentration. Und welche Standards hat die größte Völkergemeinschaft China? Demokratisch gesehen müssten sich deshalb die chinesischen Maße und Gewichte durchsetzen. Und vielleicht auch die Sprache und die Schrift? Die ist wegen der vielen Zeichen selbst für Chinesen schwierig und man möchte sie ändern. Aber dagegen steht die alte Kultur. Die Zeichen sind schon über 2000 Jahre alt.  Das deutsche Sütterlin wurde nur verhältnismäßig kurze Zeit gelehrt. Meine Eltern mussten sich  in ihrer Schulzeit auf das lateinische Alphabet umstellen. Das war auch nicht so einfach, obwohl es da Ähnlichkeiten gibt. Das war die Seite 330 12h41.

Sonnabend 28. November 2020 12h12.  Heute vor 200 Jahren, 1820, wurde Friedrich Engels geboren.  Zusammen mit Karl Marx beschrieb er das System der Aneignung der Gewinne aus der Arbeit des Volkes zu Gunsten der Millionäre und Milliardäre. Alles auf Grund der gültigen Gesetze über das Privateigentum. Die Schlussfolgerung ist, um die Ungerechtigkeit der Verteilung des Volksvermögens zu beenden, die Beseitigung des Privateigentums an Produktionsmitteln. Mit der Oktoberrevolution 1917 geschah das in der Sowjetunion und nach dem zweiten Weltkrieg auch in Polen, der Deutschen Demokratischen Republik, in der Tschechoslowakei, in Ungarn, Jugoslawien, Albanien, Rumänien, Bulgarien, China, Vietnam, Kuba, Nordkorea und einigen anderen Ländern in Afrika und Asien.  Karl Marx und Friedrich Engels sahen den Sieg des Sozialismus in einer Weltrevolution. Das Nebeneinander von Kapitalismus und Sozialismus war möglicherweise die Ursache für das Scheitern des Sozialismus in den meisten Ländern nach dem Fall der Mauer in Berlin. Die soziale Ungerechtigkeit in der Welt bringt immer mehr Unzufriedene in Demonstrationen auf die Straßen.  Vielleicht liegt hier die Möglichkeit der Weltrevolution. Dagegen stehen Not und Armut, der allgemeine Egoismus, die fehlende Bildung bei einem Teil der Völker und die militärische und wirtschaftliche Vorherrschaft der USA.  Aber die USA demontieren sich selbst durch die Spaltung in Republikanern und Demokraten.  Dagegen wird China immer stärker. Entscheidend wird die wirtschaftliche Überlegenheit sein.  Dabei spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Sie führt auch zu mehr Kommunikation zwischen den Völkern und mehr Verständnis und Bildung. Außerdem wird es immer mehr Menschen bewusst, welche Gefahren der Menschheit auf der Erde drohen. Abrüstung und Förderung von Wissenschaft, Bildung und soziale Gerechtigkeit werden immer wichtiger. Das war die Seite 331 12h45.

Sonntag 29. November 2020 12h29.  Heute vor 99 Jahren, 1921, wurde Alexander Dubcek geboren. Er sollte zum Mitinitiator des Prager Frühlings werden. 1968 gingen die Prager auf die Straßen und forderten mehr Freiheit. Mein Freund Jan K. aus Prag war wieder in seinen Schulferien bei seinen Großeltern in Berlin-Baumschulenweg und an diesem Abend bei uns in der Moldaustraße 32. Wir saßen vor dem Radio und lauschten den Berichten. Jan war begeistert. Ich  war es weniger und fürchtete die Wiedereinführung des Kapitalismus. Den Aufstand schlugen die vereinigten Armeen des Warschauer Paktes unter der Führung der Sowjetunion nieder. Aber 1990 war auch der Sozialismus in der Tschechoslowakei am Ende. Die Grenzen zum Westen öffneten sich. Jan baute sich ein Unternehmen als Landvermesser auf und bedauerte, daß der Umsturz nicht schon früher erfolgt war. Seine Familie lebt im Wohlstand. Sein Bruder Michal ist ein erfolgreicher Bauunternehmer geworden. Sie sind offensichtlich mit den Zuständen zufrieden. An der Spitze der Regierung steht ein Millionär, dem Korruption vorgeworfen wird. Die Slowakei spaltete sich ab und wurde ein selbständiger Staat. Sie hatten sich von den Tschechen unterdrückt gefühlt. Jan konnte das nicht verstehen. Er war auch in der Slowakei mit seinem Vater als Landvermesser unterwegs gewesen und hatte freundschaftliche Verbindungen zur Slowakei. So konnten wir in den 1960er Jahren eine Autotour in die Niedere und Hohe Tatra machen und wurden von Josef Hromada und seiner Familie in seinem Haus in der Nähe von Ruzemberok sehr herzlich aufgenommen. Josef konnte nur mit Schwierigkeiten laufen. Ihm war im Bergwerk eine Kiste mit Dynamit vor den Füßen explodiert, wurde oft operiert und er hatte lange Zeit deswegen im Krankenhaus gelegen. Trotzdem zeigte er uns auf den Felsen die Stellen mit Edelweiß. Das war die Seite 332 13h00.

Montag 30. November 2020 12h09.  Heute vor 174 Jahren, 1835, wurde Samuel Clemens geboren. Als Mark Twain wurde er durch seine Bücher bekannt. Besonders Die Abenteuer des Huckleberry Finn fanden in allen Ländern Absatz. Die Sowjetunion brachte das Buch in englisch 1950 schon in der dritten Auflage heraus. Zu Weihnachten 2020 schenke ich mein Exemplar meinem Enkelsohn von Kathrin und meinem Sohn Michael mit dem gleichen Vornamen Finn Schurig in Hamburg. Eine starke Erinnerung an das Leben am Old Man River Mississippi im 19. Jahrhundert. Da waren die Afroamerikaner noch Sklaven und die Eltern von Mark Twain mussten ihre einzige Sklavin Jenny verkaufen als sie in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Mark Twain kritisierte den Rassismus in den USA. Im Bruderkrieg der Südstaaten gegen den Norden verließ Mark Twain die Südarmee und ging zur Ostküste. Er war Reporter für verschiedene Zeitungen in den USA, Autor vieler Romane, Unternehmer, Goldgräber, Lotse auf dem Mississippi, Freimaurer und reiste viel umher. Zweimal nach Europa und hielt sich lange Zeit in Berlin und Wien auf. Berlin liebte er. Über die deutsche Sprache hatte er nur Spott übrig. Er steckte  die meiste Zeit seines Lebens in Schulden und konnte sich nur durch Schreiben und Vorträge über Wasser halten. Erst in den letzten 20 Jahren seines Lebens konnte er sich ein Haus leisten. Er heiratete und hatte vier Kinder mit seiner Frau Olivia. Mark Twain war der Ruf des Lotsen bei einer Wassertiefe von 3,65 Meter - 4 Yard oder 12 Fuß - . Die Abenteuer des Huckleberry Finn wurden durch die spannende Erzählkunst von Mark Twain und die fantastischen  Ereignisse am Mississippi in der Zeit des 19. Jahrhunderts zu einem meiner liebsten Bücher schon in der Schulzeit, als ich gerade anfing, lesen zu können. Schön, daß ich einen Enkelsohn Finn habe. Er wird sicher eines Tages zum Old Man River Mississippi reisen. Das war die Seite 333 12h43.




Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Jeden Tag eine Seite schreiben. Dezember 2020. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 118/12. 31.12.2020. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex.

Dienstag 1. Dezember 2020 13h40.  Heute vor 65 Jahren, 1955, wurde Rosa Parks, eine Afroamerikanerin, in Alabama/USA verhaftet, weil sie einem Weißen ihren Platz im Bus nicht überließ.  Es gab extra Plätze für Weiße und für Schwarze, wie in der Nazizeit gegen Juden. Wenn sich aber ein Weißer auf einen Platz für Schwarzen setzten wollte, mussten alle Schwarzen der Sitzreihe aufstehen. Das war Gesetz. Nur Rosa Parks blieb sitzen. Der Busfahrer holte die Polizei, die Rosa Parks verhaftete. Sie erhielt eine Strafe von 40 Dollar. Der Pfarrer Martin Luther King rief daraufhin zu einem Bus-Boykott auf, der über ein Jahr dauerte.  Es gab in ganz USA Proteste und nach einem Jahr verbot das Oberste Gericht die Rassenteilung in Bussen. Die Sklaverei der Afroamerikaner war im Bürgerkrieg 1861/65 zwar aufgehoben worden. Aber die Rassendiskriminierung blieb. Bis heute gibt es sie. Die meisten Arbeitslosen der USA sind schwarz. Sie haben den höchsten Anteil in den Gefängnissen.  Immer wieder werden unbewaffnete Afroamerikaner von Polizisten erschossen oder anders ermordet.  Zum Beispiel durch Erwürgen, in dem ein Polizist sein Knie auf den Hals des unter ihm liegenden drückt. Wie bei George Floyd in Minnesota. Seine letzten Worte waren I can´t breathe, ich kann nicht atmen. Ein Video davon ging im Mai diesen Jahres um die Welt. Die Proteste in aller Welt standen unter dem Motto Black lives matter - als wie: Schwarze sind auch Menschen.  Die vier beteiligten Polizisten wurden nach Bekanntwerden des Videos entlassen und angeklagt. Es gibt Berichte, daß im Durchschnitt jeden Tag in den USA ein Afroamerikaner durch Gewalt um das Leben kommt. Aber das bleibt oft ohne Folgen. Gewalt verherrlichen und das gesetzlich begründete Recht auf privaten Besitz von Waffen, wie auch die soziale Ungerechtigkeit in den USA sind die Ursachen. Das war die Seite 334 14h28.

Mittwoch 2. Dezember 2020 12h12.  Heute vor 47 Jahren, 1973, wurde Jan Ullrich in Rostock/Mecklenburg DDR geboren. Von Kindheit an war er begeisterter Radfahrer und wurde ein weltbekannter und erfolgreicher Straßenrennfahrer. Er hat dafür die geeignete Körperkonstitution, zum Beispiel ein großes Lungenvolumen. Über Berlin kam er in den Rennstall nach Hamburg und feierte viele Siege in internationalen und olympischen Straßenrennen. 1997 gewann Jan Ullrich die Tour de France, das größte und wichtigste Radrennen der Welt. Er wurde überall gefeiert, verdiente gut und wurde mit Ehren überhäuft. Dann kam Lance Armstrong aus den USA und mit ihm das Doping.  Ullrich und Armstrong waren jahrelang die Konkurrenten in der Tour de France und Armstrong siegte. Es ging um leistungssteigernde Mittel und die Anwendung eigener Blutkonserven. Beide wurden des Dopings überführt und gesperrt. Jan Ullrich wurden alle Siege ab 2005 aberkannt. Lance Armstrong alle Tour de France Siege. Aber Jan Ullrich, der oft Zweiter war, wurden die Siege nicht zugesprochen. Doping ist nicht nur im Sport weit verbreitet. In jedem Jahr werden tonnenweise Dopingmittel an den Grenzen gefunden. Der allgemeine Stress in Wirtschaft, Politik und Kultur lässt viele engagierte Leute zu Doping greifen. Es geht darum im Kampf um die besten Plätze und das meist verdiente Geld sich durchzusetzen. Offensichtlich bleibt ihnen nichts weiter übrig als ihre Gesundheit zu gefährden. Alkohol und Tabak werden schon seit Menschengedenken konsumiert. Nun aber sind synthetische Mittel und Medikamente die am meisten genommenen Drogen.  Lieber kurz und gut gelebt, als lange und schlecht, scheint die Lebensphilosophie zu sein. Die staatlichen Gegenmaßnamen werden immer wieder durch neue Entwicklungen von Drogen unterlaufen.  Eine Lösung kann nur der Abbau von Stress sein und der dauernde Kampf um Höchstleistungen und wer das meiste Geld verdienst. Das war die Seite 335 12h44.

Donnerstag 3. Dezember 2020 12h41.  Heute vor 10 Jahren, 2010, starb der Kartograph und Buchautor Henning G. in Amasra/Bartin in der Türkei. Wir hatten einen anregenden Briefaustausch. Er schrieb frei von der Seele herunter über Gott und die Welt. Hennings Eltern hatten eine Zahnarztpraxis in Dresden. Henning studierte in München, lernte seine Frau, eine Türkin, kennen und sie heirateten in Istanbul in der Türkei. Dort, auf dem Weg zum Standesamt, überfiel eine Diebesbande die Hochzeitsgesellschaft und raubte ihnen blitzschnell Geld und Papiere. Es war eine zeitraubende und schwierige Sache bis sie wieder alles zusammen hatten und heiraten konnten. In Istanbul erlebten sie auch das tödliche Erdbeben bei dem in der Nähe mehrere Wohnhäuser ins Meer rutschen. Sie halfen den Kindern, die nun Waisen geworden waren, nahmen sie auf und versorgten sie. Ihre Freunde in aller Welt unterstützten sie finanziell. Ich auch. Die letzten Jahre seines Lebens wohnte er mit seiner Familie am Schwarzen Meer in Amasra/Bartin. Da hatten sie einen Freundeskreis. Henning G. konnte perfekt türkisch sprechen. Aber seine Bücher schrieb er in deutsch. Eines war in der Art der Bücher von Karl May. Darin enthalten sind die Karten der Reisen des Karl May aus seinen Abenteuergeschichten. Henning hatte sie aus den Reiseberichten heraus entwickelt. In einer anderen Ausgabe beschäftigte sich Henning zusammen mit Andreas B. mit Landkarten und Tatsachen über der ersten Weltkrieg unter dem Titel Atlas und Lexikon zum Ersten Weltkrieg, Band I und II. Demnach hatte Deutschland elf Millionen Soldaten eingesetzt, 1,8 Millionen starben, 4,2 Millionen wurden verwundet und 618 000 gerieten in Gefangenschaft. Es war eine neue Art der Kriegsführung, die besonders durch den hohen Einsatz von Panzern, Flugzeugen und Maschinengewehren gekennzeichnet war. Beteiligte berichteten von einem ungeheuren Gemetzel. Und das über vier Jahre in nassen Schützengräben und Kälte im Winter. Das war die Seite 336 13h23.

Freitag 4. Dezember 2020 10h57.  Heute wird die durchgängige Linie der Untergrundbahn U5 von Berlin Hauptbahnhof bis zur östlichen Stadtgrenze bei Hönow in Betrieb genommen. Es fehlte nur ein Teil: Vom Brandenburger Tor bis zum Alexanderplatz mit den neuen Bahnhöfen: Unter den Linden, Museumsinsel und Rotes Rathaus. Der Bahnhof Museumsinsel soll im Sommer 2021 fertig werden. Ansonsten sind die übrigen 25 Bahnhöfe in Betrieb. Nächstens werde ich alles abfahren. Die Strecke vom Alexanderplatz bis Friedrichsfelde wurde vor 110 Jahren, 1930, eingeweiht. Wegen der damaligen Weltwirtschaftskrise baute man nicht weiter. In den 1920er Jahren holten Pferdewagen den Sand aus der Baustelle und schütteten einen  Berg vor dem Betriebsbahnhof Rummelsburg auf. Auf dem hügeligen Gelände übten wir  in den 1950er Jahren Motorrad fahren. Die Gesellschaft für Sport und Technik stellte die Kräder vom Typ EMW zur Verfügung.  1973 erweiterte die DDR die U-Bahn bis zum neuen Tierpark Berlin und bis 1989 bis Hönow. Vom Tierpark aus führte die Strecke unter die Straße am Tierpark in einem Tunnel. Ich höre und fühle noch das Hämmern der Rammen für die Spundwände. Wir wohnten gleich gegenüber in Vronis Dienstwohnung.  Danach geht die Strecke über den Bahnhof Biesdorf bis Hönow  nicht unter der Erde. Insgesamt handelt es sich um 26 Bahnhöfe für 22 Kilometer. 10 bis 1930, weitere 10 bis 1989 und jetzt sechs weitere Bahnhöfe. Diese letzte Strecke bohrte die Tunnelbohrmaschine Bärlin. Sie führt vom Brandenburger Tor unter der Nord-Süd-Stadtbahn, unter der Straße Unter den Linden, unter den vom Kaiser für seinen ununterbrochenen Reitweg geforderten Straßenbahntunnel an der Humboldt-Universität, unter die beiden Spreearme mit der Museumsinsel am Roten Rathaus vorbei bis zum Alexanderplatz. Das ist insgesamt die Anbindung der neuen Stadtteile Marzahn und Hellersdorf im Osten von Berlin bis zur Mitte von Berlin. Nach Westen wäre eine Weiterführung nötig. Dafür gibt es aber noch nicht einmal eine Planung. Nicht so wichtig: Hauptsache die Ossis kommen in den Westen zum arbeiten. Das war die Seite 337 11h28.

Sonnabend 5. Dezember 2020 11h42. Heute wirft eine japanische Raumsonde Gestein auf die Erde ab.  Sie sammelte das Gestein auf einem Asteroiden im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Die Japaner starteten die Sonde vor sieben Jahren. Die Astronomen erwarten neue Erkenntnisse aus der Frühzeit des Sonnensystems vor über vier Milliarden Jahren. Da blieb der Asteroidengürtel übrig und konnte sich wegen der immensen Anziehungskraft des Riesenplaneten Jupiter nicht wie die anderen zu einem Planeten entwickeln.  Dieser Haufen von Steinstücken verteilte sich um die Sonne und ist eine Gefahr für das Leben auf der Erde. Denn immer wieder werden einige Steinbrocken aus dem Gürtel ausgestoßen und wenn sie nicht auf der Sonne, dem Jupiter oder Mars einschlagen oder in den Weltraum verschwinden finden sie den Weg zur Erde. Kleine Objekte verglühen in der Luft. Aber größere schaffen es bis auf die Erde.  Vor 65 Millionen Jahren rottete so ein Asteroid die Saurier und alle größeren Tiere und Pflanzen der Erde aus. Vor ein paar Jahren zerplatzte ein Asteroid über Sibirien, jagte den Menschen einen mächtigen Schreck ein und zerstörte hunderte Fenster in der Gegend.  Das kann immer wieder passieren. Die Erde ist gefährlich. Nicht nur durch eine Pandemie, wie den Corona-Virus.  Es wird Zeit unsere Zukunft in eine sichere gesündere Gegend im Universum vorzubereiten. Zuerst ist aber das Problem der fehlenden Anziehungskraft im Weltraum zu lösen. Wir können nicht auf die Dauer ohne diese  leben ohne gesundheitliche Schäden. Das war die Seite 338 12h02.

Sonntag 6. Dezember 2020 10h36.  Heute vor 30 Jahren starb der Angolaner Amadeo Antonio nach dem er in Eberswalde von Rassisten und Nazis zusammengeschlagen wurde. Es war der erste Tote nach der Wende 1989 aus rassischen Gründen. Seit dem sind es mehrere hundert Ermordete nach dem Untergang der Deutschen Demokratischen Republik und der Wiedereinführung des Kapitalismus in Deutschland. Am schlimmsten wütete der NSU, der National Sozialistische Untergrund. In zehn Jahren ermordeten sie neun Menschen mit Migrationshintergrund und eine Polizistin. Dabei wurden sie vom Verfassungsschutz mit V-Männern beobachtet. Aber bei den Morden erkannten die Behörden keinen rassistischen Hintergrund sondern verdächtigten einen Mafia-Hintergrund, einen Kampf zwischen kriminellen Clans. Erst als man die beiden Haupttäter erschossen in einem Wohnwagen fand mit belastendem Material und der Pistole der ermordeten Polizistin wurde das rassistische Mordkomplott aufgedeckt. Dabei kann vermutet werden, daß auch hier die V-Leuten involviert waren, denn die beiden Mörder konnten ihnen gefährlich werden, wenn sie die Verbindung zu den V-Leuten aufdeckten. Es wurden rassistische und nazistische Hinweise bei den Sicherheitsbehörden und der Bundeswehr Deutschlands aufgedeckt. Aber der Innenminister lehnt eine Aufklärung ab. Nun gibt es sogar eine rechte Partei im Bundestag, die Alternative für Deutschland. Das ist eine Sammlung der ewig Gestrigen, der Nationalisten und Unzufriedenen. Dabei geht es uns gut in Deutschland. Jedenfalls den meisten, denn der Beutekapitalismus fordert seine Opfer. Ohne soziale Unterschiede, Armut und Existenzangst ist Kapitalismus nicht möglich. Das war die Seite 339 11h06.

Montag 7. Dezember 2020 13h34. Heute vor 79 Jahren, 1941, bombardierten japanische Flugzeuge den USA-Militärstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii. Es gab keine Kriegserklärung. Die USA hatten den Angriff nicht erwartet. Aber es gab unterschiedliche Meinungen. Die USA verurteilten die Inbesitznahme der chinesischen Provinz Mandschurei durch Japan und verhinderten Lieferungen von Erdöl an Japan. Japan fühlte sich in einer Führerrolle im Fernen Osten und vertrieb die USA und England von den Philippinen, aus Singapur und anderen Inseln und Ländern bis zu Australien und Indien. Australien und Indien konnten die Japaner aber nicht besetzen. Die USA erklärten Japan einen Tag nach dem Bombenangriff auf Pearl Harbor den Krieg. Daraufhin erklärte Hitlerdeutschland als Verbündeter Japans den USA den Krieg und ließ mit U-Booten US-Handelsschiffe vor New York und dem Mississippi versenken. Japan und Hitlerdeutschland hatten die Wirtschaftskraft der USA unterschätzt und glaubten die kriegsmüde US-Bevölkerung würde kaum Widerstand leisten. Das war ein Irrtum. Die USA besiegten Japan in erbitterten und verlustreichen Schlachten und halfen Großbritannien und die Sowjetunion, wie schon im ersten Weltkrieg, Deutschland niederzuwerfen. Die Weltherrschaftspläne Hitlerdeutschlands und Japans endeten mit über 60 Millionen Toten, doppelt soviel Verwundeten und verwüsteten Städten und Ländern. Trotzdem gibt es heute noch Neonazis, Rassisten und Nationalisten in den USA, Russland und Deutschland. Die Erinnerung an das Grauen der Kriege ist zu schwach, als das sich die Mehrheit der Bevölkerung gegen diese Unmenschlichkeit erhebt. Deutsche Soldaten sind in über einem Dutzend Länder stationiert. Der Nord-Atlantik-Pakt, der in der Zeit des kalten Krieges den Westen vor der Sowjetunion schützen sollte, existiert immer noch. Japan, das durch Atombomben auf Hiroshima und Nakasaki, besonders leiden musste, will seine bisherige Friedenspolitik beenden. Aber die Pandemie des Corona-Virus zeigt der Menschheit, daß die Kraft der Völker nicht mehr sinnlos in Kriegen geopfert werden darf, sondern für Gesundheit, Bildung und soziale Gerechtigkeit in allen Ländern. Das war die Seite 340 14h23.

Dienstag 8. Dezember 2020 11h47.  Gestern vor 50 Jahren, 1970, kniete der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland Willy Brandt in Warschau vor dem Denkmal der Erinnerung an das Warschauer Ghetto in den Jahren 1940 bis 1943 und bezeugte damit die Scham und das Bedauern der Bundesrepublik Deutschland über die von Deutschen im Warschauer Ghetto begangenen Untaten an den Juden. Im Warschauer Ghetto hatten die Deutschen alle Nichtjuden ausgewiesen und über 300 000 Juden aus Polen, Deutschland und den von Deutschen besetzten Ländern Frankreich, Niederlande, Belgien, Österreich und Tschechoslowakei gesammelt. An Unterernährung, Typhus und durch Erschießungen starben hier Tausende Juden. Nicht arbeitsfähige Juden wurden in Viehwaggons in das Vernichtungslager Treblinka gefahren und dort ermordet. Seit der ehemalige General des ersten Weltkrieges und Präsident Deutschlands Hindenburg dem Nazi Hitler 1933 die Kanzlerschaft übertrug begann eine beispiellose Hetze gegen die Juden. Sie sollten Schuld am ersten Weltkrieg sein und die Weltherrschaft anstreben. Dabei wollten die Nazis die Weltherrschaft der sogenannten deutschen Herrenrasse errichten, eroberten, besetzten raubten  die Tschechoslowakei, Österreich, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Dänemark, Polen und Norwegen aus und begannen den zweiten Weltkrieg am ersten September 1939. Die Deutschen wären zum herrschen geboren und die anderen, besonders die Juden und Osteuropäer nannten die Nazis Untermenschen. Die könnten bestenfalls für die Deutschen arbeiten. Dieser Spuk sitzt noch heute in einigen rassistischen  Organisationen der Weißen besonders in den USA - Ku Klux Klan und andere - und auch in vielen anderen Ländern. Sogar in Russland, das am meisten unter den Deutschen gelitten hatte. Das war die Seite 341 12h21.

Mittwoch 9. Dezember 2020 11h50. Heute vor 30 Jahren, 1990, wurde Lech Walesa in Polen zum Präsidenten gewählt. Er war 1980 der Anführer des Aufstands in der Danziger Schiffswerft, wo er als Elektromonteur arbeitete. In der Folge gründete er eine neue Gewerkschaft, die Solidarnosz und bekämpfte die sozialistische Regierung. Mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion konnte sich auch in Polen das kapitalistische System neu einrichten. Valesa war fünf Jahre polnischer Präsident. Aber er wurde in den folgenden Wahlen nicht wieder gewählt und zog sich aus der Politik zurück. Offensichtlich hatte er und die neue Gesellschaftsordnung die Hoffnungen des polnischen  Volkes nicht erfüllt. Polen trat dem Nord-Atlantikpakt und der Europäischen Union bei. Wie überall ist das Volk tief gespalten. Die reaktionäre PIS-Partei beendete wie in Ungarn die Unabhängigkeit der Gerichte und verschärfte die Gesetze zum Schwangerschaftsabruch. Das führte zu mächtigen Demonstrationen in Polen und zu Überlegungen in der Europäischen Kommission, Polen und auch Ungarn die finanzielle Unterstützung zu kürzen. Ein Abbau der Demokratie hat in Polen und Ungarn begonnen. Wir waren oft nach Polen gereist und hatten immer sehr gastfreundliche Menschen angetroffen. Mein Betrieb Elektrokohle pflegte einen jährlichen Urlauberaustausch mit gleichartigen Betrieben in Polen und der Tschechoslowakei in den betriebseigenen  Ferienhäusern. Da waren wir im Winter zum Skifahren in den Bergen und im Sommer an der Ostsee. Außerdem besuchten wir den ehemaligen Hof meines Urgroßvaters in Nadolnik Mühle und die Geburtsstadt meines Vaters Kolmar - heute Chodchiech - im ehemaligen deutschen Netzegau im Gebiet von Posen. Das war die Seite 342 12h33.

Donnerstag 10. Dezember 2020 14h47. Heute vor 115 Jahren, 1905, wurde Bertha von Suttner mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Und heute vor 72 Jahren, 1948, verabschiedeten die Vereinten Nationen die Deklaration über die Menschenrechte. Die beiden Daten passen gut zusammen und heute, da immer noch blutige Kriege und soziale Ungerechtigkeit in der Welt sind,  daran zu erinnern ist wichtig. Bertha von Suttner hatte ihr Leben dem Kampf für den Frieden gewidmet. Sie schrieb das weit bekannt gewordene Antikriegsbuch Nieder die Waffen und setzte sich mit weiteren Veröffentlichungen und Beteiligungen an Kongressen für den Frieden in der Welt ein. Bei Alfred Nobel war sie kurze Zeit als Sekretärin beschäftig. Er wollte sie heiraten. Aber sie lehnte ab, konnte ihn aber überreden, einen Friedensnobelpreis zu stiften neben den Nobelpreisen für Chemie, Physik Medizin, Wirtschaft und Literatur. Das war das Testament des Chemikers und Erfinders Alfred Nobel. Durch die Erfindung des Dynamits war Nobel zum mehrfachen Millionär geworden. Er glaubte, wie auch der Erfinder des Maschinengewehrs, daß sich die Völker durch diese Massenvernichtungsmittel vom Krieg abhalten lassen könnten. Aber dem ist nicht so. Nobel starb Ende des 19. Jahrhunderts und Bertha von Suttner kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges. Dessen Ungeheuerlichkeiten mussten sie nicht mit erleben und auch, daß sie den Vernichtungskrieg nicht verhindert hatten. Seit 1901 werden die Nobelpreise verliehen und verdienen eine internationale Aufmerksamkeit. Was die Wissenschaft und die Bemühungen um Frieden voranbringt wird jedes Jahr am 10. Dezember durch Nobelpreise gewürdigt. Ein Höhepunkt für die Menschheit. Das war die Seite 343 15h19.

Freitag 11. Dezember 2020 14h20. Robert Koch wurde heute vor 177 Jahren, 1847, in Clausthal-Zellerfeld im Oberharz geboren. Es sollte ein hervorragender Mikrobiologe werden. Das Robert-Koch-Institut in Berlin sammelt jeden Tag aus ganz Deutschland die Entwicklung der Corona-Epidemie ein. In den letzten Tagen kam es dabei zu Spitzenwerten, Zahlen, die noch nicht erreicht wurden. 30 000 neu Infizierte und 600 Tote in den letzten 24 Stunden. 160 statt der angestrebten 50 Infizierten je 100 000 Personen in den letzten 7 Tagen. Nur im Nordosten Deutschland sind die Zahlen geringer. Robert Koch konnte die Viren nachweisen und fotografieren. Da ging es vor allem um Milzbrand bei Nutztieren und Menschen und um die verheerende Krankheit Tuberkulose. Tuberkulose breitete sich nach dem Ende des zweiten Weltkrieges erneut aus. Überall mussten Krankenstationen errichtet werden. Auch meine Mutter Charlotte Buchholz als staatlich geprüfte Gesundheitsfürsorgerin im Barnim und Strausberg bei Berlin war mit ihrem Kreisarzt Dr. Hans Rocholl dabei voll im Einsatz. Rocholl war im Kessel von Stalingrad Militärarzt und hatte viel Schlimmes erlebt. Sogar Menschenfleisch aßen die hungernden und frierenden deutschen Soldaten. Nach dem ersten Weltkrieg war eine Epidemie mit 15 Millionen Toten ausgebrochen. Die sogenannte Spanische Grippe. Der Schwarze Tod, die Pest wütete im Mittelalter. Heute ist die Medizin und sind die wissenschaftlichen Möglichkeiten der Erkennung und der Gegenmaßnahmen weiter. Trotzdem dauert es sehr lange. Der Corona-Virus ist schon seit einem Jahr bekannt. Jetzt erst sind die ersten Impfstoffe gegen die Infektion entwickelt worden. Wann wird etwas gegen die Krankheit vorhanden sein? Nur wenige der Infizierten werden krank. Fehlt uns ein Genie wie Robert Koch vor über 100 Jahren? Und es war damals nicht Robert Koch allein sondern viele Ärzte forschten an den Infektionskrankheiten. Auch der erfolgreiche Pasteur in Frankreich. Aber heute sind es Millionen Ärzte in vielen Ländern und trotzdem dauert es so lange. Woran liegt das? Das war die Seite 344 14h54.

Sonnabend 12. Dezember 2020 11h57. Joschka Fischer wurde heute vor 35 Jahren, 1985, Minister für Umwelt im Bundesland Hessen. Der erste grüne Minister. Früher war er mehr ein Linker und demonstrierte und bekämpfte die Regierungsgewalt. Trotzdem konnte er mit Cohn-Bendit und dem SPD-Mann Schröder höhere Ämter erreichen. Er änderte den Kurs der Grünen bis zum Einsatz der Bundeswehr im Kosovo und wurde im Kabinett Schröder Minister für Auswärtiges, also Außenminister. Allerdings kam dabei die Kehrtwende. Schröder und Fischer lehnten die deutsche Unterstützung des US-Krieges gegen den Irak mit deutschen Soldaten ab. Sie konnten keine Beweise für die Gefährlichkeit des Irak feststellen, als die USA sogar den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit scheinbaren Beweisen belogen. Trotzdem war der Weg für die Einsätze deutscher Soldaten durch die Grünen und die SPD, also besonders durch Fischer und Schröder, begonnen worden. Obwohl Deutschland die Welt in zwei furchtbare Weltkriege gestürzt hat, sind heute deutsche Soldaten in 17 Ländern im Ausland eingesetzt. Das ist das Erbe von Adenauer bis Fischer. Folgerichtig unterstützte Fischer nach seinem Ausscheiden aus der Politik Banken und Unternehmen. Er brachte die Grünen vom richtigen Weg ab, um Karriere in der Politik zu machen. Offensichtlich kann man die Verlockungen hoch dotierter Regierungsämter nicht so leicht widerstehen. Politik sollte nur der machen dürfen, der sich nicht dafür bezahlen lässt. Man verliert die Bodenhaftung als Abgeordneter und in der Regierung. Es ist ja auch nicht so einfach, ein Land mit 83 Millionen Einwohnern zu vertreten. Jeder hat seine Meinung und die notwendigen Kompromisse für die wichtigen Dinge zu finden, ist schwierig. Aber die Digitalisierung und die globale Kommunikation bringen die Menschheit weiter. Das war die Seite 345 12h47.

Sonntag 13. Dezember 2020 13h22.  Werner Siemens wurde heute vor 204 Jahren, 1816, in der Nähe von Hannover geboren. Er war ein Elektrotechniker, Erfinder, Telegrafenbauer und entwickelte den Elektromotor und schuf die Voraussetzungen für seine allgemeine Anwendung.  In Berlin-Lichterfelde baute er die erste elektrische Straßenbahn. Siemens beteiligte seine Mitarbeiter am Gewinn des Unternehmens.  Den Siemenskonzern gibt es heute noch. Auch mein Betrieb VEB Elektrokohle Lichtenberg war ein Nachfolger einer Siemens-Gründung am Ende des 19. Jahrhunderts. Hier wurden die Grafitelektroden für die Herstellung von Stahl in Elektrostahlöfen produziert und 10 000 weitere Produkte aus technischer Kohle. Ich war viele Jahre verantwortlich für die Preisbildung. Alle fünf Jahre mussten die Preise der Erzeugnisse kostenmäßig überprüft und angeglichen werden. Nur die Preise der nebenbei produzierten Konsumgüter, wie Schmalztöpfe, Wassersprudler und Kerzenhalter mussten unter den Herstellungskosten verkauft werden. Waren aber eine Staatsplanaufgabe. Wir produzierten kleine Kohlebürsten in 100 000 Stückzahlen und  alle paar Jahre riesige Auskleidungen für chemisch stark beanspruchte Öfen, zum Beispiel Phosphoröfen mit einem Durchmesser von über zehn Metern. Diese bestanden aus genau gefrästen  passenden Einzelteilen aus technischer Kohle und wurden früher in der Ofenbauhalle probehalber zusammengesetzt. Als ich 1958 als Stampferhelfer in der Ofenbauhalle zu arbeiten anfing, standen dort drei mächtige Eirischmischer zur Herstellung der Stampfmasse AM 32 für Auskleidungen. Wir verdienten um die 1000 Mark im Monat je nach der produzierten Tonnage. Das war verhältnismäßig viel in dieser Zeit. Erforderte aber auch hohen körperlichen Einsatz in drei Schichten Früh-, Nachmittags- und Nachtschicht. Daneben konnte ich im Fernstudium mein Diplom als Wirtschaftler machen und nach fünf Jahren in den Hauptbuchhalterbereich des Betriebes wechseln. Heute ist auf dem Gelände des ehemaligen Betriebes Elektrokohle ein vietnamesischer Großhandel und nur noch ein kleiner Betrieb für technische Kohle mit vielleicht 100 statt früher 3000 Beschäftigten. Das war die Seite 346 14h30.

Montag 14. Dezember 2020 11h35.  Heute stimmen die 538 Wahlleute über den kommenden USA-Präsidenten ab. Eigentlich sollte alles klar sein. Für Joe Biden wurden 306 Wahlleute in den 50 Bundesstaaten von den Bürgern am 3. November gewählt. Für Trump nur 232. Aber die Wahlleute sind nicht daran gebunden. Sie können frei entscheiden. Auch für den Gegenkandidaten. Erhält Trump 270 Stimmen und mehr, wird er weitere vier Jahre Präsident der USA sein. Die USA sind tief gespalten zwischen Demokraten und Republikanern. Auch wenn für Biden sieben Millionen Bürger mehr stimmten als für Trump. Aber Trump erklärte sich trotzdem sofort nach der Wahl am 3. November als Sieger und kämpft mit allen Mitteln. Er unterstellt den Demokraten Wahlbetrug und bemühte die Gerichte bis zum Obersten Gericht der USA um Klarstellung. Aber erfolglos. Trump klammert sich an das Präsidentenamt und ist von seinem Sieg überzeugt. Vielleicht überzeugt er auch die Wahlleute obwohl die vergangenen vier Jahre seiner Präsidentschaft eine Katastrophe waren. Er trat aus dem Klimaabkommen und aus dem Vertrag mit dem Iran über die Verhinderung des Baus von Atomwaffen aus. Mit 700 Milliarden Dollar im Jahr für das Militär stehen die USA an der Spitze aller Länder, mehr als alle anderen Länder zusammen. Und er fordert die anderen Länder auf, mehr für das Militär auszugeben. Auch Deutschland und die Europäische Union. Dabei ist es wichtiger Geld und Kräfte für die Verbesserung des Klimas, für Bildung, soziale Gerechtigkeit und das Zurückdrängen der Corona-Pandemie einzusetzen. Mit Joe Biden wird es einfacher sein, diese Ziele durchzusetzen. Das war die Seite 347 12h07.

Dienstag 15. Dezember 2020 14h38.  Gustave Eiffel wurde heute vor 188 Jahren, 1832, geboren. Er wurde Ingenieur, baute Brücken aus Stahlkonstruktionen und den berühmten Eiffelturm. Das ist einfacher gesagt als getan. Viele einflussreiche Leute in Paris waren dagegen. Dieser Stahlkoloss verschandele die schöne weiße Stadt Paris. Er sollte auch gleich nach der Weltausstellung 1989 abgerissen werden. Aber erst einmal hatte Eiffel Finanzprobleme beim Bau. Er rettete sich nur durch einen Vertrag mit Lesseps, den Erbauer des Suez-Kanals, den man für den Bau des Panamakanals gewonnen hatte. Eiffel versprach den Bau der Schleusentore aus Stahl und erhielt die benötigten Geldmittel, die er aber für den Turm in Paris verwendete. Jedenfalls wurde der Turm zur Weltausstellung rechtzeitig fertig und ein Publikumsmagnet. Die Eintrittspreise und die Vermietung des Restaurants brachten die finanzielle Erholung für Eiffel. Auch der Abriss zögerte sich heraus, weil das Militär plötzlich Interesse bezeugte. Sie bauten eine Telegraphie-Station auf der Höhe des Turms. So blieb der Turm schließlich stehen und Eiffel konnte sich in seinem langen Leben über 91 Jahre noch daran erfreuen. Wir waren 1991 in der U-Bahn an der Station vorbeigefahren, weil ich nach dem Namen Eiffel an der U-Bahnstation suchte und nicht fand. Erst einige Stationen später konnte ich mit meinen paar Brocken französisch herauskriegen, dass der Name der U-Bahnstation nur das Wort tour - Turm - enthielt. Wir fuhren zurück und kamen bis auf die Aussichtsplattform. Ein wahnsinnig schöner Anblick über das weiße Häusermeer der Stadt Paris. Eigentlich beteiligten wir uns nur an der Busfahrt um Micha das gerade neue Disneyland in Paris zu zeigen. Aber weil wir - Vroni, Micha und ich - nun einmal da waren, besuchten wir natürlich auch so wichtige Sehenswürdigkeiten, wie den Platz der Bastille und den Eiffelturm. Das war die Seite 348 12h58.

Mittwoch 16. Dezember 2020 12h38.  Ludwig van Beethoven wurde heute vor 250 Jahren, 1770, in Bonn, Deutschland, in einer Musikerfamilie geboren. Sein Vater war Kapellmeister des Kurfürsten. Damals dienten die Musiker den Fürsten und waren von ihnen abhängig. Auch Ludwig van Beethoven, den sein Vater mit eiserner Strenge schon als Kind an das Klavier fesselte, war Zeit seines Lebens vom Adel und den Fürsten abhängig. Das war wohl der Grund seines bekannten ärgerlichen Gemütszustands. Er liebte die Französische Revolution mit ihren Zielen der Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit weil er sich selbst vom Adel eingesperrt fühlte. Er wollte nicht für die Geld gebenden Fürsten spielen und komponieren, sondern für das was er empfand. Eine Musik für den Menschen. Für die Freude. So vertonte er Schillers Ode an die Freude. Mit dieser neunten Sinfonie eroberte er die Herzen der Europäer. Sie wurde die Nationalhymne der Europäischen Union. Er selbst hat sie nicht mehr hören können als er sie 1824 drei Jahre vor seinem Tod  komponierte. Er war taub. Ein Leiden, das sein Leben schwer beeinträchtigte. Schon mit 30 Jahren machte es sich bemerkbar und wurde immer schlimmer. Er konnte nicht mehr Klavierkonzerte geben und nicht mehr seine zahlreichen Kompositionen selbst dirigieren. Der Umgang mit ihm war kompliziert. Johann Wolfgang von Goethe erkannte ihn ihm einen absonderlichen eigensinnigen Menschen. Beethoven sah in Goethe einen Höfling, was nicht zu einem Dichterfürsten passen würde. Dem Wesen nach passte Beethoven mehr zum rebellischen Schiller, der auch das Fürstentum ablehnte. Die Zeit der Fürsten ist vorbei. Dafür haben wir heute die Zeit der Bosse der Konzerne, Banken, Versicherungen und Medien. Sie bestimmen heute das Leben des Volkes wie damals die Fürsten. Wie damals wehrt sich das Volk gegen diese gefühlte Willkür und geht auf die Straße. So viele Demonstrationen gab es noch nie. Was damals die Anarchisten waren sind heute die Selbstmordattentäter.  Das war die Seite 349 13h06.

Donnerstag 17. Dezember 2020 11h05.  Die 14 Unterstützer der islamistischen Attentäter auf die Redaktion der Satirezeitung Charlie Hepdo und auf einen Supermarkt am nächsten Tag erhielten gestern ihre Urteile: Haftstrafen von 4 Jahren bis lebenslänglich.  Drei Attentäter hatten am 7. Januar 2015 17 Menschen ermordet und wurden bei dem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Ursache für das Attentat war die Veröffentlichung von Karikaturen des Heiligen des Islam Mohammad in der Satirezeitung. Erstaunlich dass man über Religionen Karikaturen machen darf. Immerhin ist die Religion für die Gläubigen ein wichtiger Trost und Halt im Leben.  Nur die Verbreitung der Religion mit Blut und Schwert, wie das seit 1000 Jahren auch bei den Christen üblich ist, ist kein Ruhmesblatt für die Gläubigen.  Die Vernichtung der Kulturen der Maya, Inka und Azteken in Amerika durch die spanischen Eroberer ist eine Kulturschande und vor allem der Goldgier der Spanier zu verdanken.  Auch der wiederholte Einfall der europäischen Kreuzritter in Arabien und die zahlreichen Morde und Folterungen sollte angeblich der Verbreitung des Christentums dienen. In Wirklichkeit bereicherten sich die Ritter. Die islamistischen Attentate haben aber auch den Grund im Bombardement der USA, Frankreichs, Englands auf den Islamistischen Staat. Mit logistischer Unterstützung Deutschlands. Soll die Gewalt immer so weiter gehen?  Wäre nicht Diplomatie und Toleranz besser?  Aber die Politiker sind wohl dazu noch nicht fähig. Auge um Auge, Zahn um Zahn ist das alte Motto. Und so schicken sie Soldaten, Panzer, Maschinengewehre und Drohnen um ihr angebliches Recht durchzusetzen. Und im Hintergrund spielt immer auch noch die Habgier und die  Religion eine Rolle. Not, Elend und geringe Bildung sind die Ursachen, daß immer wieder Menschen zu Gewalt greifen. Im Namen von Göttern, Verführern und Regierungen. Das war die Seite 350 11h39.

Freitag 18. Dezember 2020 12h13.  Burjak Degdam wurde heute vor 8 Jahren erschossen. Weitere in der Gruppe auf der Straße in Berlin-Neukölln wurden verletzt, zwei schwer. Ein Unbekannter tauchte plötzlich vor ihnen auf, zog einen Revolver und beschoss die Gruppe ohne ein Wort. Dann ging er weg, während die verletzten Jugendlichen auf der Straße in ihrem Blut lagen und vor Schmerzen schrien. Es war um ein Uhr morgens. Das gleiche Geschehen kurze Zeit später in dem selben Stadtteil. Da konnte der Täter gefasst und verurteilt werden. Den Mord an Burjak Degdam konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Es handelt sich offensichtlich um rassistisch begründete Morde. Die Ausländerfeindlichkeit wird durch die Partei Alternative für Deutschland selbst im Bundestag, dem deutschen Parlament, unterstützt. Dabei sind es Ausländer, die seit Jahrzehnten in der Bundesrepublik arbeiten. Oft bei geringem Lohn und schwierigen Arbeitsbedingungen. Wie bei der Fleischfabrik Tönnes. Arbeiten, die kein Deutscher unter diesen Bedingungen macht. Schon unter der Kaiserzeit kamen Polen in der Erntezeit nach Deutschland, um in der Landwirtschaft zu helfen. Ohne die ausländischen Arbeitskräfte geht es nicht. Das ist auch nicht verkehrt, wenn sie nach Tariflohn wie Deutsche entlohnt werden. Aber durch die Vergabe der Arbeit an Subunternehmer wird der Tarif unterlaufen. So konnte sich der Corona-Virus in den primitiven und überfüllten Unterkünften der ausländischen Arbeitskräfte schnell verbreiten und ganze Gemeinden mussten abgeriegelt werden. Der Corona-Virus hat sich in diesem Jahr über alle Länder der Erde verbreitet. In Deutschland sterben täglich über 500 Menschen an oder mit Corona. Über 20 000 infizieren sich täglich in Deutschland. Ab 27. Dezember soll mit der Impfung begonnen werden. Man beginnt mit den über 80jährigen. 60 % der Bevölkerung sollten geimpft sein, um ein Ergebnis zu erzielen. Aber das wird wohl erst im Sommer nächsten Jahres zu erreichen sein. Mund- und Nasenschutz und Kontaktverbote werden wir auch weiter ertragen müssen. Das war die Seite 351 12h55.

Sonnabend 19. Dezember 2020 12h53.  Einen Tag nach seinem 34. Geburtstag heute vor vier Jahren, 2016, überfuhr der Tunesier Anis Amri  mit einem Lastwagen auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin 12 Menschen tötlich und verletzte 60. Den polnischen Fahrer  hatte er erschossen, um sich in den Besitz des Lastwagens zu bringen. Amri war als Gewalttäter, Drogendealer und Asylant bekannt. Das Bundeskriminalamt und der Bundesnachrichtendienst hätten das Drama verhindern können, wenn sie ihn wegen Drogenhandel verhaftet hätten. Zwischen den Sicherheitsdiensten mangelte es aber an Kooperation. Dadurch war die Gefährlichkeit Amris nicht erkannt worden. Das ist das Ergebnis der Untersuchungen der deutschen Regierung. Es wurden personelle und strukturelle Konsequenzen gezogen und Poller vor den Weihnachtsmärkten errichtet.  Ein anderer Tunesier hatte im Juli 2016 in Nizza ebenfalls mit einem Lastwagen auf der Rue de Anglais  am Mittelmeer 80 Menschen ermordet und zahlreiche weitere Passanten verletzt.  Beide Tunesier hatten Verbindungen zum Islamischen Staat. Ihre Taten gehören zum islamistischen Terror nach den Bombenagriffen des Westens auf den Islmistischen Staat. Mit Gewalt ist Gewalt nicht zu verhindern. Nur Politik, Diplomatie und Toleranz können diese Gewaltspirale beenden. Die USA hatten den Irak besetzt und die führende Regierung der Sunniten durch Schiiten ersetzt. Die Sunniten wurden verfolgt und sammelten sich im Islamischen Staat im Irak und in Syrien und sannen auf Rache. Der Westen bekämpfte den Islamischen Staat, der arabische  Unterstützer in vielen Ländern fand. Das war die Seite 352 13h41.

Sonntag 20. Dezember 2020 13h21.  Heute vor 88 Jahren, 1932, fuhr der schnellste Zug von Berlin nach Hamburg. Es war der sogenannte Fliegende Hamburger. Mit maximal 160 Kilometern in der Stunde legte er die Strecke in 2,5 Stunden zurück. Es war eine Diesellokomotive in Stromlinienform. Heute fährt der Schnellzug Berlin - München auch mit 160 Kilometern in der Stunde einen großen Teil der Strecke. Aber er schafft auch 300 kmh und ist nach 3,5 Stunden am Ziel.  Mit dem Auto ist man nicht so schnell. Aber der Vorteil ist: Mit dem Auto ist man gleich am Ziel und muss nicht noch durch die Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Taxi fahren. Außerdem hat man das Auto immer zur Verfügung, wenn man damit reist. Ohne Auto fühle ich mich wie ohne Beine. Selbst in Florida Miami Beach liehen wir uns - Micha und ich - ein Auto für eine Woche aus. So konnten wir unsere Ausflüge planen, wie es uns passte. Innerhalb von Miami nahmen wir den Bus, denn das ist auch eine eigene Erfahrung. Da sahen wir die einfachen Menschen zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren und stellten mit Verwunderung fest, wie viele doch ein lückenhaftes Gebiss zeigten. Das gibt es in Deutschland nicht. Bus und Auto haben Klimaanlagen, wie auch im Hotel. Ohne die ist es nicht lange draußen auszuhalten. Wir waren allerdings auch im Juli, im heißesten Monat dort. Im Auto war es angenehm. In den Everglades flüchteten wir aber auch verfolgt von den Mückenschwärmen in das Auto. Da war es draußen auch im Schatten nicht auszuhalten. Auf der Fahrt zum Golf von Mexiko besuchten wir einen Aussichtspunkt für Krokodile. Wir sahen nur ein paar kleine Krokodile, denn lange hielten wir es auf dem Aussichtpunkt in der Sonne nicht aus. Am Golf fanden wir nach langem Suchen einen Zugang zum Meer. Das Ufer ist privat zugebaut. Jedes Grundstück beansprucht seinen Teil vom Meer. Da gab es auch plötzlich eine Flucht der Badenden zum Ufer. Es waren Haie aufgetaucht, sichtbar an den Flossen, die durch das Wasser pflügten. Unter Wasser war wegen gelbbraungrüner schwimmender Algen keine Sicht. Das war am 23. Juli 1996 auf der Insel Sanibel an der Westküste von Florida im Golf von Mexiko, wie das  schöne Palmenposter an meiner  Küchentür verrät. Das war die Seite 353 13h57.

Montag 21. Dezember 2020 11h16.  Mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Buchholz wurde heute vor 163 Jahren, 1857, in Josephsruh im Warthegau, Kreis Schneidemühl, Bezirk Posen in der Familie des Schuhmachers Heinrich Buchholz geboren. Seit der Polnischen Teilung durch Preußen, Russland und Österreich am Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich Preußen diesen Teil Polens angeeignet. Friedrich Wilhelm war zunächst Landarbeiter und übernahm später mit seiner Frau Hertha, geborene Zunk, den Hof in Nadolnik Mühle. Sie hatten 13 Kinder, davon überlebten 11: Richard, Herrmann, Fritz, Martha, Rudolf, Karl, Gustav, Emma, Minna, Frieda und Wilhelm. Richard, mein Großvater, wurde 1879 geboren und hatte mit seiner Frau Martha drei Söhne: Kurt - mein Vater-, Paul und Herbert. Die mussten nach dem ersten Weltkrieg ihre Geburtsstadt Kolmar verlassen und sie zogen nach Berlin in die Andreasstraße. In Berlin lernten sie, gründeten ihre Familien und hatten die Kinder Kurt, Klaus - ich -, Inge, Günter, Jürgen und Rita. Auch deren Kinder sind nun schon  verheiratet und haben Kinder und  Enkelkinder. Allerdings nur noch zwei mit dem Namen Buchholz: Jürgens Sohn Alex und mein Sohn Michael. Alle anderen haben andere Nachnamen. Damit stirbt hier in Deutschland diese Linie der Buchholz aus. Nur in den USA leben noch viele Buchholz: John Arthur mit den vier Söhnen Larry, John, Mark und Steven und weitere.  Mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Buchholz und seine Frau Hertha mussten nach dem zweiten Weltkrieg 1945 ihren Hof  in Nadolnik Mühle verlassen und starben auf dem Treck nach Deutschland im Alter von 88 bzw. 85 Jahren in Prenzlau. Das war Weihnachten 1945. Und das war die Seite 354 11h49. 

Dienstag 22. Dezember 2020 13h45.  Die erste Radioübertragung gab es heute vor 100 Jahren, 1920, vom Funkerberg in Königswusterhausen im Süden von Berlin. Wer hat das Weihnachtskonzert wohl gehört? Damals gab es noch keine Empfangsgeräte wie heute in jedem Haushalt. Ein tägliches Radioprogramm wurde erst drei Jahre später im Vox-Haus in Berlin eingerichtet. Wir hatten in den 1930er und 40er Jahren noch einen Detektor mit Kopfhörer. Eine Handteller große Spule mit grünen Drähten auf einer kleinen Grundplatte sicherte den Empfang. Den Sender wählte man mit einem dünnen Stahlstift auf einem Kristall. Das funktionierte ohne Batterien und ohne jegliche Energiezufuhr. Nur die elektromagnetischen Wellen brachten die Kraft und den Ton. Dann bekamen wir in der Kolonie Waldheim in Berlin-Friedrichsfelde Elektrizität und die Goebbels-Schnauze, den Volksempfänger. Heute ist alles elektrisch. Damals hatten wir eine Petroleumlampe und kochten und backten Kuchen auf Holz- und Kohlenfeuer mit einer Kochmaschine. Es gab weder ein Bad noch Kinderzimmer. In der Küche wurde mit einer Schüssel gewaschen und ein Plumpsklo stand um die Ecke. So lebten in den sechs Kolonien etwa tausend Familien bis in den 1950er Jahren Professor Dathe den Tierpark im Schlosspark aufbaute, die Siedler in Stadtwohnungen ziehen und Wohnlauben, Grundstücke und Obstbäume nieder reißen ließ. Nun sind auf dem Gelände Tiergehege und das Alfred-Brehm-Haus der Raubtiere. Aber das hat nun auch schon der neue Direktor aus dem Westen völlig verändert. Dadurch erhielten weniger  Katzen und Bären mehr Auslauf und die Tierparkbesucher weniger Tiere und mehr Pflanzen zu sehen.  So ändert sich alles. Die hohen Stahltürme der Sendemaste auf dem Funkerberg in Königswusterhausen verschwanden und die Kommunikation geht über Satteliten. Das war die Seite 355 14h15.

Mittwoch 23. Dezember 2020 14h27.  Der Nordturm in New York wurde heute vor 50 Jahren, 1970, fertig. Es folgte der Südturm und 1973 eröffnete man das Welthandelszentrum in den beiden Türmen, die die höchsten Hochhäuser in New York waren. Aber die Türme warfen keinen Gewinn ab. Sie blieben in den roten Zahlen und sollten abgerissen werden. Dann kam der 11. September 2001. In jeden Turm stieß ein schweres Verkehrsflugzeug und setzte einige der über 100  Etagen in Brand. Innerhalb der nächsten zwei Stunden retteten sich die Leute aus den unteren Etagen über die Treppen ins Freie, gegen die nach oben strebenden über 300 Feuerwehrleute. Sie kamen durch den Einsturz um das Leben. Warum hatte man sie da noch rein geschickt? Man rechnete offensichtlich nicht mit dem Einsturz. Selbst der Architekt konnte sich das nicht erklären. Die beiden Türme waren auf derartiges geprüft worden. Bisher war noch kein Hochhaus durch ein Flugzeug eingestürzt. Sofort gab man der Regierung die Schuld am Tod von fast 3000 Menschen. Die Türme sollten ja sowieso abgerissen werden. Aber schnell hatte man die islamistischen Terroristen entdeckt. Sie hatten in Florida Flugstunden genommen und steuerten die beiden Maschinen gezielt in die Türme. Dazu gehört aber auch schon viel Können, das man den schlechten Flugschülern nicht zutraute. Bekannt wurde dann auch, daß man Flugzeuge vom Boden aus steuern kann. Die Untersuchung der Regierung ergab jedenfalls eindeutig die islamistischen Terroristen als Täter. Dem Präsidenten des Irak Saddam Hussein wurden Verbindungen zu den Terroristen nachgesagt und die USA hatten im Irak Massenvernichtungsmittel entdeckt, die aber nach der Eroberung des Irak durch die USA nicht gefunden wurden. Aber die USA hatten nun Zugriff auf die reichen Erdölquellen des Irak. Die umfangreichen Altertümer blieben ungeschützt und wurden geplündert und zum Teil zerstört. Das war die Seite 356 14h54.

Donnerstag 24. Dezember 2020 14h05. Das war der Tag des Weihnachtsmanns. Ich machte ihn schon für meinen kleinen Cousin Uwe in den 1940er und 1950er Jahren. Beim ersten Mal hatte Uwe schreckliche Angst vor dem roten Mantel, der Rute und dem Kartoffelsack mit den Geschenken. Uwe weinte und schrie und war kaum zu beruhigen. Später war ich der Weihnachtsmann für Angela und Loli in der Moldaustraße und dann für Sabine und Michael im Tierpark und für Steve und Sophia. Das war immer ein großer Spaß und musste sein: Mit Gedicht aufsagen und Weihnachtslieder singen. Der heilige Tag war ein Feiertag aus Tradition. Die Geschenke wurden immer mehr und wir versuchten das einzuschränken. Aber alle Vorhaben scheiterten. Beim nächsten Weihnachten konnten wir uns wieder nicht retten vor Kartons und Weihnachtspapier. Alles war liebevoll eingekauft oder gebastelt und eingepackt worden. Und wichtig war auch der Weihnachtsbaum: Erst das Aussuchen auf dem Markt mit den Kindern - es musste natürlich der schönste Baum sein, was durch viel Suchen und Vergleichen auch geschafft wurde -. Und dann das Aufstellen auf möglichst stabiler Grundlage und das Schmücken und die Lichter. Am Anfang gab es nur Kerzen mit speziellen Kerzenhaltern. Dann auch wegen der Brandgefahr gingen wir zu der zuerst ungeliebten und abgelehnten elektrischen Beleuchtung über. Für die Kinder und die ganze Familie war die Bescherung am Nachmittag der Höhepunkt. Und es wurde genascht und gespielt und gesungen. Am wichtigsten war aber die Gelegenheit wieder einmal zusammen zu sein und möglichst viele wieder zu sehen. Heute unter der Corona-Pandemie verlangt die Regierung Abstand. Die Todes- und Infektionszahlen sind gerade jetzt auf einen Höhepunkt gelangt. Also keine Besuche, keine Gemeinsamkeiten. Nicht einmal der Besuch der Weihnachtsmärkte ist möglich, denn die sind verboten. Also ein besinnliches und ruhiges Fest im kleinen Kreis. Das war die Seite 357 14h32.

Freitag 25. Dezember 2020 15h11. Karl der Große wurde heute vor 1220 Jahren, also 800, vom Papst zum Kaiser gekrönt. Er war der erste Kaiser Westeuropas nach dem Reich der Römer.  Als König der Franken hatte er schon seine Grenzen ausgetestet. Sie reichten vom Staat der Mauren in Spanien und in Mittelitalien an Byzanz bis zu den Dänen an Ost- und Nordsee und den Slawen im Osten. Alles unter dem Motto der Christianisierung. Mit den Sachsen hatte er erbitterte Kämpfe, denn die hingen an ihrem alten Glauben. Aber nach dem Tod Karls des Großen 814 zerfiel das Riesenreich wieder in einzelne Fürstentümer und Königreiche. Die großen Reiche haben alle nicht lange gehalten. Außer die Römer mit etwa 700 Jahre und die Chinesen seit über 2000 Jahren. Alle Versuche der Vereinigung scheiterten. Wird die Europäische Union auch dieses Schicksal haben?  Gestern gelang nach jahrelangen Verhandlungen ein vorläufiger Handelsvertrag mit Großbritannien, das am 1.1.2021 die EU verlässt. Großbritannien hatte viel Selbständigkeit in der EU behalten. Sie behielten ihre Geldwährung mit dem Pfund und das links fahren auf den Straßen. Aber die Egoisten wollten mehr. Boris Jonsohn sagte, daß die Briten nun ihr Schicksal selbst bestimmen können. Aber wer kann das schon? Niemand. Alle Völker sind voneinander abhängig.  Technik, Wissenschaft, Handel, Industrie, Kommunikation sind miteinander verflochten wie noch nie. Die Pandemie des Corona-Virus zeigt es deutlich, nur miteinander werden wir unser Schicksal bestimmen. Das war die Seite 358 15h38.

Sonnabend 26. Dezember 2020 14h40.  Mao Tse Tung oder wie man heute schreibt Mao Zedong wurde heute vor 127 Jahren, 1893, geboren. Er begeisterte die Chinesen wie einst Lenin die Russen für soziale Ziele und eine gerechtere Welt. Aus rückständigen Ländern wurden in kurzer Zeit Industriegiganten. Wirtschaft und Wissenschaft entwickelten sich mit einem unglaublichen Tempo. Heute beliefert China die ganze Welt. Die USA sind hoch verschuldet, weil sie mehr aus China importieren als sie nach China exportieren. China hatte sich von den anderen Ländern abgekapselt. Sie glaubten nichts von den anderen lernen zu können. Dieser Hochmut führte im 19. Jahrhundert zum Verlust ihrer Selbständigkeit. Das Land, welches hunderte Jahre den Westen mit Seide und Porzellan belieferte kam in Abhängigkeit und wurde vom Westen ausgebeutet. Der Kaiser von China dankte ab. Mit einer beispielhaften Leistung gelang es den Kommunisten das Land zu industrialisieren. Mit ihrer Bevölkerung von über 1,3 Milliarden Menschen klopft China an die Tür zur Weltmacht Nummer eins. Die USA zerlegen sich selbst. Sie sind durch den Präsidenten Trump tief gespalten worden. Immer mehr setzen die USA auf Rüstung und Militär. 700 Milliarden Dollar geben die USA dafür aus. Das ist mehr als alle übrigen Länder und doppelt so viel wie der gesamte Staatshaushalt Deutschlands. Wird die militärische Überlegenheit die Weltmacht retten? Sind nicht mehr Wissenschaft und Wirtschaft ausschlaggebend? Die Erfindungen auf den Gebieten der Computer und Kommunikation sind überwiegend aus den USA gekommen. Aber mehr und mehr übernehmen die anderen Länder. Die Digitalisierung ist weltweit im Vormarsch. Es kommt nun darauf an, wer sich die Bodenschätze sichern kann und wer die besten Konzepte für den Umweltschutz und das Klima hat. Und immer noch sind die sozialen Unterschiede sehr groß und stürzen die Länder in Auseinandersetzungen. In einer globalen Welt wird sich alles annähern. Das war die Seite 359 15h27.

Sonntag 27. Dezember 2020 13h44. Professor Dr. Erich Buchholz starb am 11. Dezember 2020 im Alter von 93 Jahren in Berlin. Er war Rechtsgelehrter, Anwalt und Streiter für Humanität und Gerechtigkeit und erster Vorsitzender des Berliner Freidenker-Verbandes. Mein Arbeitskollege aus Griechenland Panajotis Z. informierte mich und schickte einen Artikel des Professors zum 20. Jahrestages der Annexion der Deutschen Demokratischen Republik durch die Bundesrepublik 1990. Darin wurden die Rechtsgrundlagen der beiden Staaten gegenüber gestellt. Mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik sind wir teilweise in die Kaiserzeit zurück versetzt worden. Die Verfassung der DDR garantierte jedem Bürger das Recht auf Arbeit. Das hatte auch wegen der Arbeitslosigkeit in den 1930er Jahren nach der Weltwirtschaftskrise Roosevelt für die USA nach dem zweiten Weltkrieg vor. Aber der starb 1945 und seine Nachfolger sahen dafür keinen Sinn. Auch die Bundesregierung garantiert seinen Bürgern kein Recht auf Arbeit. Wir haben mit einer Dauerarbeitslosigkeit zu leben. Das ist auch wichtig für den Druck auf die Arbeitenden, nicht zu viel an Lohn und Arbeitsschutz zu fordern. Jedem muss der mögliche Absturz in die Arbeitslosigkeit bewusst sein. Das fördert die Disziplin. Die DDR-Verfassung garantierte seinen Bürgern die kostenlose berufliche Ausbildung, das Recht auf unentgeltliche Versorgung bei Krankheit, Unfall und Invalidität und das Recht auf Wohnraum. Die DDR-Gesetze über Arbeits-, Wohnungsmiet- und Familienrecht gingen verloren. An ihrer Stelle traten die Gesetze aus der Kaiserzeit. Die Gleichberechtigung der Frau und die Gleichstellung ehelicher und unehelicher Kinder war schon in der DDR-Verfassung von 1949 geregelt. Die Kirchsteuer wurde von jedem Arbeitsnehmer sofort vom Lohn abgezogen. Obwohl ich noch nie Mitglied einer Kirche war, verlangte man von mir einen Beweis dafür. Welch ein Widersinn. Das war die Seite 360 14h40.

Montag 28. Dezember 2020 13h33.  Die erste Filmvorführung war heute vor 125 Jahren, 1895, in Paris durch die Brüder Lumiere. Die schnelle Wiedergabe einzelner Fotos erscheint als Bewegung. Aus USA kamen die Stummfilme mit Charly Chaplin, Dick und Doof und Buster Keaton. In den 1930er Jahren konnte man Filme mit Ton und Farbe zeigen. Max der lustige Bruchpilot mit Heinz Rühmann war im zweiten Weltkrieg mein Lieblingsfilm. Dann kam die Szardasfürstin, die ich mindestens zehnmal sah. Alles fröhliche Filme. Aber es gab nach dem zweiten Weltkrieg auch wirklich gute Filme zur Aufarbeitung der braunen Vergangenheit: Die Mörder sind unter uns, Professor Mamlock, Die Buntkarierten und Ich war 19.  Alle von DEFA, die auch eine Wochenschau immer voran setzte. Aber das Fernsehen schloss die vielen Kinos. Nun konnte man alles sehr schön von der Couch aus sehen. Man brauchte nicht mehr raus in Sturm und Regen, um ein Kino aufzusuchen. Nach der Wende 1989 öffneten dann plötzlich Kinos mit mehreren Filmvorführungen in einem Haus. Und es gab besondere Leckerbissen durch Breitwandfilme und Rundkinos. Ein Rundkino gab es am Zoo in Berlin. Da waren keine Sitze sondern nur etwas zum fest halten. Man konnte sich nur schwierig auf den Füssen halten, wenn die Pferdeherde um einen herum raste und Cowboys und Indianer um die Wette ritten. Weder die Rundkinos noch die Super-Breitwandkinos spielten genug Geld ein. Sie mussten geschlossen werden. Am Potsdamer Platz wurde aus dem Cinemax ein Tanzlokal. Da zeigten sie vorher viele Naturfilme und auch einen Streifen aus der Raumstation. Mit der 3-D-Brille hatte man das Gefühl, dabei zu sein. Das leistet unser Fernseher noch nicht. Aber auch deren Zeit geht zu Ende, wenn die Filme im Raum abgespielt werden. Statt mühevoller Reise kann man aus aller Welt die schönsten und unbekannten Sehenswürdigkeiten mit erleben. Das war die Seite 361 13h57.

Dienstag 29. Dezember 2020 12h44.  Charles Goodyear wurde heute vor 220 Jahren, 1800, geboren. In seinem kurzen Leben von 59 Jahren gelang ihm die Verbesserung der Eigenschaften von Kautschuk. Kautschuk wird in der Wärme klebrig und in der Kälte brüchig. Durch Zugabe von Schwefel und erhitzen gelang ihm der große Wurf und er bekam sogar ein Patent. Trotzdem blieb Goodyear ein armer Schlucker. Er war auch durch eigene Arbeit zum Chemiker geworden. Bekam aber zuletzt die Anerkennung, die er sich verdient hat. Den Namen Goodyear benutzte später ein Reifenhersteller, der auch heute noch zu den weltweit agierenden Unternehmen gehört. Kautschuk hatte schon Kolumbus auf seinen Fahrten nach Amerika gesehen. Die Indianer spielten mit einem Ball aus Kautschuk und fertigten sich Schuhe daraus. Mit dem Aufkommen der Autoindustrie stieg der Bedarf nach Reifengummi. Der wurde zuerst aus Naturkautschuk nach dem Verfahren von Goodyear hergestellt. Brasilien hatte die Kautschukbäume und verbot die Ausfuhr von Samen. Engländer und Holländer schmuggelten den Samen aus Brasilien und produzierten in ihren Kolonien. Aber im 20. Jahrhundert stieg die Nachfrage nach Gummi. Besonders in den Weltkriegen wollten sich die Länder unabhängig vom Naturkautschuk machen und man erfand den synthetischen Gummi aus Butadien. Heute ist Gummi wie auch Plaste ein wichtiger Werkstoff in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Grundstoffe von Gummi und Naturkautschuk sind Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Aus Kohle oder Erdöl und Kalk wird heute unter Zugabe weiterer Wirkstoffe Gummi im industriellen Maßstab gefertigt.  Erstaunlich wie lange es dauerte, daß aus der Milch eines Baumes am Amazonas ein derart wichtiger Werkstoff wurde. Die Nachfrage bestimmt die Entwicklung. Das war die Seite 362 13h16.

Mittwoch 30. Dezember 2020 12h28.  Eine unbekannte Lungenkrankheit meldete China vor einem Jahr der Weltgesundheitsorganisation. Bisher starben 1,8 Millionen Menschen daran und 80 Millionen sind infiziert. Deutschland meldet 32 000 Tote und in den letzten 24 Stunden waren es 1000. Inzwischen entwickelten die Chemiker ein Impfserum gegen die Infektion und es wird angewendet. Unklar ist allerdings seine Wirkung auf Verhinderung von Ansteckung und Immunität. Aber es wird weiter entwickelt und noch viele Impfstoffe werden produziert werden. Die Impfung ist kostenlos und keine Pflicht. Allerdings sind 60 bis 70 % der Bevölkerung zu impfen, sonst fehlt die Breitenwirkung und die Krankheit kann immer wieder ausbrechen. In Deutschland wollen sich nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung impfen lassen. Zu unklar sind die Neben- und Langzeitwirkungen. Merkwürdig ist auch, daß nur sehr wenig Infizierte erkranken und die meisten Infizierten nicht merken, daß sie infiziert sind. Demgegenüber steht die Sorge der Krankenhäuser, zu wenig Betten und Personal zu haben. Durch Schließung von Gaststätten, Läden und Kultureinrichtungen hat die Wirtschaft Umsatz- und Gewinnverluste. Der Staat gleicht das einigermaßen aus und verschuldet sich. 700 Milliarden Euro  statt 350 Milliarden gibt der Staat im Jahr aus. Die kommenden Generationen müssen es bezahlen. Am meisten sind die USA und Brasilien betroffen. Da sind die meisten Toten zu beklagen und es gibt die meisten Arbeitslose durch die Pandemie. Erstaunlich, daß China die Sache so schnell in den Griff bekommen hat. Immerhin ist das die zweitgrößte Volkswirtschaft auf dem Planeten mit der größten Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen. Eine straffe Disziplin und ein starker Staat helfen in Zeiten der Not. Am schlechtesten sind die armen Länder dran. Sie haben keine umfassende Gesundheitsversorgung wie in Deutschland und Nahrungsmittel und Wasser sind knapp. Das war die Seite 363 12h58.

Donnerstag 31. Dezember 2020 12h51. Simon Wiesenthal wurde heute vor 112 Jahren, 1908, im Kaiserreich Österreich-Ungarn geboren. Er studierte und wurde Architekt. Nach dem Anschluss von Österreich an das Hitlerreich 1938 wurden die Juden verfolgt. Wiesenthal musste sein Architekturbüro schließen und nur einfache Arbeiten ausführen. Schließlich wurden die Juden des Ortes auf dem Markt aufgestellt und erschossen. Wiesenthal hatte Glück, weil das Erschießungskommando zum Mittag essen ging. So blieben 12 Juden übrig, die man in Konzentrationslager schickte. Wiesenthal überlebte mehrere Konzentrationslager und den Naziterror. Über 80 seiner Verwandten wurden ermordet. Beim Einmarsch der Amerikaner befreiten sie das Konzentrationslager Mauthausen mit Simon Wiesenthal. Dieser sammelte Dokumente, um die untergetauchten Nazimörder zu finden und vor Gericht zu stellen. So zum Beispiel den Gestapochef von Lyon Barby und Eichmann, den eifrigen Organisator der Transporte der Juden in die Konzentrationslager. Dieser bedauerte noch nach dem Krieg, daß nicht alle 11 Millionen Juden Europas ermordet wurden. Eichmann floh wie viele Nazis mit Unterstützung des Vatikans nach Argentinien.  Aber Simon Wiesenthal fand ihn und als niemand etwas unternehmen wollte, berichtete er das dem israelischen Geheimdienst Mossad. Diesem gelang die Überführung nach Israel. Dort wurde Eichmann zum Tode verurteilt und hingerichtet. Simon Wiesenthal starb im Alter von 96 Jahren und wurde seinem Wunsch entsprechend in Israel begraben. In seinem langen Leben hatte er zusammen mit seiner Frau und vielen Helfern eine umfangreiche Dokumentation über die Nazimörder aufgebaut und trotz vieler Widerstände eine Reihe von Nazimördern vor Gericht überführt. Auch ein ehemaliger Regierungschef von Österreich musste wegen seiner Nazivergangenheit zurücktreten. Das war die Seite 364 - 2 sind verloren gegangen - 13h20.


Es ist doch ein Waschbär da.  Die Kamera hat eine Verzögerung der Aufnahme nach der Bewegung.  Deshalb ist nur noch der Schwanz drauf.  Also weiter beobachten.  Schreckpulver streuen und Tongeber.





Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Jeden Tag eine Seite schreiben. Januar 2021. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 119/1. 31.1.2021. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex, Vroni s. 6.1.

Freitag 1. Januar 2021 13h51.  Der erste Tag im Jahr ist ein Tag der Vorausschau. Was wird werden in diesem Jahr? Kann man schon einen Blick in die Glaskugel wagen? Die Zukunft ist unklar, die Gegenwart geht schnell vorbei. Nur die Vergangenheit steht still. Ein Spruch von Friedrich Schiller, dem Dichter, der neben Goethe ein Revolutionär war. Das nützte ihm nichts. Er war arm und krank und starb früh. Also sollte man sich immer anpassen? Dann geht vielleicht nichts vorwärts, wenn nicht neue und andere Ansichten ausgesprochen werden.  Also was wird in 2021? Eines ist sicher: Corona wird uns noch weiter zu schaffen machen. Es wird geimpft seit Weihnachten. Aber welche Wirkung? Warum impft man nicht zuerst die Kranken. Die hätten es doch am nötigsten? Also ist die Wirkung nicht ausreichend? Und ob eine Ansteckung durch die Impfung ausgeschlossen ist, ist auch nicht bekannt. Auch nicht, ob man weiterhin immun ist und wie lange. Dieses Virus wird uns 2021 noch vieles zu offenbaren haben. Ehe alle geimpft sind - und zwar zweimal - ist Sommer. Oder später? In Deutschland mit 83 Millionen Menschen mag das gehen. Aber in allen Ländern mit bald 8 Milliarden Menschen?  Was kann man in 2021 noch erwarten?  Daß die Kriege aufhören?  Daß der Hunger aufhört und die soziale Ungerechtigkeit in aller Welt? Wohl kaum. Der Egoismus ist immer noch zu stark. Niemand will etwas abgeben. Eher noch mehr haben. Aber immer mehr Menschen sind unzufrieden mit den Zuständen und gehen überall auf die Straße. Aber wer arm ist, ist auch schwach. Also was wird es 2021 noch geben?  Den Mond oder den Mars ansteuern? Was bringt das? Auf der Erde haben wir alle Möglichkeiten für den Bau einer autonomen Weltraumstation. Die ist notwendig, denn auf der Erde wird es immer gefährlicher. Nicht nur durch Viren.  Das war die Seite 1 in 2021 14h18.

Sonnabend 2. Januar 2021 11h59.  Frauen werden zu  Soldatinnen seit 20 Jahren. 2001 rückten die ersten Frauen in der Bundesrepublik in Kasernen ein. 1949 war die Bundesrepublik als ein friedliches Land ohne Militär gegründet worden. 1955 glaubte Adenauer und seine CDU einen militärischen Beitrag für das westliche Militärbündnis leisten zu müssen und die Bundeswehr entstand. Nun also auch die Frauen. Frauen, die uns das Leben schenken, schießen auf Menschen mit der Absicht zu töten. Sie sehen es als eine Art der Gleichberechtigung an. Kurt Tucholsky schrieb schon vor 100 Jahren: Soldaten sind Mörder.  Nun sind auch Soldatinnen Mörder. Das gab es schon vor vielen Jahren. Die Amazonen, so wird berichtet, waren ein kriegerisches Volk von Frauen in der Antike. Aber es gab auch das Gegenteil. Griechische Frauen verweigerten sich den Männern bis sie den Krieg beendeten. Und das hatte Erfolg. Nun aber ein Rückfall zu den Amazonen in der Bundesrepublik. Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg hatte 2000 für die Europäische Union den Dienst an der Waffe für Frauen beschlossen.  Als ob es nicht genug Militär gibt. In der Bundesrepublik gibt es keine Wehrpflicht. Soldat oder Soldatin zu werden ist freiwillig. Für jeden oder jede ist es eine eigene Entscheidung, auf Menschen zu schießen mit der Absicht zu töten. Man kann   sich die Sache auch schönreden durch Vaterlandsliebe und Patriotismus. Man muss sein Vaterland verteidigen. Diesen Glauben hatten alle in den vergangenen Kriegen. Diesseits und jenseits der Front. Aber was hat sich verändert nach dem Sieg oder nach der Niederlage? Es wurde getrauert und alles wieder aufgebaut. Heute ist keine Ruine mehr zu sehen, obwohl nach dem Krieg nur Ruinen zu sehen waren. Werden wir nicht schlauer? Vergessen wir sehr schnell? Machen uns die entfernten Kriege im Jemen, in Afghanistan, in der Ukraine, im Sudan nichts aus? Was sind wir für Menschen? Wohl noch nicht ganz richtig Menschen. Das war die Seite 2 12h30.

Sonntag 3. Januar 2021 13h25. Konrad Duden wurde heute vor 192 Jahren, 1819, geboren. Er bemühte sich sein ganzes Leben um die Vereinheitlichung der deutschen Sprache. Damals wurden die verschiedenen Dialekte noch mehr als heute gesprochen. Preußen, Thüringer, Sachsen, sie alle und noch mehr hatten eigene Worte und Grammatik. Caroline, Tamara und Jeanni staunten und verstanden nicht, daß ich ihr schweizer Dütsch nicht verstand. Sächsisch und bayrisch sind nicht viel besser trotz Duden. Seit 1880 gibt es das einheitliche Wörterbuch und die einheitliche Grammatik. In Österreich, der Schweiz und in deutschen Schulen wird danach gelehrt. Aber die Dialekte halten sich hartnäckig. Es geht ein Stück Heimat verloren, wenn man hochdeutsch spricht. Und es ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Mein Vater kannte kein mich. Er sprach immer mir. Mich ist was für die vornehmen Leute, meinte er. Wie schwer muss es Konrad Duden gefallen sein, seine einheitliche Sprache durchzusetzen. Der damalige Kanzler Bismarck verbot die Anwendung des Duden. Teile und herrsche ist ja ein altes Prinzip der Herrschenden. Schon Luther forderte, daß man den Leuten auf das Maul schauen soll. Und Konrad Duden auch: Man soll so schreiben wie man redet. Aber das ist bis heute noch nicht der Fall. Zwar sind schon viele Eigentümlichkeiten abgeschafft. Wie das Th in Tal. Das machte mir viel zu schaffen, weil ich viele alte Bücher las. Aber heute klammern sich die Hüter der deutschen Sprache immer noch an überholte Schreibweisen. Trotz mehrerer Rechtschreibreformen hat sich da nicht viel verändert. Den Lernenden, den Schülern und den deutsch lernenden Ausländern wird es schwer gemacht. F statt ph setzt sich schon langsam durch. Da haben es die Russen und Tschechen leichter. Ihre Schrift verfügt über vier Zischlaute: sch, tsch, schtsch und ch. Das zu erfinden hat Konrad Duden versäumt. Das war die Seite 3. 14h00.

Montag 4. Januar 2021 11h32. Über die Auslieferung von Julian Assange an die USA soll heute ein britisches Gericht entscheiden. Seit langem war er in einer Botschaft und nun in einem Hochsicherheitsgefängnis in England. In den USA kann er mit der Todesstrafe oder einer Gefängnisstrafe von 175 Jahren rechnen. Die USA werfen ihm Spionage, Eindringen in Regierungs-Computer und Veröffentlichung von militärischen Geheimnissen aus den Kriegen im Irak und in Afghanistan vor. Von Julian Assange ist die Veröffentlichung des Videos aus einem Kampfhubschrauber über Bagdad. Die Besatzung hatte Zivilisten in einer Straße verdächtigt, Waffen zu besitzen. Es handelte sich aber um das Stativ einer Kamera, die ein Reporter trug. Die Besatzung des Hubschraubers erhielt Schießbefehl und ermordete sämtliche Zivilisten durch Maschinengewehrfeuer. Ein Transporter, der zufällig vorbei kam, wollte helfen. Darin waren auch zwei Kinder. Sie wurden beschossen. Das Video ging um die Welt. Aber statt Abscheu erzeugte es Hass gegen Julian Assange. Er wird seit Jahren verfolgt. Seine Plattform im Internet Wikileaks hatte viele Kriegsverbrechen veröffentlicht. Hier wurde ein Beispiel geschaffen, daß alle Journalisten abschrecken soll, über Kriegsverbrechen zu berichten. Statt Assange vor ein Gericht zu stellen sollte man seinen Mut würdigen und die Militärs für ihre Kriegsverbrechen anklagen und verurteilen. Das wird von den USA abgelehnt. Auch Snowden muss sich in Russland verstecken, weil er als Mitarbeiter des US-Geheimdienstes ihre weltumspannenden Abhörpraktiken veröffentlichte. Unter dem Vorwand des Terrorismus werden durch die USA nicht nur Ausländer, sondern auch US-Bürger abgehört und ihre Post und Mails kontrolliert.  Auch die deutschen Geheimdienste halfen mit. Unter anderem wurde auch das Handy der Bundeskanzlerin Merkel abgehört. Das war die Seite 4 12h03. 

Dienstag 5. Januar 2021 11h18. Heute vor vier Jahren, 2017, begann ich mit diesem Schreiben. Ich will mich mitteilen und will anderen ermutigen, auch ihre Meinung zu formulieren. Nun sind es an die 1500 Seiten. Viele wichtige Ereignisse kamen in Erinnerung. Und ihre Einschätzung heute nach Jahren. Nur die Vergangenheit steht still. Sie wartet auf Würdigung und Verbesserung unserer Gegenwart und Zukunft. Aber das Vergessen ist übermächtig. Weil auch der Alltag uns fordert und keine Zeit lässt für Vergangenes. Leider. Es würde manches besser laufen, würden wir die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Vergangenheit kennen und in unserem Leben berücksichtigen. Zum Beispiel die Tatsache, dass die meisten Entwicklungen lange dauern und Geduld brauchen beim einzelnen Menschen und in der Wissenschaft und Politik. So ist es gut, erst einmal eine Sache zu überschlafen und dann zu entscheiden. Einen Tag später sieht so manches anders aus. Also alles gründlich zu überlegen. Da gibt es Ansichten, daß wir unsere Entscheidungen sowieso im wesentlich aus dem Gefühl heraus begründen. Also ohne viele Gedanken. Das ist einfach und passt auch meistens. Aber später denkt man anders. Gründliches Nachdenken ist effektiver. Aber dafür braucht man Wissen. Also die Erkenntnisse und Erfahrungen von unseren Eltern und Großeltern. Ältere erinnern sich vielleicht eher. Der junge französische Präsident Macron wurde bejubelt. Jetzt setzt sich eine gegensätzliche Beurteilung durch. Joe Biden, der neue Präsident der USA, ist 78 Jahre alt. Wird er es besser machen als Trump? Der ist ja auch nur vier Jahre jünger und hat trotzdem viel politisches Porzellan zerschlagen. Dem traut man aber auch nicht viel Wissen zu. Es bleibt zu hoffen, daß Biden ein kluger Kopf ist und die Politik der Weltmacht USA in friedliche Bahnen leitet. Das war die Seite fünf 11h49.

Mittwoch 6. Januar 2021 13h26. Professor Dr. Dr. Heinrich Dathe starb heute vor 30 Jahren, 1991, in Berlin-Friedrichsfelde. Er war im Dezember 1990 zwangspensioniert worden und sollte innerhalb von wenig Zeit sein Haus am Tierpark Berlin verlassen. Der Garten hat eine Tür zum Tierpark. Jeden Morgen wanderte Dathe zu seinem Büro im Funktionsgebäude am Wirtschaftseingang. Er war mit Leib und Seele Tierparkdirektor und hatte aus dem Schlosspark derer von Treskow in Berlin-Friedrichsfelde den Tierpark Berlin in den 1950er Jahren aufgebaut. Wir Studenten der Hochschule für Planökonomie in Berlin-Karlshorst halfen mit. Da gab es ein Nationales Aufbauwerk. Wir räumten den Ziegelhaufen von der Bomben-Ruine des Hauses Treskowallee Ecke Alfred Kowalke Straße und im Tierpark gruben wir kilometerlange Gräben für Wasser und Leitungen. Ich war in der Kolonie Waldheim 22 hinter dem Schlosspark geboren und hatte eine Broschüre über die Siedlung und Ereignisse im Krieg geschrieben. Über Erinnerungen an das dortige Konzentrationslager, über den Absturz eines amerikanischen Bombenflugzeugs, das eine Weile über der Siedlung kreiste und dann in den Schlosspark abstürzte, über die Erinnerungen an das Gefangenenlager für sowjetische Soldaten, an sowjetische Soldaten nach der Befreiung und den Bau des Verschiebebahnhofs auf der Kippe hinter der Siedlung. Prof. Dathe nahm auch teil an unserer Hochzeitsfeier in der Cafeteria 1980. Meiner Frau Vroni hatte man die Dienstwohnung im Tierpark überlassen, wo wir mit Tochter Sabine, Sohn Michael und Neufundländer Fanny bis zur Wende 1989 lebten. Vroni betreute mit ihren Kolleginnen junge Wildtiere aus dem Park, die nicht von den Müttern angenommen wurden. Das waren immer rund 30 Tiere, Tiger, Bären, Huftiere und Affen, die rund um die Uhr zu versorgen waren. Ein junger Eisbär erhielt zu Ehren von Professor Dathe den Namen Björn Heinrich.  Das war die Seite 6 14h10.

Donnerstag 7. Januar 2021 12h27.  Gestern war ein Tag, der in die Geschichte der USA eingehen wird. Tausende Republikaner stürmten das Kapitol in Washington. Es sind die Anhänger des Präsidenten Trump. Der wurde abgewählt aber will sich nicht damit abfinden. Er spricht davon, daß man ihm die Präsidentschaft gestohlen hat. Die Wahl im November des vorigen Jahres wäre ein Betrug der Demokraten. Diese erhielten die Stimmen von 80 Millionen US-Bürger. Trump nur 74 Millionen. Vor vier Jahren hatten ihn nur 63 Millionen gewählt. Daraus zog Trump den Schluss, daß die Wahl im November 2020 Betrug war. Er strengte 60 Verfahren zur Überprüfung der Auszählungen an und verlor sie alle. Es gab keine wesentlichen Unregelmäßigkeiten. Auch erhielt der Kandidat der Demokraten die überwiegende Mehrzahl der Wahlmänner. Und das zählt in den USA. Gestern sollte der Kongress den Sieger der Wahl Joe Biden bestätigen. Die Trump-Anhänger verhinderten das durch ihre Besetzung des Parlamentsgebäudes. Das war noch nie in den USA passiert. Ein Angriff gegen die Demokratie. Das Volk der USA ist gespalten. Es gibt einen harten Kern bei den Republikanern. Sie glauben Trump aufs Wort und wollten die Bestätigung von Joe Biden durch den Kongress gestern verhindern. Die Abgeordneten verließen unter dem Schutz von Polizei das Kapitol. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein. 1000 Mann der Nationalgarde wurden nach Washington beordert. Es wird von vier Toten unter den Demonstranten berichtet. 50 Demonstranten wurden verhaftet. Schließlich gelang es, die Demonstranten aus dem Gebäude zu vertreiben. In der Nacht trat dann der Kongress, also Senat und Repräsentantenhaus, wieder zu ihrer Sitzung zusammen. Ein Republikaner aus Texas forderte eine Kommission zur Untersuchung des Vorwurfs des Betrugs. Aber ich denke, dass man Joe Biden bestätigen wird. Der wird dann am 20. Januar das Amt des Präsidenten der USA antreten und eine bessere Politik verfolgen als Trump. Das war die Seite 7 12h54.

Freitag 8. Januar 2021 14h07.  Gestern vor 50 Jahren, 1971, ließ letztmalig ein US-Flugzeug über Vietnam das Gift Agent Orange ab. Die USA hatten eingesehen, daß selbst mit derartigen Mitteln der Krieg nicht zu gewinnen ist. Sie verließen geschlagen Vietnam. Heute sind noch 50 000 Kinder und Kindeskinder durch das Gift Agent Orange an Nerven und Organen geschädigt. Da werden Kinder immer noch ohne Arme, ohne Beine und durch vielerlei Schäden geboren. Agent Orange enthält Dioxine. Agent Blue wirkt durch Arsen und wurde auf die Reisfelder gestreut. Vietnam klagte gegen die USA. Aber ein Gericht lehnte die Klage ab. Betroffene US-Soldaten erhalten in den USA Entschädigungen. In Vietnam haben sich einige Kliniken auf die nervlichen und organischen Beeinträchtigungen eingestellt. Schon im ersten Weltkrieg hatte der deutsche Chemiker Haber - Erfinder des Haber-Bosch-Verfahrens für Stickstoffdünger - Gelbkreuz entwickelt und an der Front eingesetzt. Die Nazis ermordeten in Auschwitz-Birkenau Juden mit Gift in Duschräumen. Auch im Bürgerkrieg in Syrien wurde das Nervengift Sarin eingesetzt. Dagegen haben sich die meisten Staaten vereinbart, kein Gift im Krieg zu benutzen. Trotzdem wird in vielen Laboren daran geforscht und es werden Gegengifte entwickelt. In den USA gab es Anschläge mit Gift in Pulverform in Briefen, die Politiker erhielten. Es ist eine ständige Gefahr, weil Menschen mit seltsamen Verschwörungstheorien auch vor Giftmorden nicht zurückschrecken.  Noch im 19. Jahrhundert konnte man Rattengifte in der Apotheke kaufen, das auch Menschen umbrachte. Auch die Gefährlichkeit von Uran war damals unbekannt. So wurden verschiedene Krankheiten mit radioaktivem Material behandelt. Selbst heute noch bieten einige Bergwerke Kuren in schwach radioaktiven Höhlen an. Bei Gift kommt es immer auf die Dosis an. Geringe Dosen können heilen. Aber zu viel ist tödlich. Das war die Seite 8 14h56.

Sonnabend 9. Januar 2021 12h51.  Kurt Tucholsky wurde heute vor 131 Jahren, 1890, in Berlin geboren. Als Sohn eines Bankers kannte er keine finanziellen Sorgen und studierte Jura. Zum ersten Weltkrieg wurde er eingezogen und war in Polen und anderen Ländern im Einsatz. Soldaten sind Mörder ist sein bekanntes Bekenntnis. Er wollte nicht auf Menschen schießen und wollte auch nicht erschossen werden. So drückte er sich vor dem Kampf im Schützengraben, wie er nur konnte. Schon vor dem Krieg fühlte er sich zu den Sozialdemokraten hingezogen. Er war sein ganzes Leben lang gegen den Krieg. Er sah voraus, daß die Nazis um Hitler einen neuen Krieg vorbereiteten. Das war zu einer Zeit als Hitler in seinen vielen Reden immer vom Frieden sprach. Statt Anwalt zu werden schrieb Tucholsky Artikel in Zeitungen und war auch zeitweise Herausgeber. Er warnte vor den Nazis und den Sozialdemokraten, die nichts unternahmen. Nach Hitlers Machtergreifung 1933 stand sein Name mit unter den ersten auf der Liste der Ausgebürgerten und seine Bücher und Schriften wurden öffentlich verbrannt. In Berlin auf dem Platz an der Staatsoper. Er verzweifelte an der Tatsache, daß sein Kampf und der seiner Freunde gegen die Nazis die Deutschen nicht aufrüttelte und sie zuließen, daß Hitler Reichskanzler wurde. 1935 nahm er sich mit 45 Jahren in Schweden in der Nähe von Göteborg mit Schlaftabletten das Leben. Er war schon 1924 enttäuscht von den Deutschen nach Paris gezogen. Sein Vorbild war Heinrich Heine, der über 100 Jahren vorher auch von den Deutschen enttäuscht nach Paris gezogen war. Weder 1848 noch 1918 waren die Aufstände zu einer richtigen Revolution, zu wesentlichen gesellschaftlichen Änderungen geworden. Immer wieder blieben die alten Kräfte in ihren Machtpositionen ganz im Gegensatz zur Französischen Revolution. Genauso wie bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg. Der erste Kanzler der Bundesrepublik Adenauer meinte, man solle keinen Eimer mit schmutzigem Wasser ausschütten, wenn es kein sauberes gibt. Die Deutsche Demokratische Republik im Osten tat es aber scheiterte. Das war die Seite 9 13h23.

Sonntag 10. Januar 2021 11h54.  Die Generalversammlung der Vereinten Nationen trat heute vor 74 Jahren, 1946, zum ersten Mal zusammen. Kurz nach dem furchtbaren zweiten Weltkrieg wollten die Völker für alle Zeit den Frieden sichern. Das hatten sie schon nach dem ersten Weltkrieg im Völkerbund versucht und waren kläglich gescheitert. Denn 21 Jahre nach dem Ende des ersten Weltkrieges begann Deutschland den zweiten Weltkrieg. Nun sind immerhin schon 75 Jahre ohne einen Weltkrieg vergangen. Aber regionale Kriege gab es und gibt es trotz der Vereinten Nationen, der UN. Der Nationalismus und die Ausländerfeindlichkeit konnte nicht vermieden werden. Im Gegenteil. Diese egoistischen Bestrebungen sind noch gestiegen. Durch den vor vier Jahren gewählten US-Präsidenten Trump im besonderen Maße. Er versprach, die USA wieder groß machen zu wollen. Dabei waren sie schon lange die Weltmacht auf unserem Planeten. Trump wollte die 2020 verlorene Macht nicht aufgeben und unterstellte der Wahl Betrug. Er heizte die Stimmung seiner Unterstützer so an, daß sie am 6. Januar, dem Tag der Anerkennung Bidens als neuen gewählten Präsidenten das Parlamentsgebäude besetzten. Es gab fünf Tote und viele Verletzte bei der Randale der Trump-Anhänger der Partei der Republikaner. 74 Millionen Bürger der USA hatten ihn gewählt. 80 Millionen Stimmen erhielt der Demokrat Biden. Das Volk der USA ist gespalten. Bis zur Übergabe der Amtsgeschäfte am 20. Januar 2021 wollen die Demokraten Trump des Amtes entheben. Wegen Aufwiegelung zum Staatsstreich und Besetzung des Parlaments im Kapitol in Washington. Dann würde er in vier Jahren nicht mehr für die Präsidentschaft kandidieren können. Das wäre ein Erfolg. Das war die Seite 10 12h20.

Montag 11. Januar 2021 14h32. Für Albanien verkündete Enver Hoxher heute vor 75 Jahren, 1946, die Volksrepublik. Hoxher hatte in der Zeit der Besetzung des Landes gegen die deutschen und italienischen Truppen gekämpft. Vorher war Albanien eine Kolonie der Türkei, sehr muslimisch geprägt. Am Anfang lehnte sich die Volksrepublik an die ebenfalls neu gegründete Volksrepublik Jugoslawien an. Aber nicht lange. Als sich Jugoslawien von der Bevormundung durch die Sowjetunion löste, blieb Albanien ein treues Mitglied im sowjetischen Machtbereich. Aber mit der Entstalinisierung trennte sich Albanien aus dem sozialistischen Wirtschaftsverband und fand in China einen Verbündeten. Marx und Engels hatten Proletarier aller Länder vereinigt euch gefordert. Aber das schafften sie nicht. Und das war der Grund, daß 1989/90 der Ostblock der sozialistischen Staaten zusammenbrach. Viele Albaner hatten sich im Kosovo, einem wesentlichen Teil Serbiens niedergelassen. Sie vertrieben einen Teil der Serben und machten sich mit militärischer Hilfe des Westens selbständig. Das war auch ein Ergebnis der Uneinigkeit des sozialistischen Lagers. Im Kosovo hatten die Serben in einer blutigen Schlacht den Ansturm der Muslime widerstanden und Europa vor der Islamisierung gerettet. Wie auch die Polen im Kampf um die Besetzung Wiens durch die Muslime. Heute haben wir statt eines starken Verbundes sozialistischer Staaten von Albanien bis China wieder den Kapitalismus mit der dauernden Gefahr des Krieges.  Eine Chance des Friedens wurde vergeben. Die Industriestaaten in Europa und Nordamerika beherrschen die Welt und benutzen die anderen Länder als billige Rohstofflieferanten. Das kann nicht lange gut gehen. Die Länder sind durch Kommunikation und Digitalisierung verbunden und streben alle nach höherem Lebensniveau. Das war die Seite 11 15h08.

Dienstag 12. Januar 2021 14h05.  Ein Erdbeben verwüstete heute vor 11 Jahren, 2010, Haiti in der Karibik. Mit 300 000 Toten, 300 000 Verwundeten und 2 Millionen Obdachlosen war es das schlimmste Erdbeben in Amerika. Das Land hat sich bis heute noch nicht davon erholt, obwohl aus allen Ländern Hilfe kam. Haiti gehört zu den ärmsten Ländern der Erde. Die afrikanischen Sklaven auf den Kaffee- und Baumwollplantagen befreiten sich vor über 200 Jahren von der französischen Kolonialherrschaft.   Es gelang ihnen leider nicht, sich gegen die Konkurrenz der anderen Staaten durchzusetzen und Wohlstand für alle zu erringen. Zuerst war die Insel Hispaniola seit Kolumbus von den Spaniern besetzt gewesen. Die indianische Urbevölkerung wurde zum größten Teil ausgerottet. Für die Arbeit auf den Plantagen wurden Menschen aus Afrika verschleppt. Es ist ein kleines Land mit nur etwa 10 Millionen Einwohnern. Es gab immer wieder Kämpfe um die Macht und gegen die benachbarte Dominikanische Republik. 1915 bis 1934 besetzten die USA Haiti mit der Begründung, Ordnung wieder herstellen zu wollen. Haiti blieb aber in der Folgezeit unter dem Einfluss der USA. Im zweiten Weltkrieg benutzten die USA-Streitkräfte die Flugplätze Haitis für die Bekämpfung der deutschen U-Boote im Golf von Mexiko. Negativ auf die Beziehungen wirkte sich der Rassismus der USA gegen die Afroamerikaner aus. Auf die Bevölkerung Haitis wird herablassend gesehen. Der Rassismus in den USA zeigt sich auch in den Morden von Afroamerikanern durch die Polizei. Auch während der Besetzung Haitis wurden viele Afroamerikaner durch die US-Truppen ermordet. Kein Wunder, daß große Teile der Bevölkerung Haitis in tiefster Armut leben. Nicht nur durch die Folgen des Erdbebens im Jahre 2010. Das war die Seite 12 15h49.

Mittwoch 13. Januar 2021 13h24. Fotos wurden in meiner Familie schon immer gemacht. Einig Alben sind überliefert. Aber da fehlen einige Bilder. Rausgerissen alles was an Kommunismus erinnert. Das war in der Nazizeit 1933 bis 1945 lebensgefährlich. Eines der älteren Fotos bildet Friedrich Wilhelm Buchholz ab. Er war mit seinem langen weißen Bart in einem Kalender etwa 1940 im Netzegau abgebildet. Als einer der deutschen langjährigen Bauern. Das war in der Zeit nach dem Überfall Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 und damit dem Beginn des zweiten Weltkrieges. Da wurde auch die Gegend des Netzegaus wieder deutsch. Nach der Festlegung im Friedensvertrag nach dem ersten Weltkrieg als die Gegend um Posen und damit das Netzegau wieder polnisch wurde. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte Preußen, Russland und Österreich Polen unter sich aufgeteilt. Mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Buchholz wurde damit 1857 in Preußen, dem ehemaligen Polen, geboren. Meine Eltern waren sehr fleißig beim Fotos machen. Sie hatten eine Agfa Leica. Ein Fotoapparat zum aufklappen, wodurch sich ein schwarzer Balk öffnete, der vorn die Linse hatte. Sie hatten auch noch einen ähnlichen aber größeren Apparat für Glasnegative. Den habe ich noch über die lange Zeit retten können. Nach dem Krieg in den 1940er und 1950er Jahren, als Fotomaterial rar waren, habe ich auch noch einige Fotos mit den noch vorhandenen Gläsern gemacht. Eine sehr gute Wiedergabe in schwarz/weiß. Aber seitdem gab es mehrere Neuerungen auf dem Fotosektor. Die kleine Kamera Altix nahm ich 1954 und 1955 auf meinen Radtouren in die Schweiz und nach Italien, Frankreich und Westdeutschland mit. Da sind eine Unmenge von Negativen noch vorhanden. Denn weggeworfen habe ich nichts. Dann kamen nach der Wende die Videokameras und die Videorecorder. Über 50 Videokassetten warten auf Auswertung der überwiegenden Familienaufnahmen Nun ist es am einfachsten. Mit dem Handy sind Fotos und Filme in guter Qualität möglich. Das war die Seite 13 13h45.

Donnerstag 14. Januar 2021 13h07. Der langjährige Präsident Tunesiens Ben Ali flüchtete heute vor 10 Jahren, 2011, nach Saudi Arabien. Das Volk ging auf die Straße. Massenproteste gegen die sozialen Verhältnisse nachdem sich ein Gemüsehändler selbst verbrannt hatte. Die Reichen lebten in Saus und Braus, während besonders die Jugend keine Perspektive für sich sah. Der arabische Frühling brach an. Auch in Libyen und Ägypten wurden die langjährigen Machthaber gestürzt. Aber an den sozialen Verhältnissen änderte sich wenig. In Libyen dauern die Kampfhandlungen des Bürgerkriegs bis heute an. Die Demokratiebewegung konnte sich nicht durchsetzen. Zu groß ist die Macht der wirtschaftlich Starken unterstützt vom Islam. Als wir kurz nach der Wende Tunesien besuchten war nichts zu spüren. Wir hatten eine schöne Unterkunft in einem Sporthotel am Mittelmeer. Der Holzmangel war überall festzustellen. Unsere Schränke und Betten waren aus Stein gemauert. Die Hotelangestellten waren sehr dem Islam ergeben. Mit meinem Karl May arabisch konnte ich sie kaum beeindrucken: Allah il Allah, il Muhammedum rasulluh lhahi sollte heißen: Allah ist der einzige Gott und Mohammed ist sein Prophet. Das ist die erste Sure des Koran. Die Aussprache ist aber sehr anders. Da kommen die Töne mehr von hinten und unten her.  Mit einem Laser konnte ich vor der Küste segeln und mit den anderen spielten wir stundenlang Tischtennis. Die engen Gassen der Altstadt von Hammamed lernten wir in einer Stadtrundfahrt kennen. Dabei war ein junger Tunesier als Stadtführer, der erstaunlich gut und schnell deutsch sprach. Eine mehrtägige Busfahrt führte uns über den Schott el Dscherid, dem großen Salzsee mit Fata Morgana und Verkäufern von Salzrosen, die dort unter der mörderischen Sonne wachsen. In einer richtigen Oase lernten wir die durchdachte Wasserwirtschaft für die Dattelpalmen und das Gemüse kennen. Es war alles friedlich und freundlich für die Touristen hergerichtet. Das war die Seite 14 13h39.

Freitag 15. Januar 2021 11h38.  Wikipedia entstand heute vor 20 Jahren, 2001, in den USA. Nun werden dicke Bücher der Lexika überflüssig. Man gibt ein Suchwort in das Handy und sofort wird man seitenweise informiert. Ein wirklicher Fortschritt. Über google kommt man auch da ran. Exakte Daten und eine Landkarte werden angeboten. Überall in der Welt wird diese Software genutzt. Man kann auch sein Wissen mitteilen. Unter VEB Elektrokohle Lichtenberg fehlten die Grafitelektroden, das wichtigste Produkt, was am meisten Umsatz und Gewinn brachte. In vielen Abmessungen produzierte die Elektrodenfabrik EF II in starken Pressen die sogenannten grünen Produkte bis zu einem Durchmesser von 600 mm und über zwei Meter Länge. Die wurden im Werk gebrannt und im Chemiekombinat Bitterfeld grafitiert. Kamen zurück und wurden auf genaue Maße in unserer mechanischen Fertigung gedreht. Dazu kamen dann noch die doppelt konischen Nippel zum Verlängern im Stahlwerk. Dort werden drei Stränge von Grafitelktroden endlos in die Elektroöfen geführt, um aus Eisen und Schrott in der Schmelzflusselektrolyse Baustahl zu schmelzen. Für den Export und das umfangreiche Wohnungsbauprogramm der Republik war viel Baustahl erforderlich. Das wurde in der Maxhütte, in Hennigsdorf bei Berlin und im neuen Stahlwerk in Eisenhüttenstadt produziert. So war es möglich in Berlin und den anderen Städten in kurzer Zeit zahlreiche Wohnblocksiedlungen in der Plattenbauweise zu errichten. In Wikipedia konnte ich als ehemaliger Verantwortlicher für die Preisbildung von Erzeugnissen des ehemaligen VEB Elektrokohle Lichtenberg das Sortiment der Grafitelektroden zufügen. Das war die Seite 15 12h09.

Sonnabend 16. Januar 2021 13h34. Das Ministerium für Staatssicherheit oder wie man allgemein sagte, die Stasi-Zentrale, wurde heute vor 30 Jahren, 1990, von Bürgern gestürmt. Eigentlich hatte das Bürgerkomitee bereits die Gebäude in der Normannenstraße Ecke Ruschestraße besetzt. Aber der Volkszorn war zu groß und sie verwüsteten die Büros. Warfen Akten aus dem Fenster und zertrümmerten Einrichtungen. Möglicherweise waren auch westliche Geheimdienste dabei. Denn sie verfügten plötzlich über Dokumente aus dem Ministerium. Wir wohnten ein Stück weiter in der Normannenstraße 5a und hatten nichts davon gemerkt. Auf meinem Weg zur Arbeit im VEB Elektrokohle Lichtenberg in der Herzbergstraße kam ich da nicht vorbei. Was heute im Fernsehen über diese Erstürmung und Randale gezeigt wird ist genauso wie der Sturm der extremen und militanten Republikaner in Washington im Parlament der USA vorige Woche. So fängt eine Revolution an. In der DDR war es eher eine Konterrevolution. Denn es wurde das alte System des Kapitalismus wieder errichtet. Seit dem Kriegsende 1945 entwickelte sich im Osten von Deutschland der Sozialismus unter der Macht der Sowjetunion. Im Westen gab es keine Änderung. Die alten Eliten in Politik und Wirtschaft gaben weiter den Ton an. Nur wenige der schlimmsten Verbrecher der Nazis wurden angeklagt und verurteilt. Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 übernahmen die Bundesregierung und die westlichen Wirtschaftsbosse die Geschicke im Osten Deutschlands. Die volkseigene Industrie wurde privatisiert. Unsere Produktion im VEB Elektrokohle übernahmen westliche Unternehmen.  Das führte dazu, daß 3000 Mitarbeiter arbeitslos und die Produktionsgebäude abgerissen wurden und ein Großhandel das Gelände übernahm. Das Produktionssortiment von 10 000 Erzeugnissen aus technischer Kohle, Kohlebürsten für Elektromotore und Generatoren, Anodensteine und Elektroden für die Herstellung von Aluminium und Stahl, mit einem Jahresumsatz von 500 Millionen Mark, davon 100 Millionen Mark aus dem Export in viele Länder, verschwand. Das war die Seite 16 14h00.

Sonntag 17. Januar 2021 12h55. Der gewählte Ministerpräsident des Kongo Patrice Lumumba wurde heute vor 60 Jahren, 1961, in Katanga von belgischen Soldaten gefoltert und ermordet. Lumumba wollte ein sozialistisches Kongo aufbauen und war gegen die Abtrennung des kupferreichen Katanga vom Kongo durch Belgien. Er erklärte Belgien den Krieg. Belgien war bis 1960 Kolonialmacht des Kongo und hatte zahlreiche Verbrechen gegen die Bevölkerung begangen. Belgien beute die wertvollen  Bodenschätze und Naturreichtümer des Kongo seit Jahrhunderten aus und unterdrückte die Bevölkerung.  Afrikaner wurden nicht als Menschen angesehen. Ihr Schicksal ist beispiellos. Seit vielen Jahrhunderten holen Inder und Amerikaner Menschen aus Afrika und versklaven sie für die Arbeit auf Baumwollfeldern, Kaffee- und Zuckerrohrplantagen. Als letzte der großen Staaten beendeten die USA die Sklaverei in ihren Südstaaten erst 1865 nach dem blutigen Bürgerkrieg. Da kämpften auch zahlreiche Afroamerikaner in der Nordarmee gegen den Süden mit. Trotzdem blieb der Rassismus in den USA bis heute. Afroamerikaner sind mehr als die Weißen arm, arbeitslos, kriminell und bildungsfern. Mit der Abschaffung der Sklaverei 1865 bildete sich der Ku-Klux-Klan als eine Organisation der Weißen, die blutige Verbrechen gegen die Afroamerikaner verüben. Teeren und federn war eine beliebte Mordmethode. Die Ermordung von Georg Floyd durch vier Polizisten im vorigen Jahr wurde gefilmt und führte zu zahlreichen Protesten in den USA und in vielen Ländern. Einer der Polizisten drückte Georg Floyd die Luft ab mit seinem Knie auf dessen Hals. Die anderen Polizisten sahen zu. Auch bei der Ermordung Lumumbas sollen die USA beteiligt gewesen sein. Das war die Seite 17 13h37.

Montag 18. Januar 2021 13h16. Heute vor 150 Jahren, 1871, gründete Bismarck mit seinen siegreichen Militärs über Frankreich im prunkvollen Saal des Schlosses von Versailles das deutsche Kaiserreich. Das war der Grundstein für die Überheblichkeit und das Weltmachtstreben, das zu zwei furchtbaren Weltkriegen führte und bis heute eine Gefahr ist, die von Westeuropa und den USA ausgeht. Zur gleichen Zeit ermordeten im nahen Paris Soldaten die Kommunisten, die erstmalig in der Geschichte eine gerechte Gesellschaft aufgebaut hatten und Widerstand gegen die preußischen und verbündeten Truppen leisteten.  Die Überheblichkeit gegenüber den anderen weniger entwickelten Völkern lässt sich nur durch mehr Bildung beenden. Überall, von den USA bis zu Russland gibt es Vereine von weißen militanten Bürgern, die sich einbilden besser zu sein als die sieben Milliarden Menschen auf dem Globus. Der Rassismus feiert sich. Aber es gibt keine Rassen. Nur Menschen, die überall auf der Welt in Frieden und Wohlstand leben wollen. Dieser Virus des Rassismus entstand schon in der Zeit der Kolonien und der Unterdrückung der Juden, Sinti, Roma und anderer Minderheiten mit dem Ziel sie besser ausbeuten zu können. Die Nazis schafften es, ein ganzes Volk damit zu infizieren. Die Konzentrationslager, besonders Maidanek, Auschwitz und Birkenau, konnten so als Todeslager funktionieren und sonst ganz normale Menschen zu Mördern machen. Nur die Überzeugung etwas besseres zu sein machte sie zu Mördern. Nur mehr Bildung wird uns in Zukunft davor schützen. Leider wird das Lernen von vielen abgelehnt. Feiern und Spielen stehen hoch im Kurs. Besser wäre Forschen, Entdecken, neugierig sein, warum ist das so? Etwas entwickeln, was ist es, was die Welt zusammen hält?  Das war die Seite 18 14h03.

Dienstag 19. Januar 2021 13h20. James Watt wurde heute vor 285 Jahren, 1736, geboren. Er entwickelte die Dampfmaschine weiter und erwarb ein Patent. Ihm ging es um die Einsparung von Steinkohle bei der Beheizung des Gerätes. So trennte er die Dampfaufbereitung ab und regelte mit einem Fliehkraftregler die Dampfzufuhr in Abhängigkeit von der Belastung. Die Kurbelwelle, also die Änderung der linearen Kraft in eine Kreisbewegung ist heute noch bei den Verbrennungsmotoren in Anwendung. Erst durch die Elektrofahrzeuge wird das nicht mehr gebraucht. Die rund laufenden Wankelmotoren konnten sich technisch nicht durchsetzen. Dafür erfand man den Düsenantrieb für Flugzeuge statt der bis dahin eingesetzten Kolbenmotoren. Watt hatte viele Jahre gebraucht und mit anderen zusammen einen wirkungsvollen Antrieb konstruiert. Dabei musste er sich noch gegen andere Erfinder durchsetzen. Dann aber kam Stephenson mit seiner Dampflokomotive und das Eisenbahnnetz überspannte bald den ganzen Erdball. Außerdem wurde die Dampfmaschine zum Antrieb von Schiffen eingesetzt und löste damit die Segel ab. Heute ist die Elektrizität die überall eingesetzte Energiequelle. Einfach zu handhaben und billig. Aber die Kohle muss ersetzt werden, weil sie mehr Kohlendioxyd in die Luft abgibt als die Pflanzen aufnehmen können und dadurch die Luft vergiftet. Erstaunlich lange war die Dampfmaschine der wichtigste Antrieb. Dann kam die Atomenergie. Eine Umwelt schonende Technologie. Aber der Unfall bei einer Störfallübung im Kernkraftwerk Tschernobyl bei Kiew in der Ukraine und der Wassereinbruch im japanischen Kernkraftwerk in Fukushima über die zu niedrige Mauer am Meer führten in Deutschland zur Abkehr vom Atomstrom. Nun bauen die Länder rund um Deutschland Kernkraftwerke und wir werden abhängig. Dabei leben wir auf einem Hochofen von Erdwärme, die man sehr gut für die Energiegewinnung nutzen kann. Leider noch viel zu wenig. Eine Neubausiedlung in Waren an der Müritz wurde schon in der DDR-Zeit mit Erdwärme versorgt. Das war die Seite 19 13h55.

Mittwoch 20. Januar 2021 11h55.  Joe Biden wird heute um 12 Uhr - 18 Uhr MEZ Mitteleuropäische Zeit - als Präsident der USA vereidigt. Er war im vorigen Jahr am 3. November von 80 Millionen Bürgern der USA gewählt worden. Trump erhielt 74 Millionen Zustimmung. 307 Wahlmänner gegen nur 235 für Trump. Ein eindeutiges Ergebnis. Aber Trump sprach von Betrug und Diebstahl von Stimmen durch die Demokraten. Er wird sich auch nicht an der Vereidigung des neuen Präsidenten heute vor dem Kapitol in Washington beteiligen. Das Kapitol das Haus des Parlaments, war von Tausenden der Trump-Anhänger bei der Bestätigung der Wahl von Joe Biden gestürmt und verwüstet worden. Nun hatte man die Nationalgarde die Sicherung des Kapitols, übertragen. Das ist weiträumig durch Meter hohe Zäune umgeben. Man rechnet wieder mit einem Angriff der Tump-Anhänger. Ein Bewaffneter mit einer gefälschten Einlassbestätigung wurde bereits festgenommen. Joe Biden wird wieder dem Klimaabkommen von Paris beitreten, das Trump verlassen hatte. Er wird auch mehr gegen die Corona-Pandemie unternehmen als Trump. Trump hatte ihre Gefährlichkeit heruntergespielt und sie als eine Art Grippe angesehen. Nun aber haben die USA 400 000 Tote im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu beklagen. Die meisten Toten aller Länder der Erde. Insgesamt sind zwei Millionen daran gestorben, wird berichtet. In Deutschland etwa 20 000, täglich 400 bis über 1000.  Joe Biden wird auch die von den Migranten-Eltern getrennten Kinder wieder zusammenführen und hat sich das Ziel gesetzt, die US-Bürger wieder miteinander zu versöhnen. Das Land ist gespalten in Republikanern und Demokraten. Dabei ist der militante Teil der Republikaner gefährlich. Sie sind bewaffnet und über die Abwahl von Trump wütend. Das war die Seite 20 12h23.

Donnerstag 21. Januar 2021 14h19. Heute vor 60 Jahren, 1961 im Jahr des Mauerbaus in Berlin, wurde der legendäre Kennedy in Washington vor dem Kapitol als Präsident der USA vereidigt. Man kann heute Joe Biden, den gestern vereidigten Präsidenten, nur etwas von den fortschrittlichen Gedanken des Kennedy wünschen. Und daß die Sicherheitsorgane mehr aufpassen, damit nicht auch Joe Biden einem Attentat zum Opfer fällt wie Kennedy. Die Stimmung bei den militanten Republikanern lässt nichts Gutes vermuten. Auch die Südstaatler ermordeten 1865 den Präsidenten nach dem verlorenen Bürgerkrieg. Nach wie vor dürfen in den USA Privatleute Waffen besitzen trotz täglicher Morde. Aber dagegen will auch der neue Präsident Joe Biden nichts unternehmen. Nach seiner Wahl, die friedlich unter der Bewachung durch die Nationalgarde verlief, hat Joe Biden sofort zahlreiche Dekrete unterzeichnet, um Fehler des vorigen Präsidenten Trump zu korrigieren. Die Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsbehörde soll wieder aufgenommen werden. Masken müssen nun in allen Regierungsstellen getragen werden. Die Finanzierung der Mauer zu Mexiko wird gestoppt. An den Atomwaffensperrverträgen wird weiter gearbeitet. Der Schutz des Klimas erhält wieder großes Gewicht. Die Geschädigten durch die Pandemie werden unterstützt. Die Spaltung des Volkes durch Trump soll überwunden werden. Joe Biden setzt ganz im Gegensatz zu Trump auf internationale Zusammenarbeit. Das alles könnte dem Frieden in der Welt nützlich sein, wenn der 78 Jahre alte Joe Biden auf diesem Weg durchhält und der Egoismus der Trumpianer - Make America great again - verschwindet. Die Welt ist global und kann nur zusammen mit allen verbessert werden. Das war die Seite 21 14h49.

Freitag 22. Januar 2021 12h53.  Heute sind 2 Tage vorbei nach meiner ersten Corona-Impfung und es gibt keine Auffälligkeiten. Keine der möglichen Risiken ist zu bemerken: Rötung, Entzündung der Einstichstelle, Lähmung des Armes, Kopfschmerzen, Schwäche. Nichts davon. Also ist alles gut gegangen. Das war auch übrigens ein lustiges Abenteuer, kann ich nun im Nachhinein sagen. Das fing schon mit dem Taxiservice an. Pünktlich wie angekündigt kam die Taxe an. Ein lustiger Marockaner fuhr sie. Er ist schon 24 Jahre in Berlin und spricht einwandfrei berlinisch. Übrigens gleich um die Ecke in der Einbecker Straße 95 ist der M. Gouram Taxibetrieb. Wir kamen auch rechtzeitig in der Arena in Treptow an. Hier hatte ich mit Loli und Andy in der riesigen Halle die Ausstellung vom Grab des Tut ang Amun gesehen. Vor dem Eingang eine gelbe Taxi-Karawane mit Impfwilligen. Ist ja auch kostenlos. Für die Rückfahrt gibt es drinnen einen Coupon für eine weitere kostenlose Taxifahrt zurück. Das macht Spaß. Aber warten ist angesagt. Am Eingang gibt es eine weiße KN 95 Maske. Meine hellblaue OP-Maske wird nicht akzeptiert. Dann ein riesiger Wartesaal in der riesigen Arena-Halle. Alles voll mit meist jungen Helfern und Helferinnen. Mit der Aufschrift auf ihrem Umhang: Wir helfen Berlin. Dann geht es immer Schubweise mit etwa 10 Leuten zur Aufnahme der Personalien mit Personalausweis und dem Einladungsschreiben mit Code-Nr. und Fragebogen zu Beschwerden und Hinweisen zu Risiken. Nach einem weiteren Warteraum ging es mit 7 weiteren Impfwilligen zu einer Filmvorführung über das Impfen und die Risiken. Keiner lief weg. Alle schienen wild entschlossen, sich impfen zu lassen. Alt und jung, mit Rollstuhl, aber meistens in gutem Zustand. Dann der Warteraum vor der Impfkabine. Der Arzt fragte nach dem Gesundheitszustand und wir warteten auf die Spritze. Die Abfüllung ist wohl der Engpass. Dann ein kaum merkbarer Piekser und es geht zurück zum ersten Warteraum für 15 Minuten. Es könnte ja noch etwas passieren. Aber nichts. Alles ist entspannt und bekommt noch einen Pappbecher mit Wasser. Die Taxen stehen vor der Tür und nach  Currywurst und Milchkaffee vom Stand gegenüber und nach drei Stunden bin ich wieder zu Hause. Das war die Seite 22 13h20.

Sonnabend 23. Januar 2021 14h17.  Die Londoner Börse wurde heute vor 450 Jahren, 1571, von Königin Elisabeth I gegründet.  London wurde in den folgenden Jahrhunderten zu einem bedeutenden Handelsplatz für Wertpapiere.  Nach dem Brexit, der Abtrennung Großbritanniens von der Europäischen Union besteht die Gefahr, daß die Börse in Frankfurt a/Main wichtiger wird. Eine Reihe von Händlern siedelte bereits um. Die Börse in Berlin spielt heute keine so große Rolle. Ganz im Gegensatz zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Da wurde sogar  der Bahnhof in der Nähe Börse genannt. Heute Hackesche Höfe. In der Deutschen Demokratischen Republik gab es keinen Wertpapierhandel und der Bahnhof wurde in Marx-Engels-Platz umbenannt. Ein Hinweis auf den ehemaligen Schlossplatz in der Nähe, auf dem die jährlichen Demonstrationen am 1. Mai und zum Jahrestag der DDR am 7. Oktober abgehalten wurden. Die Ruine des Berliner Schlosses war bald nach dem zweiten Weltkrieg gesprengt worden und gab weiträumig Platz für eine breite Tribüne für die Regierung und die Ehrengäste und die Demonstranten. Dann kam der Palast der Republik mit Restaurants, Theater, Bowlingbahn und dem Parlament der DDR, der Volkskammer. Theater und Bowlingbahn nutzten wir oft zu Brigadeveranstaltungen des VEB Elektrokohle Lichtenberg. Heute haben sich die ewig gestrigen durchgesetzt, den Palast abgerissen und dafür das Schloss neu aufgebaut. Da sollen die Kunstwerke der Völker der ehemaligen deutschen Kolonien ausgestellt werden, die bisher in Westberlin gezeigt wurden. Bei einem Besuch nach der Wende schrieb ich dort in das Gästebuch die Forderung:  Raubkunst zurückgeben.  Das war die Seite 23 14h49.

Sonntag 24. Januar 2021 12h59.  Friedrich II der Große wurde heute vor 309 Jahren, 1712, geboren. Als König von Preußen war er ein toleranter Herrscher. Jeder soll nach seiner Facon selig werden, sagte er und holte aus Frankreich die von den Katholiken verfolgten Hugenotten. Diese brachten in Preußen Wirtschaft und Kultur voran. Andererseits war Friedrich ein Eroberer. Er nutzte die Schwäche Österreichs aus und eroberte mit seiner starken Armee Schlesien. Heute gehört Schlesien wieder zu Polen, wie vor der Einnahme durch Österreich-Ungarn. Friedrich muss ein talentierter Heerführer gewesen sein, denn als der siegreiche Napoleon vor dem Sarg Friedrichs stand soll er ausgedrückt haben, daß er nicht hier stehen würde, wenn Friedrich noch am Leben wäre. Friedrich war 1786 noch vor der Französischen Revolution gestorben. Das revolutionäre Heer der Franzosen schlug Preußen und Österreich zurück, als diese die Monarchie in Frankreich wieder errichten wollten. Erst Napoleons Versuch Russland zu erobern schlug fehl und die vereinigten Armeen Russlands, Preußens und Österreichs besiegten Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig und endgültig bei Waterloo. Aber auch Friedrich II war nicht so erfolgreich, wie oft angenommen. Nur der Tod der Zarin von Russland rettete Preußen. Der Nachfolger auf dem Thron war ein Bewunderer der Preußen und besonders Friedrichs. Er zog sofort seine siegreichen Truppen zurück und Friedrich, der schon Selbstmord begehen wollte, konnte ungeschlagen nach Berlin zurück kehren. Seinem Wunsch entsprechend wurde Friedrich neben seinem Lustschloss Sans Souci in Potsdam begraben. Aber erst nach dem Sturz der Deutschen Demokratischen Republik. Merkwürdigerweise erinnerten sich die neuen Machthaber der Bundesrepublik an diesen Wunsch. In der Bundesrepublik sind offensichtlich noch königstreue Menschen an der Macht. Sie setzten auch den Abriss des Palastes der Republik und den Neubau des Berliner Schlosses der Hohenzollern durch. Eine halbe Milliarde Euro spielt da keine Rolle. Das war die Seite 24 13h35.

Montag 25. Januar 2021 12h06. Heute wird die Stabi, die Staatsbibliothek, nach 14 Jahren Restaurierung wieder eröffnet. Die Eichenpfähle unter dem Fundament mussten zum Teil durch Stahl ersetzt werden. Berlin liegt im Berliner Urstromtal aus der Eiszeit, also auf Moor.  Kaiser Wilhelm hatte 1914 das neue Gebäude in Berlin, Unter den Linden 8, für die königliche Bibliothek eingeweiht. Sie gibt es schon seit dem 17. Jahrhundert und war vorher im Schloss und in der Kommode gegenüber der Staatsoper. 15 Millionen Bücher stehen zur Ausleihe bereit. Ich war nur kurze Zeit eingetragener Leser in meiner Studienzeit. Es wurde zu teuer und ich hatte selbst viele Bücher seit meiner Kindheit gesammelt. Der größte Teil verschwand beim Umzug aus dem Tierpark und in Chemnitz, als das Esther-Grundstück verkauft wurde. Aber es sind noch die Wände meines Wohnzimmers rundherum mit Regalen voll Bücher. Eine alte Liebe von Platons Gorgias überzeugende Reden bis zu Old Shatterhand von Karl May. Bücher sind gute Freunde. Die gibt man nicht so leicht weg. Traurige Erinnerungen an die Verschwundenen wie bei Verstorbenen. Aber die Zeiten ändern sich. Bald sind alle Bücher online und man kann sie ganz einfach downloaden und auf dem Bildschirm ansehen und lesen. Aber die Lust am lesen ist der Lust am schreiben gewichen. Es ist ein angenehmes Gefühl, die drängenden Gedanken los zu werden und die Erinnerung zu testen. Seit vier Jahren schreibe ich jeden Tag eine Seite über interessante Ereignisse und Persönlichkeiten. Das ist um so leichter durch die Fähigkeit des blinden 10-Finger-Systems. Erstaunlich wie die Gedanken durch die Finger über die Tastatur des Computers auf dem Bildschirm erscheinen. Ein Wunder. Technik gleich Wunder. Das war die Seite 25 12h43.

Dienstag 26. Januar 2021 12h57.  Rom wurde heute vor 150 Jahren, 1871,  vom Kirchenstaat zur Hauptstadt Italiens. Und das kam so: Frankreich unterlag im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und zog seine Schutztruppe vom Papst zurück. Der italienische König nutzte die Gelegenheit, nahm Rom in Besitz und ließ dem Papst nur den Vatikan in Rom und einige Außenstellen. Statt Florenz wurde nun Rom die Hauptstadt Italiens und ist es auch bisher geblieben trotz des Widerstrebens der Päpste. Denn sie hatten viel ihrer weltlichen Macht durch Rom verloren. Trotzdem verfügt die katholische Kirche immer noch über gestohlene riesige Reichtümer und Einnahmen aus der Verpachtung von Land. Die wirkliche Trennung von Kirche und Staat geht nur langsam voran. Es liegt an der Anzahl der Gläubigen. Immer mehr von ihnen glauben ohne die Kirche auszukommen. Der Zweifel nagt am Glauben. Die Wissenschaft dringt immer mehr im Volk voran. Es gibt immer weniger, an was man glauben könnte. Fast alle Rätsel der Natur sind erklärt. Nur nicht der Sinn unserer Existenz. Aber der ist wohl auch nur ein Spiel der Natur. Eine Mutation wie die Mutanten des Corona-Virus. Da weiß man auch nicht woher das kommt und wohin das geht. Hauptsache der Schaden wird minimiert. Mit der Menschheit ist es möglicherweise auch so. Wenn der Schaden durch die Menschen an der Natur zu groß wird, erledigt sich die Sache von selbst. Aber man kann auch optimistisch sein. Das Bewusstsein ist so einzigartig, daß es nicht einfach so verschwinden darf. Nur der Mensch kennt sein Schicksal. Alle Pflanzen und Tiere nicht. Daher die Lebenslust der Natur. Wer wird siegen? Der Mensch mit seinen Verschwörungstheorien oder die blinde Natur? Das war die Seite 26 13h25.

Mittwoch 27. Januar 2021 14h29.  Heute ist der internationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Vor 79 Jahren, 1945, befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. In den als Baderäume umfunktionierten Gaskammern ermordeten die Nazis Millionen Juden, Sinti, Roma, Gewerkschafter, Kommunisten und Homosexuelle. An der Rampe sortierten sie die in Viehwaggons ankommenden Menschen in arbeitsfähige und nicht arbeitsfähige Menschen. Wer nicht arbeitsfähig war, kam sofort in die scheinbaren Baderäume und wurde vergast. Goldzähne wurden herausgebrochen, eingeschmolzen und als Devisen für Einkäufe in der Schweiz eingezahlt.  Wer arbeiten konnte kam in Bergwerke, in die IG Farben Fabrik und in die Landwirtschaft. Opfer des Nationalsozialismus sind aber auch die Opfer des zweiten Weltkriegs. Allein bei der Kesselschlacht um Stalingrad kamen über eine halbe Million Menschen um: 400 000 sowjetische Soldaten und Zivilisten und 150 000 deutsche und rumänische Soldaten. Insgesamt forderte der von den Nazis ausgelöste zweite Weltkrieg über 60 Millionen Tote an den vielen Fronten des Krieges aber auch Zivilisten durch deutsche und alliierte Bomber.  Die Angst ist unbeschreiblich, wenn man im Bunker das Pfeifen der Bomben und die Explosionen hört und damit rechnen muss, daß man im nächsten Augenblick tot oder verschüttet ist. Das kann man sein ganzes Leben lang nicht vergessen. Kurt Daum wollte lieber an der Front sein als im Bunker. Das sagte er zu mir, als er Fronturlaub hatte und ich ihm unseren Bunker zwischen den Kolonien in Friedrichsfelde zeigte. Heute stehen da Gehege des Tierparks Berlin und das Raubtierhaus. Es gab in der Nazizeit auch ein Konzentrationslager zwischen den Kolonien in Friedrichsfelde. Es war von der Reichsbahn für die Arbeiter des Verschiebebahnhofs Wuhlheide errichtet worden und von den Nazis als Konzentrationslager übernommen worden. Werner Seelenbinder, der mehrfache deutsche Meister im Ringen und Teilnehmer an der Olympiade 1936, war einer der Gefangenen weil er Kommunist war und bei der Siegerehrung nicht den Hitlergruß gezeigt hatte. Werner war ein Sportsfreund meines Vaters im Arbeitersportverein Berlin-Friedrichshain. Aber wir konnten nichts für ihn tun. Der sogenannte Volksgerichtshof verurteilte ihn zum Tode. Mit 40 Jahren starb er 1944 unter dem Fallbeil. Das war die Seite 27 15h17.

Donnerstag 28. Januar 2021 13h03.  In der letzten Nacht kamen die ersten Segler der Vendee globe am Ziel des Rennens um die Erde an der Atlantikküste Frankreichs an. 80 Tage hatten seit dem 8. November 2020 33 Segler den Stürmen und Eisfeldern getrotzt. Die Gefahr und die Ungewissheit waren groß, irgendwo auf ein Hindernis zu stoßen. Wale schwimmen auch an der Oberfläche und Eisberge sind tückisch. Über 50 000 Kilometer waren sie unterwegs. Es ging den Atlantik herunter bis unter Afrika vorbei und zwischen Antarktis, Australien und Südamerika wieder zurück auf dem Atlantik bis Frankreich. Und das ganz allein und ohne die Möglichkeit, irgendwo anzulanden. Das hätte zur Disqualifikation geführt. Seit 1989 wird das Rennen immer zwischen November und Januar ausgetragen. Diesmal waren wieder Segler aus Frankreich in der Überzahl. Aber auch aus England, USA, Kanada, Südafrika und Holland beteiligten sich schon Segler. Diesmal zum ersten Mal ein Deutscher: Boris Herrmann aus Hamburg. Durch eine Zeitgutschrift für verlorene Zeit bei einer Rettungsaktion hätte er eine der vordersten Ränge belegen können, wenn er nicht 80 Kilometer vor dem Ziel während er schlief mit einem Fischerboot kollidiert wäre. Er konnte den Schaden selbst reparieren aber wurde langsamer. Hilfe ist verboten. Diese 18 Meter langen Segelboote haben sogenannte Foils, die sie aus dem Wasser heben und die Yacht schneller gleiten lassen. Diese sind aber auch recht empfindlich bei Zusammenstößen. Die meisten Unfälle passierten durch schwimmende unbekannte Hindernisse, sogenannte UFOs. Der Skipper muss jeden Augenblick damit rechnen. Und das 80 Tage lang bei Wind und Wetter über 50 000 Kilometer auf dem Wasser. Das war die Seite 28 13h29.

Freitag 29. Januar 2021 12h43. Heute vor 100 Jahren bewerteten die Siegermächte des ersten Weltkriegs in einer Konferenz die Kriegsschulden Deutschlands mit über 200 Milliarden Goldmark. Diese Schulden sollte Deutschland durch jährliche Zahlungen tilgen und durch die Abtretung von Land und aller Kolonien sowie durch Lieferungen von Kohle und 90% der Schiffe der Handelsflotte. Frankreich, England, Belgien und Italien erhielten die Werte und konnten so ihre Kriegskredite an die USA zurückzahlen. Die letzte Zahlung von 200 Millionen Euro leistete die Bundesrepublik am 1. Oktober 2010. Insgesamt soll Deutschland fast 70 Milliarden gezahlt haben, nach Ansicht der Alliierten nur 20 Milliarden. Die Toten und die Zerstörungen hatten vor allem Frankreich, Italien und Belgien zu erleiden, wo die Kämpfe vier Jahre lang  von 1914 bis 1918 erbittert geführt wurden. Insgesamt sind 20 Millionen Tote zu beklagen. Am Ende erkannten die deutschen verantwortlichen Generale Ludendorf und Hindenburg die Aussichtslosigkeit und verlangten von der Regierung Verhandlungen zum Waffenstillstand. Durch die Revolution und die Flucht des Kaisers hatte Deutschland eine Regierung der Sozialdemokraten. Die mussten die Verhandlungen führen und wurden von den Rechten mit der Dolchstoßlegende behindert. Demnach soll Deutschland nicht an der Front den Krieg verloren haben, sondern durch die Revolution und die Unzufriedenheit des Hinterlandes. Das war der Nährboden für das Aufkommen der Nazis in Deutschland und die Ablehnung des Versailler Friedensvertrages und der jährlichen Zahlungen an die Sieger durch breite Strömungen des Volkes. Heimlich wurden die Vorbereitungen für den zweiten Weltkrieg getroffen und aufgerüstet. Das war die Seite 29 13h15.

Sonnabend 30. Januar 2021 15h11. Franklin D. Roosevelt wurde heute vor 138 Jahren, 1882, in New York geboren. Er wurde ein bedeutender, weil fortschrittlicher und sozialer Präsident der USA werden. Nach der Weltwirtschaftskrise 1929/30 mit einem Heer von Arbeitslosen schaffte es Roosevelt eine optimistische Stimmung durch etliche soziale Maßnahmen bei den US-Bürgern zu erzeugen. Er war selbst Optimist und glaubte an die Kraft des Volkes. Roosevelt führte den Mindestlohn und die Sozialversicherung auf Bundesebene ein. Dazu noch viele andere soziale Reformen. Immer im Widerstreit mit den reaktionären Kräften der Republikaner. Er wollte auch die Krankenversicherung einführen und scheiterte am Widerstand des Obersten Gerichts, das überwiegend von Republikanern besetzt war. Aber Roosevelt gelang es in seiner langen Regierungszeit von 1933 bis zu seinem Tode 1945 das Oberste Gericht mit sozialen fortschrittlichen Richtern zu besetzen. Auch der spätere demokratische Präsident Barack Obama berief sich auf Roosevelt, als er die Krankenversicherung auch gegen den Widerstand der Republikaner in den USA einführte. Roosevelt war auch überzeugt davon, daß man jedem Bürger einen Arbeitsplatz und ein auskömmliches Leben zusichern muss. Das konnte er nicht durchsetzen und nahm es sich für die Zeit nach dem Ende des zweiten Weltkrieges vor. Aber die Gegner waren zu mächtig und die Nachfolger dachten nicht daran, diese wichtige soziale Reform in Angriff zu nehmen. Das ist auch nicht so einfach unter kapitalistischen Bedingungen. Die Deutsche Demokratische Republik konnte Recht und Pflicht auf Arbeit in der Verfassung sichern, weil der größte Teil der Industrie und des Handels in volkseigenen Betrieben war. Aber wie will man privaten Unternehmern die Vollbeschäftigung aufzwingen? Das war die Seite 30 15h41.

Sonntag 31. Januar 2021 11h38. Telefonieren nach Westberlin wurde für private Nutzer in der Deutschen Demokratischen Republik ab heute vor 50 Jahren, 1971, wieder möglich. Aber nur eingeschränkt mit einer Gesprächsdauer von 3 Minuten. Wir hatten kein Telefon. Nur Feuerwehr und Polizei erhielt zu Hause ein Telefon. Privat ein Telefon zu bekommen war nur mit Sondergenehmigung möglich. Die Betriebe hatten natürlich einen Telefonanschluss. In der Verwaltung und den Betriebsteilen hatte jeder sein Telefon auf dem Schreibtisch. Private Gespräche waren verboten, wurden aber doch gemacht. Wir waren es auch nicht gewohnt privat zu telefonieren. Es war auch nicht möglich, da niemand normalerweise privat ein Telefon besaß. Postkarten und Ansichtskarten wurden geschrieben, um seinen Besuch anzukündigen. Nach Westberlin konnten wir keine Besuche machen, denn ab 1961 trennte uns die Mauer. Ein Telefongespräch nach Westberlin gelang mir von der Telefonzelle, die in der Moldaustraße stand. Vom Fenster aus sahen wir, wenn niemand in der Telefonzelle war. Dann musste man spurten. Ich erreichte auch die Tochter von Haases in Westberlin und ich konnte die Zustimmung für die Übernahme des Gartens in Fredersdorf und ein Treffen zum Vertragsabschluß bekommen. Ansonsten waren nach Westberlin und in das Bundesgebiet zu meinem Cousin Jürgen nur Briefe und Karten möglich. Internet und Mails gab es damals auch nicht. Zu der Zeit war nicht einmal daran zu denken. Auch nicht vorstellbar war, was heute möglich ist: Bildtelefon von überall mit dem Handy mit Skype, Message oder WhatsApp. Wir wissen heute nicht, mit welchem Luxus wir leben. Und es erscheint uns normal. Manche möchten die alte Zeit wieder haben. Aber die war ohne den heutigen Luxus. Es gab viele Wohnungen in Berlin wie bei unserer Tante Mariechen in der Bödicker Straße, mit dem Klo eine Treppe tiefer für die ganze Etage mit einem Schlüssel. Es gab kein Badezimmer. Gewaschen wurde in der Küche. Es gab kein Kinderzimmer. Mit viel Mühe konnte ich ein Fach im Bücherschrank meiner Eltern für meine Bücher bekommen. Ich hatte nicht einmal ein Regalfach für meine Sachen. Das war die Seite 31 12h09.

Nun ist der Winter doch noch in Berlin angekommen.  10 cm Schnee auf dem Auto und darunter Eis auch an Fenstern und Türschlössern.  Mit Enteiser und viel Sonne nach 3 h frei.  Und Motor springt an trotz -6°C in der Nacht. Nun steht der Fahrt nach Grünau für Lolis Lampe nichts mehr im Weg.  Voller Erfolg.


Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Jeden Tag eine Seite schreiben. Februar 2021. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 119/2. 28.2.2021. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex.

Montag 1. Februar 2021 13h30.  La Boheme von Giacomo Puccini wurde heute vor 125 Jahren, 1896, in Turin uraufgeführt. Im Mittelpunkt der Handlung stehen arme Künstler in Paris. Musik, Handlung und Text stimmen überein. Den italienischen Text konnte ich nicht verstehen. Erst 2009 mit Karten des Geigers im Barenboim-Orchester Otto H. erlebte ich in der Staatsoper in Berlin Unter den Linden eine Aufführung mit deutschen Texten auf Bildschirmen neben der Bühne. Es war wie eine neue Erkenntnis. Die Opernarien bekamen einen Sinn. Puccini verstand es, Gefühle in starke Musik zu verwandeln. La Boheme ist eine der meist gespielten Opern überall auf der Welt. Es ist eine Darstellung der Wirklichkeit. Keine Verherrlichung von Fürsten und Reichtum, wie das meist so üblich war und wie sich die Komponisten am Hof der Herrschenden am Leben hielten. Puccinis Eltern und Vorfahren waren Musiker und konnten dem Sohn eine gute Ausbildung gewährleisten. Giacomo Puccini komponierte viele Opern, die noch heute gespielt werden und war schon zu Lebzeiten ein gefeierter und reicher Künstler. Er starb 1924 an Kehlkopfkrebs im Alter von 65 Jahren. Offensichtlich die Folge seines intensiven Rauchens. Mit La Boheme steht er in der Reihe jener Künstler wie Brecht mit seiner Drei Groschen Oper und Gershwins Porgy and Bess. Er zeigte das Schicksal jener Menschen, die normalerweise nicht im Mittelpunkt stehen, also die im Dunklen sind, wie Brecht schrieb. Opernarien sind schwer zu verstehen. Besonders, da sie oft in der Originalsprache gesungen werden. Das klingt sicher auch besser als eine Übersetzung.  Die Darstellung der Übersetzung des Textes auf Bildschirmen neben der Bühne ist eine kluge Erfindung. Das war die Seite 32 14h03.

Dienstag 2. Februar 2021 13h16. Alfred Brehm wurde heute vor 198 Jahren, 1829, geboren. Er wurde Zoologe und Weltreisender. Auf Grund seiner Kenntnisse und Erlebnisse schrieb er das weltbekannte Werk Brehms Tierleben. Seinem Andenken gemäß nannte Tierparkdirektor Professor Dr. Dr. Dathe sein Raubtierhaus Alfred-Brehm-Haus. Es enthält auf zwei Seiten Käfige für Tiger, Leoparden, Puma, Jaguare und andere Katzen, die man vom Inneren des Hauses besichtigen kann und die nach außen einen Auslauf haben. Der neue Tierparkdirektor aus Westdeutschland hat diese Käfige geschlossen und einige Gehege außerhalb des Hauses angelegt. Die meisten Raubtiere kamen in andere Zoos. Das Alfred-Brehm-Haus steht auf dem Gelände der ehemaligen Kolonien hinter dem Schlosspark der Treskows in Berlin-Friedrichsfelde: Im Osten an der Kippe die Kolonie Bruchweg, dann Dauergarten, Waldheim, Sonnenschein, dann kam ein Waldstück mit einem abgedecktem Graben gegen Bombensplitter, dann Birkenstein, dann das Arbeitslager, das die Gestapo in der Nazizeit in ein Konzentrationslager verwandelte und zur Treskow-Allee gab es noch Müllers Ausfluggaststätte, einen hohen Sandberg zum Rodeln im Winter, einen Kohlenhandel und die Kolonie am Schlosspark, wo mein Freund Werner Gebhardt geboren wurde. Ich wurde im Grundstück der Kolonie Waldheim 22 geboren. Da hatten sich meine Eltern eine Wohnlaube gebaut und den sandigen Boden des Grundstücks mit Obstbäumen und Gemüsebeeten urbar gemacht. Hinter der Wohnlaube legten sie einen Hühnerstall an und für Kaninchen mehrere Ställe. Mein Vater war Kaninchenzüchter und brachte seine Prachtexemplare auf Ausstellungen. In den 1950er Jahren wurde aus dem Schlosspark und den Kolonien das Gelände des Tierparks Berlin. Grundstücke und Kolonien verschwanden und machten Platz für Tiergehege, Werkstätten, einem Heizhaus und Gebäude für die Verwaltung, die Futterküche, die Tierärzte, den Schlächter, eine Scheune für Stroh und Heu. die Jungtieraufzucht  und die Dienstwohnung für die Leiterin der Jungtieraufzucht. Das war die Seite 33 13h56.

Mittwoch 3. Februar 2021 12h45.  Heute vor 200 Jahren, 1821, wurde Elisabeth Blackwell geboren. Sie wurde 1849 die erste weibliche Ärztin in den USA. Das ist nicht lange her, wenn man die die Zeit vorher bedenkt, wo Frauen keine Aussicht hatten zu studieren und Ärztin zu werden. Auch ihr wurde der Lebensweg schwer gemacht. Sie setzte sich durch. Damals herrschte in den USA noch die Sklaverei. Elisabeth Blackwell war dagegen und setzte sich für die Schwarzen ein. Sie begründete einige soziale Projekte. Nach ihrem Umzug nach England gründete sie dort eine Art Sozialversicherung. Frauen haben offensichtlich mehr als Männer einen sozialen Blick. Meine Mutter musste gleich nach dem Schulabschluss - damals 8. Klasse - in der Fabrik arbeiten und Geld verdienen. Ihre Schwester ebenfalls. Ihre Eltern konnten eine Ausbildung nicht finanzieren. Erst die Deutsche Demokratische Republik ermöglichte ihr 1949 die staatlich Anerkennung als Fürsorgerin. Sie betreute die Gemeindeschwestern in den Dörfern im Kreis Strausberg und nach ihrem Umzug nach Berlin Krebskranke im Bezirk Friedrichshain.  Aber man trifft auch heute noch auf die Meinung, daß Frauen für Küche, Kirche und Kinder sorgen sollten. Das ist das Erbe der Bundesrepublik Deutschland. Frauen waren vom Mann abhängig. Sie durften nur mit Zustimmung ihres Mannes eine Arbeit aufnehmen und ein eigenes Bankkonto haben. Nach wie vor verdienen Frauen weniger als Männer. In der Deutschen Demokratischen Republik gab es keine Diskriminierung. Durch kostenlose Kinderkrippen und Kindergärten war die Betreuung der Kinder gesichert.  Frauen arbeiteten in allen Verwaltungs- und Leitungspositionen. Gesundheitswesen und soziale Versorgung waren vorbildlich. Aber viele DDR-Bürger wollten den angeblich goldenen Westen und zerstörten die DDR.   Das war die Seite 34  13h17.

Donnerstag 4. Februar 2021 13h02.  Charles Lindbergh wurde heute vor 119 Jahren, 1902, geboren. Er wurde durch seinen Nonstop Alleinflug über den Atlantik 1927 weltbekannt. Lindbergh startete mit seiner einmotorigen Spirit of St. Louis um 8 Uhr in New York und landete einen Tag später um 22 Uhr in Paris. In den 33,5 Stunden hatte er fast 6 000 Kilometer zurückgelegt. Einmal schlief er ein und die Gischt spritzte durch das Fenster und weckte ihn auf. Um Gewicht zu sparen, verzichtete er auf Heizung, Sextanten und Funk. Es war eine sensationelle Leistung und er wurde trotz der Nacht und Dunkelheit auf dem Flugplatz bei Paris von einer riesigen Menschenmenge jubelnd begrüßt. Nach einer Runde um den Eifelturm landete Lindbergh sicher. Damit hatte er das Preisgeld von 25 000 Dollar gewonnen und durch Interviews und Veröffentlichungen noch ein Vielfaches verdient. Er erhielt viele Ehrungen und eine Parade durch New York. Auch der Nazi-Luftfahrtminister Göring zeichnete ihn mit einem hohen Orden aus. Lindbergh hielt antisemitische Reden und wollte die USA aus dem Weltkrieg heraushalten. Nach dem hinterhältigen Überfall der Japaner auf den US-Stützpunt Pearl Harbor auf Hawai und dem Eintritt der USA in den zweiten Weltkrieg meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Er wurde wegen seiner deutschfreundlichen Haltung nicht angenommen und durfte nur bei der Produktion von Flugzeugen Ratschläge geben. Aber im Pazifikkrieg durfte er im Kampfflugzeug mitfliegen nachdem er sich von seiner Haltung distanziert hatte. Nach seinem Atlantikflug hatte Lindbergh geheiratet. Sie bekamen sechs Kinder. Der erste Sohn, auch mit Namen Charles, wurde mit 2 Jahren entführt und trotz Zahlung des Lösegelds ermordet. Den deutschen Einwanderer Bruno Kaufmann verurteilte man zum Tode. Er starb auf dem elektrischen Stuhl.  Das war die Seite 35 13h31.

Freitag 5. Februar 2021 13h36.  Heute vor einem Jahr wählten in Thüringen die Abgeordneten des Landtages den neuen Ministerpräsidenten aus der Fraktion der Freien Demokraten mit Hilfe der Stimmen der Abgeordneten der Alternative für Deutschland (AfD). Die AfD ist eine rechtsgerichtete populistische Partei, die es erst seit 2013 in Deutschland gibt. Keine demokratische Partei will mit der AfD zusammen arbeiten. Ein Aufschrei ging durch Deutschland und der neu gewählte Ministerpräsident trat zurück. Der langjährige  und erfolgreiche Ministerpräsident von den Linken Bodo Ramelow blieb Ministerpräsident.  Die AfD schaffte es sogar in den Bundestag. Sie ist die stärkste Fraktion der Opposition gegen die regierende Koalition der CDU/CSU mit den  Sozialdemokraten. Die Sozialdemokraten gibt es schon seit dem 19. Jahrhundert und sie hat die meisten Mitglieder, über 400 000. Die AfD hat nur 30 000 Mitglieder aber viele Unzufriedene, Judenhasser, Neonazis, Reichsdeutsche und Menschen, die an eine Überfremdung in Deutschland glauben und Angst vor Ausländern haben wählen sie.  Dabei hat es schon immer Migration in Deutschland gegeben. So wie viele Deutsche das Land verlassen, so sind auch immer schon Ausländer nach Deutschland eingewandert. Migration belebt die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Kultur. Der alte Fritz, Friedrich II der Große ließ alle nach ihrer Facon selig werden. Und so kamen aus Frankreich die von den Katholiken verfolgten Hugenotten nach Deutschland. Sie trugen wesentlich zur Entwicklung der Wirtschaft und Kultur bei. Auch die unter der Naziherrschaft verfolgten und ermordeten Juden waren ein wesentlicher Bestandteil des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens in Deutschland gewesen.  Die Ein- und Auswanderung gibt es in allen Ländern der Erde. Alle erhoffen sich eine Verbesserung ihres Lebens. Aber ein Neuanfang im Ausland ist oft schwierig. Besonders auch wegen der Sprache und der andersartigen Kultur. Erst die folgenden Generationen sind richtig integriert. Das war die Seite 35 14h08.

Sonnabend 6. Februar 2021 14h04. Wegen Teilnahme an Demonstrationen für den Regimekritiker Alexei Nawalny wies Russland gestern drei Diplomaten aus. Einer aus Schweden, einer aus Polen und einer aus Deutschland. Diplomaten ist es verboten sich in innere Angelegenheiten des Gastlandes aktiv einzumischen. Nawalny ist Rechtsanwalt und deckte schon mehrere millionenschwere Korruptionsfälle bei Regierungsbeamten auf. Gewaltige Demonstrationen für Nawalny werden regelmäßig von der Polizei behindert und Demonstranten festgenommen. Sie wollen den Rücktritt des Präsidenten der Russischen Föderation Putin und das Ende der Bereicherung der Eliten. Seit Jahren wird im Westen davon berichtet. Besonders nach der Vergiftung mit dem Kampfmittel Novitschok im vorigen Jahren und die Behandlung und Genesung in der Berliner Charite im vorigen Jahr ist die Empörung in den westlichen Medien groß. Immer wieder werden Sanktionen gegen Verdächtige verhängt. Nawalny wurde vom russischen Geheimdienst beobachtet und soll auch durch namentlich bekannte Mitarbeiter des Geheimdienstes vergiftet worden sein. Bei seiner Rückkehr aus Deutschland wurde Nawalny verhaftet und in allen großen Städten des Landes gab es Demonstrationen für seine Befreiung. Nun wurde er zu drei ein halb Jahren Straflager verurteilt und es gibt weitere Prozesse gegen ihn, die ihn weitere zehn Jahre wegen angeblicher Unterschlagung in ein Gefängnis bringen könnten. Damit wird verhindert, daß sich Nawalny als Präsidentschaftskandidat gegen Putin aufstellen lassen kann.  Durch Facebook, Twitter und anderen Mitteln der Kommunikation lassen sich heutzutage leicht Demonstrationen organisieren. So gibt es überall Demonstrationen von Unzufriedenen. Die Völker sind gespalten. Das war die Seite 36 14h39.

Sonntag 7. Februar 2021 14h57.  Heute vor 50 Jahren, 1971, erhielten Frauen der Schweiz das Wahlrecht. Dem waren mehrere Volksabstimmungen vorangegangen. Dabei waren nur Männer stimmberechtigt. Die Frauen wurden nicht gefragt. Fortschrittliche Frauen hatten aber schon seit Jahrzehnten um ihre Gleichberechtigung demonstriert. In den Volksabstimmungen der Männer wurde das Wahlrecht für Frauen abgelehnt. Nur in der letzten 1970 gab es eine knappe Zustimmung. So ließen die Männer zu, daß Frauen auch in der Schweiz den Bundesrat wählen durften. In anderen Ländern war die Gleichberechtigung schon weiter. 1893 erhielten die Frauen Neuseelands das Wahlrecht und 1919 auch die deutschen Frauen. Damit übernahmen sie auch die Mitverantwortung für das politische Geschehen und konnten es beeinflussen. Die Wirklichkeit sieht bis heute anders aus. Frauen bekommen weniger Lohn als Männer für die gleiche Arbeit. Sie haben es viel schwerer, in Leitungspositionen zu kommen. Immer wieder kommt die Forderung nach einer Quotenregelung, um die Großbetriebe zu zwingen, ihre Vorstände und Direktoren auch mit Frauen zu besetzen. Selbst gut ausgebildete Frauen ziehen es oft vor, ihre Zeit mehr für die Familie einzusetzen und bestenfalls in Kirchen und gemeinnützigen Organisationen mitzuarbeiten. Das bringt die Leitung der Gesellschaft in eine Schieflage. Es fehlt die Sicht der Frauen in Wirtschaft und Politik. Frauen brauchen Unterstützung durch Kindergärten und Krippen. Und durch weitere Mechanisierung des Haushalts, welches überwiegend immer noch eine Sache der Frauen ist. Die Regierung bemüht sich mit Müttergeld und Unterstützung von Schwangeren und Müttern. Es ist wohl noch ein langer Weg zur vollen Gleichberechtigung der Frauen. Nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Wirklichkeit. Das war die Seite 37 15h26.

Montag 8. Februar 2021 13h24.  Ing. Hansgeorg Flindt wurde heute vor 97 Jahren, 1924, geboren. Ich lernte ihn nach der Wende im DCB - Drachenfliegerclub Berlin - kennen. Unsere Bemühungen, in Ostberlin einen Klub für Drachenflieger zu haben, fielen ins Wasser. Die Ossis beteiligten sich an Westklubs. Mit Hennig R. besuchten wir den DCB und ich wurde Mitglied. Hansgeorg Flindt war Westberliner und auch Mitlied im DCB. Er hatte einen besonderen Hängegleiter. Er ließ sich so klein zusammen falten, daß er in den Kofferraum seines Mercedes passte.  Diese Konstruktion hatte sich ein Mitglied des DCB einfallen lassen. Ich wollte mir zuerst auch einen Drachen selbst bauen. Ein Student aus Leningrad hatte die Konstruktionsunterlagen. Dort in der Sowjetunion hatten sie schon seit Jahren Drachen gebaut und geflogen. Hier in der DDR war es verboten. Ich bat den Cousin meiner Frau Henning G. in München um Konstruktionsunterlagen. Bei euch ist das verboten, schrieb er zurück und schickte keine Unterlagen. Der Brief wurde von der Staatssicherheit der DDR abgefangen. Ich fand eine Kopie in meinen Stasiunterlagen, die ich nach der Wende einsehen durfte. Deshalb mussten meine Kollegen in Ökonomie Finanzen ÖF im VEB Elektrokohle Lichtenberg und ich zur Betriebsärztin, um Blut abzugeben. Ein Drachen war vor der Grenze nach Westberlin abgestürzt. Daran war Blut gefunden worden und man vermutete, ich wäre der Pilot. Aber zum Glück war es eine andere Blutgruppe. Jedenfalls finden sich Notizen in meiner Stasiakte dazu. Mit Hansgeorg Flindt hatten wir einige schöne Flüge von kleinen Hügeln rund um Berlin. In die Alpen nach Frankreich wollte er nicht mitkommen. Er flog lieber Propellermaschinen in Saarmund. Dort hatte er schon in der Nazizeit in Gleitfliegern geübt. Er war ein begeisterter Flieger. Das war die Seite 38 13h59.

Dienstag 9. Februar 2021 14h44.  Apollo 14 landete heute vor 50 Jahren, 1971, nach der Monderkundung im Pazifik. Am 31. Januar 1971 war die Rakete in Florida auf dem Kennedy Air Space Center gestartet worden. Mit Micha hatten wir in den 1990er Jahren von unserem Urlaubsort Miami Beach mit einem Leihauto einen Tagesausflug zum Space-Center gemacht. Es war das Beste unseres Florida-Urlaubs. Wir waren in dem mächtigen Gebäude, wo die Raketen zusammengebaut wurden und an der Abschussrampe. Beeindruckend die schwarz gebrannten Ziegel unter der Raumfähre Atlantis. Eine fantastische Leistung der Ingenieure, daß nicht noch mehr passiert ist. Erstaunlich der Einsatz von Menschen für diese gefährlichen Abenteuer. Offensichtlich war die Computertechnik noch nicht so weit. Heute könnte man alles ohne den Einsatz von Menschen machen. Aber auch heute bereitet man unverständlicherweise  für die Marsmission Astronauten vor. Dabei ist eine Abwesenheit von der Erde über viele Monate nötig. Wie sollen das Menschen überstehen ohne erhebliche Schäden an Körper und Geist? Ist das nicht rücksichtslos? Richtig wäre doch alle Kräfte zu bündeln für ein Raumschiff mit Gravitation, also eine künstliche Schwerkraft. Auf die Dauer ist das unerlässlich. Denn das ist der normale Zustand des Menschen. Ohne den ist ein Überleben auf längere Zeit nicht möglich.  Und zuerst sind nicht Menschen in den Weltraum zu schießen, sondern Roboter. Die leisten das Gleiche und sind nicht so empfindlich wie menschliche Körper. Danach sind Menschen für den Weltraum geeignet. In einer autonomen Kapsel mit allem was nötig ist. Alles muss im Kreislauf wieder verwendet werden. Wasser, Luft, Nahrung. Ein Leben in einem derartigen Raumschiff ist angenehmer, gesünder und nützlicher als auf der Erde. Wir werden uns daran gewöhnen. Das war die Seite 39 15h12.

Mittwoch 10. Februar 2021 12h52.  In einem Schachspiel unter Wettbewerbsbedingungen schlägt heute vor 25 Jahren, 1996, ein US-Computer den Schachweltmeister Gary Kasparow aus Aserbaidschan. Bei einer Revanche aber siegt Kasparow und erhält eine Preisgeld von 500 000 Dollar. Kasparow verweigert sich weiteren Spielen. Der US-Computer wird verschrottet. Er war nicht lernfähig, wie seine Entwickler aussagten. Es geht ja um die Frage, ob Maschinen einmal den Menschen überlegen sein können.  Die Wissenschaftler sind geteilter Meinung. Kasparow sagte: Intelligenz erkennt man nicht auf dem Weg, sondern nur im Ergebnis. Was ist aber Intelligenz? Klugheit und Wissen doch wohl. Ansonsten ist das Wort Intelligenz ein Kunstwort ohne Substanz, das man manipulativ einsetzen kann. Wie das Wort Liebe, das aus Sex und Zuneigung besteht. Unsere Fähigkeit zu denken spielt uns wohl oft etwas vor. So auch die Gefahr der Überlegenheit von Maschinen. Niemals werden Maschinen denken können. Sie können nur nachvollziehen, was ihre Konstrukteure entwickelt haben. Dabei spielt es eben eine Rolle, ob Maschinen lernfähig sind. Das Kombinieren von Wissen zu etwas Neuem kann nur ein menschliches Gehirn. Dabei hat das Gehirn den Nachteil, daß es vom Gefühl beeinflusst wird. Unser Handeln soll angeblich mehr vom Gefühl als vom rationalen Denken bestimmt werden, haben Wissenschaftler ermittelt. Das ist sicher nicht nachteilig, denn es geht ja vorwärts. Allerdings recht langsam. Und das kann im Einfluss des Gefühls liegen. Wie Religion. Die hat immer noch bei all den Erklärungen durch die Wissenschaft viel Einfluss in der Welt.  Das ist wohl darin  begründet, was nach unserem Tod ist. Man kann sich schwer mit der Vorstellung eines endgültigen Endes abfinden. Glücklich sind die da glauben können. Denn sie gehen leichter durch das Leben.  Das war die Seite 40 13h21.

Donnerstag 11. Februar 2021 14h34.  Heute vor 50 Jahren, 1971, legten die Sowjetunion, die USA und Großbritannien in ihren Hauptstätten einen Vertrag aus, das den Meeresboden frei von Atom- und anderen Massenvernichtungswaffen halten sollte. Das Wettrüsten in Ost und West war sehr bedrohlich für das Leben auf der Erde geworden. Wenigstens das Weltall und der Meeresboden sollte friedlich bleiben. 80 der 200 Staaten der Erde ratifizierten bisher den Vertrag. Frankreich und China nicht. Auf Inseln wurden weiter Atom- und Wasserstoffbomben gezündet. Wie es auf und im Meeresboden jetzt aussieht, ist schwer einzuschätzen.  Eine Kontrolle der Einhaltung des Vertrages wäre notwendig. Man verlässt sich wohl international auf die Abschreckung und die tödliche Gefahr für alle Menschen auf der Erde. Der Einsatz von nuklearen Sprengmitteln ist bisher vermieden worden. Die Kriege in Vietnam, Korea, Afghanistan, Irak, Iran, Jemen, Syrien, in der Ukraine und Libyen kamen mit konventionellen Kampfmitteln aus. Da standen auch immer die Großmächte USA und die Sowjetunion dahinter. Wenn sich aber einzelne Wirrköpfe der Technologie bemächtigen, ist eine Abwehr schwierig. So gesehen haben die Geheimdienste der Großmächte im internationalen Maßstab Sinn. Zu den Hiroshima- und Nagasaki-Atombomben sind die heutigen nuklearen Bomben 1000 Mal gefährlicher in ihrer Auswirkung. Da wird nicht nur eine Stadt sondern jeweils gleich ein ganzes Land zerstört, alle Menschen getötet und durch Strahlung für Jahrtausende unbewohnbar. Verantwortungsbewusste Politiker wissen das. Präsident Truman wies die Forderung seines Generals McArthur zurück, im Koreakrieg Atombomben einzusetzen. Die US-Rüstungsindustrie hatte schon kleine Atombomben mit begrenzbarer Auswirkung angeboten. Aber auch diese haben bisher keinen Einsatz gefunden. Denn wie leicht kann derartiges eskalieren. Das war die Seite 41 15h19.

Freitag 12. Februar 2021 12h39.  Charles Darwin wurde heute vor 212 Jahren, 1809, geboren. Er hatte das Glück auf der Beagle um die Erde zu segeln und dabei Tiere und Fossilien zu studieren. Wieder zu Hause in England führte er die Forschungen weiter und kam zu sensationellen Ergebnissen. Im Gegensatz zu dem damaligen Glauben, daß die Erde mit allem was da drauf ist in einem Augenblick von einem Gott erschaffen wurde und sich seitdem nichts verändert hat, konnte Darwin mit den Ergebnissen seiner Forschungen beweisen, daß sich alles entwickelt hat. Die Evolution. Die großen fossilen Knochen, die er in Südamerika fand, stammen von riesigen Tieren, die schon vor Millionen Jahren die Erde beherrschten und dann ausstarben. Die veränderten geologischen Bedingungen haben in langen Zeiträumen die Tier- und Pflanzenwelt zur Anpassung gezwungen. Seine Erkenntnisse getraute sich Darwin nicht gleich zu veröffentlichen, denn von der Kirche und von reaktionären Wissenschaftlern war viel Gegenwind zu erwarten. So kam es auch als Darwin am Ende seines Lebens das Buch über die Entwicklung der Arten herausgeben ließ. Es kann doch wohl nicht sein, daß wir von den Affen abstammen? Aber von den Vorfahren der Menschenaffen passte sich eine Art den veränderten Umweltbedingungen in Afrika an, verließ die Bäume, lief auf den Beinen und hatte Arme und Kopf frei, um die ganze Erde zu bevölkern. Eine Entwicklung des Menschen von zwei bis drei Millionen Jahren. Nur wenig im Verhältnis zu den vier Milliarden Jahren der Erde und der Zeit, als sich Leben, die Meere und die sauerstoffreiche Luft entwickelte. Viele Tier- und Pflanzenwelten lebten schon vor uns und sind durch veränderte Lebensbedingungen, durch Vulkane, Meteoriten und Asteroiden untergegangen. Auch unsere Gesellschaft ist gefährdet. Es sind Gegenmittel zu entwickeln. Der Stand heutiger Technik lässt das zu. Wenn nur nicht die Dummheit in der Menschheit wäre und der Egoismus, der uns zu Kriminalität, Kriegen und zur Vernichtung unseres fantastischen Reichtums verführt. Das war die Seite 42 13h11.

Sonnabend 13. Februar 2021 15h06.  Sigmund Jähn wurde heute vor 84 Jahren, 1938, im Vogtland im Erzgebirge geboren. Vom Buchdrucker entwickelte er sich zum Kosmonauten. Er flog in einer sowjetischen Raumkapsel mit dem Kommandanten Valerie Bykow. Sieben Tage blieben sie in einem Rundflug um die Erde, erlebten die Schwerelosigkeit und probierten, wie sich Kristalle in der Schwerelosigkeit bilden und wie sich der Flug auf den menschlichen Körper auswirkt.  Fliegen ist eine schöne Sache. Ich flog im Drachen, einem Hängegleiter und konnte kurzzeitig auch die Schwerelosigkeit erleben. Das wühlt den Körper auf. Damit hat er nicht gerechnet und wehrt sich. Das ist sehr angenehm. Genauso die Schwerelosigkeit beim Tauchen und Skifliegen am Abhang. Ein Gefühl des Wahnsinns, des Übermenschlich seins, des anders seins. Als Kinder sprangen wir sandige Abhänge herunter und erhielten etwas von diesem Gefühl. In der Südsee ist es ein Höhepunkt von Feiern, wenn sich mutige Burchen von Bäumen stürzen. Alles nur wegen des Gefühls der Schwerelosigkeit. Aber auf die Dauer ungesund. Dafür ist der Körper nicht gebaut. Warum schickt man Menschen in den Weltraum? Wo doch Maschinen auch alles machen können. Vielleicht nicht am Anfang der Weltraumflüge. Da war die Anwesenheit von Menschen vielleicht noch nötig. Aber heute nicht mehr. Trotzdem geht es auch beim Flug zum Mars um die Beteiligung von Menschen. Sind Menschen so wenig Wert?  Zuerst muss die Schwerelosigkeit in Raumschiffen überwunden werden, wenn Menschen längere Zeit im Weltraum bleiben sollen. Auf die Dauer überleben Menschen nicht die Schwerelosigkeit ohne schwere gesundheitliche Schäden. Für einen Augenblick sehr angenehm. Aber auf die Dauer tödlich. Das war die Seite 43 15h29.

Sonntag 14. Februar 2021 11h50.  Vysoke nad Jizerou mit seinen beiden Schleppliften war seit 1981 unser Ziel in den Winterferien. Die 14 Tage in der DDR lagen im Januar und oder Februar. Mit der Übernahme der DDR durch die BRD gab es ab 1991 keine Winterferien, denn die BRD hatte um Ostern die ersten größeren Schulferien im Jahr. Nach einigen Jahren aber gab es eine Änderung. Wir bekamen unsere Winterferien wieder zurück. Aber dann probierten wir die Abfahrten in den Alpen, in Österreich, der Schweiz und in Frankreich. Trotzdem, Vysoke nad Jizerou ist eine schöne Erinnerung. Mein Freund Jan K. aus Prag hatte das möglich gemacht. Er fuhr mit seinen Freunden jedes Jahr in diese Gegend. Einmal nahm er mich mit und im nächsten Jahr vermittelte Jan mir, Vera, Angela und Loli eine ehemalige Weberhütte für unseren Winterurlaub. Die gefiel Vera nicht und in der nahen Tankstelle bekam ich die Adresse von Rainis, die noch Zimmer frei hatten.  Also zogen wir schnell um und durften auch in den nächsten Jahren dort im Winter bleiben. Dabei war der Paseky die nächste Abfahrt für uns. Rainis hatten einen Holzofen im Keller, der das ganze Haus sehr angenehm wärmte. Nach Schnee, Wind und Eis am Tag war das jedes Mal ein gemütlicher Abend. Essen konnten wir selbst machen. Auf der Piste gab es Kioske und Restaurace und am Abend kauften wir in einem Delikatessengeschäft im Dorf das Notwendige ein. Unser Trabant zeigte sich auch im Winter auf vereisten, bergigen und verschneiten Straßen mit den fünf Abfahrtski auf dem Dach als ein zuverlässiges Transportmittel. Die Gegend im Isargebirge gegenüber dem Riesengebirge war zu dieser Zeit immer schneesicher. Gegen den Borkenkäfer hatte man große Teile des Waldes abgeholzt und es wehte oft ein schneidender Wind auf den Höhen. Es war jedes Jahr eine aktive Erholung von unserem Berliner Arbeitsleben. Das war die Seite 44 12h28.

Montag 15. Februar 2021 13h30.  Heute vor 50 Jahren, 1971, führte Großbritannien das Dezimalsystem ein. Bisher hatte ein Pfund Sterling 12 Shilling und ein Shilling hatte 20 Cent. Nun war ein Pfund 100 Cent wert. Für diese Änderung gab es keine Volksabstimmung. Der Ministerpräsident verfügte das einfach. In einem Land mit Königin, Oberhaus und Unterhaus ist das wohl möglich. Es gab deshalb auch viele Proteste. Das Volk wollte sein bisheriges System beibehalten. Die Einführung des Dezimalsystems in Großbritannien stand in Verbindung mit dem Eintritt in die Europäische Gemeinschaft. Aber Großbritannien blieb in vielen Dingen an den alten Gewohnheiten hängen. Es gibt bis heute Meilen und der Linksverkehr ist auch noch nicht abgeschafft. Mit dem Brexit haben sich die Reaktionäre durchgesetzt und Großbritannien von der Europäischen Gemeinschaft getrennt.  Diesmal mit einer Volksabstimmung, die sie knapp gewannen. Es ist zweifelhaft, ob sich alle Bürger Großbritanniens über die Folgen im klaren waren. Aber es gab eine starke Strömung in der Gesellschaft für die Abtrennung. Nun werden die Waren knapp, der Grenzverkehr mit dem Festland wird durch Bürokratie behindert und die ausländischen Arbeitskräfte überlegen, ob es nicht besser ist in die Heimatländer zurückzukehren. Verschlimmert wird das Ganze noch durch den Ausbruch der Corona-Pandemie vor einem Jahr. Großbritannien ist dabei besonders betroffen mit vielen Infizierten, Kranken und Toten. Merkwürdigerweise sind diese Bestrebungen der Abtrennung und Selbständigkeit auch in anderen Ländern vorhanden. Katalonien wählte gestern. Die drei Parteien, die für die Loslösung von Spanien sind, erhielten zusammen die meisten Stimmen. Aber die eine Partei, die für einen Verbleib in Spanien eintritt, bekam mehr Stimmen als jede andere Partei. Es wird eine schwierige Regierungsbildung, wie auch im Kosovo, wo auch jetzt gewählt wurde, das der Westen vor Jahren mit Krieg von Serbien trennte. Die Hälfte ging nur wählen und davon die Hälfte ist für die Abtrennung.  Warum sind wir nicht Kompromiss fähig? Die Zeit der kleinen Völker ist längst vorbei. Die Probleme lassen sich nur gemeinsam lösen. Das war die Seite 45 13h55.

Dienstag 16. Februar 2021 14h46.  Heute vor 200 Jahren, 1821, wurde Heinrich Barth in Hamburg geboren. Mit 29 Jahren schloss er sich einer britischen Sudanexpedition an. Nordafrika und Zentralafrika erforschten sie von 1850 bis 1855. 1853 erreichten sie die geheimnisvolle Wüstenstadt Timbuktu im heutigen Mali. Barth war der einzige europäische Überlebende. Er nannte sich Abd el Kerim und sagte, er käme aus der Türkei. Er musste an einer Jagd auf Sklaven teilnehmen.  1855 kehrte Barth zurück und schrieb bis 1858 fünf Bücher über seine Erlebnisse und Entdeckungen. Barth beschrieb 49 sudanesische Sprachen. Er betrachtete Afrikaner als gleichberechtigte Menschen. Das war neu. Die Europäer sahen auf Afrikaner herab. Sie glaubten sich überlegen in Zivilisation, Kultur und Wirtschaft. Das gibt es heute noch. Der Rassismus steckt uns Europäer in den Knochen. Die Nazis konnten das für ihren Judenmord ausnutzen und auch heute findet man in fast allen Ländern diese Überheblichkeit. Besonders in den USA rotten sich Weiße zusammen und glauben sich wehren zu müssen. Ku Klux Klan und White Power mit der Hakenkreuzfahne der Nazis werden sogar geduldet und finden Anhänger. Barth jedenfalls betrachtete Afrikaner als gleichberechtigt. Und das schon vor über 150 Jahren. In der Zwischenzeit konnte Kaiser Wilhelm II mit seiner Hunnenrede gegen Chinesen hetzen und die Nazis Millionen Juden ermorden. Es geht nur langsam voran im Kopf. Wie weit könnte unsere Kultur und Wirtschaft schon sein ohne diesen Egoismus, diese Überheblichkeit und Dummheit. Das war die Seite 46 15h10.

Mittwoch 17. Februar 2021 14h07.   Heute ist der 7. Tag nach meiner zweiten Impfung gegen den Corona-Virus und nun bin ich zu 95% immun. Micha meinte eben in Skype, daß nach neuesten Testungen in Israel 97 bis 98% Immunität mit dem Pfizer BionTech Serum gemessen wurden. Merkwürdigerweise steht im Impfausweis dieses Serum nicht explizit drin, sondern nur Zahlen. Aber das Impfzentrum in Treptow, die Arena, soll von Anfang an nur dieses Serum bekommen haben. Wie dem auch sei: Ich habe es hinter mir. Das heißt nicht ganz gewiss. Die Mutationen können bald zu einer neuen Impfwelle führen, wenn sich die bisher entwickelten Impfstoffe als unwirksam gegen die vielen neuen Variationen des Corona-Virus herausstellen. Das Ganze wird uns noch Jahre lang ärgern. Es sei denn, die Sache erledigt sich von selbst durch die sogenannte Herdenimmunität. Die bisherigen Seuchen hörten wie von selbst auf. Es ist alles noch sehr undurchsichtig trotz der vielen Labore in aller Welt. In den sieben Tagen nach der zweiten Impfung waren einige Risiken angekündigt worden. Das war in dem Film, der allen Impfwilligen vor der Impfung in der Impfstation gezeigt wurde. Es sollte zu Rötungen an der Einstichstelle kommen und einen lahmen Arm und Kopfschmerzen und schlechtes Allgemeinbefinden. Aber bei mir war die Einstichstelle nur einige Tage lang empfindlich bei Berührung und zwei Mal hatte ich Fieber in der Nacht. Durch Öffnen der Balkontür - draußen waren zweistellige Minusgrade - für einige Stunden und ohne Bettdecke war die Hitze aus dem Körper. Also die angekündigten Risiken durch das Impfen zeigten sich nicht. So gesehen war die Sache eine nicht unangenehme Unterbrechung des Alltags. Die Taxe kam pünktlich wie vereinbart um 16h15 und wir waren auch rechtzeitig in Treptow vor der Arena. In einer Schlange von 50 bis 100 Taxen. Es gingen nur langsam voran. Aber schließlich riss ein Helfer des Impfzentrums am Eingang die Tür auf, nahm die Papiere mit dem Impfausweis und wies mich zum nächsten Helfer, der mir eine neue FFP2 - Maske verpasste. Nach einer Stunde war ich wieder draußen. Das war die Seite 47 14h45.

Donnerstag 18. Februar 2021 11h22.  Martin Luther starb heute vor 475 Jahren, 1546, in Eisleben/Sachsen. Mit seinen 95 Thesen an der Kirche in Wittenberg leitete er die Reformation ein und die Trennung der evangelischen von der katholischen Kirche. Direkter Anlass war der Ablasshandel des Papstes. Sünden wurde man los durch Geldgeschenke an den Papst. Der katholische Klerus lebt bis heute im Reichtum. Luther machte das damals nicht mit. Die katholischen Fürsten und Könige führten brutale Kriege gegen die Reformation aber konnten seine Ausbreitung nicht verhindern.  In Ostdeutschland, der Schweiz, in den USA und in Großbritannien ist man überwiegend Mitglied einer reformierten Kirche. Nebenbei existiert die katholische Kirche. Wir in unserer Familie sind nicht Mitglied irgendeiner Kirche. Ich wurde nicht getauft aber nach der Wende, nach Übernahme durch die Bundesrepublik wurde mir Kirchensteuer vom Gehalt abgezogen. Der Vater meiner Mutter, Ludwig Reddig, nahm seine beiden Töchter aus der katholischen Schule, als er Fronturlaub im ersten Weltkrieg bekam. Es muss ein böser Gott sein, wenn er dieses Gemetzel in den Schlachten zulässt, sagte er.  Die Kirchen machten nichts gegen den Krieg. Sie segneten die Waffen, was immer das bedeutet. Jedenfalls nichts Gutes. Die Bundesrepublik produziert Waffen und liefert sie an das Ausland. Maschinengewehre, Panzer, Kriegsschiffe. Es wird nicht weniger, obwohl die Sozialdemokraten mit in der Regierung sind. Man muss etwas dagegen tun, denn mehr Waffen bedeutet auch mehr Gefahr. Waffen sind zum töten da. Sie schaffen keinen Frieden und stören den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft. Das war die Seite 48 11h51.

Freitag 19. Februar 2021 13h08.  Ein 49 Jahre alter Deutscher Rassist erschoss heute vor einem Jahr in Hanau 9 Menschen mit Migrationshintergrund. Das erinnert an den nationalsozialistischen Untergrund NSU, der ebenfalls 9 Menschen mit Migrationshintergrund ermordete. Meistens Händler. Das ist der alte Ausländerhass. Der sitzt fest in vielen Deutschen. Nur dadurch ist die Alternative für Deutschland in den Bundestag gewählt worden. Im Krieg der Japaner in den 1940er Jahren waren auch die japanischen Soldaten von einem Hass gegen alle anderen Völker besessen, misshandelten und ermordeten sie zu Hunderttausenden in China, Korea und auf den Inseln im Pazifik. Wie die Nazis die Deutschen als germanische Rasse, als Herrenrasse darstellten, taten es auch die Japaner. Andere Völker würden keinen Wert haben und könnten vernichtet werden. Die Japaner waren fanatisch. Wer sich ergibt ist des Todes. Selbst unzählige Zivilisten stürzten sich von Felsen in den Tod, um der Festnahme durch die US-Soldaten zu entgehen. Lever dot üs slav, ist ein alter europäischer menschenverachtender Slogan. Die Verantwortlichen in Deutschland und in Japan wurden vor Gericht gestellt und verurteilt. Aber den Geist, den sie jahrelang im Volk züchteten, lebt weiter. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Ländern, die unter den Nazis zu leiden hatten: In Russland, Frankreich, in den USA und in anderen Ländern. Dem kann man nur Bildung entgegen setzen. Bildung führt zur Menschlichkeit. Seit über einem Jahr sind durch die Corona-Pandemie aber die Bildungseinrichtungen, die Schulen und Universitäten, nicht mehr voll wirksam. Und das in allen Ländern. Wohin soll das führen, wenn auch die Lebensbedingungen durch die Pandemie schlechter werden? Wir gehen schwierigen Zeiten entgegen. Das war die Seite 49 13h40.

Sonnabend 20. Februar 2021 13h28.  Heinz Ehrhardt wurde heute vor 112 Jahren, 1909, geboren. Er wurde ein erfolgreicher Komiker in der Bundesrepublik. Seine Späße begeisterten das Publikum. Er war im Film und Fernsehen. Ist er derjenige, der in der Nazizeit verhaftet und gefragt wurde, ob er Waffen hat, antwortete verschmitzt: Wieso, braucht man hier welche? Kritisch, satirisch war er aber weniger. Er passte in das Wirtschaftswunder. Ich sah und hörte lieber den Scheibenwischer aus Bayern mit Dieter Hildebrand. Konstantin Wecker und Bruno Jonas. Sie ließen die westdeutsche Politiker- und Wirtschaftselite alt aussehen. In der Zwischenzeit entwickelten sich Schwergewichte auf dem Gebiet der Satire. Wie Klaus von Wagner und Max Uthoff. Oder Georg Schramm, Oliver Welke, Ullrich von Heesen, Jürgen Becker und Wilfried Schmickler. Nicht zu vergessen Volker Pispers, Hagen Rether und Dietmar Wischmeyer . Mit scharfem Witz entlarven sie seit Jahren die Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft.  Und wie sich das Volk von den Reichen manipulieren und ausnutzen lässt.  Diese Satiriker sind keine Populisten wie die Alternativen für Deutschland, sondern sie legen den Finger in die richtige Wunde. Unvergesslich der Spruch von Volker Pispers: Es wird vor einem oberflächlichen Antiamerikanismus gewarnt. Meiner ist überhaupt nicht oberflächlich. Wie der Komiker Heinz Erhardt haben auch die Satiriker volle Häuser und Zuspruch vom Publikum. Die Logik der Satire überzeugt und es ist zu hoffen, dass es zu einer Änderung in der öffentlichen Meinung und im Wahl- und Politikverhalten kommt. Das wäre der Erfolg der jahrelangen Bemühungen der Satiriker. Die Frage ist eben, wer erreicht die Mehrheit des Volkes? Die Populisten mit ihren einfachen und dummen Sprüchen oder die humanistische Logik der Satiriker. Die Umwandlung unserer Gesellschaft in eine humane dauert leider lange.  Das war die Seite 50 14h23.

Sonntag 21. Februar 2021 12h53.  Heute wird mein Volkswagen Polo 30 Jahre alt. Er hat sich gut gehalten und Aussicht auf ein H auf dem polizeilichen Nummernschild. Im August ist der nächste TÜV. Da kann man darüber befinden. Aber wichtiger ist, weiterfahren zu dürfen. Ein scharfer TÜV-Beamter findet genug Mängel, daß sich die Reparaturen auf über 1000 € summieren und das Auto besser zu verschrotten ist. Obwohl es einwandfrei fährt. Das ist der Widerspruch, dem viele Autos in Deutschland zum Opfer fallen. Deshalb fahren riesige Schiffe Tausende unserer Autos nach Afrika. Da sind die Bestimmungen noch nicht so tödlich wie bei unserem TÜV. Eine Alternative wäre Carsharing. Warum soll man ein Auto besitzen, wenn es nicht dauernd gefordert wird? Von den 30 Jahren des Polo würde er im November 10 Jahre bei mir sein. Vorher hatte ihn Herrmann Elling in Potsdam. Er war in dem Alter und der Überzeugung, daß er den öffentlichen Verkehr mit Bus, Straßenbahn und S-Bahn bevorzugte. Für 600 € bekam ich den Polo. Ebenfalls 600 € hätte die Reparatur der Roststellen meines Trabant 2011 gekostet.  Den wurde ich noch günstig für 800 € durch Vermittlung meiner findigen Tochter Angela los. Ein glücklicher Umstand. Nun fährt der Trabant in Irland die Musiktruppe You2 durch die Gegend. Der Trabant ist zu einem Kultobjekt geworden. Wie der VW Käfer. Der Polo war ein echter Fortschritt für mich. Am Trabant hatte ich alle zwei Jahre vor dem TÜV die Einstellung der Bremsen und des Zündzeitpunktes zu regulieren, was erheblichen Zeitaufwand erforderte und schmutzig war  . Dafür war der Garten in Fredersdorf sehr geeignet. Im Schuppen hatte sich ein ganzes Sortiment von Ersatzteilen für den Trabant im Laufe der 49 Jahre angesammelt. Vergaser waren an die 50 Stück vorhanden, defekte und ganze. Das bin ich nun alles los geworden. Über Internet und direkt an Interessierte. Da konnte ich einigen Trabant-Fans eine Freude machen. Das war die Seite 51 13h27.

Montag 22. Februar 2021 13h45.  Der Baulöwe und Betrüger Jürgen Schneider wurde heute vor 25 Jahren, 1996, von den USA an Deutschland ausgeliefert. Mit Hilfe von etwa 50 deutschen Banken und besonders der Deutschen Bank hatte er sich über fünf Milliarden Baukredite erschlichen und wurde zu fast sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Davon saß er nur einen Teil ab und machte danach weitere Betrügereien.  Er war in das Baugeschäft seines Vaters in Frankfurt/Main hineingeboren, machte selbst eines auf und baute und sanierte in Frankfurt/Main, München, Leipzig und Berlin in zentraler Lage zahlreiche aufwendige, teilweise historische Gebäude und Kauftempel, wie die Mädler-Passage in Leipzig. Das Gericht hielt dem Schneider zu Gute, daß die Banken keine ordentlichen Prüfungen seiner Kreditanträge vorgenommen hatten. Im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch seines Bauimperiums gingen zahlreiche Handwerksbetriebe und Händler in Konkurs.  Sie alle hatten ihm vertraut. Schneider schrieb mehrere Bücher über seine Unternehmungen. Die Deutsche Bank kam kurzzeitig in eine Glaubwürdigkeitskrise. Aber für die Bank waren es nur Peanuts, wie ein Vertreter der Bank aussagte. Eine Bank gründen ist aussichtsreicher als eine Bank zu überfallen, hatte ein Wissender einmal von sich gegeben. Meine Erfahrungen mit den Banken in der Deutschen Demokratischen Republik waren im Gegensatz zu Schneider immer von genauer Kontrolle geprägt.  Mein Betrieb VEB Elektrokohle Lichtenberg hatte immer Kredite bis zu einer Milliarde Mark aufgenommen, um Investitionen und Umlaufmittel zu finanzieren. Meine Abteilung hatte der Bank gegenüber die eingegangenen Verpflichtungen abzurechnen. Also über die Verwendung der Mittel, die Einhaltung der geplanten Einsparungen, den Arbeits- und Umweltschutz, die geplante Effektivität musste im Rahmen eines vorgegebenen Terminplanes berichtet werden. Vertreter der Bank kamen in den Betrieb und überzeugten sich von der Richtigkeit der Angaben. Ein Betrug war nicht möglich. Das war die Seite 52 14h19.

Dienstag 23. Februar 2021 15h20.  Heute vor einem Jahr trat in Berlin der Mietendeckel in Kraft. Der Senat will damit dem zügellosen Steigen der Mieten entgegenwirken. Seit dem gibt es keine Mietensteigerung in Berlin. Die Vermieter sind im Vorteil, weil die Nachfrage nach Wohnungen das Angebot weit übersteigt.  Die Bauwirtschaft kommt trotz umfangreicher staatlicher Unterstützung nicht hinterher. Der Mietendeckel ist nur möglich, weil in Berlin zur Zeit eine Regierung aus Sozialdemokraten und Linken regiert. Die anderen Parteien sind gegen den Mietendeckel. Besonders die CDU. Sie sieht einen Verstoß gegen die Verfassung und hat Klage im Verfassungsgericht in Karlsruhe eingereicht. Mich betrifft das kaum und die Miete von 270€ im Monat ist nicht zu hoch. Ich wohne im Osten von Berlin in einer Baugenossenschaft aus der Zeit der Deutschen Demokratischen Republik. Meine Mutter tauschte ihre größere Wohnung im Bezirk Friedrichshain gegen diese Ein-Raum-Wohnung im 17 Etagen Hochhaus in Lichtenberg, um näher bei meiner Familie zu sein. Als sie starb erbte ich die Wohnung. Das ist so in den Statuten der Genossenschaft möglich. Wir hatten in der Moldaustraße von der Baugenossenschaft meines Betriebes VEB Elektrokohle Lichtenberg 1965 eine Neubauwohnung erhalten. Es war ein Luxus. Fernwärme vom Heizwerk Klingenberg befreite uns vom täglichen Heizen und Kochen mit Holz und Kohle. Damals waren die Kollegen meines Betriebes gegen die Fernwärme. Der Kachelofen wäre gesünder. Dadurch brauchten wir nur wenige Jahre warten und erfüllten unsere Eigenleistungen für die Wohnung. Früher hatten wir in engen Verhältnissen gelebt: In zwar eigener Wohnlaube auf eigenem Grundstück aber ohne Bad und Wasser von der Pumpe im Garten. Zeitweise auch noch ohne Elektrizität und mit Petroleumlampen. Die Baugenossenschaft schaffte für uns einen echten Fortschritt. Das war die Seite 53 15h57.

Mittwoch 24. Februar 2021 13h55.  Heute vor 53 Jahren, 1968, siegten in der alten Kaiserstadt Hue die US-Streitkräfte und die Truppen der Südvietnamesen in der größten Schlacht im Vietnamkrieg. Die Verluste auf beiden Seiten und bei den Zivilisten waren aber so groß, daß es in der US-Bevölkerung zu einem Widerstand gegen den Krieg kam, den man besonders der falschen Politik des Präsidenten Johnson zuschrieb. Letztendlich zogen die US-Truppen ab und ganz Vietnam kam unter die Kontrolle Nordvietnams. Ende Januar griffen Truppen Nordvietnams massiv die Stadt Hue an. Nur nach wochenlangen schweren Kämpfen gewann Südvietnam die Oberhand. Die alte historische Kaiserstadt wurde völlig zerstört.  Es war einer der vielen Stellvertreterkriege zwischen den USA und China auf der anderen Seite zusammen mit der Sowjetunion. Die USA bekämpften die Ausbreitung des Kommunismus. Überall bildeten sich Volksdemokratien und der Kapitalismus fühlte sich bedroht. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Länder des Warschauer Paktes halten die Volksrepublik China, Kuba und einige weitere Länder am Kommunismus fest.  In den meisten Ländern der Erde aber regiert das System des Kapitalismus. Es passt offenbar besser zur heutigen Gesellschaft. Die ist aber in zu nehmenden Maße vom Widerstand der Bevölkerung geprägt. Die Bevölkerung ist geteilt. Der eine Teil will Reformen und der andere hängt am Alten. Ist das die Bewegung, die Marx und Engels voraussagten: Die sozialistische Revolution auf der ganzen Erde? Bisher sind die USA mit ihrem überragenden Militär die bestimmende Kraft in der Welt. Wird China mit seinem Bevölkerungsreichtum und der aufstrebenden Wirtschaft genügend Widerstand leisten können? Das war die Seite 54 14h34.

Donnerstag 25. Februar 2021 13h46.   Georgien, das Land auf der Südseite des Kaukasus am Schwarzen Meer, wurde heute vor 100 Jahren, 1921, Sowjetrepublik. Dem waren verlustreiche Kämpfe vorangegangen. Nach der sozialistischen Oktoberrevolution 1917 und dem Ausscheiden aus dem ersten Weltkrieg besetzten deutsche, englische und amerikanische Truppen Teile des ehemaligen Zarenreichs, um die reaktionären Kräfte gegen den ersten sozialistischen Staat der Welt zu unterstützen. Georgien wurde von deutschen Truppen besetzt und verkündete 1918 seine Unabhängigkeit. Die Rote Armee warf nach und nach alle ausländischen Truppen aus dem Land und befreite 1921 auch Georgien. Zarentreue Offiziere kämpften noch jahrelang gegen den neuen Staat. Man kann sich kaum vorstellen, wie es der Roten Armee in dem Riesenland gelang, die Ordnung herzustellen. Dann begann der Aufbau. Mit der Losung Land für Frieden gelang es Lenin und den Bolschewiki mit Deutschland einen separaten Friedensvertrag abzuschließen. Mit der Losung Bauernland in Bauernhand sicherte sich die Regierung die Unterstützung der bisher rechtlosen Landbevölkerung. Die Großgrundbesitzer, die Kulaken, wurden enteignet. Die Industrialisierung setzte ein und verwandelte das rückständige Russland in einen modernen Industriestaat.  Dadurch gelang es auch, die deutschen hochgerüsteten Heere im zweiten Weltkrieg zu besiegen. Aber der kalte Krieg zwischen den sozialistischen und kapitalistischen Ländern führte zur Schwächung und dem Untergang der Sowjetunion. Die Aufrüstung ging zu Lasten der Versorgung der Bevölkerung, die eine Änderung der Verhältnisse forderte. So feierte der Kapitalismus nach über 70 Jahren den Sieg über die sozialistischen Verhältnisse.  Für das einfache Volk verschlechterten sich die sozialen Lebensbedingungen, während die neuen Industriebosse, die Kirchfürsten und die Kriminellen ein reiches Leben führen können. Das war die Seite 55 14h25.

Freitag 26. Februar 2021 11h48.  Buffalo Bill, der Büffeltöter, wurde heute vor 175 Jahren, 1846, in den USA als William Cody geboren. In 17 Monaten soll er über 4000 Büffel geschossen haben. Es war die Zeit des Eisenbahnbaus zum Pazifik. Die riesigen Büffelherden störten den Zugverkehr und Buffalo Bill wurde ein Held. Daß er damit dazu beitrug, die Lebensgrundlage der Ureinwohner, der Indianer, zu zerstören, interessierte niemand. Die Indianer jagte man mit ihren Familien nach Westen und schloss sie in Reservationen ein. Da leben sie heute noch. Die Ureinwohner haben kaum eine Stimme. Bestimmt wird das Leben in den USA von den Migranten aus Europa und Asien. Büffel und Indianer bevölkerten vor der Invasion der Einwanderer zu Millionen das Land. In den letzten Jahrhunderten starben viele aus. Das romantische Leben im Wilden Westen begeisterte das Ausland. Buffalo Bill reiste durch die Länder und zeigte mit einer Wild West Show Cowboys, Kunstschützen, Lasso Werfer und Indianer auf ihren wilden Pferden. Auch in Europa. Und viele waren von dem angeblich freien Leben im Wilden Westen begeistert. Bis heute sind die US-Bürger berechtigt Waffen zu tragen. Fünf Millionen sind Mitglieder der NFL, der National Rifle Association, der Waffenlobby der USA. Jeden Tag gibt es Tote durch Handfeuerwaffen in den USA. Oft sind Schulen das Ziel von schiesswütigen Bürgern. Sie ermordeten schon Tausende Schüler. Bekannt wurde das Massaker an der Columbine Schule bei Denver/CO, wo zwei Schüler mit Schnellfeuergewehren Lehrer und Schüler tötete. Sie waren gehänselt und ausgeschlossen worden und wollten zeigen was sie können. Bücher und Filme entstanden über das Massaker. Aber geändert hat das alles nichts. Der ehemalige Präsident der USA Trump schlug vor, die Lehrer zu bewaffnen, damit sie sich wehren können. Das war die Seite 56 12h19. 

Sonnabend 27. Februar 2021 14h10.  Heute ist der Internationale Tag des Eisbären. Es wird auf das schwindende Eis der Arktis hingewiesen. Auf dem Eis jagen die Eisbären Robben. Im Wasser sind sie nicht schnell genug. Robben sind das wichtigste Lebensmittel für Eisbären. Wenn das Eis weg ist, verhungern die Eisbären. Man schätzt, daß es in 100 Jahren soweit sein wird. Vroni meint, daß sich die Eisbären wieder in Braunbären zurück verwandeln werden. Damit könnten sie überleben. Vroni zog im Tierpark Berlin mit ihren Kolleginnen 1987/88 den Eisbären Björn Heinrich auf. Er und ein Bruder waren von der Mutter nicht angenommen worden. Diese Aufzucht war etwas Neues. In westlichen Zoos wurde von der Aufzucht von Eisbären abgesehen. Sie würden sich in Gefangenschaft nicht reproduzieren. Der Bruder starb. Aber Björn Heinrich wurde ein stattlicher Eisbär und zeugte mehrere Nachkommen. Quod errat demonstrantum. Seit dem sind viele Eisbären in Zoos erfolgreich künstlich aufgezogen und aufgewachsen. Björn Heinrich gehörte zu Vronis Familie. Wir nannten ihn liebevoll Björni. Er war stark und groß und liebte es, herum zu rennen und im Wasserbecken zu spielen.  Er gehörte etwa ein halbes Jahr zur Familie und wurde dann an den tschechischen Zoo in Hrades Kralove gegeben. Von dort wurde er an einen serbischen Zoo weitergegeben. Björn Heinrich erreichte ein stattliches Alter von 27 Jahren, was für einen Eisbären draußen in der Arktis nicht zu erreichen ist. Heute wächst die Eisbärin Hertha mit ihrer Mutter auf der weiträumigen Anlage im Tierpark Berlin auf. Sie ist verspielt wie Björni und liebt das Wasser. Das Wasserbecken trennt die Anlage von den Zuschauern. Eine künstliche Eisscholle treibt darin und mit Bällen spielen die Eisbären. Ein schönes Bild und von Zuschauern immer umlagert. Auch im Westberliner Zoo war ein Eisbär aufgezogen worden. Leider nicht so erfolgreich wie im Tierpark. Er wurde krank und starb. Das war die Seite 57 14h41.

Sonntag 28. Februar 2021 13h26.  Heute ist der letzte Tag im Februar. Vor einem Jahr gab es noch einen 29. Februar. Es war ein sogenanntes Schaltjahr. Da wird die Zeit ausgeglichen, die unser Kalender mit 365 Tagen hinter dem wirklichen Jahr - also der Zeit eines Umlaufs der Erde um die Sonne - hinterher hinkt. Es sind jedes Jahr etwa 6 Stunden und nach vier Jahren kommt so ungefähr ein Tag zusammen, der im Februar zugesetzt wird. Das wird schon seit 2000 Jahren so gemacht. Trotzdem ist das nicht genau und muss nach einigen Jahrhunderten korrigiert werden. Mit der Zeit ist die genaue Zeit immer wichtiger geworden. Im Weltraum regiert außerdem noch eine andere Zeit. Da haben die Wissenschaftler ordentlich was zu tun, damit keine Unfälle passieren.

 Außerdem ist heute der Internationale Tag der seltenen Krankheiten. 300 Millionen Menschen sind auf der Erde davon betroffen. Die Medizin schafft nicht einmal die erfolgreiche Bekämpfung normaler Krankheiten. Für die seltenen Krankheiten bleibt da kaum Zeit. Und immer wieder kommen neue hinzu. Neue Varianten, wie gegenwärtig die Mutationen des Corona-Virus. Wie bei den Grippeviren.  Die sind seltsamerweise in der Lage, sich an die Gegenmittel anzupassen. Und man muss neue Gegenmittel entwickeln und impfen.  Werden wir einmal diesen ewigen Kampf verlieren? Wohl nicht, denn immer mehr Labore in immer mehr Ländern werden aktiv. Und wenn der Einfluss der DNA völlig aufgeklärt und für die Bekämpfung von Krankheiten genutzt wird, ist endlich Licht am Ende des Tunnels. Was jetzt die Ärzte tun können ist wenig angesichts der vielen verschiedenen Menschen und der vielen Varianten von Krankheiten. Aber mit der weltumspannenden DNA basierten Bekämpfung von Krankheiten ist Hoffnung angesagt. Das war die Seite 58 13h50.

Vor dem Impfzentrum in Berlin-Treptow, der Arena, stauen sich die Taxis der Impfwilligen zum An- und Abtransport.  Ich habe meine 2. Spritze und nehme einen Snack am Mexico-Shop.









Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Jeden Tag eine Seite schreiben. März 2021. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 119/3. 31.3.2021. Kopien Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex.

Montag 1. März 2021 13h04.  Heute vor 65 Jahren, 1956, wurde die Nationale Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik gegründet. Sie sollte eine Verteidigung des Arbeiter- und Bauernstaats gegen die Nazis und Faschisten im Westen sein. Und sie sollte anders sein als die bisherigen Armeen in Deutschland. Eben eine Arbeiter- und Bauernarmee. Im Gegensatz dazu erlebte ich den alten preußischen Drill. Es begann schon mit der Werbung durch einen Offizier in der 12. Klasse der Einstein-Oberschule in Neuenhagen 1954. Er schaffte es, daß sich die Hälfte der Klasse zu drei Jahren Dienst mit der Waffe verpflichtete, falls wir keinen Studienplatz bekamen. Mein Antrag auf ein Studium für Schiffbau in Rostock wurde abgelehnt und ich kam nach Parow II bei Stralsund zu einer Marineschule der Volkspolizei See. Der Feldwebel kippte meinen gerade neu voll gepackten Schrank um und Uniformen, Stiefel, Mützen lagen auf dem Fußboden. Eindeutig Schikane, um alle im Raum von der Macht des Feldwebels zu überzeugen. Dann wurde uns ein Papier vorgelegt, in dem wir uns zu weiteren 10 Jahren nach den drei Jahren verpflichten sollten. Ich wollte nicht Soldat auf Lebenszeit werden und viele andere auch nicht. So weigerten wir uns. Das Ende vom Lied war nach vielen Diskussionen, daß ich Bunker bekam, also eine Art Gefängnis und nach etwa drei Tagen auf der Ladefläche eines LKW zum Bahnhof in Stralsund gefahren wurde und nach Haus konnte. Hier erwartete mich der Parteisekretär im Kreis Strausberg, Knöfel, obwohl ich kein Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei war. Er bezichtigte mich ein schlechter Bürger zu sein und beschimpfte mich wütend. Ich sollte in der Maschinenausleihstation in Neuenhagen als Straßenfeger arbeiten. Es gelang mir aber eine Stelle als Bibliothekstechniker an der Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst zu bekommen, wo ich dann nach einem Jahr auch studieren durfte. Das war die Seite 59 13h30.

Dienstag 2. März 2021 12h28.  Michael Sergejewitsch Gorbatschow wurde heute vor 90 Jahren geboren. Er wurde Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und Präsident. Sein Ziel war es, die Sowjetunion umzugestalten. Die Politik sollte transparenter werden und mehr Demokratie enthalten. Allerdings litt die Wirtschaft. Die Versorgung mit Waren des täglichen Bedarf brach zusammen. Die Bevölkerung wurde immer unzufriedener. Dann kam es auch noch 1987 zu der Katastrophe im Kernkraftwerk von Tschernobyl in der Nähe von Kiew in der Ukraine. Die Ukraine war eine Unionsrepublik der Sowjetunion und das Kernkraftwerk war von den Wissenschaftlern der Sowjetunion gebaut worden. 1989 wurde ich von der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft mit der Teilnahme an einer Reise im Freundschaftszug nach Kiew ausgezeichnet. Am ersten Mai nahmen wir an der Demonstration in Kiew teil. Bisher unbekannte Losungen für Demokratie und Mitbestimmung wurden getragen. Bei einer Diskussionsrunde in einem Textilwerk erfuhren wir die Unzufriedenheit der Belegschaft. Wir waren sehr erstaunt über die Entschlossenheit etwas zu ändern.  Der Sozialismus hatte seine Kraft angesichts der leeren Regale in den Kaufhallen verloren. Der kalte Krieg mit dem Westen und die laufende Aufrüstung hatten offensichtlich das Land ausgezehrt. Das Volk erhoffte sich eine Verbesserung der Lage durch Änderung der Regierung. Jelzin entmachtete Gorbatschow, übernahm die Präsidentschaft und führte das Privateigentum an Produktionsmitteln und damit den Kapitalismus ein. Das war die Seite 60 12h54.

Mittwoch 3. März 2021 13h22.  Die erste Wahl zum Reichstag im deutschen Kaiserreich war heute vor 150 Jahren, 1871. Die Sozialdemokraten erhielten 3 Mandate und die stärkste Partei, die Nationalliberalen, über 100 Mandate. Heute tagt der Bundestag im Gebäude des Reichstages in Berlin.  Hier werden die Gesetze für Deutschland formuliert und zusammen mit dem Bundesrat beschlossen und vom Bundespräsidenten zugestimmt und veröffentlicht. Der Reichstag war gewissermaßen eine Gnade des Kaisers gegenüber dem Volk. So steht auch richtig am Gebäude des Reichstages: Dem deutschen Volke. Also der Kaiser gab dem Volk einige Rechte ab. Wählen durften deutsche Männer ab 25 Jahren. Früher nur, wenn sie ein gewisses Einkommen hatten. Der Kaiser bestimmte ob und wann der Reichstag zu tagen hatte.  Er hatte Einspruchsrecht. Erst nach der Flucht des Kaisers 1918 aus Deutschland nach Holland und mit einer neuen Verfassung wurde der Reichstag selbständig. Er legte das Wahlrecht für Frauen fest. Aber er verhinderte nicht den Aufstieg der Nazis in Deutschland, wodurch es zur Nazidiktatur und zum zweiten furchtbaren Weltkrieg mit über 60 Millionen Toten kam. So zieht sich der leidvolle Faden deutscher Gesellschaft von den Kriegen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, des Sieges über Frankreich, des ersten und zweiten Weltkrieges bis in unsere Gegenwart, wo die Nazis und Rechtsradikalen wieder Morgenluft wittern und das Volk am liebsten mit Politik nichts zu tun haben will. Ein Glück gibt es das vereinigte Europa. Es ist die einzige Chance der Vermeidung weiteren Unheils. Aber auch dabei zeigen sich Risse durch den Austritt Großbritanniens und die Alleingänge Ungarns und Polens. Es müssen sich größere Teile des Volkes um den Frieden kümmern und von Regierung und Wirtschaft Aktionen fordern. Die Pandemie des Corona-Virus zeigt wie anfällig unsere Gesellschaft ist. Das war die Seite 61 13h58.

Donnerstag 4. März 2021 13h41.  Heute vor 20 Jahren, 2001, entschieden sich die Schweizer in einer Volksbefragung gegen den Eintritt in die Europäische Union. Über dreiviertel waren dagegen. Das ist ein eindeutiges Votum. Ganz anders Großbritannien beim Brexit und die USA bei der Trump-Wahl. Da stand das Ergebnis auf Messers Schneide. Nur wenig über 50% stimmten dafür. Das Volk ist gespalten. Beim Brexit wussten wohl auch nur die Wenigsten, was da auf sie zu kommt. Heute würde die Abstimmung gegen den Brexit enden. Zum Abstimmen gehört eben eine Menge von Wissen und wenn man sich nicht um Politik und Wirtschaft kümmert, kann man auch kein begründetes Votum abgeben und wundert sich über die Ergebnisse. Blinde kann man nicht über Farben abstimmen lassen. Die Schweizer Regierung war damals für den Eintritt in die Europäische Union. Nur eine nationalistische Partei konnte das Volk manipulieren. Trotzdem gibt es Abkommen, die eine gewisse Integration ermöglichten. Ich konnte immer die Schweizer Grenze ohne Schwierigkeiten und langen Aufenthalt überqueren. Oft schienen die Grenzstationen nicht besetzt zu sein und alles war offen. Nur ein oder zwei Mal von etwa 50 Grenzübertritten vor Schaffhausen, im Klettgau, in Zurzach, Waldshut, Konstanz und Romanshorn hielt mich der Zoll an. Es war wie nach Frankreich oder Holland. Nur der Schweizer Fränkli war eben kein Euro.  Aber sie nahmen auch Euro und der Unterschied im Wert war auch gering. Wenn ich einen Kaffee bestellte und einen Snack bezahlte ich eben mit Euro.  Die Schweizer haben Angst, etwas von ihrem Reichtum abgeben zu müssen und das jemand in ihre Regierungssystem rein redet. Es ist eine komplizierte föderale Demokratie mit mehren Präsidenten und vielen Volksbefragungen. Aber offensichtlich lieben die Schweizer dieses System während die Bürger in der Europäischen Union weit gehend unzufrieden mit Brüssel sind. Das war die Seite 62 14h17.

Freitag 5. März 2021 12h27.   Rosa Luxemburg wurde heute vor 151 Jahren, 1870, in Zamocz geboren. Die Stadt Zamocz lag damals in dem Teil Polens, das nach der Aufteilung Polens durch Preußen, Österreich und Russland 1796 von Russland eingenommen wurde. Ihr Vater war Holzhändler und konnte seinen Kindern eine gute Erziehung finanzieren. Rosa Luxemburg studierte in Zürich Nationalökonomie und andere Fächer und promovierte erfolgreich. Sie war hoch gebildet, sprach deutsch, russisch, polnisch, französisch und englisch. In der Schweiz lernte sie die Schriften von Marx und Engels kennen und war begeistert für die Vorbereitung des Sozialismus. Sie trat der Partei der Sozialdemokraten bei aber hatte eine mehr kämpferische Ausrichtung als diese. Da gab es Revisionisten, die den Sozialismus durch Reformen im Parlament erreichen wollten. Lenin dagegen propagierte den Klassenkampf zur Überwindung der alten Strukturen. Dafür war auch Rosa Luxemburg. Aber sie lehnte die Diktatur der Bolschewiki ab.  Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden, sagte sie.  Sie redete und schrieb in Zeitungen über ihre Meinung. Besonders gegen den Krieg. Sie hatte viele Auseinandersetzungen auch mit Sozialdemokraten, die den Kriegskrediten im ersten Weltkrieg im deutschen Reichstag zustimmten. Sie wurde oft zu Gefängnisstrafen verurteilt. Mit Karl Liebknecht, Wilhelm Pieck und anderen gründete Rosa Luxemburg den Bund der Spartakisten gegen den Krieg und am 1. Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands. Am 15. Januar 1919 nahm die Wilmersdorfer Bürgerwehr Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht fest und lieferte sie den Offizieren aus alten Garden aus. Sie ermordeten beide wie auch unzählige Spartakisten und Kämpfer für eine Räterepublik in Deutschland. Begraben sind sie auf dem Friedhof der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde, wo jedes Jahr machtvolle Demonstrationen zu ihrem Gedenken stattfinden. Das war die Seite 63 13h31.

Sonnabend 6. März 2021 14h16.  Richard Bredereck wurde heute vor 129 Jahren, 1892, geboren.  Sein ganzes Leben lang von 87 Jahren war er Künstler. Er malte. Kein professioneller Künstler, denn davon konnte er nicht leben, weil er sich nicht anpasste. Er hatte seinen eigen Stil und seine eigene politische Überzeugung. Menschlichkeit und Freundlichkeit strahlte er aus. Kunst und Leben gehören zusammen. Wie kann die Kunst die Menschheit voranbringen? Es ist wie mit der Wissenschaft. Nur wenn die Idee die Massen ergreift, passiert etwas. Ansonsten sind Kunst und Wissenschaft ohne Bedeutung. Richard Brederecks Bilder werden heute im Internet gehandelt. Sie sind nicht billig. Von Landschaften über Berliner Hinterhöfe bis zur Blumenvase war nichts sicher vor seinen Pinseln in Öl und Aquarell. Er hatte im ersten Weltkrieg seine beiden Kinder an Hungertyphus verloren. Seine Frau verlor Haare und Zähne. Er wurde 1924 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands und versteckte und unterstützte Juden in der Nazizeit. Nach dem zweiten Weltkrieg war er Lehrer und Bürgermeister in Fredersdorf bei Berlin. Er erhielt eine Parteistrafe, weil er den Bauern nicht das Saatgut weg nahm und sich gegen die Gewerbetreibenden solidarisch zeigte. Zuletzt arbeitete er als Zeichner im Verlag der Nationalen Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik.  Er war mit seiner Frau Margarete ein guter Freund unserer Familie. Es gab viele Diskussionen über die Bedeutung der Kunst in der Gesellschaft. Ich sah mehr die Wirksamkeit von Arbeit und Industrie und die Kunst mehr für Reiche, die es sich leisten konnten. Seine Bilder wurden in der Deutschen Demokratischen Republik nicht unterstützt. Sie werden auch nicht gewürdigt in dem umfangreichen Werk Bildkunst der DDR von Dr. Ingrid Beyer.  Richard Bredereck war ihr einfach unbekannt, wie sie mir bestätigte. Das war die Seite 64 14h53.

Sonntag 7. März 2021 13h53.  Die FDJ - Freie Deutsche Jugend - wurde heute vor 75 Jahren, 1946, also gleich nach dem zweiten Weltkrieg in der Ostzone Deutschlands gegründet. Sie war eine sozialistische Jugendorganisation außerhalb der Kirche mit dem Ziel von Unabhängigkeit, Einheit Deutschlands und ein besseres Leben. Erich Honnecker, den die Nazis lange Jahre im Gefängnis Brandenburgs eingesperrt hatten, wurde der Vorsitzende bis 1950. Ich kam erst 1949 dazu. Das war ich im Schulheim in Waldsieversdorf bei Müncheberg. Wir demonstrierten am ersten Mai und am 7. Oktober, dem Gründungstag der Deutschen Demokratischen Republik in der sowjetisch besetzten Ostzone Deutschlands. 1950 wurde ich noch Junger Pionier, um am Weltjugendtreffen in Berlin teilnehmen zu können. Da waren wir gut verpflegt in der Wuhlheide in einem Zeltlager untergebracht und konnten viele Sport- und Kulturveranstaltungen in Berlin besuchen. Um Motorradsport betreiben zu können, wurde ich neben dem Studium Mitglied der Gesellschaft für Sport und Technik. Mit den EMW-Krädern der Eisenacher Motorenwerke machten wir die Hügel in Berlin-Rummelsburg unsicher. Es war eine tolle Zeit. Später im VEB Elektrokohle Lichtenberg war ich noch aktiv in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Wir propagierten sowjetische Neuerermethoden und Treffen mit Touristen aus der Sowjetunion. Für eine Partei konnte ich mich nicht begeistern. Die Mitglieder erschienen mir sehr Kariere bewusst und weniger überzeugt von den großen Zielen im Parteiprogramm. Meine Eltern und ihre Freunde hatten für ihre Überzeugung unter den Nazis leiden müssen. Das war mir eher ein Vorbild als die Parteigenossen im Betrieb. Aber bis heute nehme ich an gesellschaftlicher Arbeit teil, wie in der Bürgerjury in meinem Stadtbezirk Lichtenberg und an der  Auszählung der Wahlbriefe bei Bundes-, Berlinwahlen und den Wahlen zur Europäischen Gemeinschaft. Das war die Seite 65 14h27.

Montag 8. März 2021 12h28.  Der Internationale Frauentag wurde heute vor 100 Jahren, 1921, das erste Mal gefeiert. Es ging um die Gleichberechtigung der Frauen gegenüber den Männern. Frauen hatten nach dem ersten Weltkrieg 1914/18 und der Flucht des deutschen Kaisers Wilhelm II mit der neuen Verfassung erstmalig in Deutschland das Wahlrecht erhalten. Bis heute ist die Gleichberechtigung nicht vollständig durchgesetzt worden.  Für gleiche Arbeit erhalten Frauen immer noch weniger Entlohnung als Männer. In den Vorständen der Unternehmen und in den politischen Parteien sind mehr Männer an den verantwortlichen Stellen als Frauen. In der Deutschen Demokratischen Republik war der 8. März ein Feiertag. Der Betriebsdirektor lud alle Frauen des VEB Elektrokohle Lichtenberg in den großen Wilhelm Pieck Saal des Kulturhauses ein, hielt eine Rede über die Erfolge der Frauen im Betrieb und zeichnete die Besten aus. Dann gab es ein Kulturprogramm und ein Festessen. In den Abteilungen hatten die Leiter schon am Morgen Blumen und kleine Geschenke überreicht. Ich brachte vom Winterurlaub in der Tschechoslowakei für jede eine Nivea-Creme Dose mit. Dort gab es das. In der DDR nicht und so war es etwas Besonderes. Dazu einen Blumenstrauß. Und so fing der kurze Arbeits- und Feiertag schon sehr angenehm an. Nach der Wende 1989 als uns die Bundesregierung übernommen hatte, gab es das nicht mehr. Im der Bundesrepublik wurde wohl auch der Internationale Frauentag nicht so wie in der DDR gefeiert. Da waren die Rechte der Frauen noch sehr eingeschränkt. Sie durften nur eine Arbeit aufnehmen, wenn der Mann dem zustimmte. Sie durften auch kein eigenes Konto eröffnen. Frauen waren für Küche, Kinder und Kirche da. So gab es nur wenige Frauen die in der Bundesrepublik arbeiteten, während es in der DDR normal war. Hier hatten wir auch genügend Kinderkrippen und Kindergärten. Das war die Seite 66 12h55.

Dienstag 9. März 2021 12h33.  Napoleon, der erfolgreiche General der Französischen Revolution heiratete heute vor 225 Jahren, 1796, die Pariser Lebedame Josephine. Sie war seine große Liebe. Aber da sie dem Kaiser Napoleon keinen Nachfolger geben konnte, ließ er sich scheiden und heiratete eine Prinzessin aus Österreich. Barras, Josephines Freund, hatte Napoleon nach Ägypten gegen die Engländer geschickt. Napoleon nahm Wissenschaftler mit und die schickten viele Altertümer aus der Zeit der Pharaonen nach Frankreich. Damit begann das Interesse Europas und der Welt an diese alte Kultur. Das hält bis heute an und noch längst nicht alle Geheimnisse der alten Welt sind entdeckt.  Ein Höhepunkt war das Grab des Tut anch Amun, das in den 1920er Jahren von dem Briten Carter ausgegraben wurde. Das einzige Königsgrab, das keine Grabräuber fanden und damit noch alles enthielt, was man den Pharaonen für ihr Leben nach dem Tode mit gab. Das ist alles so bunt und vielgestaltig und uns heute fremd, daß es viel Aufmerksamkeit auch außerhalb der Wissenschaft erzeugte. Eine Wanderausstellung mit Kopien aller Gegenstände aus dem Grab geht um die Welt. Sie war auch hier in Berlin in der Arena, wo jetzt gegen den Corona-Virus geimpft wird. Ich war zweimal da, einmal mit meiner Tochter Beatrice und einmal mit Andrea, die Tochter meines Cousins Jürgen und seiner Frau Christiane.  Es waren überwältigende Erlebnisse. Besonders, weil man sich heute einfach nicht vorstellen kann, was diese bunten Möbel und Nachbildungen von Tieren und die vielen Gehäuse um den Sarg der Mumie des Tut anch Amun für die damaligen Hinterbliebenen bedeuteten. Es war eben eine völlig andere Welt vor 4000 Jahren mit völlig anderen Vorstellungen vom Leben und Sterben. Trotz ihrer unzähligen Aufzeichnungen und Bauten ist das alles sehr geheimnisvoll und rätselhaft. Das war die Seite 67 13h06.

Mittwoch 10. März 2021 13h08. Mein Arbeitskollege Heinz S. in der Abteilung Wirtschaftskontrolle und Revision in den 1960er und 1970er Jahren wurde heute vor 91 Jahren, 1930, geboren. Er ist besonders deshalb eine interessante Persönlichkeit, weil er vor seinem Einsatz im VEB Elektrokohle Lichtenberg im Auslandseinsatz war. Heinz berichtete vom Jemen, einem exotischen Land im Süden der arabischen Halbinsel. Schockierend waren die öffentlichen Hinrichtungen mit dem Schwert und Hände abhacken. Heinz hatte sogar Fotos davon. Das war sogar für uns, die wir den schrecklichen zweiten Weltkrieg mit Bomberangriffen und Straßenkämpfen erlebt hatten, einfach unglaublich. Man hatte von den südlichen Ländern eher Palmen gesäumte Strände und fröhliche Menschen vor Augen. Und dann das. Heinz war Leiter der Revision, die vor allem die Bestände an Halbfabrikaten und Fertigerzeugnissen des Betriebes überprüften. Später wurde Heinz Kommandant der Kampfgruppe des Betriebes und ließ im Hof die Truppe antreten, um Auszeichnungen für vorbildliche Einsatzbereitschaft zu empfangen. Ich hatte dafür nichts übrig. Militär und Gehorsam waren und sind mir suspekt. Soldaten sind Mörder hatte Kurt Tucholsky geschrieben. Der Vorschlag aus Polen nach dem zweiten Weltkrieg Mitteleuropa in eine friedliche Zone ohne Waffen zu verwandeln hatte mich überzeugt. Hier wäre ein Puffer zwischen dem Westen und dem Osten wichtig. Statt dessen rüsteten die beiden Seiten auf. Sogar mit Raketen und Atombomben. Das hat sich trotz vieler Friedensdemonstrationen bis heute nicht geändert. Zum Glück konnte man sich auf eine Europäische Gemeinschaft einigen, wodurch die alte Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich unterdrückt wurde. Leider scheren Großbritannien, Ungarn und Polen aus dieser Gemeinschaft aus und wollen ihr eigenes Süppchen kochen. Das war die Seite 68 13h36.

Donnerstag 11. März 2021 12h09.  Das Atomkraftwerk AKW in Fukushima/Japan wurde heute vor 10 Jahren von einem Tsunami getroffen. Der war durch ein Seebeben vor der Ostküste Japans ausgelöst worden. Die Höhe der Wellen soll bis 10 Meter betragen haben. Die Schutzwand vor dem AKW war zu niedrig. Man hatte nicht mit dieser Wellenhöhe gerechnet. Einige Meter höher wäre nichts passiert. So aber kam es zur Überflutung, der einen Kernbrand und eine Explosion verursachte. 15 000 Menschen starben und 160 000 flüchteten. Über 300 000 Gebäude, Schiffe und Autos wurden durch die Überschwemmung zerstört. Das Gebiet so groß wie München ist für Privatpersonen gesperrt. Das radioaktiv verstrahlte Material wird gesammelt und das Atomkraftwerk abgerissen. Zurückbauen nennt man das verschönernd. Das kostet Milliarden Dollar und wird Jahrzehnte dauern. Die deutsche Regierung nahm diese Katastrophe zum Anlass für einen Ausstieg aus der Ernergiegewinnung in AKWs. Im nächsten Jahr, 2022, soll das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz gehen. In unseren Nachbarländern bleiben die AKWs in Betrieb. Die Schweiz will diese Technologie bis 2034 weiterführen. Eine Volksbefragung mit dem Ziel eines Vorziehens auf 2029 wurde vom schweizer Volk zurückgewiesen. Frankreich und die Tschechei bauen neue AKWs. Wenn in Deutschland die eigene Ernergieversorgung aus Sonne und Wind nicht ausreicht, werden wir den Atomstrom unserer Nachbarländer kaufen. Über zwei Milliarden Euro erhalten die AKW-Betreiber in Deutschland als Ausgleich für entgangene Gewinne aus dem Staatshaushalt. Dieser Alleingang durch Deutschland war falsch. Wie schon bei der Tschernobyl-Katastrophe war es lediglich menschliches Versagen in Fukushima.  Man hätte ja die Sperrmauer höher bauen können und in Tschernobyl fähige Ingenieure für die Notfallübung einsetzen können. Der Einfluss des Menschen muss durch Einsatz von Maschinen und Digitalisierung verringert werden. Das war die Seite 69 12h36.

Freitag 12. März 2021 14h38.  Das WWW, das World Wide Web, wurde heute vor 32 Jahren, 1989, geboren. Heute hat rund die Hälfte der Menschheit Zugang zum Internet.   In den USA und der Europäischen Gemeinschaft sind es sogar schon 75%.  Mit einem Computer ist man mit der ganzen Welt verbunden. Ohne das Internet hätte ich keine Verbindung mit meinen Verwandten in den USA und Neuseeland und mit Bruni in Chicago bekommen. Sicher, man kann auch ohne das leben. Aber das Verständnis für die anderen in aller Welt wäre geringer. Die Menschen rücken mit dem Internet zusammen. Mein Schulfreund Peter E. ist Funker und hat schon lange vor dem Internet Verbindungen in alle Welt aufgenommen. Aber mit dem Internet ist es einfacher und vielen Menschen möglich, während Peter E. eine aufwendige und teure Technik in seinem Haus installieren musste. Auch die Bedienung eines Computers ist einfacher. Das Internet funktioniert auch schon im Handy. So kann mich meine Tochter Loli 700 Kilometer entfernt, wenn sie mit ihrem Hund Tobi Gassi durch die schöne Umgebung von Ravensburg mit Skype oder WhatsApp mit Bild und Ton an ihrer Wanderung teilnehmen lassen und ich kann ihr mit meinem Handy zeigen, wo ich gerade bin, wenn ich unterwegs bin. So schrumpft die Entfernung zusammen und es ist besser zu ertragen, dass man nicht näher zusammen wohnt. Besonders jetzt in der Corona Pandemie ist das von Vorteil. Und ich kann Auge in Auge mit dem vier Monate jungen Finn, dem Sohn meines Sohnes Michael und Kathrin einen Baby-Plausch machen und seine Entwicklung mit erleben. Das Leben ist durch das Internet reicher, angenehmer und bunter geworden. Was auch immer in aller Welt passiert, man hat es sofort auf dem Schirm. Das war die Seite 70 15h21.

Sonnabend 13. März 2021 13h50.  Deutsche Truppen marschierten gestern vor 83 Jahren, 1938, in Österreich ein. Die Deutsche Wochenschau zeigte wie Menschen an den Straßen sie mit Jubel und dem deutschen Gruß empfingen. Es waren nicht wenige, die diese Eroberung begrüßten. Sie sahen die Zeit der Nazis seit 1933 in Deutschland als eine erfolgreiche wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung an und freuten sich nun dazu zu gehören. Die Nazis verstanden es, ihre brutale Unterdrückung der freien Meinung, der Juden und das Wegsperren von Andersdenkenden in Konzentrationslager zu vertuschen und dafür zu propagieren, daß sie die Arbeitslosigkeit verringerten und eine Zukunft in Frieden und Wohlstand garantierten. Ihre ungeheure Aufrüstung für den nächsten Weltkrieg erkannte niemand. Hitler feierte in Wien in einer Rede vor den Volksmassen den Eintritt seiner Heimat Österreich in das deutsche Reich. Er war in Wien von der Akademie als Maler abgelehnt worden und hatte keine Perspektive für sich gesehen. So war der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich ein persönlicher Erfolg für Hitler. Österreich wurde zur Ostmark und ein Teil des deutschen Reichs. Er brauchte die Eroberung anderer Länder, um die ungeheuren Kosten der Aufrüstung und Verschuldung Deutschlands etwas ausgleichen zu können. Die Tschechoslowakei, Holland, Belgien, Dänemark, Norwegen, Polen, Frankreich lieferten ihre Gold- und Devisenreserven für das deutsche Reich. Außerdem plünderte er das Vermögen der Juden. Aber an der Sowjetunion biss er sich die Zähne aus. Wie schon Napoleon Russland nicht in die Knie zwingen konnte, so scheiterten die deutschen Truppen trotz ihrer scheinbaren technischen Überlegenheit an der Roten Armee der Sowjetunion. Die Pläne zur Weltherrschaft der  Nazis, der sogenannten germanischen Rasse scheiterten an der gemeinsamen Kraft der Sowjetunion, der USA, Großbritanniens und Frankreichs. Wehe uns, wenn die Nazis den dritten Weltkrieg beginnen.   Das war die Seite 71 14h33.

Sonntag 14. März 2021 13h17.  Heute vor 142 Jahren, 1879, wurde Albert Einstein geboren und vor drei Jahren starb Stephen Hawkins. Und heute ist der Internationale Tag der Planetarien. Am 29. Dezember 1956 erlebten wir in Jena das Zeiss-Planetarium, wie die Sonne untergeht, die Sterne erscheinen, der Mond und die Planeten, die Milchstraße, alles im Zeitraffer durch einen Projektor auf die Decke des Planetariums projiziert. Ein fantastisches Beispiel von Ingenieurkunst. Schon seit der Antike überlegten die Menschen, wie das alles möglich ist und wie das zusammenhängt. Man suchte die treibende Kraft hinter diesem Weltspektakel. Mit seiner Relativitätstheorie und der Erkenntnis, das Materie und Energie nur die zwei Seiten derselben Sache sind, also E=MC2, brachte Albert Einstein vor 100 Jahren die Erkenntnis von diesen Zusammenhängen ein wesentliches Stück voran.  Erstaunlich wie uns die Erdanziehung ganz einfach die alles zusammen haltende Kraft des Universums täglich vor Augen führt. Letztendlich ist alles ganz einfach. Kompliziert machen es die nur, die es nicht kapiert haben. Unser Körper wird von den Genen gebildet und gesteuert. Eine einfache Kraft in jeder unserer Zellen. Hier liegt die Ursache von Krankheiten und wenn wir die Gene richtig beeinflussen können, wird es keine Krankheiten mehr geben. Eine glückliche Zukunft liegt vor uns und wir können uns Wichtigerem widmen. Wie Lernen, Schaffen und Helfen. Aktivitäten, wie Kochen, Spielen und Putzen werden an Bedeutung verlieren. Dafür werden Kunst und Betreuung mehr unserer Zeit in Anspruch nehmen.  Das Wichtigste ist die Arbeit. Auch Robotter werden sie uns nicht völlig abnehmen. Nur gleichförmige, immer wiederholende Arbeiten werden durch Maschinen und Digitalisierung erledigt werden. Es wird eine Befreiung der Menschen sein. Allein was die vielen Kassiererinnen in den Kaufhallen betrifft. Das war die Seite 72 14h10.

Montag 15. März 2021 14h14.  Mein Cousin in den USA John Arthur Buchholz wurde heute vor 85 Jahren zwischen den sieben Seen im state New York geboren. Er war Personalchef und liebt die Musik. Mit seinen Freunden spielt er regelmäßig Gitarre. Er hat ein Blockhaus im Wald am Echo Lake und ist im Winter mit seinem Schneeschieber unterwegs. An diesem Geburtstag ist er das erste Mal allein, denn seine Frau Rosalyn, genannt Rolly, musste er im vorigen Jahr in ein Heim geben. Er konnte sie nicht mehr selbst betreuen mit ihrer Demens. Aber seine vier Söhne Larry, John, Mark und Stevens mit ihren Kindern werden bei ihm sein. Die vier Söhne hatte er mit seiner ersten Frau. Er war wie ich zwei Mal verheiratet.  Der Echo Lake ist rund herum zugesiedelt. Da haben auch seine Schwester Lanie aus Colorado, seine zweite Schwester Christine und sein Freund Barry M. Ferienhäuser und Grundstücke. Nur eine Straße führt zu dieser Siedlung und die ist für Fremde verboten, wie ein Schild am Eingang ausweist. Früher lebte hier ein Stamm von Indianern. Aber John Arthur hat davon keine Kenntnisse. Wir zerstritten uns etwas über die Berechtigung der Todesstrafe.  Es ging um eine Frau, die zwei Männer beauftragt hatte ihren Mann zu ermorden. Sie wurde zum Tode verurteilt. Die Mörder erhielten Gefängnisstrafen. John unterstützte die Todesstrafe. Er wollte nicht, daß die Frau auch von seinen Steuern im Gefängnis weiter leben sollte. Ich bin generell gegen die Todesstrafe. Niemand, auch keine Regierung hat ein Recht jemand zu töten. Lang und breit schrieb John in einer Mail über die Bösartigkeit dieser Frau. Aber er wusste nicht, was sie vielleicht hat ertragen müssen von ihrem Mann. So ist der EMail Verkehr zwischen uns nur noch sporadisch. Das war die Seite 73 14h50.

Dienstag 16. März 2021 13h27.  Das Dorf My Lai in Vietnam wurde heute vor 54 Jahren, 1967, vom 48. Bataillon der Armee der USA überfallen. Man vermutete Widerstandskämpfer aber fand keine. Daraufhin ermordeten die US-Soldaten etwa 500 Dorfbewohner, alles Zivilisten, überwiegend Bauern, schossen aus Hubschraubern und verbrannten die Häuser. Ein Foto ging um die Welt von einem fliehenden nackten Mädchen, verbrannt am Rücken von Phosphor der Napalmbomben. Die Hälfte der Truppe soll sich nicht an dem Massaker beteiligt haben. Das Massaker von My Lai führte in vielen Ländern zu Demonstrationen gegen den Krieg der USA und zu einem Umdenken bei den Bürgern in den USA.  Die überlegene Kriegsmaschinerie der USA schaffte es auch in den folgenden Jahren nicht Vietnam zu besiegen. Der Mut und der Opfersinn der Vietnamesen jagte schließlich die US-Truppen aus dem Land. Sie hinterließen verbrannte Erde. Mit dem Gift Agent Orange hatten sie die Wälder entlaubt, um Widerstandskämpfer zu entdecken. An den Folgen  leiden bis heute zahlreiche Vietnamesen, die verstümmelt geboren wurden.  Die Deutsche Demokratische Republik nahm Vietnamesen auf. Bis heute arbeiten sie in verschiedenen Berufen. Auf dem Gelände meines Betriebes VEB Elektrokohle Lichtenberg entwickelte sich ein Groß- und Einzelmarkt der Vietnamesen. Sie sind sogar dabei, unser Kulturhaus wieder aufzubauen, nach dem es nach der Wende jahrelang zu verfallen drohte. Auch eine kleine Abteilung unserer ehemaligen Bürstenfabrik produziert auf dem Gelände Kohleschleifstücke für Stromabnehmer. Ansonsten sind die Produktionshallen abgerissen und an ihrer Stelle stehen die Verkaufsstellen der Vietnamesen. Nur das alte Verwaltungsgebäude aus der Siemenszeit steht noch und dient verschiedenen vietnamesischen Händlern und Unternehmen. Das war die Seite 74 14h11.

Mittwoch 17. März 2021 13h15. Mein Vater Kurt Paul Buchholz wurde heute vor 114 Jahren, 1907, in Kolmar im Netzegau geboren. Heute heißt die Kleinstadt Chodchiez und gehört seit Ende des ersten Weltkriegs zu Polen. Sein Vater war Maurer und wurde als Soldat in Frankreich im ersten Weltkrieg so schwer verletzt, das er nach jahrelanger Krankheit 1924 verstarb. Kurt hatte noch zwei jüngere Brüder, Paul und Herbert. Als ältester musste er den Vater ersetzen und seiner Mutter helfen, den Marktwagen von der Andreasstraße zum Boxhagener Platz in Berlin zu schieben. Sie waren nach Berlin geflohen, als Kolmar wieder polnisch wurde. Seit über 100 Jahren gehörte die Gegend zu Preußen als Preußen, Russland und Österreich Polen unter sich aufteilten. Das war 1796 bei der zweiten polnischen Teilung. Unter Beschuss durch die polnischen Streitkräfte erreichten sie 1921  den letzten Zug in Kolmar. Dabei traf Kurt noch ein Querschläger.  Er lernte in einer Autowerkstatt und wurde Taxifahrer. Dabei fuhr ihn ein betrunkner Schauspieler an. Er lag auf der Straße und sah sein Blut abfließen. Als er wieder zu sich kam, hatte man ihn in der Leichenhalle gelegt. Aber Kurt erholte sich und konnte sich von dem Schadenersatz ein Motorrad kaufen. Ein Wanderer. Als er meine Mutter kennen lernte verkaufte er das Motorrad und erwarb ein Grundstück in Berlin-Friedrichsfelde, Kolonie Waldheim 22. Da wurde ich 1935 geboren. Zusammen mit seinem Schwiegervater Ludwig Reddig, einem Tischler, baute er eine Wohnlaube mit Stube, Küche, Schlafzimmer und Veranda. Die Bretter und Balken stammten von Kisten, in denen Ford seine Autos aus den USA nach Berlin schickte. Es gab keinen elektrischen Strom und Wasser kam von der Pumpe im Garten. Aber ich glaube sie waren glücklich aus der Stadt und den engen Straßen und Hinterhöfen raus gekommen zu sein.  Meine Mutter gab ihre Arbeitstelle bei der Firma Lorenz in Tempelhof zu Gunsten meines Vaters auf. Frauen sollten in der Nazizeit nicht im Betrieb arbeiten. Mein Vater wurde Automaten Einrichter und dadurch vom Kriegsdienst frei gestellt. So erlebten wir den Krieg in Berlin im Luftschutzbunker. Das war die Seite 75 13h56.

Donnerstag 18. März 2021 13h15.  Heute vor 150 Jahren, 1871, begann die erste Diktatur des Proletariats. Die Regierung war aus Paris geflohen, das Volk übernahm die Macht, hisste die rote Fahne und führte sofort soziale Maßnahmen durch. Weitere Städte in Frankreich folgten. Allerdings nur für einige Monate. Marx und Engels begrüßten die Revolution. Dann eroberte die französische Armee mit Unterstützung der deutschen Truppen die Städte zurück und erschoss die Revolutionäre. Lenin und Stalin zogen daraus die Schlussfolgerung, wehrhaft und hart gegen die Gegner vorzugehen. Der französische König Napoleon III hatte sich schon vorher im September 1970 den deutschen Truppen ergeben und Bismarck  seinen Säbel überreicht. Preußen, der Norddeutsche Bund mit Bayern und Württemberg und Hessen besiegte überraschend Frankreich, das weltbekannt angeblich die beste Armee hatte. Aber den neuen Kanonen von Krupp war Frankreich nicht gewachsen. Im Schloss von Versailles gründete der Ministerpräsident von Preußen Bismarck mit den anderen Fürsten das Deutsche Reich mit dem Kaiser Wilhelm I an der Spitze. Sie nahmen den Franzosen Elsass-Lothringen und eine hohe Kriegsentschädigung. Die Rache folgte auf dem Fuß im ersten Weltkrieg, den Frankreich mit Unterstützung der USA und Großbritanniens gewann.  Die für Deutschland harten Friedensbedingungen nahmen die Nazis zum Anlass, den zweiten noch schlimmeren zweiten Weltkrieg 1939 zu beginnen. Und heute sind die Nationalisten schon wieder so stark, daß man einen weiteren Krieg befürchten muss. Die Alternative für Deutschland schaffte es vor vier Jahren sogar in den Bundestag. Erstaunlicher Weise als stärkste Fraktion der Opposition. Wie werden sie in diesem Jahr bei der Wahl  am 26. September 2021 abschneiden? Wehe uns, wenn sie noch stärker werden. Das war die Seite 76 14h43.

Freitag 19. März 2021 12h24.  Frederec Joliot wurde heute vor 121 Jahren, 1900, in Paris geboren. Er wurde Physiker und Mitarbeiter bei Marie Curie, die sich erfolgreich mit dem Phänomen der Radioaktivität beschäftigte und einen Nobelpreis für die Entdeckung der Elemente Polonium und Radium erhalten hatte. Joliot heiratete ihre Tochter Irene und beide forschten unter dem Namen Joliot-Curie an der Kernspaltung und erhielten 1935 einen Nobelpreis. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Armee beteiligten sie sich aktiv im Widerstand. Frederec Joliot-Curie stand der Kommunistischen Partei nahe. Er schaffte seine Dokumente über die Kernspaltung nach Großbritannien. Nach dem zweiten Weltkrieg baute er in Frankreich das erste Atomkraftwerk auf. Aber er weigerte sich, an der Entwicklung einer Atombombe mitzuarbeiten. Dafür wurde er zum Präsidenten des Weltfriedensrats gewählt. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, die auch Naturwissenschaftler wurden.  Trotz ihres Eintretens für den Frieden und gegen die Entwicklung von Kernwaffen wurde Frankreich eines der ersten Atombombenmächte neben den USA, Großbritannien und der Sowjetunion. Die Versuche mit der Zündung von Atombomben verseuchten weite Gegenden in der Südsee. Die ausgesiedelten Bewohner können nicht mehr auf ihre Inseln zurück. Erst durch weltweite Proteste beendeten die Großmächte ihre Atombombenversuche. Sie haben so viel Kernwaffen produziert, daß alles Leben auf der Erde damit ermordet werden kann. Inzwischen verfügen weitere Länder über Kernwaffen, wie Israel und Nordkorea. Es gibt einen Vertrag über die Nicht Weiterverbreitung von Kernwaffen. Die meisten Länder haben sich angeschlossen. Das war die Seite 77 13h04.

Sonntag 21. März 2021 12h51.  Hans-Diedrich Genscher wurde heute vor 94 Jahren, 1927, geboren. In der Bundesrepublik Deutschland entwickelte er sich in der Partei der FDP, den freien Demokraten, zu einem hervorragenden Politiker und wurde Außenminister. Unvergesslich ist seine von Jubel unterbrochene Ansprache in der Botschaft der BRD in Prag vor Ausreisewilligen der DDR 1989. Dabei teilte er den zahlreichen Besetzern mit, daß ihre Ausreise in die Bundesregierung genehmigt ist. Drei Millionen Bürger sollen ihrer Heimat, der Deutschen Demokratischen Republik, schon den Rücken gekehrt haben. Der sogenannte goldene Westen wurde uns in Radio und Fernsehen immer wieder gezeigt. Der Westen war uns in der Technik und der Versorgung der Bevölkerung weit voraus. Sie hatten auch von Anfang an die Unterstützung der USA, während die durch die deutschen Heere verwüstete Sowjetunion uns wenig helfen konnte. Videorecorder und Videokamera waren die ersten meiner Anschaffungen 1990 nach der Wende. Meinem Trabant blieb ich treu. Und das war auch gut so, denn die Westautos, die den Osten überfluteten, waren nicht die besten. Mein Trabant war zuverlässig wie immer und ich fuhr ihn noch bis 2011 bis die Beseitigung der Rostschäden 600 Euro gekostet hätte. Da nahm ich das Angebot meines Freundes Herrmann E. aus Potsdam an, seinen Volkswagen Polo für 600 Euro zu kaufen. Meiner Tochter Angela gelang es zudem, sogar den Trabant für 800 Euro über EBay zu verkaufen.  Beim Volkswagen hatte ich die trügerische Hoffnung, wie beim Trabant auch vieles selbst reparieren zu können. Aber das ist nicht der Fall. Vielleicht sollte man das Angebot von Carsharing annehmen und auf ein eigenes Auto verzichten. Ob es beim nächsten TÜV im August 2021 nach 30 Jahren Volkswagen Polo so weit ist?  Das war die Seite 79 13h25.

Montag 22. März 2021 15h36.  Heute ist der Tag des Wassers. Wir hatten in meiner Kindheit eine Wasserpumpe im Garten. Zuerst eine mit einfachen und dann eine Doppelkolbenpumpe. Da zog es bei jeder Bewegung des Schwengels Wasser. Im Winter fror das Wasser in der Pumpe ein, obwohl wir es am Abend immer abfließen ließen. Dann musste mit heißem Wasser das Eis gelöst werden. Oben rein in die Pumpe. Und dann mit viel Wasser anpumpen bis das Wasser hochgezogen war. Da standen in der Küche immer mehrere Eimer mit Wasser. Das Wasser war immer sehr kalkhaltig. Das ist auch heute noch so. Das ergibt Ablagerungen von Wasserstein. Im vorigen Jahr schien die Waschmaschine defekt zu sein und ich wollte schon eine neue kaufen. Aber es war nur Wasserstein im Filter vom Frischwasserzulauf. Der Filter war fast völlig zu mit diesem gelb-braunen Wasserstein. Der Hausmeister wechselte das Filter und die Waschmaschine lief wie neu. An einen Mangel an Wasser kann ich mich nicht erinnern. Es war immer genügend im Müggelsee und in den anderen Tiefbrunnen von Berlin, trotz der heißen Sommer und dem Ausbleiben von genügend Regen in den vergangenen Jahren seit 2015. Darunter leiden Pflanzen und Tiere. Mehrmals floss die Spree schon zurück und Berlin und Brandenburg kauften von den Sachsen Wasser aus ihren Rückhaltebecken. So gut haben es die Bewohner der Wüsten nicht. Den Wassermangel nutzten Kaufleute und Politiker zu einträglichen Geschäften durch den Verkauf von Wasser. Es soll sogar einmal zu einem Kampf um das Wasser kommen, weil immer mehr verbraucht wird. In Hurghada am Roten Meer hatte unser Hotel eine Entsalzungsanlage. Die fiel aus und wir mussten ein anderes Hotel suchen. Die Meere haben genug Wasser. 70% der Erdoberfläche besteht aus Wasser. Ist genügend Energie vorhanden, dürfte es keinen Wassermangel in der Zukunft geben. Das war die Seite 80 14h04.

Dienstag 23. März 2021 13h20.  Wernher von Braun wurde heute vor 99 Jahren, 1922, geboren. Er hatte die Vision, den Mond mit einer Rakete zu erreichen. In den USA schaffte er es 1969. Wenn die Verschwörungstheorien zur Mondlandung falsch sind.  Demnach wäre das alles nur Lug und Trug und in den Filmstudios von Hollywood gedreht. Wernher von Braun experimentierte schon als Jugendlicher mit Raketen. Das deutsche Militär wurde auf ihn aufmerksam und als Nazideutschland nur noch durch ein Wunder im zweiten Weltkrieg zu retten war, baute er die Vergeltungswaffen V1 und V2 und beschoss mit diesen Raketen englische Städte. Beim Bau der Raketen in unterirdischen Stollen im Harz kamen mehr Menschen um als in England. Die Häftlinge aus Konzentrationslagern schufteten unter unmenschlichen Bedingungen. Vernichtung durch Arbeit war das Motto der Nazischergen.  Wernher von Braun wurde nicht zur Verantwortung gezogen, obwohl er auch Mitglied der berüchtigten SS - Sicherheitsstaffel - war. Er, seine Mitarbeiter und die halb fertig produzierten Raketen schafften die US-Offiziere in die USA, um im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion Raketen zu entwerfen und zu produzieren. Mit der Mondlandung schafften es die USA, die Überlegenheit der Sowjetunion in der Weltraumerkundung zu überbieten. Der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin umrundete schon Jahre vorher die Erde und mit einem Mondmobil befuhr die Sowjetunion den Mond. Allerdings ohne Menschen. Das Risiko für Menschen im Weltraum ist hoch. Man sollte Roboter einsetzen bis die Sache sicher ist. Das war die Seite 81 13h45.

Mittwoch 24. März 2021 14h42.  Der Pilot Andreas Lubitz steuerte das Linienflugzeug A320 heute vor sechs Jahren gegen einen Felsen. 150 Menschen starben.  Der Arzt hatte ihm Flugverbot erteilt. Lubitz flog trotzdem. Es war wohl eine Sucht. Er flog schon als Jugendlicher Segelflugzeuge. Es ist ein tolles Gefühl zu fliegen. Es war wohl eine Sucht bei Lubitz. Sucht hat schon viele alles vergessen lassen. Man vergisst die Angst. Beim Tauchen zwanzig Meter unter Wasser hatte ich keine Angst, sondern ein wohliges Gefühl. Der Arzt hatte wohl den Zustand bei Lubitz erkannt. Das Gefühl, die Sucht war stärker als das Verantwortungsgefühl für die Passagiere. Da war eine ganze Schulklasse im Flugzeug. Sie kamen von einem Ausflug nach Spanien zurück. Der Arzt befolgte seine Schweigepflicht als Arzt.  Ob er den Selbstmord voraus sah? Er stellte nur eine psychische Störung fest. Aber was ist das? Ist das die Tatsache, wenn die Sucht die Oberhand gewinnt? Lubitz schien ansonsten ganz normal zu sein.  Man sieht es ja auch kaum jemand an, wenn die Person Kokain abhängig ist oder Haschisch raucht. Sie sind sogar sehr umgänglich und kreativ und fühlen sich wohl. Der Absturz kommt immer erst beim Zuviel und beim Entzug. Lubitz hatte das schon einmal hinter sich. Mit Klinik Aufenthalt und Gesundung. Man hielt ihn für geheilt und ließ ihn fliegen. Er war jung und hatte das Leben noch vor sich. So schien es. Bis er an diesem Tag allein in der Kabine war, die Tür verschloss und den Jet gegen den Felsen steuerte. Danach wurde allein sein in der Kabine verboten. Das war in den USA schon lange die Regel. Es ist auch kein Einzelfall. Eine Maschine, ein Linienflugzeug aus Malaysien war nach China unterwegs, verschwand plötzlich vom Radar und konnte nicht mehr geortet werden. Sie soll in Richtung Süden geflogen sein, bis der Kraftstoff aufgebraucht war.  Was ist dagegen zu tun? Der Einfluss des Menschen muss zugunsten von Maschinen immer mehr reduziert werden. Eine Aufgabe der Digitalisierung. Das war die Seite 82 15h19.

Donnerstag 25. März 2021 13h29.  Gestern vor 22 Jahren, 1999, begann die Nato Serbien zu bomben. Nur deshalb, weil sich Serbien gegen die Abtrennung des Kosovo, ihres Kernlandes, durch die eingewanderten Albaner zur Wehr setzte. Es gab viele zivile Opfer in der Hauptstadt Belgrad. Die Nato setzte Bodentruppen im Kosovo ein. Eine große Anzahl Serben vertrieb man aus dem Kosovo. Heute ist der Kosovo ein eigenständiger Staat, der vom Westen anerkannt wird. Serbien erkennt ihn nicht an. Die Abtrennung der Krim nach einer Volksabstimmung von der Ukraine und die Rückführung nach Russland wird dagegen vom Westen nicht anerkannt. Es gibt sogar Sanktionen gegen Russland. Kosovo und Krim zeigen die ungleiche Politik des Westens. Eine Politik gegen Russland. Und Deutschland macht mit. Dabei wäre ein gutes Verhältnis zu Russland angebracht. Angesichts unserer Geschichte im zweiten Weltkrieg und der Tatsache, daß Russland ein wichtiger Handelspartner Deutschlands ist. Bestrebungen zur Selbständigkeit von Volksgruppen gibt es in aller Welt: Katalonien von Spanien, Schottland von Großbritannien, Tirol von Italien, Südsudan vom Sudan, Teile des Kongo, Ostukraine von der Ukraine und die Ukraine, Weißrussland, Kasachstan, die baltischen Länder und andere von der Sowjetunion, als diese zusammenbrach. Dabei lassen sich die heutigen Probleme des Klimawandels, des internationalen Handels, der Bedrohungen aus dem Weltraum, der steigenden Armut, der Flüchtlinge, der steigenden Rüstungsausgaben, der Bedrohungen durch den internationalen Terror und der Bereicherung einiger weniger Konzerne und Einzelpersonen nur global lösen. Aber die Macht und der Einfluss der Organisation der Vereinten Nationen wird von den Gewinnlern der Situation geschwächt. Das war die Seite 83 14h11.

Freitag 26. März 2021 11h34.  Heute vor 200 Jahren, 1821, begann der Kampf der Griechen für die Befreiung von der Herrschaft der Türken. Fast 400 Jahre herrschte das Osmanische Reich der Türken über Griechenland. Dabei ist auf dem Gebiet des heutigen Griechenlands in der Antike die erste Demokratie entstanden. Aber das Reich der 1000 Inseln war immer uneinig und wurde von großen Mächten unterdrückt: Die Perser, Byzanz und die Türken. Nur Alexander der Große schaffte für kurze Zeit, die Perser nieder zu werfen und ein Weltreich von Ägypten bis Indien zu errichten. Nach seinem Tod zerfiel es. Athen, Sparta und Mazedonien bekämpften einander. Erst vor 200 Jahren gelang es den Griechen, einen einheitlichen und selbständigen Staat aufzubauen. Seitdem gab es lange Zeit einen König bis er abgewählt wurde und es gab eine blutige Militärdiktatur. In dieser Zeit flohen viele Demokraten aus Griechenland. Unter meinen Arbeitskollegen im VEB Elektrokohle Lichtenberg in Berlin arbeiteten viele Jahre ein Grieche in der Gütekontrolle und einer in der Produktionsvorbereitung. Ihre Eltern hatten beim Putsch der Militärs Griechenland verlassen.  Der aus der Gütekontrolle ging nach Jahren nach Griechenland zurück, als er dort einen Campingplatz am Meer geerbt hatte. Der andere Grieche Panajotis Z. lebt mit seiner Familie bis heute in Berlin  und hat sich gut als Demokrat integriert. Regelmäßig besucht er seine Verwandten in Griechenland.  Das Land wurde in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen und übernahm auch den Euro als Zahlungsmittel. Es gibt seit Jahren Auseinandersetzungen mit der Türkei wegen der Flüchtlinge und der Gasvorkommen im Mittelmeer. Auf mehreren Inseln Griechenlands sind umfangreiche Unterkünfte für Flüchtlinge entstanden. Leider sind nur wenige Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft bereit, Flüchtlinge aufzunehmen. Und so hat Griechenland die Hauptlast der Versorgung zu tragen. Das war die Seite 84 12h25.

Sonnabend 27. März 2021 14h26.  Die Grünen in Baden-Württemberg erhielten bei der Wahl heute vor 10 Jahren, 2011, soviel Stimmen, daß sie mit der SPD zusammen die langjährig herrschende CDU verdrängen konnten. Das hing mit Fukushima und mit Stuttgart 21 zusammen. Stuttgart 21 ist der Oberbegriff für den Abriss des hauptstädtischen Kopfbahnhofs in Stuttgart und die Untertunnelung. 1996 noch mit 2,5 Milliarden DM geplant. Heute rechnet man mit 10 Milliarden Euro. Das Vorhaben hätte schon lange fertig sein sollen. Aber der neueste Termin ist 2025. Und dann ist auch noch nicht alles fertig. Die Grünen waren gegen das Projekt und wurden deshalb auch gewählt. Aber eine Volksabstimmung führte zum Weiterbau. Trotzdem ist der Grüne Winfried Kretschmar bis heute erfolgreicher Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Manche sagen, weil er in Wirklichkeit nicht so grün ist. Vor 10 Jahren gab es in vielen Großstädten der Bundesrepublik Demonstrationen gegen das Bauvorhaben. Es wäre zu teuer und es ginge nur um eine Verringerung der Bahnzeit von nur 30 Minuten in Richtung Ulm. In Berlin nahm ich auch an der Demonstration auf dem Potsdamer Platz teil. Jemand aus Baden-Württemberg hatte mich dazu begeistert. Aber es kamen nur einige 100 Menschen. Einige trugen Plakate gegen die Verschwendung von Steuergeldern. Aber die Volksabstimmung hatte alles umsonst gemacht. Und so wurde weiter gebaut. Nun wohl ohne den brutalen Polizeieinsatz wie bei der Fällung der Bäume des Stadtwaldes in der CDU-Zeit. Die Tunnelröhren sind zu 80% fertig und Teile können schon in Betrieb genommen werden. Mit neun Jahren Verspätung und überhöhten Kosten ist ja auch nun der Berliner Flughafen in Betrieb gegangen.  Da schimpften wir immer über die Investruinen in der Zeit der Planwirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik. Wir meinten im Westen, im Kapitalismus würde so etwas nicht möglich sein. Aber wir wurden eines Besseren oder besser Schlimmeren belehrt. Das war die Seite 85 14h56.

Sonntag 28. März 2021 15h26.  Heute früh wurde die Uhr von 2 auf 3 Uhr gestellt. Es ist Sommerzeit. Möglicherweise das letzte Mal seit 1978. Man versprach sich die Einsparung von Energie dadurch das wir eine Stunde früher schlafen gehen und das elektrische Licht löschen. Aber jetzt hat man dagegen gerechnet, daß durch Heizen am Morgen die Einsparung wieder verbraucht wird. Nun sind sich die Länder Europas nicht einig welche Zeit gelten soll: Die Sommerzeit oder die MEZ - Mitteleuropäische Zeit.  Wenn sich jeder seine Zeit aussuchen kann, gibt es ein Durcheinander in Europa. Die Schweizer Stimmbürger lehnten übrigens 1978 die Umstellung auf die Sommerzeit ab. Drei Jahre später wurde sie trotzdem eingeführt und es gab keine Proteste, denn rundherum galt im Sommer die Sommerzeit mit einer Stunde Unterschied. Das war auch nicht praktikabel. Es ist wie mit dem Euro. Die meisten Länder der Europäischen Gemeinschaften führten den Euro ein. Aber einige hängen noch an ihrer alten Währung. Großbritannien mit Pfund Sterling schied aus und das kann in dieser Hinsicht als Erleichterung empfunden werden. Auch der Linksverkehr und die Maße und Gewichte können die EG nicht mehr stören. Die Idee mit der Einsparung an Energie durch das Zurück stellen der Uhren im Sommer ist schon über 100 Jahre alt. Im ersten und zweiten Weltkrieg wurde die Sommerzeit auch kurzzeitig eingeführt. Ich erinnere mich nicht an Schwierigkeiten wegen einer Stunde früher aufstehen und Arbeitsbeginn. Früh aufstehen war mir immer unangenehm. Eine Stunde früher oder später macht da auch nichts. Und heute als Rentner ist es sowieso egal. Da kann ich endlich ausschlafen so lange ich will. Das genieße ich. Ich bin ein Nachtmensch. Je später, um so wohler fühle ich mich. Am besten um Mitternacht. Das war die Seite 86 15h52.

Montag 29. März 2021 14h35.  Die erste deutsche Verfassung wurde heute vor 173 Jahren, 1848, in der Paulskirche in Frankfurt am Main beschlossen. Endlich sollte dem Königtum, dem Adel, eine bürgerliche Macht entgegen gestellt werden. Studenten hatten das schon lange gefordert und es war auch an der Zeit. Denn die wirtschaftliche Macht lag schon lange nicht mehr in den Händen des Adels und der Fürsten, sondern im aufstrebenden Bürgertum mit der entstehenden Industrie. Deutschland bestand aus hunderten kleinen Fürstentümern mit eigenen Maßen, Gewichten und Währungen. Das behinderte die Entwicklung der Wirtschaft und musste beendet werden. Leider gelang das erst Bismarck mit seiner Einheit durch Blut und Schwert von oben nach dem Sieg über Frankreich 1870/71 und der Bildung eines deutschen Kaiserreichs unter Wilhelm I. Aber die Verfassung in der Paulskirche 1848 war ein Anfang. Ein Ereignis, das mich begeisterte und einen Umweg machen ließ auf der Rückfahrt mit dem Fahrrad von meinem Bruder in der Schweiz nach Berlin. Ich stand vor der Paulskirche. Aber die Tür war verschlossen und ich konnte nichts weiter machen als ein Foto mit meiner neuen Kamera Altix nb. In der Nacht davor hatte ich im Manfred von Richthofen Bunker, einer Jugendherberge kurz vor Frankfurt am Main, geschlafen. Da begannen schon die schrecklichen Zahnschmerzen, die ich bis in die DDR in Erfurt aushielt und wo mich eine Zahnarzt von Zahn und Schmerzen befreite.  Erstaunlich, welche Kraft ich da auf meinem alten Fahrrad ohne Gangschaltung hatte. Die hatte ich dann bei meiner zweiten Tour in die Schweiz im nächsten Sommer. Allerdings kam ich damals nur bis kurz vor Probszella, der Interzonengrenze in Thüringen. Es regnete ohne Ende und Zelt und Sachen waren nass. So fuhr ich zurück und eine Woche später mit dem Zug bis Lörrach im Schwarzwald, kurz vor der Schweizer Grenze. Das war die Seite 87 15h05.

Dienstag 30. März 2021 14h38. Vincent Van Gogh wurde heute vor 168 Jahren, 1853, geboren. In seinem kurzen Leben von 37 Jahren malte er viele Bilder, die ihm aber kaum etwas einbrachten. Erst nach seinem Tod 1890 wurden seine Bilder wertvoll. Sie haben auch einen eigenen Stil, der überwiegend von der heißen Sonne Südfrankreichs geprägt ist. Flirrende und heiße Luft über den Landschaften führen zu kuriosen Pinselstrichen. Als ob man alles durch ein nicht ganz sauberes Glas betrachtet. Van Gogh brachte sein Gefühl, seine Empfindungen mit in das Bild. Und die sind bunt bis grell mit kreisenden Wolken. Trotzdem geht es immer um reale Objekte, Brücken, Häuser, Felder. Wer wird sich derartiges an die Wand hängen? Kopien vielleicht.  Seine Originale sind in Museen für alle. Ich habe überwiegend Fotos an den Wänden. Erinnerungen. Und einige Aquarelle und Ölgemälde von Richard Bredereck, dem Maler und Freund der Familie. Und eine Bleistiftzeichnung vom Bauernhof meines Vaters in Fredersdorf mit der Dreschmaschine, angetrieben durch einen langen Riemen aus Leder von einem Elektromotor. Oben auf der Dreschmaschine zwei Frauen, die die Strohbunde öffneten und in die Eingabeöffnung drückten.  Neben der Maschine mein Vater mit der Heugabel, der die Strohbunde nach oben stakte. Im Hintergrund die Scheune, wo das ausgedroschene Stroh für die Winterversorgung der Kühe und Pferde gelagert wurde. Ein Bild zur Erinnerung an die schwere Arbeit als Bauer. Das machte mein Vater nur fünf Jahre lang, denn er war Industriearbeiter, konnte mit Stahl und Drehbänken bei der Firma Lorenz in Berlin-Tempelhof umgehen. Das Bauerndasein musste er nur annehmen als Verantwortlicher für die Bodenreform in Fredersdorf bei Berlin nach dem zweiten Weltkrieg. Das war die Seite 88 15h11.

Mittwoch 31. März 2021 13h59.  50 Jahre Bafög wird jetzt gefeiert, 1971 in der Bundesrepublik eingeführt, damit auch weniger vermögende Jugendliche studieren können. Chancengerechtigkeit nannte man das.   In der Deutschen Demokratischen Republik hatte ich keine finanziellen Sorgen beim Studieren. Ich bekam monatlich 200 Mark. Eine Rückzahlung wie beim Bafög gab es nicht. Bildung war kostenfrei. Mein Sohn Michael bekam in der Bundesrepublik  Bafög und hat die letzte Rate von etwa 10 000 Euro vor Jahren zurück gezahlt, als er in Luzern in der Schweiz als Optiker bei Fielmann gut verdiente. Nun ist er schuldenfrei und kann sich mit Kathrin und Finn ein schönes Familienleben in Hamburg aufbauen. Eigentlich sollte Bildung unabhängig vom Vermögen sein. Versuche in diese Richtung gibt es. Aber sie scheiterten. Ein Glück, daß Grundschule und Gymnasium kostenfrei sind. Es sei denn, man bevorzugt eine der vielen Privatschulen. So werden Eliten gebildet. Es gibt sogar eine evangelische Schule hier in Berlin-Friedrichsfelde. Dabei sollte doch nach dem Grundgesetz eine Trennung zwischen Kirche und Staat sein. Früher unterstand die Schule der Kirche. Aber das ist lange her und überholt, wenn man bedenkt, wie lebensfremd die Kirche ist. In den USA wird sogar noch teilweise die Erschaffung der Welt durch einen Gott gelehrt, obwohl die Wissenschaft im ganzen Universum keinen Platz für einen Gott gefunden hat und alles erklären kann ohne den Einfluss eines Gottes. Nur was vor dem großen Knall vor 13 Milliarden Jahren gewesen ist, kann die Wissenschaft bis jetzt noch nicht erklären. Vielleicht war es auch ganz anders und ohne den Big Bang.  Ein dauerndes Auseinanderstreben des Universum ist ja auch kaum vorstellbar, obwohl es durch die großen Teleskope längst bewiesen ist. Sicher ist, daß sich der menschliche Geist, sein Wissen, seine Fähigkeit der Erkennbarkeit der Welt dauernd vergrößert und wir können gespannt sein über die neuen Erkenntnisse. Das war die Seite 89 14h30.






Der Riss der Dachpappe ließ Regenwasser durch und die Decke im Gartenhaus in Fredersdorf war nass. Mit etwas Spachtel auf Bitumenbasis war das Leck zu. Um ein weiteres Abrutschen der Dachpappe zu verhindern wird die angenagelte Leiste die Sache festhalten und der Riss wird sich nicht weiter vergrößern. Im Garten ist immer was zu machen. Aber das hält fit.

 

Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Jeden Tag eine Seite schreiben. April 2021. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 119/4. 30.4.2021. Kopien: Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex.

Donnerstag 1. April 2021 13h54.  August Thyssen eröffnete heute vor 150 Jahren, 1871, im Ruhrgebiet sein Bandstahlwalzwerk. Nach dem Sieg über Frankreich 1870/71 begann mit den französischen Kriegskontributionen in Deutschland die Gründerzeit. Krupp und Thyssen stellten Bleche für Autos her und Rohre für Kanonen. Nach den beiden Weltkriegen 1914-18 und 1939-45 hat die Thyssenkrupp AG 160 000 Mitarbeiter in aller Welt. Dabei verlagerte sich das Schwergewicht der Stahlproduktion auf China und Südostasien  und bietet Thyssenkrupp starke Konkurrenz. Thyssen hatte sich die benötigten Rohstoffe Steinkohle und Eisenerz durch Ankauf der Lagerstätten gesichert und die Technologie der Produktion verbessert. Er hatte offensichtlich auch den Stienitzsee gekauft, denn als ich 1960 ein Segelboot neben dem ehemaligen Gasthaus Sprudel am Stienitzsee erwarb, hörte ich das von den Bewohnern. Der See und 10 Meter Uferfläche sollte Eigentum der Firma Thyssen sein. Es gab keinen DDR-Eigentümer, denn Thyssen war Holländer und niemand kümmerte sich um See und Ufer. Mein Vater hatte in den 1950er Jahren gegenüber eine Anglersiedlung neben der Ausflugsgaststätte Seebad Stienitzsee angelegt.  Die Gärten der Anwohner in Hennickendorf reichten bis zum ehemaligen Ufer des Sees. Der war nämlich Mitte des 19. Jahrhundersts um zwei Meter abgesenkt worden, um an die Torflagerstätten unter dem nördlichen Teil des Sees zu kommen. Der Torf diente der Produktion von Ziegelsteinen, die mit Lastkähnen nach Berlin geschafft wurden. Ich war auf die Gutmütigkeit eines Gartenbesitzers angewiesen, um zu meinem Segelboot und zum Steg am Seeufer zu kommen. Als der nach etwa zehn Jahren weg zog, schenkte ich Segelboot und Steg den Nachbarkindern. Die moderne Ziegelfabrik hinter der Gaststätte Sprudel am See wurde im Rahmen der Reparationen nach dem zweiten Weltkrieg abgebaut und in die Sowjetunion geschafft. Nur die alten Ringöfen produzierten in der Zeit der Deutschen Demokratischen Republik weiter. In den Schulferien verdienten wir Schüler uns etwas Taschengeld beim beladen der heißen Steine in den Öfen. Das war die Seite 90 14h35.

Freitag 2. April 2021 14h49. Achim D. ist gestern 78 Jahre alt geworden. Sein Vater blieb im zweiten Weltkrieg verschollen. Seine Mutter Gerda heiratete meinen Vater Kurt Buchholz, der von meiner Mutter Charlotte, geborene Reddig kurz nach dem zweiten Weltkrieg geschieden worden war. Er hatte sie in der Gaststätte Zum Lindenwirt ihrer Eltern Wandelt in Vogelsdorf kennen gelernt. Nach dem Tod der Eltern bewirtschafteten beide die Gaststätte. Dort lernte ich Achim kennen und wir spielten zusammen. Achim war ein guter Tischtennisspieler und nahm an Turnieren im Saal der Gaststätte teil. Mit dem Angelkahn ruderten wir über den Stienitzsee und angelten am breiten Schilfgürtel. Das Wasser war durch zahlreiche Quellen glasklar. Erst als später Abwasser eingeleitet wurden, verschmutzte der See etwas. Trotzdem badeten wir an der sogenannten Gummiwiese am nördlichen Ufer. Der Boden gab durch das Moor im Untergrund bei jedem Schritt nach. Später übernahmen sie in Berlin-Adlershof eine Gastwirtschaft in der Dörpfeldstraße gegenüber dem Sportplatz. Dort richteten Achim und ich ein Fotolabor ein und vergrößerten unsere Fotos. Achim lernte Schlosser und arbeitete im Fernsehfunk der DDR.  Auf der Rohrwallinsel in der Dahme in Berlin-Köpenick baute sich Achim einen schönen Bungalow auf. Er übersiedelte mit seiner Frau Susanne und seiner Mutter nach Steißlingen in Baden-Württemberg. Dort besuchte ich sie nach der Wende 1990 auf meinen Fahrten zu meiner Schwägerin Anneliese B. in Hausen AG/Schweiz bis Achim auf meine EMails nicht mehr antwortete. Seitdem haben wir leider keinen Kontakt mehr. Das war die Seite 91 15h29.

Sonnabend 3. April 2021 14h43.  Nordhausen, eine Kleinstadt im Süden des Harzes, wurde heute vor 76 Jahren, 1945, intensiv bombardiert. Die Amerikaner waren schon dicht mit ihren Panzern und Geschützen an die Stadt herangerückt. Aber die Stadt wollte sich nicht ergeben. SS und Nazis wollten bis zur letzten Patrone kämpfen. In der Nähe von Nordhausen hatte die SS durch Häftlinge tiefe Stollen in den Kronberg getrieben und die Produktion der Vergeltungswaffe V2 von Wernher von Braun zu sichern. Den Häftlingen drohte Vernichtung durch Arbeit. Im Fernsehen werden immer wieder die Aufnahmen der Amerikaner nach der Einnahme des Kronsteins von den unzähligen verhungerten und toten Häftlingen gezeigt. Die Firma Lorenz hatte meinen Vater Kurt Buchholz als Automateneinrichter dort hin geschickt. Als sich das Lager kurz vor der Befreiung durch die Amerikaner auflöste, verließ mein Vater den Kronstein und kam nach Hause in Fredersdorf bei Berlin. Er berichtete von den Plünderungen von Lebensmitteln in Nordhausen durch die Bewohner. Lange konnte mein Vater nicht zu Hause bleiben. Seine Firma schickte ihn nach Guben an der Neiße, wo eine  andere ausgelagerte Filiale der Firma produzierte. Als die sowjetischen Truppen auf der anderen Seite der Neiße erschienen, packten einige Kollegen ihre Sachen auf einen zweirädrigen Feuerwehrkarren und pilgerten in Richtung Berlin. Ich erkannte meinen Vater mit seinem dichten Vollbart nicht als er den Karren schiebend in Fredersdorf ankam. Auf der Rüdersdorfer Autobahnbrücke wollten ihn die Soldaten erschießen, weil er ihnen sagte, die Russen kommen gleich hinterher und sie sollten verschwinden. Diesmal meldete er sich nicht in der Firma zurück, denn dann wäre er zum Volkssturm eingezogen worden. Er versteckte sich bis nach ein paar Tagen die sowjetischen Truppen eintrafen. Ein SS-Kommando hatte noch seine Kanonen in der Siedlung in Stellung gebracht. Unsere Schule hatten die Kampfverbände mit Beschlag belegt und der Unterricht fand in einer alten Scheune in der Feldstraße statt. Kampflos verschwanden die deutschen Soldaten in Richtung Berlin. Wie später unser Ortschronist Manfred Kliem berichtete, wollten sich die SS-Verbände nicht den regulären Truppen unterstellen und verschwanden deshalb. Ein toter SS-Offizier wurde an der Autobahnbrücke gefunden. Offensichtlich von den eigenen Leuten, die desertieren wollten, erschossen. Das war die Seite 92 15h14.

Sonntag 4. April 2021 14h19.  Das Marx-Engels-Forum wurde heute vor 35 Jahren, 1981,  in Berlin-Mitte vom Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker eingeweiht. Es befindet sich in einem Park an der Spree zwischen Liebknecht und Rathausstraße. Mittelpunkt war das lebensgroße Denkmal der beiden Theoretiker des Kommunismus Karl Marx und Friedrich Engels. Marx sitzt und Engels steht daneben. Alles in Höhe des Betrachters wird es oft für Selfies genutzt. Durch den Bau der Fortsetzung des U-Bahn Tunnels der U5 setzte man das Denkmal mehr zur Liebknechtstraße an die Spree. So recht traut man sich nicht alles abzureißen, obwohl Vorschläge zur alten Bebauung des Areals vorliegen. Der U-Bahnbau ist fertig und eine Entscheidung wird wohl in Kürze fallen. Es stehen noch weitere Denkmale des Kommunismus in Berlin. Wie der Kopf des von den Nazis ermordeten Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands Ernst Thälmann im Thälmannpark im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. Das Lenindenkmal neben der Landsberger Allee - damals Leninallee - wurde gleich nach der Wende 1990 abgerissen und im Wald am Seddinsee hinter Schmöckwitz vergraben. Das Denkmal für Josef Stalin hatte man schon bald nach seinem Tod 1953 aus der Stalinallee entfernt, als der neue Generalsektretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Chrustschow mit Stalin abrechnete. Die Stalinallee wurde wieder zur Frankfurter Allee bis auf ein Stück zwischen Alexanderplatz und Strausberger Platz, das bis heute Karl-Marx-Alle heißt. Das war die Seite 93 14h46.

Montag 5. April 2021 13h39.  Heute vor 70 Jahren wurden die beiden Kommunisten Ethel und Julius Rosenberg wegen Atomspionage zum Tode verurteilt und nach zwei Jahren auf dem elektrischen Stuhl im Gefängnis Sing-Sing in New York hingerichtet. Julius war Elektriker und Ether kaufmännische Angestellte in New York. Nur über Ethers Bruder, der im Atomlabor in Los Alamos als Mechaniker arbeitete hatten sie Verbindung zur Entwicklung der Atombombe. Sie konnten nichts Wesentliches der Atomentwicklung in der Sowjetunion liefern. Es war die Zeit der Verfolgung von Kommunisten in den USA durch McCarthy. Man konnte Ethers Bruder als Kronzeugen im Prozess gewinnen. Ethel und Julius Rosenberg widersprachen bis zu letzt. Viele Prominente wie Einstein, der Papst, Frida Kahlo, Pablo Picasso, Fritz Lang, Berthold Brecht und Jean-Paul Sartre forderten die Freiheit der Rosenbergs. Aber Truman und Eisenhower lehnten ab. Selbst die von den beiden Kindern der Rosenberg geforderte Rücknahme hatte selbst Obama nicht verfügt. Die Sowjetunion hatte schon in den 1940er Jahren die Atombombe entwickelt und bis heute verfügen mindestens acht Länder über diese furchtbare Waffe: USA, Großbritannien, Frankreich, Russland, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel. Außer dem ist zu befürchten, daß weitere Länder über das Wissen zur Herstellung nuklearer Waffen verfügen. Ein internationaler Vertrag verbietet aber die Produktion, Lagerung und Weitergabe. Wichtig ist, dass keine Terroristen über Atomwaffen verfügen. Die heutigen Atomwaffen sind hundert Mal zerstörerischer als die von Hiroshima und Nagasaki, die die USA zum Ende des zweiten Weltkrieges abwarfen und 200 000 Menschen töteten und viele weitere verstrahlte und lange hinsiechen ließ. Das wäre nicht notwendig gewesen, denn der japanische König verkündete die Niederlage wegen des Eintritts der Sowjetunion in den Krieg gegen Japan. Deshalb musste der König als Hauptkriegsverbrecher um seinen Thron besorgt sein. Das war die Seite 94 14h11.

Dienstag 6. April 2021 13h47. Die Olympiade der Neuzeit begann heute vor 125 Jahren, 1896, in Athen. Damals waren nur Amateure zugelassen. Bis vor einigen Jahrzehnten durften die Sportler nichts verdienen durch ihren Sport. Es waren Amateure. Das änderte sich grundsätzlich. Heute übertrumpfen sich die Länder in der Ausgestaltung der Olympischen Spiele. Sie kosten Millionen.  Die Sportler leben von ihrem Sport. Sie müssen ihre Familien damit versorgen. Für Spitzensportler kein Problem. Aber die meisten Sportler sind dauernd auf der Suche nach Sponsoren. Auch war der Nationalismus früher nicht so ausgeprägt. Bei der Eröffnung marschieren sie mit der Landesfahne und in teuren Uniformen in das festliche Stadium. Es geht darum, die meisten Medaillen zu gewinnen. So erhalten die Sportler Kraft stärkende Mittel, Physiotherapie und werden ganztägig betreut. Früher als Amateure war die Chancengleichheit auch nicht gegeben.  Wer von seiner reichen Familie unterstützt wurde oder Polizist oder Soldat war erhielt mehr Trainingsmöglichkeiten als andere. Nicht zuletzt durch das Dauerthema Drogen ist der Sport in Misskredit geraten. Leistungssport hob sich gegenüber dem Volksport ab. Es gibt auch gesundheitliche Probleme im Leistungssport. Volkssport ist besser. Es muss Spaß machen und den Körper fit halten und die Familie muss dabei sein. Ich habe immer neben der Arbeit und mit der Familie gemeinsam Sport getrieben: Rad fahren, klettern im Gebirge und in der Halle, Ski Abfahrt, schwimmen, Drachen fliegen und Eissegeln im Verein, tauchen, windsurfen, Tischtennis spielen und Sommersegeln. Das tat meinem Körper gut und machte Spaß. Das war die Seite 95 14h14.

Mittwoch 7. April 2021 15h04. Heute vor 20 Jahren, 2001 startete eine Sonde von Cape Canaveral auf Florida in Richtung Mars. Im Oktober nach sechs Monaten erreichte sie den roten Planeten und umkreist ihn seitdem. Der Brennstoff soll noch bis 2025 reichen. In der Zwischenzeit sind schon mehrere Konstruktionen auf dem Mars gelandet. Sie machen Fotos und Tonaufnahmen und untersuchen den Boden nach Wasser. Es wird vermutet, daß es einmal Leben auf dem Mars gegeben haben soll. Die Oberfläche zeigt Formationen, die von Flüssen und Seen stammen können. Wasser ist eine wichtige Voraussetzung für Leben. Jedenfalls auf der Erde. Vermutlich sollen noch Menschen in diesem Jahrzehnt auf dem Mars landen. Ein Leben dort ist schwierig. Hohe Temperaturen, fehlende Atmosphäre und geringere Anziehungskraft als auf der Erde ist für uns Menschen lebensfeindlich und erfordert die Schaffung vieler technischer Voraussetzungen. Es ist auch wenig sinnvoll, Menschen den Risiken des Weltalls auszusetzen, da Roboter alles machen können. Wesentlich besser wäre der Bau einer autonomen Weltraumstation mit all den Notwendigkeiten, die Menschen brauchen. Damit wäre eine Erkundung im Sonnensystem und darüber hinaus wesentlich einfacher möglich als die Besiedelung anderer Planeten und Monde. Die Erde bietet noch viel Platz und Auskommen für viele weitere Milliarden Menschen. Die unerschöpfliche Energiequelle im Innern der Erde garantiert der Menschheit alle Möglichkeiten der Entwicklung in den Wüsten und Meeren. Heute aber ist die dringende Aufgabe, die Verschwendung für Rüstung und Waffen zu beenden und den Frieden und das Auskommen der Menschen in allen Ländern der Erde zu gewährleisten. Das war die Seite 96 15h48.  

    

Donnerstag 8. April 2021 11h30.  Heute vor 21 Jahren erwarben Hennig R. und ich den Hängegleiter/Drachen Cloud III von Uli C. Uli war Flugtrainer im DCB - Drachenflieger Club Berlin - und wollte sich einen neuen schnelleren Drachen kaufen. Der Cloud III war aber auch keiner der ersten langsamen und breiten Hängegleiter, sondern ein ausgesprochen sportliches Gerät, wie wir dann auf den Hügeln rund um Berlin feststellen konnten, schnell und wendig. Wir hatten schon viele Wochenenden bei den Schulungen auf der Rodelbahn am Teufelsberg im Grunewald verbracht und fühlten uns sicher. Die Spitze aber waren die Flüge in den französischen Alpen bei Aix Les Bains. Kalle und Carena R. hatten mich zu ihrer Hochzeit eingeladen. Kalle flog einen Motordrachen und ich das erste Mal vom Col du Sapaney in 600 Meter Höhe an einem senkrechten Felsen. Das war schon etwas anderes als die kurzen Flüge von den Hügeln um Berlin. Am 5. August 1993 startete ich von einer abschüssigen Wiese und dann nur noch von einer extra aufgebauten Rampe an der  Kante der Klippe. Da ging es dann sofort nach drei Schritten in die Luft, in die Freiheit. Bis zum Landeplatz sind es einige Kilometer und so konnte ich das freie Fliegen lange genießen. Durch die kräftige Sonneneinstrahlung gab es einen Bart, ein Aufwind über dem Landeplatz und ich kreiste lange in einigen 100 Metern Höhe bis es mir zuviel wurde und ich runter wollte. Es ist doch recht einsam da oben. Carena hatte alles mit der Videokamera gefilmt und ich kann mich immer wieder daran erfreuen.  Nun liegt der Drachen schon lange im Schuppen im Garten und wartet auf einen Einsatz. Einige Jahre war es ein toller Sport. Aber es ist auch mit viel Zeit verbunden. Erst einmal die lange Anfahrt zu unserem Flugplatz Altes Lager bei Jüterbog in Brandenburg und die Wetterbedingungen sind auch selten optimal. Und dann muss man sich anstellen, denn zahlreiche Piloten wollen von der Winde hoch gezogen werden oder hinter einem Motordrachen in die Luft.  Alles eine Frage der Zeit und der Reiz des Neuen ist lange weg. Das war die Seite 97 12h16.

Freitag 9. April 2021 13h44.  US-General MacArthur forderte 1951 im Koreakrieg den Einsatz von Atombomben auf China. US-Präsident Truman löste daraufhin MacArthur ab und übertrug das Kommando über die US-Truppen in Korea einem anderen General. MacArthur war in den USA sehr beliebt. Hatte er doch Japan zur Kapitulation gezwungen, nachdem die Sowjetunion, wie verabredet drei Monate nach der Niederlage Nazideutschlands, in den Krieg gegen Japan eingetreten war. Es kam zu Demonstrationen gegen die Entscheidung Trumans. Dieser wies aber auf die Gefahr eines neuen Weltkrieges zwischen Ost und West hin und wollte ihn vermeiden. Ein Sieg der Politik und der Vernunft über das Militär.  Atombomben setzten die USA im Koreakrieg nicht ein. Aber mit einem Flächenbombardement zerstörten sie 1950 bis 1953 das Land und ermordeten Millionen Menschen. Wie im Krieg gegen Vietnam, der ebenfalls viele Jahre dauerte und bei dem auch das Gift Orange Agent und der Brandsatz Napalm eingesetzt wurden. Wir erlebten das im zweiten Weltkrieg mit den Phosphorbomben. Eine fanden wir Kinder in unserer Siedlung. Der Schraubverschluss am hinteren Ende zwischen dem Leitwerk war offen. Wir steckten Zweige rein und hatten eine Fackel. Selbst unter Wasser ging das Feuer nicht aus. Auf der Haut hat es entsetzliche Verbrennungen gegeben, wie in der Zeitung bekannt beschrieben wurde. Die erste Staffel der Bomberverbände warf Explosivbomben ab und zerstörte so die Dächer. Die nächsten Flugzeuge warfen Unmengen von Stabbrandbomben ab, die dann bis in die Wohnungen durchschlugen und Brände auslösten. Die Brandbomben waren etwa einen Meter lang, sechs- oder achteckig, hatten unten einen Zünder im Stahlmantel und oben unter Blech den Brandsatz. Viele lagen in unserer Siedlung, weil sie auf weichem Boden gefallen und nicht explodiert waren. Für uns Kinder Spielzeug. Aber wenn die Eltern das mit bekamen, erhielten wir einige Tage Stubenarrest. Es gab auch schreckliche Unfälle, wie immer berichtet wurde. Aber in meinem Umfeld passierte nichts. Wir hatten Glück. Das war die Seite 98 14h23. 

Sonnabend 10. April 2021 14h08. Heute ziehen wieder viele Demonstranten durch Berlin. Wie an jedem Wochenende. Immer mehr Menschen setzen sich für allgemein betreffende Maßnahmen ein. Ein Fahrradkorso fordert mehr Spuren auf den Straßen für Radfahrer. Bauern aus der ganzen BRD sind auf ihren Traktoren unterwegs, um höhere Preise für ihre Produkte zu fordern. Eine Demonstration heute richtet sich gegen den teuren Weiterbau der A100 vom Kreuz Neukölln bis nach Treptow. Dabei ist das nur ein kleines Teilstück eines inneren Autobahnrings im Nordosten Berlins. Eine wichtige Investition gegen die verstopften Straßen. In Westberlin ist dieser Autobahnring neben dem S-Bahnring schon vor Jahrzehnten gebaut worden. Im Osten, in der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, setzte man auf den öffentlichen Nahverkehr mit Straßenbahn, Bus, Stadt- und U-Bahn und versuchte die Autos draußen zu lassen. In Westberlin störten Straßenbahnen den Autoverkehr und wurden abgeschafft. Heute werden wieder die alten Strecken langsam in Betrieb genommen. Aber der Autoverkehr hat mächtig zugenommen. So ist ein innerer Autobahnring bitter nötig. Besonders auch deshalb, weil damit eine schnelle Anbindung an die Autobahnen rund um Berlin gewährleistet wird. Die großen Trucks zur Versorgung der Bevölkerung müssen raus aus den engen Straßen der Innenstadt. Aber die Meinungen der Bevölkerung sind unterschiedlich. Es geht um viel Geld. Welche Entscheidung ist richtig?  Die der Fachleute oder der Bevölkerung? Beim Brexit in Großbritannien hat die Bevölkerung auch recht voreilig und gefühlsmäßig entschieden ohne die Folgen begründet zu berücksichtigen. Die damalige Wahl Trumps in den USA mit einem knappen Ergebnis ist wohl auch auf die populistischen Sprüche der Trump-Anhänger erfolgt. Der einfache Bürger hat nicht die Übersicht und lässt sich leicht manipulieren. Das ist ein Problem der Demokratie. Das war die Seite 99 14h44.

Sonntag 11. April 2021 14h12.  Anni und Willi Fehlberg zogen heute vor 60 Jahren, 1961, von Altlandsberg Süd in Fredersdorf bei Berlin nach Unterlauchingen im Schwarzwald an der Grenze zur Schweiz. Das war kurz bevor am 21. August 1961 die Grenzen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik geschlossen wurden. Ihre Tochter Annelie war schon Jahre vorher zu meinem Bruder Kurt B. nach Baden AG in die Schweiz verzogen und sie hatten geheiratet und ihre Tochter Heike bekommen. Mein Bruder Kurt war durch seine Firma Brown Boverie Co. nach Baden gekommen, in dem ein großes Werk der Firma war. Als gelernter Feinmechaniker konnte er sich durch weitere Qualifizierungen und ein Abendstudium zu einem leitenden Mitarbeiter hoch arbeiten. Annelie arbeitete in einem Schuhgeschäft als Verkäuferin. So kauften sie sich nach einigen Jahren ein Einfamilienhaus in Hausen AG bei Brugg.  Zusammen mit seinem Schwiegervater Willy, der von Beruf Klempner war, errichteten sie am Haus eine geräumige Veranda mit breiten Fenstern, einer gemütlichen Sitzecke und einem Kamin. Das ging nach Süden zu einem kleinen Garten mit einem Pflaumenbaum, vielen Blumen und Hecken und war, wenn die Sonne schien, lichtdurchflutet, warm und schön. Bei meinen Besuchen frühstückten wir in der Veranda, nahmen unser Mittagessen und beobachteten die Kunstflieger der nahen Flugschule. Nachdem ihr Vater bei einem Autounfall tödlich verletzt wurde und mein Bruder 2007 gestorben war, konnte ich Annelie in Haus und Garten helfen bis sie 2014 in ein Seniorenheim übersiedelte, wo sie bis heute zufrieden in einer Zweizimmerwohnung lebt, Mittagessen geliefert bekommt und ihre Tochter Heike an jedem Wochenende besucht und hilft .  Das war die Seite 100 14h47. 

Montag 12. April 2021 15h57.  Der erste Mensch im Weltraum, der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin, startete heute früh um 9 Uhr 7 Moskauer Zeit vor 60 Jahren, 1961, in der 2 Meter 30 großen runden Raumkapsel in Baikonur/Kasachstan. Um 9 Uhr 21 erreicht das Raumschiff eine Höhe von 350 Kilometern und damit die Umlaufbahn um die Erde. Nach fast zwei Stunden und nach einer Umkreisung um die Erde starteten automatisch die Bremsraketen.  Bei 7000 Metern über dem Boden wird Juri Gagarin aus der Kapsel herauskatapultiert und landete am Fallschirm um 11 Uhr 5 in der Nähe der Wolga. Die Kapsel schlug von der Reibungshitze schwarz verbrannt in der Nähe ein. Es war eine Geschwindigkeit von etwa 25 000 Kilometern in der Stunde für die Erdumkreisung erforderlich. Diese Geschwindigkeit musste durch die Bremsraketen für die Landung drastisch verringert werden, was zu einer starken Reibung mit der Luft führte. Es war ein großes Risiko. Aber mehrere Versuche mit Tieren und einem Dummi waren vorher schon gut gegangen. Und so wagte es der geniale Raketenkonstrukteur Koroljow, einen Menschen in die Umlaufbahn um die Erde zu schicken. Es war ein Wettlauf mit den USA in der Zeit des Kalten Krieges. Wer Raketen bauen konnte, die den Weltraum erreichten, hatte auch eine gewaltige militärische Übermacht. Für die Militärs der USA war die Umkreisung Juri Gagarins ein Schock und so beruhigte der Präsident Kennedy nach wenigen Monaten mit der Ankündigung, daß die USA noch in den 1960er Jahren einen Menschen auf den Mond und zurück bringen werden. Gagarin sollte das nicht mehr erleben. Er starb 1968 bei einem Übungsflug zusammen mit seinem Flugausbilder. Das war die Seite 101 16h33.

Dienstag 13. April 2021 13h12.  Der Komet Aprophis kommt heute in acht Jahren, 2029, in die Nähe der Erde. Mit einem Durchmesser von 350 Metern würde er auf der Erde erhebliche Zerstörungen anrichten. Zuerst hatte man eine Kollision mit der Erde vorausgesagt. Jetzt aber soll er nur dicht vorbei fliegen. Es ist genug Zeit, um Maßnahmen einzuleiten, falls Aprophis doch auf die Erde fällt. Aber davon ist nichts bekannt, obwohl ein Zusammenstoss mit einem Himmelskörper nicht unwahrscheinlich ist. Und es wäre auch nicht das erste Mal. Dauernd fallen kleine Objekte aus dem Weltraum auf die Erde. Die meisten verglühen in der Atmosphäre und werden kaum wahr genommen. Vor über 100 Jahren stürzte einer in Sibirien ab, in einer menschenleeren Gegend. Der Anflug mit einem langem Schweif war schon hunderte Kilometer weit entfernt beobachtet worden. Auch der Donner einer Explosion hatte man vernommen. Zu sehen war an der Stelle, dass es die Bäume im weiten Umkreis umgebrochen waren. Reste des Himmelskörpers fand man nicht. Er war auch wohl nicht bis auf die Erde gelangt, sondern schon in der Luft explodiert. Man nannte ihn den Tunguska-Meteoriten, weil das in der Gegend des Flusses Tunguska in Sibirien passiert war. Auch in Sibirien wurde vor wenigen Jahren ein heller Schweif am Himmel von vielen Menschen beobachtet und dann eine Explosion am Himmel. Fensterscheiben und Türen wurden durch einen starken Luftdruck demoliert. Auch Menschen kamen zu Schaden. Vor 65 Millionen löschte ein Asteroid das Leben der Saurier aus. Der soll im Golf von Mexiko eingeschlagen sein. Eine weitere Katastrophe geschah vor etwa 200 Millionen Jahren, wobei fast das ganze Leben auf der Erde ausgelöscht wurde. Das Leben auf der Erde ist gefährlich. Es wird Zeit Gegenmaßnahmen vorzubereiten. Am besten wäre der Bau von autarken Weltraumkapseln, um die Menschheit von der Erde zu evakuieren. Die technischen Möglichkeiten sollten schon dafür vorhanden sein. Leider verbrauchen wir unsere Mittel sinnlos für Kriege und Waffen. Das war die Seite 102 13h41.

Mittwoch 14. April 2021 14h48.  Der erste Weltraumtransporter, die Columbia, landete heute vor 40 Jahren, 1981, nach einem Flug von 36 Stunden auf der Salzwüste in den USA. Er sollte wieder verwendbar sein. Das war das Neue, die Verbesserung. Aber so gut, wie man sich das vorgestellt hatte, klappte es nicht und das Programm wurde teuer. Dazu kam die Explosion eines Transporters 1986 gleich nach dem Start. Sieben Astronauten starben. Nur der Frost der letzten Nacht und Eis hatten die Funktion eines Dichtungsringes herabgesetzt. 2003 starben noch einmal sieben Astronauten als beim Landeanflug über den USA bei einer Geschwindigkeit von 20 000 kmh der Transporter auseinanderbrach. Als Ursache stellte man fest, daß eine Hitzeplatte schon beim Start verloren gegangen war. Das war nicht erkannt worden, sonst hätte man das reparieren können vor Beginn der Landung.   Das Programm wurde eingestellt. Mit vielen Starts hatten die Transporter eine riesige Menge von Objekten und Labore in die Umlaufbahn um die Erde gebracht. Jedes Stück der Erde wird heute aus dem Weltraum beobachtet.  Es ist nicht zu verstehen, warum immer Menschen auf diese Missionen geschickt werden. Roboter und die heutige Kommunikation haben alle Möglichkeiten auch ohne Menschen im Weltraum auszukommen. Erst wenn die Sache sicherer ist, sollten Menschen in den Weltraum geschickt werden. Ein Privatunternehmen in den USA bereitet sogar einen Weltraumtourismus vor. Das sollte verboten werden. Die Geräte sind noch nicht sicher genug. Die Entwicklung sollte auch zu weiteren Weltraumstationen führen bis sie autark und sicher sind. Eine künstliche Schwerkraft ist dafür unabdingbar. Dann wird das Leben im Weltraum angenehmer sein als auf der Erde. Das war die Seite 103 15h17.

Donnerstag 15. April 2021 12h51. Der Passagierdampfer Titanic ging heute vor 91 Jahren, 1912, im Nordatlantik unter nach dem er kurz vor Mitternacht des Vortages mit einem Eisberg kollidiert war. Fast drei Stunden blieben den über 2000 Passagieren sich zu retten. Aber es überlebten nur 700. Es waren zu wenig Rettungsboote an Bord und die Rettung begann erst spät. Zuerst konnte es niemand glauben, was passiert war. Die Titanic galt als unsinkbar. Sie war das größte Schiff in der Zeit und bestand aus abgedichteten Segmenten. Aber der Eisberg hatte mehrere Segmente aufgerissen, weil das Schiff mit hoher Geschwindigkeit - 22 Knoten gleich 37 Kilometer je Stunde - seitlich am Eisberg vorbeischrammte. Normale Geschwindigkeit wären 18 Knoten gewesen. Der Kapitän, obwohl mit langer Erfahrung, wollte wohl einen Rekord erringen.  Die beiden Männer vorn im Auskuck hatten nur 37 Sekunden vor der Kollision den Eisberg erkannt und gemeldet. Der diensthabende Offizier stoppte, schaltete die Schubumkehr ein und versuchte auszuweichen. Besser wäre der frontale Zusammenstoß gewesen. Dann wäre nur das Bugsegment zerstört worden. Aber die Titanic hätte nicht sinken müssen. Es kam zu einer Reihe von Mängeln und Fehlern: Die Funkmeldung über nahe Eisberge erreichte nicht den Kapitän. Der Funker besorgte die Privatpost der Passagiere. Als er endlich SOS funkte, war der Funker des in der Nähe befindlichen Schiffes gerade zu Bett gegangen. Von dort waren die Notraketen der Titanic zu sehen. Aber man glaubte, dort wird gefeiert und das ist ein Feuerwerk. Die Nieten der Bordwände waren aus schlechtem billigem Stahl und hielten nicht. Der Kapitän hatte wohl einen Schock. Er gab keine Befehle mehr. So war die Crew auf sich selbst gestellt und es gab Unordnung bei der Rettung der Passagiere. Der Untergang der Titanic führte zu strengeren Regelungen. Vor allem mussten nun ausreichend Rettungsboote an Bord sein und die Funker mussten rund um die Uhr am Gerät sein. Das war die Seite 104 13h30.

Freitag 16. April 2021 15h43. Peter Ustinov wurde heute vor 100 Jahren geboren. Er sagte später: Ich bin in Petersburg gezeugt, in London geboren und in Deutschland evangelisch getauft worden. Er konnte acht Sprachen sprechen und sogar türkisch. In seinen 82 Jahren war Ustinov vor allem als gefeierter Schauspieler unterwegs. Aber auch als Schriftsteller und Vertreter vieler internationaler Organisationen. Er bemühte sich um Frieden und Völkerverständigung und baute Vorurteile ab. Er fühlte sich überall zu Hause und bekam diverse Auszeichnungen, unter anderen auch den Sir von der Queen. Bekannt wurde Ustinov auch als Kaiser Nero und in seiner Glanzrolle als Hercule Poirot im Film Tod auf dem Nil. Es passte zu ihm, dass er immer den Eindruck vermittelte etwas mehr zu wissen als er sagte. Ein kluger Kopf. Auch als Chef einer Schule für Gladiatoren glänzte Ustinov im Film Spartacus und in vielen Rollen anderer Filme. Er war UNICEF Sonderbotschafter, kümmerte sich um die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen und gründete zu diesem Zweck die Peter Ustinov Stiftung.

Heute vor 66 Jahren, 1955, starb Albert Einstein in den USA. Er war nach dem Machtantritt der Nazis in Deutschland 1933 nicht mehr zu seiner Wohnung bei Potsdam aus den USA zurück gekommen. Einstein hatte den Präsidenten der USA Roosevelt vor der Entwicklung der Atombombe in Deutschland gewarnt und damit das Atombombenprogramm in den USA ausgelöst. Otto Hahn in Berlin und Lise Meitner in Schweden hatten die Kernspaltung des Urans in den 1930er Jahren nachgewiesen. Damit war die Möglichkeit einer bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten Kraft für friedliche aber auch für militärische Zwecke bewiesen worden. Oppenheimer entwickelte in den USA mit einem riesigen Stab von Wissenschaftlern die Atombombe für den schrecklichen Einsatz in Hiroshima und Nagasaki. Das war die Seite 105 16h50.

Sonnabend 17. April 2021 13h53. Die Seelower Höhen eroberte die Rote Armee heute vor 76 Jahren, 1945. Das war der erste Schritt der Überwindung der Oder und des Oderbruchs zur Befreiung Berlins und der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945. Wir wohnten 80 Kilometer entfernt in Fredersdorf bei Berlin und hörten das Donnern der Geschütze. Es war auch eine Schlacht mit vielen Panzern. Als wir Monate später Kartoffeln stoppeln in diese Gegend fuhren, sahen wir die zerschossenen Panzer weit über die Felder verstreut. Wir verfolgten die Einschüsse bis zu dem Erdloch, wo der deutsche Soldat mit der Panzerfaust zielte. Einige Geschosse rutschten an der Panzerung ab und zogen Spuren in die Außenhaut der Kampfpanzer. Heute ist auf den Seelower Höhen ein Museum zur Erinnerung an diese Kämpfe. Ein Film der Ereignisse ist zu sehen, Gräber sowjetischer Soldaten und ein Ehrenmal und Waffen, Geschütze, Panzer und deutsche und sowjetische Uniformen füllen die Ausstellungsfläche. Angesichts der bedrohlichen Lage durch die neuen Nazis sollte man die Schlacht nicht vergessen. Etwa 50 000 Tote sind zu beklagen und sicher noch einmal soviel Verwundete. Das darf nicht noch einmal passieren. Aber gegenüber Russland werden Sanktionen durch den Westen, auch von Deutschland, verhängt. Der Frieden ist nicht sicher. Sollten wir nicht von den grausamen Kämpfen der Vergangenheit lernen? Zu viele Deutsche wollen nichts von Politik wissen und sehen nur ihren Spaß, ihr Umfeld und ihre Familie. Sie lassen sich durch Populisten manipulieren, so wie es einst Hitler gelang, die Deutschen in einen Weltkrieg zu ziehen. Wann werden wir endlich klug und lernen aus unserer furchtbaren Vergangenheit? Erinnerung ist wichtig. Das war die Seite 106 14h24.

Sonntag 18. April 2021 12h52. Gustav Buchholz starb heute vor 104 Jahren, 1917, als Soldat im ersten Weltkrieg in Frankreich. Sein Bruder, unser Großvater Richard Buchholz begleitete den Sarg bei der Überführung zum Familienfriedhof der Buchholzer in Nadolnik Mühle im Netzegau im Posener Land, heute polnisch. Sie dürften nicht weit gekommen sein, als der  Zug beschossen und unser Großvater verschüttet wurde. Dabei hatte er Gas eingeatmet. Seine Lunge eiterte in den folgenden Jahren aus bis er 1924 starb. Die Wunde in der Brust heilte nicht zu und er war die ganze Zeit lang bettlägerig. Auf Pappestücken leitete man den übel riechenden Eiter ab. Herberts Frau Margarete erinnerte sich: Zwischenpappen der Hemdenverpackungen vom Marktstand seiner Frau Martha wurden gefaltet und der Eiter floss darüber über Richards Brust ab.  Seine Frau Marta und die drei Kinder Herbert, Paul und Kurt, später mein Vater, lebten damals in der Andreasstraße 21 in Berlin-Friedrichshain. Marta hielt sich und die Familie mit dem Handel mit Damenwäsche in einem Marktwagen auf dem Boxhagener Markt über Wasser. Irgendwie gelangte der Sarg mit Gustav Buchholz nach Nadolnik Mühle. 1966 fanden wir seinen Grabstein aus schwarzen Marmor auf dem Familienfriedhof. Er war zerbrochen. Wir suchten die Teile zusammen und konnten entziffern: Hier ruht in Gott unser lieber unvergesslicher Sohn und Bruder Gustav Buchholz geb. am 3. Juli 1893 gefall. am 18. April 1917 in Frankreich. Im Kampf ist er gefallen. Für´s irdische Vaterland. Zu Ende ist sein Wandern. Gott nahm ihn an die Hand. Engel trugen den Müden. Hertha Kaminski, geborene  Buchholz, geboren 1927, erinnert sich: Oma schickte mich jeden Tag, das Grab von Onkel Gustav zu gießen. Das Grab unseres Großvaters Richard Buchholz befand sich in der Konrad Wolf Straße in Berlin Hohenschönhausen.  Es war ein hoher Stein mit einer Blumenschale vorn dran. Zu seinem Todestag am 22. März trafen sich die Brüder Herbert, Paul und Kurt, mein Vater, mit ihren Familien jedes Jahr am Grab. Das war die Seite 107 13h49.

Montag 19. April 2021    13h27.  Die erfolgreiche Geschichte der Eisenbahn begann heute vor 200 Jahren, 1821. Zum ersten Mal zog eine Lokomotive einige Wagen auf Schienen hinter sich her. Stephenson hatte die Lokomotive und die Gleise gebaut und einen Beamten überzeugt sie statt der vorgesehenen Pferde einzusetzen. Es ging um einen günstigen Transport der Kohle von den Bergwerken zum Hafen. Aber bald war es auch ein Personenverkehr. Die Lokomotive und die Gleise eroberten die Länder Europas und der Welt.  Vorher gab es nur Wind-, Pferde- oder Menschenkraft. Von anfangs nur 20 Kilometern in der Stunde wurde der Zug immer schneller. Bis die Lokomotive von den elektrischen und dieselelektrischen  Zugmaschinen abgelöst wurde. Das war im 20. Jahrhundert. Stadt- und U-Bahnen wurden elektrisch betrieben. Aber außerhalb der Orte liefen noch die mit Kohle betriebenen Lokomotiven. Ich spüre noch den Geruch und Geschmack der Kohle in den Vorortzügen ab Mahlsdorf und später Hoppegarten auf der Ostbahn von Berlin nach Fredersdorf. Qualm und Rauch der Lokomotiven drangen durch alle Öffnungen in die Abteile.  Die letzten Züge mit kohlegetriebenen Lokomotiven sahen wir, als sie dicht am Wohnhaus im Tierpark Berlin vorbeischnauften. Das war in den 1980er Jahren als auf der gleichen Strecke die Verlängerung der U-Bahn von Friedrichsfelde bis Hönow gebaut wurde. Wochenlang störte uns das Wummern der Dampframmen zur Unterführung der Strecke unter die Treskowallee zum neuen U-Bahnhof Tierpark. Heute sind kohlebetriebene Lokomotiven nur noch in Museen zu besichtigen. Und das ist gut so, weil die Energie der Kohle nur sehr gering in den Lokomotiven ausgenutzt wurde.  Außerdem hat Kohle noch viele wichtige Eigenschaften für die Herstellung von Farben, Pharmazeutika, Stahl, Aluminium  und anderem, wie ich in meinem ehemaligen Betrieb VEB Elektrokohle Lichtenberg feststellen konnte.   Das war die Seite 108 13h59.

Dienstag 20. April 2021 10h13.  Der Berliner Chemiker Franz Karl Achard starb heute vor 200 Jahren, 1821, verarmt in den Ruinen seiner Rüben-Zucker-Fabrik in Schlesien. Er konnte sich gegen die Konkurrenz des Zuckerrohrs aus der Karibik nicht durchsetzen. Der Aufwand zur Herstellung von Zucker aus Runkelrüben war zu groß. In der Zeit der Kontinentalsperre, die Napoleon 1805 gegen England verhängt hatte, war Zucker zur Mangelware geworden und die Herstellung von Zucker aus einheimischen Rüben war ein beachtenswerter Ausweg. Auch im und nach dem zweiten Weltkrieg war Rübenzucker ein Thema. Aber nur für kurze Zeit. Zucker ist keine Mangelware und billig aus Zuckerrohr herstellbar. Es wird sogar gegen den Verzehr von zu viel Zucker von Gesundheitsexperten geworben.  Die Zähne werden angegriffen und zusammen mit zu viel Fett und zu wenig Bewegung werden die Menschen immer dicker. Andererseits enthält Zucker die lebenswichtigen Kohlehydrate aus denen unser Körper im Wesentlichen besteht. Also ist wohl ein Optimum angebracht, nicht zu viel und auch nicht zu wenig. Besonders bei der Ernährung der Kinder ist das zu beachten. Wir im Krieg Aufgewachsenen kannten kaum Süßigkeiten und Fett in der Kindheit und wurden auch nicht dick. Heute sind die Geschäfte voll mit Süßigkeiten und die Reklame tut ein übriges um Kinder anzulocken. In den reichen Industrieländern werden die Menschen immer fülliger. Besonders auch wegen zu geringer Bewegung und zu viel Büroarbeit. Jogging und Muckibuden sollen Abhilfe schaffen. Das war die Seite 109 10h41. 

Mittwoch 21. April 2021 13h36.  Heute vor 75 Jahren, 1946, vereinigten sich die Kommunisten und Sozialdemokraten im Osten Deutschlands. Es war die logische Konsequenz aus dem Aufstieg der Nazis und des zweiten Weltkrieges, weil Kommunisten und Sozialdemokraten sich in den 1920er und 1930er Jahren bekämpften, statt gemeinsam die Nazis zu bekämpfen. Meine Eltern Charlotte und Kurt Buchholz waren in den 1920er und 1930er Jahren dabei. Sie waren Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands, KPD.  Kurt Buchholz spielte im Schalmeienorchester und war Mitglied im Roten Frontkämpferbund RFB. Unzählige Saalschlachten gab es bei den Wahlkampfauftritten und Feierlichkeiten mit den Nazis, mit den Schupos - der Berliner Polizei -, aber auch mit den Sozialdemokraten. Leider bekämpften sich nach dem zweiten Weltkrieg im Westen Deutschlands Sozialdemokraten und Kommunisten weiter. Sie hatten nichts aus der schlimmen Vergangenheit gelernt. So konnte sich die grüne Partei bilden und große Teile des Volkes für sich begeistern. Das Volk braucht aber eine Einigung der Linken, der Kommunisten, der Sozialdemokraten und Grünen, um Demokratie und Humanismus in Deutschland auch in der Regierung voranzubringen und die wachsende Nazibewegung zu unterdrücken.  Als sich Otto Grotewohl für die Sozialdemokraten und Wilhelm Pieck für die Kommunisten 1946 die Hände reichten, reichte die Macht der neuen Sozialistischen Einheitspartei lediglich bis zur Wende 1989/90 und dem Ende der Deutschen Demokratischen Republik. Die Bundesregierung übernahm den Osten Deutschlands und führte hier die kapitalistischen Strukturen ein. Die Folge war ein Heer von Millionen Arbeitslosen, Wohnungslosen, Bettlern, Drogenabhängigen, Abbau sozialer Errungenschaften, Neureichen, Abriss von Neubauten und Betrieben und die Auswanderung in den Westen.  Das war die Seite 110 14h20.

Donnerstag 22. April 2021 12h58.  Steve Fossett wurde heute vor 77 Jahren, 1944, in den USA geboren. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, spekulierte an der Börse, war Unternehmer und wurde Milliardär. Seine Hobbys waren Fliegen, Segeln und Tauchen. Er erreichte viele Rekorde. Mit einem Ballon umrundete Fossett zum Beispiel die Erde. Er ließ sich ein U-Boot bauen, das bis unter 11 000 Meter, also bis zur tiefsten Stelle im Meer tauchen konnte. Das konnte er nicht mehr ausprobieren, denn 2007 stürzte er mit seinem Propellerflugzeug im Nevada Dreieck in den Rocky Mountains ab. Es war eigentlich ein Routineflug. Nichts besonderes. Aber im Nevada Dreieck waren schon viele Flugzeuge verschwunden. Viele fand man nicht in der zerklüfteten Gebirgslandschaft. Sie galten als verschollen und die Ursache ihres Verschwindens war lange Zeit unklar. Bis ein findiger Meteorologe die Luftströmungen genauer untersuchte und feststellte, dass es zeitweise starke Fallwinde gab. Die entstehen durch die Gebirgsformationen und sie sind selten zu erkennen. Erst danach entwickelte man ein Gerät zum Erkennen der Fallwinde und baute sie im Bug jedes Flugzeugs ein. Als Segel- und Drachenflieger ist die Gefährlichkeit von Fallwinden bekannt. Hinter einem Berg rotiert der Wind und erzeugt Fallwinde. Deshalb ist es immer besser vor dem Berg zu fliegen. Am Col du Sapaney in den französischen Alpen heizt die Sonne den steilen Felsen auf und erzeugt eine aufsteigende Luftbewegung. Auf dieser Kraft kann man lange hin und her fliegen. Es ist ein Vergnügen, so lange oben bleiben zu können ohne nach einem sogenannten Bart - Aufwind - suchen zu müssen. Steve Fossett war auch Segelflieger aber hatte wohl nicht mit der Stärke des Fallwindes im Nevada-Dreieck gerechnet. Als er hineingeriet war sein Motor nicht stark genug, um dagegen anzukämpfen. Der Fallwind riss ihn in die Tiefe und das Flugzeug zerschellte auf den Felsen. Das war die Seite 111 13h30. 

Freitag 23. April 2021 13h20.  Der Palast der Republik wurde heute vor 45 Jahren, 1976, eingeweiht. An der Stelle stand das Schloss des letzten Kaisers von Deutschland Wilhelm II, der die Welt 1914 in den ersten Weltkrieg führte. Im zweiten Weltkrieg zerstörten amerikanische und britische Bombenflugzeuge das Gebäude. Die Reste der Ruinen wurden gesprengt und eine Fläche und eine Tribüne für die Demonstrationen am 1. Mai, dem Feiertag der Werktätigen und am 7. Oktober zum Jubiläum der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik auf dem Marx-Engels-Platz geschaffen. Diese Demonstrationen verlagerten sich in die Karl-Marx-Allee am Alexanderplatz und auf dem Gelände des Marx-Engels-Platzes wurde der Palast der Republik errichtet. Wegen der Beleuchtung Honeckers Lampenladen genannt. Hier bekam das Parlament, die Volkskammer, einen würdigen Platz. Neben mehreren Restaurants gab es auch ein modernes Theater und unten ein Bowling-Center, das wir Elektroköhler oft für Brigadeabende nutzten. Das war immer voll. Aber unsere Theaterbeauftragte Hilde Schmelz vom Kulturhaus versorgte uns zuverlässig mit Eintrittskarten. Mit der Wende 1989/90 war alles vorbei. In unserem Kulturhaus verkaufte man Teppiche und Auslegeware. Der Palast der Republik fiel den ewig Gestrigen, den Monarchisten zum Opfer und der Absicht der neuen Herren, alles abzureißen, was an die Deutsche Demokratische Republik erinnerte. Eine Ausstellung in dem schon ausgeräumten Palast über die Terrakottaarmee aus China konnte ich noch mit Andrea, der Tochter meines Cousins Jürgen und seiner Frau Christiane besuchen. Dann wurden die Reste abgerissen und das Schloss des Kaisers Wilhelm II neu aufgebaut. Das kostete über eine halbe Milliarde Euro und hätte schon auf Grund der zahlreichen Proteste der Berliner vermieden werden können. Nun sollen dort die Raubgüter aus der deutschen Kolonialzeit ausgestellt werden. Das passt dann auch. Das war die Seite 112 13h56.

Sonnabend 24. April 2021 13h11.  Heute vor 100 Jahren, 1921, gab es eine Volksabstimmung, ob Tirol zu Italien oder zu Deutschland gehören soll. Das Ergebnis war eindeutig für Deutschland. Die Mehrheit der Tiroler sprach auch deutsch und es war lange Zeit vor dem ersten Weltkrieg Teil von Österreich-Ungarn. Aber die Friedensverhandlungen nach der Niederlage Deutschlands und Österreich-Ungarns im ersten Weltkrieg sahen umfangreiche Reparationen vor und Gebietsabtretungen, zum Beispiel Elsass-Lothringen an Frankreich. Für Tirol hatten die Siegermächte die Volksabstimmung festgelegt. Aber 1920 übernahm Italien Tirol. Und so ist es bis heute geblieben. Hitler und Mussolini einigten sich auf den Status Quo. Als wir in den 1990er Jahren bei Bozen mit unseren Drachen flogen und bei den Tirolern eine Woche zu Gast waren, sprachen die auch ein einwandfreies deutsch. Aber die Ortsbezeichnungen sind italienisch. Die deutschen Weltherrschaftspläne sind alt. Hoffmann von Fallersleben schrieb 1841 das Deutschlandlied, dessen dritte Strophe die Nationalhymne der Bundesrepublik ist. Die erstes Strophe beginnt schon mit dem Deutschland, Deutschland über alles … und beschreibt die Ausdehnung Deutschlands von der Etsch bis zum Belt und von der Maas bis zur Memel. Der Fluss Etsch liegt in Italien einschließlich Tirol und mit dem Belt hat Fallersleben Teile Dänemarks zu Deutschland gerechnet. Der Fluss Maas nimmt Teile Frankreichs, Belgiens und Hollands ein und die Memel beansprucht Polen, Litauen und Weißrussland für Deutschland. In der Nazizeit 1933 bis 1945 sang man nur die erste Strophe des Deutschlandlieds. Das passte genau in den Anspruch der Nazis und ihren Weltherrschaftsplänen. Die Bundesrepublik hätte besser die Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt übernehmen sollen. Aber das passte nicht zu den vielen Nazis, die die Bundesrepublik in Politik und Wirtschaft weiter beschäftigte, nach dem Motto Adenauers: Wenn man kein frisches Wasser hat, kann man nicht den Eimer mit schmutzigem Wasser ausgießen. Das war die Seite 113 13h41.

Sonntag 25. April 2021 14h09. Heute vor 147 Jahren, 1874. wurde Marconi in Bologna/Italien geboren. In seinen 20er Jahren baute er das Funktelefon und gründete ein Herstellerfirma. Er erweiterte immer mehr die Reichweite seiner elektromagnetischen Funkwellen. Bis über den Atlantik. Das Militär aber auch die großen Passagierdampfer übernahmen die Technik. Allerdings nicht mit der Konsequenz, die nötig war. Die Titanic sank 1912 und riss 1500 Menschen in den Tod. Nur weil man das Schiff für unsinkbar hielt und den Sicherungen an Rettungsbooten und der Funktechnik nicht genügend Aufmerksamkeit zollte. Der Funker der Titanic erledigte vor allem die private Post der reichen Passagiere statt die Eiswarnungen weiter zu leiten. Und der Funker des in der Nähe liegenden Schiffs war zu Bett gegangen und die Raketen der Titanic hielten sie für eine Feierlaune. Die Titanic hatte keine roten Notraketen mit, nur weiße. Auch war der Schrank mit den Fernrohren verschlossen und den Schlüssel hatte ein Offizier, der kurz vor Ablegen des Schiffes abkommandiert wurde. So musste sich der Auskuck auf die Augen verlassen und hatte kein Fernrohr zur Verfügung, um den Eisberg rechtzeitig erkennen zu können. Es gab viele Versäumnisse. Es gab zu wenig Rettungsboote. Der Kapitän ging wohl auch deshalb ganz bewusst mit der Titanic unter. Er war eigentlich ein alter erfahrener Kapitän und er wollte danach in Rente gehen. Von ihm kamen keine entscheidenden Befehle zur Rettung der Passagiere. Zwei Stunden und 40 Minuten hatten sie Zeit gehabt, das sinkende Schiff zu verlassen. Aber die Zeit wurde nicht genutzt. Erst nach Auswertung dieser Katastrophe wurden international Sicherungen vereinbart. So ist die Funkeinrichtung rund um die Uhr besetzt zu halten. Das war die Seite 114 14h34.

Montag 26. April 2021 13h12.  Heute vor neun Jahren, 2002, geschah das Schulmassaker am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt/Thüringen. Der 19jährige Robert Steinhäuser erschoss 11 Lehrer, eine Referendarin, eine Sekretärin, 2 Schüler, einen Polizisten und sich selbst innerhalb von 20 Minuten mit einer Pistole. Er war vor einigen Monaten von der Direktorin der Schule wegen Schulschwänzen und Fälschen des Krankenscheins verwiesen worden. Dabei soll es unschöne Auseinandersetzungen gegeben haben. Ohne Schulabschluss war für Steinhäuser eine berufliche Entwicklung schwierig. Er war wie sein Vater Mitglied im Schützenverein und hatte nicht ganz legal einen Waffenschein, eine Pumpgun und eine Pistole erworben. Insgesamt scheinen dort viele Fehler passiert sein. Ein Schulverweis zum Beispiel war nicht gesetzlich gedeckt. Den hätte die Direktorin nicht aussprechen dürfen. Steinhäuser spielte Killerspiele und sah das Columbine-Massaker in Co/USA als Vorbild. Dieses Massaker wurde in verschiedenen Ländern von Schülern als Vorbild angesehen und führte zu blutigen Zwischenfällen an Schulen. Der einfache Zugang zu Waffen, besonders in den USA, und das der Charakter von Jugendlichen noch nicht fertig ausgebildet ist, sind sicherlich bedeutende Ursachen. Merkwürdigerweise ergab eine Untersuchung der Wirkung von Killerspielen auf Jugendliche ein negatives Ergebnis.  Ob da nicht die Gamelobby ihren Einfluss gelten ließ? Meiner Ansicht nach sollten Waffen und Killerspiele verboten werden. Wie auch grausame brutale Filme und Sportarten, bei denen der Körpereinsatz gegeneinander im Vordergrund steht, wie zum Beispiel American Football, Rugby, Wasserball, Boxen, Fechten, Judo, Fußball, Handball, Ringen, Eishockey und Wrestling.  Besser sind Billard, Leichtathletik, Tischtennis, Dart, Tennis, Volleyball, Badminton, Schwimmen, Segeln und Klettern.  Das war die Seite 115 15h53.

Dienstag 27. April 2021 10h58.  Heute vor 35 Jahren, 1986, begann die Räumung der Stadt Pripjat in der Nähe der Hauptstadt der Ukraine Kiew. Einen Tag vorher war der vierte Block des nahen Kernkraftwerks von Tschernobyl explodiert und hatte radioaktives Material herausgeschleudert. Die ganze Umgebung war radioaktiv verseucht und ist es bis heute. Dabei sollte nur ein Störfall geübt werden, der Ausfall der Stromversorgung. Die Stadt Kiew aber forderte mehr Strom und so fuhr man den Reaktor wieder hoch. Das führte zur Überhitzung und Bildung von Wasserstoff, der explodierte und den ganzen Block zerstörte. Von der Baufirma des Reaktors in Moskau kam Valerij Legassow, maß die lebensbedrohliche Strahlung und ordnete die sofortige Evakuierung der Stadt an. Man durfte nur das Allernotwendigste mitnehmen. Es war ein sonniger Tag und von der Strahlung war nichts zu merken. Man glaubte, bald wieder zurück kehren zu können. Aber das war eine Illusion. Das Gebiet ist für Jahrhunderte lebensbedrohlich verstrahlt. Heute kann man feststellen, daß sich die Natur wieder ausbreitet. Bäume sind gewachsen, es ist alles grün, die Häuser zerfallen und Waldtiere breiten sich aus. 187 Dörfer aus der Umgebung und eine halbe Million Menschen mussten die Gegend verlassen. Wie viele Menschen durch die Strahlung starben ist unbekannt. Die Natur scheint durch die Strahlung nicht geschädigt zu sein. Legassow nahm sich nach zwei Jahren das Leben. Er hinterließ eine Liste von Mängeln und Vorwürfen gegen die Behörden. Ein Teil Europas hatte Asche aus Tschernobyl durch den Wind erhalten und landwirtschaftliche Produkte waren radioaktiv verstrahlt und mussten vernichtet werden. Die Reaktorreste erhielten eine Hülle und werden abgebaut. Das war die Seite 116 11h38.

Mittwoch 28. April 2021 13h19.  Saddam Hussein wurde heute vor 87 Jahren, 1937, in ärmlichen Verhältnissen im Irak geboren. Er war Sunnit und machte in der Bath-Partei Karriere. Hussein wurde nach einer Revolution gegen den König, Regierungschef. Irak wurde ein moderner Staat ohne Christenverfolgung und mit Gleichberechtigung der Frauen und staatlichem Gesundheitswesen. Zwischen den Blöcken in Ost und West gelang ihm einen Nutzen für den Irak zu ziehen. Die Mehrzahl des irakischen Volkes waren und sind Schiiten und werden vom schiitischen Iran beeinflusst. So kam es zu einem jahrelangen und verlustreichen Krieg zwischen dem Irak und Iran. Waffen und Giftgas erhielten beide Länder von den beiden politischen Blöcken unter Führung der USA und der Sowjetunion, denn der Irak ist reich an Erdölvorkommen.  Unter dem Vorwand, der Irak hätte Massenvernichtungsmittel und wäre an 9/11 beteiligt, überfielen die USA zusammen mit England und einigen anderen Ländern den Irak und bezwangen ihn mit ihrer militärischen Überlegenheit in kurzer Zeit. Die Schiiten übernahmen die Regierung und verfolgten gnadenlos die Sunniten. Diese bildeten den IS, den Islamischen Staat, ein Gottesstaat mit einem Kalifen an der Spitze. Saddam Hussein wurde der Prozess gemacht, schuldig gesprochen und hingerichtet. Massenvernichtungsmittel fand man allerdings auch nach gründlicher Suche nicht.  Das Erdölministerium besetzten die USA. Die wertvollen Altertümer aus Mesopotamien waren lange Zeit ungeschützt und wurden geplündert. Seit dem Sturz Saddam Husseins und der Besetzung durch die USA ist der Irak nicht zur Ruhe gekommen. Nur im Norden konnten die Kurden sich einigermaßen selbständig machen und einen friedlichen Aufbau beginnen. Das war die Seite 117 13h56.

Donnerstag 29. April 2021 11h29.  Heute vor 76 Jahren, 1945, diktierte Adolf Hitler sein politisches und privates Testament im Bunker unter der Reichskanzlei in der Berliner Wilhelmstraße. Am nächsten Tag beging er Selbstmord. Endlich hatte er die Aussichtslosigkeit des Widerstands gegen die Rote Armee eingesehen. Truppen der Rosten Armee hatten sich bis einige 100 Meter an die Reichskanzlei vorgekämpft. Das von Hitler angeforderte Ersatzheer befand sich auf dem Rückzug in den Wäldern im Süden Berlins. Von Westen waren die Truppen der USA und Großbritanniens schon bis an die Elbe vorgedrungen. Bis zuletzt kämpften die Deutschen sogar mit Jugendlichen und alten Männern einen aussichtslosen Kampf. Für Hitler gab es keine Kapitulation. Wenn die anderen stärker sind, so soll Deutschland untergehen. Er befahl alles zu sprengen und dem Feind nichts zu hinterlassen. Fanatisch bis zuletzt. Merkwürdig, daß viele Deutsche dabei mitmachten. Aber es herrschte Angst vor den sogenannten Kettenhunden, die jeden Fahnenflüchtigen am nächsten Baum aufhängten. Ein Trupp junger Soldaten kam in unseren Keller, wo Frauen und Kinder das Ende des Krieges erwarteten und ließen sich nicht überzeugen, Zivilkleidung anzuziehen. Sie verschwanden wieder im Dunkel der Nacht. Die SS-Elitetruppen hatten ihre Stellungen verlassen und waren schon am Vortag aus unserer Siedlung abgezogen. Wie später unserer Ortschronist Manfred Kliem herausfand, wollte sich die SS nicht dem Heer unterstellen. So entgingen wir den Kampfhandlungen und die sowjetischen Truppen zogen mit ihren Panzern, Kanonen und Panjewagen ein. Die Schule war schon von den deutschen Truppen eingenommen worden und wir Schüler hatten in einer Scheune Unterricht. Das ging auch unter dem sowjetischen Kommandanten eine Zeit lang weiter. Dann bekamen wir einen Junglehrer, der vorher Soldat gewesen war. Heribert Last hatte im Krieg ein Bein verloren aber war fit und ließ sich nichts anmerken. Ein Vorbild im Durchstehen der schwierigen Verhältnisse der Nachkriegszeit mit Hunger, Kälte und Not. Das war die Seite 118 12h07.

Freitag 30. April 2021 14h23.  Der letzte Trabant rollte heute vor 30 Jahren, 1991, vom Band im Sachsenwerk in Zwickau. Über drei ein halb Millionen davon waren seit 1957 produziert worden. Zuerst noch mit sechs Volt und abgerundetem Aussehen.  Dann kamen viele Verbesserungen. Der Trabant wurde etwas größer und eckiger. Sicherheitsgurte erhielt er, ein modernes Lenkrad, Ring statt Blattfedern hinten, ein synchronisiertes Getriebe und eine Bordspannung von 12 Volt. Er wurde immer zuverlässiger auch durch weitere Verbesserungen am Vergaser und einen elektronischen Zündgeber statt des mechanischen. Von 1962 bis 2011 hatte ich sieben Trabant. Ich war ja von Anfang an begeistert für die Beplankung mit Duroplast.  Endlich weg vom rostenden Stahl. Das heißt, alles war nicht aus Plaste. Das Ganze wurde durch eine Karosserie aus Stahl zusammengehalten. Das war wohl notwendig. Aber führte auch zu Roststellen unter den Türen an den Schwellern und in den Radkästen. Das trat nach fünf oder sechs Jahren auf. Zu einer Zeit, wenn die Mitteilung vom Auslieferungslager kam, daß der nächste neue Trabant bereit stand. Jeder in der Familie meldete einen an und nach fünf bis sieben Jahren konnte er abgeholt werden. Dem Sachsenring Werk gelang es nicht, den Bedarf zu decken. Nach der Wende wollten die meisten Bürger der DDR ein Westauto und keinen Trabant oder Wartburg. Diese Typen wurden ab 1990 überall entsorgt. Dabei bezog ich viele Ersatzteile, denn ich blieb auch nach der Wende beim Trabant. Ich wollte keine Rostlaube und kein Auto, wo man nicht selbst etwas reparieren konnte. Am Trabant konnte man vieles selbst reparieren. Da war alles übersichtlich und einfach und im Kofferraum war Platz für Werkzeug und Ersatzteile. Selbst Motor, Vor- und Nachschalldämpfer, Vergaser, Kupplung, Zündung und Radaufhängung wechselte ich selbst. Überwiegend im Garten aber auch auf Parkplätzen und Straßen. Das war auch immer ein Erfolgserlebnis. Das war die Seite 219 15h02.




Eine Ansichtskarte aus dem Briefarchiv.  Alex Herrmann war der Bruder der Mutter meiner Mutter. Er war in den 1920er Jahren Immobilienmakler und auf dem Schlachthof an der Landsberger Allee Trichinenbeschauer.  Alex baute sich diese Gaststätte in Zepernick bei Berlin.


Klaus Buchholz: Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Jeden Tag eine Seite schreiben. Mai 2021. Meine blinden Zehnfingerübungen: Datei Nr. 119/5. 31.5.2021. Kopien: Angela, Beatrice, Micha, Sissi,  Line, Vera, Alex.

Sonnabend 1. Mai 2021 11h38. Kampftag der Werktätigen mit mächtigen Demonstrationen. Die Mitglieder unserer Gewerkschaft BCE - Bergbau, Chemie, Energie - treffen sich in der Spandauer Straße in der Nähe des Alexanderplatzes, um gemeinsam mit Transparenten und einem Lautsprecherwagen zum Brandenburger Tor zu laufen. Dort ist dann die Kundgebung für alle Gewerkschaften und der Vorsitzende hält eine Rede über die vor uns liegenden Aufgaben der Lohntarife und der weiteren Aktivitäten. Seit über 100 Jahren wird der erste Mai von den Arbeitern gefeiert. Damals gab es in den USA einen Blutsonntag, als die Polizei in die Menge schoss. Seit dem wird demonstriert. In der Deutschen Demokratischen Republik war das ein Feiertag und es gab auch Demonstrationen für Frieden und Sozialismus. Außerdem gingen wir auf die Straße in Demonstrationen im Januar zum Gedenken an die ermordeten Sozialisten auf dem Friedhof der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde, zum Gedenken an die Bücherverbrennung der Nazis unter den Linden zwischen Kommode und Staatsoper und am 7. Oktober, dem Gründungstag der Deutschen Demokratischen Republik 1949. Dabei waren meistens die Kampfgruppen der Arbeiterklasse. Ich nicht, weil ich gegen jede Art von Waffengewalt bin.  Ich war in den Sommerferien der Hochschule für Ökonomie 1958 in Prora auf Rügen für die Verteidigung der Heimat vereidigt worden. Das war auch alles, was ich an Waffendienst einsetzen wollte. Damals kritisierte ich in den Auswertungsbesprechungen den preußischen Drill in der Kompanie und wurde wohl deshalb nicht mehr zu den Übungen im Zivildienst gezogen. Volksarmee, Zivildienst und Kampfgruppen rührten keinen Finger, als die Bundesregierung 1990 die Deutsche Demokratische Republik vereinnahmte. Und das war auch gut so. Einem Bürgerkrieg wären sinnlos viele Menschen zum Opfer gefallen. Das war die Seite 120 12h10.

Montag 3. Mai 2021 13h55. Heute ist der Welttag der Pressefreiheit. Ein Gedenktag der Vereinten Nationen. Reporter ohne Grenzen untersuchen die Pressefreiheit in 176 Ländern und veröffentlichen jedes Jahr eine Tabelle. Deutschland steht auf Platz 13. Die größte Pressefreiheit stellen sie in Norwegen, Schweden und Finnland fest, während China, Nordkorea und viele Staaten Afrikas am Ende der Liste stehen. Die Pressefreiheit ist eine Gefahr für die Regierungen, denn die Reporter decken alles auf, was ihnen Aufmerksamkeit beim Leser der Zeitungen, Radiohörer und Fernsehzuschauer bringt. Die Reporter sind damit eine wesentliche Stütze der Demokratie und werden von diktatorischen Regierungen bekämpft. Jedes Jahr gibt es Opfer. Unzählige Reporter bezahlten für ihre Arbeit mit ihrem Leben. Darum ist die Bezeichnung Lügenpresse durch die Montagsdemonstranten falsch. Die Reporter sind es, die uns informieren, was wirklich los ist. Selbst in diktatorischen Staaten finden sie immer Wege, die Wahrheit zu sagen. Deshalb sind Reporter zu schützen und nicht zu bekämpfen. Für den Konsumenten der Presse ist es aber auch wichtig, kritisch zu sein und sich umfassend zu informieren. Die Fantasie des Menschen ist groß und es gibt über die Tatsachen und die Wirklichkeit hinaus viele Meinungen und Ansichten. Dabei hilft den Konsumenten der Presse eine eigene feste humanistische Lebenseinstellung. Sie ist das Kriterium für die Angebote der Presse. Alles was geschrieben wird und was man sozusagen schwarz auf weiß nach Hause tragen kann, ist logisch und entspricht der Wahrheit und kann ungeprüft übernommen werden. Wissen und Verstand sind gefragt, wenn man die Welt verstehen will. Das war die Seite 122 14h26.

Dienstag 4. Mai 2021 11h37.  SS-Gruppenführer Dr. Ing. Hans Kammler soll sich in der Nähe von Prag heute vor 76 Jahren, 1945, selbst getötet haben. Das berichtete sein Fahrer und das Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg erkannte den Selbstmord an. Seine Frau hatte darum ersucht, da sie völlig mittellos war. Hans Kammler war in der SS des Hitlervertrauten Heinrich Himmler für Bautätigkeiten zuständig. Er hatte den Bau von Gaskammern und Krematorien im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau geleitet, war später für den Bau der Raketen V1 und V2 des Wernher von Braun in Peenemünde und Nordhausen verantwortlich und hatte gegen Ende des zweiten Weltkriegs die Geheimprojekte der Nazis geleitet. Sein Selbstmord war nur vorgeschoben, um zu verschleiern, daß er von den US-Streitkräfte gefangen und in die USA gebracht worden war. Das jedenfalls wurde durch den Sohn des betrauten US-Offiziers Oscar Packe Jahre später bekannt. Die USA hatten sich offensichtlich das umfangreiche Wissen Kammlers über die Geheimprojekte der Nazis gesichert. Da ging es nicht nur um die Konstruktion der Raketen, sondern auch um die Versuche der Nazis zur Herstellung von Atombomben, Nurflügelbombern, Strahlflugzeugen und anderen geheimen Projekten, den sogenannten Wunderwaffen, die noch den Sieg Deutschlands über die Alliierten im zweiten Weltkrieg möglich machen sollten. Aber es nützte ihnen nichts. Am 8. Mai 1945 unterschrieb General Keitel in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Die Träume der Nazis von der Weltherrschaft der sogenannten germanischen Rasse zerplatzten. Mit 27 Millionen Toten und mindestens genauso viel Verwundeten erkämpfte die Sowjetunion den Sieg unterstützt durch die USA. Über 65 Millionen Tote, besonders auch Zivilisten und ungeheure Zerstörungen kostete dieser Krieg.  Keine Anstrengung sollte zu hoch sein, um eine Wiederholung dieser Katastrophe zu verhindern. Das war die Seite 123 12h19.

Mittwoch 5. Mai 2021 10h00.  Karl Marx wurde heute vor 193 Jahren, 1818, in Trier geboren. Mit seinem Freund und Unterstützer Friedrich Engels untersuchte er die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Arbeiter. In seinem umfangreichen Werk Das Kapital beschrieb er mit wissenschaftlicher Gründlichkeit den Kapitalismus. Das Ergebnis war die Erkenntnis, daß der Kapitalismus die letzte Stufe der Ausbeutergesellschaften Sklaverei und Feudalismus ist und durch eine neue gerechte Gesellschaft ersetzt werden wird. Die Arbeiter haben dabei nichts zu verlieren als ihre Ketten. Karl Marx forderte die Vereinigung aller Arbeiter zur Revolution und den Umsturz des Kapitalismus. Das beschrieb er zusammen mit Friedrich Engels im Kommunistischen Manifest. Nach dem Sturz des Kapitalismus wird eine sozialistische und dann eine kommunistische Gesellschaft des Friedens und der Gerechtigkeit errichtet werden. Sie sahen dabei einen Umsturz in allen Ländern der Erde gleichzeitig voraus.  Lenin und Stalin versuchten das in einem Land, in dem rückständigen Agrarland Russland und scheiterten. Fest steht jedenfalls, daß der Kapitalismus heute nicht die immer größer werdenden Probleme der menschlichen Gesellschaft lösen kann. Krieg, Flüchtlinge, die sozialen Unterschiede, die Reichen werden immer reicher, die Klimakatastrophe, die globalen Seuchen und der Terrorismus können in einem kapitalistischen System des Egoismus und des Strebens nach Weltherrschaft nicht gelöst werden. Dieses System ist durch eine bessere Gesellschaft auf der ganzen Welt zu ersetzen.  Dabei ist die Bildung des Volkes eine wichtige Voraussetzung. Das ist der Widerspruch des Kapitalismus. Er braucht gebildete Menschen zur Beherrschung der technischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung. Sie werden den Untergang des Kapitalismus bewirken. Das war die Seite 124 10h36.

Donnerstag 6. Mai 2021 12h29.  Heute vor 84 Jahren, 1937, verbrannte ein Zeppelin bei der Landung auf dem Flugplatz Lakehurst bei New York/ USA. Zahlreiche der Passagiere kamen ums Leben. Einige retteten sich durch einen Sprung bevor das Feuer die Gondel erreichte. Das Feuer entstand am Heck des Luftschiffes. Es war durch einen Blitz getroffen worden. Zuerst vermutete man Brandstiftung, denn der Blitz war nicht gesehen worden, sondern erst bei der genauen Untersuchung als Ursache entdeckt worden. Das tragende Element des Luftschiffs war Helium, ein leicht entzündliches Gas. Etwas anderes stand den Herstellern in Deutschland nicht zur Verfügung. Nur die USA verfügten über genügend nicht brennbare Gase. Aber die lieferten sie nicht an Deutschland. Deutschland rüstete auf und es zeichnete sich schon der zweite Weltkrieg ab. Mit dem Brand und dem Absturz des Zeppelins endete eine erfolgreiche Entwicklung. Verschiedene Luftschiffe hatten schon alle Kontinente überflogen und viele Passagiere, Post und Fracht transportiert. Nun aber vertraute man mehr auf die Weiterentwicklung von Flugzeugen. Nach der Wende 1989/90 kam es noch einmal kurzzeitig zu einer Neuauflage des Zeppelins. In der Nähe von Berlin entstand eine riesige Halle für den Bau und die Unterbringung von Luftschiffen. Sie sollten helfen große Objekte auf Baustellen zu transportieren. Aber die Sache ging in den Konkurs und aus der Halle wurde ein Freizeitvergnügen mit tropischem Flair. Palmen, See, Einzelunterkünfte und ein Hotel locken Sonnenhungrige in die warme Halle. In der Zwischenzeit sind Flugzeuge hergestellt worden, die in der Lage sind auch schwere und große Teile zu transportieren. Auf die sehr Wetter und Wind abhängigen Luftschiffe wird verzichtet. Nur Fahrten mit Ballons werden angeboten. Sie lässt Heißluft vom Boden abheben und Ballons sind deshalb auch viel sicherer.  Nur die Landung ist manchmal etwas turbulent. Das war die Seite 125 13h12.


Sonntag 13. Juni 2021 13h54. Ich war im Krankenhaus und bin immer noch nicht gesund. Rätselhafte Symptome- Schwäche nach körperlicher Beanspruchung. Eigentlich nichts Besonderes aber als dauerhafte Eigenschaft keine angenehme Sache. Vermutlich hat es etwas mit dem Blut zu tun. Zu wenig Sauerstoff im Blut und damit keine Energie in den Muskeln. Weder Bluttransfusionen noch diverse Tabletten verbesserten die Situation. Dabei auch Tabletten zum Abführen von Wasser. Wasser drückt gegen die Lunge, wodurch das Blut in der Lunge nicht genügend Sauerstoff aufnehmen kann. Das war das Ergebnis des Röntgens der Lungen am Freitag 7. Mai 2021 in der Kadiner Strasse am Frankfurter Tor.  Damit begann die Tour durch das Oskar Ziethen Krankenhaus oder wie es jetzt heißt Sana-Krankenhaus Lichtenberg und das Urban-Krankenhaus in Westberlin. Zwei Wochen im OZK und eine Woche im Urban. Im OZK sollte nur das Wasser neben der Lunge abgezogen werden. Aber das taten sie erst nach zwei Wochen. In der Zwischenzeit versuchten sie es mit Tabletten. Was nicht wirkte. Und mit mir ging es immer schlechter im OZK. Erst im Urban wurde es etwas besser nach dem sie den Blutverdünner abgesetzt hatten. Den hatten sie im OZK gegen meinen immensen Blutverlust eingesetzt und mich mit einem Katheder an einen Urinbeutel gebunden. Damit war ich zwei Wochen am Bett gefesselt, was den Körper weiter schwächte. Wie gesagt, im Urban setzte man den Verdünner ab und mir wurde es körperlich besser. Ich konnte schließlich ohne Rollstuhl in den Patientengarten des Urban fahren oder an den Strand des Landwehrkanals, besonders auch wenn mich Loli und Micha besuchten.  Es ist ein schwerer Schlag. Jahrelang, ja eigentlich immer war ich bei guter Gesundheit. Nun plötzlich dieser Absturz und die Abhängigkeit von den Ärzten. Das war die Seite 126 und die erste Seite nach der Katastrophe. 15h09.

Dienstag 22. Juni 2021 16h26. Heute vor 80 Jahren überfiel Deutschland die Sowjetunion. Ohne Kriegserklärung und trotz des Nichtangriffspaktes. Die Regierung der Sowjetunion wusste, daß es einmal einen Überfall von Deutschland geben wird. Man rechnete aber mit einem späteren Zeitpunkt. Hitler hatte in seinem Buch angekündigt, daß für Deutschland im Osten eine Erweiterung erforderlich ist. Land ohne Raum sollte in der Sowjetunion Land bekommen. Die Einwohner im Osten wurden gering beurteilt. Die deutsche Heeresleitung rechnete mit einem Blitzsieg wie in Polen und Frankreich. Aber was auch schon Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts nicht gelungen war, gelang auch Deutschland nicht. Der Mut und die Vaterlandsliebe der sowjetischen Bevölkerung schlug die technische Übermacht der Deutschen innerhalb von vier Jahren zurück. 27 Millionen Sowjetbürger starben in diesem Krieg. Die Hälfte waren Zivilisten. Deutschland raubte die Sowjetunion aus und ließ für die Bevölkerung nichts übrig. Es sollte sich nicht der Hunger im Hinterland ausbreiten wie im ersten Weltkrieg. Wir lebten zwar mit Lebensmittelkarten, aber hungern musste in Deutschland im Krieg niemand. Dafür verhungerten in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten große Teile der Bevölkerung und es verhungerten große Teile der gefangenen sowjetischen Soldaten. Im Konzentrationslager in Oranienburg erschoss man Tausende  gefangene sowjetische Soldaten in einer eigens eingerichteten Genickschussanlage. Dieser Krieg war von einer hemmungslosen Grausamkeit gezeichnet. Viele Menschen in den überfallenen Gebieten konnten es nicht glauben. Sie trauten es den Deutschen nicht zu. Aber es war Tatsache und wurde in vielen Gerichtsprozessen deutlich. Deutsche Täter wurden verurteilt. Da gab es SS- und Polizeieinsatzgruppen bei den deutschen Truppen, die sich nur mit der Tötung befassten. Sowjetmenschen wurden als sogenannte Untermenschen angesehen, die kein Recht auf Leben hatten. Es ist eine Schande für die Deutschland, das einmal als das Land der Dichter und Denker angesehen wurde. Für alle Ewigkeit sind wir gezeichnet. 

Sonnabend 15. Juli 2017 13h55. In Facebook war wieder einmal ein Hinweis auf die Dröse Familie. Kathrin, Jens, David und Brian fand ich in Facebook. Jens - geboren 25. 11. 1961 - ist wohl einer von Susannes beiden Söhnen. Hier gibt es ein familiäres Zerwürfnis. Die beiden sprechen nicht mehr miteinander. Auch zu Achim Dröse - sein Stiefvater - ist Funkstille. Mit Anneliese - die ihn in den 1960er Jahren gern adoptiert hätte - besuchte ich einen auf seinem Grundstück neben der Tankstelle vor dem Flugplatz Schönefeld. Wir fanden da auch seine freundliche Frau - die uns die etwas komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse aufklärte -  und eine Tochter. Er ist Lastwagenfahrer und hat mit seinem Bruder Jens und auch mit seinem Vater Achim lange nichts mehr zu tun gehabt. Was ihn ärgerte. Wir sprachen über die Familie und ich nahm das Gespräch mit der Kamera auf. Später stellte ich davon DVDs her und gab auch eine Achim, als ich ihn in Steißlingen besuchte. Da war er mit seiner Freundin Annelies, die aus Leipzig stammte. Ich freute mich und es war auch eine angenehme Begegnung für meine Begriffe. Aber meine Mails danach wurden nicht beantwortet. Schade, mit Achim - geboren 1.4.1943 - bin ich ja seit den 1950er Jahren befreundet. Mein Vater - geschieden von meiner Mutter seit etwa 1946 - heiratete damals Achims Mutter Gerda Dröse. Ihr Mann war bei den Kämpfen im Oderbruch gefallen oder vermisst. Ihre Eltern - die Wandels - hatten das Restaurant "Lindengarten" in Vogelsdorf. In der Nähe des Vogelsdorfer Sees. Das Restaurant übernahm mein Vater, baute die Toiletten und den Saal aus und einen Pariser - das ist eine Tanzfläche - unter den Lindenbäumen. Die standen in vier Reihen vor dem Restaurant. Dann zogen sie nach Berlin-Adlershof und übernahmen gegenüber dem Sportplatz die gut gehende Kneipe "Bierklause". Achim lernte in Adlershof  Susanne - geboren 1.3.1941 - kennen. Sie wohnte mit ihren beiden Söhnen am Arndtplatz. Susanne war gebildet und belesen. Ich habe mich sehr gut mit ihr verstanden. Achim lernte im Fernsehfunk in Adlershof den Beruf eines Klempners - also Rohr- und Wasserinstallation -. Mit diesen Fähigkeiten - z.B. Alu-Schweißen - bekam er später in der Schweiz sofort Arbeit. Das war die Seite 191 14h28.

Sonntag 16. Juli 2017 13h57. Heute vor 48 Jahren startete die Rakete Apollo 13 zum Mond. Eine Woche später betrat Neil Armstrong den Mond. Wenn das nicht Hollywood-Kino war, wie viele behaupten. Aber ob das die Sowjetunion nicht gemerkt hätte? Es war ja ein Wettbewerb der Systeme. Juri Gagarin war der erste Mensch im All. Aber auf dem Mond hat die Sowjetunion verloren. Warum hat sie nicht weiter mit ihrem Mondmobil den Mond erforscht? Das wäre doch besser, als Menschen in Gefahr zu bringen. Menschen auf dem Mond können nicht viel mehr machen als ein Roboter. Das gleiche gilt doch auch für den Mars. Es ist nicht verständlich, warum man Menschen in diese Gefahren bringen muss. Die Technik kann alles machen, was zum erkunden notwendig ist. Der einzige Vorteil von Menschen im All ist, dass wir ja irgendwann von der Erde verschwinden müssen. Und da muss man rechtzeitig anfangen, Menschen im All zu erproben. Aber zuerst doch Maschinen. Es ist ja auch unbedingt erforderlich, eine künstliche Schwerkraft im All zu erzeugen. Auf die Dauer kann der Mensch nicht ohne diese leben. Das Schweben im All ist zwar eine hübsche Sache aber für den Körper Gesundheit schädigend.  Die Tour de France läuft heute durch die Hochebene der Aubrac mit vielen auf und ab und Kurven. Und Warren Barguil holt sich einen Punkt nach dem anderen als bester Bergfahrer in der ersten Gruppe von fünf Ausreißern. Es sind noch 130 km bis zum Ziel und die Werbepausen nutze ich zum schreiben. Das Fahren zu sehen, strengt mich selbst an. Muskelkater. Es ist als ob ich dabei bin. Das kommt daher, weil ich auch schon lange Strecken mit dem Fahrrad gefahren bin. Das war die Seite 192   14h49.

Montag 17. Juli 2017 11h04. Eben rief Walter Melcher an. Er hat es schon oft vergeblich versucht. Irgendetwas ist mit meinem Telefon nicht in Ordnung. Aber was? Also Walter wollte sich nur entschuldigen, dass er nicht zum Klassentreffen kam. Er musste seine Frau zum Augenarzt bringen. An einem Auge löst sich hinten was ab. Das schränkt das Sehfeld ein. Walter ist ein angenehmer Gesprächspartner. Ossi, offen und an allem interessiert. Als ich ihm sagte, dass ich heute nach Petershagen zu Hildchen fahre, kamen die alten Erinnerungen hoch. Sein Vater hatte in Petershagen in der Wilhelm-Pieck-Strasse eine Schuhmacherei. Von dort fuhr Walter mit dem Rad nach Neuenhagen zur Oberschule. Er wollte Archäologe werden. Aber durfte das nicht studieren. Weil sein Vater nicht zur Klasse der Arbeiter und Bauern gehörte. Er studierte Agronomie und wurde Bauer in der Genossenschaft. Am Harz an der Westgrenze. Da wohnt er mit seiner Frau noch heute. Ein kleines Dorf. Nichts los. Die Geschäfte konnten sich nach der Wende nicht halten. Die Jugend ging in den Westen wegen Arbeit. Viele Häuser kauften Wessis, also von jenseits der Grenze. Walter fährt einen Clio. Dabei erinnerte ich mich, wie ich am Clio der Freundin von Sabine einige Male den Starter reparierte. Mit einem Hammer. Die Kohlebürsten hatten keinen Kontakt zum Kommutator. Mit gezielten Schlägen gegen den Starter wurde der Kontakt hergestellt. Sie studierte und hatte nicht viel Geld. Ihr Vater war in der Botschaft im Ausland. Hildchen rief jetzt an. Sie braucht unbedingt Vogelfutter. Die fressen wie verrückt. Sie müssen ihre Jungen füttern. Und zur Sparkasse, Überweisungen einstecken. Dann will sie mit mir mein Auto säubern, für den TÜV. Die Sonne scheint. Kein Regen angesagt. Und es ist nicht sehr heiß. Also es ist zum Aushalten. Das war die Seite 192 11h32.

Dienstag 18. Juli 2017 14h07. Das war hart. Eine Morgenarbeit in Fredersdorf. Es geht um Sicherheit für den Auspuff. Der soll nicht noch einmal durch das hohe Gras abgerissen werden. 50€ sind dafür noch billig. Aber die Umstände nicht angenehm. Eine Motorsense hat Platz geschaffen im Garten auf dem Weg. Dabei stellte sich doch ein dickes Graspolster auf dem Weg heraus. Da hatte die Motorsense auch ihre Mühe. Der Weg jedenfalls ist frei. Aber rundherum könnte auch noch ein Subbotnik nötig sein. Schachtelhalm in Massen und viele kleine Büsche und alle Sorten von Gras. Die Tulpen von früher zeigen sich dagegen nicht mehr. Dafür um so mehr hohe Brennnesseln. Kein großer Kraftakt für die Motorsense. Überraschung.  Hellwig verleiht keine. Auch kein Trimmer oder Rasenkantenschneider. Nur Boels im Gewerbegebiet Vogelsdorf beim Bau- und Möbelmarkt. Das ist dann ja auch nicht weit bis zum Garten. In der Zeit von 10 bis 12h war die Sache erledigt. Das lag mir auf der Seele. Ist auch nur durch Gunhilds Absage passiert. Sie will mich schonen und verschob unseren Heckeneinsatz auf Freitag. Da wird es vielleicht nicht so heiß sein. Heute bei 20°C war es auszuhalten. Nur die Mücken! Das erste Mal seit langem. Die Quälgeister. Maik in Petershagen hatte das schon gestern berichtet. Die paar Regentropfen und die Wärme sind offensichtlich gute Entwicklungsbedingungen für diese Viecher. Karin fischte gestern ihre Larven aus der Tonne für ihre Fische im Aquarium. Da sind viele Mückenlarven in der Regentonne bei Hildchen. Hildchen berichtete auch, dass es in der Nacht in Petershagen geregnet hat. Also kein Wunder wegen der Mückeninvasion. Schreck in der Abendstunde: Auf dem Weg nach Hause vermisste ich plötzlich mein Portemonnaie. Umkehren mit der Angst, ich könnte es schon beim Essen in Strausberg aus der Hosentasche verloren haben. Hatte vergessen, den Reißverschluss  zu schließen. Aber unter dem Sessel bei Hildchen lag es. Das war die Seite 193 14h33.

Mittwoch 19. Juli 2017 12h28. Andy Shaffner hat heute seinen 43. Geburtstag steht auf der Kalenderseite. Einer der Eifrigsten in Facebook. Er schwärmt da für seine Heimat Colorado, für Country-Musik mit viel Gitarre, für Weed und Bier. Er ist der Sohn von Phil und Lani, Schwester von John A. Buchholz und Chris. Also Verwandte von uns. Bewiesen mit DNA. Ungefähr 120€ hat das gekostet. Ist schon ein paar Jahre her. Ich bekomme immer mal wieder eine Mail von dort. Ich soll weiterforschen. Aber das ist sehr teuer. Sie haben ja auch nur festgestellt, dass wir Germanen sind. Das Schimpfwort der Römer für die Bewohner der tiefen Wälder und Sümpfe rechts des Rheins. Die Römer bauten den Limes, einen Schutzwall gegen diese Stämme, die sie nicht bezwingen konnten. Das waren primitive Völker zwischen Elbe und Rhein, die sich stets bekriegten. Keine Schrift. Alles was wir von ihnen wissen, wissen wir von den Römern. Die hatten alles besetzt, was links des Rheins ist. Also was heute Frankreich ist und die Schweiz, Portugal und Spanien. Und auch England. Da bauten sie auch einen Wall. Den Hadrianwall von der Nordsee bis zum Atlantik quer durch die Insel. Gegen die Schotten, die sie auch nicht bezwingen konnten. Aber in England gab es Kupfer und Kohle und andere wichtige Bodenschätze. Die wurden von den Römern gebraucht. Für Werkzeug und Waffen. 1500 Jahre später war es Gold, was die Spanier aus der Neuen Welt Amerika holten. Sie schmolzen die Kunstwerke der Inka und Maya ein und vergoldeten ihre katholischen Kirchen. Was heute noch zu sehen ist. Und sie verbrannten die Schriften der Maya. Das sei Teufelszeug. Nur wenig ist übrig von der reichen Kultur dieser amerikanischen Völker. Die sogenannten Germanen hinterließen kaum Kultur. Das war die Seite 194 12h51.

Donnerstag 20. Juli 2017 11h44. Heute vor 20 Jahren erreichten wir, Micha und ich, Täsch in der Schweiz. Auf dem Campingplatz Alphubel erwartete uns schon Manne Arlt. Unser Ziel war die Besteigung des Matterhorns. Aber der Berg war noch vereist und durfte nicht beklettert werden. Steinschlag. So stiegen wir auf verschiedene Berge rundherum um Zermatt. Mit Bergführer und ohne. Es ist schon ein tolles Gefühl auf einem Gletscher hoch zu steigen. Niemand in der Nähe. Wir seilten uns zusammen und gingen in einiger Entfernung von einander. Wenn einer in eine Gletscherspalte fällt, kann der andere ihn retten. Aber alles ging gut. 600 Schweizer Franken kostete ein Bergführer zum Matterhorn. Für jeden Kletterer. Es ist ein einträgliches Geschäft in Zermatt. Einmal versuchten wir es allein. Aber wir waren viel zu spät aufgebrochen. Es ist auch ein weites Ende von Täsch: Erst mit der Bergbahn bis Zermatt, dann mit zwei Seilbahnen hoch zum Fuß des Matterhorns. Dann laufen. Wir wollten ja die letzte Seilbahn runter noch kriegen und kehrten um. Die mit uns den ausgetretenen Weg zum Matterhorn gingen hatten nur vor bis zur Hütte zu kommen und am frühen nächsten Morgen zum Gipfel zu klettern. Manne schaffte es dann im folgenden Jahr. Seine Frau Bärbel sagte, jeder Meter des 5000 m hohen Matterhorns hatte eine DM gekostet. Das hätten wir uns sowieso nicht leisten können. Aber da wir noch Geld übrig hatten, flogen wir von Bonn nach Faro an die Algarve im Süden von Portugal. Mit Zelt und Luftmatratzen. Wir liehen uns ein Moped aus und machten viele Touren. Aber schon die Umgebung unseres Campingplatzes bei Lagos war abenteuerlich. Das Meer hat das Ufer ausgewaschen und viele seltsame Inseln, Brücken und Buchten geschaffen. Es war ja auch nur Lehmboden. Erstaunlich, dass noch soviel stehen blieb in all den Jahrhunderten. Lagos war ein Zentrum des Handels mit Sklaven aus Afrika. Das war die Seite 195 12h09.

Freitag 21. Juli 2017 16h23. Das war heute eine Herausforderung. Gunhilds Hecke schafften wir nur einseitig. Also zum Weg und oben die schon langen Sprösslinge wegschneiden und in der Maschine zerkleinern. Von 10 bis 13h. Die Sonne war wieder erbarmungslos. Aber ein großer Teil der Hecke liegt im Schatten des Hauses. Nur oben kommt die Sonne ran. Und da haben sich Meter lange Triebe entwickelt. Nach dem die mit der Heckenschere ab sind, hat die Hecke gute 2 Meter Höhe. Alles nur mit der Leiter zu machen. Zwei und eine halbe Stunde mit Loli geskypt. Es funktioniert auch mit dem Ton. Mein Mikro habe ich auf USB gestellt. Und schon war der Ton da. So einfach ist das. Tobi machte mächtig Radau, weil er durch das Fenster Tütti im Hof von Leuten umringt sah. Wie kommt Tütti aus der Wohnung? Sissi ist noch nicht da gewesen. Nur Jason. Loli hat heute lange nach Tobi suchen müssen. Beim Gassi gehen, verschwand er im Maisfeld. Und tauchte nicht mehr auf. Loli ging auf die Straße. Sie hatte Angst um Tobi und sah ihn schon zwischen den Bäumen liegen. Sie darf ihn nicht von der Leine lassen. Jetzt wo die Vögel brüten und ihre Jungen aufziehen. Es gibt Bodenbrüter: Fasane und Rebhühner. Nun ist Tobi wieder da. Er saß vor der Haustür. Eigentlich muss man dort warten, wo er ausgebüxt war. Da jedenfalls kommt der Hund zurück. Das ist sein Instinkt. Nun arbeitet Loli schon über eine Stunde an einer Kunsthandwerk Lampe. Sissi ist extra hoch gekommen und hat ihr geholfen. Sie hat den Kniff rausbekommen. Sissi verkauft Autos im Ravensburger Autohaus. Da muss sie ja auch etwas von Technik verstehen. Nur wie viel Benzin Einsparung beim Hybrid ist, konnte sie nicht sagen. Aber sie lernt ja noch. Erst fünf Tage. Jedenfalls fährt sie verschiedene Autos. Kia - Autos. Ab nächste Woche haben die Schüler Line und Jason Ferien. Bis gespannt, was sie unternehmen werden. Das war die Seite 196 19h52.

Sonnabend 22. Juli 2017 12h27. Anders Breivik ermordete heute vor sechs Jahren 76 junge Menschen. Auf der Insel Utoya in Norwegen. Ein Nazi. Islamhasser. Er glaubt die Anhänger des Islam würden die Länder Europas bekehren. Die Ermordeten waren auf der Insel Utoya in einem Sommerlager der Sozialdemokraten. Die Sozialdemokraten, so glaubte der Massenmörder, würden die Islamisten unterstützen. Er bekam Lebenslänglich. Im Gerichtssaal zeigte er den Nazigruß und verteidigte seine Überzeugung. Und trotzdem gibt es weiterhin Menschen mit der Naziideologie. Demnach sind nur weiße Menschen eine überlegene Rasse. Alle anderen wie Juden, Afrikaner, Roma sind verantwortlich für alles Schlechte dieser Welt und müssen vernichtet werden. Himmler lässt grüssen. Woher kommt dieser Hass? Schlechtes Elternhaus oft, wie man feststellte und Armut. Arbeitslosigkeit auch oft. Die Lösung ist wie bei jeder Art von Verbrechen Erziehung, Bildung, Arbeit, gerechte Aufstiegschancen. Aber über 2 Millionen Arbeitslose zeigen, dass es auch in dem reichen Deutschland noch nicht möglich ist. Und die große Kinderarmut. Die großen Parteien haben selbst zur Bundestagswahl am 24. September 2017 keine aussichtsreichen Vorhaben zur Verbesserung der Situation. Kein Wunder. Die Wirtschaft hat hier das Sagen. Und die Wirtschaft schafft den Reichtum für sich selbst. Und braucht die Arbeitslosen als Lohndrücker. Wie schon immer. In ihrem Auftrag werden Demonstrationen kriminalisiert. Nur damit die Bürger ruhig bleiben und sich nicht um Politik kümmern. Wir können ja doch nichts machen. Diese devote Haltung gab es schon unter dem Kaiser. Und die Angst. Jeder möchte das behalten, was er sich geschaffen hat. Nur kein Risiko. Wir sind überwiegend Spießer. Die Franzosen sind da schon weiter und selbständiger. Da können wir was lernen. Das war die Seite 197 12h58.

Sonntag 23. Juli 2017 12h05. Micha rief eben an. Ich soll die Fahrt zur Lehrter Strasse vergessen. Er hat eine bessere Kamera in der Schweiz gefunden. Die ist zwar 100€ teurer aber besser. Mit Video. Die Spiegelreflexkamera in der Lehrter Strasse macht nur Fotos. Auf Karte. Aber das ist heute ja Standard. Kein Film mehr. 24 x 36 mm waren die Negative. Und ein Film hatte 36 Negative. Davon habe ich mit dem Vergrößerungsapparat schwarz/weiß Fotos gemacht. Vorher mussten die Negative in einer Trommel entwickelt werden. Mit Entwicklerlösung. In der Dunkelkammer. Dann mit Fixiermittel die Lösung auswaschen und mit Wasser alles abwaschen. Dann aufhängen zum trocknen. Ein langer Prozess. Ist das heute alles einfach! Selbst mit dem Handy kann man gute Bilder machen. DIAs zu machen war eine weitere Verbesserung. Also Positive. Im Projektor an die Wand abzubilden. Und später auch farbige Papierbilder. Selbst zu machen war mir zu kompliziert und zu teuer. Ich fotografierte weniger und ließ alles im Fotoladen machen. Trotzdem haben sich im Laufe von einigen Jahrzehnten einige 100 DIAs angesammelt. Die wieder zu digitalisieren und im PC zu speichern kostete auch viel Zeit. Wie einfach ist das geworden. Jedenfalls wollen Kathrin und Micha in Sri Lanka Elefanten aufnehmen und brauchen eine gute Kamera mit Teleobjektiv. Am 21. August fliegen sie los. Cylon hieß die Insel als sie noch in brittischer Hand war. Die Teeinsel. Viele Berge nur mit Teeplantagen. Und die alte Dampflokomotive zieht heute noch Touristen hoch. Tee wird mit LKW abgefahren. Das eigentliche Vorhaben von Micha und Kathrin ist aber kiten. An der Westseite ist ein ideales Revier dafür. Weltbekannt. Da wird die Gopro-Kamera eingesetzt. Die ist für action und waterproof. Bin gespannt auf die Filme und Fotos. Für mich aber ist Sri Lanka mehr die Erinnerung an die blutigen Kämpfe um die Eigenständigkeit der Tamilen. 100 Tausende kamen ums Leben. Das war die Seite 198 12h28.

Montag 24. Juli 2017 10h55. Loli erzählt vom Rutenfest, das zur Zeit in Ravensburg gefeiert wird. "Vom Himmel hoch, die Rippen lang, so haut der Lehrer Hildebrandt" schreibt mein Vater Kurt Buchholz an die Tafel. Und wie ich den Punkt am Ende mache, so erzählt er später oft, geht die Tür auf und der Lehrer Hildebrandt kommt in den Klassenraum. Au weh. Er liest und verhaut meinen Vater grün und blau. Als er am Abendbrottisch vor Schmerzen nicht still sitzen kann, herrscht ihn sein Vater Richard Buchholz an, doch still zu sitzen. Kurt gesteht, dass er verprügelt wurde. Sein Vater sieht sich die blutigen Wunden und Striemen an und sagt nichts. Am nächsten Morgen, in der ersten Schulstunde erscheint er im Klassenzimmer und schlägt den Lehrer mit einem mächtigen Faustschlag zu Boden. Richard war Maurer und hatte Kraft. Ihm geschieht nichts. Der Lehrer Hildebrandt wird in eine andere Schule versetzt. Wie mein Vater das erzählte, mit der Betonung, ohne Greul, ja mit einem verstehendem Lächeln, das muss man hören. Ich hab´s auf Band. Das Züchtigen der Kinder war normal. War immer so gewesen. Wurde von allen akzeptiert. Und wir Kinder von Kurt Buchholz, mein Bruder Kurt und ich, wurden ebenfalls von ihm geschlagen. Eine Selbstverständlichkeit. Ich erinnere mich noch an die Prügel als mein Bruder verdächtigt wurde, Tabak aus Vaters eiserner Ration genommen zu haben. Ich sehe ihn immer noch, wie er vor Angst unter den Küchentisch kroch. An der Tür hing immer der Siebensträhnige. Ein aus Leder geflochtener Riemen. Und die Drohung wurde oft ausgesprochen. Unsere Mutter? Sie versuchte immer zu schlichten. Konnte aber nichts gegen ihren Mann ausrichten. Der Mann war der Herr im Haus. Auch so eine Selbstverständlichkeit. Erst in der DDR änderte sich das. Gesetzliches Verbot von körperlicher Gewalt in der Schule und zu Hause. Ich habe von meinem Lehrer Hörner auch schmerzhafte Prügel bekommen, wie alle in der Klasse in Fredersdorf in der Hitlerzeit, wenn wir laut waren oder keine Hausaufgaben hatten. Welch eine Freude damals, als er, wie alle Nazis in Fredersdorf in dem Gefangenenzug in der Bollensdorfer Allee zu sehen war, der von bewaffneten sowjetischen Soldaten bewacht wurde. Wie ich später hörte, ging es in das ehemalige Konzentrationslager Oranienburg. Hörner überlebte es. War nicht mehr Lehrer. Das war die Seite 199 11h23.

Dienstag 25. Juli 2017 12h40. Es waren wieder einige Termine einzutragen: Klassentreffen am 1.8.,TÜV am 11.8., Ingrids Geburtstag am 3.8., Gunhild am 8.8. wenns regnet am 10.8. Da ist das Hinterteil der Hecke zu schneiden. Und der Weg zu den Seiten hin vom überbordenden Grün frei zu machen. Am 15.8. ist die Einweisung der Wahlhelfer im Ratssaal Lichtenberg. Am 12.8. Kathrin und Micha fliegen nach Sri Lanka zum kiten und Elefanten fotografieren. Also da ist allerhand los im August. Keine Ruhe. Ruhe wäre auch tödlich. Es ist schon schlimm, dass ich seit Monaten keinen Frühsport mehr mache. Einfach keine Lust. Dafür täglich zwei ein halb Kilometer laufen. Kaffee trinken bei Rewe und Zeitung lesen. Das muss reichen. Abgesehen auch von der Gartenarbeit in Fredersdorf und bei Gunhild. Das fordert mich auch und hält mich fit. Jedenfalls bilde ich mir das ein. Ich freue mich schon auf die Geburtstagsfeier bei Ingrid. Sie wird 90. Ihr Sohn Florian rief gestern an. Ingrid hat Hildchen und mich eingeladen. In die Cafeteria im Heim auf dem Anton-Saefkow-Platz. Hildchen will aber nicht mit kommen. Nach dem Tod ihrer Freundin Ellen fühlt sie sich nicht gut dafür. Ingrid ist seit Anfang des Jahres im Heim. Und ich habe es nicht geschafft sie zu besuchen. Nur einmal telefonisch mit ihr gesprochen. Demnach geht es ihr gut und das Essen schmeckt. Früher sind wir fast jede Woche konditern gegangen. Es war nur immer nicht einfach. Ingrid konnte sich den Termin nicht merken. Obwohl er im Kalender stand. Das war die Seite 200 13h01.

Mittwoch 26. Juli 2017 12h16. Vor 77 Jahren kapitulierte Frankreichs Regierung unter General Petain. Die deutschen Truppen hatten Paris besetzt und die Regierung war nach Bordeaux geflohen. Die Deutschen sind zu schnell, hatte ein französischer General gesagt. Hitler fühlte sich als größter Feldherr aller Zeiten und die Deutschen als überlegene Rasse. In Berlin wurde er von Menschenmassen jubelnd empfangen. Jahrelang hatten die Deutschen im ersten Weltkrieg unter riesigen Verlusten gegen Frankreich gekämpft und verloren. Nun waren viele Deutsche stolz über diesen Sieg. Die Franzosen konnten es nicht glauben. Die Soldaten gaben ihre Waffen ab. Die meisten hatten nicht gekämpft, waren nicht an die Front gekommen. Es war der sogenannte Blitzkrieg. Hitler glaubte nun, auch die Sowjetunion schnell besiegen zu können. Ein Jahr später ließ er die deutschen Truppen die sowjetische Grenze überschreiten. Mit Panzer und Flugzeugen drangen sie schnell vor. Stalin war überrascht. Er konnte nicht glauben, dass Hitler die Dummheit eines Zwei-Fronten-Krieges anfangen würde. 80 Warnungen hatte er in den Wind geschlagen. Richard Sorge aus Japan hatte ihm den genauen Kriegsbeginn genannt. Die Sowjetunion war völlig unvorbereitet. Stalin zog sich in seine Datsche bei Moskau zurück. Er glaubte, dass man ihn nun erschießen würde. Aber das Volk brauchte diesen Führer. Es folgte seinem Aufruf zum Großen Vaterländischen Krieg gegen die Faschisten. Bei Wjasma 250 km vor Moskau sollte der entscheidende deutsche Angriff auf die Hauptstadt beginnen. Aber frische Truppen aus Sibirien und der russische Winter warfen die Angreifer zurück. Wie auch der heldenhafte Mut der sowjetischen Menschen. Es ist erstaunlich, wie schnell die Sowjetunion aufrüstete und die zuerst überlegene deutsche Armee zurückschlug. Napoleons Grand Armee war schon 128 Jahre vorher verlustreich geschlagen worden. Aber Hitler konnte auch nicht anders. Dieses sogenannte dritte Reich Deutschland war durch die Rüstung total verschuldet und konnte nur durch weitere Eroberungen überleben. Oder untergehen. Was auch geschah. Das war die Seite 201 12h46.

Donnerstag 27. Juli 2017 14h01. Für Ingrid habe ich noch kein Heft gemacht, musste ich eben feststellen. Incredible. Also nun zum 90. wird es ja Zeit. Fotos und Erinnerungen sind sicher genug in ihrem Ordner meines PC. Es hat sich sicher viel angefüllt seit ich Ingrid kenne. Das war noch zu Dorothea Schlesingers Zeiten. Sie starb vor 10 Jahren und Ingrid meinte ich wäre das beste Geschenk, was Thea ihr hinterlassen hat. Ingrid ist eine hochgebildete Frau, Dr, Kunstwissenschaftlerin und Verfasserin eines umfangreichen Werks der Bildenden Kunst der DDR. Sie kannte alle DDR-Künster und hält Verbindung mit ihnen. In einem sehenswerten Fernsehfilm wurde vor einigen Jahren ihr Leben gewürdigt. Als die Kommunistin in der Reihe ostdeutscher Persönlichkeiten. Ich brannte viele DVDs mit dem Film für ihre vielen Freunde. Wirklich sehr sehenswert, wie sie ihre Meinung über die DDR und die heutige Zeit zum Ausdruck brachte. Nun wird Ingrid am 3. August 90 und ist im Seniorenheim. Es wird wieder eine lustige Geburtstagsrunde werden mit Helga, Christa, Vera und Maria und wer noch alles kommen wird. Vielleicht auch Camerona de Berlin, die immer wieder in Facebook postet und viel nach Bolivien reist, um Kinder zu Weihnachten zum Beispiel zu beschenken. Sie spricht spanisch und englisch und hält auch Kontakt mit der entsprechenden Kommunity in Berlin. Loli rief an und informierte, dass sie wieder einige ihrer Schmuckstücke im Internet hat verkaufen können. Sie baut auch weiter an ihrer Lampe, ein einzigartiges geschwungenes Stück einer besonderen Kunstrichtung. Außerdem erhielt sie gestern mit der Post eine fliegende Möve aus Porzellan. Ein fragiles Stück. Ist heil angekommen. Das war die Seite 202 14h26.

Freitag 28. Juli 2017 12h51. Micha kommt um 14h30 mit Flixbus am Alex an. Ich werde ihn abholen. Er möchte seinen Laptop und Muttis Schlüssel. Morgen um 15h will er sich einen Bus ansehen am Hauptbahnhof. Bin gespannt. Mit WhatsUp kommuniziert es sich gut. Man kann auch Fotos schicken. Gleich nach der Aufnahme. Sissi habe ich so schon einige Fotos der Entwicklung ihrer gelben Rose geschickt. Sie steht auf dem Balkon und drei Generationen Blüten brachte sie bis jetzt. Das heißt jetzt ist eine voll aufgeblühte Rose und zwei Knospen zu sehen. Die vorigen Blüten habe ich abgeschnitten als sie verblühten und die Blätter fallen ließen. Wunderschöne Fotos vom Balkon, unten auf dem Parkplatz  Auto, im Hintergrund das Hochhaus in der Volkradstrasse und rechts das dichte dunkelgrüne Blätterdach der Ahorn-, Linden- und Pappelbäume. Eben ein TV Dokfilm über die Hintergründe der Ermordung des Rechtsanwalts Rodrigues Rosenberg in Guatemala. Demnach soll er seine Ermordung selbst geplant haben, weil seine Freundin und deren Vater ermordet worden waren. Er hatte ein Video mit seinen Beschuldigungen des Präsidenten Guatemalas und dessen Sekretär nach seinem Tod veröffentlichen lassen. Eine unabhängige Untersuchung aber ergab seine eigene Planung. Meiner Meinung nach sehr durchsichtig. So dumm kann ein Rechtsanwalt nicht sein. So wie die Organisation des Mordes vorgenommen wurde. Und fest steht, dass es bezahlte Mörder in dem Land gibt. Und dass 80% der Morde in dem Land nicht aufgeklärt werden. Rodrigo vermutete den Präsidenten dahinter. Und dessen Sekretär. Der hatte ihn telefonisch mit dem Tode bedroht. So die Aussage des Rechtsanwalts. Das Ganze bekam eine internationale Bekanntheit und musste schon deshalb vertuscht werden. Ein Präsident hat alle Macht, das zu tun. Und er tat es. Das war die Seite 203 13h21. Auf geht’s zum Alex.

Sonnabend 29. Juli 2017 12h20. Der Flixbus kam pünktlich um 14h30 zum Alexanderplatz. Wir gingen gleich gegenüber einen Kaffee trinken. Micha hatte nicht viel Gepäck. Nur seinen üblichen Rucksack. Und ein Buch. Von Stefan Zweig. Der war ja schon 1940 gestorben. Suizid? Wie Kurt Tucholski. Sie waren alle enttäuscht über die Deutschen, die dem Hitler zujubelten. Sie sahen keine Zukunft für Deutschland. Aber wie wir heute wissen, geht es immer weiter. Kein Grund für Selbstmord. Stalins Ausspruch war nach dem Krieg auf vielen der Ruinenwände zu lesen: Die Hitler kommen und gehen, das deutsche Volk, die deutsche Nation aber wird weiterleben. Und sehr gut, wie wir heute feststellen können. Der Westen profitierte von der Unterstützung der USA und gliederte sich in die Westfront gegen die Sowjetunion und den Kommunismus ein. Rüstete und stellte eine Armee auf. Obwohl die Alliierten die Entmilitarisierung Deutschlands beschlossen hatten. Nach diesem furchtbaren zweiten Weltkrieg. Und so entstanden die Voraussetzungen für einen weiteren Krieg. Erst einmal ein kalter. Micha hat im Bus die ersten 100 Seiten gelesen. Sie handeln von der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Und die Ähnlichkeit mit dem heutigen Leben der Deutschen frappieren Micha. Wir leben heute wie die Leute vor dem ersten Weltkrieg. Ohne große Sorgen und zufrieden. Nur besorgt um unsere kleinen Bedürfnisse. Die Welt mit Hunger und Krieg ist weit weg von uns. Incredible. Wir waren dann noch im Outdoor-Laden in der Nähe des Alex. Gegenüber dem leeren Restaurant Moskau. Da hatten wir die Jugendweihe von Angela gefeiert. Angela bestellte sich was Besonderes: Fasan zum Mittagessen. Die feierliche Einweihung fand gegenüber im Kino International statt. Spray gegen Moskitos brauchen Micha und Kathrin in Sri Lanka. Dort ist auch schon das Dengue-Fieber angekommen. Vorher mit Spritzen oder Tabletten kann man dagegen nichts machen. Das war die Seite 204 12h42.

Sonntag 30. Juli 2017 14h24. Gestern um 15h war der Besichtigungstermin für den Wohnwagen für 11T€. In der Kruppstrasse. Mir völlig unbekannte Gegend. Nebenstrasse der Lehrter Strasse. Die kenne ich etwas: Dort hatte mich Micha kurz nach der Wende zu einem Konzert mitgenommen. In einer umgebauten Wohnung. Sehr individuell. International. Alles auf englisch. Do wisl und keine Reaktion. Und dann brachte ich in die Lehrter Strasse eine ehemalige Einstein-Oberschule-Schülerin vom Klassentreffen in ihr Hotel. Die Paralellstrasse ist der Lesser Uri Weg. Da besuchte ich Rita mit ihrer Familie gleich nach der Wende. Heinz, Jessica und Janina. Und wir feierten da Silvester mit ihren Eltern Gretl und Herbert und Micha. Vroni musste wohl arbeiten. In der Kruppstrasse jedenfalls parkte der Wohnwagen. Ein tolles Stück. Das beste was wir bisher sahen. Mit Solarstrom vom Dach. Küche mit warme Dusche. Kühlschrank und Heizung. Beide Sitze vorn lassen sich nach hinten drehen. Fantastiche Wohnkultur. Für Micha etwas klein. Auf der Liege kann er sich nur schräg ausstrecken. Und stehen nur an der Stelle des kleinen Oberfensters. Der Eigentümer, ein nicht so großer Italiener. Seine deutsche Frau schwanger. Es wird ein Junge am 3.9.17. Micha machte eine Fahrt rund um den Häuserblock und parkte sicher rückwärts ein. Der Motor hört sich noch gut an trotz seiner 260 000 km. Das ist natürlich ein Risiko. Ein Dieselmotor ist teuer. Und der Verkaufswert nach vielleicht von Micha gefahrenen 100 000 km sinkt rapide. Aber alles in allem ein Luxusobjekt. Danach fuhren wir durch den Tiergartentunnel zum Potsdamer Platz. Der Tunnel ist dunkel gegen die grelle Sonne draußen. Ich konnte nur mit Mühe und mit Michas Hinweise den Ausgang zum Potsdamer Platz finden. Dort eine Neuerung. Michas Bike App. Damit machte er 2 Räder fahrbar, die da in der Strasse abgestellt waren. 2€ je Rad und Stunde. Wird abgebucht. Vom Flixbus zum Nextbike. Immer wieder was Neues. Wir fuhren quer durch den Tiergarten mit einer Pause im Englischen Garten im Teehaus. Abends Skat mit Vroni, die überlegen gewann. Das war die Seite 205 14h47.

Montag 31. Juli 2017 13h53. Um 4h30 klingelte das Handy. Um halb fünf holte ich Micha ab von Vroni. Micha flog von Schönefeld nach Zürich und dann mit der Bahn nach Luzern zu Kathrin. Ich schlief weiter nachdem ich wieder zu Hause war. Nun wollte ich in Online-Banking der Berliner Sparkasse. Was jahrelang problemlos und einfach war. Nun nicht mehr. Seit mehreren Wochen. Vorige Woche schon geklärt in der Sparkassenfiliale am Datheplatz. Aber nichts. Heute nun mit der Hotline der Techniker. Lange telefoniert. Das Ende vom Lied: Das liegt an meinem Browser. Ich soll es mit einem anderen versuchen. Immer das Gleiche. Wir sind nicht schuld. Die anderen. Und ich kann es nicht beweisen. Mit Str, Umschalter und Entf. alles gelöscht und dann gings nach neuer Eingabe der Kontonummer und Pin. Alles neu. Keine Möglichkeit sichtbar, meine Umsätze zu drucken. Es ist ein Wahnsinn. Aber speichern wird angeboten. Also in den Ordner Telecom in Q bis Z des internen Speichers Einschub Daten 3 2TB F. Bin gespannt, ob es da angekommen ist. Loli hat da gut mitgeholfen. Gestern hatte Micha gepackt. Alles für Sri Lanka. Seinen großen Rucksack voll. Dann fuhren wir ins Köh in der Sophienstrasse - Hackesche Höfe- zu Billard, was Micha überlegen gewann. Aber ich konnte auch einige Bälle gut versenken. Abends dann Skat - Revanche mit Vroni. Ich bekam gute Karten und gewann. Nun ist die Zeit mit Micha wieder vorbei. Am 12. August fliegt er mit Kathrin nach Sri Lanka, kiten und Elefanten fotografieren. Er hat ein besonders starkes Teleobjektiv. Auch für Wale. Da sollst die größten geben. Leider kommt man nicht dicht ran. Das war die Seite 206 14h17.



Klaus Buchholz: Jeden Tag eine Seite schreiben August 2017.

Dienstag 1. August 2017 19h43. Das Klassentreffen war wieder sehr lustig. Merkwürdig. Wir trafen uns ja nun schon oft. Aber jedes Mal ist es kurzweilig und interessant. Es waren nur 8 ehemalige Schüler gekommen: Friedchen, Gisela, Ingrid, Britta, Kurt, Rolf, Walter und ich. Die Themen der Unterhaltung gehen uns nicht aus. Diesmal überwiegend Kriegsende in Fredersdorf. Die Erinnerungen sprudeln nur so. Schade. Ein Aufnahmegerät fehlte. Keiner schreibt was auf. Dabei war das damals ein unendliches Abenteuer. Erinnerungen, Erlebnisse die mit uns verloren gehen. Das ist doch nicht in Ordnung. Aber wenn ich das jetzt wiederholen soll? Das ist unmöglich. Also Rolf zum Beispiel. Sohn des Gasthofs Wiese neben dem Kino in Fredersdorf:  Vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen gab es eine Menge strammer Nazis. Wie unser Lehrer Hörner. Der uns oft verprügelte. Und der sich bei den Eltern beschwerte, weil ihr Sohn Guten Morgen sagte statt Heil Hitler und den rechten Arm nicht ausstreckte. Eben zum Führergruß. Ich habe das damals nicht mitbekommen. Im Gegenteil fühlte ich mich in Fredersdorf sicher, nicht in die Hitler-Kindergruppe Pimpfe eintreten zu müssen. Jedenfalls hat mich da keiner aufgefordert. Während mein Bruder in Berlin Hitlerjunge und Soldat werden musste. Trotz kommunistischer Eltern. Aber das war auch für uns ein gewisser Schutz. Viele Kommunisten traten in die Nazipartei ein. Meine Eltern nicht. Aber es existiert ein Foto mit der Hakenkreuzfahne an unserer Laube. Und wir und Familie Herbert Buchholz davor. Nicht wegen der Fahne. Die war nur im Hintergrund zu sehen. Wir spielten im Garten in der Kolonie Waldheim 22. Meine Eltern überließen Wohnlaube und Garten der Familie Herbert Buchholz Anfang der 1940er Jahre. Herbert war Soldat und selten auf Urlaub. Seine Frau Margarete mit ihren Söhnen Günter und Jürgen wohnten dort. Wer nun die Hakenkreuzfahne rausgehängt hatte wollte ich gern wissen. Aber als Schutz gesehen, war das auch egal. Das war die Seite 206 20h07.

Dienstag 2. August 2017 13h27. Was mich letztlich umtreibt, ist das Phänomen der Micro-Kosmen. Mehrzahl von Kosmos? Arme deutsche Sprache. Was mir in den Sinn kommt ist, dass ich doch in vielen Micro-Kosmen heimisch bin. Wie gestern mit den ehemaligen Grundschülern der Fredersdorfer Schule. Und ich fühle mich da wohl. Wir können gut Erinnerungen austauschen und unsere Erlebnisse vergleichen. Leider waren die drei Männer aus Nord. Also nördlich der Bahnstrecke. Ich aber im Süden, Kirche, Gut, Bohmfabrik, Mühlenfließ, Bollensdorfer Allee, Autobahn, Schule, Bäcker Ehmann und Noebe, Garten, Schloss usw. Trotzdem hatten wir viel gemeinsam erlebte Ereignisse. Einmarsch der sowjetischen Truppen. Widerstandsnester der SS. Als die sowjetischen Truppen alle Häuser nördlich der Bahn besetzten, musste auch Rolfs Familie aus ihrem Restaurant neben dem Kino. Sie hatten Verwandte in Altlandsberg Süd, wo sie unterkamen. Als sie nach vielen Wochen zurück konnten, fanden sie Reste der Lebensmittel-Vorräte der Soldaten. Was sehr wichtig war damals. Walter und Kurt berichteten von der riesigen Explosion auf dem Bahnhof Fredersdorf. Die SS sprengte Waggons mit Lebensmitteln und Waffen bevor sie flüchteten. Aber sie ließen keinen an die Lebensmittel ran. Alles verbrannte. Kurt wohnte bei Schäfers, die Gaststätte gegenüber dem Bahnhof, heute Netto. Die SS-Leute bedienten sich für ihre Flucht aus der Fahrradaufbewahrung neben Schäfers. Da war auch eine Überschwemmung. Alle Keller standen unter Wasser. Weil die Gräben aus alten Tagen zugeschüttet wurden. So wie heute. Friedchen, die aktivste aus der Vorbereitungsgruppe unserer Klassentreffen möchte die Klassentreffen beenden. Es sind zu wenig. Für den nächsten vorgesehenen Treff am 7. November erklärte ich mich zum schreiben von Einladungen im Oktober bereit. Am PC eine Kleinigkeit. Bin gespannt, ob Friedchen mir die Adressen schickt. Das war die Seite 207  13h52.

Donnerstag 3. August 2017 13h46. Obsolenz, geplante. Das ist, wenn der Hersteller im Erzeugnis die Lebensdauer festlegt. Zum Beispiel 50 Seiten drucken in der Druckerpatrone. Das ist so üblich in Waschmaschinen, Glühbirnen usw. Mit Glühbirnen von Osram hat es vor vielleicht 100 Jahren angefangen. Die Hersteller in aller Welt legten die Lebensdauer der Glühbirnen fest. Damals war gerade die ewige Glühbirne erfunden worden. Die verschwand im Tresor. Diese Technologie übernahmen alle Hersteller in der Welt. Nur nicht die sozialistischen Staaten Sowjetunion, DDR, Polen und die anderen. Es geht darum, die Kauflust zu steigern. Eigentlich eine Verschwendung an Material und Energie. Aber das ist heute noch immer so. In einem Fernsehbeitrag hatte jemand eine Farbpatrone getestet. Hat den eingebauten Blattzähler immer wieder zurückgestellt und konnte einwandfrei weiter drucken. Es ist Tatsache, niemand auf der Welt müsste hungern und Not leiden. Aber dafür muss diese Privatbereicherung durch den Besitz der Produktionsmittel aufhören. Wir haben heute den Tag, dass bis jetzt alles verbraucht wurde, was uns eigentlich für das ganze Jahr hätte satt machen müssen. Haben die Wissenschaftler festgestellt. Überall gab es deshalb Demonstrationen. Ich verstehe das so, dass mehr Bäume gefällt wurden als nachwachsen und mehr Fisch gefangen wurde als neue geboren werden usw. Was ist das Ende vom Lied? Einsicht der Konsumenten? Kaum zu erwarten wegen des Egoismus. Änderung der Gesetze? Da sind die Lobbyisten zu stark. Also bleibt wohl doch nur die Revolution durch die Weitsichtigen. Davon gibt es aber zu wenig. Noch. Es muss sich aber doch was ändern. Es kann nicht immer so weitergehen. Früher war Krieg der Ausweg. In einigen Ländern immer noch. Aber das sehen immer mehr ein als keine Lösung. Also warten wir auf die Unzufriedenen, die alles neu machen werden. Das war die Seite 208 14h08.

Freitag 4. August 2017 14h27. Heute steht in meinem Kalender: Louis Armstrong 1901-1971 jazz trumpeter. Das weckt Erinnerungen als ich mit Vera im alten Friedrichstadtpalast an der Spree war und Satchmo sah und hörte. Unforgettable. Er war damals das Jazzidol. Und auch heute noch. Und dass er nach Ostberlin kam war eine Sensation. 60 Mark Eintritt war viel Geld. Aber dafür immer. Es war voll. Und die Karten hatte ich nur mit viel Glück bekommen. Die paar Männer auf der Bühne machten eine tolle jam session. Über zwei Stunden Begeisterung im Publikum. Armstrong wurde gefeiert. Das muss in den 1960er Jahren gewesen sein. Also nicht lange vor seinem Tod. Aber von Alter nichts zu spüren. Es gibt da noch zwei Armstrong aus USA: Neil und Lance. Der erste Mensch auf dem Mond. Wird sehr bezweifelt. 1969. Wie Kennedy vorausgesagt hatte. Und Lance der Lügner. Sieben mal siegte er bei der Tour de France. Wurde ihm alles aberkannt. Doping. Er gestand alle Arten von Doping bis zum Blutdoping. Aber leicht war es trotzdem nicht über die Alpen zu fahren. Er gab alles. Aber ohne Doping hätten auch andere eine Chance gehabt. Das heißt. Wer weiß denn, dass nicht auch die anderen dopten? Trotzdem ist die Tour de France immer ein High Light für mich jedes Jahr. Ich bin auch in den Alpen über die Pässe geradelt. Einmal sogar über den S. Gottardo 2114 m. 1955. Ich kann die Qual und das Glück gut nachvollziehen. Wenn es geschafft war. Ich hatte kein Doping. Nicht einmal genug zum essen. 50 DM hatte ich für jedes Land zusammengespart: Schweiz, Italien, France und Westdeutschland. Und ich bin damit ausgekommen. Über 3000 km. Incredible. Das sind die Erlebnisse, die für das ganze Leben reichen. Gestern bei Ingrid zum Geburtstag war auch toll. Im Heim Judith Auer. Das letzte Domizil meines Vaters Kurt Buchholz. Ich glaubte fest daran, dass Ingrid im Heim am Anton-Saefkow-Platz ist. Und da suchte ich auch erst einmal. Das war die Seite 209 14h52.

Sonnabend 5. August 2017 12h59. Dieses Heim in der Judith Auer Strasse veranstaltete vorgestern auch einen Tanztee. Im Garten. Mit Lifeband und Grill. Und die Paare drehten sich im Tanz. Meist im vorgeschrittenen Alter. Aber lustig. Nach den alten Weisen. Rund herum an vielen Tischen reges Treiben. Ein gutes Heim. Und der Garten üppig mit Bäumen und Sträuchern. Warum hat mein Vater es dort nicht ausgehalten? Nach wenigen Monaten war er im Oskar-Ziethen-Krankenhaus und verstarb ausgerechnet an meinem Geburtstag und als ich mit meiner Brigade Bruno Leuschner in der Tschechoslowakei war. Ich hatte diese Fahrt in Bahn, Bus und Hotel organisiert und konnte mich nicht entschuldigen. Es ging über mehrere Tage. Vroni informierte mich bei der Rückkehr. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Heute ist noch so ein Trauertag. MM. Marylen Monroe starb vor 55 Jahren. Suizid oder Mord. Da wird in USA heftig gestritten. Sie war erst 36 Jahre alt. Eine Schauspielerin, eine Schönheit. Mit den Kennedys liiert. So wird Mord vermutet. Sie wollte das angeblich öffentlich machen. Aber Kennedy war Präsident und verheiratet. Das durfte nicht sein in diesem religiösen und nach außen hin so  sittenstrengen Land. MM nahm auch Drogen. Und ihr Arzt soll da involviert gewesen sein. Es wurde viel vertuscht. Wie bei Elvis Presley. Die Drogen kommen zum großen Teil über Mexiko in die USA. Was zur Folge hat Bandenkrieg, Kriminalität und viele Morde. Es muss sich doch viel erfolgreicher leben mit Drogen. Und wenn man einmal damit anfängt, kommt man schwierig davon los. Ehrgeizige Menschen mit viel Stress werden die Konsumenten sein. Ein Trauerspiel. Oder auch Hilfe für eine erfolgreiche Karriere. Andy Shaffner schwört auf Weed, Canabis. Wegen seiner Darmkrankheit. Muss sehr schmerzhaft sein. Und unangenehm. Aber in Colorado ist Canabis offiziell zugelassen. Und wie Andi immer wieder in Facebook postet, ein wirksames Mittel gegen alle möglichen Krankheiten. Zum Beispiel auch Krebs. Das war die Seite 210 13h24.

Sonntag 6. August 2017 12h56. Nun mal was Neues. Heute ist Freundschaftstag. Das steht im Kalender. Seit 1935 schon. Da wurde dieser Tag in USA erfunden. Wie 1935 auch der DN-Eissegler von der Zeitung Daily News in Chicago erfunden wurde. Und 1935 ist das Jahr meiner Geburt. Nun ist aber genug. Nein. Ein viel größeres Ereignis: Heute vor 72 Jahren starben auf einen Schlag 90 000 Menschen in Hiroshima. Beim ersten Abwurf einer Atombombe. Man spricht von Kriegsverbrechen. Denn das wäre nicht notwendig gewesen. Der japanische Kaiser hätte den Krieg auch so beendet. Wegen der Kriegserklärung der Sowjetunion an Japan. Damit fürchtete er um seinen Thron durch die sozialistischen Sieger. Die USA garantierten ihm sein Weiterbestehen. Bis heute. Nach den 90 000 ersten Toten starben in den folgenden Jahren noch 40 000 Menschen in Hiroshima an den Folgen. Japan hat heute wieder wie an jedem dieser Gedenktage die Vernichtung aller Atom- und Nuklearwaffen gefordert. Wieder einmal umsonst, wie es aussieht. USA und Rusland haben die meisten und haben Angst davor, dass jemand sie anwendet. Das könnte das Ende aller Menschen sein. Ja, das schaffen wir selbst. Da müssen wir nicht auf Asteroiden, Kometen und Strahlen aus dem All warten. Aber heute ist ja auch Freundschaftstag. 1997 hat die UNO den Bären Pu als Botschafter der Freundschaft ernannt, was auch immer das bedeuten soll. Ich las das heute jedenfalls im Kalender. Und wusste bisher nichts von einem Freundschaftstag. Immer der erste Sonntag im August. Was passiert da heute besonderes? Die Biermeile zwischen dem Frankfurter Tor und dem Strausberger Platz in Berlin. Auch schon seit einigen Jahren. Zwei mal war ich dort. Das erste mal mit Werner und seiner Freundin und seinem Riesenhund Rocky - ein deutscher Hütehund in der Klasse - Da gab es die besten knusprigen Kartoffelpuffer. Deswegen noch einmal mit Loli 2015. Fanden diesen Kiosk in dem Menschengewühle aber leider nicht. Das war die Seite 211 13h28.

Montag 7. August 2017 11h08. Gestern ersten langen Marsch bis zum S-Bahnhof Karlshorst. Eigentlich wollte ich nur ein paar Aufnahmen machen von dem neuen Wohnviertel an der ehemaligen Hochschule für Ökonomie in Karlshorst. Sie bauten unser Internat, also wo wir Studenten wohnten, zu Wohnungen um. In den Hof außerdem noch ein neues Wohnhaus. Der Durchgang zum Internat, wo früher ein aufmerksamer Pförtner war, ist nun der Eingang zu den Wohnungen. Die Miete für die Wohnungen bringt jetzt wohl mehr als wenn man es weiter für Studenten vermieten würde. Aber irgendwo wohnen jetzt auch die Studenten der weiterhin existierenden Hochschule, nun für Technik und Ökonomie. Unter Hitler meine Einschulung in die erste Klasse. Da gibt es noch Fotos: Die ganze Klasse von etwa 40 Schülern im Innenhof. Ich war gerade noch rechtzeitig gekommen und musste neben dem Lehrer stehen. Man sieht mir keine Freude an. Ganz im Gegenteil. Ich machte einen Flunsch, wie es damals hieß. Aber die Schulzeit dort war kurz. Wegen der Bombenangriffe wurde die Schule verlagert. Das heißt auf die Dörfer bis nach Schlesien. Da war Werner Gebhardt. Ich hatte Glück. Wir zogen sowieso nach Fredersdorf bei Berlin. Für den Bau des angeblich größten Verschiebebahnhofs in Europa sollten unsere Grundstücke weg. Aber der Krieg hat sie gerettet. Bis Professor Dathe aus dem Schlosspark 1955 den Tierpark bauen ließ. Da waren unsere Wohnlauben noch einige Jahre für die Tierpfleger genutzt worden, berichtet Vroni. Mit Käte Reddig, Uwe, Vera, klein Angela und meiner Mutter besuchten wir dann noch unsere halb abgerissene Kolonie Waldheim. Nr. 22 unsere Laube und Nr. 24 Kätes Laube waren schon abgerissen und nur die gemauerten Schonsteine und unser Keller aus Zement und die wuchernden Hecken und Obstbäume waren zu sehen. Das war die Seite 212 11h40.

Dienstag 8. August 2017 16h46. Nun habe ich doch abgesagt. Eigentlich hätte ich gern an der Geburtstagsfeier von Klaus Roßberg teilgenommen. Meine Ärztin Natascha mit ihrem Mann Helmut sind sicher auch da. Und das garantiert schon lustige Unterhaltung. Und Klaus und Galinas Söhne Dima und Sascha sind auch immer dabei. Diesmal beim Griechen auf dem Anton-Saefkow-Platz. Mit Ingrid waren wir kurz nach der Eröffnung da. Vor etwa 3 Jahren. Das ist nicht mein besonderes Umfeld. Mit viel Stuck und Skulpturen hat man die Räume einen griechischen Flair geben wollen. Wirkt aber kalt. Und das beim essen. Also mir schmeckte es nicht. Ingrid ja. Und auch heute ist mir nicht danach, dort etwas zu essen. Ab 10h früh war ich bei Gunhild in Birkenstein Hecke schneiden. Bei dieser Sonne. 30 Grad im Schatten. Die Vorderseite der Hecke hatte ich ja schon vor Wochen erledigt. Und auch heute stopfte Gunhild Äste und Blätter in den Schredder. Schwerarbeit. Gunhild ist stark. Sieht man ihr nicht an. Eher schmal und nicht sehr groß. Aber sie hat die Sache im Griff. Ich musste erst einmal Stromkabel bis zur Hecke legen. Und dann mit der Heckenschere die Nordwestseite glatt schneiden. Liegt gleich am Zaun zu den Nachbarn. Da kam eine Beschwerde: Meine Frau möchte nicht, dass ich die Äste vom neu gepflanzten Pflaumenbaum beschneide. Ich entschuldigte mich. Und wusste nicht was gemeint war. Ich sagte noch, dass ich ja genug auf unserer Seite zu tun habe. Sie waren dann ruhig. Aber es ist auch alles sehr zugewachsen. Und die Zweige, die vom Zaun auf den Zufahrtweg ragten, schnitt ich ab. Gunhild und Klaus bekommen bald Besuch mit großen Autos. Große Familien mit vielen Kindern. Nun, jetzt sieht alles manierlich aus. Um halb eins hatte ich genug. Wir haben ja noch einen Termin nächste Woche. Für Reste oder Weiteres. In den Carport war auch die Hecke in die linke hintere Ecke eingewachsen. Ein riesiger Busch. Mit der Heckenschere und Gunhilds Einsatz beim Wegziehen eine Kleinigkeit. Nur durch den Schredder machte es Gunhild viel Mühe. Elend lange Ranken wurden zu Mehl zerschnitten. Das war die Seite 213 17h11.0,

Mittwoch 9. August 2017 13h09. Nagasaki. Heute vor 72 Jahren zerstörte die zweite USA-Atombombe diese japanische Stadt. Bald danach ergab sich der Kaiser von Japan. Nicht wegen der 200 000 ermordeten Japaner durch die Atombomben, sondern weil die Sowjetunion Japan den Krieg erklärte und der Kaiser Angst um seinen Thron hatte. Die USA ließen den japanischen Kaiser in Ruhe. Obwohl er den Krieg befohlen hatte. So glaubte auch Göring merkwürdigerweise, er würde nach dem Krieg noch gebraucht. Niemand anders könnte Deutschlands Wiederaufbau führen als er. Göring hatte sich den USA Offizieren gestellt und wurde auch zuerst freundlich behandelt. Aber letztlich in Nürnberg im Kriegsverbrecherprozess zum Tode durch den Strang verurteilt. Ihm gelang kurz vorher der Selbstmord mit Gift. Das Schlimme ist jedoch, dass Adenauers Meinung, man solle kein schmutziges Wasser ausgießen, wenn man kein sauberes hat, dazu führte, dass viele Nazis in der Regierung der Bundesregierung, in den Gerichten und der Polizei eine neue Karriere beginnen konnten. Erst die 1968er Studenten begehrten dagegen auf. Ohne dass sich viel änderte. Selbst die RAF - die Rote Armee Fraktion - änderte etwas. Im Gegenteil. Offener Mord und Todschlag sind eben keine Dinge, die den friedlichen Bürger aktiv werden lässt. Nach der Eingliederung der DDR 1990 in die Bundesrepublik versuchte man, den folgenden Naziterror der DDR in die Schuhe zu schieben. Aus Jena kam der NSU - der Nationalsozialistische Untergrund - überfiel Banken und ermordete neun Ausländer und eine deutsche Polizistin. Die Scharfmacher kamen aus dem Westen und leiteten die Unzufriedenen und Militanten im Osten an. Das war die Seite 214 13h37.

Donnerstag 10. August 2017 13h22. Vor 2047 Jahren musste Sokrates den Giftbecher austrinken. Das war in der alten griechischen Demokratie die Art Verbrecher hinzurichten. Da gab es keinen Henker. Man musste es selber tun. Abgesehen davon, dass sowieso niemand das Recht hat Menschen zu töten war das damals humaner als heute. Heute muss ein Henker das machen. Also jemand, der nichts mit dem Verbrecher zu tun hat. Wie abgrundtief fürchterlich ist das. Man bringt einen Menschen dazu, etwas so schlimmes zu machen. Wie kommt dieser Mensch damit klar? Wie belastet es ihn? Wir trösten uns mit allerlei Unsinn. Aber es ist ein Mensch, der einen anderen tötet. Dazu muss man erst einmal einen Menschen bringen. Die Soldaten werden dazu trainiert. Unbedingter Gehorsam, Patriotismus, Orden, etwas gutes für sein Land zu tun. Das ist der Trost für das Morden. Sokrates war Lehrer und Philosoph. Er soll die Jugend verzogen haben. Jedenfalls waren einige seiner Schüler dabei. Und sie schrieben die letzten Worte ihres Lehrers auf: Vergesst mir nicht, dem Asklepius einen Hahn zu opfern. Asklepius, der Gott der Gesundheit. Auf den alle angehenden Ärzte ihr Gelübde ablegen müssen. Was wollte Sokrates damit sagen? Wahrscheinlich war es so üblich und hatte keine besondere Bedeutung. Einer seiner Schüler, Platon, hatte mit Gorgias eine Auseinandersetzung. Gorgias war nämlich der Meinung und lehrte es auch, dass gut reden zu können wichtiger ist als Wissen zu erlangen. Mit Reden die Menschen überzeugen. Das passt heute gut zu den Populisten Trump, Orban, Le Penn, Wilders. Und zu den Anhängern von Pegida und den Identitären. Der Mensch will einfache Antworten. Leider haben wir auch nicht die Zeit und die Lust, dauernd zu lernen, dauernd uns über alles in der Welt zu informieren. Ich versuche es. Aber es ist ein weites Feld, würde Fontane sagen. Das war die Seite 215 13h53.0,

 

Freitag 11. August 2017 14h48. Um 7h war der Wagen in der Werkstatt. Es war alles wie immer. Meister Andreas Zeltsch nahm die Autoschlüssel und die Fahrzeugpapiere und steckte sie mit dem von mir unterschriebenen Auftrag in eine Klarsichtfolie. Die Angst fiel etwas von mir ab. Nun war nichts mehr zu ändern. Alle zwei Jahre dieser Stress. Denn wie das sagenhafte Damoklesschwert hing über mir die Verschrottung. Ein 26 Jahre altes Auto. Dann um 10 Uhr die telefonische Information was alles zu machen ist. Viel. Unter anderem die Wasserpumpe und eine Achsvermessung. 500 €. OK. Ich sagte zu. Die Teile müssen bestellt werden. Deshalb wird es heute nicht fertig. Die Achsvermessung lässt mich aufhorchen. Das war noch nie. Wenn da etwas nicht stimmt, kann es nicht reparabel sein und muss verschrottet werden. Was dann? Meine alte Taktik anwenden? Beim Dekra ein Mängelprotokoll. Dann damit zur Werkstatt. Mal sehen. Dabei fällt mir der Schwiegersohn von Eissegler Erich ein. Im Winter an der Borkenstube am Müggelsee erzählte er, dass er eine Autowerkstatt in der Buchberger Strasse aufmacht. Vom Eissegeln zur Autoreparatur. Das wäre eine Möglichkeit. Und nicht so weit, wie bis nach Neuenhagen bei Pries&Friese. Das ist ja so als wäre ein Kind krank. Hoffentlich ist dieses Tief bald zu Ende. Gestern kaufte ich das neue Buch der deutschen Rechtschreibung, den Duden. War schon ausverkauft. Und dann holten sie doch noch ein Exemplar hervor. 26€. Als erstes: Da gibt es eine App und im Internet ist der Duden auch. Muss man da noch ein Buch haben? Aber es ist schon angenehmer. Und die vielen grammatikalischen Hinweise. Ein dicker Wälzer. Mit vielen Erläuterungen dazu. Nicht ganz einfach zu lesen. Aber vielleicht lerne ich noch einiges. Ein neues Telefonbuch gibt es auch. Meine Nummer steht jedenfalls drin. Die einiger meiner Freunde nicht. Sie wollen sie nicht bekannt geben. Der Nachteil ist, dass beim Anruf die Nummer nicht genannt wird und ich kann nicht zurückrufen. Das war die Seite 216 15h19.

Sonnabend 12. August 2017 14h27. Kathrin und Micha sind jetzt noch im Zug von Luzern nach Zürich Kloten. Um 15 geht der Flug nach Dubai bis 20h. Dann 3h Aufenthalt und weiter nach Colombo auf Sri Lanka bis 8h früh. Dann mit dem Bus in den Nordwesten zum Paradies der Kiter Kalpitiya. 2 Tage macht Kathrin einen Auffrischungskurz mit. Dann eine Woche kiten. Bis zum 3. September erkunden sie die Insel auf einem Rundkurs, den sie sich selbst aussuchen. Bis auf einen Tag ist Kathrins Jahresurlaub aufgebraucht. Gestern Abend kam sie um 19h30 von der Arbeit. Ich skypte gerade mit Micha. Dann skypten Kathrins Eltern auf ihr Handy und wir sprachen einige Worte. Dass wir uns unbedingt einmal treffen sollten, in Leipzig oder Berlin. Sehr angenehme Stimmen. Leipzig ist eine bedeutende Stadt für mich. Anfangs der 1950er Jahre fuhr ich mit dem Fahrrad zum Völkerschlachtdenkmal. Ich war Napoleon Fan und bedauerte den Sieg der alliierten Monarchen über Napoleon im Oktober 1815. Der hatte den gesellschaftlichen Fortschritt nach der französischen Revolution von 1789 in Europa vorangebracht. Gegen den Feudalismus der absoluten Fürsten und Könige. Er gab Polen seine Selbständigkeit zurück. Preußen, Österreich und Russland hatten Polen unter sich aufgeteilt. Auf der Flucht aus Leipzig ertrank Poniatowski, der König Polens in der Pleiße. Die einzige Brücke war von den Franzosen zu früh gesprengt worden. Leipzig ist auch von Goethe beachtet worden. In Auerbachs Keller ließ Fausts Freund Mephisto Wein aus dem Tisch spritzen. Und in Leipzig, in der Jugendherberge übernachtete ich 1954 zwei mal. Auf der Tour zur Schweiz. Die endete im Regen vor dem Grenzübergang Probstzella. Völlig durchnässt in meinem kleinen Zelt radelte ich zurück nach Leipzig. Da schien die Sonne. Aber ich hatte keine Lust mehr und fuhr nach Berlin zurück im heißen Sonnenschein. Dann raffte ich mich auf, mit dem Zug von Berlin nach Lörrach im Schwarzwald zu fahren, um mir dort im Rathaus einen westdeutschen Reisepass für die Schweiz zu holen. Das war die Seite 217 14h57.

Sonntag 13. August 2017 12h41. Heute vor 56 Jahren begann der Bau der Mauer zwischen Ost- und Westberlin. Vera und ich überquerten die Grenze in der Heinrich-Heine-Strasse von Westberlin nach Ostberlin. Wir hatten in Westberlin in der Bergfriedstrasse bei dem Bruder meines Vaters und seiner Familie übernachtet. Gretl und Herbert Buchholz und ihre Tochter Rita. Wir hatten ihren Sohn im Krankenhaus in Onkel-Toms-Hütte besucht. Bei der Lehre in einer Bonbonfabrik war Jürgen mit der rechten Hand in ein Kettenrad gekommen. Es war eine schwierige Operation. So dass er mit der Hand noch etwas greifen konnte. Zum Beispiel das Lenkrad am Auto. Die Finger waren nicht zu retten. Er hat sein Leben gemeistert und mit Christiane Söhnges eine Familie gegründet. Sie ließen sich in Bad Hersfeld nieder und bauten sich ein schönes Eigenheim mit Sauna und Schwimmbecken im Keller. Da wuchsen auch ihre Kinder auf: Andy und Alex. Andy wurde Lehrerin,  hat eine Wohnung am Kurfürstendamm und hilft Kindern in der Schule weiter zu kommen. Alex ist beim TÜV Nord beschäftigt. Und er hat seine Frau Mandy und Tochter. Die Mauer hielt bis zum 9. November 1989. Dann kam der Kapitalismus mit Arbeitslosigkeit, Obdachlosen, Bettler, Kinderarmut, Superreichen, Drogen, Verbrechen, deutsche Soldaten im Ausland, Neonazis und Ausländerhass. Aber wir konnten in den Westen reisen und taten es auch: Westdeutschland, Schweiz, Italien, Österreich, Frankreich, Spanien, Türkei, Tunesien, Ägypten, Kanada und USA. Micha hat das Reisen fortgesetzt in USA, Tansania, Thailand, Australien, Neuseeland, Laos. In Melbourn und in der Schweiz arbeitete er. Nun ist er mit seiner Freundin Kathrin in Sri Lanka. Als englische Kolonie hieß die Insel Ceylon und lieferte in alle Welt wohlschmeckenden Tee. Das war die Seite 218 13h17.

Montag 14. August 2017 11h48. Heute vor 33 Jahren 1984 starb meine Mutter Charlotte Buchholz. Lotte, einfacher Rufname. Sie starb im Heim. In der Einbecker Strasse in Berlin-Friedrichsfelde. In der 6. Etage wo die Debilen sind. Mutter hatte schon seit vielleicht 5 Jahren Alsheimer. Sie wusste nicht mehr, wer ich bin. Loli sagte zu ihr, das ist doch dein Sohn. Ach deshalb ist er so freundlich zu mir, war ihre Antwort. Sie war immer freundlich und wollte raus, arbeiten gehen. Packte Waschlappen und anderes in einen Eimer und ging los. Fand nicht mehr zurück. Die Nachbarn brachten sie wieder in ihre Wohnung. Es war auch nicht möglich, sie zu uns in die Wohnung im Tierpark zu halten. Mitten in der Nacht wollte sie arbeiten gehen. Und wir, Vroni, Sabine, Micha waren den ganzen Tag nicht zu Hause. Ich in Elektrokohle, Vroni bei ihren Tieren, Sabine zur Schule und Micha im Kindergarten. Ich gab sie ins Heim. Ihre Wohnung konnte ich bekommen, weil ich geschieden und damit Wohnungssuchender war. Da gibt es eine entsprechende Erbschaftsfestlegung in der DPF-Wohnungsgenossenschaft. Trotz der Scheidung von Vroni wohnten wir noch zusammen. Erst Anfang der 1990er Jahre zog Vroni mit Micha nach Chemnitz zur Betreuung ihrer Mutter im Haus am Amselsteig. Und ich zog in die ehemalige Wohnung meiner Mutter. Mein Klavier schickte ich auf Wunsch Angelas zu ihr nach Westdeutschland. Da steht es wohl noch bei dem musischen Andreas. Die Ursachen von Alsheimer sind noch unklar. Da sterben Teile im Gehirn ab, hat die Wissenschaft festgestellt. Also muss ich aufpassen. Ich bin gefährdet. Der Sohn erbt im Allgemeinen viel von der Mutter, sagt man. Hoffentlich nicht Alsheimer. Also das Gehirn immer fordern. Aber ihm auch Ruhe geben. Das tue ich. Auch mit dieser Datei. Und mit dem Training des Gedächtnisses. Morgens lese ich das Kalenderblatt und versuche abends und am nächsten Morgen noch einmal mich daran zu erinnern. Das war die Seite 219 12h16.

Dienstag 15. August 2017 13h54. Ein Felsen von meinen Schultern. Zwei Jahre Ruhe für 580€. Statt Verschrottung ein rund um erneuertes Auto. Ich wusste nicht wie wichtig mir das Auto ist. Besser als Laufen jedenfalls. Aber nach Verschrottung würde ja ein neues altes Auto kommen. Mit all der Aufregung bis zur Anmeldung. Das blieb mir erspart. Was war denn noch das Teuerste? Der Arbeitspreis mit 151€ plus Mwst 19%. Dann HU mit 72 und die Hinterradreifen mit rund 100€ mit Aufziehen, Altreifenentsorgung und Mwst. Die waren porös. Hielten aber noch gut Luft. Aber die Wirtschaft muss florieren. Und lieber etwas mehr, als nachher ein Unfall. So denken wir heute. Früher wurde gefahren bis die Kiste auseinanderfiel. Präventiv nichts. Lass ich auch heute nicht machen. Reparatur erst wenn er stehen bleibt. Das hat mir viel Kosten erspart. Aber der TÜV denkt präventiv. Muss ja auch noch zwei Jahre halten. Und ich kann die Ersatzteile des Trabi, die im Garten lagern bei Pries&Friese abgeben. Das werde ich auch machen. Da wird viel Luft werden im Schuppen. Motor, Getriebe, Scheiben, Vergaser an die 40 Stück. Starter, Lichtmaschinen, Räder, Radaufhängungen, Schalldämpfer, Stoßdämpfer, Bremsen. 49 Jahre Trabi reparieren. Das sind nun die Reste. Das soll ja alles viel wert sein und der Wert auch noch steigen. Aber das glaube ich nicht. Es werden Ersatzteile produziert. Für Bremsen und Schalldämpfer. Bin zufrieden, dass ich damit nichts mehr zu tun habe. Obwohl es ein angenehmes sicheres Gefühl war, die Reparatur selbst zu machen. Jetzt weiß ich nicht, was da OK ist oder nicht. Und unterwegs kann ich selbst nichts machen. ADAC hilft. Für 100€ im Jahr ist das eine gute Sache. Habe auch schon mehr vom ADAC bekommen als bezahlt. Also das ist besser als unter dem Auto liegen und im Dreck reparieren. Das war die Seite 120 14h20.^

Mittwoch 16. August 2017 13h02. Gestern war Einweisung der Wahlvorsteher der Briefwahlvorstände zur Bundestagswahl am 24. September 2017 im Ratssaal des Rathauses Lichtenberg. Es ist im Grunde der gleiche Ablauf wie zur Berlinwahl im vorigen Jahr. Statt Bezirk und Senat sind diesmal nur Bund und Tegel zu wählen. Also die Abgeordneten aus Lichtenberg für den Bundestag und ob der Flughafen Tegel auch nach Eröffnung von Schönefeld weiter bestehen bleiben soll. Ich nahm die Gelegenheit wahr und war auch gleich selbst wählen. Seit gestern ist im Rathaus ein Wahllokal für Briefwähler offen. Ich wählte Links und die langjährige Abgeordnete der Linken im Bundestag Gesine Lötzsch. Die macht einen normalen aber kompetenten Eindruck. Ich war einmal auf einer Versammlung mit ihr. Am Anton-Saefkow-Platz mit Ingrid Beyer. Am 23. September muss ich die Taschen mit den Wahlutensilien vom Wahlvorstand abholen. Und das Erfrischungsgeld und den Freizeitausgleich für die mit Arbeitsausfall. 35€ bekomme ich. Dafür gibt es bei der Auszählung nichts zu essen und zu trinken. Letztes Jahr in einem Zeitraum von halb 2 bis halb 10 abends kann das nicht jeder verkraften. Ein Kaffee vom Automaten auf dem Hof und ein paar Kekse, die jemand mitgebracht hatte, mussten reichen. Bei intensiver Arbeit mit den über 600 Wahlbriefen war ich am Ende doch richtig fertig und wollte das nicht noch einmal machen. Nun bin ich doch wieder gebeten worden und mache mit. Diesmal sind wir sieben statt voriges Jahr sechs im Wahlvorstand. Alles unbekannte Leute. Die muss ich noch anrufen. Vielleicht haben wir Glück und es geht schneller. Das hängt von der genauen Arbeit beim Zählen ab. Die Zehnerhaufen müssen auch wirklich zehn enthalten. Sonst geht’s nicht auf am Ende und es muss alles noch einmal gezählt werden. Es wird sowieso zwei mal gezählt. Vorschrift. Also dürfte nichts passieren. Ist auch voriges Jahr nicht. Also hoffen wir das Beste. Das war die Seite 221 13h27.

Donnerstag 17. August 2017 19h01. Nun habe ich geschlafen und es geht mir besser. Die Sonne, der Trockner, Hecke schneiden war heute angesagt. Etwas Bewegung ist gut für die Durchblutung. Ich fühle mich schon viel wohler. Dazu der rote Kräutertee von Gunhild auf einem schattigen Plätzchen auf der Terrasse. Der Wasserfall plätschert und die Wellen glänzen durch das Grün. Wirklich ein üppiges Wachstum in Birkenstein. Heute waren nur die Wege frei zu schneiden. Erstaunlich wie hier alles wächst und gedeiht. Gunhild hat alles gleich durch den Schredder gedrückt. Eine wahnsinnige Anstrengung. Es ist alles miteinander verhakelt. Wie Lianen im Urwald. Eine starke Frau. Ich habe nur die Heckenschere zu händeln. Aber das ist auch nicht so einfach bei diesem dichten Bewuchs. Vorher borgten wir einen Trockner für über 100€. An der Wand im Keller ist es feucht geworden. Es wird auf die heftigen Niederschläge der letzten Zeit zurückgeführt. Und da bald viel Besuch zum Geburtstag kommt, soll das Gästezimmer trocken sein. Der 60 kg schwere Trockner die geschwungene Holztreppe hinunterzubringen war auch nicht einfach. Stufe für Stufe. Gunhild sicherte unten und ich hielt den Trockner oben. Zum Glück hat er große Gummiräder. Da ging es mit viel Geduld ganz gut. Klaus hätte auch gern mit angefasst aber dafür ist die Treppe zu schmal. Da hätten wir uns nur behindert. Nun zeigt das Hygrometer 70%. Mal sehen, wie viel in einer Woche. Nächsten Mittwoch muss er wieder zu Boels zurück. Der bestellte Trockner beim Baumarkt Hellwig erwies sich schwerer als die genannten 32 kg. Da stimmten die Angaben im Prospekt nicht mit der Wirklichkeit überein. Den hätten wir nicht die Treppe runter gebracht. Aber sie nannten uns den Werkzeugverleih Boels in Vogelsdorf. Der Trockner passte auch genau in den Kofferraum des Polo. Bei Boels hatte ich ja schon die Motorsense für den Garten in Fredersdorf geborgt. Sehr gut. Das war die Seite 222 19h27.

Freitag 18. August 2017 12h39. Wieder eine Woche rum. Es geht so schnell. Es eilt die Zeit, wir eilen mit. So oder so ähnlich empfand es einer der besten Künstler in Deutschland. Wilhelm Busch. Auch schon lange her. Und Goethe meinte: Verweile doch, du bist so schön. Und er meinte den Augenblick, der so schnell von der Zeit überfahren wird. Und der nächste Augenblick, die nächste Sache macht das Vorige vergessen. Aber das darf nicht sein. Das Gedächtnis ist dafür da. Aber es ist auch nicht zuverlässig. Nicht nur, dass es nicht alles behalten kann, sondern es ist auch so, dass man nicht weiß, ob es wirklich so gewesen war oder anders. Das ärgerte mich schon immer und versuchte soviel wie möglich aufzuschreiben und zu fotografieren. Goethe titelte seine Erinnerungen auch deshalb, Träume und Wahrheit oder so ähnlich. Ihm war die Vergesslichkeit bewusst. Und die Fantasie. Die füllt dann die Lücken der Erinnerung. Deshalb ist es so wichtig, gleich möglichst viel aufzuschreiben, zu fotografieren. Nach Jahren staune ich dann, was ich schon alles vergaß. Angela schickte ich zum Geburtstag zwei meiner neueren Hefte. Das heißt, jenes über die sechs Jahre meines VW Polo habe ich extra für sie gemacht. 56 Seiten des Bordbuchs über Kosten, Benzin und Reisen.  Sie ist ja auch oft erwähnt darin. Auf den jährlichen Reisen zu Annelie in der Schweiz versäumte ich nicht, sie zu besuchen. Lag ja auch nicht weit entfernt von meiner Schweizroute. Alles in der Nähe des Bodensees. Radolfzell und Schloss Salem bis Ravensburg jetzt. Waren auch immer gute Begegnungen mit ihren Freunden. Der eine, Peter Lenk, schuf witzige frivole  Figuren aus Zement in voller Lebensgröße -freude und stellte sie in verschiedenen Städten am Bodensee auf. Wo sie überall begeisterte Bewunderer fand. Eigentlich geht es um Erinnerungen an besondere Menschen oder Märchen der Vergangenheit des Bodensee und der Politik. Zum Beispiel  die Merkel. Menschen und Geister. Auch in Berlin an einer U-Bahn-Station im Westen steht eins, sagte er mir. Als Angelas Freund Norbert mich zu seinem Grundstück einmal mitnahm. Da waren noch viele große Skulpturen zu sehen, die er noch nicht woanders hatte unterbringen können. Das war die Seite 223 13h01.

Sonnabend 19. August 2017 14h32. Vor ein paar Tagen gab der Scanner seinen Geist auf. Das Ergebnis des Scannens waren plötzlich schwarze Bilder. Also nur schwarz. Das Teil hatte seine vorprogrammierte Lebensdauer erreicht. Nicht dass die Qualität der Scanns langsam abnahm. Nein, bis zuletzt einwandfreie Qualität. Da ist eine Datei eingebaut, die nach einer eingestellten Zahl von Scanns nur noch schwarze Bilder zeigt. Das ist die Sache mit der ewigen Glühbirne. Die wurde von den Glühlampenherstellern verschwinden gelassen. Sie hätte ja sonst zum Sterben der Glühlampenproduktion geführt. Das sah auch die USA-Regierung ein und verabschiedete ein Gesetz zur Festlegung der Lebensdauer durch die Produzenten. Das hat sich über die ganze Erde verbreitet. Aber das ist ein Sargnagel des Kapitalismus. Produzieren nur für den Gewinn. Umwelt und andere Faktoren spielen keine Rolle. Die Wirtschaft muss florieren. Und ich war gezwungen, 100€ für einen neuen Scanner auszugeben. Ein Glück ein ähnlicher. Canon Lide 220. Vielleicht eine Weiterentwicklung des Lide 210. Hoffentlich. Jedenfalls hatte ich das Handling bald raus. Das Scannen geht schneller. Innerhalb kurzer Zeit scannte ich die 56 Seiten meines Bordbuchs vom VW Polo. Kosten, Reisen usw. von 2011 bis heute. Und weil das so gut ging scannte ich auch noch die 145 Seiten des Bordbuchs meines letzten Trabant. 2000 bis 2011. In 2 Stunden. Nun sind die handschriftlichen Aufzeichnungen im Computer. Zusammen mit meinen vielen Fotos aus dieser Zeit geben sie einen Eindruck von dem Leben damals. Wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten. Das war die Seite 224 15h.

Sonntag 20. August 2017 12h02. Wieder ist der Nürnberger Prozess gegen die Naziverbrecher im Fernsehen. Gut so. Nach wie vor will kaum einer etwas davon wissen. Möchte wissen, wie viele sich das ansehen. Verdrängen ist auch eine gute Eigenschaft. Aber nicht, wenn das Gleiche wieder passieren kann. Die Nazis marschieren seit Jahren wieder. Jetzt zum Geburtstag von Heß, dem Stellvertreter Hitlers. Und der, der mit Hitler dessen Buch "Mein Kampf" verfasst hat damals in den 1920er Jahren, als Hitler im Gefängnis saß. Die Abscheulichkeiten für Deutschland hat er damals formuliert und später umgesetzt. Warum haben die Deutschen damals nicht gleich einen Riegel davor gesetzt. Weil sie den populistischen Reden Hitlers glaubten. Er redete immer von seinem Willen den Frieden zu erhalten und bereitete insgeheim den Krieg vor. Die Kommunisten warnten damals. Wer Hitler wählt, wählt den Krieg. Meine Eltern waren beide in der Kommunistischen Partei Deutschlands und aktiv. Mein Vater war in ihrer Kampforganisation, dem Roten Frontkämpferbund. Das war nötig um die Versammlungen der Partei zu schützen. Vor den Nazis, vor der Polizei, vor dem Stahlhelm und der SPD. Die Uneinigkeit der Linken verhalf den Nazis den Erfolg. Wie auch heute. SPD, Linke und Grüne könnten eine erfolgreiche Koalition bilden. Aber da gibt es Störenfriede. Die haben nicht aus der Vergangenheit gelernt. Selbst auf der Anklagebank in Nürnberg fühlten sich alle unschuldig und sagten es auch: Im Sinne der Anklage nicht schuldig. Das war ihr Spruch. Als die Bilder von den vielen Toten im Konzentrationslager gezeigt wurde, von den Erschießungen und Vergasungen von Augenzeugen berichtet wurde, kam kein Laut des Bedauerns. Sie fühlten sich im Recht die Welt von Juden, Slawen, Afrikanern, Homosexuellen, Nazigegnern und Roma zu befreien und eine Herrschaft der angeblich reinen Rasse der Germanen zu errichten. Das war die Seite 225 12h26.

Montag 21. August 2017 11h51. Auf nach Harnekop. Das war Hildchens Idee. Guck doch mal ins Internet, wie wir zu dem Atombunker bei Prötzel kommen. Gesagt getan. Da ist aber nicht immer jemand da. Vorher sollte man anrufen. Auch die Telefonnummern liefert Google. Und die genaue Adresse für das Navi. Wir hatten uns das ja schon lange vorgenommen. Mal sehen, ob es heute klappt. Aber erst einmal ist Snooker China open. Murphy gegen den Käptn Ali Carter. 5 zu 4 für Murphy. Es geht bis sechs. Beide sind lange nicht so gut wie Ronnie. Aber sie machen es. Von Murphy hat Micha die Kreide gefangen. War das in Berlin? Nun ist er mit Kathrin in Sri Lanka beim kiten. Keine Info bisher. Vielleicht hat Vroni eine Mail. 5 zu 4 gewinnt Murphy. Ali hatte zuletzt einen Frustball kurz vor dem Gewinn. Schluss. Ich fahre nach Petershagen. Heute Abend weiter. Nun waren wir in Harnekop. Niemand da. Alles verschlossen. Aber so richtig das Kriegsambiente. Mehrere grüne Kasernen im dichten grünen Wald. Warnschilder. In den 30m tiefen Bunker kamen wir nicht. Aber zu einem Gespräch am Tor des NVA-Museums. Nur Gruppenführungen zur hohen Technik der Nationalen Volksarmee. Die nächste kommt gleich. Können wir aber nicht teilnehmen. Das ist eine ganz spezielle Gruppe. Wohl Militärs oder Geheimdienstleute. Zwei ein halb Stunden hätten wir wohl auch nicht geopfert für die Militärtechnik aus der DDR - Zeit. Und auch nicht für den Kraftfahrzeugpark aus DDR - Armeezeit. Dieser Park ist gleich da um die Ecke. Der Gesprächspartner vor dem NVA-Armeemuseum studiert in Berlin Wannsee den Abbau von Kernkraftwerken. Zwei ein halb Stunden Fahrzeit jeden Tag bis dahin. Also es lohnt sich nur zum Wochenende dorthin zu fahren. Sonst ist alles zu. Und außerdem vorher anrufen. Ich versuchte es dann gleich dort vor der Tür. Aber nichts. Es gibt dort mitten im Wald kein Telefonnetz! Das nenne ich weit weg von der Zivilisation in 30 km Entfernung. Das war die Seite 226 20h15.

Dienstag 22. August 2017 13h03. Gestern waren Loli und Sissi eine Wohnung ansehen. 109 000€ soll sie kosten. Aber mit den notwendigen Renovierungen werden es dann wohl an die 140 000 € werden.  Eine Treppe hoch am Rand von Weingarten. 1992 gebaut. 4 Etagen. 400€ Miete. Sissi muss aber jeden Monat 170€ in einen gemeinsamen Fonds zahlen. Bei Strangsanierungen, Dacherneuerungen usw.  werden die Kosten extra umgelegt. Das kostet dann zusätzlich. Gewinn kann der Eigentümer da kaum machen. Und die laufenden Kosten kleiner Reparaturen kommen auch noch dazu. Ein schlechtes Geschäft. Und der Ärger mit dem Mieter. Und der Zeitaufwand. Das rentiert sich wirklich nicht. Loli findet die Umgebung gut. Am Rande von Weingarten. Vor dem Fenster Acker. Dahinter die Gleise der Bahn. Dahinter eine Bundesstrasse. Ganz ohne Lärm wird das nichts. Nächster Einkauf in vielleicht 10 Minuten Weg. Außerdem ist ein Mord passiert im Juni vorigen Jahres. Ein Mann wurde im Zimmer  erschossen. Zeichen der Kriminalpolizei wo er lag sind noch undeutlich zu erkennen, trotz angeblicher Grundreinigung. Es war der Exmann, der von der Frau und ihrem neuen Partner erschossen wurde. Das stand in der Zeitung. Sissi würde deshalb nicht da wohnen wollen. Loli macht das weniger aus. Wer weiß, was schon alles in ihren jetzigen Wohnungen passiert ist. Aber was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Gestern auf der Rückfahrt vom Atombunker kam ein mächtiger Regenschauer runter. Aber bei der Ankunft in Petershagen war er schon vorbei. Das ist immer so in diesem Jahr. Ein Regen über mehrere Tage gibt’s nicht. Das war einmal vor vielen Jahren. Wir können zufrieden sein, dass überhaupt hier was runter kommt. Westlich von Berlin und auch im Süden war der Regen intensiver. Die Ernte hat rund 50% Schäden. Zuerst Frost dann Feuchtigkeit. Die nächsten Tage soll wieder die Sonne scheinen. Dann kann die Ernte beginnen. Das war die Seite 227 13h25.

Mittwoch 23. August 2017 12h51. Heute im Kalenderblatt: Ein heißer August nach einem kalten Juli bringt einen kalten und trocknen Winter. Bauernregeln. Weatherlore. Lore ist Weissagung, Regel und vieles andere mehr. Das ist nicht überzeugend. Über ein halbes Jahr vorher. Soll es Faktoren geben, die schon so früh das Wetter bestimmen? Kaum zu glauben. Wovon hängt denn Wetter ab. Doch wohl in erster Linie von der Sonnenstrahlung. Und die ist überall anders und ändert sich durch die Wolken dauernd. Bis zum Winter ist es noch weit. Nein. Da kann heute nicht etwas Bestimmendes vorhanden sein. Maik hat Schmerzen an der Seite. Hildchen rief an. Montag war er noch fit und baute Regale in seiner Küche. Wenn es die rechte Seite ist, könnte es der Blinddarm sein. An einem entzündeten und vereiterten sind schon Menschen gestorben. Dabei soll es eine Kleinigkeit sein, den Blinddarm rauszunehmen. Der hat sowieso keine Funktion. Sagt man. Heute um 15h hole ich den Trockner von Gunhild ab und bringe ihn zum Verleih in Vogelsdorf. Es hatte Sinn. In einer Woche um fast 20% weniger Luftfeuchtigkeit. Das ist die über 100€ wert. Klaus hat nächsten Sonntag Geburtstag und die Gästewohnung wird dann trocken sein. Es soll überhaupt einmal ein großes Aufräumen geben im Keller. Da steht noch vieles vom Bau. Man denkt ja immer, vielleicht wird es doch noch gebraucht. Hat ja alles Geld gekostet. Aber nun werden Gunhild und Klaus das Haus nicht mehr viele Jahre halten können. Man wird ja nicht jünger. Und was einen einmal als Spaß in der Haus- und Gartenwirtschaft erschien, wird nach und nach beschwerlich. Und man sagt sich, warum soll ich mir das antun. Das ist sowieso meine Meinung zu Haus und Garten. Das ist wohl mehr Tradition. Oder der Spaß zu sehen, wie alles blüht und gedeiht. Und man hat es selbst gesät. Und es ist Eigentum. Aber welchen Wert hat schon Eigentum? Geistiges Eigentum. Ja, das hat Wert. Aber materielles? Das ist doch primitiv. Das war die Seite 228 13h13.

Donnerstag 24. August 2017 12h26. Schreck in der Abendstunde. Es war etwa 20h30. Ein Anruf auf Festnetz: Kriminalkommissar Kaiser aus Tempelhof. Wir haben einen PKW sichergestellt und im Kofferraum Diebesgut gefunden. Gold, Schmuck, Wertgegenstände. Und eine Liste unter anderen  mit meinem Namen, Adresse und dass ich allein lebe. Vier Personen konnten festgenommen werden. Zwei sind flüchtig. Ich muss damit rechnen, dass heute Nacht oder morgen bei mir eingebrochen wird. Ich soll Licht brennen lassen. Sie schicken ein Polizeiauto vorbei. Jemand muss bei mir Gold und Wertgegenstände gesehen haben. In den letzten sechs Monaten. Ich informierte Vroni, Loli und Hildchen. Dann die Polizei unter 110. Die schickten zwei Kollegen. Um halb 22h kam eine Polizistin und ein Polizist. Herr Heise stand auf dem Ausweis, den er mir zeigte. Eine Funkwagenstreife. Die wollten den Inhalt des Anrufs hören und meinten dann, dass ich richtig die 110 angerufen habe und dass solche Anrufe jetzt schon öfters gewesen sind. Ausbaldowern nennt man das in Diebeskreisen. Also feststellen, wo etwas zu holen ist. Heute berichtete Hildchen, dass in ihrer Zeitung heute genau so ein Fall aus Neuenhagen berichtet wird. Es wird gewarnt und ich soll auch alle warnen. Der Anruf war lang. Zehn bis 15 Minuten. Das machte mich stutzig. Polizei erzählt wohl nicht so viel normalerweise. Ansonsten klang alles sehr glaubwürdig. Die Stimme sprach hochdeutsch. Die Etage, wo ich wohne kam noch zur Sprache. Angeblich hatte er mein Haus auf dem Display. Was möglich ist mit Google Earth. Aber seine Aussage, dass das Haus nur fünf Etagen hat, stimmte nicht. Und auch die Rückfrage, ich hätte am Anfang des Gesprächs gesagt, wer hat denn bei mir Gold und Wertgegenstände gesehen, konnte er angeblich sehen, weil das Gespräch aufgezeichnet worden war. Darauf kam er zurück, als ich sagte, bei mir ist kein Gold und sind keine Wertgegenstände. Langeweile ist das nicht. Das war die Seite 229 12h53.

Freitag 25. August 2017 12h01. Vor 14 Jahren starb Erna Wenzel. Arbeitskollegin in Elektrokohle. Eine attraktive, kluge und fleißige Frau. Partei- und Leitungsmitglied. Sie hatte was zu sagen. Sprach überzeugend und war angenehm im Umgang. Sie war noch nicht einmal alt. Herzinfarkt habe ich vermerkt. Wie alt war wohl ihre Tochter damals? Als wir eine Brigadefahrt in die CSSR machten, gleich hinter Bad Schandau im Elbsandsteingebirge, das Hotel war dicht an die Felswand gebaut in einem Tal mit einem kleinen Bergbach, der in die Elbe mündet. 12 wird die Tochter damals gewesen sein? Die Datei war abgestürzt und der nächste Text weg. Das passiert selten. Leider weiß ich nicht die Ursache. Ich war aufgestanden, um den Duden vom Bücherbrett zu holen. Das erste Mal, dass ich ihn brauchte. Mir fiel nicht ein, wie Atmosphäre geschrieben wird. Selbst die automatische Wiederherstellung des Textes brachte nur weniger als die Hälfte. Ich wollte ungefähr wissen, wie alt Erna geworden war. Sie machte immer einen jungen Eindruck. 56 war sie. Ich hatte ihr Geburtsdatum gespeichert. Wir feierten ja immer zusammen mit der Brigade Geburtstag. Jedenfalls in der DDR-Zeit. Nach der Wende nicht mehr. Beim Sichern des Textes musste ich jetzt eine neue Datei anlegen, Kopie 4. Also vier mal ist die Datei schon abgestürzt in den fast 8 Monaten, die ich schreibe. Jedenfalls hat Erna noch die Wende erlebt. Und ich erinnere mich, dass sie die neue Situation gut verstand, wie auch unser Planungs- und Brigadeleiter Bernd Hoffmann. Der wollte ja schon immer kapitalistische Zustände. Zum Beispiel wollte er Arbeitslose. Um Druck auf die Kollegen zu machen. Damit wollte er mehr Disziplin durchsetzen. Genau das was den Sozialismus vom Kapitalismus unterscheidet, den sicheren Arbeitsplatz fand Bernd nicht gut, hinderlich für die Entwicklung. Arbeit war in der Verfassung der DDR geschützt. Jeder hatte Recht und Pflicht dazu. Das war die Seite 230 12h51.

Sonnabend 26. August 2017 12h31. Gestern im Garten. Mit Benziner Heckenschere für 30€. Hinter Haus und Schuppen wachsen die Büsche bis über das Dach. Das muss geschützt werden. Also schaffte ich einen Abstand von etwa einem Meter. Es wächst wirklich schnell. Sonne und Regen sind die Ursachen. René hat auch schon zwei mal meine Hecke an seiner Zaunseite geschnitten und es ist schon wieder alles zugewachsen. Ich habe da nichts gemacht. Mir hat es kräftemäßig gereicht. Und die Mücken drängten mich zum Aufbruch. René möchte den Garten für ein Haus nutzen. Besser als das was er jetzt hat. Keine Treppen. Alles eben. Jetzt hat er Stufen. Die nützten aber bei den Wolkenbrüchen. Denn das Wasser dran durch die Türen. Und unter dem Dach, wo Oma vergaß, die Fenster zu schließen. Mächtig viel Arbeit. Um nicht immer über den Zaun zu steigen, erlaubte ich ihm, den Zaun aufzuschneiden. Und ich versprach ihm, er ist der Erste, der es erfährt, wenn sich an den Eigentums- oder Besitzverhältnissen des Gartens was ändert. Da sind schon viele, die eine Auge auf den Garten geworfen haben. Es wird auch viel gebaut da draußen. Er ist ja beim Bau beschäftigt. Sein jetziges Haus will er dann verkaufen. Ich sprach auch mit Wolfs, mit Erwin und Joachim Bath. Bei Achim haben sie Krebs festgestellt. Erst im linken Auge, nun in der Leber. Er wird 75 und will seinen Partydienst verkaufen. Mehrere mobile Kioske mit Küche und Bierausschank. Er ist völlig schlapp. Ich kann das gut nachfühlen nach meiner Krankheit im Winter. Frau Wolf schob einen Kinderwagen durch ihren Garten. Stolz berichtete sie über ihre drei Urenkel. Ich konnte nur mit zwei kontern. Ihr Schwiegersohn bereitete den Grill im Garten vor. Und Lothar beschäftigte sich. Er ist noch im Bergbauverein im Rüdersdorfer Bergbau tätig. Manuela war nicht zu sehen. Erwin hat die ersten Kartoffeln geerntet und ist stolz. Das war die Seite 231 12h54.

Sonntag 27. August 2017 13h41. Gestern konnte ich auf dem Gutshof in Fredersdorf mehrere Hefte des Heimatvereins bekommen. Preis zwischen 2 und 5€. Bis zum Heft Nummer 29. Zwei las ich dann zu Hause gleich aus. Spannend. Von Giacomo Meyerbeer und Adolph Hoffmann mit seiner Villa Waldesfrieden in Vogelsdorf. Was ich nicht wusste unter anderem Hoffmann ist wohl der Sohn von dem großen Opernkomponist Meyerbeer. Hoffmanns Mutter diente im Haus des reichen, erfolgreichen Opernkomponisten Meyerbeer. Sie starb kurz nach der Geburt und Hoffmann ging es eine Zeitlang schlecht. Wurde dann aber gefördert. Wohl von Meyerbeer. Hoffmann besuchte nur wenige Jahre die Schule. Arbeitete sich hoch und engagierte sich für die Arbeiter und Notleidenden in Vereinen und Parteien. Dabei war die Trennung von Kirche und Staat eines seiner wichtigsten Ziele. Autodidaktisch erwarb er seine Bildung und wurde bis in den Reichstag und dem Berliner Abgeordnetenhaus gewählt. Sein Haus in Vogelsdorf hat er testamentarisch der Jugend vermacht. Und in der DDR-Zeit war da auch Kinderheim und Kindergarten. Mit meiner Mutter war ich dort. Sie kannte gut die Leiterin Van der Veer und hat ihren Umgang mit den Kindern sehr gelobt. Seit der Wende steht das Haus leer und verfällt. Wenn das man nicht daran liegt, dass Hoffmann nichts mit der Kirche im Sinn hatte. Sein Grab ist auf dem Friedhof der Sozialisten in Friedrichsfelde. Bei der diesjährigen Demo im Januar fand ich auch den Grabstein mit seinem Abbild auf der linken Seite des Rundes. Ansonsten gab es noch eine gute Unterhaltung an Wolf Eberts Tisch über den Erhalt und das Abreißen von Gebäuden. Jetzt fällt mir auch ein passendes Beispiel ein: Das Wohnhaus vor dem Gut. An seiner Stelle  wird einmal ein Kreisverkehr sein. Mit einer Strasse über den Gutshof und über den Fließ nach Vogelsdorf und eine Strasse nach Westen zur Siedlung.  Das war die Seite 232 14h08.

Montag 28. August 2017 22h05. Es ist heute spät geworden und beinahe hätte ich es vergessen. Aber nun schreibe ich. Mit Hildchen waren wir einkaufen. Auch in Strausberg im Einkaufszentrum. Hildchen deckte sich da mit Vogelfutter und Sand ein. Der Sand aber war nicht der richtige, wie Karin feststellte. Erstaunlich, was alles genau für Tiere gemacht wird. Ich wollte eine Mine für den Kugelschreiber aus Neuseeland haben. Vroni hatte ihn mir mitgebracht. Meine Minen zu Hause passten nicht. Und auch der Schreibwarenladen in Strausberg hatte nicht die richtige Mine. Sie sind zu kurz. Wir nahmen dann noch unser Mittag ein. Es ist jedes mal das gleiche: Bratkartoffeln und Spiegeleier, großen Kaffee für mich und einen Juice für Hildchen. Es war wieder knallig heiß geworden. Aber in Hildchens Wohnung kalt. Katrin und Maik waren auch da. Maik ist wieder gesund. Er hatte Schmerzen an der linken Seite. Nun ist Katrins Freund Achim krank. Er muss wohl ins Krankenhaus. Die Ärzte finden immer nichts bei Achim. Aber er hat Schmerzen. Irgendeine Ursache muss es ja haben. Die tief stehende Sonne blendete mich mächtig bei der Rückfahrt nach Berlin. Es ist schon ein konzentriertes Fahren erforderlich. Ohne Brille. Mit würde es noch mehr blenden. Das war ja auch 2015, wenn ich Loli nachts nach Hause fuhr und es regnete. Mit Brille waren alle Lichtquellen wie Sterne. Dabei ist sie ja gegen blenden behandelt. Vielleicht ist das nur auf der Oberfläche der Brille gewesen und mit der Zeit abgewaschen. Täglich wasche ich sie mit flüssiger Seife ab. Vielleicht liegt es daran. Muss ich Micha fragen. Er hat sie ja produziert, beziehungsweise…..Als ich die fertige Seite speichern wollte, stürzte der PC ab und die Wiederherstellung ging nur bis hier. Was mache falsch? Viel ist ja nicht weg. Also was schrieb ich:…. beziehungsweise Micha beauftragte und veranlasste die Herstellung meiner Gleitsichtbrille. Ich brauche sie nur zum lesen. Meine Augen haben sich gebessert. Beim Autofahren und auch zum Teil am PC brauche ich sie nicht. Das war die Seite 233 22h45. Als Kopie5 gespeichert.

Dienstag 29. August 2017 13h44. Vera rief aus dem Auto an. Sie sind auf dem Weg zur Ostsee. Für ein paar Tage Seeluft schnuppern. Ehe sie die Autobahn erreichen gibt es schon viele Baustellen und Umleitungen in der Nähe von Michendorf am Autobahnring. Ein Glück, sie haben eine Klimaanlage im Auto. Keine Wolke am Himmel. Ich habe schon mehrere Töpfe Wasser auf den Balkon geschüttet und meine selbst gebaute Sonnensicherung aus Laken zugezogen. Trotzdem, in der Nacht ging die Temperatur auf 9°C runter. Die Sonne verschwindet im Süden seit Juni. Also dieser Sommer ist nur an wenigen Tagen mit den Sommern von 2016 und 2015 vergleichbar. So groß war die Hitze dieses mal nicht. Die nächsten Tage sind keine Termine. Also volle Konzentration auf die Wahl. Bis zum 24. September sind noch viele Tage. Aber die Vorschriften, die ich kennen muss sind umfangreich. Bis jetzt lernte ich die Namen der Mitglieder meines Wahlvorstandes auswendig: Gunnar, Stellvertreter des Briefwahlvorstehers, Galina, Schriftführerin, Volker, Stellvertreter der Schriftführerin und die drei Beisitzer Günter, Friedel und Ingetraut. Mal sehen, ob sie wieder wie bei der Berlinwahl einverstanden sind, dass wir uns duzen. Das schafft eine kollegiale vertrauenswürdige und entspannte Atmosphäre. Und die ersten 3 Stunden unserer Arbeit von 15 bis 18 h habe ich auch im wesentlichen im Kopf. In dieser Zeit ist die Grundlage für unseren Feierabend zu legen. Durch genaues Zählen der rund 600 Wahlbriefe und ihres Inhalts: Wahlscheine, Stimmzettelumschläge und möglicherweise auch Stimmzettel zum Offenhalten des Flugplatzes Tegel. Diese sollten eigentlich mit in den Stimmzettelumschlag. Aber mir selbst ist es bei meiner Briefwahl schon schwer gefallen, die Übersicht zu behalten. Erstaunlich die Länge des Stimmzettels mit den Parteien und Kandidaten. An die zwanzig Kreise zum ankreuzen. Das war die Seite 234 14h14.

Mittwoch 30. August 2017 15h59. Eben lange mit Loli, Sissi und Angela auf Skype. Das funktioniert sehr gut. Das Bild ist glasklar. Besser geht es nicht. Loli ist mit Tobi bei Sissi unten. Angela kam von der Arbeit dazu. Sissi bewertete Münzen. Eine meiner 2€ Münzen hat einen Wert von fast 20€. Das weiß man sonst nicht. Ich soll alle besonderen Münzen aufbewahren. Sissi hat da einen Katalog. Wohl im Internet. Nun gehen sie Gassi. Tobi findet da in der Nachbarschaft einen Hund gut und will immer zu ihm. Aber die Tochter der Eigentümerin war erzürnt als Tobi auf dem Grundstück und Loli in der Einfahrt stand als sie mit dem Auto kam. Von Freundlichkeit keine Spur. Wer weiß welche Laus ihr über die Leber gelaufen ist. Es ist vielleicht auch so, dass man den eigenen Ärger gern auf andere abladen will. Möglicherweise bringt einen das Entlastung. Aber es geht zu Lasten der Mitbürger. Besser wäre, man kann sich zusammen reißen und freundlich bleiben. Aber jeder hat sich nicht so im Griff. Da gehört Selbstbeherrschung dazu. Wie schön war doch die Zusammenarbeit bei der Berlinwahl voriges Jahr im Wahlvorstand. Wir arbeiteten perfekt zusammen. Hoffentlich wird es am 24. September auch so. Bin gespannt. An mir soll es nicht liegen. Ich werde meine Aufgaben noch vollständig lernen und die der anderen. Denn ich muss alle auftretenden Fragen beantworten können. Schließlich hängt da auch unser Feierabend von ab. Nur nicht verzählen. Einige Tausend mal zählen. 600 Wahlbriefe und die gleiche Anzahl Wahlscheine, Stimmzettelumschläge, Stimmzettel und die Stimmzettel der Volksbefragung zur Weiterführung des Flugplatz Tegel. Alles von 7 Wahlhelfern in der Zeit von 15 Uhr bis weiß nicht wie lange. Voriges Jahr ging es bis 21h30. Dann muss das Protokoll mit den Anhängen der zurückgewiesenen Briefe und Stimmen zum Wahlamt in der Egon-Erwin-Kisch-Strasse gebracht werden. Das war die Seite 235 16h19.

Donnerstag 31. August 2017 23h24. Caligula 12 - 41 AD emperor steht heute in meinem Kalender. Caligula war römischer Kaiser, unbeherrscht und grausam. So schildern ihn die folgenden Herrscher. Sagen sie das um selbst besser da zu stehen? Oder war es wirklich so? Oder beides. So geht es vielen Herrschern. Zum Beispiel auch Stalin. Waren die Todesurteile in den 1930er Jahren in der Sowjetunion begründet. Spionage und Konterrevolution wurde ihnen vorgeworfen. Sie standen vor ordentlichen Gerichten. Mit Anklägern und Verteidigern. Und es waren Kommunisten, die die sozialistische Oktoberrevolution durchführten. Wollten sie einen anderen, sozialeren Kurs als Stalin und mussten deshalb sterben? Vielleicht einen Kurs wie Gorbatschow später: Demokratischer, durchsichtigere Politik, mehr persönliche Freiheiten? Wohin das führte, wissen wir: Zum Zusammenbruch der Sowjetunion. War das die begründete Furcht Stalins? Und deshalb die Todesurteile und der Gulag? Fest steht, dass aus einem rückständigen Agrarland ein führender Industriestaat wurde. In kurzer Zeit. Trotz Bürgerkrieg und die Verwüstungen nach dem Überfall Nazideutschlands auf die Sowjetunion. Das russische Volk und die mit ihm verbündeten Völker schafften Großes. Nur die Versorgung der Bevölkerung war mangelhaft im Vergleich mit unserer heutigen Konsumkraft. Woran lag es. Ist es wirklich die freie Wirtschaft, die diesen Überfluss schafft? Und eine planmäßige staatliche Leitung der Wirtschaft kann das nicht schaffen? Dabei ist der Kapitalismus nicht so glänzend, wie es scheint. 2,5 Millionen Arbeitslose in Deutschland, Kinderarmut, Fachkräftemangel, Wohnungslose, Drogen, Kriminalität, Terror, Krieg in Syrien und im Jemen. Unruhen, Hunger, Wassermangel, Naturkatastrophen in vielen Ländern der Welt. Überfluss und Mangel, Reichtum und Armut sind die Kennzeichen unserer Zeit. Das war die Seite 236 13h01.

Klaus Buchholz: Jeden Tag eine Seite schreiben, September 2017. Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Meine blinden 10-Fingerübungen. Datei Nr. 119/9. 30.9.2021.  Kopien Angela, Beatrice, Michael, Sissi, Line, Vera, Alex, KB.

Freitag 1. September 2017 13h38. Kriegsbeginn. 1939 überfällt Hitlerdeutschland Polen. Seit vier Uhr 45 wird zurückgeschossen behauptet Hitler. Die Nazis hatten den Krieg seit Jahren vorbereitet mit riesiger Rüstung und Planung. Aber immer von Frieden gesprochen. Niemand wollte Krieg. Nur die Nazis. Sie wollten die Weltherrschaft der germanischen Rasse über die Slawen, die Juden und alles was sie als Untermenschen bezeichneten. So musste ein Kriegsgrund her. Der Sender Gleiwitz in Schlesien. Nazis in Uniformen der polnischen Armee unternahmen einen Scheinangriff. Sie ließen KZ-Häftlinge als polnische Angreifer tot zurück und Hitler hatte seinen Kriegsgrund. Gleichzeitig schoss ein deutsches Kriegsschiff, das angeblich zu einem Freundschaftsbesuch kam,  auf Danzig. Danzig war nach dem ersten Weltkrieg nicht mehr deutsch, sondern gehörte als Freistadt Danzig zum polnischen  Zollgebiet. Viele Deutsche lebten in Danzig. Sie wollten Heim ins Reich, wie es damals hieß. Ende September war Polen besiegt. England und Frankreich als Schutzmächte der Polen erklärten Deutschland den Krieg. Aber taten nichts. So konnte Nazideutschland in Ruhe den Überfall auf Frankreich und auf die Sowjetunion vorbereiten. Und die Deutschen machten mit. Jeder Deutsche sollte im Osten ein Rittergut bekommen und die Slawen sollten für die Deutschen arbeiten. Die Nazis rechneten nicht mit dem Mut und der Kraft der sowjetischen Menschen. 26 Millionen starben bei der Verteidigung ihrer Heimat. Die Hälfte aller Toten im zweiten Weltkrieg. Der Panzer T 34 der Sowjetunion war robust, wendig und schnell. Die Sowjetunion baute ihn in ungeheuren Stückzahlen. Die schweren und komplizierten deutschen Panzer waren auch zahlenmäßig unterlegen. Die deutsche Überlegenheit am Anfang des Krieges war nach zwei Jahren Krieg verschwunden. Die Rote Armee trieb die deutschen Truppen zurück bis Berlin und bis an die Elbe, wo sie sich mit den Truppen der USA, Englands und Frankreichs trafen.  Das war die Seite 237 14h10.

Sonnabend 2. September 2017 15h12. Heute vor sechs Jahren kaufte ich für 600€ den VW Polo von Herrmann Elling in Potsdam. Er gefiel mir auf den ersten Blick. Schon wegen der aufgemalten Trikolore. Und nach einem Besuch in der Werkstatt auch deshalb, weil keine Roststellen zu sehen waren. Auch nicht unter dem Auto. Es war ja alt. Von 1992. Mein Trabi von 1988 war schon an vielen Stellen durchgerostet und es hätte genau so viel gekostet, das zu reparieren. So kaufte ich den VW Polo. Und Angela gelang es über EBay Kleinanzeigen meinen Trabi für 800€ zu verkaufen. Eigentlich wollte ich den Trabi für alle Fälle behalten und hatte ihn in Fredersdorf unter einem riesigen Apfelbaumzweig und unter einer großen Plane gestellt. Mit gültigem polizeilichen Nummernschild. Die Firma Trabi Berlin kaufte ihn, färbte ihn bunt und verkaufte ihn mit 20 weiteren bunten Trabis an die Gruppe U2 nach Irland. Heute sage ich: Ich war eine große Sorge los. Denn alle Reparaturen an den sechs Trabis, die ich hatte seit 1962, machte ich selbst. Das war einerseits ein erfolgreiches Gefühl aber andererseits doch auch eine Quälerei in Dreck und Gefahr. Damals war ich der Überzeugung, ich würde auch an dem Polo alles selbst machen können. Aber nach wenigen Versuchen musste ich dieses Vorhaben aufgeben. Selbst dieses alte Auto konnte ich reparaturmässig nicht bewältigen. Und ich bin heute zufrieden, dass die Werkstatt in Neuenhagen das macht. Ist teurer, etwa 3000€ bis jetzt. 1000€ in den sechs Jahren davor für den Trabi. Aber ich kann es mir leisten. Beim Trabi nicht. 72 000 km bin ich mit dem Polo schon gefahren. Mehrere Jahre noch auf meiner jährlichen Tour zu Annelie in der Schweiz. Im Herbst und im Frühjahr. Wegen Haus- und Gartenpflege und Annelie beim Einkaufen und Arztfahrten zu helfen. Zuerst fuhr sie noch in ihrem Auto selbst. Dann auf ihrer Tochter Heike Einwand nicht mehr. Da war sie auch schon in ihren 80igern. Gesundheitlich gab es wohl von ihrem Arzt keine Einwände. Dieses Autofahrer-Ende fiel ihr sichtlich schwer. Sie konnte sich auch lange Zeit nicht von ihrem Auto trennen. Es stand in der Garage. Sie fuhr dann mit mir im Polo. Und es ging auch gut. Das war die Seite 238 15h41.

Sonntag 3. September 2017 13h51. Micha ruft vom Flugplatz Dubai um 15h Ortszeit - hier 13h - an. Um 6h von Colombo abgeflogen. Heute Abend um etwa 21h an Zürich. Kathrin seit ein paar Tagen erkältet. Nimmt Medizin. Es war zuletzt nass und kalt in den Bergen Sri Lankas. Vorher nur Sonne. Sie flogen mit einer A 370, weiter nun mit einer A 377 mit zwei Ebenen, oben Business-class. Kathrin hat sich telefonisch für morgen krank gemeldet. Micha hat viele Fotos. Konnte sie aber nicht in einem Album von Facebook veröffentlichen. PC damaged, wurde gesagt. Ab morgen aber. Elefanten, riesige Hirsche, Landschaften, Berge, Urwald, Nationalparks. Bin gespannt. Heute ist Uli Clasen 64 alt. Von ihm haben wir den Hängegleiter Cloud gleich nach der Wende 1990 gekauft. Wir legten unser Geld zusammen. Hennig und ich. Die DM kam erst ein halbes Jahr später. Wir kannten uns vom neu gegründeten Drachenfliegerverein in Berlin. Der hielt nicht lange durch und wir schlossen uns dem westberliner DCB - Drachenfliegerclub Berlin - an. Sie wählten mich zum sportlichen Leiter und ich habe auch viel organisiert an Fliegerveranstaltungen. Keiner wollte eine Funktion übernehmen denn das kostete Zeit. Jedenfalls lernten wir dort fliegen. Und das war Spitze. Am Teufelsberg und in Saarmund. Immer an den Wochenenden. Wir arbeiteten ja damals noch. Unser Fluglehrer war Klaus Domina aus dem Wedding. Ein erfahrener Flieger in vielen Regionen Europas. Er war einmal abgestürzt  und deshalb etwas am Bein behindert. Er war auch einige Male bei uns im Tierpark. Wir feierten Vronis Geburtstag 1990 zusammen. Er brachte eine große Schale Südfrüchte.  Klaus Domina war ein angenehmer Gefährte mit großen Plänen für eine eigene Flugschule. Mit dem DCB hatte er sich überworfen. Er hatte viele Hängegleiter in seinem Transporter. Damit übten wir fliegen. Dann war er plötzlich verschwunden. Das war die Seite 238 14h20.

Montag  4. September 2017 11h46. Vera bat ihren Fax zu testen. Da ist ja nur die Telefonnummer anzuwählen und nach 5 x Rufton schaltet sich das Fax ein. Das tat es auch. Nun schickte ich noch ein Fax aus meinem EMail Center. Ich hatte vor Jahren eine Faxnummer für mich eingegeben. Nun schickte ich ein Fax an Vera oder besser an Otto mit einem kurzen Text. Mal sehen, ob der Empfang da war. Sie werden mich ja informieren, nehme ich an. Bei mir kam jedenfalls die Meldung: Fax erfolgreich versendet. Sie benutzten das Fax für ihre Anmeldung in Graal Müritz Hotel. Und dabei stimmte etwas nicht mit dem Fax. Als sie nun zurückkamen und das Faxgeräte wieder anschlossen, sollte es OK sein. Vera ist auch sehr deprimiert, weil Angela und Loli sich nicht verstehen. Angela hat Loli das WLAN abgeschaltet und Loli kann nun nicht ins Internet und nicht skypen. Loli sucht eine Wohnung in Ravensburg, Weingarten oder Umgebung. Aber findet keine bis 400€ Miete. Nun will Sissi eine Ein Zimmer Wohnung in Weingarten kaufen und Loli könnte da einziehen. Der Verkäufer ist aber jetzt in Urlaub. Diese Woche wollen sie einen Besichtigungstermin anstreben. Die Wohnung ist an der Hauptstrasse in Weingarten in einem Mehrfamilienhaus unter dem Dach. Ein Wintergarten ohne Heizung grenzt nur mit dünner Wand an die Wohnung. Es wird vielleicht kalt sein im Winter. Und laut kann es auch sein an der Hauptstrasse. Schade, dass sie sich nicht verstehen. Sie sind doch Schwestern und seit klein auf hat die sieben Jahre ältere Angela Loli beeinflusst. Angela hat auch bis zum fünften Lebensjahr bei Veras Eltern gelebt. Das war nicht gut für ihr Verhältnis zu ihren Eltern. Wir sind oft zum Wochenende nach Fredersdorf gefahren. Wohnten und arbeiteten in Berlin. Ich hätte gern Angela unter der Woche im Kindergarten von meinem Betrieb Elektrokohle untergebracht. Aber Vera und die Großeltern hielten nichts vom Kindergarten. Eben konservativ. Das war die Seite 239 12h08.

Dienstag 5. September 2017 14h55. 2h für das Update des Navi. Weil gestern das Ziel Gewerbepark Strausberg nicht mehr eingebbar war. Garmin Nüvi 150 fand der Computer nicht. Ich habe nun Garmin Drive 50. Hat viele Monate funktioniert. Plötzlich nicht mehr. Neues Update nötig. Erstaunlich. Auch Karten von Naher Osten und Nordafrika. Und aber auch Europa. Gut. 2 Stunden gut angelegt. Für morgen zur IGA in Marzahn. Ingrid und Ursel abholen und dann zum IGA-Parkplatz an der Landsberger Allee. Von dort zum Haupteingang der IGA am Blumberger Damm mit dem Zubringer Bus. Um 14h wollen wir uns da mit Karin und Rainer treffen. Unser jährlicher Elektrokohle Kollegen Treff von ÖF - Ökonomie Finanzen. Wird wieder lustig, wie üblich. Sonst trafen wir uns in der Wohnung immer Reih um. Außer einmal in den Püttbergen. Auch eine Idee von Karin. Karin ist unsere Künstlerin. Sie malt fantastische Bilder. Ursel verwies eben beim Telefonat auf ihr Alter 89. Aber ihre Stimme wie vor 50 Jahren. Elektrokohle hält jung. Durch meine Arbeit mit Pech, Teer und Kohlenstaub fünf Jahre lang im Drei Schicht Betrieb müsste ich auch schon dem Krebs erlegen sein. Aber Joachim in Fredersdorf und Hubert in Petershagen haben ihn. Ein Pickel unter dem linken Auge vom Arzt erkannt, eingeschickt und Krebs festgestellt und ausgeschnitten. Folge bei Joachim Krebs in der Leber und bei Hubert Gürtelrose. Was es doch alles gibt. Nicht zu fassen. Wir Kollegen vom VEB Elektrokohle Lichtenberg werden uns jedenfalls morgen einen vergnüglichen Nachmittag auf der IGA machen. Da gibt es große Hallen mit Blumen und ein großes Restaurant. Falls es wirklich regnen sollte wie angesagt. Heute knallige Sonne. Der Regen hat es in diesem Sommer selten bis in den Osten von Berlin geschafft. Der Westen hatte Überschwemmungen.  Das war die Seite 240 15h15.

Mittwoch 6. September 2017 11h32. In einer Stunde fahre ich los. Erst Ingrid dann Ursel abholen dann zum IGA Parkplatz an der Landsberger Allee in Marzahn, kurz vor Hönow. Der IGA Parkplatz ist als solcher nicht im Navi und eine Strassennummer gibt es für den Parkplatz nicht. Ist ja auf freiem Acker eingerichtet. Für viele Autos. Leider ist der Ansturm nicht so groß wie geplant. Das wird wieder ein finanzielles Disaster. Wie 2015 die Buga im Havelland. Es ist schon schwierig, die Leute aus der Wohnung zu locken. Vom Parkplatz fahren laufend Busse zur IGA. Es regnet wie angesagt. Trotzdem. Wir fahren. Der Regen ist ja wichtig. Nach den zwei trocknen Sommer 2015 und 2016. Aber soviel Wasser wie in Texas und Indien kommt hier so wie so nicht. Nun kommt schon wieder ein Wirbelsturm vom Atlantik auf die Karibik zu. Mit 300 kmh der stärkste je gemessene. Statt gegeneinander zu kämpfen sollten wir unsere Kraft auf die Vermeidung von Schäden durch die Natur einsetzen. Sissi rief an weil ich ihr in WhatsUp schrieb, Mutter, Line und Jason sind für sie die wichtigsten zur Unterstützung. In ihrem eigenen Interesse. Sie hat auf Norberts Grab ein Licht aufgestellt. Sissi ist in einer schwierigen Situation. Sie muss sich Hilfe suchen. Und in der Fremde, in Oberschwaben, wird das nicht so einfach sein. Loli ist bei ihr. Gestern waren sie zusammen einkaufen. Bei Sissi hat Loli Internet. Wir skypten gestern abend. Auf meinem Handy ging das ganz gut. Scharfe Bilder und sauberer Ton. Erstaunlich, was dieses kleine Ding leisten kann.  Es war nur noch Jason da. Sissi war tanzen und Line bei ihrem Freund. Und eine Schmusekatze und die drei Hunde Tütti, Tobi und Mausi. Loli machte Jason eine Tomatenstulle und ging dann nach oben in ihre Wohnung. Jason sah fern. Es war nach 22h. Es sind ja noch Ferien. Erst nächste Woche geht die Schule wieder los. Das war die Seite 241 11h56.

Donnerstag 7. September 2017 13h57. Das war ein Riesenschreck. Der Wolkenbruch stürzte mit Donnern auf das stabile Zeltdach. Aber nur am Fuß einer Stütze eine kleine Pfütze. 3 ausgedehnte Zelte beherbergen Blumen, Obst und Gemüse. Gehegt und gepflegt von Gärtnern aus ganz Brandenburg. Ja mit dem Regen hatten wir Glück auf der Internationalen Gartenschau in Berlin-Marzahn. Das Gelände der Gärten der Welt war auf das mehrfache erweitert worden. Nahm sogar den ganzen Kienberg ein. Eine Gondel der Seilbahn brachte uns über den Berg bis dicht zur U-Bahn-Station und dann sofort wieder zurück auf den Berg. Den neuen Turm mussten wir gesehen haben. Ist auch sehenswert. Nicht nur die Landschaft rund herum bis weit nach Brandenburg und Berlin sondern auch die Konstruktion des Turmes. Gelagert auf fußballgroßen Kugeln. Ein Lift brachte uns hoch und wieder runter. Ins Restaurant. Trotz vieler Kellner keiner kümmert sich um uns. So gingen wir wieder zur Seilbahn und fuhren zu den Zelten. Mit Schmackhaftem und schnellen Kellnern. Es war eigentlich nicht viel los an Besuchern. Kein Wunder bei dem unsicheren Wetter. Aber auch sonst wenig. Das wird wieder ein finanzieller Flop für Berlin. Immerhin war auf dem weit entfernten Parkplatz jemand. So konnte ich ein Ticket für 7€ am Automaten für die Ausfahrt kaufen. Wie beim letzten Besuch wenig Autos auf dem weiträumigen Parkplatz mitten auf dem Acker. Es waren mehr Busse als PKW zu sehen. Für 5 Fahrgäste fuhr uns der Bus. Wir, das sind Ursel, Ingrid, Karin, Rainer und ich. Ursel wird in ein paar Tagen 89. Aber gut zu Fuß. Leider das linke Auge kein und das rechte halbe Sicht. Von 14h bis 18h durch die Anlagen. Im Teehaus des Chinesischen Gartens auf dem Balkon gegenüber den beiden Kois-Seen nahmen wir gemütlich einen Abschiedstee. Ursel wunderte sich immer wieder: Ich weiß gar nicht wo ich bin. Sie hatte den Garten noch nie gesehen. Es war eine neue Erfahrung. Und eine Blütenpracht der Dalien, Rosen, Astern und vielen anderen Blumenarten. Auch Kakteen und Obst und Gemüse. Alles fein säuberlich auf übersichtlichen Beeten sichtbar angeordnet. Und viele Gärtnerlehrlinge waren beschäftigt. Das war die Seite 242 14h22.

Freitag 8. September 2017 12h09. Heute wieder Olli. Endlich. Oll Welke macht immer eine lange Sommerpause mit seiner Tagesshow. Sehr schade. Hat ja heute viel nachzuholen. Aber er wird sich auf die Bundestagswahl konzentrieren. Sind ja nur noch 2 Wochen. Ich auch. Jeden Tag beschäftige ich mich mit den Vorschriften für den Briefwahlvorstand. 600 Wahlbriefe, davon einige zu beanstanden und von denen nach Beratung im Vorstand zulassen oder zurückweisen. Hängt ab vom Wahlschein. Der muss unterschrieben sein vom Wähler oder einer Vertrauensperson. Und muss einen Stempel vom Wahlamt haben und für unseren Kreis. Dann kann der Stimmzettelumschlag in die Urne. Die Zahl der Wahlscheine = Wähler muss übereinstimmen mit der Zahl Stimmzettelumschläge. Die Anzahl wird im Protokoll eingetragen. Die muss wieder übereinstimmen mit der Zahl der Stimmen für die Parteien und Kandidaten. Davon abzuziehen sind die ungekennzeichneten und die ungültigen Stimmen. Alles zusammen ergibt wieder die Anzahl der Wähler. Wenn das nicht stimmt, haben wir uns verzählt. Und der Fehler ist durch noch einmal Zählen zu finden. Voriges Jahr stimmte alles und trotzdem waren wir erst um halb zehn fertig. Ich muss die anderen Wahlhelfer meines Vorstandes anrufen. Zwei nahmen nicht ab: Mein Stellvertreter Gunnar und die Schriftführerin Galina. Nur Volker, der Stellvertreter der Schriftführerin war zu erreichen. Er meint, dass er sich noch nicht damit beschäftigen muss. Er hat das schon oft gemacht. Das ist beruhigend für mich. So sicher fühle ich mich nicht. Es ist doch viel zu beachten. Die Schriftführer führen die Niederschrift über unserer Arbeit und Ergebnisse. Und da muss alles stimmen. Wird schon. Das war die Seite 243 12h33.

Sonntag 9. September 2017. Vor 26 Jahren starb Lester Lewis Buchholz in New York State/USA. Es war John Arthur Buchholz Vater, der am 9.9.1910 das Licht der Welt erblickte. 3 Jahre nach meinem Vater Kurt Buchholz. Trotzdem war er eine Generation zurück. Seltsam. Sie haben wohl später geheiratet und Kinder bekommen in USA. Den Trend haben wir ja heute auch erreicht. Micha wird 37 Jahre und hat noch kein Kind und ist nicht verheiratet. Das ist noch zu früh, meint er. Er will leben. Bei mir ging das schneller. Mit 25 war Angela da. Und auch Angela und ihre Tochter Franziska - Sissi - hatten es eiliger. Mein Cousin John Arthur Buchholz - es gibt noch einen John Buchholz, sein Sohn - deshalb mit Arthur - hat vier Söhne und ist auch zweimal  verheiratet. Er schrieb in seinem Buch "Lehigh Lineman" über seine beiden Onkels, die Telefonkabel auf Masten durch die USA verlegten. Sie hatten lange ein unstetes Leben und konnten sicher deshalb nicht schnell heiraten. Das Leben in USA war und ist wesentlich härter als in Europa. Deshalb die späten Kinder und mein Cousin JAB - so nennt er sich gelegentlich - ist eine Generation zurück. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Da lebte unser gemeinsamer Vorfahre Heinrich Buchholz. In Samotschin - Posener Gebiet, Netzegau - heute wieder Polen -. Die Kinder sind dann in die USA ausgewandert. Viele Kinder hatten damals die Familien und es war sicher schwierig, sie alle zu ernähren und einen Beruf lernen zu lassen. 13 Kinder soll mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm Buchholz mit seiner Frau in Nadolnik bei Samotschin auf dem Gutshof erzogen haben. Da gingen auch 2 Töchter in die USA. Leider habe ich da keine Verbindung. Mein Onkel Paul Buchholz hatte Verbindung über unsere Verwandten in der BRD. Aber sie schwiegen darüber, als ich sie - besonders Wolfgang Buchholz - in Pinneberg besuchte. Erwin Becker berichtete, dass er einen größeren Geldbetrag zu meinem Vater brachte nach der Wende. Ein Geschenk aus USA. Dass er aber nur seine geschiedene Frau Gerda Dröse in Adlershof Arndtstrasse 28 antraf und ihr das Geld gab. Das war die Seite 244 12h52.

Sonntag 10. September 2017 13h28. Eben suchte ich die Hausnummer der Wohnung meines Vaters in der Arndtstrasse in Adlershof. Die 28. Hatte ich vergessen. Und in meinen vielen Adressbüchern fand ich sie nicht. Aber in dem Heft, das ich für meinen Vater Kurt Buchholz gemacht hatte. Er hatte dort mehrere Jahre gelebt. Die meiste Zeit mit seiner Frau Gerda Dröse. Bis diese in die BRD zog, wo auch ihr Sohn Achim war. In Steißlingen Ringstrasse 27 in Baden Württemberg. Von dort aus war es nicht weit zur Schweizer Grenze. Achim arbeitete  in der Schweiz bei einer Firma, die Wintergärten an die Häuser baute. Dazu musste man Aluminium schweißen können. Das hatte Achim im Fernsehfunk in Berlin-Adlershof in der Schlosserlehre gelernt. Und so kam er gut an bei der Schweizer Firma. Zuerst war auch seine Frau Susanne bei ihm. Bis sie an Krebs verstarb. Achim fand eine Frau aus Leipzig, die auch an der Schweizer Grenze wohnte. Zahnarzthelferin war sie, glaube ich. Ich besuchte sie beide in Steißlingen und war auch noch mit Achim bei seiner Mutter im Altersheim kurz bevor sie starb. Leider antwortete Achim dann einige Jahre später nicht mehr auf meine EMails, ca. 2012. Einmal war er in Berlin und zeigte mir einen Pickel in seinem Gesicht. Da hatten sie Krebs festgestellt und operiert. Achim war am 1. April 1943 geboren. Sein Vater starb wohl 1945 an der Front im Oderbruch. Gerda hatte nichts mehr von ihm gehört. Ab 1946 etwa kannte ich Achim und wir verstanden uns gut. Das war als mein Vater den Hof hatte in Fredersdorf, Roter Ochse oder Schäferhof in der Schöneicher Allee - heute Tankstelle- und dann in Vogelsdorf die Gastwirtschaft Zum Lindenwirt von Wandels, die Eltern von Gerda Dröse. In der Nähe ist der Vogelsdorfer See, wo wir baden gingen und angelten. Das war die Seite 245 14h02.

Montag 11. September 2017 12h11. Nine eleven 9/11 2001. 2983 Tote im Welt Trade Center, dem Welthandelszentrum in New York. Heute vor 16 Jahren. Nach ein paar Stunden stürzten beide Türme ein. Wie bei einer gezielten Sprengung. Gerade nach unten. 343 Feuerwehrmänner schickte man noch die Treppen hoch. Sie behinderten die Fliehenden. Und alle wurden in den einstürzenden Türmen begraben.  Präsident Bush fand sofort den Schuldigen: Osama Bin Laden. Der von den USA im Kampf um die Eroberung Afghanistans ausgerüstet wurde. Auch das daneben stehende Gebäude 7 stürzte ein. Obwohl es von keinem Flugzeug getroffen wurde. Auch eine Sprengung? Im Untersuchungsbericht der Regierung steht nichts über das Gebäude 7. Und auch nichts über die weit sichtbaren gelb flüssigen Metalle -Sprengmittel?-, die an den Türmen noch heute auf den zahllosen Videos zu sehen sind. Wissenschaftler bezweifeln, dass die Araber die Flugzeuge flogen. Sie glauben eher, dass die Flugzeuge vom Boden gesteuert wurden. Die Türme kamen nicht aus den roten Zahlen heraus. Der Eigentümer wollte sie los werden. Und die Bush-Regierung hatte einen Grund Afghanistan zu besetzen, um Osama Bin Laden zu fangen. Was nicht gelang. Das Gebäude 7 war kurz vor dem Einsturz von der Bundespolizei geräumt worden. Es gibt zahllose kritische Untersuchungen. Wie beim Mord an JFK, MM, S. Allende und Martin Luther King. Die Mörder wurden nicht gefasst. Da waren die Polizisten, die die Mörder von A. Lincoln verfolgten, erfolgreicher. Das ist schon lange her. Heute gibt es dafür Verschwörungstheorien und alles wird in Frage gestellt. Auch die Mondlandung. Erstaunlich. Bei dem heutigen Stand der Technik muss es doch möglich sein, das alles logisch aufzuklären. Oder sind da dunkle Mächte zu Gange? Die Freimaurer vielleicht? Die sollen ja schon seit Gründung der USA 1776 viel Einfluss gehabt haben. Das war die Seite 246 12h43.

Dienstag 12. September 2017 11h55. Gestern im TV: Die von vielen beobachteten Explosionen kurz vor dem Einsturz der beiden Türme wurden durch flüssiges Aluminium und Wasser verursacht. Dieses Flugzeugaluminium - 3 Tonnen je Flugzeug - soll schon bei 550 Grad C schmelzen. Aber weiß wird die Schmelze erst bei über 1000 Grad. Was da an den Wänden herunterlief hatte gelbe Farbe, wie man noch immer auf den Videos sieht.  Wenn flüssiges Aluminium mit Wasser in Berührung kommt ergibt sich ein hochexplosives Gemisch, wird berichtet. In den Türmen waren viele Tonnen Wasser für die Sprengler-Anlagen. Was zur Bekämpfung von Bränden eingerichtet wurde, verwandelte sich mit dem Aluminium zu Sprengstoff, das die Türme einstürzen ließ. Ist das logisch? Hoch oben die Flugzeuge und bis unten werden schreckliche Explosionen beobachtet? Kein Wunder wegen der Verschwörungstheorien. Und dass man dann noch 343 Feuerwehrmänner reinschickt, nein noch mehr, einige kamen ja  raus vor dem Einsturz und berichteten über das Chaos und die Explosionen. 343 sind tot. Die Reste der Türme wurden schnell als Füllmaterial entsorgt. Einiges behielt die Hafenbehörde zurück und hält es unter Verschluss. Niemand darf das untersuchen. Ein Skandal. USA - das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und das alles ist nun schon 16 Jahre her. 2001 - im ersten Jahr des 21. Jahrhunderts. Das fängt ja gut an. Wie soll das weitergehen? Hunger und Krieg auf der einen Seite und Luxus und Überfluss bei uns. Kein Wunder, dass so viele Menschen dem Elend entkommen wollen. Und sie treffen auf Missgunst und Ablehnung. Dabei ist die ganze Geschichte der Menschheit durch Migration gekennzeichnet. Immer schon gab es Bewegung zwischen den Völkern. Und mehr als heute. Das reiche und starke Römische Reich fiel der Völkerwanderung zum Opfer. Amerika wurde Opfer der Einwanderer aus aller Welt besonders aus Europa. Das war die Seite 247 12h21.

Mittwoch 13. September 2017 12h37. Heute ging es um den Schaukasten der Bürgerjury Friedrichsfelde Süd. Lokaltermin auf dem Datheplatz. Neben der Bücherei war das ganz günstig, den es regnete, besser nieselte. 3 vom Bezirksamt waren da und stimmten zu. Verantwortliche für  die Genehmigung zur Aufstellung. Nur Verantwortlich für die Zustimmung, nicht für das Aufstellen selbst. Da sollte es einen geben, der auch einen entsprechenden Antrag macht. Eine Person wurde gesucht und nicht gefunden. Ich meinte, dass sei eine Sache des Bezirksamtes zur Werbung für den Bürgerfonds. Wir als Bürgerjury begutachten die Vorschläge der Bürger zur Verbesserung von Friedrichsfelde Süd und stimmen über den finanziellen Zuschuss ab. Für die AWO war Alexander Dönges da und lehnte auch ab, Antragsteller zu sein. Versprach aber die Angelegenheit am nächsten Dienstag in der Sitzung der Bürgerjury vorzubringen. Eine Idee haben ist einfacher als sie in die Tat umzusetzen. Von 10 bis etwa 11h diskutierten wir. Mal sehen was die Mitglieder der Bürgerjury nächste Woche dazu sagen. Hoffentlich ist das Mitglied dann da, das diesen Vorschlag gemacht hat. 109 Jahre würde Wanda Seils heute sein, wenn sie noch leben würde. Mutter von Vera, meiner ersten Frau. Sie nähte zu Hause fleißig Schürzen und anderes für eine Firma in Berlin. Ihr Mann Otto transportierte Material und Fertiges. Otto hatte Arbeit in der Stralauer Mühle. Später war er Hausmeister im Justizgebäude am Alexanderplatz und danach Beleuchter  im Brecht Theater am Bahnhof Friedrichstrasse. Wanda und Otto hatten den zweiten Weltkrieg hautnah erlebt. Auch ihre beiden Töchter Vera und Brigitte. Leider sperrte sich Otto dagegen, etwas aus dieser Zeit zu erzählen. Und verbat es auch Wanda. Nur soviel erfuhr ich, dass Otto an der Ostfront war bis zu letzt. Und Wanda mit den Kindern die Flucht aus ihrer Heimat Stolp/Westpreußen bis nach Berlin mitmachte. Das war die Seite 248 13h08.

Donnerstag 14. September 2017 14h23. Eben lange mit Micha geskypt. Geskypt steht im Duden 2017. Aber dieses Word ist von 2003. Also völlig veraltet. Soll ich das neueste Word downloaden? Das beste Word war von 1997. Jedenfalls kam ich damit am besten zurecht. Alle Folgenden waren schwieriger. Es dauert dann so lange bis die einfachsten Dinge wieder möglich sind. Aber das ist wohl auch einseitig betrachtet. Endlich konnten wir wieder einmal miteinander sprechen. Micha zeigte seine Sri Lanka Fotos. Sie sind auch im Album von Google in seinem Account. Die Unterkünfte waren fast wie zu Hause, was die Hygiene betrifft. Sogar besser. Duschen draußen unter der Palme. Die Winde in der Lagune oft böig. Das ist nicht so gut. Aber dafür keine Wellen. Die Lagune ist mit einer weiten Sandbank geschützt. Sie fuhren auch raus auf eine Insel und kamen im Dunkeln zurück. Ohne Licht am Boot. Nur eine Stirnlampe. Abenteuer pur. Die beiden nächsten Wochen fuhren Michael und Kathrin durchs Land. Erstmal nördlich der Berge, die den Monsunregen abhielten. Also im Dschungel, bei Elefanten und auf Felsen. Wo die vielen Buddhsten ihre Rituale abhalten. Ein sehr gläubiges Volk. Michael meint, sie haben ja auch nichts anderes. Sehr arm aber fröhlich und zufrieden, wie es scheint. Dann waren sie in einer Teefabrik. Eine schweißtreibende Arbeit. Hoher körperlicher Einsatz. Das fängt schon auf den Teeplantagen an. Beim Pflücken der Blätter. Alles Handarbeit. Sie waren in einer Gegend, wo das Dengue-Fieber nicht ist. Das ist mehr um Colombo, der Hauptstadt. Da liegt viel Unrat im Wasser und da kommen die Mücken her. Michael und Kathrin wurden auch einige Male gestochen. Trotz eincremen und Netz. Aber nicht in der Dengue Gegend. Kathrin hatte nur kurz eine Erkältung und ist jetzt schon wieder voll im Krankenhaus in Arbeit. Von sieben bis sieben. Harte Sache. Das war die Seite 249 14h53.

Freitag 15. September 2017 12h44. In diesem Augenblick geht eine Reise nach 20 Jahren zu Ende. In einer Entfernung von über einer Milliarde Kilometern. Die Sonde Cassini verglüht jetzt bei einer Geschwindigkeit von über 100 000 kmh in der Atmosphäre des Ringplaneten Saturn. Vor 20 Jahren von der NASA und der Europäischen Weltraumbehörde losgeschickt wird es wie  geplant passieren. In den nächsten Tagen werden die letzten Fotos, die Cassini vor dem Verglühen von der Oberfläche des Saturn aufnahm veröffentlicht werden. Hoffentlich. Kann ja immer was dazwischen kommen. Aber insgesamt, was auch passieren wird, war das ein erfolgreiches Weltraumunternehmen.  Besser als einen Menschen zum Mars zu schicken in den nächsten 10 Jahren. Ein Mensch ist zu wertvoll. Erst einmal mit Maschinen die Sache erkunden. Maschinen sind dafür voll geeignet. Was soll ein Mensch dort in dieser lebensfeindlichen Welt. Wir kommen dann immer noch früh genug. Bin gespannt auf die letzten Fotos der Sonde Cassini. Obwohl die Oberfläche des Saturn wenig spektakulär sein wird. Denn dieser Planet soll aus Gas bestehen. Wie der Jupiter. Der andere der beiden größten Planeten unseres Sonnensystems. Was also ist da dann auf der Oberfläche zu sehen? Mehr zu sehen ist in den Kreisen um Saturn. Da fliegen Monde und Gesteinsbrocken und Eisstücken herum. Auf einem der Monde hat Cassini ein Labor abgesetzt, das von Europa gebaut wurde. Huygens mit Namen. Nach dem Holländer, der schon vor 400 Jahren die Ringe um den Saturn feststellte. 100 000 Ringe wie man jetzt festgestellt hat. Auf den Monden könnte Leben entstanden sein. Die Bedingungen sind jedenfalls besser als auf dem Saturn. Obwohl: Warum soll nicht auch Leben im Gas existieren? Unsere Vorstellungen sind ja ganz vom Leben auf der Erde geprägt. Aber im Weltraum sind viele andere Bedingungen. Und die Grundlagen für das Entstehen von Leben sind überall im Weltraum zu finden. Auf Kometen fand man Aminosäuren. Also das was unsere Lebensgrundlage ist. Jedenfalls eine tolle Sache. 20 Jahre Flug. Damals berechneten sie schon die Bahn zweimal um die Sonne und dann Schwung holen an Venus, Erde und Jupiter. Welch eine großartige wissenschaftliche und ingenieurtechnische Leistung. Fast so unglaublich wie die Mondlandung.  Das war die Seite 250 13h09.

Sonnabend 16. September 2017 13h53. So langsam werde ich müde von den Wahlvorbereitungen. Jeden Tag diese Vorschriften studieren. Mancher mag wohl das nur ein und zweimal durchlesen, dann hat er es in sich. Ich nicht. Ich finde immer wieder Ecken und Kanten. Was nachher Schwierigkeiten machen kann. Zum Beispiel, dass der Briefwahlvorsteher jeden der 600 Wahlscheine prüfen soll. Also ein Beisitzer öffnet den Wahlbrief, entnimmt Wahlschein und Stimmzettelumschlag und übergibt beides dem Briefwahlvorsteher zur Prüfung. Der stellt fest: Die Unterschrift oder eines Beauftragten des Wählers, das Siegel und die Unterschrift des Wahlamtes, die Nummer unseres Wahlvorstandes. Wenn etwas fehlt oder anderes Ungewöhnliches auf Wahlschein oder und auf dem Stimmzettelumschlag ist, ist der Wahlbrief zu beanstanden und muss gemeinsam von allen Wahlvorstandsmitgliedern geprüft und dann zugelassen oder zurückgewiesen werden. Und das alles bei um die 600 Wahlbriefe in der Zeit von 15h bis 18h. Drei Stunden gleich 180 Minuten für 600 Wahlbriefe. Etwa drei Briefe je Minute. Das ist nicht zu schaffen vom Wahlvorsteher. Der Stellvertreter des Wahlvorstehers ist ja auch noch da und insgesamt sind wir 7 Wahlhelfer. Was machen die in der Zeit? Jedenfalls ist das in den Hinweisen für Briefwahlvorsteher so vorgesehen. Ob das im Bundeswahlgesetz und in der Bundeswahlordnung auch so vorgesehen ist, kann ich googeln oder erst am Sonnabend, am Tag vor der Wahl sehen, wenn ich die Unterlagen bekomme. Von 8 bis 12 müssen alle 60 Briefwahlvorsteher vom Wahlamt in der Egon-Erwin-Kisch-Strasse am S-Bahnhof Hohenschönhausen alles abholen: Die Brieföffner, die Siegel, die Niederschrift, das Verpackungsmaterial und das sogenannte Erfrischungsgeld - 35€ -. Die etwa 600 Wahlbriefe erhalten wir am Sonntag 24.9.2017 15h im Wahllokal. Wahrscheinlich wie voriges Jahr bei der Berlinwahl in der verschlossenen Wahlurne. Das war die Seite 251 14h18.

Sonntag 17. September 2017 13h52. Gestern versuchte ich telefonisch die drei Beisitzer zu erreichen. Zwei erfolgreich. Sehr angenehme Leute. Friedel aus Adlershof. Weil in Treptow-Köpenick genügend Wahlhelfer sind, hat man ihm Lichtenberg vorgeschlagen. Und da wurde er aufgenommen. Er kommt mit der Straßenbahn 27.  Er macht das auch nicht das erste Mal. Also alles Profis. Besonders der Stellvertreter des Briefwahlvorstehers und die beiden Schriftführer. Die konnte ich schon vorige Woche sprechen. Alles angenehme Leute. Das wird wieder ein gutes Kollektiv am Sonntag. Wie bei der Berlin-Wahl voriges Jahr. Hoffentlich finde ich auch wieder einen aus Hohenschönhausen, der die Niederschrift und ihre Anlagen nach Abschluss der Auszählung zum Wahlamt in der Egon-Erwin-Kisch-Strasse bringt. Sonst muss ich das machen. Mit er S-Bahn von Friedrichsfelde-Ost nach Hohenschönhausen. Oder ich stelle das Auto vor das Wahlbüro. Aber die Parkplätze sind dort üblicherweise voll. Ich denke, ich versuche es rechtzeitig, um dann um 14h30 in meinem Wahlvorstand zu sein. Vielleicht nehmen sie uns die Unterlagen auch gleich dort ab. Das wäre das richtige. Denn es ist bei aller Geheimhaltung falsch, die wichtigsten Wahlunterlagen mit der S-Bahn zu transportieren. Dann erreichte ich noch Ingetraut aus der Gensinger Strasse. Sie hat es nicht weit zum Wahlvorstand. Auch Günter nicht, denn er wohnt im gleichen Haus. Da ich ihn nicht erreiche, will Ingetraut ihn informieren, dass ich angerufen habe. Auch sie ist optimistisch, was die Auszählung anbelangt. Bei der Berlin-Wahl war sie allerdings eine der Letzten, die fertig wurden. Das war die Seite 252 14h13.

Montag 18. September 2017 12h09. Wieder ein Montag mit Hildchen. Wohl schon seit 10 Jahren. Als Hubert mich bat ihr zu helfen. Hildchen wollte computern. Belegte einen Kursus an der Fredersdorfer Schule und verstand so gut wie nichts. Das erinnert mich an meinen Kursus zur Tabellenkalkulation in der Ingenieurschule Lichtenberg. Das war schon in den 1980er Jahren. Computer waren groß wie ein Einfamilienhaus. Wir hatten auch so einen Robotron 300 im Nordgelände von Elektrokohle. Aus der CSSR? Jedenfalls arbeitete dort Volker. Der hatte immer einen Speicher mit. Auf dem war das Betriebssystem  und vieles andere mehr. Er zeigte mir die Möglichkeiten der Tabellenkalkulation. Und ich wandte sie an. Bei unseren komplizierten Kostenkalkulationen des Einsatzes von Material und Arbeitskraft in den vielen Stufen der Produktion unserer Erzeugnisse. Es war nicht so einfach. Aber ein Spaß hinsichtlich der bisher verwendeten Rechentechnik von Handkurbeln und ratternden Divisionsmaschinen. An Digitales dachte man noch nicht. Aber es war im kommen. Und ich war Feuer und Flamme. Ganz im Gegenteil zu den Arbeitskollegen und auch einigen Leitern. Nur der Katholik Dr. Rex - Hauptbuchhalter - war ein Fan der digitalen Rechentechnik. Und vorher auch schon den Weiterentwicklungen der Lochkartentechnik. Von heute aus betrachtet, gingen diese Zwischenstufen schnell vorbei. Aber damals war das ein mit vielen Fehlern behaftetes System. Das erforderte viel Einsatz und Energie. Heute wird das in den digitalen Rechenzentren auch nicht anders sein. Der Zeitdruck ist heute wie damals bestimmend. Nur der Schnellste hat Erfolg. Aber das Schnelle bringt Fehler. Und es ist eben der der Stärkste, der die Fehler schnell findet und Lösungen hat. Und Dr. Rex, der Katholik war so einer. Ein Hauptbuchhalter im Volkseigenen Großbetrieb, wie es Elektrokohle war, hatte viele Jahrzehnte die Sache vorangetrieben, wurde aber dann doch letztlich von den Genossen geschasst. Kurz vor der Wende. Das war die Seite 253 12h30.

Dienstag 19. September 2017 13h14. Um halb zehn rief Vroni an. Lehmanns sind zu Besuch. Sie wollen heute ab 14h eine Brückenfahrt machen. Ob ich mit komme. Muss leider absagen. Um 18h muss ich die Sitzung der Bürgerjury eröffnen. Das wird mir zu knapp. Also machen wir morgen was zusammen. Bei Lehmanns letzten Besuch vor einigen Monaten besuchten wir die digitale Gameshow mit vielen events und besonders mit der neuen virtuellen Brille. Das war schon was Besonderes. Wir waren auch im Zeughaus und abends spielten wir Skat. Ursel Lehmann war Erzieherin für behinderte Kinder in Chemnitz und Heinz-Werner Lehmann arbeitete bei der Hefe und Backpulverherstellung in Cottbus. Ihr Sohn Stefan spielte mit Micha. Sie waren Nachbarn im Amselsteig. Lehmanns wohnen jetzt  in der Bersarinstrasse in Chemnitz. Vroni zog ja voriges Jahr nach Berlin. Und so besuchen sie sich gegenseitig von Zeit zu Zeit.  Die Bürgerjury heute Abend hat nur einen Vorschlag zu beurteilen. Es geht um den 100sten Jahrestag der Oktoberrevolution in Russland. Eine Frau mit russisch klingenden Namen will in der Bodo Uhse Bibliothek am Datheplatz aus Büchern russischer Autoren lesen. Boris Pasternak, Maxim Gorki, Navokov und anderen. Sie bitte um finanzielle Unterstützung für Werbung und Durchführung der Lesung. Außerdem haben wir in der Bürgerjury noch das Thema der Aufstellung einer Wandtafel auf dem Datheplatz. Ein Vorschlag eines Mitglieds der Bürgerjury zur Werbung für mehr Vorschläge der Bürger zur Verbesserung unseres Lebens in Friedrichsfelde Süd. Zwei Ortsbegehungen hatten wir schon. Jetzt läuft es darauf hinaus, dass ein Verantwortlicher genannt werden soll. Verantwortlich bis zum Abriss der Wandtafel. Meine Meinung ist, dass es eine Sache des Bezirksamtes ist. In seinem Auftrag beurteilt die Bürgerjury die Vorschläge der Bürger. Werbung für den Kiezfonds - immerhin 10 000€ in diesem Jahr - sollte das Bezirksamt organisieren.  Das war die Seite 253 13h39.

Mittwoch 20. September 2017 21h32. Das war wieder einmal ein ausgefüllter Tag. Lehmanns wollten Kreuzberg kennenlernen und den Prenzlauer Berg. Das war auch ein sichtbarer deutlicher Gegensatz. Zuerst in Kreuzberg mit der U-Bahn zum Kottbusser Tor, Kotti genannt. Lockere Atmosphäre, viele sitzen draußen, trinken, essen, reden. Viele Menschen, viele Frauen mit Kopftuch und schwarz angezogen. Wir aßen Mittag vor einem Kurdenlokal. Mit großen Brotfladen, die mit Wucht gegen die Wand eines Ofens geworfen und damit in kurzer Zeit heiß waren und dicke Blasen zeigten. Alles andere war nicht definierbar. Jedenfalls für mich. Eigentlich wollte Heinz-Werner einen typischen Türkenmarkt kennenlernen. Er hatte es  aus dem Internet. Aber wir fanden nichts derartiges. Vroni verabschiedete sich. Sie musste zum Zahnarzt in Pankow. Herr Gebauer war lange Zeit auch mein Zahnarzt zuerst in der Poliklinik am Tierpark, dann in Pankow. Auch Sabines Zahnarzt. Ich verabschiedete mich aber. Es wurden zu viele Zähne gezogen. Den Rest versuchte ich bei anderen zu retten. Was mir auch teilweise gelang. Dann ging es mit der U-Bahn zum Senefelder Platz. Am Senefelder Denkmal für einen Steindrucker vorbei zum Kollwitz-Platz. Da wohnten früher auch Mike und Reni, Vronis Schwester. Dann erreichte eine Renovierungswelle diesen Stadtteil und sie zogen weiter weg im Prenzlauer Berg. Die Husemannstrasse wurde schon zu DDR-Zeiten außen und innen renoviert. Auf alt. So wie es einmal vor den Bomben war. Die hohen Wohnungen gefielen mir schon vorher nicht. Immer kalte Füße. Trotz riesigem Kachelofen. Das viele Heizen und die Asche runter tragen. Nein. Da lobe ich mir meine Neubauwohnung im Hans-Loch-Viertel. Mit Zentralheizung und breiten Balkon nach Süden. Wie meine jetzige Wohnung im neunten Stock nach Süden raus. Das war die Seite 254 21h51.

Donnerstag 21. September 2017 14h47. Heute ist ein denkwürdiger Tag. Die Sonne steht heute direkt über dem Äquator. Auf ihrem Weg in die Südhalbkugel der Erde. Also in den Winter für uns. Davon ist noch nichts zu merken. Die Tagestemperaturen liegen immer noch bei zwanzig Grad. Und nachts etwas unter zehn Grad. Sehr angenehm für mich. Ich hasse die grelle Sonne. Die kam gestern nur zeitweise aus den Wolken auf unseren Wanderungen im Kreuzberg und Prenzlauer Berg. Auch am Abend war der Weg von Vronis Wohnung zu mir ein angenehmer Spaziergang. Dabei rief Günter an. Der letzte Wahlhelfer, mit dem ich noch nicht gesprochen hatte. Auch ein angenehmer Mann. War selbst Wahlleiter viele Male. Und macht das nicht mehr, weil er kein Auto mehr hat, um die Unterlagen abzuholen und nach der Auszählung wieder hinzubringen zum Wahlamt. Und überhaupt hat Günter das oft genug gemacht. Nun sollen andere mal ran. Also wir werden doch überwiegend Profis sein am Wahltag am 24. September. Mit Spielen schlossen wir den Tag gestern ab. Erst ein Würfelspiel mit Fragen zu Tieren und Pflanzen, das Vroni mit ihrer Seniorengruppe spielt. Und dann Skat. Uschi hat wohl gewonnen. Ich die meisten Spiele gemacht. Weil ich einigermaßen gute Karten bekam. Ist ja alles ein Glückspiel. Wenn auch einige darin Klugheit finden wollen. Es ist eigentlich Zeitvertreib. Man spielt, wenn man sich nichts mehr zu sagen hat. Dabei ist das Gespräch so wichtig für den Zusammenhalt. Aber auch nicht so einfach. Da gibt es Menschen, die glauben immer recht zu haben. Die so überzeugt sind von ihrer Meinung, dass sie streiten können. Aber Streit ist nicht gut. Seine Meinung sagen ist gut aber die Meinung anderer zu respektieren auch. Ich glaube auch nicht, dass man schnell jemand überzeugen kann. Die besten Beweise können widerlegt werden, weil die Betrachtungsweise so vielgestaltig ist. Das war die Seite 255 15h06.

Freitag 22. September 2017 12h41. Heute ist meine ehemalige Arbeitskollegin Ursula Nickstädt 89 Jahre alt. Wir saßen alle im Hauptgebäude im fünften Flur. Also mit Fahrstuhl. Den gibt es heute noch. Vielleicht ist er schon 100 Jahre alt. Als Elektrokohle noch Siemens-Plania war. Da arbeiteten auch meine Mutter und ihre Schwester Katharina in den 1920er Jahren. In der Stiftefabrik und in der Silitfabrik. In der Silitfabrik wurden elektrische Heizstäbe produziert. An beiden Enden des Heizstabs wurde Gleichstrom angelegt und dann glühte er. Bis 3000°C. Für viele Arten von Öfen. Von der Glasherstellung bis zum Krematorium. Nach kurzer Zeit nach der Wende wurde die Silitfabrik geschlossen. Die Firma in Westdeutschland belieferte die Kunden. In der Stiftefabrik wurden Kohlestäbe für Batterien und für Lichtbogenlampen und anderes hergestellt. Im Krieg waren sie in den Scheinwerfern, die bei Bombenangriffen am Himmel die Flugzeuge zum abschießen suchten. Ein Bombenflugzeug landete im Schloßpark, heute Tierpark an der Stelle wo heute die Wölfe sind. Die ganze Besatzung war tot. Sie hatten wohl das Kornfeld vor dem Park verfehlt. Einer sprang mit dem Fallschirm ab. Da war das Flugzeug aber schon zu tief und der Fallschirm öffnete zu spät. Er lag unter seinem Fallschirm an einer Eiche auf dem Weg zu den Kolonien. Heute der Weg zum Raubtierhaus. Es war grausam. Alles junge Leute, die noch nicht richtig gelebt hatten. Und immer noch wird Krieg geführt. Lernen wir denn überhaupt nicht. Vergessen wir so schnell? Zu langsam geht die Entwicklung der Menschheit. Ursel war Preisrechnerin, also Kalkulation der Kosten, die bei der Herstellung der Kohleprodukte anfallen. Außerdem ging sie auch in die Kasse, wenn kein Vertreter da war. Ich musste das auch einige Male. Niemand wollte das gern machen. Das Ein- und Auszahlen war kein Problem. Aber nach Kassenschluss die Übereinstimmung von Geld und Belegen. Das war immer eine Angstarbeit. Und das war die Seite 256 13h08.

Sonnabend 23. September 2017 12h17. Ursels Telefon sagt: Nicht erreichbar, versuchen sie es später noch einmal. Gestern auch schon. Krank? Im Krankenhaus? Die Wahlunterlagen für morgen habe ich schon früh abgeholt und durchgesehen. Erstaunlich wie viel Verkehr am Sonnabend morgen schon auf der Strasse ist. Im Wahlamt ging alles ganz schnell. Geld holen, dann die Tasche mit viel Papier und Schreibutensilien: Aufsteller für die 26 Parteienstapel in Berlin-Lichtenberg, A 4 Kuverts für die gültigen und ungültigen Stimmzettel, die Niederschrift, in der alle Aktivitäten des Wahlvorstands genau protokolliert werden, das Erfrischungsgeld in der Stückelung der Wahlhelfer, die beiden Schnellmeldungen für die Bundestagswahl und die Volksabstimmung zum offen lassen des Flugplatz Tegel "Otto Lilienthal", Schere, Klammern, Stifte, Siegel zum Verschließen der Kuverts, 4 Schwämme und viel mehr. Die Sache wird spannend. Mit 8 Profis wird das ordnungsgemäß erledigt. Diesmal nehme ich eine Flasche Cola und 2 Tafeln Schogetten mit. Hoffentlich kann einer die Tasche am Ende zum Wahlbüro bringen. Dafür gibt es 12€50. Oder ich muss fahren. Gestern war wieder Oliver Welke mit seiner Tagesshow. Fantastisch komisch, wie er die Politik sieht. Und hochbegabte Kabarettisten: Birte Schneider, Albrecht Humboldt, Knossalla. Einfach umwerfend, wie sie die Wahl sehen. Merkel mit Groko wieder oder Jamaika. Alles ist schlecht. Es gibt einfach keine starke Opposition. Die Prognosen sagen eine überragende Union voraus. Aber nicht so überragend, dass sie allein regieren kann. Sie braucht wieder einen Partner oder mehr. Mit 12% Alternative für Deutschland will keiner. Die anderen FDP, Grüne und Linke dümpeln bei 9% rum. Die anderen über 40 Parteien in Deutschland werden unter der 5% Hürde liegen und damit nicht in den Bundestag kommen. Schlechte Aussichten für die nächsten 4 Jahre Regierungszeit. Das war die Seite 257 12h57.

Sonntag 24. September 2017  Am Wahlsonntag kam ich nicht zum Schreiben der Seite. Ab 14 Uhr begann die gemeinsame Vorbereitung meines Briefwahlvorstandes von sechs Mitarbeitern. Um 13 Uhr waren wir schon im Seminarraum.

Montag 25. September 2017 00h06. So lange dauerte es. Nicht zu fassen. Ich weiß nicht, wie die anderen Briefwahlvorstände das gemacht haben. Wir waren jedenfalls die letzten mit unseren 681 Wahlbriefen. Um halb 23h verließen wir den Seminarraum. Unter Protest von Johannes, Der suchte das Kuvert mit den AfD Stimmen. Und hätte am liebsten alle Kuverts aufgemacht. Aber was soll das bringen. Die Stimmen waren gezählt, aufgelistet und mit der Schnellmeldung dem Wahlamt mitgeteilt. Alle Stimmen waren doppelt gezählt worden. Das stimmte alles. Ein Glück, dass ich die Übersicht behielt. Da machte sich doch das viele Lernen der Bestimmungen bezahlt. Ich wusste immer was nötig war. Die anderen standen wohl nicht so im Stoff. Obwohl sie oft schon Wahlauszählungen gemacht hatten. Aber das Gute war, dass alle fleißig waren. Mein Stellvertreter erwartete wohl von mir mehr Anweisung. Aber die Selbständigkeit ist sehr wichtig. Das ist besser als kommandieren. Alle wussten im wesentlichen immer, was zu tun ist. Und taten es auch. Selten musste ich eingreifen. Dafür zählte ich mit. Schwierigkeiten hatten alle bei der Ausfüllung der geforderten Niederschrift. Das wusste  aber ich und konnte so die ganze Sache noch mit den Erst- und Zweitstimmen den Schriftführen sagen. Da war die Lisa bei der Berlinwahl voriges Jahr eindeutig besser. Es ist auch nicht so einfach, wie man denkt. Denn es gab wieder reichlich Beschlussfälle und Zurückweisungen von Wahlbriefen, Wahlscheinen und Stimmzetteln. Einer kreuzte alle Parteien und Kandidaten an, ein anderer 4 statt 2 und oft wurde der Stimmzettel zum Flughafen Tegel nicht im Stimmzettelumschlag gesteckt, sondern außerhalb in den Wahlbrief. Die meiste Zeit brauchte das Öffnen der Wahlbriefe und der Stimmzettelumschläge und die Prüfung des Wahlscheins. Bei einer Onlinewahl oder über Telefon würde das alles wegfallen. Jetzt erstickt alles in Papier. In vier Jahren zur nächsten Wahl sollte das sich erledigt haben. Dann musste ich ja noch die Niederschrift und die vielen Anlagen zum Wahlamt bringen. Die prüften und korrigierten noch. Das war die Seite 258 0h34.

Dienstag 26. September 2017 13h48. 13% wählten die AfD. Drittstärkste Partei nach CDU und SPD. Abgeschlagen FDP, Grüne und Linke. Was für ein Dilemma. Warum? Eigentlich keine Überraschung. Seit Jahren gärt der Fremdenhass. Und dass die Flüchtlinge eine Chance sind will keiner wahr haben. Zwei und ein halb Millionen Arbeitslose bei Millionen offener Stellen, in Wirklichkeit viel mehr, Millionen Wohnungslose bei Millionen leer stehender Wohnungen, Millionen Arme, Millionen, die glauben zu wenig zu haben und einige hundert Tausende Millionäre und Milliärdäre. Und keine Angst, wie beim Kaiser und Hitler. Demokratie machts möglich, die Unzufriedenheit rauszulassen. Jetzt brauchen wir nur noch einen Demagogen wie Hitler und die Diktatur und der Krieg ist da. Sehen die Leute das nicht? Wie Kurt Tucholski vor Hitler sagte: Merkt ihr denn nichts? Und sie merkten es nicht. Heute auch? Nein, das muss nicht sein. Die Demokratie wird es nicht zulassen. 87 Prozent haben AFD nicht gewählt. Die lassen es nicht zu. Wir haben heute nicht die Schreckensherrschaft der SA und des SS in den 1930er Jahren. Vielleicht ist das ein Weckruf, dass sich die Linken zusammenschließen. SPD, Grüne und Linke. Die sind mehr als CDU, CSU und FDP. Hoffentlich werden die Grünen nicht mit den Rechten eine Jameika-Koalition bilden. Die würden über 50% kommen und eine Regierung bilden können. SPD, Grüne und Linke kommen nicht über 50%. Mit der AfD will keine Partei. Und die große Koalition weiterführen will die SPD nicht. Sie wird von der Union untergebuttert wie die letzten Jahre zeigten. Obwohl die Union dabei sozialer wurde. Sie hat linke Forderungen aufgenommen. Dadurch aber sind viele Union-Wähler zur AfD abgewandert. Also wir sind noch nicht so weit für eine soziale Gesellschaft. Das war die Seite 259 14h11.

Mittwoch 27. September 2017 14h33. Erstaunlich wie lange die Wahl in meinem Kopf ist. Immer wieder kommen die Erinnerungen an die Zusammenarbeit, das Aufreißen der Wahlbriefe und Stimmzettelumschläge, das Entnehmen der Wahlscheine und der Stimmzettelumschläge, das Sortieren und Zählen. Und nicht vergessen das Prüfen auf Vollständigkeit und Richtigkeit und das Aussortieren der zurückgewiesenen Wahlbriefe und die Ungültigkeit von Stimmzetteln. Immerhin waren das 684 Wahlbriefe. Und wir waren 8 Wahlhelfer in der Zeit von 15h bis 22h30. Eine geheime Wahl. Also auch wir Wahlhelfer konnten nicht wissen, was jemand gewählt hat. Die Wahlscheine mit Namen und Adresse des Wählers wurden sofort nach Öffnen des Wahlbriefs separiert, zu Zehnerstapeln geordnet und die geschlossenen Stimmzettelumschläge in die Urne geworfen. Offene Umschläge führten zur Aussonderung und galten als nicht gewählt. Vielleicht 5% fielen so heraus. Es gab nur wenige, die absichtlich die Ungültigkeit anstrebten. Einer kreuzte alle Parteien und Kandidaten an, ein anderer nichts. Bei der Abstimmung über die Weiterinbetriebhaltung des  Flugplatzes in Tegel kreuzte ein Wähler Ja und Nein an. Schon verständlich. Beides hat seine Gründe. Es ist so schwer, sich zu entscheiden. Geht es ohne Entscheidung? Aber das muss man ja dauernd. Die Frage ist nur, ob man die Gründe genügend geprüft und abgewogen hat. Aber dafür nehmen wir uns nicht viel Zeit. Damit spielt das Gefühl eine große Rolle. Vergleicht man den gewählten Präsidenten Frankreichs Macron - ein Schönling - mit unserem Martin Schulz, dann weiß man, warum die SPD verlor. Die Merkel ist wohl auch keine Schönheit. Aber sie gewann. Warum? Die Gewohnheit spielt hier eine Rolle. Und ihre Natürlichkeit und Einfachheit. Sie macht ja immer einen guten Eindruck, besonders international. Und das ist Grund genug, sie zu wählen. Das war die Seite 260 15h09.

Donnerstag 28. September 2017 13h09. An diesem Punkt habe ich immer das Gefühl, dass ich gewiss keine Seite voll schreiben kann. Obwohl es ja schon 260 mal geklappt hat. Ich staune immer wieder, was mir einfällt. Aber jetzt nichts. Dass ich meine ehemalige Arbeitskollegin Ursel nicht telefonisch erreichen konnte beunruhigt mich. Seit ihrem 89ten Geburtstag vorigen Freitag. Ich werde es immer wieder versuchen. Es ist auch ein Unglück, dass ich niemand aus ihrer Umgebung kenne. Bei Ingrid kenne ich wenigstens den Sohn und habe seine Telefonnummer. Aber allein wohnen ist wie abgerissen wenn niemand ans Telefon geht. Da hat es Hildchen besser. Da ist fast jeden Tag jemand da. Entweder Maik der Enkel oder Karin, die Tochter, oder Hubert, Patsi und Achim. Wenn sie auch ihre letzte Jugendfreundin Ellen aus der Nachbarschaft verloren hat. Aber Achim, Karins Freund, geht es momentan schlecht. Irgendeine Krankheit macht ihm Beschwerden. Er war schon einige Male im Krankenhaus. Aber die Schmerzen bleiben. Die Ärzte wissen keinen Rat. Eine traurige Sache. Wo doch so viel medizinische Forschung betrieben wird. Da hat es mein ehemaliger Schwiegersohn Norbert besser. Herzschlag und aus. Wenn es stimmt, was mir sein Bruder Ronald erzählte. Auf dem Weg von der Physiotherapie. Bis er bei den Ärzten landete war es zu spät. Da konnten sie auch nichts mehr machen. Es gibt wohl auch zu wenig auf diesem Gebiet, das schnelle Hilfe ermöglicht. Zu wenig Ärzte, zu wenig Krankenhäuser. Alles ist zu wenig. Die Kriminalität nimmt überhand. Nach vielen Jahren des Abbaus von Polizeistellen fängt man nun an, wieder auszubilden. Es ist doch nichts Planvolles. Immer hängt es am fehlenden Geld. Ob in der Bildung oder der Altenbetreuung. Dabei ist es für die da arbeitenden ein täglicher Stress aber andererseits sie haben Arbeit. Alle, bei denen die Leute vor der Tür stehen und warten haben einen sicheren Job. Besser als wenn sie sich um Kunden bemühen müssten. Das hindert auch die Verbesserung der Lage. Das war die Seite 261 13h28.

Freitag 29. September 2017 13h16. Wenn das Wahlamt anfragt, welche Vorschläge ich zur Verbesserung der Wahl habe, schreibe ich Folgendes: 1. Kein Papier mehr. 2. Wahl mit Handy, PC, Telefon und TV. 3. Ein Wähler - eine Stimme. Voriges Jahr haben sie angefragt und ich antwortete nicht. Obwohl ich diese Vorschläge schon im Kopf hatte. Aber ich war ja das erste Mal bei der Stimmenzählung. Nun aber, da ich zum zweiten Mal Briefwahlvorsteher war, werde ich das vorschlagen. Welch ein Aufwand an Papier und Arbeitszeit kann eingespart werden. Diese Art ist von gestern. Die technischen Möglichkeiten erlauben die Digitalisierung, ja machen sie notwendig. Wenn man Geld digital transferieren kann, so sollte auch für die Wahl die Sicherheit gegeben sein. Dagegen wird argumentiert, dass es Hackern gelingen könnte, die Ergebnisse zu manipulieren. Das wäre natürlich schlimm. Beim manuellen Zählen können auch Fehler passieren. Aber was noch stärker wirkt: Mit der Papierwahl werden die Menschen mehr einbezogen in die Politik. Digital ist alles anonym und geht an einen vorbei. Aber die Ergebnisse verdienen ja nur die Aufmerksamkeit. So kann ich sagen, ich war dabei und habe bei der Feststellung der Ergebnisse mitgearbeitet. Das ist schon ein angenehmes Gefühl. Ich habe den Willen der Wähler mit durchgesetzt. Das Ergebnis ist jetzt eine Regierung aus vier Parteien: CDU, CSU, FDP und Grüne. Da wäre auch digital nichts anderes rausgekommen. Aber wenn die sich nicht zu einer Koalition einigen können, wäre eine Neuwahl digital einfacher als mit Papier. Die Grünen wollen 2030 weg vom Kolbenmotor, die FDP ist dagegen. Merkel will keine Obergrenze für Flüchtlinge, CSU ist dafür. Die Grünen wollen weg von der Kohleverstromung, die CDU ist dagegen. Bei einer Neuwahl könnte vielleicht die SPD mehr Stimmen bekommen und mit den Grünen und Linken eine Koalition bilden. Das war die Seite 262 13h39.

Sonnabend 30. September 2017 12h29. Gestern hatte ich Gelegenheit - Anruf von Hildchen 15 Minuten geplauscht, sie informierte, dass Maik im Krankenhaus ist, Bluthochdruck, hatte er schon in jungen Jahren, nun Fallsucht, Montag fahren wir zum Rüdersdorfer Krankenhaus - also ich hatte gestern Gelegenheit mit Heinz zu sprechen. Mein Hinternachbar in Fredersdorf. Das ist immer sehr spannend. Er hat auch die Kriegszeit und Nachkriegszeit in Fredersdorf mitgemacht. Er wohnte mit seiner Familie bei Bohms in der Bohmstrasse. Fabrikbohm. Der Bohm, der an der Siegessäule in Berlin die vielen Marmorsäulen produziert hat. Roter Marmor. Er hatte sie geschliffen. Am Eingang zur Tankstelle Ecke Bollensdorfer steht auch noch solche Säule. Und der Brunnen im Bohmpark neben dem ehemaligen Sportplatz ist auch von der Firma Bohm hergestellt worden. Er wurde nach dem Krieg vor das Fredersdorfer Rathaus aufgestellt. Nicht lange, dann wurde er gestohlen und niemand weiß, wo er geblieben ist. Mitte des 19ten Jahrhunderts war die Fabrik von Bohm bekannt für die Herstellung von Maschinen für Schnapsbrennereien und für das Kalkbergwerk in Rüdersdorf. Als nach 1945 - Bohm war enteignet als Nazi und Kapitalist - meine Mutter mit Tante Lieschen den Kindergarten im Bohmschen Verwaltungsgebäude hatte, bin ich durch eine Falltür in der Küche und über den Hof in das geschlossene Fabrikgebäude und sah die langen Tische mit insbesondere elektrischen Geräten, wie alten Telefonen. Ich war durch ein Fenster eingestiegen. Alles verboten. Aber es reizte mich zu wissen, was da wohl in diesem großen abgeschlossenem Gebäude los ist. Das steht übrigens heute noch. Ein roter Ziegelbau mit einer entsprechenden Aufschrift am Giebel. Gegenüber dem ehemaligen Stausee. Das Wasser betrieb eine Mühle, mit der wohl zuletzt Strom produziert wurde. Von einer Turbine oder einem Mühlrad war nichts mehr zu sehen. Nur das Wasser schoss tosend in den Kanal, der vom Keller unter dem Hof zum Fließ führte. Das war die Seite 263 13h11.

Klaus Buchholz: Jeden Tag eine Seite schreiben, Oktober 2017. Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Meine blinden 10-Fingerübungen. Datei Nr. 119/10. 31.10.2021.  Kopien Angela, Beatrice, Michael, Sissi, Line, Vera, Alex, KB.

Sonntag 1. Oktober 2017 13h12. Diese Woche ging schnell vorbei. Ganz im Gegensatz zu den Wochen vor der Wahl. Da lernte ich und wollte es schnell erledigt haben. Ohne Ziel vergeht die Zeit schnell. Gisela rief an. Ich hatte ihr ja gestern zum 78. Geburtstag gratuliert. Aber sie hatte Gäste und so plauschten wir heute. Es ist auch nicht gut, zum Geburtstag anzurufen. Besser ein Tag später, wenn keine Gäste mehr da sind. Albert hatte immer um die 30 Anrufe zu seinem Geburtstag. Das ist sehr störend bei der Geburtstagsfeier. Man will sich doch unterhalten. Aber Hauptsache man spricht überhaupt mit einander. Albert hat es mit den Knien und geht nicht mehr allein raus. Selbst nicht mit Rollator. Gisela hörte sich an wie immer. Aber sie hat auch schon seit Jahren eine schlimme Krankheit: Parkinson. Ich erlebte Menschen mit dieser Krankheit bei der Zusammenkunft ihrer Selbsthilfegruppe am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost. Was sie sprechen ist kaum zu verstehen und sie können ihre Gliedmaßen kaum kontrollieren. Mit meinem ehemaligen Schulfreund Manne Arlt brachte ich Etto im Rollstuhl jeden Monat dahin. Einige Jahre lang bis Etto verstarb. Sie war aber geistig rege. Das merkte man an den wenigen verständlichen Worten. Sie war klar im Kopf. Wie schrecklich muss das sein. Eingesperrt in einen nicht funktionsfähigen Körper. Ja und Gisela soll das auch haben. Habe davon aber nichts gemerkt. So unterschiedlich ist das. Albert merkt das. Voriges Jahr landete um diese Zeit die Raumstation Rosetta auf dem Asteroid Tschudi. 700 000 km entfernt. Eine riesige Leistung der Forscher und Ingenieure. Vorher war die Station einige Zeit um den Asteroiden herumgekreist und hatte Fotos zur Erde geschickt. Aber Rosetta landete in einem Tal von wo schlechte Verbindung zur Erde war. Und sie konnte sich auch beim ersten Aufschlag nicht festhalten und sprang einige Meter weiter. So wird es weiter gehen mit der Erforschung des Weltraums. Leider verpulvern wir unsere Möglichkeiten mit Krieg und Hass. Und das hemmt unsere Entwicklung. Das war die Seite 264 13h38.

Montag 2. Oktober 2017 11h06. Gestern lud ich diese Datei in meine Magenta Cloud und schickte einen Link zum öffnen an Annett Heide, Angela, Beatrice, Micha, HWL, Vera, Vroni. Mal sehen, ob jemand reagiert. Es ist wohl etwas außergewöhnlich. Jeder schreibt nicht jeden Tag so wie ich. Ich mache das ja auch nur aus einer Idee heraus. Es kostet nicht viel Zeit und ich kann mich über alles mögliche auslassen. Wann kann man das schon. Selbst mit einem Partner an der Seite ist das wohl nicht möglich. Man kennt sich dann schon zu gut und will die alten Kamellen nicht hören. Und so redet man nur über aktuelles und verschließt alles Wesentliche. Es sei denn, man ist in einer Sache gemeinsam involviert. Die fordert dann dauernd einen Austausch. Zum Beispiel in der Politik, wenn beide aktiv sind. Oder in speziellen Gebieten der Wissenschaft, der Forschung und der Kultur. Aber dazu gehört auch eine ganze Portion Toleranz und der Wille zum Zuhören. Also heute fahre ich mit Hildchen zu Maik im Rüdersdorfer Krankenhaus. Bin gespannt, was die Ärzte gegen das Umfallen tun. Bluthochdruck ist ja eine alte Sache. Da muss es schon eine Menge Gegenmittel geben. Eigentlich kommt das aus dem Gleichgewichtsorgan im Ohr. Vielleicht lässt sich das Teil auswechseln. Aber das ist ganz klein und mit den Nerven verbunden. Da wird es Schwierigkeiten geben. Wer weiß, ob die Medizin heute schon so weit ist, operativ im Ohr zu arbeiten. Eigentlich haben sie viele feine Geräte dafür entwickelt. Für so kleine Eingriffe. Etwa im Gehirn und am Herzen. Da machen sie ja schon was. Mal sehen, ob im Navi das Rüdersdorfer Krankenhaus gespeichert ist. Unter Medizinische Einrichtungen vielleicht. In dem Krankenhaus war Hildchen auch vor Jahren nach dem sie kurz nach der Kasse bei Reichelt umfiel. Sie sagt, sie hätte vorher nichts gemerkt. Es muss einen doch vorher schwarz vor Augen werden? Das war die Seite 265 11h25.

Dienstag 3. Oktober 2017 15h02. Joachim Batt ist gestorben. Gestern im Doppelpunkt rief mir Walter Neuber die Neuigkeit über den Tisch zu. Ich bin perplex. Sprach ich ihn doch erst vor kurzem  an seiner Gartentür. Wo er sagte, dass er Krebs hat. Erst ein Pickel unter dem rechten Auge. Dann nach weiteren Untersuchungen Krebs in der Leber. Er machte keinen schlechten Eindruck. Ganz normal. Immer lustig und offen. Fühlte sich schwach. Das ging schnell. 75 Jahre alt. Der Sohn des von meinem Schwiegervater Otto Seils gehassten Nachbarn. Von Achim erfuhr ich erst warum. Otto hatte Nachbars Hund gefüttert und war wiederholt aufgefordert worden das sein zu lassen. Wegen solcher Kleinigkeiten Nachbarnstreit. Es ist nicht zu glauben. Ein Glück, dass ich mich mit Hinternachbar Heinz und Erwin und mit westlichen Nachbarn Rene verstehe. Auch mit Frau Wolf auf der östlichen Seite. Sie informierte, dass Rudi Sonnwald - der ehemalige westliche Nachbar gestorben ist nach jahrelanger Bettlägrigkeit - und dass ihr Mann Lothar Demens hat. Vergesslichkeit. Er kam auch nicht an den Zaun. Kehrte an seinem Schuppen um. Wie wird er sich fühlen. Was ist für ein Gefühl? Unsicherheit. Unmöglich, was einen alles passieren kann. Deshalb, immer dran bleiben. Nicht aufgeben. Let never go. Micha rief an. Aus dem Auto. Auf der Fahrt durch Westdeutschland. Hat sich gestern ein Wohnmobil angesehen. Top, aber nur gelbe Plakette. Der Partikelfilter kostet über 1000€. Nächste Woche möchte Micha wieder nach Tarifa. Ist noch guter Wind in der Nachsaison. Und für Juni 2018 haben Kathrin und Micha eine Einladung nach Portugal. Da heiraten Freunde. Von da ist es ja auch nicht weit nach Tarifa. Wäre schon schön, wenn mit Wohnwagen. 6000€ soll er kosten. Die Diesel jetzt im Herbst sind einfach ein Schnäpschen. Davon gibt es noch viele. Micha findet schon was. Da bin ich mir sicher. Das war die Seite 266 15h23.

Mittwoch 4. Oktober 2017 13h06. Heute ein denkwürdiger Tag. Vor 60 Jahren schoss die Sowjetunion den Sputnik um die Erde. Ein großer Kürbis mit vier Antennen. Sein Funksignal hörte die ganze Welt. Im Westen große Angst. Antrieb für mächtige Anstrengungen. Es ging um nichts weniger als um die Herrschaft im Weltraum. Doch dort herrscht die Natur. Der Mensch ist auch im Weltraum ein Winzling. Aber das ist die Zukunft. Die Erde existiert nicht ewig. Die einzige Überlebensmöglichkeit hat die Menschheit im Weltraum weit weg von der Erde. Dazu ist nur eine weitere Verbesserung unserer technischen Möglichkeiten erforderlich. Und bei der heutigen Geschwindigkeit des Fortschritts ist das keine Utopie. Es wird bald viele Stationen um die Erde geben. Und dann wird sich ein in sich geschlossenes Biosystem in den Weltraum wagen. Natürlich mit Schwerkraft. Dem Menschen kann man nicht dauernd zumuten, schwerelos zu sein. Auch nicht all die anderen biologischen Teile, die mitzunehmen sind. Das wird bald soweit sein. Der einzige Widerstand besteht in der Uneinigkeit, im Egoismus und in der Dummheit der Menschen. Auch glauben noch sehr viele an ein Paradies nach dem Tod. Wenn allen die Endlichkeit ihres Daseins klar wird, werden sie sich mehr um die Erhaltung des Lebens kümmern. Und das Lebensalter wird immer länger. Der Unterschied zwischen arm und reich muss überwunden werden. Es kann nicht sein, dass einige im Luxus und andere in Armut leben. Da liegen die ungenutzten Möglichkeiten technischer Entwicklung. Also erst einmal die sozialen Probleme lösen dann wird es zu einer gigantischen technischen Revolution kommen. Aber leider hängen noch zu viele am materiellen Reichtum. Der Tod hat keine Taschen. Der Sputnik hat vor 60 Jahren eine Entwicklung eingeleitet, die nicht mehr zu stoppen ist. Aber die sozialen Probleme unserer Welt verhindern eine schnellere Entwicklung. Das war die Seite 267 13h30.

Donnerstag 5. Oktober 2017 15h29. Bücherverbrennung vor 84 Jahren. Die Nazis waren vor ein paar Monaten an die Macht gekommen in Deutschland. Auf dem Bebelplatz zwischen der Staatsoper und der Kommode wurde ein riesiges Feuer angefacht und die Bücher in die Flammen geworfen. Bücher von Heinrich Mann - Der Untertan -, von Thomas Mann - Die Buddenbroks, Der Zauberberg -, Kurt Tucholski, Rainer Maria Remarque - Im Westen nichts neues, über die Grausamkeit des zweiten Weltkrieges - und vielen anderen bekannten deutschen Autoren. Der Propagandaminister der Nazis Goebbels hielt eine seiner Hetzreden gegen den Humanismus. Den Film davon wird man heute sicher wieder ausstrahlen. Die Nazis waren sich ihrer Überlegenheit und ihrer menschenverachtenden Ideologie sicher. Und viele Studenten taten mit. Hitler hatte eine Mehrheit des Volkes hinter sich gebracht. Wie heute die Populisten, Pegida, Alternative für Deutschland und NPD.  Und nicht zu vergessen die schweigende Mehrheit, damals wie heute, schweigend und ohne zu wissen, welche verbrecherische Macht sich da etabliert. Politiker werden schlecht gemacht als Egoisten und machtbesessen. Aber selbst will keiner sich engagieren. Es ist ein Teufelskreis mit bitterem Ausgang. Selbst in der DDR zogen sich viele auf ihre Datsche zurück und wollten nichts von Politik wissen. Eine verpasste Gelegenheit. Obwohl wir damals in der DDR ein gutes Ziel hatten: Sozialismus und Kommunismus. Heute gibt es kein Ziel. Außer Geld machen und reich werden. Deshalb hat sich ja sogar der Linke Gysi für die Religion eingesetzt. Das ist ein Ersatzziel: Die Hoffnung auf das Paradies. In der DDR-Zeit gab es jedes Jahr am 5. Oktober eine große Demonstration auf dem Bebelplatz. Zur Erinnerung an das Menschen verachtende der Nazis. Heute sind selbst Bücher nicht mehr das was sie einmal waren. Dafür haben wir Fernsehen, Internet, Facebook, Twitter, Radio. "Wer Bücher verbrennt, verbrennt auch Menschen." Das war die Seite 268 15h55.

Freitag 6. Oktober 2017 15h11. Gestern um diese Zeit war der Höhepunkt des Sturms: 137 kmh und Regen. Selbst die schwere Blumenkiste und Sissis Rose fielen runter. Und Blätter und Äste der Ahorn- und Linden am Tränkegraben. Helle Stellen zeigen den Abriss der dicken Äste. Weit runter bogen sich die hohen Pappeln. Aber brachen nicht. Erstaunlich.  Kein Flug, keine Bahn. Viele Bäume auf den Gleisen und Elektroleitern. Sieben Tote. Nun ist das Tief "Xavier" nach Polen abgezogen. Erstaunlich wie fest die hohen Kräne stehen an der Lückstrasse. Aber immer noch dicke schwarze Wolken und Regen. Dabei die Temperaturen um zehn Grad. Wetterturbulenzen. Viele sehen die Ursache im Klimawandel. Wir sind in der Zwischeneiszeit. Die dauert aber einige Tausend Jahre. Schon seit rund 12 000 Jahren. Da ging die letzte Eiszeit zu Ende. Die Erinnerungen sind schwach aber ich denke im Gegensatz zu vielen, es war schon alles da. Heiße Sommer, turbulente Herbste und kalte und warme Winter. Das Abschmelzen der Gletscher und des Polareises  geht nun auch schon über hundert Jahre. Aber hundert Jahre sind nichts im Verhältnis zu den tausenden Jahren, in denen wirklich was passiert. Aber die Wissenschaftler finden immer was Neues. Die Magnetwellen um die Erde werden schwächer. Es droht eine Umkehrung des Nord- und Südpols. Das soll schon immer alle rund fünfhundert Jahre gewesen sein. Seit dem letzten Mal sollen schon über siebenhundert Jahre vergangen sein. Also steht die Magnetumkehrung kurz bevor. Das Magnetfeld um die Erde schützt uns vor den Sonnenstürmen. Die dringen nur an den Polen durch. Erkennbar an den Nordlichtern, grün bis rot. Also werden wir alle verbrennen in der Zeit der Umkehrung? Bis sich alles wieder stabilisiert hat? Nichts genaues weiß man nicht. Es gibt zu wenig Wissenschaftler. Zu viel Geld wird in den Krieg gesteckt. Das war die Seite 269 15h37.

Sonnabend 7. Oktober 2017 13h29. Wieder ein denkwürdiger Tag. Vor genau 68 Jahren wurde die Deutsche Demokratische Republik DDR, der Staat der Arbeiter und Bauern, gegründet. Und am 3. Oktober 1990 übernahm die Bundesrepublik Deutschland die DDR. Fast 41 Jahren bestand sie. Und ich war die ganze Zeit dabei. Und ich bemühte mich um den Erhalt und die Verbesserung der DDR. Nicht genug. Wie viele. Viele DDR-Bürger erkannten nicht die Möglichkeit hier einen humanistischen Staat zu erhalten. Die Medien der BRD gaukelten uns eine bessere Gesellschaft im Westen vor. Nun haben wir sie auf dem Boden der ehemaligen DDR. Es ist die erwartete drei drittel Gesellschaft. Ein drittel geht’s besser, ein drittel schlechter und ein drittel ohne erkennbaren Unterschied. Sie nennen uns jetzt die neuen Bundesländer. Und die wählten Alternative für Deutschland. Ein Ausdruck der Unzufriedenheit. Dabei sind viele schon ausgewandert in die alten Bundesländer. In meiner Umgebung: Angela und Sissi, Beatrice, Michael. Und früher schon Familie Herbert Buchholz, Inge Buchholz heiratete nach Westberlin und ihre Mutter Elli ging nach dem Tod ihres Mannes Paul Buchholz nach Westberlin. Viele meiner ehemaligen Mitschüler in der Grundschule in Fredersdorf und der Oberschule in Neuenhagen gingen in den Westen. Hat sich ihre Hoffnung auf den goldenen Westen erfüllt? Wohl kaum. Aber sie kommen zurecht. Der Fall der Mauer war eine Katastrophe. Diesen Schluss ziehe ich 28 Jahre danach. Die Mängel überwiegen die Vorteile. In der DDR gab es keine Arbeitslosen, keine Wohnungslosen, keine Kinderarmut, keinen Terror, keine Prostitution, kein Drogenmissbrauch, weniger Verbrechen, keine Reichen und Armen, wie jetzt. Schade, dass wir unser Ziel in der DDR nicht erreichten: Höhere Arbeitsproduktivität als der Westen. Micha rief gestern an und fragte mich, ob ich für ihn sein Wohnmobil kaufe, anmelde und im Garten in Fredersdorf über Winter unterstelle. Ich freue mich, ihm helfen zu können. Er hat erst am 26. Oktober einen Termin zum Anmelden bekommen aber da ist er ja schon in Tarifa kiten. Da wollte er mit dem Wohnmobil hinfahren. Das war die Seite 270 14h03.

Sonntag 8. Oktober 2017 13h58. Loli meinte ein Überführungskennzeichen für Michas Wohnmobil reicht, wenn er erst im nächsten Jahr damit fahren will. Das spart Steuern und Versicherung. Loli ist sicher beim Suchen im Internet. Sie konnte mir sofort die Zugverbindung, Abfahrt, Ankunft in Schwandorf, Tarife, einen günstigen Tarif am Sonnabend und so weiter sagen. Aber Micha ist auch fit im Internet und will mir alles schicken, was ich für die Überführung brauche. Erst einmal am 26. Oktober die Anmeldung in der Zulassungsstelle in Berlin und die Kennzeichen stanzen lassen. Danach abholen aus Burglengenfeld. Das liegt bei Nürnberg und Regensburg. Mit Lolis Info über Bahn und Autofahrt könnte ich das an einem Tag schaffen. Um 13h an Schwandorf. Abholen durch Christian Kraml. Kennzeichen anbringen und Rückfahrt über die Autobahn, die an der tschechischen Grenze entlangführt, dann über Plauen, Chemnitz, Dresden nach Fredersdorf. Bis dahin ist das Tor zu vergrößern nach den Seiten um über einen halben Meter und nach oben auf über drei Meter. Dann die Hecken und den Apfelbaum vor der Haustür kürzen. Der Apfelbaum muss wohl weg. Die Äpfel sind zwar riesengroß aber nicht so schmackhaft. Seine Äste bedrohen auch das Dach. Mal sehen. Ran kommen lassen. Erst einmal mit einer Motorsäge das hohe dichte Gras auf dem Weg kürzen. Loli sucht immer noch nach einer Wohnung und findet nichts. Übrigens war Prora wieder einmal im TV. Ein Sohn des Arbeitersängers Ernst Busch will daraus was machen. Viele Politiker und Architekten hatten schon abgelehnt. Ich verstehe das nicht. Fantastisch am Ostseestrand gelegen. Tausende Unterkünfte. Nur weil es unter Hitler gebaut wurde von der Organisation Kraft durch Freude. Baubeginn vor 80 Jahren. Eine Sehenswürdigkeit mit Gruseleffekt wurde gesagt. Das war die Seite 271 14h28.

Montag 9. Oktober 2017 11h52. Wieder ein denkwürdiger Tag. Vor 60 Jahren wurde Che Guevara erschossen. Gefangen von der Bolivianischen Armee. Im Auftrag des USA-Geheimdienstes CIA. Wie Allende in Chile und viele Demokraten Süd- und Mittelamerikas. Das Territorium, das die USA als ihr Eigentum betrachten. Ressourcen um die USA-Reichen reich zu machen durch Bodenschätze, Arbeiter und Lebensmittel. Aber Che wurde zum Helden in aller Welt. In den Demos wurde sein Bild gezeigt. Der Revolutionär. In Cuba konnten sie die Schmarotzer in die USA abschieben. In Bolivien nicht. Camerona de Berlin fährt da oft hin um zum Beispiel zu Weihnachten die Kinder zu beschenken. Sie wohnt im gleichen Haus, wo auch Ingrid wohnte. Am Anton-Saefkow-Platz. Sie waren wohl auch in der gleichen Parteigruppe der Linken. Einmal ging ich mit zu einer Sitzung gegenüber in der Sporthalle. Da war Gesine Lötsch zu Gast. Die wir auch in diesem Jahr in den Bundestag wählten. Eine angenehme normale Person. Kam mit ihrer Einkaufstasche. Ein Mensch wie wir alle. Und vernünftige Anschauungen. Redete wie im Bundestag. Da ist sie schon über zehn Jahre. Es gibt gute Politiker unter den Linken. Heute fahre ich mit Hildchen zum Baumarkt eine Rolle Dachpappe holen. Vom Schuppen war ein Teil beim letzten Sturm weggeflogen. Nun regnet es durch. Aber Achim will da was machen. Jetzt ist ja auch das Wetter besser. Die Sonne scheint. Micha schickte mit Mail die Terminreservierung bei der Zulassungsstelle und einen Link zum Verkaufsangebot des Wohnmobils in Burglengenfeld. Ein schwarzer Ford 1,97 breit, 2,31 hoch und 4,83m lang. Danach werde ich heute am Garten messen, wie viel ich da vergrößern muss. Das war die Seite 272 12h17.

Dienstag 10. Oktober 2017 13h59. Nun muss ich langsam an die Vorbereitung meines Geburtstages am Sonnabend gehen. Wer weiß wer kommt. Ich lade nicht ein. Ich freue mich über jeden. Aber da sind immer weniger. Den Tisch habe ich gestern leer gemacht. Ablage hasse ich. Oder nein. Es ist schon gut, noch einmal zu sehen, was in den letzten Wochen in die Ablage gekommen ist. Die Unterlagen zum TÜV von Pries & Friese. Schön, dass es mit dem Polo so gut klappte. Nun habe ich vom Auto her im wesentlichen zwei Jahre Ruhe. Rechnungen und so weiter kam alles in die Ordner. Und die sind voll. Ein Problem: Was entsorgen? Platz für weitere Ordner habe ich nicht. Oder? Ja, da ist das alte Material meiner handwerklichen Tätigkeiten. Tapezieren, Elektro, Sanitär, Malern, Fliesen. Da ist immer was übrig geblieben. Und das habe ich oben in meinen Deckenschrank verstaut als Loli vor ein einhalb Jahren hier aufräumte. Diese vielen Plastetüten muss ich entsorgen. Dann ist wieder Platz für Ordner. Das Materielle wird weniger und das Geistige mehr. Gestern kaufte Hildchen im Baumarkt eine Rolle Dachpappe. Vielleicht drei Quadratmeter alte Pappe riss der Sturm vom Schuppendach. Die Holzbretter sind zu sehen. Und es regnete durch, sammelte sich im Boden und ein Loch wurde in die Pappverkleidung gebohrt, damit das Wasser abfließen konnte. Achim will den Schaden reparieren. Vielleicht heute. Einigermaßen hält sich das Wetter. Ich muss ja auch noch zum Garten, um die Einfahrt von Michas Wohnmobil zu ermöglichen. Tor, Hecken und Bäume. Gestern maß ich das Tor. Es fehlen 27cm in der Höhe und 8cm in der Breite. Also wieder Alu-Profile vom Baumarkt, bohren und schrauben. Und die beiden Pfosten ausgraben und versetzen. Die sind etwa einen Meter tief. Bei der  jetzigen Bodenfeuchtigkeit durch das Wetter wird das nicht so schwierig sein. Und dann die Hecken und Bäume stutzen. Die Nachbarn muss ich auch informieren. Am besten bevor der Wohnwagen im Garten steht. Das war die Seite 272 14h24.

Mittwoch 11. Oktober 2017 12h14. Bitterfeld ist eben im RBB-Fernsehen. Wohl, weil die AfD so viele Stimmen erhielt. Der See, die Gotsche, aus dem ehemaligen Tagebau ist wirklich wunderbar und riesengroß geworden. Mit Ausflugschiff und  Yachthafen und vielen Segelbooten. Und mit schwimmenden Wohnungen. Als ich mit Loli da war, vor vielleicht 15 Jahren, war noch nichts am See. Häuser und ein Luxushotel und -restaurant stehen am Ufer. Alles hat die Stadt Bitterfeld an einen privaten Investor verkauft. Die ehemalige Bürgermeisterin wird deshalb kritisiert. Loli und ich, wir haben aus der DDR-Zeit unsere Erinnerungen. Loli arbeitete kurze Zeit in der Farbenfabrik. Ehemalig Kodak. Nach der Wende alles abgerissen. Riesige Fabrikhallen. Hier wurden die Filme hergestellt. Ein Museum zeigt die hundert Jahre alte Entwicklung bis zum Abriss nach der Wende. Für mich war Bitterfeld unser Kombinatsbetrieb und ich musste hier meine kalkulierten Preise der Elektrokohle-Erzeugnisse verteidigen. Bei Dr. Kortmann. Er residierte gleich hinter dem Verwaltungsgebäude in einer Baracke. In der Kasse im Hauptgebäude verkauften sie selbst hergestellte Diamanten für wenig Geld. Das Chemiekombinat hatte die Maschinen dafür. Viel Druck und hohe Temperaturen machten aus technischer Kohle reinen Kohlenstoff. Also Diamanten. Sie sahen auch so aus wie richtige Diamanten aus der Erde. Sie wurden für industrielle Zwecke hergestellt. Wegen ihrer Härte und Unempfindlichkeit gegen Hitze und Chemie. Für 10 bis 20 Mark nahm ich einige Diamanten für meine Familie mit. Ich habe leider keine mehr. Wenn ich mich recht erinnere, waren im Kombinat 20 000 Arbeiter beschäftigt. Und ein Umsatz von vielen Milliarden Mark. Alles abgerissen. Es war aber auch eine Dreckschleuder. Der Weg vom Bahnhof zum Kombinat führte an Häusern vorbei, die dick mit Fabrikstaub bedeckt waren. Das Bahnhofsrestaurant, wo ich einige Male aß, war schmutzig und machte einen elenden Eindruck. Oft fuhr ich aber auch die Strecke von Berlin bis Bitterfeld in meinem Trabi oder mit dem Dienstwagen meines Betriebes Elektrokohle. Bei Regen, Kälte, hohen Schneewänden an der Autobahn. Das war die Seite 276 12h43.

Donnerstag 12. Oktober 2017 12h54. Gunhild rief gestern abend an und meinte, dass es doch am Freitag wettermäßig sicherer ist als heute. Und so verschoben wir unseren Garteneinsatz von heute auf morgen. Da wir ja nicht so lange machen, habe ich danach noch Zeit für meinen Geburtstag am Sonnabend einzukaufen. Heute gibt es Wolken, Sonne und Orkan ist angesagt für Berlin. Mit der Mail schickte Micha verschiedene Dokumente für die Zulassung seines Wohnwagens am 26. Oktober: Einen Antrag auf Zulassung, ein Sepa-Lastschriftmandat zum Einzug der Kraftfahrzeugsteuer, eine Reservierung des Kennzeichens B-US4718. 1847 erläutert Micha war das Jahr der Bürgerlichen Revolution in Deutschland. Ich hatte extra einen Umweg über Frankfurt am Main gemacht, um die Kirche zu sehen, in der das erste deutsche Parlament tagte. Das war 1954 auf meiner Fahrradtour zu Annelie und Kutti in Ennetbaden/Schweiz. Ich hatte entsetzliche Zahnschmerzen. Aber hielt durch bis ich über die Grenze war. In Erfurt fand ich endlich einen Zahnarzt. Nun fehlt für die Zulassung noch der Fahrzeugschein und -brief, der TÜV und die Bestätigung der Versicherung von Nora. Die rufe ich an, wenn der Verkäufer die Fahrzeugpapiere geschickt hat. Micha ist gestern in Malaga angekommen, hatte sich einen ähnlichen Bus für 65€ pro Tag geborgt und wartete auf Janosch, der um 24h angeflogen kommt. Dann fahren sie in Richtung Tarifa. Das Wetter ist angenehm in Spanien. Über 20°C. Im Schlafsack kann man da auch noch draußen schlafen. Im Bus ist es für 2 etwas eng. Heute wäre Jochen Kuka 90 geworden. Ich bin überzeugt, er ist seiner geliebten Frau Edith gefolgt. Der katholische Priester wird ihn geführt haben. Nach der Beerdigung Ediths hatten wir noch zusammen Mittag gegessen in dem Restaurant am Friedhof in der Siewert-Strasse in Karlshorst. Das war die Seite 277 13h19.

Freitag 13. Oktober 2017 20h14. Von 10 bis 13h mit Gunhild im Garten geackert. Die Sträucher sind nicht zu bändigen. Ein fruchtbarer Boden. Am südlichen Zaun hinten hatte Gunhild verschiedene Sträucher gepflanzt. Nach der gewaltigen Dornenhecke, die wir vor Jahren schon samt Wurzeln entsorgten. Wir wurden ihrer nicht mehr Herr. Das Heckenschneiden war immer mit vielen blutenden Kratzern verbunden. Nun sind die neuen Sträucher auch schon 3 m hoch und es war schwierig sie herunterzuschneiden. Auch die 5m hohe Korkenzieherweide wurde um die Hälfte verkleinert. Alles mit der Kettensäge. Beim Zerkleinern flog die Kette runter. Weil alles so kreuz und quer zu sägen war. Aber wir schafften es mit vereinten Kräften und freuten uns über den Erfolg. Nun hat Gunhild noch die dünneren Zweige  zu zerkleinern. Mit ihrem Schredder. Ab 15h nach der Mittagsruhe. Kurz nach dem ich zu Hause war und unter der Dusche stand kam das Paket von Chris Kraml. Mit den beiden Nummernschildern, dem Fahrzeugbrief und -schein und dem TÜV-Prokoll vom Juli 2017. Ich rief ihn an und wir verabredeten die Abholung des Ford auf dem 27. oder 28. wenn am 26. der Ford zugelassen wird. Nun fehlt für die Zulassung nur noch vie Versicherung. Dafür rief ich Nora an und schickte ihr über WhatsUp die Fotos der Dokumente. Auch mein Haftpflichtversicherungsschein. Es irritierte sie, dass ich der Halter sein werde. Darüber wollte sie noch mit Michael sprechen. Das hat Vor- und Nachteile, meint Nora. Wir werden sehen. Das Schicken der Fotos mit WhatsUp geht schnell und es kamen auch lesbare Kopien der Dokumente bei Nora an, wie sie bestätigte. Nun ist alles was ich machen kann, gemacht. Mit den Papieren jedenfalls. Die nächste Woche wird das Tor in den Garten in Fredersdorf verbreitert. Ich habe es mir überlegt. Ich werden den Bus gleich hinter dem Tor, möglichst hinter die Hecke stellen. Wie die Nachbarn, die ihre Autos auch vorn im Garten abgestellt haben. Das war die Seite 278 21h09.

Sonnabend 14. Oktober 2017 20h20. Das war wieder eine lustige Runde: Vera, Otto, Hildchen, Hubert, Galina, Klaus und Sascha. Vera fragte mich, wen ich gewählt habe und ich sagte ihr natürlich die Linke mit Gesine Lötsch als Spitzenkandidatin. Und begründete es ihr auch gleich: Die Linke ist die einzige Partei im Bundestag, die gegen den Krieg ist, gegen Waffenproduktion und -export. Gegen die deutschen Soldaten in 18 Ländern. Wie oft sehen wir Mercedes Laster in Kriegsgebieten. Deutschland verdient am Mord in aller Welt. Und das nach dem Deutschland 3 Kriege angezettelt hat: Den Überfall auf Frankreich 1870, den ersten und den zweiten Weltkrieg. Werden wir denn niemals klug? Jetzt kommen sogar die Nazis in Form der AFD in die Öffentlichkeit und in den Bundestag. Das ist nicht zu fassen. Niemanden in der Welt geht es so gut wie uns Deutschen. Und wir sperren uns gegen die Immigranten. Dabei brauchen wir sie. Jahrzehnte lang gab es zu wenig Kinder. Wir Egoisten. Millionen Wohnungen wurden schon abgerissen, stehen leer. Millionen Jobs warten im Gesundheitswesen, in der Pflege, im Bau, in den öffentlichen Dienstleistungen. Überall gibt es lange Wartezeiten. Micha konnte nicht mit seinem Wohnwagen nach Spanien fahren, weil die Zulassungsstelle wochenlange Terminvergaben hat. Wie die Bürgerämter, die Pflegestationen und die Ärzte. Unser Egoismus kehrt sich gegen uns. Darum werden unsere Kinder weniger Rente bekommen. Wer soll es denn verdienen? Aber die Verdummung der AFD findet offene Ohren. Die ehemaligen DDR Länder wählten schwarz, im Südosten von Sachsen hat die AFD die meisten Stimmen bekommen. Kein Wunder: Niemand will sich mit Politik beschäftigen. Das kostet Aufmerksamkeit und Wissen. Dazu sind wir nicht bereit. Jason sagte geradeheraus, dass er nicht lernen will. Als ich ihm sagte, dass ich immer gelernt habe. 82 Jahre lang und das mein Wissen mir die besten Erlebnisse meines Lebens brachten. Ob im Sport beim segeln, tauchen, klettern, fliegen, surfen oder im Beruf als Diplomwirtschaftler und Leiter. Das war die Seite 279 21h25. Eine halbe Stunde Micha Anruf über Skype aus Tarifa. Großer Sport beim kiten von über 200 Kitern.

Sonntag 15. Oktober 2017 13h18. Die Sonne scheint heftig und von Sturm nichts zu merken. Dabei sollte der Orkan doch jetzt kommen. Ein Tiefsdruckgebiet hatte sich vor ein paar Tagen vor Marocko über dem warmen Atlantik gebildet und es zog nach Nordost. Die Richtung war dicht an Europa vorbei, an Tarifa vorbei, Portugal, Spanien, Frankreich bis rauf nach Irland. Westlich Spaniens lagen Hochdruckgebiete. Also die besten Voraussetzungen dafür, dass riesige Luftmassen von Marocko über Spanien auch nach Deutschland kommen. Aber nun Sonne und Windstille. Nicht zu fassen. Und ich hatte mir schon um Michaels kiten vor Tarifa Sorgen gemacht. Gestern Abend berichtete Michael noch über beste Wind und Wetterverhältnisse in Tarifa. So kann man sich irren. Gestern vor 29 Jahren starb mein Vater Kurt Buchholz. Auch ein begeisterter Sportler auf Fahrrad, Skiern, Motorrad und mit seinem Klepper Paddelboot. Damit waren meine Eltern auf ihrer Hochzeitreise bis in den Spreewald gekommen. Etwa 1933. Da war wenig Wasser in der Spree. Über trockene Teile trugen sie das Holzboot und es gibt ein Foto, wie das Boot auf einem  Bauernwagen ist, das von einem Pferd gezogen wird. Auf dem Krüpelsee wurden sie von Schwänen angegriffen. Offensichtlich waren sie dem Nest zu Nahe gekommen. Aber sie machen einen glücklichen Eindruck auf den Fotos. Sie hatten einen Fotoapparat zum Aufklappen mit solchen schwarzen Balk, wo man von oben in den Sucher blicken musste. Und die Blende musste eingestellt werden. Und nach jedem Bild musste weiter gedreht werden. Machte man das nicht, kam ein Bild über das andere. Ich glaube da waren nur 12 Negative auf der Rolle. Dann musste eine neue Rolle eingelegt werden. Unvorstellbar heute. Das war die Seite 280 13h40.

Montag 16. Oktober 2017 10h15. Eben rief Nora an. Für die Zulassung von Michas Bus am Donnerstag 26.10. brauche ich den Nachweis einer Versicherung. Eine evb Nummer. Das macht Michas Versicherungsspezialistin Nora. Morgen früh um 10h wollen wir skypen. Habe ihr meine Skype-Adresse klaus.buchholz.d.berlin mit WhatsUp eben geschickt. Dann will sie mit mir meine Daten durchgehen. Und bis nächste Woche sucht sie uns die beste Versicherung für den Bus und den Polo raus. Bin gespannt. 330 etwa zahle ich zur Zeit für den Polo im Jahr. Nun wird der Bus noch zukommen. Aber den zahlt Micha. Da ich keine Ahnung von Versicherungen habe, sagte ich Nora, dass das Micha entscheiden soll. Welche Versicherung. Am 24.10. will Nora mir dann die evb Nummer durchgeben. Am 26. Abends will Nora zu mir kommen, damit ich unterschreibe. Sie kommt dann direkt aus Leipzig. Das ist der Donnerstag. Am Freitag fahre ich mit dem Zug um halb sieben nach Schwandorf. Chris holt mich ab, wir montieren die Kennzeichen und ab nach Fredersdorf. Im dunklen also vielleicht um 22h fahre ich dann durch das verbreiterte Tor in den Garten. Da lasse ich den Bus vorne stehen. Vielleicht stoße ich zurück hinter die linke Hecke. Dann kann ich mit dem Polo vorbei fahren in den Garten. Heute will ich, bevor ich Hildchen um 14h treffe, zum Garten. Laub harken. Denn der Sturm wird wieder riesige Berge Blätter der Eichen auf der Strasse aufgehäuft haben. Dann noch messen der Alu-Profile zur Verbreiterung des Tores. Morgen dann vom Baumarkt eine Motorsense holen. Denn das Gras auf dem Weg in den Garten ist wieder mächtig gewachsen. Nicht, dass ich wieder der Auspuff abreiße, wie schon einmal. Nun, es ist alles vorbereitet. Das Ausgraben des Torpfosten wird die größte Anstrengung erfordern. Aber ich habe noch Zeit. Das war die Seite 281 10h37.

Dienstag 17. Oktober 2017 21h37. Heute vor 109 Jahren wurde meine Mutter Charlotte Reddig geboren. In Berlin. Als Tochter des Tischlers Ludwig Reddig und seiner Frau Martha. Sie hatte eine Schwester Katharina. Geboren vor 11 1944 wurde ihr Sohn Uwe geboren. Ludwig wollte nach Neuseeland auswandern mit seiner Familie. Ich habe noch sein englische Wörterbuch. Aber der erste Weltkrieg kam dazwischen. Er musste Soldat werden und Martha arbeitete in einer Munitionsfabrik in Berlin. Ich glaube, sie hieß Mix & Jenes oder so ähnlich. Dabei riss sie sich im Fahrstuhl den linken Hacken ab. Als Ludwig Urlaub von der Front hatte, nahm er seine beiden Töchter aus der katholischen Schule mit der Begründung: Wenn es einen Gott gibt, muss es ein sehr böser Gott sein, der das Gemetzel an der Front zulässt. Religion war seitdem tabu. Sie waren so arm, dass die Töchter keinen Beruf lernen durften, sondern nach der Schule sofort in der Fabrik arbeiten und Geld verdienen mussten. Erst 1949 konnte sie Fürsorgerin studieren und danach in dem Beruf arbeiten. Im Kreis Strausberg war sie lange Jahre als Betreuerin der Gemeindeschwestern in den Dörfern unterwegs. Sie zog etwa 1965 nach Berlin und arbeitete im Onkologischen Zentralinstitut in der Frankfurter Allee. Sie wurde mit etwa 75 demens und starb im Altersheim in Friedrichsfelde 1985. Ich borgte mir heute eine Kettensäge aus um die Einfahrt und den Parkplatz für Michas Wohnmobil von Hecken und Ästen der Apfelbäume im Garten frei zu machen. Dieses Jahr war kein Obstjahr. Da war nicht viel dran an den vielen Bäumen. Morgen geht’s weiter. Äste und Zweige zum Misthaufen nach hinten bringen und anfangen mit der Verbreiterung des Tores. Da habe ich heute schon drei Aluprofile und eine Eisensäge gekauft. Am schlimmsten wird das Ausgraben des Torpfostens werden. Wenn ich mich noch an das letzte Mal vor 5 Jahren erinnere. Aber jetzt ist die Erden noch feucht. Und da ist es einfacher. Das war die Seite  282  22h07.

Mittwoch 18. Oktober 2017 12h39. Das war gestern im Garten doch körperlich anspruchsvoll. Aber ich habe ja meinen bequemen Liegestuhl aus den Zeiten des Dauerzeltens an der Müritz. Es war aber auch schon etwas zu warm geworden. Aber die Erde ist noch feucht. So wird das Ausgraben des Pfostens und der beiden Stützen vom Tor einfacher. Unter dem Pfosten ist ein eisernes Kreuz angeschweißt. Zur Stabilisierung sicherlich. Aber das gräbt sich am schwierigsten aus. Gestern kam Heinz mit seinem Rollator an den Zaun. In der Zeit zwischen 13 und 15h ist Mittagsruhe. Da darf ich mit der Kettensäge keinen Krach machen. Während ich das schreibe höre ich auch den Krach der Kettensägen unten am Tränkegraben. Sie haben zu tun mit den umgestürzten Bäumen und abgerissenen Ästen vom Sturm Xavier vorige Woche. Schon seit sieben Uhr geht das.  Mal hören, ob sie auch Mittagsruhe einhalten. Ich habe jedenfalls gestern mit Heinz geplauscht und Äste und Zweige nach hinten auf den Kompost gebracht. Als ich Heinz erzählte, dass ich die Kettensäge bis 17h wieder zur Ausleihe von Boels bringen muss, verschwand er schnell. Sehr rücksichtsvoll ist mein Nachbar. Es ist gut, wenn man sich versteht mit seinen Nachbarn. Das ist mir viel wert. Er hatte es auch mit gekriegt, dass Achim Batt verstorben ist. Er kennt auch den Chef der Volkssolidarität von Fredersdorf Walter Neuber und weiß, dass Walter oft im Doppelpunkt Mittag isst. Doris rief an als ich mit Hildchen zum Doppelpunkt fuhr. Doris war in der Parallelklasse in Fredersdorf. Ich kann mich nur daran erinnern, dass wir zusammen im Vogelsdorfer See baden gingen. Im Heimatverein feierten wir immer zusammen auf dem Gutshof Geburtstag. Ich brachte sechs Flaschen Sekt mit und Doris machte halbe Schrippen mit Hackepeter. Bis zum vorigen Oktober war das so. Nun gehe ich aber nicht mehr zu den Sonnabend Arbeitseinsätzen auf dem Gutshof und da hat sich auch unser gemeinsame Geburtstagsfeier erledigt. Das war die Seite 283 12h57.

Donnerstag 19. Oktober 2017 19h42. Hildchen hat heute ihr siebenundachzigstes Jahr vollendet. Es war wieder lustig auf ihrem Balkon mit den vielen Gästen. Eine gemütliche Runde. Karin, Maik, Achim und die Nachbarn Bärbel und Bodo. Später kamen noch Nadja und Detlef aus dem Kreuzberg. Die Nachbarn hatten den Neufundländer, der immer Wuff, Wuff machte. Was Karin als störend empfand. Nun ist er schon seit Jahren tot. Und auch der Nachfolgehund ist tot. Bärbel möchte wieder einen. Aber Bodo ist dagegen. Beim letzten Sturm war der Nussbaum des Nachbarn in ihren Garten gefallen. Aber so günstig zwischen Schuppen und Haus, dass nichts wichtiges kaputt ging. Nadja zeigte grüne oder hellblaue Haare und zwei Ketten um den Hals. Eine mit dem Mercedesstern und eine mit dem Karabiner einer Hundeleine. Sie trägt auch Schmuck an Fingern und Ohren. Nadja ist naturverbunden und bedauert das Aussterben der Insekten und anderen Arten der Tierwelt. Detlef wohnt in der Nähe des Kotti - Kottbusser Platz-. Und so fiel mir unsere Tour mit Vroni und Lehmanns ein. Da hatten wir ein Geschäft gesehen, dass Beschneiden anbot. Ich war schockiert. Aber Karin meinte, dass ist doch dort üblich. Meiner Erinnerung nach aber ist das  verboten, weil Körper versehrt werden. Aber vielleicht ist es aus religiösen Gründen erlaubt. Bei den Juden soll es ja auch so etwas geben. Bei dem Laden in Kreuzberg war es offensichtlich arabisch. Jedenfalls stand alles auch in arabischen Lettern am Schaufenster. Kreuzberg ist multinational. Wir aßen zum Beispiel Mittag bei einem Kurden, wenn ich mich recht erinnere. Meine Begleitung ging dann noch in ein spezielles Kaffeehaus und waren begeistert von dem Aroma. Ich konnte das nicht kosten weil ich noch an einer Kaffeevergiftung leide. Bis heute. Ja mit viel Milch und Zucker kriege ich das Gift auch runter. Aber das muss nicht sein. Das war die Seite 284 20h04.

Freitag 20. Oktober 2017 23h12. Spät geworden. Aber war auch ein intensiver Arbeitstag. Mit erfolgreichem Ende. Ich hatte heute früh noch die Hoffnung: Vielleicht werde ich heute die Verbreiterung des Tores abschließen. Aber nein. Die paar Unterbrechungen wegen Nieselregen waren es wohl nicht. Aber das Verschieben des Pfostens. Ich erreichte noch schnell das untere Ende mit den beiden Querstreben, die weit in den seitlichen Sand ragten. Aber die fünfzig Zentimeter weiter schieben bei immer mehr Sand raus graben aus dem über einem Meter tiefen schmalen Loch war nicht einfach. Selbst nicht mit einer langen Eisenstange als Hebel. Ich hatte noch vorher auf dem Weg nach Fredersdorf im Baumarkt eine schmale Schippe erstanden, die das Sand schaufeln sehr erleichterte. Und was auch noch gut ging war das Einsetzen des oberen Alu-Kantprofils am Tor. Es ließ sich gut bohren mit dem Akkuschrauber und auf Länge sägen. Wirklich fünfzig Zentimeter Erweiterung. Die acht Schrauben mit Mutter waren nicht verrostet und lösten sich leicht. Nur ein Bolzen an der unteren Verlängerung war fest. Mit Rostlöser und Geduld und gutem Werkzeug auch geschafft. Mein Nachbar gegenüber Michael - im ehemaligen Haus von Veras Eltern Wanda und Otto Seils - war beim Blätter harken, was ihm nicht behagte, Besonders weil er morgen auch wieder arbeiten muss. Am Sonnabend. Ich meinte er solle doch zufrieden sein, überhaupt Arbeit zu haben. Darauf Michael: Viel zu viel. So unterschiedlich ist es. Die Arbeit haben werden hart ran genommen. Die keine Arbeit haben, haben zu viel Ruhe. Zwei und ein halb Millionen Arbeitslose in Deutschland. Also morgen am Tor weiter: Maschendraht anpassen, Pfosten und Torflügel verbinden, unteres Profil einpassen und anbringen, das Zwischenprofil anpassen und anbringen und schließlich die Höhe des Pfosten  passgenauen mit Schloss und Schließblech fixieren, das Loch füllen und feststampfen und Eichenblätter von der Strasse in den Garten harken. Das war die Seite 285 23h38.

Sonnabend 21. Oktober 2017 11h07. Doris hat heute Geburtstag. Ehemalige Schülerin an der Fredersdorfer Grundschule in der Platanen Allee. Wir trafen uns in der Zwischenzeit immer einmal wieder. Sie hat ein Haus und Garten mit ihrem Mann in Fredersdorf. Und sie ist engagiert in der Gemeinde und im Heimatverein in Fredersdorf. Schade dass Micha nicht am Tor mitmachen kann. Es macht doch mehr Spaß zu zweit. Aber es ist auch wichtig, dass er in Spanien kiten übt. Vielleicht kann er da einmal Sportlehrer werden. Damit er von den Brillen loskommt. Was aber ein einträgliches Geschäft ist. Aber nicht so spannend wie kiten. Ich hatte eine andere Meinung: Wichtig ist die einträgliche Arbeit und nebenbei meine Hobbies. Das ging auch ganz gut und ich bereue es nicht. Ich war erfolgreich in der Arbeit und im Sport. Und auch als Schöffe und in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Da habe ich viele Treffen organisiert zwischen Elektroköhlern und sowjetischen Touristen. Immer bei uns im Betrieb im Maxim Gorki Saal. Was sonst unser Speisesaal war. Also für Arbeiter in Arbeitskleidung war im Erdgeschoss der Essenssaal. Da wurde auch ein Frühstück angeboten. Was ich auch regelmäßig in Anspruch nahm. Da traf ich Kollegen aus der Produktion und auch einen Dreher, der begeisterter Windsurfer war. Und vielleicht auch noch ist. Ich habe leider keine Verbindung mehr zu ihm. Zuletzt wohnte er auf der Fischerinsel im Hochhaus. Da wo Lolis Kreativhaus ist oder war. Er hat mir und Vroni das Windsurfen beigebracht und ich wollte ihn für das Drachenfliegen begeistern. Was aber nicht klappte. Übrigens schwärmte er schon damals für das kiten. Da war es hier noch überhaupt nicht bekannt. Vielleicht ist Jürgen Roth jetzt Kitelehrer irgendwo in der Welt. Das was Micha auch vor hat. Das war die Seite 286 11h26.

Sonntag 22. Oktober 2017 11h19. Ein Pole bot sich gestern an das Dach zu decken. Ich arbeitete am Tor. Da kam er mit einem Transporter angefahren. Er wollte unbedingt das Dach decken. Mit bronzenen Metallplatten. Er zeigte sie mir in seinem Transporter. Für 500€. Ich decke selbst das Dach sagte ich ihm mehrmals. Er ging auf 400€ runter, dann auf 350, 300 und 200. Er habe 4 Kinder zu ernähren. Ich solle ihm doch Arbeit geben. Handschlag darauf. Ich lehnte ab. Und befestigte weiter den Maschendraht am Torflügel. So bekomme ich am Tor Besuch. Zuerst war es die Nachbarin links, die mich darauf aufmerksam machte, dass wir verpflichtet sind, die Eichenblätter der Straßenbäume weg zu machen. Da gab es vom Bürgermeister ein Schreiben an alle Grundstückbesitzer. Man kann Säcke im Rathaus kaufen. Die vollen Säcke werden abgeholt. Nachbarins Schwiegersohn hatte mich auch schon erinnert. Er fährt mit einem Rasenmäher und sammelt die Blätter. Da ist alles sauber. Aber da ist auch noch viel auf den Bäumen. Vielleicht 10 Meter hoch sind die Eichen. Eine Art aus Amerika. Gestern bin ich mit dem Tor fertig geworden. Aber es zeigte sich keine Übereinstimmung mit dem Schließblech am Pfosten. Etwa 10 cm tiefer, weiter und breiter muss ich heute graben. Hoffentlich ist kein Igel in die Grube gefallen. Womöglich noch mit Jungen. Gunhild rief eben an und kanzelte den Dienstag. Ein guter Freund hatte einen Herzinfarkt. Mit 80. Ein Mediziner bei Würzburg. Sie fahren zur Beerdigung. Und ich habe einen Tag mehr. Sehr gut. Was dem einen sin Uhl, ist dem anderen sin Nachtigall. Altes Sprichwort. Zwei Männer arbeiteten auf der Strasse mit Motorsensen. Es ist ein breiter Grünstreifen auf meiner Seite. Auf der anderen Seite Betonstrasse, dann die Eichen und der Zaun vom Gegenüber. Der ließ sich auch aus über das schwere Zusammenharken und Säcke füllen. Das war die Seite 287 11h48.

Montag 23. Oktober 2017 12h13. 2000€ jährlich für Polo und Wohnwagen hat Nora für die Haftpflichtversicherung rausgefunden. Statt 330 bisher für den Polo. Hat Micha mir eben telefonisch aus Tarifa mitgeteilt. Das ist viel. Weil Zweitwagen und ich alt bin. Daher der hohe Preis. Nicht zu glauben. Dabei habe ich die günstigste Tarifklasse, weil kein Unfall. Micha will Vroni fragen, ob sie Halter sein will. Sie ist 12 Jahre jünger. Mal sehen, was Nora damit rauskriegt. Der Termin bei der Zulassungsstelle am Donnerstag bleibt erst einmal. Micha selbst will sich nicht mit dem Versicherungskram beschäftigen. Dabei wäre es für Micha ganz einfach, weil er sich im Internet gut auskennt. Ich habe meine Continental-Versicherung auch selbst ausgesucht vor vielleicht 20 Jahren. Im Internet ist ein Vergleichsportal. Das war ganz einfach. Ob ich meinen Versicherungsagenten frage? Oder selbst im Internet suche? Micha hat eindrucksvolle Fotos vom Kiten in Facebook gestellt. Mit Sprüngen und das weite Panorama der Bucht von Tarifa mit vielen Kitern. Auch Windsurfer sind jetzt draußen, konnte Micha von seinem Wohnwagen aus sehen. Die brauchen aber mehr Wind. Bei jetzt 20 B sind sie langsam. Für das Kiten reicht das schon. Kiter haben weniger Widerstand und das Segel ist höher als beim Windsurfen. Der Winddruck ist dicht am Wasser niedriger als fünf Meter über Wasser. Micha hatte einem Schweizer seinen Kite gegeben und der crashte. Und weil er dabei das Segel nicht los ließ wurde es von der Welle zerrissen. Meterhohe Wellen. Das Segel war schon voriges gerissen und genäht worden. Und ist nun nicht mehr zu reparieren. Micha will sich in Tarifa umsehen wegen eines neuen oder gebrauchten Segels. Denn er hat jetzt nur eins. Janosch ist Vorgestern zurückgeflogen nach Düsseldorf. Er muss heute wieder arbeiten. Er hatte kiten geübt. Das war die Seite 288 12h38.

Dienstag 24. Oktober 2017 12h36. Nora will mir heute die eVB Nummer sagen. Die kommt in den Antrag für die Zulassungsstelle und beweist, dass Michas Wohnwagen versichert ist. Nun gab es eine Schwierigkeit. 2000€ sind Micha zu teuer. Nora will mit Vroni als Halter eine günstigere Versicherung suchen und mir heute mitteilen. Dann muss Vroni am Donnerstag zur Zulassungsstelle. Ich versprach ihr, dass ich mitgehe. Wenn wir die Kennzeichen am Donnerstag bekommen, wird Vroni am Sonnabend mit mir das Wohnmobil aus Burglengenfeld holen. Abfahrt morgens in aller Frühe um halb fünf vom Hauptbahnhof. Ob da schon die S-Bahn fährt? Wenn nicht mit dem Auto und abends wieder abholen. Also von Fredersdorf nach dem Parken des Wohnmobils im Garten mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof. Das Tor ist übrigens am Sonntag in der notwendigen Breite fertig geworden. Es war eine anspruchsvolle Arbeit. Nun sind noch viele Büsche zu kürzen um den Parkplatz frei zu bekommen. Heute hole ich vom Baumarkt eine Benzin-Heckenschere und mache das. Außerdem sind noch viele Äste vom letzten Kettensäge-Einsatz auf den Kompost zu bringen. Dann ist alles für den Empfang von Michas Wohnwagen vorbereitet. Gestern war Hildchen-Montag. Hubert und Uwe kamen kurz zu Besuch. Uwe hat Schwierigkeit mit seinem linken Knie. Altersbedingt sagt der Arzt. Nicht arbeitsbedingt, wie alle angenommen. Das gibt Rückzahlungen des Krankengeldes. Uwe hat hier viel zu tun und seit dem Einbruch in sein Haus fühlt er sich nicht mehr recht wohl in seinem Haus. Er freut sich auf seine kleine Wohnung in der Schweiz, wo er seine Ruhe findet. Genauso wie ich mit meiner kleinen Wohnung. Ich möchte auch nicht mehr in eigenem Haus und Garten leben. Zur Miete in meinem Hochhaus ist bequemer. Keine Sorgen mit warmen Wasser, Licht, Dach und Keller. Das war die Seite 289 13h02.

Mittwoch 25. Oktober 2017 11h22. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Ich kann heute einen ruhigen Tag genießen. Überraschend. Weil gestern Christian Kraml sagte, dass er Freitag und Sonnabend nicht zu Hause ist. Also können wir das Wohnmobil erst später holen. Erst am Mittwoch nächster Woche passen Kramls, Vronis und meine Termine. Zeit gewonnen, alles gewonnen. Also fahre ich heute nicht zum Garten. Es regnet auch. Das Wetter wird schon wieder besser. Und dann kann ich weiter den Parkplatz für Michas Wohnmobil von Büschen befreien, Äste zum Kompost schaffen und den Steg über dem Tor befestigen. Vielleicht aber ist das alles nicht nötig. Denn mir fiel der leere Parkplatz vor Vronis Haus ein. Vroni will klären, ob sie dort Michas Bus parken darf. Parkplatz mit Schranke. Ist sicherer als der Garten in Fredersdorf. Trotzdem war die Torverbreiterung in Fredersdorf nicht umsonst. Micha will ja noch am Bus bauen: Solarzellen auf das Dach für die Stromversorgung und eine Gasheizung. Wie sich doch alles ändern kann. Alles hängt davon ab, dass wir morgen die neuen Kennzeichen bekommen. Ein neuer Termin kann wieder Wochen dauern. Vroni wird nun Halter und nicht ich. Nora kann eine günstigere Versicherung für Vroni als Halterin finden, hat sie gesagt. Heute will sie die eVB Nummer mitteilen. Den Zulassungsantrag hat Vroni gestern auf ihren Namen ausgeschrieben. Nun fragt es sich, ob das Kennzeichen B-US1847 von mir auf Vroni übertragen wird in der Zulassungsstelle. Die Steuern wird auch Vroni übernehmen. Hoffentlich sind sie nicht so bürokratisch und erkennen meinen von Micha mit der Zulassungsstelle vereinbarten Termin morgen um 7h50 nicht für Vroni an. Was alles so passieren kann ist kaum vorstellbar. Also morgen früh hole ich Vroni um 7h ab und dann wird die Sache schon laufen. Vroni hat den Fahrplan nach Schwandorf durchgesucht. Da fährt ein Zug vom Hauptbahnhof um halb 4. Ob da U- und S-Bahn schon fahren ist ungewiss. Die Bahnen sind seit einiger Zeit wenig zuverlässig. Das war die Seite 290 11h51.

Donnerstag 26. Oktober 2017 14h33. Es ist geschafft. Einfacher als gedacht. Alle Bedenken verflogen. 7h50 termingenau erschien unsere Terminnummer auf dem Display und die Raumnummer. 8h15 war die Zulassung erledigt. Und wir hatten die beiden Kennzeichen mit Michas Wunschnummer B-US1847 für 40€ und die Zulassung kostete 43€. Es war von Micha alles gut vorbereitet. Mit Termin kamen wir gleich an die Haustür. Vielleicht 100 mussten warten. Der Nachweis der Versicherung wurde anstandslos akzeptiert. Mein Antrag auf Zulassung auch. Nun bin ich der Halter von Polo und Bus. Die Steuer für den Bus wird von Michas Konto abgezogen. Die Haftpflichtversicherung jährlich von meinem Konto. 358€ Bus, 330 Polo. Gegenüber Noras 2000€ eine riesige Einsparung. Statt Continental- nun Leipziger Versicherung. Bei Vroni auf dem Parkplatz darf kein Wohnmobil parken. Also bleibt der Bus im Garten in Fredersdorf. Christian Kramer ist informiert, dass wir am Mittwoch 1.11.17 um 10h48 mit dem Zug in Schwandorf ankommen. Er will uns abholen. Um 3h hole ich Vroni ab. Dann geht der Zug vom Hauptbahnhof um 4h32 für uns beide 119,80€. Das ist günstig. Aber zweimal umsteigen. In Fulda und Nürnberg. Wenn wir mit dem Bus um Mittag abfahren können wir im Hellen in Fredersdorf sein. Fünfhundert Kilometer in 5 Stunden könnte zu schaffen sein. Micha kaufte eine Plane für den Bus. Die müsste Anfang nächste Woche mit der Post ankommen. In der letzten Novemberwoche werden wir sie anbringen und auch die Heizung einbauen. Micha freut sich schon auf seine erste Fahrt mit dem Bus. Ich habe das Vergnügen schon nächste Woche Mittwoch. Und zusammen mit Vroni. Das wird eine vergnügliche Tour. Übrigens an Vronis alter Heimat Chemnitz vorbei. Diese Tour kennen wir. Sind schon oft gefahren. Das war die Seite 291 15h11.

Freitag 27. Oktober 2017 13h42. Als wir im Warteraum der Zulassungsstelle saßen wurde mir die Erfolglosigkeit unserer Bemühungen bewusst. Am 2. Display - das erste war für die Terminnummer und die Zimmernummer reserviert - erschien neben der Werbung der Hinweis, dass nur die eVB Nummer gilt und die hatte ich auf der Mail von Uwe Wenzel nicht gefunden. Außerdem auch ein Hinweis, dass unser Dokument für die Abbuchung der Autosteuer nicht gilt. Das war ein Schock, der erst wich als die Dame im Büro etwas aus der Mail auf meinen Zulassungsantrag eintrug. Es ist doch schwierig und man darf die Hoffnung und den Mut nicht aufgeben. Heute will ich in den Garten die restlichen Äste zum Komposthaufen bringen. Es ist zwar regnerisch aber die Sonne kommt auch durch. Es ist alles gut vorbereitet für den Busempfang. Mit einer Behendigkeit ohne gleichen hat Vroni mit ihrem Laptop die Fahrkarten für Mittwoch bestellt und bezahlt. Das macht sie oft auf ihren Reisen. Auf meinem PC meldete sich der Virenscanner und hat das nicht zugelassen. Ich fand auch nicht das Kästchen wo man mit einem Haken den Scanner deaktivieren kann. Früher ging das. Früher war ja auch alles besser. Wie Windows XP und Word 1997. Es ist alles komplizierter geworden und damit nicht so einfach handbar. Und was noch schlimmer ist: Mit der neuen Software ist es nicht möglich, die alten Texte und Bilder in der gleichen Ordnung zu öffnen, wie sie waren. Texte und Bilder schieben sich übereinander. Das Format stimmt nicht mehr. Es ist eine Katastrophe, wenn ich meine alten Hefte jetzt drucken will. Der starke Wind wird nun wohl auch die letzten Blätter der Eichen vor dem Gartenzaun gepustet haben. Und ich kann wieder harken wie ein Weltmeister. Dabei wird der Platz für die Blätter unter der Hecke am Gartenzaun immer enger. Jedenfalls ein gutes Winterquartier für viele Igel. Wenn es doch welche gäbe. Einmal hatte Hildchen schon einen Igel im Garten gefunden. Aber da ich morgens und abends nicht im Garten bin habe ich wohl auch keine Gelegenheit Igel zu sehen. Das war die Seite 291 14h09.

Sonnabend 28. Oktober 2017 13h29. Micha schrieb auf Facebook etwas über den Roboter Sofia und gab einen Link darüber. Sofia hat in Saudi Arabien die Staatsbürgerschaft erhalten. Sie kann schon viele Aktivitäten: Laufen, Tür aufmachen, im Schnee durch den Wald laufen, hinfallen und wieder aufstehen. Im vorigen Jahr wollte sie noch die ganze Welt zerstören, heute sagt sie: Wenn ihr mir nichts tut, dann tue ich auch euch nichts. Hoffentlich, schrieb Micha. Ich entgegnete, dass Sofia nichts erfinden kann. Wut, Gier, Liebe sind ihr fremd. Da brauchen wir keine Angst zu haben. Aber da sind wohl manche, die mit den Robotern Angst verbreiten wollen. Eine durchsichtige Sache. Denn ängstliche Menschen lassen sich leicht manipulieren. Und das bringt mehr als Werbung. Die Wirklichkeit ist spannend, die Fantasie nicht greifbar. Deshalb schreibe ich hier über die Wirklichkeit und nicht über Illusionen. Gestern holte ich aus dem Baumarkt noch ein Alu-Profil und eine Gartenzange für Äste und Zweige. Das war wirklich gut. Das Dickicht links zu Wolfs ist nicht so einfach wegzukriegen. Aber da soll der Bus stehen. Ich habe das Gefühl es wird immer früher dunkel. Und ab morgen nach dem Zurückstellen der Uhr um eine Stunde ist es schon um 17h dunkel. Nicht zu fassen. Also auch am Mittwoch, wenn wir mit dem Bus in Fredersdorf ankommen. Egal wie. Hauptsache er ist im Garten. Micha wartete am Strand auf Wind. Da war ein dunkler Strich am Horizont. Das sollte der Wind sein. Drei Winde treffen sich in der Bucht: Thermik, Land- und Seewind. Nun wird Micha jetzt wieder auf dem Board stehen. Es ist aber auch sehr anstrengend. Michas Rücken schmerzt. Das schlafen im Bus ist vielleicht auch nicht sehr erholsam. Nichts geht über mein Bett mit Lattenrost, Matratze und zwei Auflagen von Loli, zwei Meter zwanzig lang. Ich schlafe wie ein Stein. Das ist angenehm. Trotzdem bin ich immer müde. Erst zum Abend und gegen Mitternacht bin ich fit. Das macht aber nichts. Das war die Seite 292 13h55.

Sonntag 29. Oktober 2017 13h20. Das war eben ein Schock: PC auf dem Display aber kein Aufbau. Dabei war zu hören, dass der PC arbeitete. Alle Verbindungen vom PC zum TV-Display prüfen, alles ausschalten und nach einigen Minuten wieder anschalten. - Reparatur gelungen. OK. Der Sturm lässt auch langsam nach. 120 kmh waren angekündigt. Die 40 m hohen Pappeln sind völlig ohne Blätter. Aber die halb so hohen Ahorn, Linden und der Götterbaum haben noch ihre Blätter. Nur wenig zu gelb gefärbt. Es war ein lauter Sturm. Stundenlang tönte es durch die offene Balkontür. Woher kommt dieser Krach? Das müssen die Zweige  und Äste sein. Sie vollführen auch einen mächtigen Tanz im Sturm. Dann abschwellend bis zur totalen Ruhe Und wieder von weit entfernt immer näher kommend dieser wirbelnde Krach. Das geht auf die Nerven. Aber ist auch schön. Ein Ausdruck der Stärke der Natur. Eine Revolution. Endlich ist einmal was los. Und dann dringt ein heller Sonnenstrahl durch die dicken weißen und schwarzen fliegenden Wolken. Ja, da ist was los. Aber wie vorhergesagt, am Nachmittag Beruhigung. Also kann ich zum Garten fahren weiter aufräumen. Im TV zeigten sie gestern weltbewegende Attentate: Die Ermordung Cäsars durch die Senatoren im alten Rom, die Ermordung des österreichischen Tronfolgers Ferdinand und seiner Frau durch einen serbischen Freiheitskämpfer - was zum Ausbruch des ersten Welkrieges mit zehn Millionen toten Soldaten führte - durch 2 Pistolenkugeln, auch im offenen Wagen die Ermordung JFK in Dulles, die Ermordung der israelischen Olypmpiamannschaft in München durch Palästina-Freiheitskämpfer - der Organisator ist bis heute Stolz darauf! - und 9/11 - dreitausend Tote Zivilisten besonders in den beiden Türmen des Welthandelszentrums in New York. Wird doch alles schlimmer? Früher gab es auch viele Verbrechen. Das war die Seite 293 13h44.

Montag 30. Oktober 2017 11h39. Gestern begann die MEZ - Mitteleuropäische Zeit. Bis morgens um 3h war die MESZ - Mitteleuropäische Sommerzeit. Um 3h MESZ wurde eine Stunde auf 2h MEZ zurückgestellt. Durch die MESZ soll Lichtenergie, also Strom gespart werden. Wir gehen abends eine Stunde früher ins Bett. In den vielen europäischen Ländern zusammen macht das schon was aus. Da es morgens früher hell wird, wird weniger Strom für Licht verbraucht. Das ist aber vielen Menschen nicht plausibel. Mir schon. Die Polen wollen im nächsten Jahr keine MESZ. Dann haben sie aber das Problem rundherum an den Grenzen. Unsere MEZ richtet sich nach der Ortszeit am 15. Längengrad, der durch Görlitz geht. Früher sagte man deshalb auch Görlitzer Zeit. Alle 15 Längengrade ist die Sonne eine Stunde weiter. Also 360 Längengrade rund um die Erde gleich 24 Stunden gleich ein Tag. Eine Sache, die zwar klar ist, aber kaum verständlich. Jedenfalls nicht sehr einfach. Am 180. Längengrad entsteht der neue Tag. Das wurde einmal so festgelegt. Da hat man das Theater nicht vor der Tür in Europa. Der Nullte Längengrad geht durch London, genauer durch Greenwich früher ein eigenständiger Ort, heute ein Teil von London. Die Engländer sind Seeleute und hatten auf der ganzen Welt Kolonien. Daher das Bedürfnis das Erdenrund einzuteilen. Damit man auch auf dem Wasser immer weiß, wo man ist. Zusammen mit Breitengraden ergibt sich für jeden Punkt der Erde eine genaue Ortsbestimmung. Jan Klima sagte vor Jahren, seine Mitarbeiter fahren nicht mehr nach einem Ort, sondern nach den Koordinaten, also nach Längen und Breitengraden, sie wissen nicht wo sie sind und welche Orte rundherum sind. Das war besser, als wir nach Landkarten fuhren. Jan hat eine Firma, die sich mit Landvermessung beschäftigt. Mit den Satteliten und der Navigation damit hat sich natürlich bei den Landvermessern alles vereinfacht. Früher mussten sie von mehreren Punkten den neuen Punkt bestimmen. Heute können sie es mit der Sattelitennavigation sofort vom Instrument ablesen. Wie jeder mit seinem Navi. Das war die Seite 294 11h58.

Dienstag 31. Oktober 2017 11h59. Heute vor 500 Jahren soll ein gewisser Martin Luther 95 Thesen gegen die katholische Kirche auf einem Zettel an die Tür der Kirche in Wittenberg genagelt haben. Luther war der Pfarrer und wurde in der Folge bekannt als der Gründer der evangelischen Kirche. Heute existieren davon eine Unmenge von Kirchen mit unterschiedlichen Ansichten. Aber alle sind gegen den Papst und die Katholiken. Jürg Frei, geschiedener Mann von meines Bruders Kurt Buchholz Tochter Heike sagte, dass es normal ist in der Schweiz, dass die kleinen Kinder sofort mit der Taufe in die Kirche übernommen werden. Wenn sie nicht drin bleiben wollen, können sie ja später wieder austreten. Die Schweizer Kirche ist auch eine Art der evangelischen Kirche. Also ich entgegnete Jürg etwas, wie Freiheit ist das ja wohl nicht. Da bin ich doch sehr für die Trennung von Kirche und Staat. In der Art wie etwa in der DDR. Und wie ich es in meiner Familie von kleinen auf erlebte: Religion und Kirche existierte einfach nicht. Dafür Bücher lesen, Nachrichten aus aller Welt verfolgen, Natur erleben, Freunde haben. Auch von unseren Freunden und Verwandten kann ich mich nicht an Glauben erinnern. Die Wirklichkeit war wichtig. Keine Fantasien oder Illusionen. Das hat mich geprägt. Darum schreibe ich das hier. Nur die Wirklichkeit zählt. Allerdings gehört zur Wirklichkeit auch die Tatsache von Millionen Gläubigen in aller Welt. Ein Rudiment aus einer Zeit als der Glaube und die Kirchen und Moscheen bestimmend waren für jeden Menschen. Seit einigen hundert Jahren aber hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es kein übernatürliches alles bestimmende Wesen, einen Gott oder ähnliches gibt. Aber es gibt Trost, wenn man im Elend ist. Das war die Seite 295 12h22.

Klaus Buchholz: Jeden Tag eine Seite schreiben, November  2017. Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Meine blinden 10-Fingerübungen. Datei Nr. 119/11. 30.11.2021.  Kopien Angela, Beatrice, Michael, Sissi, Line, Vera, Alex, KB.

Mittwoch 1. November 2017 22h17. Alles hat gut geklappt. Vroni und ich stiegen früh im Hauptbahnhof um halb 5 in den Zug nach Interlaken. In Fulda umsteigen. Von dort ging es mit einem Zug aus Hamburg bis Nürnberg. Und dann mit einem Vorortzug bis Schwandorf. Dort reihen sich die Gemeinden wie an einer Perlenschnur durch das Land. Christian Kraml war pünktlich am Bahnhof und er fuhr uns nach Burglengenfeld. Da ist tatsächlich eine  Burg. Auf einem Berg. Noch gut in Takt dient sie schwer erziehbaren Jugendlichen als Heim. Michas Bus erhielt die Berliner Kennzeichen und nach einem gemeinsamen Teeumtrunk und 59 l Diesel tanken in der gegenüberliegenden Tankstelle starteten wir um 12h in Richtung Garten Fredersdorf. Bei Niesel mit einer Geschwindigkeit von 80 bis 140 kmh. Die rund 500 km schafften wir in guten 5h. Wie geplant. Allerdings war es am Gartentor schon stockdunkel. Aber unter wachsamer Einweisung von Vroni konnte ich den Bus durch das erweiterte Tor auf den vorgesehenen Parkplatz steuern. Wir waren zufrieden und wanderten zum Bahnhof Fredersdorf. Die Überraschung: Bus Ersatzverkehr. Bis Mahlsdorf. Die S-Bahn ist kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr. Endlich am Hauptbahnhof angekommen, konnten wir auch den Polo auf dem Parkdeck B finden. Im langen Stau ging es die Frankfurter Allee entlang nach Hause. Dabei drohte mir ein wütender Fahrer Prügel an. Ich wäre rückwärts auf sein Auto gestoßen. Ich hatte einen leichten Ruck verspürt. Aber rückwärts gerollt zu sein erschien mir nicht wahr. Eher war er zu dicht aufgefahren und angestoßen. Zu sehen war nichts. Er fuhr noch eine Weile im Stau dicht hinter uns. War dann aber verschwunden. Es kostet Nerven, eine halbe Stunde die Frankfurter Allee von der Friedenstrasse bis zur Höhe Ringcenter mit stopp und go zu befahren. Das war die Seite 296 22h46.

Donnerstag 2. November 2017 23h51. The eagle is landed. Schrieb ich Micha auf WhatsUp. Aber dann kam eine Telefonverbindung zu Stande. Micha ist nördlich von Hurghada. In der Nacht gelandet. Und nun beim Frühstück. War auch nicht so einfach der Flug mit den Kite-Sachen. Jetzt sind es 8-13B. Und Micha wird gleich zum Beach gehen. Ein spezielles Hotel nur für Kite-Freaks. Die Bucht ganz ohne Wellen und wenig Kiter im Verhältnis zu Tarifa. Und überall Armee und Polizei. Nachts als sie ankamen kein Einlass. Sie mussten auf einer Liege draußen schlafen. Aber drinnen alles perfekt. Sogar sind Leute zum Aufblasen des Schirms da. Micha freut sich, dass es mit dem Bus so hervorragend geklappt hat und dankt Vroni und mir. Ist ja auch eine tolle Sache gewesen. In Vogelsdorf bin ich von der Autobahn runter und hätte fast einen Straßenteiler gerammt, der da unbeleuchtet mitten auf der schon engen Straße ist. Im letzten Augenblick das Steuer rumgerissen. Und dann in der Fließstraße ein langer Stau, wie ich ihn noch nie gesehen habe an dieser Stelle. Und nach einer halben Stunde laufen am Bahnhof Fredersdorf die Überraschung: Busverkehr bis Mahlsdorf. Und der fuhr jeden Bahnhof bis dahin an: Neuenhagen, Hoppegarten, Birkenstein, Mahlsdorf. In den engen Nebenstraßen die großen Linienbusse. Eine fahrerische Meisterleistung von Männern mit Nerven wie Drahtseile. Und die vielen engen Kreisverkehre. Es ist ein Straßenwahnsinn. Und im dunkeln. Über so manchen Kantenstein ging es holter die polter drüber weg. Das erinnerte an die Schienen bis zur Westgrenze. Erst danach wurde der ICE ruhig. Und auch der Vorortzug von Nürnberg nach Schwandorf. Laut und ruppelig. Aber das einmal erlebt zu haben ist eine wichtige Erfahrung wie es so im Land noch aussieht. Warum setzten sie nach Mahlsdorf nicht kleine Busse ein? Wie in der Türkei. Wie wir das zwischen Antalia und Alania erlebten. Klein, wendig und halten überall wo einer die Hand ausstreckt. Das war die Seite 297 13h14.

Freitag 3. November 2017 14h42. Nördlich von Hurgada fand ich Michas Kite-Resort in Google Earth doch nicht. Da sind an der Küste des Roten Meeres viele Hotels und Villen. Aber auch noch viele freie Stellen. Micha erzählte von vielen Ruinen, halb fertigen Bauten an der Strasse. Der Bauboom wird durch die Freiheitskämpfer gestört. Wie damals vor 30 Jahren als wir in Hurgada tauchen waren. Da war auch alles voll Militär. Überall Sicherheitskräfte. Im Gang vor dem Hotelzimmer ein Uniformierter mit Maschinenpistole. Und auf der Tour nach Kairo im Bus auch einer. Mit einem deutschen Maschinengewehr, wie er stolz erzählte. Es ist ein großes Geschäft der deutschen Waffenfabriken. Fünf Milliarden € Waffen wurden offiziell von Deutschland voriges Jahr exportiert. Dazu kommen auch Truppentransporter und vieles was die Kriegsgegnern brauchen in aller Welt. Bringt das Frieden? Bestimmt nicht. Aber wenn wir nicht, dann liefern andere. Eine schlimme Sache. Ich harkte gestern noch Eichenblätter von der Strasse in den Garten und machte Fotos von Michas Wohnmobil. Ein gemütliches Teil. Hinten oben rechts eine Delle. Aber Wasser kommt nicht rein. Alles trocken. Nur wenige Fotos konnte ich mit WhatsApp machen. Quer über dem Foto stand plötzlich: Wiederholen. Trotzdem kamen einige Fotos bei Micha an. Er freut sich schon auf das Fahren mit dem Wohnmobil. Hatte er ja noch nicht. Und ich fünfhundert Kilometer. Dass mir die Waden weh taten vom Kuppeln, Gas geben und bremsen. Heute fahre ich nicht raus. Da wäre auch noch einiges zu tun. Abgesehen von den Eichenblättern. Micha fragt, ob da jemand ist, der die Delle am Wohnmobil spachteln kann. Ich schlug Pries & Friese vor. Da müsste ich dann nach Neuenhagen fahren mit dem Wohnmobil. Aber da kein Wasser durchkommt, kann es nur schlimmer werden wenn daran herum gewerkelt wird. Das war die Seite 298 15h03.

Sonnabend 4. November 2017 17h31. Heinz rollerte mit seinem Rollator in den Garten. Außen herum, über die Straße, denn uns trennt Erwins Zaun. Alte Zeiten und neue Politik. Eine Erinnerung an Dr. Manasse: Es muss 1937 gewesen sein. Als Jude durfte er nicht mehr praktizieren. Heinz bekam von seiner älteren Schwester einen schmerzhaften Schlag über den Kopf. Die Wunde heilte nicht. Da kam Dr. Manasse aus Petershagen und drückte einen Dorn heraus. Das sind Ereignisse, die im Gedächtnis bleiben. Der Arzt war mit Fabrikbohm  befreundet. Der war schon gleich nach der Machtergreifung der Nazis in die NSDAP eingetreten. Nur wegen der Kariere, meint Heinz. Denn er verhielt sich auch gut zu den ausländischen Arbeitern in seiner Fabrik, Polen und Belgier. Das bestätigte auch die Mutter von Heinz. Bohm war zu allen gut und verlangte nicht den Hitlergruss. Sagte selbst nur guten Tag. Ganz im Gegensatz zu dem Bewohner in der Gustav-Freitag-Strasse auf dessen Haus stand: Haus Windhuk. Ein Vorfahr war wohl Kolonialbeamter. Der verlangte von Kindern den deutschen Gruß, also Heil Hitler und den rechten Arm nach vorn strecken. Wir saßen eine Weile zusammen. Aber es wurde schon bald kühl und dunkel. Behelfsmäßig befestigte ich noch den Steg über das Tor. Da ist noch ein Aluminium Profil zu kaufen und es sind noch einige Löcher zu bohren. Mal sehen wie das Wetter morgen wird. Montag bin ich bei Hildchen und Dienstag ist Klassentreffen und abends Bürgerjury. In der Bürgerjury haben wir sieben Vorschläge zu begutachten. Trotzdem sind auch dann noch nicht unsere zehntausend € ausgegeben. Die haben wir für dieses Jahr. Im Mai nächsten Jahres ist Europawahl. Bin gespannt, ob sie mich wieder holen. Ich mache dann natürlich auch wieder mit. Nicht nur weil es Spaß macht, sondern weil es notwendige gesellschaftliche Arbeit ist. Leider drücken sich davor viele. Das war die Seite 299 17h55.

Sonntag 5. November 2017 12h24. Kein Regen. Irrtum des Meteorologen. Also raus den Steg über dem Tor befestigen. Es sieht auch besser aus. Ohne ist das Tor unvollständig. Heute ist der erste verkaufsoffene Sonntag vor Weihnachten. Da werde ich das Alu-Profil holen. Und die Ringe für den Balkon-Vorhang. Die sind verschlissen am Stahlseil durch das Hin- und Herziehen. Gestern in der Sonne ist der Vorhang getrocknet und nun abgenommen und verstaut für den Sommer 2018. Hoffentlich nicht zu heiß. 2017 war der Sommer durchwachsen. Nicht so heiß wie 2015 und 2016. Das betrifft nur Berlin und Umgebung. Im Westen ist das Wetter anders. Am Freitag zeigte das Kalenderblatt einen Feiertag. National Kandy Day. Nur USA. Kandy, sweets and treats. Deshalb sind die Amis so dick. The tootsi roll ist seit 1896 beliebt. Einzeln eingepackte Schokoladenteile. Der Erfinder nannte diese Süßigkeit nach seiner Tochter. Es geht um den Kommerz. Ein Glück für mich, dass es im Krieg nichts Süßes gab. Da konnte ich nicht dick werden. Erst nach dem Krieg gab es etwas. Ein sowjetischer Soldat gab mir einen Bonbon. Ein Leckerbissen. Nicht zu vergessen. Es war in der Giselherstrasse in Fredersdorf. Und aus dem Schloss holten viele Fredersdorfer große Mengen Kartons mit Würfelzucker. Da bekam ich auch einige. Ich selbst achtete das Verbot meines Vaters, nicht in das Schloss zu gehen. Es war auch nur wenige Tage offen. Dann wurde Krankenhaus der sowjetischen Armee und später Funkstützpunkt. Die Gitterstäbe in der Mauer zur Straße wurden mit Holz vernagelt und grün gestrichen. Keine Sicht auf das Schloss. Nach Abzug der sowjetischen Truppen in den 1950er Jahren verfiel alles. Die Trümmer wurden abgetragen und nach der Wende ein Altersheim errichtet. Der Katharinenhof. Juntke war da auch in der Zeit seiner geistigen Umnachtung. Das war die Seite 300 12h46.

Montag 6. November 2017 11h46. Ich wollte Friedchen mitteilen, dass ich morgen zum Klassentreffen komme. Der Sohn war am Telefon: Wir sind am umräumen, morgen kommt Vater um 9h aus dem Krankenhaus, es sieht schlecht aus, keine Luft, kann nicht gehen, bekommt spezielles Bett, Mutter geht es den Umständen entsprechend, sie kann sich nicht um das Klassentreffen kümmern und wird morgen bestimmt nicht kommen. Friedchen hatte mit der Mädchengruppe unsere Klassentreffen organisiert. Seit der Wende. Aber sie will nicht mehr. Es kommen zu wenig. Merkwürdig: Unsere Oberschulklasse ist noch besser in Schuss. 10 kamen voriges Jahr und 20 ehemalige Schüler kamen 2015. Aus der Grundschule kamen letztens 8. Auch Anita Daase nicht. Sie wohnt in Berlin. Anita und Friedchen sind die einzigen noch lebenden, an die ich mich in der Schulzeit erinnern kann. Bernd Hanisch, Klaus Uhlig, Kutte Bork, Isleib, mein Cousin Günter sind verstorben. Puppchen Falkenberg ist wohl nur einmal gekommen, obwohl sie in Petershagen wohnt, also gleich um die Ecke. Aber es gibt auch nur noch wenige Erinnerungen an die Schulzeit wenn die nicht mehr da sind. Mit Bernd und Klaus hatte ich den gleichen Schulweg. Da klauten wir Äpfel und beobachteten Eidechsen, die sich im Hohlweg der Freiligrathstrasse sonnten. Im Winter lief ich mit Bernd Schlittschuh auf dem Pfuhl. Im Sommer kletterten wir auf die alten hohlen Weiden, die um den Pfuhl standen. Bernd kaufte das Nachbarhaus in der Gunterstraße und hatte da seine Familie mit Frau Inge, dem Sohn Jörg und seiner Tochter Sabine. Als Bernds Eltern starben zog Jörg in Bernds ehemaliges Geburtshaus. Bernds Mutter hatte Alsheimer, war aber trotzdem immer gut gelaunt. Wie meine Mutter. Immer fröhlich in geistiger Umnachtung. Man merkte es auch nicht gleich. Sie waren gut zu Fuß und sprachen ganz normal. Aber das Gedächtnis war weg. Keine Erinnerung. Weder kürzliche noch frühere Erinnerungen. Aber immer freundlich und froh. Vielleicht nicht verkehrt. Das war die Seite 301 12h16.

Dienstag 7. November 2017 11h33. Ein historisches Jubiläum. Heute vor 100 Jahren war die Oktoberrevolution. Die Kommunisten übernahmen die Macht in Russland. Es entstand die Sowjetunion. Aus dem rückständigen Russland entstand eine Weltmacht. Nicht so einfach, nicht von allein. Sondern die unzufriedenen hungernden Bürger, Soldaten und Bauern stürzten die Kerenski-Regierung, die den Krieg weiter führen wollte. Die Führer der Revolution Lenin und Trotzki beendeten sofort die Teilnahme am ersten Weltkrieg und gaben den Boden den Bauern und Landarbeitern und die Betriebe den Arbeitern. Großgrundbesitzer, Adel, Militär, Kirche setzten sich zur Wehr. Es kam zum blutigen Bürgerkrieg. Die Regierungen von England, Frankreich, USA und andere schickten Truppen gegen die Kommunisten. Aber nach jahrelangem entbehrungsreichen Kampf siegten die Kommunisten und begannen mit dem Aufbau des Landes. Eine tolle Leistung. Nur möglich mit der Unterstützung der Mehrheit des Volkes. Das erste Land mit dem Ziel einer sozialistischen Gesellschaft. Alle anderen Länder befürchteten Revolutionen in ihren Ländern und machten alles schlecht was kommunistisch war. Bis heute ist diese Angst Grundlage der Politik vieler Länder und ihrer Machthaber. Denn sie fürchten um ihren Reichtum. Sie haben die Medien unter Kontrolle und manipulieren den Antikommunismus. Wenn auch die Sowjetunion und viele sozialistische Staaten untergingen, die Volksrepublik China existiert. Und auch Kuba. Sie können den Spagat schaffen zwischen Egoismus und Humanismus. 800 Millionen Menschen leben in Not und Elend auf unserer Erde  während andere Millionen Menschen im Überfluss leben. Allein ihre Reste würden den Hunger in der Welt stillen. Rüstungen und Krieg verschlingen Menschen, Arbeit und Bodenschätze. Immer mehr Menschen setzen sich für eine Änderung der Verhältnisse ein. Das war die Seite 302 12h09.

Mittwoch 8. November 2017 12h12. Tag des Chemiearbeiters in der Deutschen Demokratischen Republik. Mein Betrieb VEB Elektrokohle Lichtenberg -EKL- gehörte zum Ministerium der Chemischen Industrie. Und so wurde dieser Tag gefeiert. Mit einer Veranstaltung im Wilhelm Pieck-Saal unseres Kulturhauses, mit einer Rede des Betriebsdirektors, in dem die Erfolge des Betriebskollektivs gewürdigt wurden und man zeichnete verdiente Arbeiter und Angestellte als Aktivisten - mit 200 bis 500 Mark - der sozialistischen Arbeit aus. Dann gab es ein Bankett und Musik und Tanz. Der Saal war voll fröhlicher Menschen. Und auch die Jugendbar und der Maxim Gorki Saal. Das war der jährliche Tag des Chemiearbeiters im EKL. Einmal am Abend bat mich "Rotkehlchen" - so wurde er genannt, ihn mit seinem Wartburg nach Hause zu fahren. Er war volltrunken. Dabei ging seine Kupplung kaputt. Es hatte gefroren und da muss Wasser reingekommen sein. Jedenfalls schaffte ich es, ihn nach Hause zu fahren. Gestern war übrigens auch ein denkwürdiger Tag - außer der Oktoberrevolution -. Der erste Trabant war vor 60 Jahren vom Band in Zwickau gerollt. Das erste Auto mit voller Plaste-Karosserie. Das hatte mich sofort begeistert. Ich wollte keine Rostlaube. Obwohl ich später feststellen musste, dass er doch rostete. Nicht die Plaste. Aber die Schweller am Boden unter den Türen und die Radgehäuse. Ich hatte sechs Trabis in 49 Jahren und bin um die 800 000 km gefahren. Von Rügen im Norden bis Italien am Gardasee im Süden, von Danzig im Osten bis Holland in Texel im Westen. Und ich reparierte selbst. Nicht nur weil es billiger war, sondern ich blieb nicht liegen und musste eine Werkstatt rufen, es machte auch Spaß und war jedes mal ein freudiges Erfolgserlebnis, wenn er wieder fuhr. In meinem Bordbuch notierte ich die Kilometerzahl, Tanken, Reparaturen und Reiseziel. Die Hoffnung nun beim VW Polo auch selbst etwas machen zu können gab ich längst auf. Es ist wie bei allen Geräten jetzt: Undurchsichtig und verbaut. Das war die Seite 303 12h40.

Donnerstag 9. November 2017 12h03. Am 9. November ist vieles passiert: 1918 floh der deutsche Kaiser Wilhelm II nach dem verlorenen ersten Weltkrieg nach Holland. Eine Revolution der Marine, Soldaten und Arbeiter zerbrach die Monarchie. Wilhelm II war eindeutig Schuld am Krieg mit zehn Millionen toten Soldaten aus Frankreich, Deutschland, Österreich, Russland, England, USA, Türkei, Indien, Australien und Afrika. Nur durch die bedingungslose Unterstützung von Wilhelm II für die Kriegsabsichten der österreichischen Regierung glaubte diese an den Sieg und erklärte Serbien den Krieg. Am 9. November 1938 zündeten die Nazis die Kirchen der Juden an und sie brachten viele um. Das war die sogenannte Kristallnacht in Nazideutschland. Letztendlich wurden sechs Millionen Juden ermordet nur weil sie Juden waren. Frauen, Kinder, Alte, alle. In extra gebauten Gaskammern, durch Massenerschießungen, durch Einleiten von Auspuffgas in LKW, durch medizinische Versuche und andere schlimme Methoden. Am Donnerstag 9. November 1989 abends öffneten die Grenzsoldaten der DDR die Übergangsstellen nach Westberlin. Die Mauer und die DDR zerbrachen. Die BRD gliederte die DDR ein. Wir hatten unsere Chance nicht genutzt. Der erste sozialistische Staat auf deutschen Boden war Geschichte. Und die überwiegende Mehrheit der ehemaligen Bürger der DDR wählte CDU und SPD. Die Nachfolger der ehemals beherrschenden Partei der DDR die SED konnte sich gerade so über die 5% Hürde retten. Auch die Sowjetunion und der Warschauer Pakt der sozialistischen europäischen Länder zerbrachen. Meine Hoffnung auf eine gerechte Gesellschaft im Sozialismus. Der Beutekapitalismus traf uns mit voller Kraft. Die Schere zwischen Arm und Reich  geht weiter auf. 16 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut bedroht, wird berichtet. Und Kinderarmut. Das war die Seite 304 12h32.

Freitag 10. November 2017 11h24. 1989 nach dem Fall der Mauer am 9. November war der 10. November auch ein Freitag. An diesem Tag ging ich wie gewohnt zur Arbeit und erfuhr erst von meinen Kollegen die Aussage von Schabowski, dass die Übergangsstellen ab sofort geöffnet sind. Nach der Arbeit vor dem Fernseher sahen wir die Massen über die Grenze gehen und fahren. Kurz vor 19h bin ich los. Erst zur Polizeistelle in der Josef Orloppstrasse - heute Sewanstrasse - für ein Visum. Ich drängte mich als letzter durch die Tür und bekam einen Stempel in meinen Personalausweis. Dann im Trabi zur Sonnenallee. Von dieser Grenzstelle hatte ich Jürgen und Christiane abgeholt, als sie uns vor Jahren besuchten. Der Stau begann schon in der Köpenicker Allee, dann über Baumschulenweg zur Grenze. Dort ließen die Grenzer alle ohne Kontrolle rüber. Blumen und Sektflaschen lagen da. Und die Strasse war voll von Westberlinern, die sich freuten und lachten und auf das Autodach klopften. Dann nach Steglitz. Das war nicht einfach. Ich hatte nur einen alten Stadtplan. Tante Gretel und Herbert Buchholz waren noch wach als ich endlich ankam. Das war ein Wahnsinn. So unverhofft. Am Wochenende als die Grenze 1961 geschlossen wurde, war ich mit Vera auch bei ihnen. In der Bergfriedstrasse. Wir hatten ihren Sohn Jürgen im Krankenhaus besucht. Er hatte einen Betriebsunfall. Mit den Fingern in ein Kettenrad. 28 Jahre hatten wir uns nicht gesehen. Herbert war 1989 krank. In der Ecke standen Sauerstoffflaschen. Er hatte Schwierigkeiten mit dem Atmen. Und er hatte Parkinson, was sich an merkwürdigen Armbewegungen nach oben und zur Seite zeigte. Sonst war alles wie vor 28 Jahren. Das gleiche  berlinern, die gleiche Lustigkeit und Freundlichkeit. Es war ein überwältigendes Erlebnis. Ich hatte ja in der Zwischenzeit schon oft versucht, sie wenigstens an Geburtstagen zu besuchen. Aber wurde immer von der Volkspolizei abgewiesen. Das war die Seite 305 11h52.

Sonnabend 11. November 2017 12h20. Vor 28 Jahren war auch Sonnabend und ich besuchte mit Michael meine Cousine Rita und ihre Familie im Wedding, in der Nähe des heutigen Hauptbahnhofs. Gretel und Herbert waren auch da. Micha spielte am PC. Das war etwas besonderes. Gegenüber unserem PC von Robotron. Mit Micha besuchte ich auch meinen Cousin Günter in Tempelhof. Er hatte kaum Kontakt zu seinen Eltern Gretel und Herbert und zu Rita. Da gab es Streit im Anglerverein in dem sie alle Mitglied waren und auch ein kleines Holzhäuschen am Teltowkanal hatten. Herbert hatten die Mitglieder als Vorsitzenden gewählt und Gretel als Kassiererin. Am Teltowkanal gab es jedes Jahr auch Wettangeln. Günter wohnte mit Liesbeth zusammen seit seine Frau Heidemarie an Krebs verstorben war. Im gleichen Haus wohnte auch Liesbeths Mutter. Nun sind alle seit Jahren schon verstorben. Nur die Erinnerungen bleiben. Zum Beispiel hatte Günter ein schweres großes Fahrrad im Keller, das er Michael schenkte. Auf dem Trabi fuhr ich es in den Tierpark. Günter hatte auch ein kleines Grundstück in der Siedlung gegenüber. Da baute ich für seine  Karnickel einen Stall mit sechs Boxen. Material holte ich vom Baumarkt. Das war sehr bequem. Aber Günter war das zu teuer. Er hatte sich das billiger vorgestellt. Aber die Preise im Osten waren wie im Westen. Und ich legte ihm alle Rechnungen vor. So war ich nach der Wende oft in Westberlin. Auch durch Drachenfliegen und Eissegeln. Unsere Sportclubs wurden von den Westberliner Clubs übernommen. Da machten einige nicht mit. Ich ja. Und auch Hennig Rüstau. Wir kauften den Hängegleiter Cloud III von einem Mitglied des Drachfliegerclubs Berlin, Uli Clasen. Für 500 DM und einen Helm. Wir lernten auch Klaus Domina kennen, der einen eigenen Club aufmachen wollte. Bei ihm lernten Hennig und ich fliegen. Auf dem Rodelabhang am Teufelsberg im Grunewald. Klaus hatte mehrere Drachen in seinem Transporter. Und zum Wochenende trafen wir uns am Berg in Saarmund. Das war die Seite 306 12h49.

Sonntag 12. November 2017 14h21. Wo mag Klaus Domina sein? Genauso wie Jürgen, bei dem wir das windsurfen lernten. Vroni und ich. Beide sind verschwunden. Jedenfalls aus meinem Blickwinkel. Klaus Dominas Mutter hatte einen Blumenladen in der Turmstrasse. Da wohnte wohl Klaus auch. Ich stelle mir vor, dass beide irgendwo in der Welt sind, wo sie ihrem Hobby professionell frönen. Jürgen schwärmte damals schon - also zu EKL-Zeiten - vom kiten. Als niemand etwas davon wusste in der DDR. Und Klaus Domina war als Westberliner schon in vielen Ländern mit seinen Drachen geflogen. Er hatte Fotos und Videos. Zum Beispiel an den Kreidefelsen an Englands Kanalküste. Wir feierten zusammen in Vronis Tierparkwohnung. Ich vergesse nicht seinen großen Teller mit Südfrüchten. So kurz nach dem Fall der Mauer war das was Besonderes für uns. Da zeigte er mir auch seine Narben am verletzten Bein. Er war böse abgestürzt mit dem Drachen. Das Bein wurde mit einer Bandage gestützt. Aber das tat seiner Begeisterung für das Drachenfliegen keinen Abbruch. Er erzählte gern von seinen vielen Abenteuern. Drachenschule Berlin nannte er seinen Club. Aber daraus wurde nichts und er hat sicher die Stadt verlassen. Eine starke Persönlichkeit. Er wird sein Leben leben, wie er will. Vor 28 Jahren nach dem Fall der Mauer war ich oft in der Amerika-Gedenkbibliothek. Da war ich auch schon vor dem Mauerbau 1961 um mich in internationalen Zeitungen zu informieren. Und so war einer meiner ersten Trabifahrten nach Westberlin nicht nur wegen meiner Verwandten von Herbert Buchholz Seite. Sondern auch zur Amerika-Gedenkbibliothek, um mich über das Drachenfliegen zu informieren. Die hatten zahlreiche Bücher darüber. Und am Anfang kostete es den Ossis nichts. Als ich dann Mitglied des Drachenflieger Clubs Berlin - DCB - wurde, nahm ich in Westberlin an den monatlichen Sitzungen teil. Das war die Seite 307 14h46.

Montag 13. November 2017 11h24. Ich wurde sogar als sportlicher Leiter des Drachenfliegerclubs Berlin gewählt. Ich organisierte Flugwettbewerbe. Besorgte Sachprämien von den umliegenden Gewerbetreibenden  für die verschiedenen Flugwettbewerbe: Zielflug, Zielabwurf, längster Flug und so weiter. Abends gab es die Siegerehrung mit der Bevölkerung und Musik und Tanz. Wir hatten nur ein Gerät zum hochziehen der Drachen. Wir übernachteten in Zelten und alle waren begeistert. Und mir machte das Organisieren Spaß. Ich flog auch mit. Und hatte vom Fluglehrer Uli Clasen nur einen Flugschein, dass ich Lernender bin. Insgesamt habe ich in den ersten Jahren nach der Wende rund 150 Starts gehabt. Vom Berg und an der Leine. In Österreich stürzte ich bei der Flugschule ab. Mir ist nichts passiert weil ich den Drachen aufwärts an einen Abhang steuern konnte. Und an der Winde in Saarmund stürzte ich auch einmal ab. Konnte aber den Drachen noch kurz vor dem Aufschlag stabilisieren, also in Landeposition bringen. Ich war in etwa 100 m Höhe über den rechten Flügel abgekippt. Das war an der Zugleine. Ich hätte früher auslösen müssen. Aber ich wollte noch höher gezogen werden. Und da war die Leine zu steil und der Drachen hatte zu wenig Vortrieb. Es gab einen Abriss der tragenden Luft. Und ich stürzte seitlich über den rechten Flüger runter. Der Kommentar des Fluglehrers an der Winde Lukas Bader war trocken: Landest du immer so? Dann erlebte ich den tödlichen Absturz einer Flugschülerin aus 20 m Höhe in Saarmund. Vielleicht war dann meine große Begeisterung  für das Fliegen weg. Ich  wandte mich mehr dem Tauchen zu. Da hatte ich schon in der DDR-Zeit bei Angelas Hochzeit den GST-Tauchlehrer Michael Feierabend kennen gelernt. Er brachte mir alles bei. Im Berliner Hallenbad und im Stechlinsee. Das schwerelose Schweben ist wie beim Fliegen. Einfach fantastisch. Ich machte auch die Padi-Prüfung im Helenesee bei Frankfurt/Oder. Das war die Seite 308 11h54.

Dienstag 14. November 2017 12h54. Gestern wollte ich nur einmal kurz zum Bus im Garten sehen, weil ich noch Zeit hatte bis zum Treffen mit Hildchen. Welche Überraschung: Vor dem Tor ein Grabegerät und bis zur Chamissostrasse ein schmaler Graben. Daneben ein Kabel. Wegen Achims Bierwagen kamen sie mit ihrem Nußknacker nicht weiter. Es soll Straßenbeleuchtung installiert werden. Gegenüber die Straßenbeleuchtung wird durch Kabel auf Masten durch die Eichenbäume mit Strom versorgt. Die Eichenbäume sind mit ihren Ästen im Weg. Das könnte auch gefährlich werden. Deswegen dicht an unserem Zaun der Graben für das Stromkabel. Die Arbeiter versicherten mir, dass ich heute wieder freien Zugang zum Garten habe. Das werde ich ja noch sehen, wenn ich raus fahre. Kein Regen, wenn auch dick bewölkt. Heute früh erstmals Temperatur unter 0, -0,4°C. Aber die nächsten Tage nicht mehr. Trotzdem habe ich meine Geburtstagsblumen heute entsorgt. Genau einen Monat standen sie auf dem Balkon als ein buntes Völkschen. Gestern haben wir Hildchens Opel gescheucht. 140 kmh auf der Autobahn. Das ist immer einmal wieder nötig. Letztens war die Batterie runter. Ein Auto muss gefahren werden. Sonst baut es ab. Ansonsten nichts besonderes. Im Doppelpunkt verspeisten wir unsere übliche Blutwurst mit Salzkartoffeln und Sauerkraut. Wir stellten danach beide fest: Es ist aber nun bald genug. Wir sollten etwas anderes essen. Leber soll ja auch gesund sein. Also wir werden sehen. Heute will ich den ADAC fragen, ob Micha auch ihre  Vorteile in Anspruch nehmen kann, wenn er den Bus fährt. Ich bin ja Halter. Wenn ich mich recht erinnere, sagten sie nach dem Kauf des Polos, die ADAC-Mitgliedschaft ist an den Fahrer gebunden und nicht ans Auto. Dann müsste Micha sich vorsorglich noch was einfallen lassen. Micha wird sich voraussichtlich in diesen Tagen vom Roten Meer verabschieden und nach Luzern zu Kathrin zurückkehren. Das war die Seite 309 13h18.

Mittwoch 15. November 2017 17h14. Auf 3h45 stellte ich den Wecker. Um halb 5 wollte Dima abgeholt werden. Als ich an kam, war Dima schon auf der Strasse. Pünktlich wie die Maurer. Für Dima ist früh aufstehen alltäglich. Wegen seiner Arbeit in der Küche eines großen Krankenhauses im Norden von Berlin. Kirchlich glaube ich. Ich hatte ihn schon einigemale in harten Wintertagen hingefahren. Jedenfalls hatte sich Tatjana - Tanja - angekündigt. Um halb sechs am ZOB am Funkturm. Als wir ankamen, war sie schon da. Um 4 war der Bus schon angekommen. Sie hat zwar ein Handy benutzt es aber wenig. Jedenfalls freuten wir uns. Ein schönes Wiedersehen der beiden Eheleute Dima und Tanja. Sie hatten vor Monaten in der Ukraine geheiratet. Aber die Papiere für einen Umzug Tanjas nach Berlin waren noch nicht da. Auch jetzt noch nicht. So muss sie spätestens in sechs Monaten wieder zurück. Die Fahrt mit dem Navi zum ZOB - Zentraler Omnibus Bahnhof - ging durch Kreuzberg. Nie wieder. Zwei mal verfahren. Einmal fuhr ich eine Strasse zu früh rum vor der Auffahrt zur Autobahn am S-Bahnhof Tempelhof. Sie sind nur zehn Meter von einander entfernt. Und kurz vor der Ausfahrt von der Autobahn am Funkturm geriet ich auf die Avus. Da mussten wir bis zum Hüttenweg und dann zurück. Dabei ist die Fahrt zum ZOB durch die Stadt über Frankfurter Allee, Unter den Linden, 17. Juni und Heerstraße einfach und übersichtlich. Besonders im dunklen. So fuhren wir zurück und konnten Tanja die Westberliner Oper, die Siegessäule, Technische Universität, Brandenburger Tor und Unter den Linden die Staatsbibliothek und die Humboldt-Universität zeigen. Am frühen Morgen sind die Straßen noch verhältnismäßig leer. So kamen wir gut voran. Und ab sieben Uhr konnte ich meinen verlorenen Schlaf nachholen. Nachmittags musste ich noch Spanndraht kaufen und anfangen, den herausgerissenen Zaun abzudichten. Der stärker werdende Nieselregen und die früh einsetzende Dämmerung ist Schuld, dass nur ein Zaunfeld fertig wurde. Morgen geht’s weiter. Das war die Seite 310 17h36.

Donnerstag 16. November 2017 17h26. Ich hatte es befürchtet. Die Wildschweine pflügten den Gartenweg komplett um und auch vor Haus und Schuppen. Sehr gründlich, ohne etwas auszulassen. Sie müssen wirklich sehr hungrig sein. Auch da wo gestern noch auf der Strasse der Graben für die Straßenbeleuchtung  auf- und wieder zugeschüttet wurde, wühlten sie intensiv. Dadurch konnte ich den mit Steinen angereicherten Sand am Zaun unten anhäufen. Spanndraht, 3 Wellasbestplatten - eine gab mir Frau Wolf -, 2 glatte Asbestplatten, 6 Baumstämme von den eingegangenen Apfelbäumen, Eisenstangen, ein altes Auspuffrohr und viel Sand sollen nun den Garten sichern. Und auch Wolfs. Da waren die Wildschweine vergleichsweise harmlos. Und zum Hinternachbarn Erwin konnten sie nicht durch. Der Zaun vom vorigen Jahr hält stand. Vor 2 Jahren waren die Wildschweine auch im Garten. Regenwürmer und Engerlinge sind wohl eine Delikatesse. Bin gespannt was sie in dieser Nacht anrichten. Morgen werde ich weiter den Zaun abdichten. Da sind noch viele dicke Zweige für diesen Zweck auf dem Kompost. Aber das schafft mich. Muskelkater in den Armen. Zur Stärkung nahm ich 6 King Wings bei Burger King in Mahlsdorf, Cola, Onions, Ketschup und french fries. So nennen sie Pommes in Hurghada am Roten Meer. Pommes verstanden sie nicht. Es dauerte etwas, ehe ich das begriff. In USA nennt man das auch Pommes wie hier. Man muss schon ein weit gereister Mensch sein, wie Micha, wenn man alles verstehen soll. Aber die ersten Schritte in die Welt machte Micha mit Vroni und mir. Klettern auf der tschechischen Seite des Elbsandsteingebirges noch mit Kinderwagen in die Felsen mit Hilfe meiner Arbeitskollegen. Ski am Schachty in der Tschechoslowakei ab 2. Lebensmonat jedes Jahr in den Winterferien, in Antalya und Alanya in der Türkei, in der Sahara Tunesiens auch auf dem Kamel, an Polens Ostsee und in Florida an der Küste und in den Everglades. Da hat Micha den Schwung erhalten für seine Reisen. Das war die Seite 311 17h55.

Freitag 17. November 2017 17h27. Wildschweine sind in der letzten Nacht wohl nicht am und im Garten gewesen. Jedenfalls keine Zeichen dafür zu entdecken. Obwohl ich es befürchtete. Sie konnten ja auf den Geschmack gekommen sein. Wolfs Schwiegersohn Ingo - Manuelas Mann - ist dabei einen festen Zaun zu meinem Garten zu setzen. Mit Zaunfelder zu 45€ das Stück, 2 m lang. Das kostet viele Hundert €. Er hatte vorgestern die Wildschweine gesehen, morgen gegen vier Uhr. Als er Lieferung von Canon bekam. Der Fahrer berichtete, dass sich die Horde von 10 bis 20 Tieren nicht aus der Ruhe bringen ließ. Er folgte ihnen und traute sich nicht auszusteigen bevor sie weiter gezogen waren. Ausgewachsene und junge Tiere. Wahrscheinlich wohnen sie in dem kleinen Wald hinter der Feldstrasse. Da ging ich nicht gern vorbei. Da wohnte eine dunkle Person in einem dunklen Haus mitten im Wald. Der Weg führte dicht am dichten Wald entlang. Es war gruselig. Dahinter aber kam eine große Senke, ein Tümpel, ein Biotop mit Fröschen, Fischen, Eidechsen und Wasserpflanzen. Der wurde von allen Seiten mit Müll, Gartenabfällen und viel Resten der Kohle- und Holzheizungen langsam zugeschüttet. Jetzt ist nichts mehr davon zu sehen. Darüber ist ein Grundstück in der Feldstrasse. Und in der Nähe ist das Hotel Flora, wo die Sitzungen des Heimatvereins statt finden. Davor steht eine Reihe von Trabanten für Safaris auch nach Berlin, gelb angestrichen, für Leute, die das Trabantgefühl wieder oder erstmals erleben wollen. Ich bin 49 Jahre lang Trabant gefahren und habe den Wagen geliebt. Aber heute zieht mich nichts mehr da hinein. Seltsam. So viele schöne Fahrten machten wir. Zum Elbsandsteingebirge, zum Ski fahren in die Niedere Tatra und jedes Jahr nach Vysoke, nach der Wende über die Alpen bis zum Gardasee in Italien und bis in die Niederlande. Schöne Erinnerungen. Das war die Seite 312 17h49.

Sonnabend 18. November 2017 17h56. Zwischen Hecke und Zaun habe ich heute weiter Stämme gelegt gegen die Wildschweine. Und ich werde weiter einen Wall mit Holzstämmen anlegen. Sie sollen keine Chance haben, in den Garten einzudringen. Wahrscheinlich waren sie in der Nacht am Zaun. Haben aber nur wenig vom Sandwall außen am Zaun verändert. Vielleicht gaben sie auf. Nachbar Ingos Zaun steht fest und sicher. Zu Wolfs kommen die Wildscheine nicht mehr. Es sind noch genug Holzstämme im Garten, um den Zaun zu sichern. Aber in den nächsten Tagen ist Regen angesagt. Für die Wildschweine kein Hinderungsgrund. Die fühlen sich im Wasser wohl. Für Michas Heizungseinbau und für die Solarzellen auf dem Dach machte ich Fotos und übermittelte Micha die Maße. Er kommt par avion Schönefeld am Donnerstag dem 23.11. nächste Woche. Unglücklicherweise habe ich da Arbeitseinsatz in Gunhilds Garten. Pumpe für den Wasserfall aus dem Teich holen und ein paar abschließende Arbeiten vor dem Winter. Das hält mich fit und für Gunhild ist es eine Hilfe. Micha geht dann zu Vroni. Am Nachmittag bin ich auch zurück. Es wird ja schon früh dunkel. Heute kam beides: Die Dunkelheit und der Regen. Sie vertrieben mich vom Garten. Langsam ist es zur Gewohnheit geworden. Jeden Tag Garten. Es ist aber auch viel zu tun. Der aufgewühlte Boden durch die Schweine muss geglättet werden, damit das Auto wieder nach hinten durch fahren kann. Rita, Bruni und Hubert haben in Facebook dazu ihre lustigen Kommentare gegeben. Also wie gut Wildschweinbraten schmeckt und ich soll sie einladen und dass die Viecher ja das Unkraut hochgerissen haben und ich kann nun einen ordentlichen Weg ebnen. Sehr schön. Wer den Schaden hat, braucht sich um Spott keine Sorgen zu machen. Das war die Seite 313 18h16.

Sonntag 19. November 2017 13h55. Wieder Sonntag, wie schnell vergeht eine Woche. Und wie schnell sind die vier Jahre vergangen als ich heute vor vier Jahren krank wurde. Richtig krank. Grippe. Schwäche. Loli hat mich zum Arzt begleitet. Meine Beine aus Gummi. Ein paar Tage vorher muss ich mir den Virus eingefangen haben. Im Warteraum vor der Ärztin. Es war kalt und rundherum husteten die Patienten. Kalte Eisenstühle eine Ewigkeit zum warten. Es war nur der vorgeschriebene Arztbesuch der Allgemeinen Ortskrankenkasse alle zwei Jahre. Ich war kerngesund und dann danach sterbenskrank. Ich schrieb eine Beschwerde an die Ärztin, die Krankenkasse und das Ärztehaus, die ehemalige Poliklinik am U-Bahnhof Friedrichsfelde. Die Eisenstühle gibt es immer noch. Nur nicht beim Urologen. Da sind Plastestühle wie in der DDR-Zeit. Hat er extra so durchgesetzt, sagte mir der Urologe. Aber diese Schwäche sitzt ein wenig immer noch drin und die Angst vor Erkältung. Und die Angst vor Arztbesuchen. Anfang des Jahres schaffte ich es ohne Arzt und ohne Medizin. Und es dauerte wieder einige Monate. Trotzdem schaffte ich alle Termine. Das ist der Sinn des Lebens: Trotz alledem weiter machen, als wäre nichts geschehen. Let never go. Wenn du glaubst, du bist gesund, dann bist du auch gesund. Das hält mich aufrecht. Heute regnet es und ich bleibe zu Hause. Kein Garten heute. Aber in Gedanken bin ich dort. Ich weiß auch schon, dass ich den hohen Eichenbaum hinter dem Haus absägen werde um die Baumstämme hinter dem Zaun gegen die Kraft der Wildschweine zu platzieren. Heute hätte Peter Reimbold Geburtstag. 1909 geboren war er ein guter und lustiger Kollege in Elektrokohle. Preisrechner. Wir hatten zwei Preisrechner: Peter und Conny. Conny war der Ältere und Erfahrene. Wir hatten ja jeden Tag rund 4 neue oder weiterentwickelte Erzeugnisse. Erstaunlich was alles aus technischer Kohle gemacht wurde. Meistens Formteile für Forschung und Technik. Weil technische Kohle hohe Abriebfestigkeit und chemische Beständigkeit hat und elektrisch leitend ist. Das war die Seite 314 14h18.

Montag 20. November 2017 21h35. Die Wildschweine waren am Gartenzaun. Konnten aber nichts ausrichten. Ich vermaß den Raum, wo der Kühlschrank hin soll noch einmal, weil Micha einen Zentimeter mehr nach oben braucht. Da ist nur ein Fach mit einer Klappe. Den Boden kann man höher befestigen. Und das Dach mit 150 cm ist ja nicht maßgebend, sondern die Halterungen. Und die haben eine Breite von 180 cm. Da bekommt Micha mehr Solarzellen rauf. Die Regenleiste zur Befestigung der Halterungen liegt seitlich am Dach. Damit kommen die Zellen dicht über das Dach. Das ist günstig. Wegen des Luftwiderstandes. An der Webasko-Heizung ist ein Schild mit genauen Angaben. Alles habe ich fotografiert und Micha geschickt. Es kann schon mit seinem Freund Floh vorarbeiten. Gegen Wildschweine gibt es ein Mittel berichtet Maik. Hildchens Sohn Uwe benutzt Bärengülle aus dem Tierpark. Soll er da gekauft haben. Muss ich einmal Vroni fragen.  1999, heute vor 18 Jahren starb unsere verehrte Lehrerin Dr. Vera Vielitz. Durch Edda Trauer kamen wir nach der Wende mit ihr in Verbindung. Edda war in Fredersdorf und in Neuenhagen mit uns in die Schule gegangen und hatte immer mit Vera Vielitz Verbindung gehalten. Edda hatte auch Lehrerin studiert. Sie erzählte ihre Kontroverse mit Vera, weil diese nicht zum Arzt ging. Jahrelang. Dann war es zu spät. Sie wurde 76 Jahre alt. Vera hatte im Kreisamt Strausberg den Namen Albert Einstein für unsere Oberschule in Neuenhagen durchgesetzt. Mit dem Argument, dass die Schulen alle Namen von Literaten haben und es Zeit wird auch einen Naturwissenschaftler zu würdigen. Vera war ein Kumpel. Sie organisierte in den Sommerferien eine Reise in das Elbsandsteingebirge. Ein einzigartiges Erlebnis für uns. Allerdings war ein Mädchen auch in eine Felsspalte gefallen über die wir alle sprangen. Aber sie hatte nicht das richtige Schuhwerk an. Sie war monatelang im Krankenhaus. Das war die Seite 315 21h59.

Dienstag 21. November 2017 12h44. Günter Prasa rief eben an und empfahl den Besuch der Woltersdorfer Schleuse und seiner wunderschönen Umbebung. Aber jetzt im Winter unpassend. Von dort fährt im Sommer auch ein Ausflugschiff zum Stienitzsee. Günter war damals mit dem Boot dahin gefahren. Vom Feriendomizil der Maschinen-Traktoren-Station -MTS-  in Neuenhagen, wo Storr Leiter und Kurt Dupré Parteisekretär war. Günter arbeitete auch dort in der Werkstatt. Heute ist da neben vielen Gewerbetreibenden meine zuverlässige Autowerkstatt Prieß & Friese. Nach dem Krieg war in der  ehemaligen Waffenfabrik eine Möglichkeit geschaffen worden, in der die Neubauern Traktoren und andere landwirtschaftliche Geräte ausleihen konnten. Die wurden da gewartet und repariert. 1000 Traktoren hatte damals die Sowjetunion an die junge DDR geliefert. Richard Bredereck als damaliger Bürgermeister von Fredersdorf begrüßte die erste Lieferung der Traktoren auf dem damaligen Verschiebebahnhof zwischen den Bahnhöfen Fredersdorf und Neuenhagen mit einer Rede vor vielen versammelten Bürgern. Günters Spitzname in der Schule war Jumbo. Den will er aber heute nicht mehr hören. Warum weiß ich auch nicht. Ist doch eine Ehre, einen Spitznamen zu haben. Mich nannten sie bestenfalls Buchi. Ich konnte Günter die Daten von Geburt und Tod von unserer Lieblingslehrerin Vera Vielitz nennen: 20.11.1923 bis bis 12.4.1999.  Er hat eine Tabelle über alle unsere Geburtstage und die unserer Frauen zusammengestellt und ruft sie auch an und gratuliert.  Das Ferienhaus der MTS Neuenhagen am Stienitzsee ist nach der Wende an privat verkauft worden und die MTS wurde demontiert. Ich sollte da als Hoffeger arbeiten hatte mir Kurt Dupré angeboten etwa 1,80 M die Stunde. Das war als ich von der Hochschule für Ökonomie exmatrikuliert wurde. Durch Zufall traf ich Wolfgang Klar in der Keibelstrasse beim Anmelden meines Motorrads. Der war auch von der Hochschule geflogen und arbeitete als Stampferhelfer in dem VEB Elektrokohle Lichtenberg für rund 1000 Mark im Monat. Das machte ich dann auch. Das war die Seite 316 13h13.

Mittwoch 22. November 2017 12h40. Heute muss ich endlich wieder zum Garten. Was machten die Wildschweine? Ein Loch im Zaun? Spanndraht ist genug da. Aber das Einfädeln durch den Maschendraht ist eine mühselige Angelegenheit. Aber es muss sein. Morgen kommt Michael und zufällig hat Gunhild Zeit für Gartenarbeit. Also ab 10h in Birkenstein. Vor allem muss die Pumpe aus dem Teich. Es gab schon Frost. Mittags fliegt Micha in Schönefeld ein. Kann ihn leider nicht abholen. Bis 15h werde ich wohl bei Gunhild zu tun haben. In WhatsApp schrieb Micha, dass er eine Dachbox gefunden hat. Ob wir sie um 18h morgen in Köpenick abholen können. Wird wohl zeitlich gerade so gehen. Mal sehen wie groß sie ist. Ob wir extra den Bus aus Fredersdorf holen müssen. Oder ob er auf den Polo passt. Jedenfalls können wir wieder was zusammen unternehmen. Am Abend Billard im Köh. Heute muss ich in Fredersdorf den Dachgepäckträger einladen falls wir die Dachbox mit dem Polo holen. Gestern hatte Rolli Geburtstag, John Arthur Buchholz -JAB- Frau am Echo Lake in New York state. Das erste Mal, dass ich nicht gratulierte. Vielleicht schaffe ich das noch heute Abend. Die Zeit rennt so schnell vorbei. Rolli heißt Rosalyn und ist nun 78. Johns zweite Frau. Mit seiner ersten Frau hatte JAB seine vier Kinder, alles Söhne und längst selbst mit Familie. Larry - Lawrence - hat auch vier Kinder. Er ist der Älteste und wohnt auch in NY state. Oder Pensylvenia? Ein Sohn wohnt mit seiner Familie in Florida. Er heißt auch John. John ist ein verbreiteter Name in USA. JABs Schwester Chris hat einen John Buck geheiratet. Ich kenne die Familie seit 10 Jahren. Als John Buck in meine Domän KlausBuchholz.com anfragte, ob wir vielleicht Verwandte sind. Der DNA Test bewies es. Das war die Seite 317 13h01.

Donnerstag 23. November 2017 14h56. Micha ist gelandet und mit der Bahn zu Vroni gefahren. Wir verabredeten uns telefonisch  zu 17h30. Dann fahren wir die Dachbox aus Köpenick holen. Sie ist 1,90 m lang und 90 breit und passt damit auf den Polo. So brauchen wir nicht erst den Bus aus Fredersdorf zu holen. Von Köpenick bringen wir die Dachbox gleich nach Fredersdorf. Micha will sich noch die Heizung im Bus ansehen. Und ich kann sehen, ob die Wildschweine wieder aktiv waren. Mit Gunhild ging alles zügig: Erst die beiden Deckel der Mülltonnenbox mit vielen Holzschrauben vor dem Auseinanderfallen retten. Sie sind vom Regen vollgesogen und quietschnass. Im Sommer müssen die Deckel gestrichen werden. Dann einen Sessel auseinander nehmen zum streichen und neu polstern. 7 große Blumentöpfe leeren und die Wurzeln entnehmen und über Winter einlagern. Pumpe und Filter des Wasserfalls wurden dann vom Wasser befreit und auch über Winter eingelagert im Schuppen. Zuletzt ging es nur um Abfahren. Abfall zum Recyclinghof in Mahlsdorf. Torsten hatte alles ausgesucht was vom Bau noch übrig war und für alle Fälle aufgehoben worden war. Leider konnten die zahlreichen Farbeimer nicht mitgenommen werden. Die wird man nur in Köpenick los. Und als Sondermüll muss das bezahlt werden. Ja, wir hatten einiges zu tun als die Baufirma 1967 pleite ging. Keller und Dach waren fertig. Aber die Holztreppe und die Innenausstattung nicht. Da war einiges zu tun. Torsten hatte Medizin studiert und sogar promoviert. Wie er sagte war es ihm leicht gefallen. Was ich nicht verstand. Welche Mengen von Daten sind in der Medizin auswendig zu lernen. Er hatte es nur gemacht, weil seine Eltern es wollten. Torsten war mehr an Fahrzeuge interessiert. So kam ihm die Situation recht: Als Arzt war er nach der Wende arbeitslos. Es gab zu viele in Berlin. Also hatte er Zeit bei seinen Schwiegereltern das Haus fertig zu bauen. Und ich half mit. Zuerst hatte auch Sandy mitgemacht. Reni hatte uns vermittelt.  Das war die Seite 318 15h27.

Freitag 24. November 2017 20h27. Das war ein erfolgreicher Tag für Michas Bus. Winterreifen von Michelin nach Vergleich in ATU, Fredersdorfer Reifendienst und Pries und Friese. Von ATU noch Schneeketten bestellt und Prüfung der Bremsen. Rost will Micha selbst behandeln. Ist auch von allen Werkstätten als minder wichtig gesehen worden. Die Heizung wird auch neu. Das Radio ist top und bleibt drin. Die Schwierigkeit war, den Bus aus dem Garten zu holen. Die Räder waren eingesackt in den feuchten Boden. Es hatte am Nachmittag auch angefangen zu regnen. Mit Spaten, Brettern  und schieben schafften wir es schließlich. Immerhin sind es über zwei Tonnen Gewicht. Beim Fahren war Micha begeistert. Viel besser als der geborgte Bus in Spanien. Es machte Micha richtig Spaß. Die Sorge, dass der Motorriemen gewechselt werden muss ist unbegründet. Das Teil ist aus Metall und hat keine Auswechselzeiten vorgegeben. Micha kommt gut mit dem Bus klar. Es wird ihm noch viel Freude machen. Die Dachbox passt quer auf das Hinterteil des Daches. Vorn auf dem Dach kommen die Solarzellen. Wenn das nicht alles zu schwer wird. Höchstbelastung wohl 2,8 Tonnen. Da muss man noch einmal beim Tüf nachfragen. Es geht nicht klar aus den Papieren hervor. Im Winter geht’s in den Wintersport, Snowboarden. Da soll dann alles top sein. Heute konnten wir schon einige Probleme lösen. Mit seinem Freund Flo wird Micha dann den Rest erledigen: Heizung, Solarzellen, Kühlschrank. Die Wildschweine waren letzte Nacht auch wieder am Zaun und drückten mächtig. Mit Micha schlugen wir einige Pfähle zur Stabilisierung der Baumstämme ein, drückten die Beule gerade und ich schaufelte wieder Sand unten am Zaun auf. Früher gab es keine Wildschweine in den Gärten. Aber das neue Siedlungsgebiet zwischen ihrem Wald und der Tieckstrasse nahm ihnen die Nahrungsmittel. Früher waren die Zäune morsch und voller Löscher. Heute müssen wir alles fest machen. Früher hatten wir einen Kaiser.  Das war die Seite 319 20h52.

Sonnabend 25. November 2017 13h11. Wieder ein Schreck. Das PC-Display erscheint nicht auf dem TV-Monitor. Also keine Verbindung vom PC zum TV. Ein fünf Meter langes Kabel. Das geht unter dem Bücherschrank, hinter dem Bett und unter der Balkontür zum TV. Schwierig nachzuvollziehen ob da eine Unterbrechung ist. Aber es ist keine feststellbar. Nur Staub. Also alles ausschalten und nach einer Weile wieder anschalten. Und oh Wunder das PC-Bild ist auf dem TV-Monitor als wenn nichts geschehen wäre. Technik gleich Wunder. Es liegen viele Kabel unter dem Bücherschrank, am Bett herum und zum TV. Und zum Radio. Es soll ja schon kabellose Verbindungen geben. Aber was für heilloses Durcheinander an Frequenzen würden dann den Raum ausfüllen. Beängstigend. Also dann schon lieber das Kabelchaos. Obwohl, wenn man bedenkt was so überhaupt an elektromagnetischen und anderen Wellen durch die Welt fliegen, dann scheint doch auch noch viel mehr möglich zu sein. Diese Wellen nehmen wohl kaum Platz weg. Sie sind ja auch nicht materiell sondern nur Energie. Und Energie ist eigentlich ja auch alles. Mehr als Materie wie die Astronomen schon feststellten. Man denke nur an die dunkle Materie. Auch nur Energie. Und genauso die schwarzen Löcher. Diese Horrorvorstellung der alles verschlingenden Ungeheuer, die im Weltraum scheinbar unkontrolliert herumvagabundieren. E=MC2 vom alten Einstein. Schließlich ist alles Energie. Die Materie ist nur ein Sonderfall. Wie Eis ein Sonderfall des  flüssigen Wassers ist. Also alles hat sich einmal aus Energie entwickelt. Die Menschheit ist mit der Beherrschung der Energie gewachsen. Und wird daran weiter wachsen. Und wird damit auch das Weltall erkunden. Und wenn man aus Materie Energie machen kann werden wir über Unmengen von Energie verfügen. Es ist nur noch der jeweilige Trick dafür zu finden. Das war die Seite 320 13h22.

Sonntag 26. November 2017 11h52. Micha hat bei Felix übernachtet. Party war angesagt. Heute lässt sich etwas die Sonne sehen. Die nächsten zwei Tage ist Regen angesagt. Also raus zum Garten, ob der Zaun den Wildschweinen weiterhin Paroli bietet. Außerdem nach Brettern suchen, wenn der Bus am Dienstag aus dem Garten muss zum ATU in Mahlsdorf. Da sind ja noch die Bettteile von Albert und Gisela. Mal sehen ob die sich dafür eignen. Mittwoch könnten die Winterreifen in ATU sein. Also Dienstag abends den Bus dort vor die Tür stellen. Vera rief an. Sie fahren heute nach Bad Saarow. Otto hat eine OP dort am 8. Dezember: Steine zerbrechen. Und ich dachte immer nur Vera hätte Steine und schmerzhafte Koliken. Otto hat in seinem Wald viel Bruch vom letzten Sturm zu beseitigen. Mit Leiter und Motorsäge. Nächtes Wochenende fahren sie nach Halberstadt Jens 50. Geburtstag feiern. Am 30. November. Loli ist am 29. November geboren. Beide Schwestern Vera und Brigitte hatten die Schwangerschaft und Geburt zur gleichen Zeit erlebt. Für Brigitte die erste Geburt, für Vera die zweite. Jens hat nach Halberstadt eingeladen. Da ist seine Arbeitsstelle. Wohl im Amtsgericht denn er hat Jura studiert und ist Rechtsanwalt. Mit Simone haben sie ihre Wohnung in der Nähe in Schwanebeck unter dem Harz. Und auch Brigitte schaffte sich mit ihrem Mann Ete dort ein Grundstück an. So pendeln sie zwischen Berlin und Schwanebeck hin und her. Im Winter mehr in Berlin und im Sommer mehr in Schwanebeck. Wir haben leider wenig Verbindung. Es lebt sich alles auseinander. Jeder hat seinen ausgefüllten Tag und seine Freunde, seine Ansichten und Hobbys. Ich hatte Vera Seils durch Tante Lieschen kennengelernt. Sie leitete die Bücherei im Rathaus Fredersdorf in einem kleinen Raum gleich links hinter dem linken Seiteneingang. Das war die Seite 321 12h20.

Montag 27. November 2017 20h39. Ohne Hildchen, weil ich mit Micha am Bus zu tun hatte Erstaunlich einfach ließ sich die Leiter von der hinteren rechten Tür abschrauben. 6 Schrauben waren nicht verrostet. Im Gegensatz zur Leiter. Die ist aus Stahl und hat viele Roststellen. Mit Schraubenzieher kratzen, Drahtbürste und Sandpapier den gröbsten Rost entfernt. Dann mit Rostumwandler gestrichen. Morgen noch Hammarit rauf und lackieren. Als es dunkel wurde fing es auch an zu regnen. Die Leiter haben wir dann mit Handylicht im Gartenhaus entrostet. Erst gab es bei Vroni Frühstück. Dann kaufte Micha im Baumarkt das Material ein. Als wir um 18h bei Porta im Restaurant tranken und aßen, waren wir schon ganz schön fertig. Micha ist auch sehr gründlich und genau. Es soll ja eine Weile halten. Und so eine Stahlleiter am Bus ist teuer. Eine passende Couch fand Micha dann in Porta, dem größten Möbelhaus Berlins nicht. Und der Kaufpreis ist wie in der Schweiz. Also können sie auch da kaufen.  Zwischen ein und viertausend Euro. Vroni fuhr nach Chemnitz zu Lehmanns und kommt erst Donnerstag zurück. Morgen stellen wir den Bus vor ATU ab. Mittwoch sollen die Winterräder da sein und die Schneeketten. Freitag will Micha zurück Richtung Schweiz. Dann wird Micha mit Flo weiter am Bus arbeiten. Bei München. Und dann geht’s in den Wintersport. Snowboarden. Vom kiten hat Micha wahnsinnige Filme vom Roten Meer mit Drohnen aufgenommen mitgebracht. Ein fantastischer Resort und eine eigene Bucht mit idealem Knie tiefen Wasser. Beachboys pumben die Segel auf und legen die Leinen aus. Mehr als zwanzig Kiter sind kaum auf dem Wasser. Der Deutsche Meister Linus Erdmann war zufällig auch zu der Zeit da und zeigt atemberaubene Sprünge und Stunts. Alles auf Video. Und der Haushund ein Schäferhund sprang ihm hinter her. Er konnte nicht genug kriegen von den Verfolgungsjagden. Viele Häuser stehen leer. Sind noch im Rohbau und warten auf die Russen. Die bleiben weg wegen der unsicheren Lage. Das war die Seite 322 21h15.

Dienstag 28. November 2017 23h34. Nun schafften wir es doch noch einige Stunden im Köh Billard zu spielen. Und es machte auch Spaß. Micha gewann, aber ich spielte auch nicht schlecht. Die Köh war voll. Alles junge Leute. Bei bester Laune und sehr laut. Wir mussten erst eine Stunde warten bis ein Pooltisch frei wurde. Auf gemütlichen Sofas tranken wir Tee. Obwohl wir schon bei Burger King was leckeres getrunken hatten und auch vorher in der Backstube bei Hellwig. Auf dem Parkplatz vor Hellwig schraubten wir die Leiter an den Bus. Und legten Gummi vom Fahrradschlauch unter. Das vorige Teil war zu stark mit Rost belegt. Und die Leiter ist entrostet, mit Rostumwandler behandelt und mit Hammamit gestrichen. Wie auch weitere Stellen. Beim Lackierspezialisten Habermat erhielt Micha eine Unterrichtsstunde in richtigem Lackieren mit Untergrund, der nicht wasserdurchlässig ist und den Rost muss man völlig entfernen. Aber erst ab 20 Grand C. Wir haben 7. Also kann Micha das erst machen in der Halle bei Floh bei München. Dafür und für 100€ hat alles Notwendige erhalten. Dann gaben wir den Bus bei ATU ab. Die Michelin-Winterreifen sind schon geliefert. Und wenn nicht viel an den Bremsen zu tun ist, kann der Bus morgen schon abgeholt werden. Morgen um 16h ist Micha mit Felix verabredet. Es gibt auch nichts mehr zu tun. Wir haben alles zur vollen Zufriedenheit erledigt. Das Rausfahren des Bus war wieder eine Sonderaktion. Den Match überbrückten wir mit Brettern und Steinen. Und dann ging es nach einigen Hin- und Herfahren. Nie wieder den Bus in den Garten. Ist ja auch kein Licht. Nicht einmal auf der Strasse. Deshalb fuhren wir zum Hellwig-Parkplatz. Der Parkplatz wird gut beleuchtet.  Außerdem kaufte Micha einen Fahrradschlauch aus dem wir die Gummiunterlage schneiden konnten. Das war die Seite 323 23h55.

Mittwoch 29. November 2017 11h39. Beatrice Carola Buchholz hat heute Geburtstag. Vor 50 Jahren sah die Welt noch ganz anders aus. Unsere Welt. Wir wohnten in der Moldaustrasse 32 in Friedrichsfelde, einem Ortsteil im Bezirk Berlin-Lichtenberg. Berlin war die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik. 1967 war das Hans-Loch-Viertel noch im Aufbau. Ein Neubau. Wir, Mutter Vera, Schwester Angela und ich hatten die Wohnung 1965 von der Wohnungsbau-Genossenschaft Elektrokohle für 92 Mark Miete im Monat erhalten. Nach langer Anmeldung, Einzahlungen von Beteiligungen und tätiger Mitarbeit. Erste Mieter. Vier Zimmer, Küche, Bad, Korridor und Balkon in der dritten Etage. Ein Traum im Verhältnis unserer bisherigen Wohnverhältnisse. Keine Ofenheizung mehr sondern Fernwärme und -wasser vom Heizkraftwerk Klingenberg. Kein Frieren im Winter, eingefrorene Pumpe, Feuer anmachen mit Zeitungspapier und Holz. Auch im Küchenherd um warmes Wasser zu haben und zu kochen. Kein Waschen mehr in der Waschschüssel.  Viele vermissten den warmen Kachelofen und meinten die trockene Wärme wäre ungesund. Zum Beispiel: Meine Arbeitskollegen im volkseigenen Betrieb Elektrokohle in der Herzbergstrasse in Lichtenberg beteiligten sich nicht an der Wohnungsbaugenossenschaft. Sie strebten eine Wohnung im Altbau oder ein eigenes Haus mit Garten an. Ich war begeistert von den schnell wachsenden Plattenbauten. Der Wohnungsbedarf war riesengroß. Im Krankenhaus Kaulsdorf geboren wuchs Loli, wie sie sich selbst bald nannte, in dieser Umgebung auf. Im nahen Kindergarten liebten alle Frau Kronacher, die Betreuerin. Und die Schule war auch nur etwa 500 m entfernt in der Passage. Alles neu im Neubauviertel. Neben der Schule die Apotheke, in der Lolis Mutter arbeitete. Außerdem gab es in der Passage eine Kaufhalle, einen extra Fischladen, Restaurant mit Saal, Friseur, Blumenladen, Dienstleistung für Wäsche und Schuhe und andere Reparaturen. Gegenüber das Altersheim. Es war an alles gedacht im Hans-Loch-Viertel. Das war die Seite 324 12h08.

Donnerstag 30. November 2017 11h04. Loli hat gestern ihren Geburtstag im Krankenhaus gefeiert. Sie wollte Tobi ein Schachlikstäbchen aus dem Maul nehmen. Da biss er zu. In Lolis linken Handballen. Das war schon am Sonnabend. Am Montag war ihr so schlecht, dass Sissi sie ins Krankenhaus brachte. OP und morgens und abends am Tropf für Antibiotika. Und Tabletten nach dem Essen. Sie fühlt sich schwach und müde. Morgen wird Loli entlassen. Sissi holt sie ab. Micha hat heute um halb acht eine SMS von ATU bekommen: Bus ist fertig. Ob sie auch den wackligen rechten Spiegel fest gemacht haben? Um 12h holen wir den Bus ab. Insgesamt 830€. 600 Winterreifen, 100 Schneeketten und 130 Bremsklötze vorn auswechseln. Dann ist er wie neu. Ist er auch wert. Und fit für die Alpen im Winter. Hoffentlich wird es auch mit der Heizung und der Elektrik klappen. Und mit den Solarzellen und den beiden Dachgepäckträgern. Da hat Micha noch einiges zu basteln. Ich auch: Im Garten sind drei Baustellen: Wildschweine, Kompost und Trabiteile zu Pries & Friese bringen. Aber erst einmal den von den Wildschweinen aufgerissenen Weg zum Schuppen einebnen. Damit ich mit dem Auto durchfahren kann. Die Sonne scheint und es wird schon gehen.  Und keine Hitze. Die Temperaturen liegen wenig über Null. Dabei kann man was machen ohne ins Schwitzen zu kommen. Morgen früh wird Micha Berlin verlassen und erst wieder am ersten Weihnachtsfeiertag mit Kathrin kommen. Das ist nicht mehr lange hin. Loli wird es ja dann auch wieder gut gehen. Aber wie auch beim vorigen Weihnachten werden wir nicht zusammen sein. Schade, dass sie alle in den Westen gegangen sind. Das hat die Familie auseinandergerissen. Im Schwabenland ist es sicher nicht so einfach Fuß zu fassen. Sie werden immer als Flüchtlinge angesehen werden. Das war die Seite 325 11h24.       1.11.17 Bus abholen mit Vroni:

Klaus Buchholz: Jeden Tag eine Seite schreiben, Dezember  2017. Doku gegen das Vergessen. Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit. Meine blinden 10-Fingerübungen. Datei Nr. 119/12. 31.12.2021.  Kopien Angela, Sissi, Line, Jason, Vera, Alex, KB.

Freitag 1. Dezember 2017 15h36. Micha ist abgefahren. Mit viel Freude steuert er seinen Bus aus Berlin. Wir sind sehr zufrieden mit dem was wir schafften. Ob bei Handylicht am dunklen Abend beim Entrosten der Leiter oder bei ATU beim Bestellen der Winterreifen und der Schneeketten. Es war eine angenehme Zusammenarbeit mit sichtbarem Erfolg: Die neuen Radkappen von Autoteile 24 glänzen auch ohne Sonne. Radprofile und neue Vorderradbremsen geben Sicherheit. Neue Heizung, Kühlschrank und Solarzellen auf dem Dach machen die Sache perfekt. Genügend Stauraum für Kiten und Snowboarden bietet die große Dachbox aus Treptow. Aktion Bus erfolgreich abgeschlossen. Micha ist sehr gründlich. Gestern nahmen wir noch die beiden Gepäckträger auseinander um die Querstangen besser entrosten zu können. Sie ist einwandfrei stabil. Aber außen und innen hat sie Rost angesetzt trotz des festen Überzug. Der einige Risse hatte und von uns völlig entfernt wurde. Vor dem Eingang meines Gegenüber-Nachbarn - früher wohnten da meine Schwiegereltern und auch Angela 5 Jahre - schraubten wir die Teile auseinander. Nachbar Michael erzählte von seine Reisen im Wohnwagen durch Norwegen. Und von der nächtlichen Begegnung mit den Wildschweinen. Sein Hund schlug gegen 3h früh an und er ging raus und sah einige der etwa 20 Tiere schon im Garten. Ausgewachsene Schweine und Junge. Er konnte sie zurücktreiben. Nur die Säcke mit Eichenlaub vor dem Zaun wurden Opfer ihres Hungerns. An meinem Zaun konnte ich nichts entdecken. Aber sicher ist der auch noch nicht. Ich muss noch was machen: Baumstämme hinter den Zaun und Erde anhäufen von außen am Zaun. Der Regen hat schon einiges wieder weg gespült.  Bei dem angesagten Schnee und Regen in den nächsten Tagen wird es wohl kaum etwas damit werden. Aber danach. Beim Kaffee trinken im Rewe am Datheplatz traf ich heute einen angenehmen Gesprächspartner. Es ist ein gutes Gefühl jemanden zu treffen mit den gleichen humanistischen Überzeugungen. Das war die Seite 326 16h11.

Sonnabend 2. Dezember 2017 18h13. Ich sehe immer noch, wie Micha stolz und freudig und zufrieden seinen Bus steuert. Ist ja über den anderen PKW. Da hat man eine weite und bessere Sicht auf den weiteren Verkehr. Es macht schon Spaß. Und wenn alles fertig ist, die Solarzellen und die Dachbox auf dem Dach, die Heizung drin und der Kühlschrank, dann wird es für Micha ein Genuss sein, in die Alpen zum Wintersport zu fahren. Auf den verschlungenen Alpenstraßen hoch und runter bei Schnee, Eis und Nässe. Das mag einen nicht gefallen. Aber es ist eine mächtige Herausforderung. Und wenn man es geschafft hat welch ein Hochgefühl. Ich habe noch immer dieses Gefühl, wenn ich an unsere Wintersportfahrten denke. Im Riesengebirge, in der Niederen Tatra, in Polen und in den Alpen. Alles zur Genüge ausgekostet. Unvergesslich. Das waren noch wirkliche Abenteuer. Mit Schneeketten, auf Eis und Schnee, auf ausgefahrenen schmalen Straßen. Viele Erinnerungen tauchen da auf. Was gerade mit Micha wieder erinnert war: Die Fahrt vom Kienberg nach Chemnitz. Es hatte schon nachts angefangen zu schneien. Und es schneite am Tag weiter. Wir wollten noch ein paar Abfahrten machen. Aber ich hatte Angst den Trabi nicht mehr vom Parkplatz zu bekommen. Der Schnee lag schon hoch. Und viele waren beim Schippen, um ihr Auto rauszukriegen. Ein Glück dass ich immer einen Spaten im Kofferraum hatte. Auch heute noch. Einen deutschen Armeespaten. Mit Schneeketten vorn an den Antriebsrädern kam ich dann rückwärts raus und auf die Strasse. Die war aber auch schon voll Schnee und voll Spurrinnen. Der Trabi blieb stecken und wir machten auch an die Hinterräder Schneeketten, ganz einfache Riemchen und Ketten. Und dann ging es mit viel Gefühl bis zum Grenzübergang, dann an Oberwiesenthal vorbei Richtung Chemnitz. Alles Schnee und Eis. Aber der Vorderantrieb zog den Trabi immer wieder gerade. Viele schwere Autos blieben zurück und solche mit Hinterantrieb. Und es war schon dunkel als wir über Annaberg-Buchholz endlich Chemnitz erreichten. Das war die Seite 327 18h36.

Sonntag 3. Dezember 2017 13h10. Dreimal ist gestern der PC abgestürzt. Beim Sichern des gestrigen Textes. Bis Chemnitz war noch erhalten geblieben bei der Wiederherstellung. Ich hatte aber vorher den sichtbaren Text fotografiert und konnte ihn nachschreiben. Das ist nun schon Kopie7. Sieben Mal ist dieser Text schon abgestürzt seit Januar. Warum? Er ließ sich ja immer wieder herstellen. Aber ein unsicheres Gefühl bleibt. Was passiert da in dem PC? Das wissen wohl nicht einmal die Experten. Man will es auch nicht wissen. Hauptsache das lässt sich wieder in Ordnung bringen. Ohne großen Zeitverlust. Eben hat er gespeichert. Dadurch bleibt der Text bis dahin erhalten. Man müsste vielleicht selbst dauernd speichern. 14h31 bis jetzt mit Loli gescypt und WhatsApp wieder neu eingerichtet. Loli kennt sich aus. Vielleicht kann sie was von meinen Trabi-Ersatzteilen aus dem Schuppen in Fredersdorf los werden über Ebay. Da muss ich nur noch ein Foto machen. Wenn ich jetzt noch rausfahre kann ich das Foto gleich über WhatsApp schicken. Außerdem bin ich gespannt auf die Wildschwein-Aktivitäten. Am Zaun muss noch einiges mehr befestigt werden. Wenn man bedenkt, wie schwer so eine Bestie ist. Die muss sich ja nur gegen den Zaun lehnen oder gegen das Tor. Schon ist sie drin. Allerdings wird es schon dunkel. Für ein Foto nicht so günstig. Höchstens mit Blitz. Das geht auch. Ist aber nicht so viel zu sehen. Werde nur Ottos alten Kleiderschrank aufnehmen. Den hatte ich als Regal für die Trabi-Teile eingerichtet. Wenn die raus sind, ist er nicht mehr so schwer und drückt nicht an die Wand. Da besteht die Gefahr, dass der Balken, der das Dach hält von den Fundamentsteinen gestoßen wird und der Schuppen einstürzt. Es wäre schon gut, wenn die Trabi-Teile weg wären. Das war die Seite 328 14h43.

Montag 4. Dezember 2017 11h04. Gestern von 7 Jahren starb mein Freund Henning Gerlach. Er wohnte in der Türkei in Amasra Bartin am Schwarzen Meer. Zufällig rief ich in dem Augenblick an als er schon aus der Tür getragen wurde zum Krankenhaus. Er kam noch einmal an das Telefon und wir verabschiedeten uns. Es war ihm klar, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Er war ein kluger, lustiger, offener und humaner Mensch. Schade um ihn. Er war auch gar nicht einmal so alt. Aber krank. Irgendwelche Krankheiten. Er hatte eine Türkin als Frau und Kinder. Er meinte, dass er so gut türkisch spricht, dass niemand erkennt, dass er Deutscher ist und in Deutschland aufwuchs. Er hatte viele Freunde in seiner Wohngegend mit denen er zur Küste ging und grillte und Fische fing und philosofierte. Und er hatte viele Freunde in aller Welt und eine Tochter in Florida, mit der er sich gut verstand. Ganz im Gegenteil zu seinen Eltern in Dresden. Seine Mutter war die Schwester meiner Schwiegermutter Gabriele Esther, geb. Hofmann. Sein Vater hatte eine Zahnarztpraxis. Ich kannte sie von den Geburtstagsfeiern bei meinen Schwiegereltern, wo Hennigs Vater immer ein ellenlanges lustiges Gedicht vortrug. Aber mit ihrem Sohn Henning hatten sie nicht viel im Sinn. Er war auch früh aus dem Haus und studierte in München Geographie. Dort lernte er eine Türkin kennen, lernte die Sprache und heiratete sie. Die Heirat war in Istanbul - für mich lange Zeit in der Jugend Konstantinopel -. Dort auf dem Weg zum Standesamt wurde er von einer Gang ausgeraubt. Alles Geld, alle Heiratsdokumente waren weg. Mit der deutschen Botschaft musste alles wieder provisorisch vorgelegt werden, damit die Heirat dann doch noch von Statten gehen konnte. Er half vielen Waisenkindern nach dem großen Erdbeben nahe Istanbul, wo viele Menschen unter den Trümmern ihrer Häuser starben. Henning schrieb viele Bücher. Ein Buch mit den Landkarten der Wanderungen von Karl May. Und Bücher über die deutsche Kolonialzeit in Afrika, die vor allem die Landkarten enthielten. Das war die Seite 329 11h25.

Dienstag 5. Dezember 2017 13h31. Ein ganzer leerer Tag liegt vor mir. Keine Termine. Keine dringenden Aufgaben. Oder doch. Es ist ja bald Weihnachten. Es war immer ein event. Den Weihnachtsbaum aussuchen mit den Kindern. Ihn nach Haus bringen und aufstellen und schmücken. Und die vielen Geschenke vorbereiten. Oft war ich selbst der Weihnachtsmann. Wenn kein Vater und kein Opa in der Nähe war. So für Uwe Reddig. Wie viel Angst hatte er. Es war falsch mit einer Rute aufzutauchen. Und schwierig ihn wieder zu beruhigen. Ja er glaubte an den Weihnachtsmann. Das hätte nicht sein dürfen. Es war aber immer etwas mit Heimlichkeit. Selbst als jeder wusste was los ist. Da war es ein Theater. Und eine Feierlichkeit, auf die niemand verzichten wollte. Tradition eben. Es würde etwas fehlen. So vollzog sich die Sache jedes Jahr. In der Kolonie Waldheim. In Fredersdorf. In der Moldaustrasse und der Eichendorffstrasse in Fredersdorf bei den Schwiegereltern Wanda und Otto. Immer alles für die Kinder. Es sollte etwas Feierlichkeit sein. Und ein Familientreff. Mit meinen Eltern auch. Aber alles hat ein Ende. Zuletzt war dann die Weihnachtsfeier in Chemnitz. Oder hieß es da noch Karl-Marx-Stadt? Am Amselsteig. Mit Steve und Sophia. Wer wird jetzt wohl am Amselsteig Weihnachten feiern? Alles hat sich geändert. War das gut? Wenn alles gleich bleibt passiert doch nichts und nichts Neues kann entstehen. Es wäre auch langweilig, wenn sich nichts ändert. Jede Änderung ist wie ein Kick, ein Stoss zur Besinnung. Aber auch schmerzlich. Die alten lieb gewordenen Gewohnheiten sind weg, sind vergessen. Aber dafür haben wir ja unsere Erinnerungen. Eine riesige Menge. Und die Bilder, die Fotos, die Videos, die Super 8 Filme. Wie Schiller sagte: Die Gegenwart geht schnell vorbei. Einzig die Vergangenheit bleibt ewig stehen. Das war die Seite 330 13h53.

Mittwoch 6. Dezember 2017 12h42. Eine Nachricht gestern im Handy von Janina: Rita, ihre Mutter und meine Cousine ist gestern gestorben. Also Montag der 4.12.2017. Auf Nachfrage: An COPD. Sie hatte wegen Atemnot noch einen Arzt angerufen. Aber umsonst. 67 Jahre alt. Die alte Buchholz-Krankheit. Asthma. Ihr Vater Herbert Buchholz war daran gestorben gleich nach der Wende im Krankenhaus. Er war 75 Jahre. Und seine Mutter  Martha Buchholz geb. Lüdtke auch. Sie lebte die letzten Jahre bei meinem Vater in Adlershof in seiner Kneipe. Ihr Alter weiß ich nicht. In Ancestry? Bei der Krankheit geht es um fortschreitender Atemnot, immer weniger Sauerstoff geben die Lungen ab. Mein Vater Kurt Buchholz hatte eine Puste. So nannte er das Gerät. Damit spritzte er sich etwas in den Mund, das die Lungenbläschen vergrößerte. Aber er starb nicht daran. Er war krank und wollte nicht mehr leben. Seine Mutter und die von Herbert verbrannte besondere Kräuter und atmete den Rauch ein. Dann ging es ihr besser. Rita war 1950 in Fredersdorf geboren. Ihre Eltern, Margarete und Herbert Buchholz wohnten in der Röntgenallee Ecke Schubert Strasse. Sie hatten einen Kleintierhandel in der Wohnlaube. Und sie züchteten Ratten und Mäuse für die medizinische Forschung. Ihr Bruder Jürgen schrieb eben auf WhatsApp, dass er nicht wusste, dass Rita diese Krankheit hatte. Ich wusste das auch nicht. Aber es ist naheliegend bei den Vorfahren. Man merkte es ihr jedenfalls nicht an. Micha rief eben an. Er ist beim entrosten und Rost umwandeln der beiden Stahlprofile vom Autogepäckträger. Er war an der Schweizer Grenze durch gewunken worden mit all seinem Gepäck im Bus. Davor hatte er eine Riesenangst. Das ist ja wie ein Umzug. Kathrins Mutter Petra hatte noch viel mitgegeben und auch Peter in Jena. Haben sie was mit, hatte der Zöllner gefragt. Und als Micha fragte was, na Alkohol, Tabak, Fleisch zum verzollen hat Micha gesagt, nur ein Stück von der gebratenen Ente von Petra aus Leipzig. Da sah der Zöllner noch durch das Küchenfenster und winkte Micha durch. Ein Felsen fiel von Michas Herz. Das war die Seite 331 14h57.

Donnerstag 7. Dezember 2017 18h06. Ich fällte einen Baum im Garten. Er war gut armdick und 5 m hoch. Hinter dem Haus, wo vor Jahren der alte Apfelbaum stand, den der Wind umgebrochen hat. Er hatte große gelbe Äpfel. Sie schmeckten irgendwie nach Ananas ein wenig. Was für eine Art der Baum war, den ich heute absägte, weiß ich nicht. Amerikanische Eiche wie die Straßenbäume. Von denen kommen viele Ableger im Garten. Oder ein Ahorn. Er hat eine so glatte helle Rinde. Er ergab wohl 5 Teile des Stammes. Sie liegen jetzt hinter dem Zaun und sollen ihn vor den Wildschweinen schützen. Die Wildschweine waren offensichtlich schon seit Tagen nicht aktiv am Zaun. Aber irgendwann werden sie wieder kommen. Wie schon vor 2 Jahren und wie im vorigen Monat. Der Weg am Haus vorbei bis zum Schuppen ist dermaßen zerwühlt, dass es noch einige Anstrengungen kostet ihn wieder mit dem Auto befahren zu können. Aber erst einmal den Zaun sichern, dass sie nicht mehr durchkommen. Es liegen jetzt viele Baumstämme hinter dem Zaun. Er wird immer sicherer. Der Baum hinter dem Haus war so wie so dran, gefällt zu werden. Er überragte schon weit das Dach des Hauses. Und so dicht am Zaun des Nachbarn ist auch nicht sicher. Nun steht noch der Stamm bis zu einer Höhe von ungefähr ein Meter sechzig. Da kann er wieder Zweige bilden in der Hecke. Da sind immer die Amseln drin. Sie schauten auch die ganze Zeit, da ich im Garten war zu. Auch Westnachbar Renés schwarze Katze kam zu Besuch. Und ein bunter Eichelhäher setzte sich auf den höchsten Ast des Birnbaums und beobachtete die Umgebung. Wovon ernährt der sich wohl? Wenn die jungen Vögel aus dem Nest kommen ist der Eichelhäher ein Räuber und frisst Jungvögel. Wieder ist das System beim Sichern abgestürzt. Das wird langsam lästig. Wieder eine neue Kopie nötig. KlausBuchholzKopie 8.doc. Microsoft Word  Das war die Seite 332 18h35.

Freitag 8. Dezember 2017 12h46. Ritas Tochter Janina wollte die email von Jürgen wissen. Es geht um die Bestattung. Wohl an der Seite von Herbert und Gretel Buchholz. Bei dem Herbert Begräbnis 1990 waren noch alle aus der Herbert Buchholz Familie dabei. Günter verteilte Blumen an jeden. Aber sie waren sich nicht grün. Schuld ist der zweite Weltkrieg. Er entfremdete Günter von seinem Vater. Als Günter 3 war, musste sein Vater Herbert Soldat werden. Er machte den Polenfeldzug mit und Frankreich und in der Sowjetunion war er auch. Er überlebte nur mit viel Glück. Zuletzt wurde Herbert an der Hand verwundet und war bis zum Ende des Krieges im Lazarett. Von seiner Kompanie ist niemand am Leben geblieben. Es war entsetzlich. Als Herbert wieder bei seiner Familie war konnte sich sein Sohn nicht mehr an ihn gewöhnen. Günter liebte seine Mutter abgöttisch und als ihr Mann auftauchte war dieser ein Fremder, ein Eindringling für Günter. Seine Mutter beschrieb das in ihren Erinnerungen. Trotzdem, in Fredersdorf und als Neubauern in Bruchmühle waren sie auf einander angewiesen. Herbert war wegen seiner Hand auch behindert. So hat Günter viel gemacht. Ich erinnere mich noch, dass sie beide am Wochenende im Sommer kellnerten. Bei Kardell im Restaurant Seebad am Stienitzsee. Das brachte wohl einiges ein. Aber wegen einer getöteten Kuh flüchtete die ganze Familie nach Westberlin. Mit Sack und Pack. Ich fragte mich immer, wie sie das alles über die schwer bewachte aber noch offene Grenze in den 1950er Jahren rüber schaffen konnten. Gretel nähte an der Nähmaschine und trug bedeutend zum Lebensstandard bei. Sehr gut ging es ihnen nicht. Am 13. August 1961 - dem Tag des Mauerbaus - waren Vera und ich zu Besuch. Angela blieb bei der Oma Wanda in Fredersdorf. Wenn ich mich recht besinne war Günter schon ausgezogen. Ja, ich besuchte ihn in Berlin-Buckow. Er lebte dort mit seiner Frau in einer Wohnlaube mit Garten. Das war die Seite 333 13h10.

Sonnabend 9. Dezember 2017 13h14. Heute hat Kathrin Schurig Geburtstag. Sie ist die Freundin von Micha und arbeitet als Ärztin in einer Klinik in Luzern. Sie ist eine der Assistenzärzte, die die Hauptarbeit in den Krankenhäusern leisten. Kathrin hat ihr Medizinstudium erst voriges Jahr abgeschlossen und arbeitet in ihrem Traumberuf als Anästhesistin. Eine verantwortungsvolle Tätigkeit. Micha dagegen hat es gut. Er lebt von seinen Ersparnissen und frönt seinen Hobbies. Mit Kathrin war Micha schon in Tansania/Afrika und in Sri Lanka. Teils touristisch, teils sportlich - kiten -. Und in den Alpen fahren sie auf den Skipisten mit dem Snowboard. Ein gesundes Leben. Von Luzern aus haben sie viele Möglichkeiten zum reisen. Nach einem Ort in der Nähe von Leipzig, wo Kathrins Eltern wohnen, nach Tarifa/Spanien zum kiten oder auch nach Berlin. Heute am Sonnabend wird Kathrin nicht zu arbeiten haben, kann ausspannen und ihren Geburtstag feiern. Es gehört schon eine reichliche Portion Durchsetzungsfähigkeit dazu, Medizin zu studieren und abzuschließen. Torsten hat das mit links erledigt, wenn man ihm glauben soll. Aber ich traue es ihm zu. Mit Klugheit und Ruhe hat er sogar seinen Doktor gemacht. Und das, obwohl er keinen Spaß hat an Medizin, sondern lieber an Autos und Häusern baut. Wir halfen lange Jahre zusammen bei Gunhild und Klaus an ihrem wunderschönen Haus. Und Torsten hatte keine Lust zu ärztlicher Tätigkeit. Das konnte ich nicht verstehen. Abgesehen davon, dass die Kenntnisse und Fähigkeiten brach liegen und gebraucht werden. Man sehe nur wie voll die Wartezimmer der Ärzte sind. Aber Berlin hat zu viele Ärzte angeblich. So konnte er jahrelang arbeitslos sein. Erst als sein Arztfreund vom Bernauer Krankenhaus nach England ging, bewarb sich Torsten dort. Und ist wohl auch Chef. Denn das ist seine Natur, Chef zu sein. Auch wie Kathrin in der Anästhesie. Torsten und Mandys Tochter Emily hat übrigens heute auch Geburtstag. Sie wird 17 Jahre alt. Das war die Seite 334 13h37.

Sonntag 10. Dezember 2017 14h42. Nun wird es Zeit an die Weihnachtsgeschenke zu denken. Meine sind meine Broschüren. Also diese Datei jeden Tag eine Seite schreiben und was gerade aktuell ist. Aktuell ist Ritas Tod und der erfolgreiche Abschluss von Michas Bus-Aktion. Nun hat er ihn in der Garage in Horw sicher untergestellt. Einige Monate vorher hat er mit Christian Kraml in Burglengenfeld in Bayern den günstigen Kauf vereinbart. Und er wäre auch kurz danach mit dem Bus nach Spanien zum kiten gefahren, wenn nicht die überlastete Zulassungsstelle wochenlange Terminvergaben hätte. So haben Vroni und ich auf Michas Bitte die Sache gemanaged. Also die Zulassung und die Überführung des Bus nach Fredersdorf. Und als Micha kam, konnten wir gleich anfangen mit renovieren. Die Leiter entrosten und streichen, den Riss an der Seite und die Beule hinten auf dem Dach. Die verbogene Leiter etwas gerade richten. Die Dachbox von Treptow holen und die angerosteten Dachgepäckträger auseinander bauen. Das entrosten und streichen macht Micha jetzt in Luzern. Dann kommt das Highlight: Mit zwei weiteren Dachgepäckträgern Solarzellen auf das Dach montieren. Außerdem will Micha mit seinem Freund Flo die ganze Innenausstattung neu machen und die Elektrik auswechseln. In den nächsten Wochen. Und dann, wenn alles fertig ist geht es in die Alpen zum Snowboarden. Und im Sommer wieder kiten in Tarifa im Süden von Spanien. Ein ausgefülltes Leben. Was hat meine Cousine Rita vom Leben gehabt. Mit 67 Jahren vorige Woche gestorben. Der Hit war ihre Reise nach San Franzisko. Hat sie beim Raten wie vieles anderes gewonnen. Da war sie mit Tochter Janina. Eine Traumreise für beide. Dann hatte sie zwei Gärten. Zuerst am Teltowkanal und dann in der Nähe von Janinas Garten. Buchholzer müssen in die Natur war ihr Credo. Aber nach dem ihre Mutter gestorben war, nicht mehr. Das war die Seite 335 15h05.

Dienstag 12. Dezember 2017 16h40. Gestern bei Hildchen. Zwei Blumenpflanzen in ihrem Garten eingepflanzt. Die stammen noch von meinem Geburtstag - Astern - und von Sissis Besuch - gelbe Rosen -. Mal sehen, ob sie dem Winter widerstehen dort in Petershagen im Rondell von Hildchens Garten. Es hat schon geschneit. Aber der Boden ist nicht gefroren. Im Medimax konnte ich sogar 90er Druckpapier bekommen. Das war im Gewerbepark von Strausberg. Seit einiger Zeit stelle ich den Polo im Garten bei Hildchen ab und fahre mit ihrem Opel. Der soll auch einmal bewegt werden. Hildchen selbst fährt sehr wenig und nur kurze Strecken. Das muss sie auch nicht, denn am Montag, wenn ich komme, erledigen wir alles. Heute brachte ich die Weihnachtspost zur Post. Für Sissi ein schwerer Wälzer mit Fotos und Text zu 2300 Jahren alten griechischen Skulpturen auf Glanzpapier. Von 1932. Vor 2300 Jahren konnten die Menschen nur Gebäude, Skulpturen und Texte für die Erinnerung hinterlassen. Heute sind wir schon ein Stück weiter: Fotos, Videos, Sprachmitteilungen sind einfach herzustellen und können uns in Erinnerung bleiben. Wie lange hat es doch gebraucht. Welche technischen Erfindungen wurden gemacht. Warum ging das nicht schneller? Die Kirche sperrte sich gegen alles Neue. Und der weit verbreitete Glaube an Übernatürlichem verhinderte die Entwicklung der Praxis. Seit einigen 100 Jahren haben sich die Menschen etwas befreit und wir sind auf dem besten Wege. Überall in der Welt sind Erfinder und Wissenschaftler dabei Neues zu schaffen. Aber das Alte krallt sich noch in vielen Ländern und Hirnen fest. Und schreckt nicht vor Mord und Krieg zurück. Wie viele unnötige Mittel werden vergeudet. An Statt für Fortschritt, Sicherheit gegen Naturgewalten und Gesundheit verwendet zu werden. Das war die Seite 336 17h04.

Mittwoch 13. Dezember 2017 11h14. Frau Dr. Wagner hat mir einen Weihnachtszahn spendiert. Eigentlich müsste er raus und die anderen wackeln auch. Also Vollprothese. Aber weil ich bei ihr bin und bald Weihnachten ist, hat Frau Dr. Wagner ein Einsehen und eine Füllung eingesetzt. Er war ja auch ruhig. Keine Schmerzen. Nur die Füllung war rausgefallen. Es fühlte sich an, als wenn ein Stück Zahn abgebrochen ist. Nun bin ich zufrieden. Ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Die Ärzte müssen ja auch ihr Geld verdienen. Mit einer Füllung verdienen sie wenig. Zähne ziehen und Vollprothese bringt Geld ein. Also ich habe noch einmal Glück gehabt. Keine Nüsse essen, warnt sie freundlicherweise noch. Und immer vorsichtig. Ich werde daran denken. Ein Weihnachtsgeschenk. Micha rief gestern an. Mit Flo sind sie am Bus. Die Dachbox haben sie gestern angebaut und angefangen die Solarzellen zu montieren. Jedenfalls sieht man das auf den Fotos, die Micha in WhatsApp zeigt. Heute und morgen noch haben sie Zeit. Für die Heizung und die Elektrik. Schwere Batterien für den Solarstrom sind schon unter den Sitzen. Nun kommt die neue Heizung. Unter der alten Heizung war schon etwas durchgerostet. Sie müssen heute eine Platte einschweißen. Darauf kommt dann die neue Heizung. Auch wieder unter einem Sitz. Bin gespannt, ob die Batterien auch von der Lichtmaschine beim Fahren gespeist werden können. Und über die Außensteckdose, wenn sie auf einem Parkplatz sind. Das ist sicher eine komplizierte elektrische Schaltung. Und verbunden mit Michas Handy. Da kann er die Temperatur im Auto sehen und die Heizung anschalten. Selbst wenn er noch zu Hause am Frühstückstisch sitzt. Technik gleich Wunder. Das war die Seite 337 11h37.

Donnerstag 14. Dezember 2017 12h17. Über WhatsUp bat mich Micha gestern, ein Snowboard abzuholen. Hat er wohl im Internet gefunden. Invalidenstr. 129, App. 503 um 20h. Ich war schon eine halbe Stunde früher da. Und tatsächlich. Da stehen nur die Wohnungsnummern neben dem Klingelknopf. Da braucht der Hausmeister nicht immer die Namensschilder tauschen, wenn jemand umzieht. Clevere Idee. Neben dem Hauseingang eine Kneipe: The castle. Ich bestellte ein Pils. Schaffte es aber nicht das große Glas auszutrinken in der halben Stunde. Gut besucht. Keine Kneipe wie sie früher an jeder Ecke in Berlin war. Mit Lichtkugel.  Die großen Fenster rundherum zeigen die Straßenbahnhaltestelle, die Leute, die da über den Damm hasten. Gegenüber der Eingang zum Nordbahnhof. Das ist wohl der Rest vom ehemaligen Stettiner Kopfbahnhofs. Wie der Schlesische Bahnhof - heute Ostbahnhof - oder der Anhalter Bahnhof am Tempodrom, von dem sie eine Wand haben stehen lassen. In Leipzig ist noch der Kopfbahnhof so erhalten, wie er einmal aufgebaut wurde. In Stuttgart wird der Kopfbahnhof untertunnelt, um einen Durchgangsbahnhof zu haben. Schade, dass so viel abgerissen wird. Aber Neubau ist lukrativer als Umbau. Nur es geht das Alte verloren. Die haben früher ja auch viel Mühe und Liebe in die Bauten gesteckt. Das geht verloren. Rund um den Nordbahnhof sind viele moderne Bauten entstanden. Nicht weit ist es ja auch zum Hauptbahnhof von Berlin. Das war auch ein Kopfbahnhof: Der Lehrter Bahnhof. Die Fläche wird jetzt für einen ganzen Stadtteil zugebaut. Aber einige alte Gebäude sind in der Invalidenstrasse erhalten. Wie das Naturkundemuseum mit dem riesigen Saurierskelett. Das Snowboard brachte Felix vom App. 503 und 504 um 20h zum Eingang und ich konnte es gut mit U- und S-Bahn nach Hause bringen. Das war die Seite 338 12h43.

Freitag 15. Dezember 2017 12h53. Nun ist auch unser ehemaliger Lehrer Blankenstein gestorben. Er wurde 92 Jahre alt. Und immer geistig da. Sein Sohn Bernd rief an. Er hatte meine Hefte gefunden und das Telefonverzeichnis seines Vaters. Seine Frau war schon 2015 gestorben. Das war nicht seine Mutter sondern die zweite Frau seines Vaters. Bernd hat noch viel auszusuchen vom umfangreichen Nachlass. Und wenn er noch etwas findet von der Schulzeit, will er mir das gern zukommen lassen. Also werde ich ihn im Februar anrufen. Dann besuchte ich gestern Ingrid Beyer im Judith Auer Heim. Sie ist ja nun auch schon 90 Jahre alt und will nicht mehr zurück in ihre Wohnung. Im Heim wird ihr alles vorgesetzt und es ist angenehm und das Essen schmeckt. Sie braucht ihren Rollator. Und so gingen wir vom sechsten Stock ins Erdgeschoss in das kleine Cafe, wo wir gemütlich Kaffee tranken und ein gut gemischtes Eis aßen. Ingrid ließt noch ihr Neues Deutschland aber über die jetzige schwierige Regierungsbildung der CDU und SPD konnte sie keine Meinung formulieren. Es blieb beim Gespräch über die Familie. Ihr Sohn Florian besucht Ingrid regelmäßig mit seiner Frau Angela. Ihr älterer Sohn Tobias ist in der Lehre. Aber was er lernt, konnte Ingrid nicht sagen. Der Name des jüngeren, der noch zur Schule geht, konnten wir aus dem umfangreichen Fotoalbum mit Dimitri ermitteln. Jedenfalls freute sich Ingrid über meinen Besuch. Es war ja seit ihrem Geburtstag im August das erste Mal wieder. Sie hatte auf den Anrufbeantworter gesprochen. Den konnte ich aber lange nicht abhören. Erst nachdem mir im T-Punkt im Ringcenter die Telefonnummer 3311 genannt wurde. Am Festnetztelefon ist da dauernd das Besetztzeichen. Aber auf dem Handy lässt sich der Anrufbeantworter abfragen. Das war die Seite 339 13h18.

Sonnabend 16. Dezember 2017 13h41. Gestern wie jeden Freitag gab es im Zweiten Fernsehen die Heute-Show mit dem unvergleichlich guten Oliver Welke und seiner überragenden Mannschaft. Das sind unglaublich viele, die da in dem Nachspann genannt werden. Aber einer besser als der andere. Gestern waren nicht einmal alle da. Und insgesamt gesehen, war es auch nicht so gut wie vorige Jahresendsendungen. Es wurde wieder der Vollpfosten vergeben. Ein mir unbekanntes Wort. Muss etwas mit Dummheit zu tun haben. Erdogan bekam einen, weil er die Meinungsfreiheit in der Türkei nicht zulässt. Und behauptet in einer öffentlichen Rede, dass es in keinem anderen Land als der Türkei so viel Pressefreiheit gibt. Dabei sitzen tausende Journalisten in Gefängnissen und dürfen nicht publizieren. Kritische Medien wurden geschlossen, Radio, Fernsehen, Zeitungen. Mit der Begründung des Umsturzversuchs und der Beteiligung an dem missglückten Staatsstreich gegen Erdogan im vorigen Jahr. Kritik gibt es in Deutschland in vieler Hinsicht. Allein die Heute-Show hätte man schon verbieten können. Wie oft wird die Merkel kritisiert, dass sie nichts macht. Oder was sie macht ist falsch: Der Atomausstieg, die Hilfe für Flüchtlinge, die Unterstützung der Banken. Aber sie hat die meisten Stimmen bekommen bei der letzten Bundestagswahl und ist immer weit oben in der Skala der beliebtesten Politiker. Es gibt keine Alternative? Alle hatten einen Mangel: Guttenberg, Schavan, der kurzzeitige Bundespräsident, dessen Namen schon wieder in Vergessenheit geraten ist. Birte Schneider und Ullrich von Heesen waren gestern dabei und glänzten mit beißender Satire. Aber wenn man auch immer die bekannten Gesichter kritisiert. Im Grunde sind wir es, die einfachen Menschen, die das alles zulassen. Wegen unserer Trägheit. Das war die Seite 340 14h05.

Sonntag 17. Dezember 2017 13h38. Heute hat Friedchen Geburtstag. Soll ich anrufen? Ihr Mann Gert ist sehr krank und sie war wohl deshalb auch nicht zu unserem letzten Klassentreffen im Doppelpunkt am S-Bahnhof Fredersdorf. Keiner kam. Nur ich. Es war vorauszusehen. Elfriede Engel ist ihr Geburtsname. Und unsere Klassenhefte enthielten auch immer den Geburtsnamen bei Frauen. Sie war in der Fredersdorfer Kneipe Madel an der Kirche aufgewachsen. Der dicke Madel war ein gemütlicher Gastwirt. Im Saal fanden viele Kundgebungen und Feste statt. Auch die Wahl und die Auszählungen. Da hat meine Mutter auch immer mit gemacht. Und Herbert und Sohn Günter Buchholz zeigten da Turnübungen bei den Festen. Sie waren sportlich und übten auch immer zu Hause. Sie hatten auch ein paar richtige Boxhandschuhe zu Hause. Günter boxte im Verein und sein Vater war Schiedsrichter. Obwohl wir hungerten nach dem Krieg war Günter doch sehr kräftig und ging keinem Streit aus dem Weg. Mein Hobby war das nicht. Obwohl ich einige Mal mitging zum Training. Es war nicht angenehm, einen Boxhieb auf die Nase zu kriegen. Mein Hobby war mehr Bücher lesen und Figuren aus Holz zu schnitzen. Und ich zeichnete gern. Da gab es noch keine Zeichenblöcke und ich bemalte alles Papier was mir unter die Finger kam. Vom Kontobuch bis zu Notizheften. Es machte mir einfach Spaß. Ja, das war die Fredersdorfer Zeit im und nach dem Krieg 1945. Mit meinem Schulfreund Helmut Fricke baute ich Schiffe und wir ließen sie auf dem Fredersdorfer Mühlenfließ schwimmen. Mit Segel und als ich eine Dampfmaschine fand, auch mit Antrieb. Auch mit meinem Sohn Michael später baute ich Segelschiffe mit Schaumstoffkörper und ließ sie im Biesdorfer See und auf dem Müggelsee schwimmen. Das war die Seite 341 14h00.

Montag 18. Dezember 2017 20h55. Inge Buchholz hat heute Geburtstag. Aber sie starb schon am 7. August 1989. Kurz vor dem Fall der Mauer. Welch eine Tragödie. Sie hatte nach Westberlin einen Kadow geheiratet. Aufgewachsen in Berlin-Treptow bei ihren Eltern Elli und Paul Buchholz. Paul war der jüngere Bruder meines Vaters Kurt Buchholz. Die drei Brüder waren eine verschworene Gemeinschaft. Als Ältester unterstützter mein Vater seine Mutter Martha Buchholz, weil sein Vater durch eine Verwundung im zweiten Weltkrieg an das Bett gefesselt war. Bis er 1924 starb. Inge war das einzige Kind von Elli und Paul. Sie gingen nicht nach Westberlin als ihre Tochter Inge sich in Westberlin verheiratete. Das war noch vor der Mauer 1961. Nach dem Mauerfall hätte ich gern die Kadows kennen gelernt. Ein große Familie. Aber irgendwie hat das nicht geklappt. Eine Enkeltochter von Inge lernte ich auf Ritas Grundstück kennen. Sie war mit Janina befreundet. Gretl erzählte, dass sie mit Kadows nichts zu tun haben wollte. Bei ihr habe ich auch keinen Kadow gesehen. Inge war sechs Jahre älter als ich. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in der Kindheit mit einander spielten. Obwohl sie uns in der Kolonie Waldheim in Berlin-Friedrichsfelde mit ihren Eltern oft besuchte. Da gibt es auch Fotos. Aber ich habe keine Erinnerung. Sehr schade. Sie war ja auch eine echte Buchholzer. Vielleicht nach der Wende. Aber sie starb kurz vorher. Soviel ich weiß an Krebs. Elli und Paul haben kaum etwas von Inge erzählt. Es ist auch schmerzlich, wenn die Tochter unerreichbar auf der anderen Seite der Mauer mit ihrer Familie lebt. Und in dem Augenblick, das sie sich öffnet, ist Inge schon nicht mehr am Leben. Ich weiß nur, dass Inge fröhlich war und freundlich genauso wie ihr Vater Paul. Das war die Seite 342 21h16.

Dienstag 19. Dezember 2017 13h39. Heute vor einem Jahr fuhr ein tunesischer Terrorist mit einem Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in der Nähe des Berliner Zoos. Es war 20 Uhr und der Weihnachtsmarkt war gut gefüllt. Er fuhr in die Menschenmenge und in die Kioske und tötete 12 Menschen und verletzte viele Besucher und Schausteller. Vorher hatte der Terrorist noch den polnischen LKW-Fahrer erschossen. Der war einen Tag zu früh mit seiner Stahllieferung aus Italien in Berlin angekommen und hatte seinen LKW abgestellt. Der Terrorist stahl ihn, um ein Massaker in Berlin anzurichten. Der IS - Islamischer Staat - übernahm die Verantwortung als Rache für die Bombenangriffe der USA, Frankreichs, Deutschland und anderer verbündeter Staaten gegen den IS. Der Terrorist war lange in Deutschland und den deutschen Sicherheitsbehörden bekannt. Sie hätten ihn längst festnehmen müssen. Allein schon wegen seines Drogenhandels. Aber wegen fehlender Zusammenarbeit der Behörden geschah nichts. Er konnte im NRW und in Berlin Moscheen besuchen und hat wohl dort auch seine Auftraggeber getroffen. In Italien auf seiner Flucht wurde er schließlich von Karabinieri erschossen als er das Feuer auf sie eröffnete. In Nizza war auch ein Terrorist mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gefahren und hatte an die 80 Menschen ermordet. Die Ursache sind wie üblich die USA. Sie unterwarfen die Sunniten im Irakkrieg. Die bildeten als Reaktion darauf den Islamischen Staat gegen die Schiiten und die anderen ihrer Unterdrücker. Der Zulauf aus allen Ländern war erstaunlich. Viele Muslims wollten helfen einen Kalifenstaat über alle Grenzen aufzubauen mit dem Koran und der Scharia als Staatsgesetz. Unzählige Verbrechen und Tote folgten. Die Kurden und die irakische Armee mit Unterstützung westlicher Bomberstaffeln machten diesem blutigen Spuk ein Ende. Das war die Seite 333 14h08.

Mittwoch 20. Dezember 2017 12h04. 65 Jahre würden heute Annelie und mein Bruder Kurt verheiratet sein. Sie heirateten in der Schweiz und wie es dort so üblich war und vielleicht auch noch ist, mussten Trauzeugen dabei sein. Seine Arbeitskollegen taten das. Kurt arbeitete in Baden/Schweiz bei Brown/Boverie Co. Er hatte in Berlin Feinmechaniker gelernt. Annelie war ihm  aus der DDR in Fredersdorf gefolgt. Und später kamen ihre Eltern auch. Sie lebten an der Schweizer Grenze, ich glaube Lauchingen heißt die Siedlung am Rhein in der Nähe von Waldshut. Über den Grenzkontrollpunkt in Waldshut bin ich die ersten Jahre in die Schweiz eingereist. Später, auf Anraten von Kurt, ging über einen kleinen  Übergang rüber. Der war näher. Waldshut ist weiter westlich und ein Umweg, da ich aus dem Osten kam über Singen Autobahn und Schaffhausen. Diese Tour ist mir gut in Erinnerung. 17 mal war ich in 8 Jahren bei Annelies und half ihr in Haus, Garten, beim Einkaufen und zum Arzt. Das ist nun auch schon wieder einige Jahre her und Annelies kommt gut damit zurecht. Es war nur für die Zeit nach dem Tod von Kurt, um ihr den Übergang leichter zu machen. Sie freute sich immer wenn ich im Frühjahr und Herbst kam und war sehr betrübt beim letzten Mal. Es war ja auch kaum noch was zu machen. In ihrem Haus und Garten wirtschafteten Arbeitskollegen von Willi, Heikes Freund. Und Heike und Jürgs Haus und Garten waren verkauft. Da hatte ich gelegentlich auch helfen können. Besonders die Büche wuchsen da in den Himmel. Es machte mir Spaß mit Kettensäge und Heckenschere dazwischen zu gehen und Luft zu schaffen. Heikes drei Töchter hatten nicht so das Interesse an Gartenarbeit wie Heike. Wie Rita eben eine echte Buchholz. Das war die Seite 334 12h23.

Donnerstag 21. Dezember 2017 15h46. Das war eine tränenreiche Beerdigung. Janina, Jessica, Gary, Ritas Freund Klaus, Robin. Alle waren erschüttert über Ritas frühen Tod. 67 Jahre ist doch kein Alter. Was hätte sie noch alles mit den Enkelkindern machen können. Charleen und Emilia tobten mit Robin durch die Wohnung von Heiko und Janina. Linus war der jüngste mit vielleicht 5 Monaten. Meistens auf dem Schoß von Alexandra Kurtz. Eine Freundin Janinas seit Kindergartentagen. Sie wohnt noch im Lesser-Uri-Weg. In der Kapelle auf dem Friedhof in der Bergstrasse sprach ein gute Rednerin über Rita und ihre Familie. Ergreifende Worte über das frühe Dahinscheiden Ritas. Ihre Krankheit hat sie tapfer 6 Jahre lang ertragen. Und hat sich nichts anmerken lassen. Ich wusste das nicht. Hoffentlich ist die nicht auch auf Jürgen und seine Kinder Andi und Alex vererbt. Aber wohl nicht. Keine Anzeichen. Günter hatte die Krankheit nicht. Ich kenne keinen Alkoholiker, der an Krebs erkrankt ist. An Alsheimer ja. Es war eine Erdbestattung. Es ist schon erdrückend, wenn der Sarg von sechs Trägern herabgelassen wird. Dazu Glockengeläut. Es war 12 Uhr. Es ist die gleiche Stelle, wo ihre Eltern Margarete und Herbert Buchholz liegen. Heinz Steinke, ihr Exmann war auch da. Sie wohnten Tür an Tür in der Moltkestrasse in Steglitz und verstanden sich bis zu letzt. Nur nicht, als  sie noch verheiratet waren. Heinz war auch sehr zu Tränen gerührt. Er muss sie sehr geliebt haben. Genauso wir Klaus Ritas Freund. Das erinnert mich an meinen Vater Kurt Buchholz. Obwohl schon seit Jahrzehnten geschieden, hat er sich an der Seite meiner Mutter die Grabstelle gesichert und seine Urne liegt auch da. Auf dem Friedhof in Friedrichsfelde, wo auch ein Teil der Friedhof der Sozialisten ist. Das war die Seite 335 16h11.

Freitag 22. Dezember 2017 14h45. Vroni rief an: Micha kommt aus Leipzig am Montag, 1. Weihnachtsfeiertag und holt mich ab. Wir feiern bei Vroni. Micha bleibt die Woche bei Sabine. Da werden wir ja Gelegenheit zum Billard haben. Im Köh am Hackeschen Markt. Der Bus ist fertig geworden. Am Dienstag. Etwas später. Aber fertig und Micha ist glücklich. Sie kommen aber nicht mit dem Bus sondern mit Kathrins Auto. Schade. Noch kein Foto vom fertigen Bus gesehen. Mit der Box und den Solarzellen auf dem Dach. Der Riss an der Seite ist gespachtelt und lackiert. Das ging noch beim Floh in der warmen Werkstatt. Draußen kann man jetzt nicht lackieren. Heute hat Emilia ihren vierten Geburtstag. Sie tobte ganz lustig mit Charleen gestern rum. Hingen auf Robis Rücken und ließen sich durch die Zimmer tragen. Lolis Hand ist noch nicht besser. Immer noch Verband drum. Und muss täglich eingecremt werden. Das macht Sissi. Jason hat Sissi gestern zum Flugzeug nach Stuttgart gebracht. Er bleibt über die Weihnachtsfeiertage bis zum nächsten Jahr bei seinem Vater Samuel in Holland. Sie wollen auch prüfen, ob er dann länger bleiben kann. Wenn es mit der Schule klappt. Jason kann wohl schon etwas holländisch. So ein Tapetenwechsel kann Wunder wirken. Jason war ja etwas schwierig bei Sissi. Vielleicht fehlt ihm der Vater. Ich kann mir vorstellen, dass es bei seinem Vater mit Zucht und Ordnung zu geht. Er war ja lange Zeit Soldat und machte auf mich auch den Eindruck eines disziplinierten Soldaten. Er hat mir ein strenges Regiment in der Familie vorgeführt, als ich mit Loli und Micha einmal dort war. Das hat mir wieder einmal den Kasernenhofton in Erinnerung gebracht. Das hatte ich zweimal selbst erlebt. In Prora auf Rügen in den Semesterferien und in Parow II bei Stralsund nach dem Abitur. Das war die Seite 336 15h07.

Sonnabend 23. Dezember 2017 13h49. Billy wird heute 82. Wilhelm Döring ist sein richtiger Name. Er kam mit dem Treck nach dem Krieg aus dem Osten. Er besuchte schon oft seine ehemalige Heimat in Polen und pflegt da freundschaftliche Beziehungen. Edelgard, seine Frau, schreibt wie ich am Computer. Und hat sogar ein Buch davon drucken lassen. Einfach aus ihrem Erleben heraus. Sehr interessant. Mit Billy war ich in der 11. und 12. Klasse in der Einstein-Oberschule. Das war von 1952 bis 1954 als wir gemeinsam das Abitur machten. Ihm gefiel das Lernen nicht und ging nicht an eine Hochschule. Sondern lernte in der Maschinenfabrik in Marzahn. Nach der Wende trafen wir uns beim Klassentreffen in Neuenhagen. Und da er auch einen Trabi lange Zeit fuhr und an ihm geschraubt hatte, hatte er viele Ersatzteile übrig als er auf einen Westwagen umstieg. Die bekam ich dann. Und viel davon liegt heute noch im Schuppen im Garten. Und ich möchte das gern los werden, da ich ja nun auch schon sechs Jahre VW Polo fahre. Meine langjährige Werkstatt in Neuenhagen, Pries & Friese hat zugestimmt die Teile kostenlos zu übernehmen. Zum verschrotten im wesentlichen sicher. Das war vor vier Monaten. Aber es hat noch nicht gepasst, etwas hinzubringen. Nun muss ich erst einmal den Weg zum Schuppen ebnen, den die Wildschweine umpflügten. Also das kann noch dauern. Mit Billy teile ich auch das gleiche Schicksal des verlorenen Schuljahres durch den Krieg. Die meisten Mitschüler sind ein Jahr jünger. Immer waren die Schulen zum Ende des Krieges nicht besetzt von Soldaten und Kranken. Bei mir spielte sicher auch die Umschulung von Karlshorst nach Fredersdorf eine Rolle. Ich versuchte das aufzuklären an Hand der Zeugnisse. Aber da fehlen einige. Das war die Seite 337 14h09.

Sonntag 24. Dezember 2017 13h19. Wieder einmal ein Heiliger Abend. Und auch noch am Sonntag. Das kommt selten vor. Was waren das für rauschende Feste, für aufregende Vorbereitungen. Allein den Weihnachtsbaum aussuchen. Das war schon eine schwierigen Aufgabe. Aber die Kinder hatten da genaue Vorstellungen. Schwierig war nur sich zu einigen. Und dann trugen wir das Teil zum Auto und machten auf dem Dach fest. Im Triumph nach Hause. Aber dann begann es erst richtig. Zuerst den Fuß anspitzen bis er in die Aufnahme passt. Ich fühle das klebrige Harz an den Fingern. Und das Reintragen und aufstellen, dass er nicht umkippt. Ist auch schon vorgekommen, zumindest gewackelt hat er. Dann die Kerzen. Früher richtige Wachskerzen. Und der Boden war am Ende voll gekleckert. Aber die Zeit der Wachskerzen ist lange her. Trauriger Abschied für alle. Ich nicht. Ich bin immer für was Neues und Besseres. So auch die elektrische Weihnachtsbaumbeleuchtung. Nein, mit den Wachskerzen ist kein Baum abgebrannt bei uns. Wir passten auf. Oft war es dicht daran. Wenn die Kerze runter gebrannt war, war der kritische Punkt. Und die Tannennadeln waren schnell trocken und brannten herrlich. Und dufteten nach Wald. Und dann das Schmücken. Oben passte oft nicht die bunte Spitze. Weil der Baum genau so hoch war wie das Zimmer. Haben wir dann weg gelassen. Ist ja auch übertriebener Tand. Dafür rund herum alles mögliche. Kleine geschnitzte Figuren hatte Vroni immer vorrätig. Engel und so etwas. Vera hatte von ihren Eltern nichts Religiöses mitbekommen. Aber Vroni. Vroni ging auch immer in die Kirche am 24. Ich war einmal mit. Dann nicht mehr. In Bydgosz in Polen sahen wir sie schon früh morgens vor der Arbeit schnell in die Kirche gehen, bekreuzigen, mit Wasser benetzen, niederkrien eine Zeit lang und wieder raus gehen. Ich war selbst dabei und erstaunt als wir Tante Mariechens Verwandte in den 1960er Jahren besuchten. Das war die Seite 338 13h51.

Montag 25. Dezember 2017 11h16. Eigentlich ist heute Hildchen-Tag. Aber sie hat abgesagt weil ihr Sohn Uwe da ist. Über Weihnachten und Neujahr macht sein Chef die Firma zu und schickt alle in den Urlaub. Das haben sie auch verdient. Schwere körperliche Arbeit mit der Installation von Bädern und Küchen. Dabei alles was mit Gas und Wasser zu tun hat. Abbau der alten Einbauten, runter tragen etliche Treppen und dann das Neue hoch und anbringen. In Zürich und Umbebung. Uwe wohnt auch in der Nähe von Zürich, in Belikon. Da war Annelie nach der Krankheit in einem Sanatorium. Uwe gefällt es dort. Eine ruhige Gegend. Er wohnt in einem kleinen Zimmer zur Untermiete und fühlt sich wohl so ohne Verpflichtungen an Haus und Garten wie in seinem Haus in Petershagen. Uwe ist hier immer aktiv. Entweder hat er was bei seiner Mutter zu tun oder nebenan in seinem Haus. Da war eingebrochen worden. Wahrscheinlich haben Diebe sich viel versprochen von dem großen Einfamilienhaus. Offensichtlich wussten sie auch, dass Uwe in der Schweiz arbeitet und das Haus lange leer steht. Da waren Arbeiter, die die Wiesenstrasse vor Uwes und Hildchens Grundstück asphaltierten. Uwe sprach mit ihnen, weil sie erbost waren, dass er die Zufahrt selbst in Auftrag gegeben hatte. In dem Zusammenhang wird er wohl darauf verwiesen haben, dass er die meiste Zeit nicht zu Hause ist. Wer weiß, wer das mitgehört hat. Es soll auch noch einige Einbrüche in der Gegend gegeben haben. Eben rief Vera an. Sie hatte mit Angela gesprochen und war völlig entnervt durch die Uneinigkeit zwischen Angela und Loli. Ich sagte ihr, dass unsere Kinder so geworden sind, wie wir sie erzogen und jetzt sind sie selbst erwachsen und selbständig in der Lage ihre Probleme zu lösen. Sie hatten sich ja schon öfter wegen Kleinigkeiten gestritten und sind wieder zusammen gekommen. Und das werden sie auch wieder schaffen. Eine Einmischung von uns kann das nur verschlimmern. Das war die Seite 339 11h50.

Dienstag 26. Dezember 2017 14h41. Das zweite Mal blieb der Bildschirm leer. Obwohl der PC die üblichen Startgeräuche hören ließ. Diesmal suchte ich nicht nach einem Kontaktbruch zwischen Rechner und TV, sondern schaltete alles aus, trank meinen Tee und schaltete wieder ein. Und siehe da: Das Bild kam als ob nichts gewesen wäre. Irgend eine Ursache muss aber sein? Sollte der Rechner wieder einmal eine Säuberung nötig haben? Gestern kamen Kathrin und Micha. Kathrin rief um 18h von Schönefeld an. Also nahm ich das Snowboard, die Zahlungsaufforderung der Thüringer Polizei, den Brief mit dem Vertrag über die Haftpflichtversicherung des B-US1847, die drei Flaschen-Weihnachtsgeschenke und ging ihnen entgegen. Und oh Wunder sie kamen mit dem Bus. Schön, dass ich ihn nach Vollendung sehen durfte. Mit der Box hinten auf dem Dach und vorn die beiden Solarzellen. Fantastisch. Es war doch etwas langwieriger einzurichten als angenommen. 100 Stunden brauchten Floh und Micha in Landshut in der Werkstatt. Nun ist alles verkabelt. Mit einem Kilometer Kabel! Die Heizung pustet mächtig unter den Tisch und Micha kontrolliert mit einem App seines Handys die Temperatur im Fahrzeug von Vronis Wohnung aus. Es war ein angenehmer Gesprächsabend. Vroni hatte allerlei Leckerei bereitet und die Stunden vergingen schnell. Aber die beiden waren müde. Teilweise 24h gefeiert. Nun war es Zeit in Ruhe bei Sabine auszuschlafen. Am Mittwoch oder Donnerstag wollen wir Vronis TV an die Wand anbringen. Und darunter ein Regalbrett für Radio und Plattenspieler. Dann nimmt Micha den altehrwürdigen Riesenkoffer mit,  auf dem jetzt der TV steht. Darin hatte einmal Micha reingepasst und geschlafen oben auf dem Schrank in Sabines Zimmer im Tierpark. Es war wieder schön, Erinnerungen auszutauschen. Das war die Seite 340 15h03.




 

 

       


























Vom 5. bis 11.2.2020  24 Besuche.  Bis 19.2.2020 50. Bis 8.3.2020 103.  Bis 8.4.2020 208.  Bis 18. 5.2020 301. Bis 7.6.2020  403.  Bis 6..7.2020  502. Die obere Zahl ist laut Telekom-Technik richtig. Also nun 804 am 29.7.2020. 900 bis 15.8.2020. 1000 bis 4.9.2020. 1251 bis 20.10.2020. 1503 21.11.2020. 1792 am 22.12.2020. 2411 am 4.3.2021. 3021 am 25.4.2021, 3699 am 12.6.2021. 5344 am 18.09.2021. 9021 am 24.5.2022.